Loveparade 2010 - zehn Monate danach: Neue Erkenntnisse?

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 16.05.2011

In der  heute erschienenen Ausgabe des "Spiegel", die sogar mit dem Titelbild zur Loveparade 2010 aufmacht, wird insbesondere die Veranwortung der Polizei für die Katastrophe untersucht, aber auch Verantwortlichkeiten der Stadt Duisburg  - im geringeren Maße auch solche des Veranstalters - werden benannt . Offenbar liegen dem Spiegel "vertrauliche" Informationen aus dem staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren vor. Das dürfte in der Öffentlichkeit Anlass dazu sein, einige der schon bekannten Umstände noch einmal zu betrachten, andere, bisher noch nicht näher betrachtete, erstmals zu analysieren. Ein erster lesenwerter Kommentar von Lothar Evers liegt bereits vor (hier) . Vielleicht gelingt es auch wieder, hier im Beck-Blog in sachlicher Weise die rechtlichen Implikationen zu diskutieren. Nach wie vor maße ich mir nicht an, allgemein taktische polizeiliche Fehler als solche zu bewerten, sondern werde hier weiter den Fokus auf die strafrechtliche Verwertbarkeit legen. Das schließt aber nicht aus, dass in den Kommentaren auch das polizeiliche Einsatzverhalten näher diskutiert werden darf - so wie es den früheren Diskussionen ja auch schon geschehen ist.

Von den Spiegel-Autoren werden folgende "Fehler" der Polizei genannt:

1. Das Einvernehmen
Die Polizei "hat es laufen lassen in der Zeit der Planung". Auch wenn sie, was näher ausgeführt wird, von vielen Absprachen zwischen Stadt und Lopavent nichts mitbekommen habe, so sei sie doch rechtzeitig vor dem Termin in der Arbeitsgruppe 4 über die Sicherheitsvorbereitungen und evtl. -mängel informiert gewesen. Der Tunneleingang sei auch Gegenstand polizeilicher Inspektionen und Diskussionen gewesen. Die Polizei sei aber trotz Bedenken "nicht hart und entschieden genug [gewesen], um einzugreifen, durchzugreifen, notfalls die Parade abzusagen". Der Düsseldorfer Polizeidirektor Schalk habe sogar im Juni noch die später entscheidenden Fragen gestellt - zum Stau im Eingangsbereich bei gegenläufigen Menschenströmen. Die Polizei habe sich dann aber mit ein paar kleinen Änderungen zufrieden gegeben und danach auch keine Kritik mehr angebracht.
Nach Wiedergabe des Spiegel hält aber selbst die StA dieses Verhalten der Polizei im Vorfeld für strafrechtlich irrelevant, da ein ausdrückliches "Einvernehmen" der Polizei nicht gegeben sei. Die Staatsanwaltschafft habe also geprüft, ob es ein "Einvernehmen" der Polizei gegeben habe, konnte dies aber nicht finden. Und daraus werde gefolgert, dass sich die Stadt Duisburg über das Erfordernis eines Einvernehmens hinweggesetzt oder die bloße Mitwirkung der Polizei als schon ausreichendes Einvernehmen verstanden hat.

Trifft diese rechtliche Bewertung zu? Strafrechtlich wäre der Polizei (wenn man einmal unterstellt, dass ein ausdrückliches  Einvernehmen fehlt) in der Planungsphase demnach nur ein Unterlassen vorzuwerfen, es nämlich unterlassen zu haben, die Veranstaltung mit dieser als gefährlich erkannten Ein-/Ausgangskonzeption zu verhindern. Eine Verhinderung der Veranstaltung durch die Polizei wäre möglich gewesen durch ein ausdrückliches Verweigern ihres für die Genehmigung erforderlichen Einvernehmens - das Beispiel Bochum, wo die LoPa 2009 nach polizeilicher Intervention abgesagt wurde, belegt dies hinreichend. Aber war die Polizei auch zur Intervention verpflichtet? Oder durfte sie es "einfach laufen lassen"? Jedenfalls nach dem Spiegel-Bericht will sich die StA nicht auf dieses unsichere Gelände bewegen, sondern meint, die Verantwortlichkeit läge bei den Mitarbeitern der Stadt, die ohne ausdrücliches Einvernehmen der Polizei eine rechtswidrige Genehmigung erteilt hätten.
Tatsächlich bewegt man sich an diesem Punkt auf unsicherem Gelände: Wenn ein Einvernehmen der Sicherheitsbehörden Vorausetzung für eine solche Veranstaltung ist, unter welchen Voraussetzungen sind dann diese Behörden verpflichtet, ihr Einvernehmen ausdrücklich zu versagen und damit die Veranstaltung zu verhindern? Und lagen diese Voraussetzungen hier vor? Ich denke, dass die Polizei an den Planungen so nah dran war, dass ihre Verantwortlichen erkennen mussten und auch erkannt haben, dass ihr "Schweigen" seitens der Stadt als Zustimmung/Einvernehmen aufgefasst wurde. Ich will nicht behaupten, es handele sich um eine bewusste Taktik, aber wenn es so ist, wie im Spiegel dargestellt, hat sich die Polizei im Vorfeld erfolgreich aus der Verantwortung "geschlichen": Sie hat Kritik angebracht, dann aber die Veranstaltung so wie geplant stattfinden lassen.

2. Der Schichtwechsel
Dass  in der kritischen Phase der LoPa - wenn auch noch weit vor den tödlichen Ereignissen - ein Schichtwechsel der Polizei stattfand, ist lange bekannt (hier nochmal das Foto von 15.30 Uhr). Nicht bekannt war bisher, das man den Schichtwechsel erst auf Intervention des Personalrats und Ministeriums vorsah und dass es zuvor Kritik am Zeitpunkt desselben gab.
Laut Spiegel hat der Schichtwechsel zur Unzeit bewirkt, dass dort neue Kräfte ohne  Vorbereitung in eine schon bedrohliche Lage quasi "hineingeworfen" wurden. Dies hätte beigetragen zur Gefährdung, möglicherweise auch zu Fehlentscheidungen.
Strafrechtlich wird es aber schwer fallen, den Schichtwechsel selbst mit den Todesfällen unmittelbar in einen Kausalzusammenhang zu bringen. Solche möglichen Kausalzusammenhänge lassen sich nicht ausschließen, aber auch nicht hinreichend als "Ursache" beweisen. Wäre etwa ohne Schichtwechsel dasselbe passiert, hätte man möglicherweise die Müdigkeit/Überforderung der Beamten als Negativfaktor angesehen. Einen wichtigen Hinweis gibt allerdings Lothar Evers: Möglicherweise sind infolge des Schichtwechsels einfach nicht genügend Kräfte gleichzeitig dort gewesen, weil man dieselbe Anzahl von Hundertschaften  dann eben nicht gleichzeitig sondern nacheinander eingesetzt hat. Die entscheidende Frage also: Waren genug Kräfte da? Oder wurde die zuvor für nötig befundende Anzahl der Beamten aufgrund des nötigen Schichtwechsels halbiert? Dies ist deshalb so wichtig, weil das Entstehen des Gedränges auf der Rampe damit zusammenhängt, dass das Sperrkonzept der Polizei nicht funktionierte. Mit mehr Kräften an den richtigen Stellen hätten die Sperren aber funktionieren können.

3.  Die fehlende Lautsprecheranlage
Hier im beck-Blog aber auch an anderer Stelle wird als ein ganz wesentlicher Umstand, der die Katatstrophe mitverursachte, angesehen, dass es auf der Rampe praktisch keine Kommunikation zwischen Polizei/Sicherheitspersonal und Besuchern gab. Die Besucher kamen aus den Tunnels und wussten nicht, wo und wie es weitergehen sollte. Auch als sie sich schon drängelten, bemerkten sie nicht, dass in ihrem Rücken nicht weit entfernt genug Platz war. Sie wurden einfach nicht von den Kräften, die Überblick hatten, informiert. Die z.T. vorhandenen Megaphone waren viel zu schwach. Und die in der Genehmigung verlangte ELA fehlte (siehe hier). Dies - so der Spiegel - war der Polizei ab 14 Uhr bekannt. Man hat also 2,5 Stunden vor dem Unglück gewusst, dass ein wichtiger Teil des Sicherheitskonzepts fehlte. Durfte die Polizei dann einfach weitermachen ohne sich um Ersatz zu bemühen (Lautsprecherwagen oder mobile Anlagen müssten doch herbeizuschaffen sein...) Oder hätte sie die LoPa abbrechen oder auf einen Abbruch durch die zuständigen Behörden hinwirken müssen? Das letzte ist eine schwierige Frage, denn die Risiken eines Abbruchs zu einem Zeitpunkt, zu dem schon Hunderttausende in der Stadt waren, mussten ja mit abgewogen werden. In diese Richtung wird sicherlich weiter ermittelt. Aber nicht zu vergessen: Dass die ELA nicht vorhanden war, ist primär ein Versäumnis von Lopavent, dass dies nicht kontrolliert wurde, ein Versäumnis der Stadt Duisburg.

4. Die mangelnde Kommunikation (Funkgeräte/Mobiltelefone)
Eine ähnliche Frage - meines Erachtens aber etwas weniger unmittelbar mit der Katastrophe zusammenhängend -  wirft die mangelhafte Kommunikation der Sicherheitskräfte/Polizei untereinander auf. Die Funkgeräte funktionierten offenbar nicht richtig, das Handynetz war überlastet, weil man es möglicherweise versäumt hatte, sich entsprechenden Vorrang im Netz zu reservieren. Es wird auch hier schwer fallen, eine unmittelbare Ursache für die Katastrophe festzustellen, die strafrechtlich relevant wäre.

5. Die Sperren
Schon seit den ersten Kommentaren zur LoPa 2010 werden die polizeilichen Sperren als  unmittelbare Mitursachen der Katastrophe bewertet. Die Polizei hat sie wohl eingerichtet, um den "Pfropf" am Rampenkopf zu entlasten/aufzulösen. Aber dazu, so jedenfalls meine Auffassung, waren die Sperren, die dann eingerichtet wurden, erkennbar ungeeignet bzw. sie versagten ihre Funktion. Schließlich hat die Sperre auf der Rampe das Gedränge an einer wesentlich problematischeren Stelle (am unteren Ende der Rampe, eingekesselt zwischen den Tunnelausgängen und Betonwänden) erst verursacht. Das ist keine neue Erkenntnis. Aber ein Zusammenhang zwischen Schichtwechsel und unzureichenden Sperren könnte möglich sein, s.o.

Dem Spiegel ist zu danken, dass er das Thema Loveparade 2010, um das es etwas still geworden war in den letzten Wochen, noch einmal aktualisiert hat, wenn sich auch der Anteil wirklich neuer (strafrechtlich relevanter) Fakten in Grenzen hält.  Auch scheinen nach meinem Eindruck die Veranstalter im Spiegel-Artikel relativ gut weg zu kommen.

Die hiesige Diskussion (über 1000 Kommentare) ist geschlossen.

Zur aktuellen Diskussion hier im Blog (Juli 2011)

Link zur großen Dokumentationsseite im Netz:

Loveparade 2010 Doku

Link zur Seite von Lothar Evers:

DocuNews Loveparade Duisburg 2010

Links zu den früheren Diskussionen hier im Beck-Blog:

Dezember 2010 (537 Kommentare, ca. 8000 Abrufe)

September 2010 (788 Kommentare, ca. 16000 Abrufe)

Juli 2010 (465 Kommentare, ca. 23000 Abrufe)

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1097 Kommentare

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Ein Vorschlag zur Güte, ehe dieser Streit um Worte die Diskussion hier zu sehr belastet: Der Zaundurchbruch, seine Ursachen, und die richtige Bezeichnung der dafür verantwortlichen Besucher  sind nicht Gegenstand der hiesigen Debatte. Ob  schon ein allg. negatives Vorverständnis gegenüber den Besuchern bei der Polizei vorhanden war, oder ob ein solches Verständnis durch den Zaundurchbruch ausgelöst wurde, können wir nicht belegen. Auch wenn hiesige Diskussionsteilnehmer Teile der Besucher im nachhinein als Mob bezeichnen oder wahrgenommen haben, heißt das ja nicht, dass die Mehrheit der Polizeibeamten bei der LoPa dies ebenfalls so wahrgenommen haben oder diese Wahrnehmung auch auf die ganz große Mehrheit der anderen Besucher bezogen haben und dieses Verständnis ihr Verhalten bestimmt hätte - ich sehe auch dafür bisher keine Belege. Ich bitte also darum, diese Wortgefechte zu unterlassen.

Ich kann jedenfalls am Ort des hier interessierenden Geschehens - auf der Rampe - keinen "Besuchermob" als Auslöser erkennen, nur einzelne Besucher, die sich unangemessen verhalten.

Henning Ernst Müller schrieb:

 

[...]

Ich kann jedenfalls am Ort des hier interessierenden Geschehens - auf der Rampe - keinen "Besuchermob" als Auslöser erkennen, ...

Hab ich auch nicht behauptet.

 

Henning Ernst Müller schrieb:

... nur einzelne Besucher, die sich unangemessen verhalten.

so ist es!

