Worüber ich mich ärgere: Der offene Brief der Musikindustrie

von Prof. Dr. Thomas Hoeren, veröffentlicht am 29.04.2008

Der Bundesverband Musikindustrie hat in den letzten Tagen in allen Tageszeitungen ganzseitige Anzeigen schalten lassen, in denen 200 "Künstler" einen Offenen Brief an Angela Merkel richten (nur ganz klein in der Anzeige ist die tatsächliche Herkunft der Anzeige erkennbar.

Vor allem im Internet würden Musik, Filme oder Hörbücher millionenfach unrechtmäßig angeboten und heruntergeladen, ohne dass die Kreativen, die hinter diesen Produkten stehen, dafür eine faire Entlohnung erhalten“, heißt es in dem Schreiben das unter anderem von Herbert Grönemeyer, Tokio Hotel, Thomas Quasthoff, Amelie Fried, Julia Frank, Andreas Langenscheidt, Til Schweiger, Bernd Eichinger und Stefan Arndt unterzeichnet wurde. „Langfristig wird so die kulturelle Vielfalt in unserem Land abnehmen und wir verspielen eine unserer wichtigsten Zukunftsressourcen“, so die Unterzeichner.

Zur Lösung des Problems verweisen die Unterzeichner auf Initiativen in Frankreich und England, wo auf Druck der Regierungen die Internetprovider künftig bei der Bekämpfung der Internetpiraterie stärker in die Verantwortung genommen werden sollen. Nach mehrfachen „Verwarnungen“ durch ihren Internetprovider müssten Anschlussinhaber damit rechnen, dass ihnen der Vertrag gekündigt wird, wenn sie ihr unrechtmäßiges Handeln nicht unterlassen. Schätzungen zufolge entfallen allein in Deutschland 70 Prozent des Internetverkehrs auf die Nutzung meist illegaler Tauschbörsenangebote. „Während die milliardenschwere Telekommunikationsindustrie massiv von der Nutzung illegaler Inhalte profitiert, verweigert sie beim Schutz geistigen Eigentums die Verantwortung“, so die "Kreativen".

http://www.musikindustrie.de/fileadmin/news/politik/downloads/080425_off...

Ich habe langsam die Nase von den Frechheiten der Musikindustrie voll. Undifferenziert wird auf Nutzer und TK-Industrie eingeschlagen. Falsche Zahlen (70% der TK-Nutzung seien illegaler P2P-Verkehr) werden kombiniert mit schrägen Vergleichen gerade mit dem Zensurland China und dubiose Zitate just von Mark Getty ("Geistiges Eigentum sei das Öl des 21. Jahrhunderts"). Die eigenen Haussklaven werden als Unterzeichner vorgeschickt und instrumentalisiert, statt sich mal zu fragen, ob man nicht als Musikindustrie angemessene Salärs an Kreative zahlt. Jede differenzierte Auseinandersetzung fehlt: Hat nicht der Gewinneinbruch in der Musikindustrie noch andere Gründe als P2P? Kann die TK-Industrie überhaupt effektiv den Zugang zu Websites sperren? Ist nicht Urheberrecht geprägt durch eine komplexe Suche nach einem Gleichgewicht zwischen schützenswerten Urheber-, Verwerter- und Nutzerinteressen?

Man will in der Musikindustrie nicht differenziert denken. Man will schlagen, hauen, klotzen. Dualismus ist eben besser verkäuflich als differenzierte Prüfung und Gespräche. Gut = Musikindustrie - böse = der Rest der Welt, die Hörer von Musik (eine Industrie straft ihre Kunden), TK-Industrie, Internetnutzer, Andersdenkende.

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131 Kommentare

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Herr Herwig,

dass Sie sich von meinen gelisteten Punkten gerade den einen heraussuchen bestätigt augenscheinlich meine Meinung bzgl. Ihrer Drückebergerei vor den wahren issues (danke dafür), deswegen zitiere ich Sie gern:

>> BMG-USA musste dafür auch entsprechend dick bluten.

Die bis zu (!) 175,- USD pro Geschädigtem, die sich dann aber auch mal als Albumaustausch + 7,50 USD manifestierten, nehmen sich geradezu verheerend aus im Vergleich zu den 222.000,- USD für die 24 Songs von Jammie Thomas.