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Zur Ursächlichkeit der Polizeikette auf der Rampe für den konkreten Erfolg

Ich habe hier meinen Eindruck vertreten, dass die Polizeikette auf der Rampe in der Ursachenkette zum konkreten Erfolg notwendig ist. "Nur Ich" vertritt die gegenteilige Auffassung, mit dieser Begründung:

Wenn wir uns nun die Polizeiketten wegdenken, wären alle die Menschen, die sich später auch im Bereich der Rampe befunden haben "quasi ungebremst" (also ohne die durch die Polizeiketten verursachte zeitliche Verzögerung) in diesen Bereich gelangt und wären dort entweder auf die Menschen getroffen, die die Veranstaltung verlassen wollten, oder wären zumindest von hinten auf die wartenden Menschen auf der Rampe aufgelaufen, so dass in beiden Fällen auch ohne "polizeiliches Zutun" der von Ihnen bezeichnete Bereich überfüllt gewesen wäre und mit großer Wahrscheinlichkeit die gleichen Folgen eingetreten wären ...

Noch einmal zur Rolle der Polizeikette auf der Rampe. Fakt ist, dass Sie länger dort gestanden hat, als die beiden Ketten in  den Tunneln. Fraglich ist für mich aber, ob sie faktisch noch "funktioniert" (also Leute aufgehalten hat) hat, als die unterschiedlichen Menschenströme aufeinander getroffen sind. Ich glaube nicht, dass die geringe Anzahl von Polizisten dort in der Lage gewesen wäre oder war, die deutlich größere Anzahl von Veranstaltungsteilnehmern aufzuhalten. Ich denke eher, dass sich dies beiden Gruppen schlichtweg selber gegenseitig blockiert haben.

Ich möchte dem entgegnen: Wenn man darüber Vermutungen anstellt, was passiert wäre, wenn keine Polizeikette an dem Ort gewesen wären, wo sie eingerichtet wurde, sollte man sein Augenmerk auf die Zeit nach 16.24 Uhr richten. Ab 16.24 h waren die drei ursprünglichen Polizeiketten nicht mehr existent, stattdessen ab 16.30 h nur eine vierte "kommunikativ arbeitende" Kette am Rampenkopf. Im Grunde hätte sich jetzt das Szenario entwickeln können, von dem NurIch ausgeht, dass es sich ohne Polizeiketten entwickelt hätte (Eingang geöffnet, keine Tunnelketten, keine Rampenkette), nämlich ein Rückstau, der  bis nach unten reicht und also dasselbe tödliche Gedränge auslöst wie die 3. Polizeikette. Lesen Sie, was dazu im vorl. Polizeibericht auf S. 26-27 steht (und dies entspricht auch den Kameraaufnahmen):

"Ab ca. 16.30 h kam es zu unterschiedlichen Situationen auf der östlichen Rampe. Im oberen und mittleren Bereich der Rampe vor der 4. Polizeikette, die kommunikativ auf die Veranstaltungsteilnehmer einwirkte, war Platz. Die Menschen konnten durch die Reihe von Polizeibeamten hindurch auf das Veranstaltungsgelände gelangen und wurden von diesen darauf hingewiesen, weiter zu gehen und den Eingangs- und Rampenbereich nicht weiter zu blockieren. Im unteren Bereich der Rampe konnten ankommende Personen inzwischen in Richtung Veranstaltungsgelände nachrücken, die Personendichte verringerte sich zusehends. Es drängten jedoch weiter Menschen in Richtung (...) Treppe und (...) zwei Lichtmasten sowie (...) Container (...). Diese vier Örtlichkeiten waren zwischenzeitlich von Menschen erstiegen worden, um so auf das eigentliche Veranstaltungsgelände zu gelangen. Offensichtlich wurde von Teilen der Menschenmenge nicht realisiert, dass der Zugang über die östliche Rampe und auch die westliche möglich war."

Es scheint so, als habe man ab 16.30 Uhr einen modus operandi gefunden, der die Lage am oberen Rampenkopf zwar nicht entschärfte, aber stabilisierte und zwar bis zur Schließung der Vorsperren ab 16.48 und damit des Zugangs um 16.55/17.12 Uhr. Es kam nicht zu einem Rückstau von dort oben bis nach unten. Die Entscheidung zur kompletten Zugangsschließung (Telefonkonferenz 16.40 Uhr) war nicht etwa Folge der Katastrophe, die ja erst um 17.02 Uhr mit der Meldung des ersten Todesfalls bekannt wurde. Demnach: Die Polizei hat nach 16.30 Uhr offenbar eine Möglichkeit gefunden, die ursprüngliche Gefahr, die durch den Stau am Rampenkopf entstanden war, und die man seit 15.40 Uhr "behandelte", tatsächlich in den Griff zu bekommen:

a) durch eine gewisse Steuerung am Rampenkopf (4. Polizeisperre)

b) durch die - spätere - Schließung der Vorsperren/des Zugangs

Soweit mir bekannt ist, haben diese Maßnahmen keine weiteren Gefahren heraufbeschworen; sie haben vielmehr zur Beseitigung der Gefahr am Rampenkopf geführt - insoweit ist die Polizei ausdrücklich zu loben. Ich halte es aber nicht für abwegig anzunehmen, dass dieselben Maßnahmen, hätte man sie 30 Minuten früher ergriffen , die  Katastrophe verhindert hätten. Bis zur Ergreifung dieser Maßnahmen wäre ohne die 3. Polizeikette auch kein tödliches Gedränge vor der Treppe entstanden:

Die tödliche Situation an der Treppe, die sich nach 16.30 Uhr  so dramatisch entwickelte, war nicht Folge eines Rückstaus vom Rampenkopf bis dorthin. Meines Erachtens hat sich das dortige Gedränge entwickelt, weil der Fluss nach oben durch die Polizeikette unterbrochen wurde und die Menschen dort unten feststeckten ohne Information darüber wann und wo es weiterginge. Deshalb kam es zum Gedränge zur Treppe und zum tödlichen Knäuel. Und einmal begonnen war dies selbst dann nicht mehr zu beheben, als der Anlass schon fortgefallen war. Dass sich die gegenläufigen Besuchermengen an der Stelle der vorherigen Polizeikette dann gegenseitig blockierten, war ebenfalls eine Folge der Polizeikette. Denn diese Blockade wäre ohne die Kette so nicht entstanden.

Ich möchte betonen, dass mit der Frage der Ursächlichkeit nicht schon unmittelbar ein Vorwurf an die beteiligten Beamten verbunden ist. Schon die Ursächlichkeit zu bestreiten halte ich aber für eine unzutreffende Deutung der Tatsachen.

 

@ Prof. Henning Ernst Mueller

Ihre Interpretation der Sperren wie in # 192 und früheren dargestellt, finde ich sehr gut.

Die, wie Sie schildern, eigentlich erfolgreiche Sperre 4, oben am Rampenkopf, "die kommunikativ auf die Veranstaltungsteilnehmer einwirkte", eine halbe Stunde früher, hätte, das denke ich auch, das Knäuel möglicherweise  verhindert.

Die Polizeisperre 3 hat in dem Komplex und zeitlichen Ablauf der Sperren tatsächlich die ausschlaggebende negative Wirkung. Laut AB bestand sie von 16.01 bis 16.24. Das ist genau die Zeit in der, durch den Zaundurchbruch und totale Öffnung der Westschleuse der Zustrom so stark zunahm. Mithin wäre die intelligente Sperre 4 schon zu diesem Zeitpunkt, also ca. eine halbe Stunde früher die richtige Maßnahme gewesen.

Die Sperre 3 geht eindeutig auf den Crowdmanager in Absprache mit dem EA/F SchutzdV zurück. Von dem mit ihm - und ohne Telefonkonferenz(!) - besprochenen Maßnahmenbündel, das zunächst nicht durchgeführt wurde, wie es heißt, ist sie der Rest, der,  wenn auch erst verspätet gegen 16.01 h so doch als einzige durchgeführt wurde und bis 16.24 h bestand.

Da fragt man sich schon warum? Damit war der Stau perfekt produziert.

Die mit dem Zaundurchbruch West nahezu zeitgleiche Errichtung dieser Sperre 3 ist mehr als fragwürdig.

 

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@ Lothar Evers

noch zu # 193  fällt mir gerade ein: sagt der Securitychef West nichts zu dieser Szene mit dem Polizisten, die muss er doch handgreiflich mitbekommen haben. Da wird ja doch zum Mindesten ein kleines Gefecht stattgefunden haben.

Ist schon bemerkenswert, dass es davon keine Handyvideos geben soll. Aber sicher gibt es sie, nur kennen wir sie nicht.

 

 

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Blue schrieb:

 

@ Lothar Evers

noch zu # 193  fällt mir gerade ein: sagt der Securitychef West nichts zu dieser Szene mit dem Polizisten, die muss er doch handgreiflich mitbekommen haben. Da wird ja doch zum Mindesten ein kleines Gefecht stattgefunden haben.

Ist schon bemerkenswert, dass es davon keine Handyvideos geben soll. Aber sicher gibt es sie, nur kennen wir sie nicht.

 

Ich habe bisher noch nicht erlebt, dass Handy-Videos, die beweiskräftig  "schlechtes Benehmen" von Demonstranten, Teilnehmern oder Leuten, die anderweitig "Partei" sind, irgendwo auftauchen. I.d.R. dienen Handy-Videos nur dazu, die Polizei zu diskreditieren. (Beispiele: Castor-Transporte, Stuttgart 21, 1.Mai-"Demos" etc.)

Oder glauben Sie, dass ausgerechnet die überfallartigen Angriffe auf Sanitäter/Erste-Hilfe-Stationen auf dem Weg vom Bahnhof zum Gelände NICHT von irgendwem handy-gefilmt worden wären, alles andere aber schon?

Nur tauchen die nicht auf Youtube auf...

 

 

 

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Ein Polizist schrieb:

Blue schrieb:
Ist schon bemerkenswert, dass es davon keine Handyvideos geben soll. Aber sicher gibt es sie, nur kennen wir sie nicht.

Oder glauben Sie, dass ausgerechnet die überfallartigen Angriffe auf Sanitäter/Erste-Hilfe-Stationen auf dem Weg vom Bahnhof zum Gelände NICHT von irgendwem handy-gefilmt worden wären, alles andere aber schon? Nur tauchen die nicht auf Youtube auf...

 

so ungefähr sagte ich es doch.....:-)

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Ein Polizist schrieb:
Ich habe bisher noch nicht erlebt, dass Handy-Videos, die beweiskräftig  "schlechtes Benehmen" von Demonstranten, Teilnehmern oder Leuten, die anderweitig "Partei" sind, irgendwo auftauchen. I.d.R. dienen Handy-Videos nur dazu, die Polizei zu diskreditieren. (Beispiele: Castor-Transporte, Stuttgart 21, 1.Mai-"Demos" etc.)

Oder glauben Sie, dass ausgerechnet die überfallartigen Angriffe auf Sanitäter/Erste-Hilfe-Stationen auf dem Weg vom Bahnhof zum Gelände NICHT von irgendwem handy-gefilmt worden wären, alles andere aber schon?

Nur tauchen die nicht auf Youtube auf...

 

Sie scheinen mitten im Gefecht zu stehen und arg berührt zu werden.

Ob wir schon so weit sind, dass Handyvideos   "I.d.R. nur dazu dienen, die Polizei zu diskreditieren." wage ich nicht zu beurteilen. Aber sicher ist auch, wenn man ein Land destabilisieren will, um zu gegebener Zeit das Zepter in die Hand bekommen zu können, dann muss man das Vertrauen der breiten Bürgerschicht in die Sicherheitskräfte zerstören und ihre moralischen Stützen wie die Religionen und gute kulturelle Bürgergemeinschaften unglaubwürdig machen. Solche Prozesse sind im Informationszeitalter wesentlich leichter zu initiieren als noch vor 50 Jahren.

Wenn derlei Symptome in einem Volk zunehmen, sollte man sich gelassen fragen, wo ihre so geartete wahre Quelle sitzt und sich nicht blind einfangen und anstecken lassen. Ich bin der Überzeugung, dass derlei Veränderungen in einer gesund wachsenden Demokratie nicht von selber kommen. Sie werden gezielt verursacht. Also müsste ihre Quelle zu orten sein.

Eine Großveranstaltung wie die Loveparade ist für die Promotion solcher Prozesse gut zu missbrauchen. Aber sie ist auch eine große Chance so etwas aufzudecken. Ich denke, wir schulden es den Opfern und uns.

 

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Im Polizeibericht wird ja zweimal ein RTW erwähnt:

 

Seite 23, Zitat:

„Die Vereinzelungsanlage West wurde um 15.55 Uhr geschlossen und um 16.01 Uhr geöffnet. Während die Vereinzelungsanlage im Osten danach immer wieder für mehrere Minuten geschlossen und geöffnet wurde, blieb die Vereinzelungsanlage im Westen ab 16.02 Uhr nach Durchfahrt eines RTW durchgehend geöffnet.“ 

 

Weiß jemand, in welche Richtung der RTW gefahren ist: in Richtung Tunnel oder von dort kommend nach außen?

 

Seite 25, Zitat:

"Um 16.23 Uhr hatte sich im Bereich der westlichen Vereinzelungsanlage ein aus Richtung Karl-Lehr-Tunnel kommender RTW in der zum Veranstaltungsbereich drängenden Menschenmenge festgefahren. Die RTW-Besatzung hatte daher zu vor Ort befindlichen Polizeikräften Kontakt aufgenommen und darauf hingewiesen, dass sich im RTW eine schwer kranke Person befindet, die aufgrund eines akuten Gesundheitszustandes dringend einer stationären Behandlung zugeführt weden müsse.

Um den RTW durch Verringerung des von vorn kommenden Menschendrucks ein Fortkommen zu ermöglichen, wurden um 16.31 Uhr durch Polizeibeamte und Ordner des Veranstalters an der südlichen Zaunabgrenzung auf der Karl-Lehr-Str. zwei Zaunelemente entfernt. Dadurch wurde dem RTW die Weiterfahrt ermögicht, gleichzeitig wurde dadurch jedoch der Zustrom von Menschen in den Tunnel aus westlicher Richtung deutlich erhöht.

Bereits etwa zwei Minuten nach Öffnung, um 16.33 Uhr, konnte der RTW seine Fahrt Richtung Düsseldorfer Straße fortsetzen, so dass um 16.35 Uhr die Durchfahrt des RTW vollzogen war."

 

Und hier weiß ich nicht so richtig, wie ich mir das vorstellen soll. Also:

Der RTW kommt aus dem Tunnel in Richtung Einlasschleuse. Er bleibt jedoch in einer gegenläufigen Menschenmenge stecken, da entsprechende Massen versuchen, in den Tunnel und zum Veranstaltungsbereich zu kommen. Um den Druck der entgegenkommenden Menschen zu verringern, werden zwei Zaunelemente entfernt, wodurch der Zustrom von Menschen in den Tunnel dann noch zunimmt.

Das war dann aber doch kontraproduktiv. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

 

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Die Leserin schrieb:

Im Polizeibericht wird ja zweimal ein RTW erwähnt:

 

Seite 23, Zitat:

„Die Vereinzelungsanlage West wurde um 15.55 Uhr geschlossen und um 16.01 Uhr geöffnet. Während die Vereinzelungsanlage im Osten danach immer wieder für mehrere Minuten geschlossen und geöffnet wurde, blieb die Vereinzelungsanlage im Westen ab 16.02 Uhr nach Durchfahrt eines RTW durchgehend geöffnet.“ 

 

Weiß jemand, in welche Richtung der RTW gefahren ist: in Richtung Tunnel oder von dort kommend nach außen?

 

Seite 25, Zitat:

"Um 16.23 Uhr hatte sich im Bereich der westlichen Vereinzelungsanlage ein aus Richtung Karl-Lehr-Tunnel kommender RTW in der zum Veranstaltungsbereich drängenden Menschenmenge festgefahren. Die RTW-Besatzung hatte daher zu vor Ort befindlichen Polizeikräften Kontakt aufgenommen und darauf hingewiesen, dass sich im RTW eine schwer kranke Person befindet, die aufgrund eines akuten Gesundheitszustandes dringend einer stationären Behandlung zugeführt weden müsse.

Um den RTW durch Verringerung des von vorn kommenden Menschendrucks ein Fortkommen zu ermöglichen, wurden um 16.31 Uhr durch Polizeibeamte und Ordner des Veranstalters an der südlichen Zaunabgrenzung auf der Karl-Lehr-Str. zwei Zaunelemente entfernt. Dadurch wurde dem RTW die Weiterfahrt ermögicht, gleichzeitig wurde dadurch jedoch der Zustrom von Menschen in den Tunnel aus westlicher Richtung deutlich erhöht.

Bereits etwa zwei Minuten nach Öffnung, um 16.33 Uhr, konnte der RTW seine Fahrt Richtung Düsseldorfer Straße fortsetzen, so dass um 16.35 Uhr die Durchfahrt des RTW vollzogen war."

 

Und hier weiß ich nicht so richtig, wie ich mir das vorstellen soll. Also:

Der RTW kommt aus dem Tunnel in Richtung Einlasschleuse. Er bleibt jedoch in einer gegenläufigen Menschenmenge stecken, da entsprechende Massen versuchen, in den Tunnel und zum Veranstaltungsbereich zu kommen. Um den Druck der entgegenkommenden Menschen zu verringern, werden zwei Zaunelemente entfernt, wodurch der Zustrom von Menschen in den Tunnel dann noch zunimmt.

Das war dann aber doch kontraproduktiv. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

 

 

Vielleicht geben ja die Lopavent-Videos der Kamera(s), die in die Tunnel blickten,  Auskunft?

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@ Die Leserin

Ich begreife inzwischen, dass die RTW Durchfahrt eine halbe Stunde später als der Zaundurchbruch anzusiedeln ist, folglich mit dem so verursachten Zustrom nichts zu tun hat. Möglicherweise ist der RTW auch so eine Coverstory zur Erklärung des Zustroms, um die Gewaltszene mit dem Zaundurchbruch zu verdecken.

„Die Vereinzelungsanlage West wurde um 15.55 Uhr geschlossen und um 16.01 Uhr geöffnet. Während (...)blieb die Vereinzelungsanlage im Westen ab 16.02 Uhr nach Durchfahrt eines RTW durchgehend geöffnet.“

Da war ein Berichtschreiber vielleicht mit der Zeitangabe etwas großzügig.

"Um den Druck der entgegenkommenden Menschen zu verringern, werden zwei Zaunelemente entfernt, wodurch der Zustrom von Menschen in den Tunnel dann noch zunimmt.

Das war dann aber doch kontraproduktiv. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Natürlich war das kontraproduktiv. Man will damit ja den so stark zunehmenden Zustrom erklären. Versteht doch jeder, dass man einen RTW schließlich durchlassen muss.

 

@ Nur Ich

Letztendlich bleibe ich auch bei meiner These, dass alle Beteiligten, auch die Polizei, schon längst in der Falle gesessen haben, vermutlich sogar schon lange, bevor sie es gemerkt haben.

Genau.... und doch kann es bei ausreichender gemeinsam-gegenseitiger Aufmerksamkeit eben auch aus Fallen unerwartete Auswege geben. Kennen Sie die Parabel mit den Fröschen in der Milch? Man muss nur in Liebe strampeln und nicht aufgeben.

 

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@ Prof. ...

 

Ich stimme Ihren Ausführungen in Beitrag #192 insofern zu, dass die Polizei ihre Taktik geändert hat und es mit der von Ihnen genannten vierten Polizeikette offensichtlich langsam geschafft hat, die aufgestauten Menschen aus dem oberen Teil der Rampe auf das Gelände zu "sprechen" und somit auch die Situation auf der gesamten Rampe zu entzerren.

Es stellt sich nun in der Tat die Frage, warum die Polizisten nicht schon von Beginn an so agiert haben, sondern erst die dritte Polizeikette eingezogen haben.

Meiner Ansicht nach lassen sich die beiden Situationen schon aufgrund ihrer Chronologie nicht vergleichen. Wenn ich die Fakten noch so (halbwegs) richtig im Kopf habe, sollten die polizeilichen Maßnahmen (damit meine ich die Sperren) die Maßnahmen der Ordner (Einsatz der Pusher am Rampenkopf zum Auflösen des Pfropfes sowie Schließung der Einlassstellen) unterstützen. Insofern gehe ich davon aus, das die Polizei bei Einrichtung dieser Maßnahmen, auch insbesondere bei der dritten Polizeikette noch der Meinung war, dass sich die Situation durch die genannten Maßnahmen der Ordner bald entspannen würde. Leider kam es dann anders und die Polizisten hatten sich auf die neue Situation einzustellen und haben mit der vierten Kette quasi selber als Pusher agiert, wodurch sich die Situation langsam entspannt hat.

Für mich ergibt sich daraus vor allen Dingen auch der Rückschluss, dass bei einem größeren Ordnereinsatz (als Pusher) am Kopf der Rampe der zum Rückstau führende Propf am Kopf der Rampe zeitnah hätte aufgelöst werden können.

Wie ich auch in der Vergangenheit schon desöfteren ausgeführt habe, hat fast jede Handlungsweise in den betroffenen Bereichen irgendwiee dazu beigetragen, dass es zu den schrecklichen Ereignissen gekommen ist. Dazu zählen die Maßnahmen der Polizei genauso wie z. B. auch das Besucherverhalten.

Letztendlich bleibe ich auch bei meiner These, dass alle Beteiligten, auch die Polizei, schon längst in der Falle gesessen haben, vermutlich sogar schon lange, bevor sie es gemerkt haben.

Ich stimme Ihnen aber auch zu, dass meine Darstellung, dass es auch ohne die Polizeisperren mit großer Wahrscheinlichkeit zu der Katastrophe gekommen wäre, schon recht spekulativ ist, da sich die Situation, wie sie sich dann entwickelt hätte im Nachhinein kaum valide rekonstruieren lässt. Trotzdem bleibe ich diesbezüglich bei meiner Meinung, die in meinen Augen genauso wenig widerlegt werden kann, wie die andere Auffassung.

 

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NurIch schrieb:

Insofern gehe ich davon aus, das die Polizei bei Einrichtung dieser Maßnahmen, auch insbesondere bei der dritten Polizeikette noch der Meinung war, dass sich die Situation durch die genannten Maßnahmen der Ordner bald entspannen würde. Leider kam es dann anders und die Polizisten hatten sich auf die neue Situation einzustellen und haben mit der vierten Kette quasi selber als Pusher agiert, wodurch sich die Situation langsam entspannt hat.

Der Menschenpfropf am Rampenkopf löste sich erst ganz, ganz allmählich auf, als dort keinerlei Floats mehr fuhren und auch keine standen, was dazu führte, dass

a) die Sperre, welche die Floatfahrstrecke zuvor gebildet hatte, entfiel, so dass die Menschen überhaupt die Möglichkeit hatten, sich über den Rampenkopf hinaus auf das Gelände zu bewegen, und

b) es dort auch keine Party mehr zu sehen gab, so dass all jene, die vorher recht komfortable Stehplätze mit guter Sicht hatten (z.B. direkt vor den Gebäuden), sich ebenfalls aus diesem Bereich zwischen Rampenkopf und Gebäuden entfernten.

Es entstand eine gewisse Bewegung aus diesem Bereich weg - hin zu jenen Bereichen des Geländes, wo nun die Floats standen (oder andere Attraktionen).

Dennoch dauerte es lange Zeit, bis diese Bewegung in Gang kam und entsprechende Auswirkungen hatte, denn im Bereich Rampenkopf bis Gebäude sowie in den Bereichen links und rechts der Rampenböschungen befanden sich zuvor zehntausende von Menschen. Eine solche Menge kann man nicht wegpushen und es dauert auch eine ganze Zeit, bis sie sich von selbst ausreichend vom Fleck bewegt hat.

So ist Schritt für Schritt auf den Kamera-Aufnahmen zu beobachten, wie sich der Bereich vor den Gebäuden allmählich etwas "leert", bis mehr als eine halbe Stunde nach dem Stopp der Floats dort definitiv deutlich weniger Menschen sind.

 

Dennoch wäre es sinnvoll gewesen, hätte die Polizei früher beschlossen, dort beim Pushen zu helfen. Denn dann hätte sie auch feststellen können, dass ein Wegpushen von zehntausenden Menschen nicht möglich ist und vielleicht ja in Folge dessen auch die übrigen Maßnahmen in Frage gestellt.

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Die Leserin schrieb:

[...]

Dennoch wäre es sinnvoll gewesen, hätte die Polizei früher beschlossen, dort beim Pushen zu helfen. Denn dann hätte sie auch feststellen können, dass ein Wegpushen von zehntausenden Menschen nicht möglich ist und vielleicht ja in Folge dessen auch die übrigen Maßnahmen in Frage gestellt.

 

Das hätte die Polizei nicht "beschliessen" können. Sie war dazu nicht befugt.

 

Richtig formuliert müsste es dann heissen:

Dennoch wäre es sinnvoll gewesen, hätte der CrowdManager früher beschlossen, die Polizei zu bitten, beim Pushen zu helfen.

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Ein Polizist schrieb:

Die Leserin schrieb:

[...]

Dennoch wäre es sinnvoll gewesen, hätte die Polizei früher beschlossen, dort beim Pushen zu helfen. Denn dann hätte sie auch feststellen können, dass ein Wegpushen von zehntausenden Menschen nicht möglich ist und vielleicht ja in Folge dessen auch die übrigen Maßnahmen in Frage gestellt.

 

Das hätte die Polizei nicht "beschliessen" können. Sie war dazu nicht befugt.

Wer hat denn die Polizei zu den Tunnelsperren und der vierten Sperre am Rampenkopf befugt?

Mit dem Crowd-Manager vereinbart war doch nur eine Sperrung auf der Rampenmitte, oder?

 

Aber dennoch nehme ich meine Anmerkung, dass es besser gewesen wäre, früher beim Versuch des Pushens zu helfen, gerne wieder zurück, denn es ist müßig, darüber nachzudenken, was geschehen wäre, wenn...

 

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Die Leserin schrieb:

Wer hat denn die Polizei zu den Tunnelsperren und der vierten Sperre am Rampenkopf befugt?

Mit dem Crowd-Manager vereinbart war doch nur eine Sperrung auf der Rampenmitte, oder?

 

Falsch.

 

Das Konzept des CM sah u.a. die Sperrung der Eingänge sowie die Sperrkette auf der Rampe vor. 

 

"Um den Besucherstau am Beginn der Veranstaltungsgelände oberhalb
der Östliche Rampe aufzulösen und so den weiteren Zulauf von Besuchern
auf die Veranstaltungsgelände zu ermöglichen, wurde gemeinsam
folgendes beschlossen:
- Einrichten einer Sperrlinie (Ordner des Veranstalters unterstützt
durch Polizeikräfte) ca. in der Mitte der Rampe
- Schließen der Vereinzelungsanlagen durch den Veranstalter
- Einsetzen von Ordnern des Veranstalters auf der Veranstaltungsgelände
oberhalb der Rampe, die den Besucherstau auflösten, indem
sie die Menschen weiterschickten, bzw. auf dem Gelände verteilten"

 

Zur:

"Ca. 15.45 h Zusammenkunft des EA/F mit dem Hundertschaftsführer der 15. BPH.