>> und sich nebenbei vielleicht als kostenloses “Benefit” den Content mal ebenso “besorgt”.

Diese dreiste Unterstellung zeigt wieder nur allzu deutlich wessen Geistes Kind sie sind. Und Sie wundern sich wirklich über Ihr Image?

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Lieber Dobermann,
die Zukunft wird nicht nur der Musikindustrie, sondern auch dem Endverbraucher, also auch Ihnen und mir Folgendes bringen:

Durch immer weiter sinkende CD-Verkäufe und legale Downloads wird es immer weniger Bands geben, die von ihrer Musik leben können. Dementsprechend wird es immer weniger Bands geben, die gute Musik machen. Und irgendwann werden Sie merken, lieber Dobermann, daß Kuschelhase Schnuffel und Schni-Schna-Schnappi auf Dauer langweilig werden!

Lieber Herr Hoeren - konsumieren Sie überhaupt selbst Musik?????

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Sehr geehrter Herr Herwig,

Erst einmal möchte ich Ihnen danken dass sie sich kurz zur Problematik geäußert haben. Es stimmt natürlich dass Ihnen, als Independant Label Betreiber, nicht direkt die Machenschaften von BMG-USA zuzurechnen sind, aber hier stoßen sie auf ein generelles Problem: Die Menschen pauschalieren nunmal, und ein Käufer der früher eine nicht abspielbare CD gekauft hat (Die CDs wurden, soweit ich weiß, nicht von Anfang an mit einem Kopierschutz Zeichen markiert), ist das nächste mal eben skeptisch. Anfangs hatten die Leute also noch gar keine Möglichkeit, da Sie vor der Markierung nicht wussten ob die CD nun mit einem Kopierschutz oder ohne ausgestattet war. Dem Posting von "http://blog.techflaws.org" ist weiters nicht zu entnehmen, dass er sich die Musik auf illegale Weise besorgen möchte.

Das DRM Argument haben sie unter den Tisch gekehrt, und ich kann mir auch denken warum. Auch wenn sie wohl wieder nicht direkt betroffen sind, so müssen sie doch zugeben dass es gelinde gesagt eine Frechheit ist wenn amerikanische Kunden welche zuvor für ihre Musik bezahlt haben, nun nicht mehr die Möglichkeit haben diese auf einen weiteren Rechner zu überspielen, und dazu genötigt werden die Dateien auf Audio CDs zu überspielen nur weil Microsoft den Lizenzierungsserver stoppt. Bei einer großen Menge an Dateien kann dieser Vorgang schonmal einige Zeit verschlingen. Zum Vergleich: Ungeschützte MP3 Dateien überspiele ich einfach auf eine Wechselfestplatte, aber DRM geschützte Dateien müsste ich nun brennen und danach erneut von der CD rippen um eine ungeschützte Datei zu erhalten. Sowas ist einfach nicht tragbar, und zeigt, für die geprellten Kunden leider zu spät, dass das DRM Konzept nicht tauglich ist.

Über die Studie kann ich Ihnen nun konkret nichts sagen, da ich sie selbst noch nicht gelesen habe, werde dies jedoch nachholen. Aber generell bin ich der Meinung dass ich die Rechnung "Heruntergeladenes Album = Ein Nicht Gekauftes Album als Schaden" nicht aufstellen kann, da nunmal nicht jeder der sich etwas herunterlädt auch gleichzeitig die CD gekauft hätte. Aber gut, hier können wir uns in Endlosdiskussionen verstricken, und faktisch wird niemand einen Beweis liefern können. Ein Grund mehr weswegen die "Musikindustrie" nicht ständig versuchen sollte mit Zahlen zu argumentieren welche man einfach nicht belegen kann.

Bei einem Punkt stimme ich Ihnen jedoch, teilweise, zu. Filesharingportalen welche mit Bannerwerbung oder eben durch Finanzierung seitens der Kunden finanziell profitieren sollte ein Riegel vorgeschoben werden. Das ist jedoch nicht so einfach, da zB Rapidshare ja genausogut für legale Zwecke verwendet werden kann, und wenn der Benutzer seinen Inhalt verschlüsselt ist es für den Anbieter schlicht unmöglich festzustellen was sich darin befindet. Anders bei Filesharingportalen, hier könnte man schon etwas bewegen.