Nach Hinweisen/Vorschlägen des Hundertschaftsführers erging an diesen
abweichend folgender Auftrag:
Einziehen von je einer Polizeikette im östlichen und westlichen Tunnelbereich
durch je einen E-Zug der 15. BPH."

kam es, wie auf dem Video der Kamer 13 zu sehen ist, übrigens am/im Container des Crowdmanagers.

Es kann also davon ausgegangen werden, dass er mindestens über die Plan-Änderung Kennnis hatte. Von einem Widerspruch seinerseits ist bisher nichts bekannt.

 

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Und sicher, ja: Es stellt sich die Frage, warum der CM nicht gleich nur zwei Maßnahmen vorschlug, nämlich die Einlassschleusen wirklich vehement zu schließen und oben zu pushen (wenn er an das Märchen von den Pushern glaubte) - und warum er nicht für beide Maßnahmen um die geballte Unterstützung der Polizei bat.

An den Vorschlägen des CM ist auch noch einiges unschlüssig, selbst wenn man nur jene Aussagen zugrunde legt, die von beiden Seiten (CM und Polizeibericht) bestätigt werden.

Vielleicht kommt zu den Hintergründen ja im Prozess noch mehr heraus.

 

Ganz im Ernst: Wenn man diese gewaltigen Menschemassen sieht, die sich da oben am Rampenkopf und an den Geländeseiten oberhalb der Böschungen ballten - und der CM konnte sie nun einmal auf seinen Monitoren sehen - dann kann sich jeder Mensch, der sich die Kamera-Aufnahmen ansieht, selbst einmal die Frage stellen, wie man die Situation dort mit Pushern lösen sollte. Das geht wirklich erst, nachdem bereits deutlich Platz geschaffen wurde, eben durch den längeren Stopp der Floats.

 

Da schließe ich mich Lothar Evers an, der weiter oben hier im Thread vermutete, es müssten Telefonate mit dem Vorgesetzten des CM stattgefunden haben. Von solchen Kontakten zu übergeordneten Ebenen gehe ich ja bei allen Seiten aus.

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PS zu # 200:

habs vergessen, um es klar zu sagen: Sperre 3 ist die in der Mitte der Rampe, die die Besucher an den Wänden in die Höhe zwang.

 

 

 

0

Blue schrieb:

PS zu # 200:

habs vergessen, um es klar zu sagen: Sperre 3 ist die in der Mitte der Rampe, die die Besucher an den Wänden in die Höhe zwang.

 

Sorry, aber niemand wurde (durch die Sperre 3) "an den Wänden in die Höhe" gezwungen.

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Ein Polizist schrieb:

Blue schrieb:
PS zu # 200: habs vergessen, um es klar zu sagen: Sperre 3 ist die in der Mitte der Rampe, die die Besucher an den Wänden in die Höhe zwang.

Sorry, aber niemand wurde (durch die Sperre 3) "an den Wänden in die Höhe" gezwungen.

 

....ebenso sorry, natürlich nicht mit Absicht von irgendeinem an der Sperre beteiligten Polizisten oder dem EA/F, aber de Facto.

Mit dieser verzögerten Sperre des CM war man dann wohl noch auf das Zepter von Veranstalter & Co hereingefallen. Danach ging es besser, war aber zu spät.

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Blue schrieb:

Ein Polizist schrieb:

Blue schrieb:
PS zu # 200: habs vergessen, um es klar zu sagen: Sperre 3 ist die in der Mitte der Rampe, die die Besucher an den Wänden in die Höhe zwang.

Sorry, aber niemand wurde (durch die Sperre 3) "an den Wänden in die Höhe" gezwungen.

 

....ebenso sorry, natürlich nicht mit Absicht von irgendeinem an der Sperre beteiligten Polizisten oder dem EA/F, aber de Facto.

Mit dieser verzögerten Sperre des CM war man dann wohl noch auf das Zepter von Veranstalter & Co hereingefallen. Danach ging es besser, war aber zu spät.

Je öfter und iuntensiver ich mir die ideos der Kamera 13 ansehe, um so mehr komme ich zu dem Ergebnis, dass die Sperre 3, isoliert betrachtet, wirkungslos war. Bevor die Sperren im Tunnel überlaufen wurden, stauten sich ausschließlich Rückkehrer auf der Rampe. Als die Zugänge wieder offen waren, prallten Neuankömmlinge auf der Rampe mit den Rückkehrern zusammen und die Sperrkette war völlig wirkunslos.

Ohne die Kette 3 hätte dieses massive Zusammentreffen von Rückkehrern mit Neuankömmlingen IM Tunnel stattgefunden, was grundsätzlich um einiges brisanter gewesen wäre, was CM Walther wohl geahnt hatte und deshalb die Sperre auf der Rampe haben wollte.

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@ Polizist

 

[/quote]

Je öfter und iuntensiver ich mir die ideos der Kamera 13 ansehe, um so mehr komme ich zu dem Ergebnis, dass die Sperre 3, isoliert betrachtet, wirkungslos war. Bevor die Sperren im Tunnel überlaufen wurden, stauten sich ausschließlich Rückkehrer auf der Rampe. Als die Zugänge wieder offen waren, prallten Neuankömmlinge auf der Rampe mit den Rückkehrern zusammen und die Sperrkette war völlig wirkunslos.

Ohne die Kette 3 hätte dieses massive Zusammentreffen von Rückkehrern mit Neuankömmlingen IM Tunnel stattgefunden, was grundsätzlich um einiges brisanter gewesen wäre, was CM Walther wohl geahnt hatte und deshalb die Sperre auf der Rampe haben wollte.

[/quote]

 

... das ist genau das, was ich schon in einigen, vorherigen Beiträgen versucht habe darzustellen.

Wenn man aber den Bericht der Polizei Essen genau liest, wurde diese dritte Polizeikette aus der Situation heraus durch die Polizei selbstständig (wenn man so will aus Gründen der Gefahrenabwehr) gebildet (S. 22 des Berichtes), auch wenn der CM diese Polizeikette von Beginn an eigentlich haben wollte. Letztenendes war aber die Zielsetzung der Kette auf der Rampe, die durch die Polizei tatsächlich gebildet wurde eine andere, als der CM sie hatte, als er diese Kette wollte. Diese Aufgaben wurden durch die Ketten in den Tunneln übernommen ...

Trotz dieser Abweichung stimme ich der Grundaussage Ihres Beitrages zu 100% zu. Vielleicht sollte sich der eine oder andere "Kritiker" die von Ihnen beschriebenen Videosequenzen auch noch einmal vor diesem Hintergrund ansehen.

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Ein Polizist schrieb:
Je öfter und iuntensiver ich mir die ideos der Kamera 13 ansehe, um so mehr komme ich zu dem Ergebnis, dass die Sperre 3, isoliert betrachtet, wirkungslos war. Bevor die Sperren im Tunnel überlaufen wurden, stauten sich ausschließlich Rückkehrer auf der Rampe. Als die Zugänge wieder offen waren, prallten Neuankömmlinge auf der Rampe mit den Rückkehrern zusammen und die Sperrkette war völlig wirkunslos.

Ohne die Kette 3 hätte dieses massive Zusammentreffen von Rückkehrern mit Neuankömmlingen IM Tunnel stattgefunden, was grundsätzlich um einiges brisanter gewesen wäre, was CM Walther wohl geahnt hatte und deshalb die Sperre auf der Rampe haben wollte.

Möglicherweise vertun Sie sich mit dieser Rechnung, wenn sie mal das Projekt PESOS, mit dem Prof.Schreckenberger seine Personenstromanalysen entwirft, zu Rate ziehen. Darin wird gezeigt wie Gegenverkehr im Stau in der Lage ist, sich selber zu sortieren. Natürlich wahrscheinlich auch nur bei leidlichem Stau mit ausreichend Bewegungsspielraum. Aber diese Sperre 3 hat genau das verhindert.

Was CM Walther geahnt hat und wollte, darin bin ich mir nicht so sicher. Sicher hatte er  von den Studien von Prof. Schreckenberger nicht viel Kenntis. Er war ja von Lopavent eingesetzt. Und es fragt sich von wem sonst noch.

 

 

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@ Die Leserin

Es handelt sich bei dem RTW von S. 23 + 25 um den selben, der also erst rein, und dann circa 20 Minuten später rausfährt wegen einer angeblich unter Zuckerschock stehenden Person auf der Rampe. Ich denke auch, dass durch die Öffnung es Probleme gab, aber dort werden wohl nicht so viele Menschen gestanden haben wie vor den Schleusen direkt. Gruß F.L.

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Ein Polizist schrieb:

Die Leserin schrieb:

Im Polizeibericht wird ja zweimal ein RTW erwähnt:

 

Seite 23, Zitat:

„Die Vereinzelungsanlage West wurde um 15.55 Uhr geschlossen und um 16.01 Uhr geöffnet. Während die Vereinzelungsanlage im Osten danach immer wieder für mehrere Minuten geschlossen und geöffnet wurde, blieb die Vereinzelungsanlage im Westen ab 16.02 Uhr nach Durchfahrt eines RTW durchgehend geöffnet.“

 

Weiß jemand, in welche Richtung der RTW gefahren ist: in Richtung Tunnel oder von dort kommend nach außen?

 

Seite 25, Zitat:

"Um 16.23 Uhr hatte sich im Bereich der westlichen Vereinzelungsanlage ein aus Richtung Karl-Lehr-Tunnel kommender RTW in der zum Veranstaltungsbereich drängenden Menschenmenge festgefahren. Die RTW-Besatzung hatte daher zu vor Ort befindlichen Polizeikräften Kontakt aufgenommen und darauf hingewiesen, dass sich im RTW eine schwer kranke Person befindet, die aufgrund eines akuten Gesundheitszustandes dringend einer stationären Behandlung zugeführt weden müsse.

Um den RTW durch Verringerung des von vorn kommenden Menschendrucks ein Fortkommen zu ermöglichen, wurden um 16.31 Uhr durch Polizeibeamte und Ordner des Veranstalters an der südlichen Zaunabgrenzung auf der Karl-Lehr-Str. zwei Zaunelemente entfernt. Dadurch wurde dem RTW die Weiterfahrt ermögicht, gleichzeitig wurde dadurch jedoch der Zustrom von Menschen in den Tunnel aus westlicher Richtung deutlich erhöht.

Bereits etwa zwei Minuten nach Öffnung, um 16.33 Uhr, konnte der RTW seine Fahrt Richtung Düsseldorfer Straße fortsetzen, so dass um 16.35 Uhr die Durchfahrt des RTW vollzogen war."

 

Und hier weiß ich nicht so richtig, wie ich mir das vorstellen soll. Also:

Der RTW kommt aus dem Tunnel in Richtung Einlasschleuse. Er bleibt jedoch in einer gegenläufigen Menschenmenge stecken, da entsprechende Massen versuchen, in den Tunnel und zum Veranstaltungsbereich zu kommen. Um den Druck der entgegenkommenden Menschen zu verringern, werden zwei Zaunelemente entfernt, wodurch der Zustrom von Menschen in den Tunnel dann noch zunimmt.

Das war dann aber doch kontraproduktiv. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

 

 

Vielleicht geben ja die Lopavent-Videos der Kamera(s), die in die Tunnel blickten, Auskunft?

 

Auf Kamera 15 wird kurz nach 16 Uhr am Tunneleingang von den Einlassschleusen her ein hohes Fahrzeug mit blinkendem Licht erkennbar. Das Fahrzeug verharrt dort unweit des Tunneleingangs.

Es macht den Eindruck, als ob es in der Menge stecken bleiben würde, denn der Tunnel ist mit Menschenmassen arg gefüllt.

Weiter vorne blockiert die Polizeisperre den Tunnel. Bei Durchfahrt eines RTW hätte die Sperre ja wohl geöffnet werden müssen, oder?

Mag aber auch sein, dass das Fahrzeug - insofern es sich um einen RTW handelt - dort unweit des Tunneleingangs einen Kranken oder Verletzten einlädt - das lässt sich auf die Entfernung nicht erkennen.

Um kurz vor 16.20 Uhr wendet das Fahrzeug in der zusammengedrückten Menge und entfernt sich wieder Richtung Tunneleingang. Dabei sieht man, dass das Fahrzeug rot ist. Es ist ein großes Fahrzeug mit rotem, kastenförmigem Teil hinter dem Führerhaus. Sahen dort RTWs so aus?

Das ganze Manöver dauert wegen der Menschenmenge ein Moment. Entsprechend würde das zeitlich genau zu der zweiten Öffnung der Einlassschleusen passen, die im Polizeibericht erwähnt wird. Demnach wäre es ein und dasselbe Fahrzeug, das erst in den Tunnel einfährt und dann wieder herauskommt.

Natürlich muss dafür eine Ausfahrt geschaffen werden, denn durch eine Einlassschleuse passt so ein Gefährt ja wohl kaum. Sollte man dort in die Zäune also nicht eigens Tore für RTWs und andere Fahrzeuge gebaut haben, dann müssen folglich Zaunelemente geöffnet werden.

Logischer Weise strömen durch diese dann viele Raver, die auf das Gelände wollen und zu diesem Zeitpunkt vor den Schleusen in entsetzlicher Enge ausharren. So oder so muss das Fahrzeug seinen Weg durch eine teils entgegenströmende, teils stark zusammengedrückte Menge fortsetzen.

 

Weitere Fahrzeuge sieht man weder zeitlich passend vor 16.02 Uhr, noch zeitlich passend vor 16.23 Uhr in diesem Tunnel. 

 

Felix Licht schrieb:

@ Die Leserin

Es handelt sich bei dem RTW von S. 23 + 25 um den selben, der also erst rein, und dann circa 20 Minuten später rausfährt wegen einer angeblich unter Zuckerschock stehenden Person auf der Rampe. Ich denke auch, dass durch die Öffnung es Probleme gab, aber dort werden wohl nicht so viele Menschen gestanden haben wie vor den Schleusen direkt. Gruß F.L.

In der fraglichen Zeit fuhr überhaupt kein Fahrzeug bis zur Rampe durch.

Sollte das also ein RTW gewesen sein und sollte er vorgehabt haben, zur Rampe zu fahren, dann ist ihm das definitiv nicht gelungen.

 

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Die Leserin schrieb:

Um den RTW durch Verringerung des von vorn kommenden Menschendrucks ein Fortkommen zu ermöglichen, wurden um 16.31 Uhr durch Polizeibeamte und Ordner des Veranstalters an der südlichen Zaunabgrenzung auf der Karl-Lehr-Str. zwei Zaunelemente entfernt. Dadurch wurde dem RTW die Weiterfahrt ermögicht, gleichzeitig wurde dadurch jedoch der Zustrom von Menschen in den Tunnel aus westlicher Richtung deutlich erhöht.

Hiermit kann also allenfalls gemeint sein, dass man sich erhoffte, die zusammengepresste Menge vor dem Zaun etwas zu entzerren, indem man bewusst etliche der Leute durchließ.

 

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Die Leserin schrieb:

Mag aber auch sein, dass das Fahrzeug - insofern es sich um einen RTW handelt - dort unweit des Tunneleingangs einen Kranken oder Verletzten einlädt - das lässt sich auf die Entfernung nicht erkennen.

...vielleicht war es der schwer verletzte Polizist. Denn das muss ja kurz nach 16.00 h gewesen sein und den wird man sicher auch sofort im RTW behandelt haben

 

 

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Blue schrieb:

Die Leserin schrieb:

Mag aber auch sein, dass das Fahrzeug - insofern es sich um einen RTW handelt - dort unweit des Tunneleingangs einen Kranken oder Verletzten einlädt - das lässt sich auf die Entfernung nicht erkennen.

...vielleicht war es der schwer verletzte Polizist. Denn das muss ja kurz nach 16.00 h gewesen sein und den wird man sicher auch sofort im RTW behandelt haben

Das glaube ich nicht. Den Polizisten wird man ja doch nicht ein ganzes Stück weit in den überfüllten Tunnel geschleppt haben. Die Szenerie ereignete sich im Tunnel, nicht davor.

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Die Leserin schrieb:

Ein Polizist schrieb:

Die Leserin schrieb:

Im Polizeibericht wird ja zweimal ein RTW erwähnt:

 

Seite 23, Zitat:

„Die Vereinzelungsanlage West wurde um 15.55 Uhr geschlossen und um 16.01 Uhr geöffnet. Während die Vereinzelungsanlage im Osten danach immer wieder für mehrere Minuten geschlossen und geöffnet wurde, blieb die Vereinzelungsanlage im Westen ab 16.02 Uhr nach Durchfahrt eines RTW durchgehend geöffnet.“

 

Weiß jemand, in welche Richtung der RTW gefahren ist: in Richtung Tunnel oder von dort kommend nach außen?

 

Seite 25, Zitat:

"Um 16.23 Uhr hatte sich im Bereich der westlichen Vereinzelungsanlage ein aus Richtung Karl-Lehr-Tunnel kommender RTW in der zum Veranstaltungsbereich drängenden Menschenmenge festgefahren. Die RTW-Besatzung hatte daher zu vor Ort befindlichen Polizeikräften Kontakt aufgenommen und darauf hingewiesen, dass sich im RTW eine schwer kranke Person befindet, die aufgrund eines akuten Gesundheitszustandes dringend einer stationären Behandlung zugeführt weden müsse.

Um den RTW durch Verringerung des von vorn kommenden Menschendrucks ein Fortkommen zu ermöglichen, wurden um 16.31 Uhr durch Polizeibeamte und Ordner des Veranstalters an der südlichen Zaunabgrenzung auf der Karl-Lehr-Str. zwei Zaunelemente entfernt. Dadurch wurde dem RTW die Weiterfahrt ermögicht, gleichzeitig wurde dadurch jedoch der Zustrom von Menschen in den Tunnel aus westlicher Richtung deutlich erhöht.

Bereits etwa zwei Minuten nach Öffnung, um 16.33 Uhr, konnte der RTW seine Fahrt Richtung Düsseldorfer Straße fortsetzen, so dass um 16.35 Uhr die Durchfahrt des RTW vollzogen war."

 

Und hier weiß ich nicht so richtig, wie ich mir das vorstellen soll. Also:

Der RTW kommt aus dem Tunnel in Richtung Einlasschleuse. Er bleibt jedoch in einer gegenläufigen Menschenmenge stecken, da entsprechende Massen versuchen, in den Tunnel und zum Veranstaltungsbereich zu kommen. Um den Druck der entgegenkommenden Menschen zu verringern, werden zwei Zaunelemente entfernt, wodurch der Zustrom von Menschen in den Tunnel dann noch zunimmt.

Das war dann aber doch kontraproduktiv. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

 

 

Vielleicht geben ja die Lopavent-Videos der Kamera(s), die in die Tunnel blickten, Auskunft?

 

Auf Kamera 15 wird kurz nach 16 Uhr am Tunneleingang von den Einlassschleusen her ein hohes Fahrzeug mit blinkendem Licht erkennbar. Das Fahrzeug verharrt dort unweit des Tunneleingangs.

Es macht den Eindruck, als ob es in der Menge stecken bleiben würde, denn der Tunnel ist mit Menschenmassen arg gefüllt.

Weiter vorne blockiert die Polizeisperre den Tunnel. Bei Durchfahrt eines RTW hätte die Sperre ja wohl geöffnet werden müssen, oder?

Mag aber auch sein, dass das Fahrzeug - insofern es sich um einen RTW handelt - dort unweit des Tunneleingangs einen Kranken oder Verletzten einlädt - das lässt sich auf die Entfernung nicht erkennen.

Um kurz vor 16.20 Uhr wendet das Fahrzeug in der zusammengedrückten Menge und entfernt sich wieder Richtung Tunneleingang. Dabei sieht man, dass das Fahrzeug rot ist. Es ist ein großes Fahrzeug mit rotem, kastenförmigem Teil hinter dem Führerhaus. Sahen dort RTWs so aus?

Das ganze Manöver dauert wegen der Menschenmenge ein Moment. Entsprechend würde das zeitlich genau zu der zweiten Öffnung der Einlassschleusen passen, die im Polizeibericht erwähnt wird. Demnach wäre es ein und dasselbe Fahrzeug, das erst in den Tunnel einfährt und dann wieder herauskommt.

Natürlich muss dafür eine Ausfahrt geschaffen werden, denn durch eine Einlassschleuse passt so ein Gefährt ja wohl kaum. Sollte man dort in die Zäune also nicht eigens Tore für RTWs und andere Fahrzeuge gebaut haben, dann müssen folglich Zaunelemente geöffnet werden.

Logischer Weise strömen durch diese dann viele Raver, die auf das Gelände wollen und zu diesem Zeitpunkt vor den Schleusen in entsetzlicher Enge ausharren. So oder so muss das Fahrzeug seinen Weg durch eine teils entgegenströmende, teils stark zusammengedrückte Menge fortsetzen.

 

Weitere Fahrzeuge sieht man weder zeitlich passend vor 16.02 Uhr, noch zeitlich passend vor 16.23 Uhr in diesem Tunnel. 

 

Felix Licht schrieb:

@ Die Leserin

Es handelt sich bei dem RTW von S. 23 + 25 um den selben, der also erst rein, und dann circa 20 Minuten später rausfährt wegen einer angeblich unter Zuckerschock stehenden Person auf der Rampe. Ich denke auch, dass durch die Öffnung es Probleme gab, aber dort werden wohl nicht so viele Menschen gestanden haben wie vor den Schleusen direkt. Gruß F.L.

In der fraglichen Zeit fuhr überhaupt kein Fahrzeug bis zur Rampe durch.

Sollte das also ein RTW gewesen sein und sollte er vorgehabt haben, zur Rampe zu fahren, dann ist ihm das definitiv nicht gelungen.

 

 

So sehe ich das auch; ich habe allerdings nicht den Eindruck, als hätte der RTW überhaupt vorgehabt, bis zur Rampe zu fahren.

Er hat von ca. 16.03 h gestanden und dann ab 16:18 h damit begonnen, wieder los zufahren und zu wenden. Ich vermute, dass zwischen 16:03 h und 16:18 h eine Behandlung im Fzg. stattfand (Patient versorgen und transportfähig machen).

Die Weiterfahrt dieses RTW fand nach dem Passieren der Schleuse gegen 16:33 h fortgesetzt unter Inanspruchnahme von Sonder- und Wegerechten (Blaulich/Martinshorn) statt; das wäre nicht geschehen, wenn der RTW nicht im tatsächlichen Rettungseinsatz gewesen wäre.

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@ Leserin

 

... Sie brauchen Ihren Einwand, wie in Beitrag #214 geschehen, nicht zurück zu nehmen, denn im nachhinein mit allen zur Verfügung stehenden Informationen wäre das wohl tatsächlich die bessere Lösung gewesen. Der Haken dabei ist aber, dass ich davon ausgehe, dass die Entscheidungsträger der Polizei eben nicht diese Informationsvielfalt bzw. den Gesamtüberblick hatten (haben konnten) und deshalb aus der sich für sie bietenden Situation andere Entscheidungen getroffen haben, die ihnen sinnvoll und durchführbar erschienen. Verstärkt worden dürften diese Entscheidungen vermutlich auch durch die Annahme oder das Vertrauen, dass der Vderanstalter seinerseits seine originären Aufgaben ordnungsgemäß und wie besprochen ausführt.

 

Genau dieser Punkt ist für mich bei allen Bewertungen, Fragen nach dem "warum" und Kritiken an den Entscheidungen vor Ort das Problem; wir bewerten mit viel mehr Informationen, als den Entscheidungsträgern vor Ort (wahrscheinlich) zur Verfügung gestanden haben, können und einzelne Videosequenzen immer und immer wieder auch in Zeitlupe anschauen und in "klinischer Atmosphäre", im Warmen und Trockenen unsere Schlüsse ziehen. Alle diese Möglichkeiten gab es vor Ort nicht.

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... auch Lautsprecherdurchsagen, z. B. von den Floats als Ersatz für die ELA, wären sicherlich unabdingbar gewesen ... Pusher alleine hätten es in der Tat sehr schwer gehabt ...

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Das Gespräch zwischen CM und EA/F dauerte bis 15.40 Uhr.

In verschiedenen Veröffentlichungen hieß es dann, die Floats seien um 15.55 Uhr gestoppt worden.

Da Walter ja höchstwahrscheinlich die Ergebnisse des Gesprächs wiederum weitergeben musste, könnte also der Stopp der Floats darauf zurückzuführen sein.

Nun stoppten sie jedoch nicht real um 15.55 Uhr. Kamera 4 zeigt ab 16:00 UHR einen im Eingangsbereich vorbeifahrenden Musik-LKW, Kamera 5 noch kurz vor 16:20 UHR. 

Das könnte daran gelegen haben, dass es noch eine ganze Weile dauerte, die Floats in eine Parkposition zu fahren, denn zu diesem Zeitpunkt war kaum ein Durchkommen durch die zusammengedrückten Menschen vor und neben der Rampe, so dass die Floats oftmals auch anhalten mussten und nur sehr langsam voran kamen.

 

Vielleicht haben sich die Leute vor Ort auch vollkommen in der Zeit verschätzt, die einzelne Maßnahmen bei solchen Menschenmassen brauchen.

Eine echte Entschuldigung könnte dies jedoch nicht sein, denn wenn keine Fachkräfte zur Verfügung stehen, die Erfahrung mit derartigen Großveranstaltungen haben, so sollte man eine solche Veranstaltung nicht durchführen.

 

@ NurIch

Dass wir uns jetzt alle Aufnahmen in Ruhe (und auch wiederholt) ansehen können, ist gewiss ein großer Unterschied.

Deshalb ist es ja so wichtig, von vornherein Sicherheitsregeln zu beachten, die auf Basis vieler Erfahrungen von Fachleuten erarbeitet wurden, und sich auch in Notfällen an entsprechenden Erfahrungswerten zu orientieren. Dann sind die Leute vor Ort auch nicht in der Situation, das Rad spontan neu erfinden zu müssen (denn von Sperrungen auf der Rampe oder in den Tunneln stand nun wirklich nichts in der Planung).

 

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@ Blue

 

... mag sein, dass sich Verkehr und Gegenverkehr unter bestimmten Voraussetzungen selbst sortieren. Aber lagen diese Voraussetzungen hier durch die Tunnelsituation und die errechneten zu- und Abströme auch schon grundsätzlich vor? Ich habe da so meine Zweifel!

Für mich war die dritte Polizeikette aber die logische Konsequenz auf die Ketten 1 und 2, da sich hinter diesen Ketten zahlreiche Menschen aufstauten (bedingt durch die absprachewidrige Nichtschließung der Einlassstellen) und hier schon eine starke Verdichtung stattgefunden hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dann die beiden unterschiedlichen Fortbewegungsrichtungen von alleine sortiert hätten. Die abströmenden Besucher wären vor eine Wand von Menschen gelaufen und das Ergebnis wäre vergleichbar mit dem gewesen, was später am Fuß der Rampe geschehen ist, nur eben im Tunnel.