Unter "Umgehung der Rechtsprechung" meinte ich dass man sich einer gewissen Methodik bediente, und immer noch bedient um an die Nutzerdaten hinter der IP Adresse zu gelangen. Grob gesagt: Die Einleitung eines Strafverfahrens welches danach niedergelegt wird, um mit den gewonnenen Daten zivilrechtlich vorzugehen. Diesem Vorgehen hat ja kürzlich das Landgericht Saarbrücken ( Beschluss v. 28.01.2008 - Az.: 5 (3) Qs 349/07) sowie das Landgericht München ( Beschluss v. 12.03.2008 - Az.: 5 Qs 19/08), meiner Meinung nach zu Recht, eine Absage erteilt.

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Sehr geehrter herr Eric,

"Die Menschen pauschalieren nunmal, und ein Käufer der früher eine nicht abspielbare CD gekauft hat (Die CDs wurden, soweit ich weiß, nicht von Anfang an mit einem Kopierschutz Zeichen markiert), ist das nächste mal eben skeptisch."

Nun das ist leider korrekt, aber es sollte sicher auch nicht wenige Leute geben, die recherchieren, oder die sich genug auskennen um zu wissen, dass das Labellogo, vertriebslogo drchaus auf komplett unterschiedliche Hersteller verweist. Es ist schon richtig, dass das einigen leuten nicht bewust ist, aber jetzt haben wir ja ein entsprechendes bewustsein dafür geschaffen, dass es in deutschland mehr als EINE plattenfirma gibt (ca. 1300 übrigens).

"So müssen sie doch zugeben dass es gelinde gesagt eine Frechheit ist wenn amerikanische Kunden welche zuvor für ihre Musik bezahlt haben, nun nicht mehr die Möglichkeit haben diese auf einen weiteren Rechner zu überspielen, und dazu genötigt werden die Dateien auf Audio CDs zu überspielen nur weil Microsoft den Lizenzierungsserver stoppt."

Interessant, ich habe gerade dasselbe problem, wenn ich meine auf I-Tunes gekauften Musikstücke auf meinen creative_player überspielen will. Und zwar nicht aufgrund DRM, sondern aufgrund der tatsache dass Apple das AAC Fileformat prinzipiell nicht an andere Firmen lizensiert, sondern es derzeit exklusiv für den Ipod lizensiert.

Regt sich jemand darüber auf? MEiner Meinung nach kaum, aber das ist ja auch Apple, die sind ja auch "cool". Will sagen: Die gefühlte ehemlaige Einschränkung in den USA scheint bei einigen Nutzern schwerer zu wiegen als die reale aktuelle Einschräung weltweit.

"Über die Studie kann ich Ihnen nun konkret nichts sagen, da ich sie selbst noch nicht gelesen habe, werde dies jedoch nachholen. Aber generell bin ich der Meinung dass ich die Rechnung “Heruntergeladenes Album = Ein Nicht Gekauftes Album als Schaden” nicht aufstellen kann, da nunmal nicht jeder der sich etwas herunterlädt auch gleichzeitig die CD gekauft hätte."

Sagen sie dass bitte den Kollegen die diese Studie erstellt haben.

"Ein Grund mehr weswegen die “Musikindustrie” nicht ständig versuchen sollte mit Zahlen zu argumentieren welche man einfach nicht belegen kann."

Die Gegenseite darf das aber?

"Bei einem Punkt stimme ich Ihnen jedoch, teilweise, zu. Filesharingportalen welche mit Bannerwerbung oder eben durch Finanzierung seitens der Kunden finanziell profitieren sollte ein Riegel vorgeschoben werden. Das ist jedoch nicht so einfach, da zB Rapidshare ja genausogut für legale Zwecke verwendet werden kann, und wenn der Benutzer seinen Inhalt verschlüsselt ist es für den Anbieter schlicht unmöglich festzustellen was sich darin befindet."

Also mein Ansatz wäre einfach, dass Portale darauf hinwirken müssen, dass ihre Nutzer sich legal verhalten. Dies erreicht man daddruch, indem man ihnen die Verantwortung für die Inhalte übergibt, die sie verfügbar machen. Soll heissen: 1 Click Hoster wie Rapidshare sind für die Inhalkte verantwortlich, die ihre Kunden tauschen.

zum thema "Umgehung der Rechtssprechung": Leider bin ich kein Jurist und kann das nicht kommentieren. Ich möchte jedoch bezweifeln, dass man aufgrund des Urteils zweier Landgerichte darauf schließen kann, dass diese Methodik damit zur geltenden Rechtssprechung wird.