Ich weiß, natürlich alles nur eine Mischung aus Gefühl und Spekulation, letztendlich können Sie aber auch nicht belegen, dass sich die beiden Bewegungsrichtungen von alleine geordnet hätten ...

 

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NurIch schrieb:
@ Blue: ... mag sein, dass sich Verkehr und Gegenverkehr unter bestimmten Voraussetzungen selbst sortieren. Aber lagen diese Voraussetzungen hier durch die Tunnelsituation und die errechneten zu- und Abströme auch schon grundsätzlich vor? Ich habe da so meine Zweifel!

nein, grundsätzlich natürlich nicht, aber im Kontext der übrigen aktuell schon ergriffenen Sperrmaßnahmen. Das hat Prof. Mueller m.E. gut aufgedröselt. Ob aber die Stausituation, die durch das Bauwerk Tunnel-Rampe grundsätzlich da war, sich trotz der, durch die 'Westsidestory' plötzlich ganz gefährlich werdenden Situation auch ohne die vorgezogene Sperre 4, also eine halbe Stunde früher durchgeführt, noch ausreichend normal hätte sortieren können, ist sicher fraglich. Besser gekonnt hätte sie es aber auf jeden Fall. Die Stolperfallen wären aber sicher dennoch zum Zuge gekommen.

Quote:
Für mich war die dritte Polizeikette aber die logische Konsequenz auf die Ketten 1 und 2, da sich hinter diesen Ketten zahlreiche Menschen aufstauten (bedingt durch die absprachewidrige Nichtschließung der Einlassstellen) und hier schon eine starke Verdichtung stattgefunden hat.

Die "logische Konsequenz" verstehe ich nicht. Wo sollten die Leute denn innerhalb der drei Ketten hin abließen, wenn sie von drei Seiten - also von allen Seiten! - eingesperrt waren?

Quote:
Die abströmenden Besucher wären vor eine Wand von Menschen gelaufen 

Diese Wand wurde durch die Sperre 3 in beide Richtungen erzeugt.

 

 

 

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@diverse Kommentatoren:

1. Viele gehen hier davon aus, dass die Polizeisperre auf der Rampenmitte eine Idee Walters gewesen sei und die Polizei diese Idee umgesetzt habe. Aber wo sind Ihre Belege? Walter selbst sagt (im Spiegel-Interview), er habe die Kette oben am Rampenkopf gewollt. Die Polizei sagt (im vorl. Abschlussbericht), sie habe die auf der Rampenmitte vereinbarte Kette erst mal nicht eingerichtet, sondern erst später, aber dann mit dem Ziel, die Abgänger daran zu hindern, die Polizeiketten im Tunnel von hinten zu stören.  Also, das was u.a.  Ein Polizist, Lothar Evers und Blue (in seltener Einmütigkeit) vermuten, ist das überhaupt richtig?

Tatsächlich glaube ich, dass die Kette aus logistischen Gründen an dieser Stelle eingerichtet wurde - wegen der ebenfalls genehmigungswidrig und fahrlässig dort noch aufgestellten Zaunteile, die von beiden Seiten  in die Rampe hineinragten, war es dort einfacher, mit wenig Personal eine Kette zu bilden. Von wem die Idee stammt, ist für mich aber offen.

2. @Ein Polizist:  Folgt man Ihrer These, die Polizei sei nach 15.45 Uhr nicht befugt gewesen, selbständig (ohne Bitte des CM) bei der Gefahrenbeseitigung zu agieren, dann hat die Polizei ab diesem Zeitpunkt also tatsächlich "unbefugt" drei Sperren eingerichtet - ist das wirklich Ihre Auffassung?

Doch: Entweder war ein Eingreifen zu diesem Zeitpunkt unbefugt, dann hat die Polizei bei den Sperren  unbefugt agiert (nämlich ohne Bitte des CM), oder sie war (aus Gefahrenabwehrgründen) dazu befugt, aber dann darf man auch darüber zu diskutieren, ob dabei Fehler gemacht wurden oder ob auch andere Maßnahmen sinnvoll gewesen wären, ohne stereotyp die Antwort zu bekommen  "wir waren nicht zuständig/befugt". Ich kann es als  Verteidigungslinie ja nachvollziehen, wenn man sagt: "Wo wir richtig gehandelt haben, war dies auch rechtlich korrekt, und wo wir evtl. fehlerhaft oder gar nicht gehandelt haben, da waren wir gar nicht zuständig." Aber überzeugend ist diese Strategie für mich nicht. Die Amis sagen: You cannot have your cake and eat it too.

3. Die Kette auf der Rampenmitte war wirkungslos? Sie hatte also nicht den Effekt, die Menschen, die das Gelände verlassen wollten, auf der Rampenmitte zu sperren und dort aufzustauen? Sie hatte nicht den Effekt, dass der vorher noch vorhandene Strom nach oben, dort gestoppt wurde? Das sind jedenfalls die Effekte, die ich auf den Bildern der Kamera 13 erkenne. Wahr ist allerdings, dass die Kamera 13 im weiteren Verlauf nicht mehr viel zeigt - der jenige, der die Kamera steuert hat sie (dummerweise) dann zur Seite gedreht und das uninteressante Geschehen oben auf dem Gelände gefilmt. Genau wie er dann später auch überwiegend die Mastseite gezeigt hat...

 

Henning Ernst Mueller schrieb:
1. Viele gehen hier davon aus, dass die Polizeisperre auf der Rampenmitte eine Idee Walters gewesen sei und die Polizei diese Idee umgesetzt habe. Aber wo sind Ihre Belege?

Letzter Abschnitt Seite 20/21 des vAB spricht von der Vereinbarung zwischen EA/F Schutz-d-V und CM und ohne Telefonkonferenz. Dazu gehörte diese Sperre auf der Rampenmitte. Das war die erste persönliche Absprache auf Anforderung durch den CM, folglich doch keine komplette Zepterübergabe an die Polizei. Wovon die ja auch nachhaltig nichts wissen will. Es heißt zwar Absprache, aber der Entscheidungträger war hier doch wohl eindeutig noch Walther.

Von den drei besprochenen Maßnahmen wurde nur diese, zeitlich etwas verzögert, eingerichtet.

Quote:
Walter selbst sagt (im Spiegel-Interview), er habe die Kette oben am Rampenkopf gewollt
Das zeigt doch nur, dass er inzwischen, lange nach dem Ereignis, begreift, wie falsch die Sperre 3 war. Es sagt nichts darüber, dass er sie nicht angeordnet hat.

Quote:
Also, das was u.a.  Ein Polizist, Lothar Evers und Blue (in seltener Einmütigkeit) vermuten, ist das überhaupt richtig?

??? welche seltene Einmütigkeit? Lothar Evers hat heute noch nichts dazu geschrieben und "Ein Polizist" will die Bedeutung der Sperre  lieber nicht wahrhaben.

Quote:
Tatsächlich glaube ich, dass die Kette aus logistischen Gründen an dieser Stelle eingerichtet wurde - wegen der ebenfalls genehmigungswidrig und fahrlässig dort noch aufgestellten Zaunteile, die von beiden Seiten  in die Rampe hineinragten, war es dort einfacher, mit wenig Personal eine Kette zu bilden.
Das kann in der Tat dazu beigetragen haben, dass die Polizei Walthers erste Anordnung etwas später dann doch unkritisch durchgeführt hat.

Quote:
Von wem die Idee stammt, ist für mich aber offen.

Man kann jemanden im Visier habe und doch alles offen lassen. Als Jurist werden Sie das sicher oft praktizieren müssen. 

Sagen wir doch so: Sie kam aus seiner Richtung. 

 

 

 

 

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Henning Ernst Müller schrieb:

@diverse Kommentatoren:

1. Viele gehen hier davon aus, dass die Polizeisperre auf der Rampenmitte eine Idee Walters gewesen sei und die Polizei diese Idee umgesetzt habe. Aber wo sind Ihre Belege? Walter selbst sagt (im Spiegel-Interview), er habe die Kette oben am Rampenkopf gewollt. Die Polizei sagt (im vorl. Abschlussbericht), sie habe die auf der Rampenmitte vereinbarte Kette erst mal nicht eingerichtet, sondern erst später, aber dann mit dem Ziel, die Abgänger daran zu hindern, die Polizeiketten im Tunnel von hinten zu stören.  Also, das was u.a.  Ein Polizist, Lothar Evers und Blue (in seltener Einmütigkeit) vermuten, ist das überhaupt richtig?

Tatsächlich glaube ich, dass die Kette aus logistischen Gründen an dieser Stelle eingerichtet wurde - wegen der ebenfalls genehmigungswidrig und fahrlässig dort noch aufgestellten Zaunteile, die von beiden Seiten  in die Rampe hineinragten, war es dort einfacher, mit wenig Personal eine Kette zu bilden. Von wem die Idee stammt, ist für mich aber offen.

Ich meine dizidiert nicht, dass es eine Idee Walters war. Walters Konzept, wie er den Pfropg auflösen will ist mir völlig unklar. Nicht ohne Grund verweigert er jede Aussage. Das peinliche ist, dass er uns mit Hilfe und ohne kritische Nachfrage des "SPIEGEL"  einige Strategiebröckchen hinschmeisst, die aber kein ganzes ergeben, die die meisten von uns aber zu glauben scheinen. 

Walters vorrangige aufgabe wäre ja gewesen den Pfropf aufzulösen und es nicht zu einem Chaos zwischen ankommenden und Abreisenden Besuchern kommen zu lassen. Dazu gibt es aber in der Vereinbatrung mit Dirk H keine Erfolg versprechende Idee, wenn wir mal Voraussetzen, dass es keine Pusher gibt. Schon hier hätte man ja wahrscheoinlich das Öffnen von Notausgängen besser mit einbezogen.

Ich glaube, dass die beiden Tunnelketten gebildet werden, weil da Poliziesten der entscheidenden Hundertschaft stehen und man den Zulauf zum Pfropf stoppen will. Da wo die vereinbarte Kette im oberen Rampembereich gebildet werden soll sind zu dem Zeitpunkt weder Polizisten, noch Ordner noch Pusher.

Wir wissen ab dieser "Erstvereinbarung" zu wenig über die Kommunikation zwischen Dirk H und Walter. Offensichtlich haben Sie die Öffnung der Westrampe als Eingang ja noch im Konsens vereinbart, was ja auch heisst, sie haben eine geöffnete Vereinzelungsanlage "West" für beherrschbar gehalten.

Die Urheberschaft der Idee der Polizeikette 3 bei der Polizei scheint mir festzustehen. Die Idee hat der Zugführer, des aus dem Raumschutz hineorderten Zuges, der eigentlich mit den Ordnern die obere Kette bilden soll. Alleine schafft er wahrscheinlich nur die untere. Im Essener Bericht heisst es dazu:
"Bei seinem Eintreffen stellte der Zugführer des zur östlichen Rampe entsandten Zuges
fest, dass der oberhalb der Rampe entstandene Besucherstau weiterhin bestand. Des Weiteren wurde deutlich, dass eine Vielzahl von Personen das Veranstaltungsgelände in Richtung Karl-Lehr-Str./Tunnel verlassen wollte. 

Um zu verhindern, dass dieser Personenstrom auf die Sperrmaßnahmen in den Tunnelabschnitten auflief, schlug er dem Hundertschaftsführer der 15. BPH vor, eine Polizeikette im unteren Bereich der östlichen Rampe einzurichten. Der Hundertschaftsführer stimmte dem Vorschlag zu und informierte den Einsatzabschnittsführer Schutz der Veranstaltung über die Maßnahme. Dieser stimmte der Maßnahme ebenfalls zu.

Um 16.01 Uhr bildete der Zugführer darauf hin eine Polizeikette (Polizeikette 3) mit dem Auftrag, zu verhindern, dass die rückströmenden Besucher den beiden anderen Polizeiketten im östlichen und westlichen Tunnelabschnitt in den Rücken laufen."
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Henning Ernst Müller schrieb:

2. @Ein Polizist:  Folgt man Ihrer These, die Polizei sei nach 15.45 Uhr nicht befugt gewesen, selbständig (ohne Bitte des CM) bei der Gefahrenbeseitigung zu agieren, dann hat die Polizei ab diesem Zeitpunkt also tatsächlich "unbefugt" drei Sperren eingerichtet - ist das wirklich Ihre Auffassung?

Kommt da bei Ihnen der Rechtsanwalt durch? *g*

Ja, ich bin noch immer der Überzeugung, dass die Polizei zu diesem Zeitpunkt

nicht befugt gewesen, selbständig, besser aus eigener Zuständigkeit heraus (ohne Bitte des CM) beim "CrowdManagement" zu agieren.

Nein, die Polizei hat diese Sperren nicht unbefugt eingerichtet, sondern auf Bitte / Anforderung des CrowdManagers zur Unterstützung; und zwar zu diesem Zeitpunkt unter dessen Zuständigkeit und Verantwortung. Zu diesem Zeitpunkt agierte die Polizei als besserer "Handlanger" für den CM.

 

Die Auftragslage für den EA Schutz der Veranstaltung sah im Einsatzbefehl u.a. vor:

"- Lageabhängiges Unterstützen des Veranstalters, soweit Sicherheits- oder andere polizeilich relevante Belange berührt sind, insbesondere zur Gewährleistung eines sicheren und kontrollierten Zugangs/Abgangs zum/vom Veranstaltungsgelände"

Eine solche Unterstützung kann mangels eigener Zuständigkeit nicht eigenmächtig, sondern nur auf Bitte / Anforderung des Zuständigen erfolgen.

Henning Ernst Müller schrieb:

3. Die Kette auf der Rampenmitte war wirkungslos? Sie hatte also nicht den Effekt, die Menschen, die das Gelände verlassen wollten, auf der Rampenmitte zu sperren und dort aufzustauen? Sie hatte nicht den Effekt, dass der vorher noch vorhandene Strom nach oben, dort gestoppt wurde? Das sind jedenfalls die Effekte, die ich auf den Bildern der Kamera 13 erkenne. Wahr ist allerdings, dass die Kamera 13 im weiteren Verlauf nicht mehr viel zeigt - der jenige, der die Kamera steuert hat sie (dummerweise) dann zur Seite gedreht und das uninteressante Geschehen oben auf dem Gelände gefilmt. Genau wie er dann später auch überwiegend die Mastseite gezeigt hat...

 

Sie haben nicht sorgfältig gelesen. Ich schrieb "isoliert betrachtet"...

Der Blick auf das "unintressante Geschehen" dürfte wohl auf Anforderung passiert sein, um im Kontext zum Propf am Rampenkopf zu sehen, wie die Auslastung / der Füllgrad des südlichen Veranstaltungsgeländes zu diesem Zeitpunkt war.

Ich gehe davon aus, dass sich die Kameraleute konkret auf die erkannten akuten Gefahrenstellen fokussierten (niedergerissene Zäune, erstürmte Böschungen, erklommene Masten...). Daraus leite ich auch ab, dass selbst der CM Walter zu diesem Zeitpunkt nicht erkannt hat, was sich da zusammenbraute

 

 

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Zu der Fragestellung, wann und warum genau welche Schleuse offen oder geschlossen war, möchte ich die folgenden Anmerkungen machen:

 

Teil 1:

 

Bereits weiter oben in diesem Thread habe ich ausgeführt, dass mit Personen- und Taschenkontrollen unmöglich die geplante Anzahl von Besuchern auf das Gelände gelangen konnte. Um die Betrachtung der Einlassschleusen jetzt einmal im Ganzen darzustellen, übertrage ich Auszüge des Textes noch einmal (etwas abgewandelt) hierher:

 

Hinweis: Die Quellenhinweise beziehen sich auf das Blog loveparade2010doku, wo sich eine mit enorm viel Arbeit erstellte Dokumentation der Ereignisse am Veranstaltungstag durch zeitlich synchronisierte Videos, Fotos und Augenzeugenberichte findet:

http://loveparade2010doku.wordpress.com/2010/08/04/fullung-und-leerung-der-rampe-zeitablauf-aller-wichtigen-sperrungen-auf-der-loveparade/

 

Es sollten also pro Stunde 30.000 Personen pro Seite (West bzw. Ost) auf das Gelände gelangen.

Und es gab auf jeder Seite maximal 16 offene Schleusen.

Um zu dem Ergebnis von 30.000 durchgelassenen Personen zu gelangen, müssten also durch jede der 16 Schleusen 1 875 Personen pro Stunde gelassen werden.

Das wären dann 31,25 Personen pro Minute,

also alle 1,92 Sekunden eine Person.

Mag ja möglich sein, wenn die Leute da schnell durchlaufen. Es wurde jedoch kontrolliert.

Dieses Foto vom Eingang West zeigt, dass Besucher offenbar abgetastet wurden:

http://live.loveparade.com/fkxt76kdrf887t/foto/themen/02/security%20schleuse%20west.JPG

Dieses Foto (ebenfalls Eingang West) zeigt die Taschenkontrolle an den Schleusen:

http://imageshack.us/photo/my-images/256/love2010du130.jpg/

Und auch dieses Foto vom Eingang Ost macht nicht den Eindruck, als käme da alle 1,92 Sekunden ein Mensch durch:

http://picasaweb.google.com/100055290435100638841/Loveparade2010#5498232188314070226

 

Es war demnach – auch ganz unabhängig von der Situation im Bereich Tunnel/Rampe und auf dem Festivalgelände – gar nicht möglich, 30.000 Personen pro Stunde auf jeder Seite durch die Tunnel zu schicken, es sei denn, man gab die Kontrollen auf und ließ die Leute einfach durchströmen.

Jeder kann selbst einmal versuchen, sich auszurechnen, wie lange es im Durchschnitt dauern könnte, einen Menschen abzutasten, evtl. in seine Tasche zu schauen, ihn weitergehen und auch noch den nächsten vortreten zu lassen. Das dauert im Durchschnitt ganz erheblich länger als 1,92 Sekunden pro Person.

 

Zwischenfazit:

 

Mit 16 Einlassschleusen pro Seite konnte die Planung überhaupt nicht aufgehen.

Die logische Konsequenz war, dass immer wieder einmal phasenweise Besucher ohne jede Kontrolle durch die Schleusen gelassen wurden – wie andere Video-Aufnahmen zeigen.

Nur dann, und bei schnellem Durchgangstempo der Besucher, konnte es gelingen, den Zulauf zum Gelände zu erhöhen. Und dies wiederum wurde immer wieder durch die haarsträubende Situation auf den Straßen und insbesondere vor den Schleusen erforderlich.

Dabei arbeitete offenbar keine Gruppe vor Ort mit ausreichender übergeordneter Direktion, bei der Informationen aus allen Bereichen zusammenliefen, um abschätzen zu können, welche Folgen das eigene Handeln auf andere örtliche Bereiche hatte.

 

Freilich haben die Kontrollen an den Einlassschleusen gute Gründe. Man plant sie nicht, um Leuten freundlicherweise einen Tag lang eine Beschäftigung als Ordner zu geben und die Besucher damit unnötig zu nerven.

Man hätte also viel mehr Schleusen gebraucht, um die Kontrollen wie geplant und erforderlich durchzuführen.

Sollte sich jetzt jemand fragen: “Ja, wo sollte man denn bloß noch mehr Schleusen aufstellen?“, so lautet die Antwort, dass es unverantwortlich war, für eine Veranstaltung dieser Größenordnung nur einen einzigen Eingang zu schaffen. Mit mehreren Eingängen hätte man auch wesentlich mehr Schleusen planen können.

 

Von all dem abgesehen, konnten 30.000 Personen pro Tunnelseite ohnehin nicht über die Rampe und durch das Nadelöhr am Rampenkopf passen.

 

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Teil 2:

 

Abgesehen von erfolgten oder nicht erfolgten Kontrollen, kam es immer wieder und wieder zu Zaunöffnungen an oder in der Nähe der Einlassschleusen, durch welche selbstverständlich auch nicht unerhebliche Mengen von Besuchern auf einen Schlag (und ohne jedwede Kontrolle) auf das Veranstaltungsgelände hinter den Schleusen gelangten.

Diese Zaunöffnungen waren erforderlich, weil man entgegen der Vorschriften der Versammlungsstätten-/Sonderbauverordnung keine separaten Ein- und Ausfahrtwege für Einsatz- und Rettungsfahrzeuge eingeplant hatte.

Die Fahrzeuge mussten also zunächst durch die Menschenmengen auf den Straßen, dann durch die eng zusammengepressten Menschen vor den Schleusen und schließlich durch all die Besuchermassen in den Tunneln einfach hindurch fahren – gerade so, als handele es sich dabei um eine Masse aus Butter.

Es gehört für mich zu den unbegreiflichsten Einsichten in diese Veranstaltung, dass sich dabei offenbar kein Verantwortlicher irgendetwas gedacht hat.

 

Auf den Aufnahmen der Sicherheitskameras sieht man immer wieder einmal Krankenwagen durch die Menge fahren. Auch Polizeiwagen fahren wiederholt hindurch - sei es aufgrund des Schichtwechsels, sei es in Form von Einzelfahrzeugen mit individuellem Auftrag.

 

Und als sei das alles noch nicht genug, sieht man auf den Aufnahmen von Kamera 16 (14.20 bis 14.40 Uhr), ab ca. Minute 13:10 folgende, geradezu surreal erscheinende Szenerie: Ein riesiges Gefährt wird am anderen Ende des Tunnels sichtbar, fährt ein Stück weit ein. Dann fährt dieses Teil rückwärts und biegt dabei scharf nach links ab. Während es langsam durch die Menschenmenge nach links aus dem Bild verschwindet (anzunehmender Weise durch dort vor dem Tunnel geöffnete Zäune), erkennt man, was es ist. Es ist ein Reisebus.

Ein Reisebus fuhr also ein Stück in den Tunnel hinein, um durch ein rückwärtiges Ausschwenken offenbar eine Art Wendemanöver zu absolvieren – inmitten der Menschenmassen.

Als erfreulich ist insofern anzusehen, dass man nicht auch noch auf die Idee kam, auf der Rampe Flugzeuge landen zu lassen. Sorry, aber bei dieser Veranstaltung erscheint einem geradezu gar nichts mehr ausgeschlossen.

 

Zwischenfazit:

 

Es war von vornherein völlig illusorisch anzunehmen, man könne die Einlassschleusen dicht machen. Was sollte mit den Rettungsfahrzeugen werden, von denen zu jeder Zeit einzelne durch die Tunnel fahren mussten?

Und was WAR mit den Rettungsfahrzeugen, nachdem die Schleusen um 16.55 Uhr tatsächlich dicht gehalten wurden und es zeitgleich zu Toten kam? Das sollten wir uns durchaus einmal anschauen. 

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Die Leserin schrieb:

Teil 2:

Zwischenfazit:

Es war von vornherein völlig illusorisch anzunehmen, man könne die Einlassschleusen dicht machen. Was sollte mit den Rettungsfahrzeugen werden, von denen zu jeder Zeit einzelne durch die Tunnel fahren mussten?

Und was WAR mit den Rettungsfahrzeugen, nachdem die Schleusen um 16.55 Uhr tatsächlich dicht gehalten wurden und es zeitgleich zu Toten kam? Das sollten wir uns durchaus einmal anschauen. 

 

Bedauerlich, dass Lopavent keine Videos nach 16:40 h veröffentlicht hat.

Dass die Schleusen nach 16:55 h "tatsächlich dicht gehalten wurden", heißt ja nicht, dass keine Rettungsfahrzeuge ein-und ausfahren konnten. Im Gegenteil, die konnten nun nahezu ungehindert in den Tunnel und bis zur Rampe fahren.

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Teil 3:

 

Bereits weiter oben in diesem Thread habe ich dargelegt, wie die Situation vor den Einlassschleusen aussah. Damit man verstehen kann, warum beschlossen wurde, den Durchlass ggf. auch ohne Personen- und Taschenkontrollen zu ermöglichen, oder aber, warum jede Zaunöffnung zwangsläufig zu derart großen Mengen an durch die entsprechende Lücke strömenden Besuchern führen musste, übertrage ich Auszüge des Textes noch einmal hierher.

Dabei habe ich die Situation auf den Straßen nur für die ersten Stunden nach Öffnung des Veranstaltungsgeländes erhoben. Aber nach Durchsicht etlicher Videos gehe ich davon aus, dass dies an dieser Stelle ausreichend sein mag.

Durch Vorsperren wurden auf den Straßen immer wieder einmal Lücken in den Massen geschaffen (zu dem Preis, dass sich die Massen dann ganz besonders vor diesen Sperren stauten). Die Situation vor den Einlassschleusen blieb jedoch m.E. stets kritisch.

 

Ein gründliches Durchforsten der Chronologie „Orte und Sperrungen: Foto- & Videodokumentation“ des Blogs loveparade2010doku bzw. der beiden Unterkapitel

  • Part I - die Wege- & Vereinzelungsperren vorm westlichen Tunnel

  • Part IV - die Wege- & Vereinzelungssperren vorm östlichen Tunnel

erbrachte das Ergebnis, dass die Situation vor beiden Einlassanlagen in der Zeit nach der Öffnung kontinuierlich immer schlimmer wurde.

Was die Situation vor den Schleusen anbetraf, so kann man es sich sparen, darüber zu streiten, wann nun ganz genau wie viele Schleusen geöffnet waren: es waren IMMER zu wenige.

 

Einlass West:

 

Hier ein Foto, aufgenommen von Alf um 12.30 Uhr auf der Kreuzung Karl-Lehr-Str./Düsseldorfer Str.:

http://www.flickr.com/photos/fhk/4915595649/in/photostream/

Ein Augenzeugenbericht von kurz vor 13.00 Uhr:

„Ich war selbst auf der Loveparde und bin um kurz von 13 Uhr an der Einlasskontrolle an der Düsseldorfer Str. angekommen. Die dortige Zugangsregelung zum Tunnel war schon mordsgefährlich! Sie war auf den zum Tunnel abbiegenden Str. kurz vor der Kreuzungsbereich Düsseldorfer Str. angelegt. Die Massen stauten sich bereits um diese Zeit weit in die Düsseldorfer Str. hinein. Durch die Zugangskontrolle kamen vielleicht 50 Menschen pro Minute, der Stau wurde daher immer größer. Der Weg zur Zugangskontrolle wurde in Trichterform geführt. Ich hatte hier bereits Angst und habe nur gedacht wenn ich eine halbe Std. später ankomme, wird hier alles ausser Kontrolle geraten, da die Stimmung schon sehr angespannt war, was ja kein Wunder war, da für die ca. 40m bis zur Kontrollstelle sage und schreibe 40 Minuten benötigt wurden.“

Sollten tatsächlich nur 50 Personen pro Minute durch die Schleusen gekommen sein, so wären das 3.000 pro Stunde und nicht 30.000. Selbst wenn sich der genervte Augenzeuge verschätzt haben sollte, so steht doch – nach unserer obigen Rechnung – fest, dass in der Tat erheblich sehr viel weniger Besucher als geplant die Schleusen pro Stunde inklusive Kontrolle passieren konnten.

13:00 Uhr - bereits jetzt gibt es laut DJV92 eine Vorsperre an der Düsseldorfer Str. nördlich der Kreuzung Mercatorstr. Zwei weitere Sperren sollen noch folgen:

„Bis wir an der Loveparade ankamen mussten wir noch zwei mal warten (die Polizei hatte Blockaden errichtet) bis uns die Polizei durch den Tunnel gelassen hatte.“

13:33 Uhr - Alf blickt auf die Schlange vor der Vereinzelungsanlage, Foto:

http://www.flickr.com/photos/fhk/4915595967/in/photostream/

Um 13.44 Uhr auf der Kreuzung:

http://imageshack.us/photo/my-images/713/love2010du087.jpg/

14.00 Uhr - Auch durch die wartende Menge mussten die Polizeifahrzeuge fahren:

http://www.youtube.com/watch?v=gEAF32jZUYE

http://www.youtube.com/watch?v=T7wNw15KnOA

14:00 Uhr – Alf schreibt unter das Foto

http://www.flickr.com/photos/fhk/4915596227/in/photostream/

an der Vereinzelungsanlage:

“the security still controll everybody. There where 16 controll stations, So it was impossible to get 350.000 people on the area with controlling them!!!”

Alf schreibt also von 16 “control stations” und hält diese Anzahl für viel zu gering.

14.00 Uhr - Hier informiert die Polizei über Besucherstau vor dem Gelände:

http://www.youtube.com/watch?v=cszas6htoFk#t=5m12s

14.13 Uhr - Ob nun um 14 Uhr etwas geändert wurde oder nicht, die Situation verschlimmerte sich:

http://www.youtube.com/watch?v=-oRby6AGQYE

14.58 Uhr - Vorsperre Mercatorstr./Düsseldorfer:

http://www.youtube.com/watch?v=ppqJh6hGqhY

 

Einlass Ost:

 

Von der Einlassstelle Ost gibt es für die Zeit zwischen 12.00 und 13.00 Uhr leider keine Aufnahmen bei loveparade2010doku. Fest steht jedoch: auch hier klappte es im Anschluss nicht.

13:10 Uhr – Menschenmenge vor der Vereinzelungsanlage:

http://www.charlylownoise.com/de/wp-content/gallery/love_parade_2010/img_1012.jpg

Um 14.00 Uhr vor der Kontrolle Grabenstr./Karl-Lehr-Str.:

http://www.youtube.com/watch?v=QzUS9Em75DU

Der Augenzeuge Willi G., der von 13:00 – 16:00 Uhr zwischen Altenheim und Tunnel hinterm Zaun stand, erklärte in seinem Bericht an die Stadt Duisburg u.a.:

„Um 14:00 Uhr war die Anzahl der Menschen, gegenüber Hausnummer 159 (Altenheim) bis zum Tunneleingang so hoch, dass man nicht vor oder zurück kam. […] Ca. 14:45 Uhr wurde von den vielen Menschen durch den Druck gegenüber von Hausnummer 159 dreimal der Drahtzaun übergekippt. Der Drahtzaun wurde durch Ordnungskräfte und Polizei wieder aufgestellt.“

 

Fazit:

 

Wie u.a. die Diskussion in diesem Thread hier gezeigt hat, kann man sich hinsichtlich der Frage, von wann bis wann ganz genau welche Schleuse aus welchem Grunde geöffnet oder geschlossen war, trefflich streiten oder in einzelnen Dokumenten bzw. Filmaufnahmen verzetteln.

Im Endeffekt brachte die Planung folgende Aspekte mit sich:

 

  • Es waren für die Durchführung von Kontrollen für die Besuchermengen viel zu wenige Schleusen vorhanden.

  • Deshalb und um die Situation vor den Schleusen nicht eskalieren zu lassen, musste ab bestimmter Punkte auf Kontrollen verzichtet werden.

  • Zudem musste jede Öffnung von Zäunen dazu führen, dass große Mengen an Besuchern auf das Veranstaltungsgelände kamen.

  • Diese Öffnungen waren immer wieder und wieder nötig, da es die vorgeschriebenen separaten Anfahrtswege für Einsatz- und Rettungsfahrzeuge nicht gab.

     

Insgesamt bleibt zu konstatieren, dass die Situation an den Schleusen als nicht beherrschbar eingestuft werden muss – zumindest wenn man eine geordnete Veranstaltungsdurchführung als Maßstab zugrunde legt.

 

Ich persönlich habe Zweifel daran, dass man ganz bestimmte Fehler, die an den Schleusen gemacht wurden, kausal mit den Todesfällen wird in Zusammenhang bringen können, denn da ist so einiges geschehen und schiefgegangen - und das m.E. aus besagten Gründen. Ich persönlich sehe da nicht DAS EINE Ereignis, das dann zu dem Gedränge am Rampenfuß, wo sich die Todesfälle ereigneten, geführt hätte.

 

Dennoch sehe ich auch an den Schleusen eine Ursache für die Todesfälle, und zwar durch die Planung dieser Einlassschleusen in ihrer Anzahl und ihrer Einbindung in die Wegführung und die genauen örtlichen Bedingungen mit ihrem einzigen Eingang auf das Veranstaltungsgelände für hunderttausende Menschen. 

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@ Die Leserin, Lothar Evers

Eine Frage bitte zu einem Thema, das schon länger zurückliegt:

Ministerium für Bauen und Verkehr - Welche Abteilung, welcher Mitarbeiter war es bitte gewesen, der, nachdem der Brandschutzexperte Dr. Jaspers diesen Hinweis gegeben hatte, erklärte wie man um das Problem der fehlenden Rettungs-/Fluchtwege drum herum kommt, also die Sicherheit der Besucher adäquat darzustellen und zwar mit einer Entfluchtungsanalyse? Vielen Dank!

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Felix Licht schrieb:

@ Die Leserin, Lothar Evers

Eine Frage bitte zu einem Thema, das schon länger zurückliegt:

Ministerium für Bauen und Verkehr - Welche Abteilung, welcher Mitarbeiter war es bitte gewesen, der, nachdem der Brandschutzexperte Dr. Jaspers diesen Hinweis gegeben hatte, erklärte wie man um das Problem der fehlenden Rettungs-/Fluchtwege drum herum kommt, also die Sicherheit der Besucher adäquat darzustellen und zwar mit einer Entfluchtungsanalyse? Vielen Dank!

Ministerialrat Jost Rübel leitet seit langem das Referat X1 "Baulicher Brandschutz, Sonderbauten, bauaufsichtliche Regelungen für die technische Gebäudeausrüstung im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein- Westfalen. Er vertritt NRW auch in der Arbeitsgruppe der Länder, die sich mit der Sonderbauverordnung befasst.

Rübel ist nach der Loveparade auch in den Innenausschuss geladen, und wird zum Kronzeugen von RA Jasper, da er ausführt eine Baubehörde könne ein Sicherheitskonzept nicht verstehen. Dass könnten nur die BOS, mit denen Einvernehmen herzustellen sei. 

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#227 Die Leserin

Mögen Sie sich auf das Gedankenspiel einlassen, dass auch deshalb die Taschen kontrolliert werden sollten, um weiterhin anahltend Zeit zu schinden? Um dem Konzept Entzerrung und Verdichtung weiterhin Folge zu leisten?

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@Lothar Evers:

Einverstanden, wir wissen eben nicht genau wer dort wie oft mit wem kommuniziert hat über die Einrichtung der Sperren. Einiges mag auch in der Hektik "spontan" entschieden worden sein. Ich wandte mich nur gegen den in mehreren postings hier verbreiteten Konsens, die mittlere Rampe gehe mit einer gewissen Sicherheit auf eine Idee oder Anordnung Walters zurück. Kann gut sein, dass es so war, aber ist nicht unbedingt zutreffend.

@Die Leserin:

Ihre Darlegung, dass schon die Eingänge/Vereinzelungsanlagen so dimensioniert waren, dass ein einigermaßen zügiger Zugang auf das Gelände gar nicht möglich war, finde ich überzeugend. Aber, da muss ich Herrn Licht einmal zustimmen: Es war - aus lopavent-Sicht - gar nicht das Ziel, das Gelände der Veranstaltung möglichst schnell mit Menschen zu füllen. Das Konzept sah ja auch vor, dass "über den Tag verteilt" 485.000 Menschen dort hingelangen sollten. Um nicht zwischenzeitlich überfüllt zu werden, wollte man die Besucher möglichst langsam einströmen lassen (die davon ja nichts wussten, hieß es doch im Vorfeld schon man rechne mit 1 Million Besucher, die man auch  verkraften könne). Für lopavent bequem: Der berechtigte "Frust" der im Stau steckenden Besucher richtete sich dann gegen die Polizei, die dort auf den Wegstrecken zuständig war. Und an einzelnen Stellen hat sich dann möglicherweise dieser Frust auch gegen die Polizei entladen, wobei sicherlich über 95 % der Besucher - löblicherweise - friedlich blieben trotz dieser Umstände. Also soweit stimmt m.E. auch Lothar Evers Eindruck: Oben wollte man feiern, die unangenehmen Details überließ man der Polizei.

Henning Ernst Mueller schrieb:
Einverstanden, wir wissen eben nicht genau wer dort wie oft mit wem kommuniziert hat über die Einrichtung der Sperren. (...)Kann gut sein, dass es so war, aber ist nicht unbedingt zutreffend.

sorry....und warum bitte machen Sie dann so einen Aufstand, von wegen "ich wandte mich gegen..." wenn auch Sie keine Belege für das Gegenteil haben???

Was ist es, wogegen Sie sich mit derlei Reaktionen wirklich wenden?...Aber lassen wir's, darauf brauchen Sie jetzt nicht antworten.

Jeder versucht hier auf seine Weise die verschiedenen Blickwinkel je logisch zu durchdenken und für seine Schlussfolgerungen nach und nach Belege zu finden, oder nicht? Lothars Ausführungen sind noch keineswegs ein Gegenbeweis.

 

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Henning Ernst Müller schrieb:

@Die Leserin:

Für lopavent bequem: Der berechtigte "Frust" der im Stau steckenden Besucher richtete sich dann gegen die Polizei, die dort auf den Wegstrecken zuständig war. Und an einzelnen Stellen hat sich dann möglicherweise dieser Frust auch gegen die Polizei entladen, wobei sicherlich über 95 % der Besucher - löblicherweise - friedlich blieben trotz dieser Umstände. Also soweit stimmt m.E. auch Lothar Evers Eindruck: Oben wollte man feiern, die unangenehmen Details überließ man der Polizei.

 

Ich bin überzeugt davon, dass der prozentuale Anteil der Besucher, die sich angemessen und nicht übermäßig aggressiv verhalten haben, insgesamt höher ist, als 'nur' 95%.  Das ist aber auch relativ "hepp", weil die Polizei es nicht mit Prozenten zu tun hatte, sondern mit mehr oder weniger grossen Gruppen von aggressiven Menschen, die zT. gemeinsam handelten.

Bei nur 0,5%  "Randalebrüdern" ist deren Stärke immer noch zwischen 2-3000 (!!) und die können für erhebliche Probleme sorgen.

 

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Ein Polizist schrieb:

Bei nur 0,5%  "Randalebrüdern" ist deren Stärke immer noch zwischen 2-3000 (!!) und die können für erhebliche Probleme sorgen.

wenn denn die Situation dafür geschaffen wird.

http://das-gemeine-wesen.blog.de/2011/03/02/fussgaenger-leben-gefaehrlichsten-verkehrsunfallstatistik-10728974/

die Unfallstatistik wird wohl durch die überforderten Autofahrer, die unbedingt noch auf die Kreuzung fahren und „ihre“ Lücke erwischen wollen und die Fußgänger, die lange auf „ihre“ (kurze) Grünphase warten müssen, nach oben getrieben.

und genau darum ging es doch für die in dem Pulk gefangenen.

wo ist diese Lücke ? wo ich hin muß, kann oder darf.

nur waren diese Lücken innerhalb des Veranstaltungsgeländes irgendwann nicht mehr vorhanden.

(Auslastung in Teilbereichen über 100%)

und anstatt welche zu öffnen (Notausgänge)

oder Baustellengitter auf der Rampe entfernen . 

wurden noch zusätzlich die Sperren errichtet.

Verkehrsplanerisches Totalversagen.

 

mfffffgggg 

 

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noch einmal

Ein Polizist schrieb:

Bei nur 0,5%  "Randalebrüdern" ist deren Stärke immer noch zwischen 2-3000 (!!) und die können für erhebliche Probleme sorgen.

immerhin hatte die Polizei Duisburg einen Spezialisten für spezielle  Problemgruppen vor Ort.

 

Ob deutsche Rowdys daheim oder anderswo unangenehm auffallen - der ZIS-Computer kennt sie alle. Taucht bei der WM ein verdächtiges Gesicht dort auf, wo es nichts zu suchen hat, und befindet die zu Rate gezogene ZIS "Gefahr", dann greifen die Sicherheitskräfte vor Ort zu.
http://www.karriere.de/service/rote-karte-fuer-spielverderber-123016/ 

 

mffffgggg

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