Schönen Abend noch.

SH

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Huiuiui, da wird die Kommentarfunktion mal wieder zum Diskussionsforum. Dann will ich mich da mal einmischen.

Zum Artikel von Herrn Prof. Hoeren: Es war natürlich vorprogrammiert, dass er nicht mit Verbandsfunktionären einer Meinung sein wird. Aber was man bei aller Kritik am Diskussionstil irgendeiner Seite nicht übersehen darf, ist das Herr Hoeren den Leuten, wie man einfach massiv sieht, aus der Seele spricht. Dieser Brief macht einen rasend und wütend, das ging bei mir soweit, dass ich gestern meine gesamten Michael Mittermeier CDs zerbrochen und in den Müll geworfen hab, weil ich seinen Namen unter diesem - und das muss man bei aller Liebe einfach sagen - Schandgeschreibsel gelesen hab.

Das Problem seh ich aber genau wie Herr Herwig an einer Stelle: den Instrumenten die den Rechteinhabern zur Verfügung gestellt wurden. Nur das ich der Meinung bin, dass diese viel zu weit gehen. Nicht nur, dass sie unmoralisch sind, sie untergraben auch das Recht der Bürger auf Privatsphäre, welches ein deutlich höheres Rechtsansgut ist als der wirtschaftlich Anspruch der Schaffenden (der durchaus vorhanden ist, nur eben nicht mit einem Eigentumsanspruch gleichzustellen ist).

Das sinnvollste wäre es gewesen dem Rechteinhaber gegen Privatleute keinerlei Instrumente in die Hand zu geben. (Gegen gewerbliche durchaus, wenn auch nicht Netzbetreibern und Webhostern, dies würde massiv die Neutralität der Infrastruktur gefährden). Dann hätte man wieder nur den Markt seine Arbeit tun lassen müssen. Unternehmen die sich auf das Vermarkten von Kopien festbeißen wären in Kürze Bankrott gewesen. Klar ist nix schönes, kostet Arbeisplätze und Produktivität aber that's progress. Es wäre doch auch keiner auf die Idee gekommen die Digitalkameras zu verteufeln, nur das die Industrie für Kleinbildfilme überlebt. Aber wenn es noch Nachfrage nach Musik gibt werden neue kommen, mit frischen neuen Ideen und den Markt wieder erobern, das ist wie Phönix aus der Asche.

Nehmen wir z.B. Konzerte. Die haben sich doch schon als neue Einnahmequelle etabliert. Klar hier fällt natürlich nicht viel für das klassische Plattenlabel ab diese Industrie fühlt sich zurecht bedroht. Denn sie hat ein entscheidendes Problem: Man mag die Leistung der Schaffenden oder der ausführenden Musiker (wenn nicht in Personalunion) und deren fehlende Entlohnung ins Feld führen, aber da steckt das Problem. Es wird nicht die Leistung der Schaffenden vermarktet und auch nicht die der Musiker (wie bei Konzerten), sondern nur die Kopie einer Information. Und das wird sich in einem Zeitalter in dem sich das gesamte Weltrepertoir an Musik bald auf einem USB-Stick speichern lässt der nicht größer ist als mein kleiner Finger einfach nicht mehr vermarkten lassen.

Um den Bogen hier wieder zu schließen. Irgendwelche hässlichen, offenen Briefe und massive Lobbyarbeit ist so oder so auf jeden Fall der falsche Weg. Sich seine Kunden zum Feind zu machen - das weiß selbst ich mit nur drei Nachmittagen Marketing - sägt nur den eigenen Ast ab auf dem man sitzt.

Andreas Popp
PS: Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten - es ist schon spät, man möge mir verzeihen wenn ich net alles korrekturles :)

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ich schrieb es schon im Usenet Forum
http://forum.usenet-guide.de/viewtopic.php?t=732
und wiederhole es nochmal hier. Die Umsätze aus CDs gehen zurück, die Umsätze aus dem Internet Geschäft steigen.
Siehe http://www.heise.de/newsticker/US-Musikmarkt-schrumpft-weiter--/meldung/...

Doch die steigenden Umsätze im Musikdownload fangen die Verluste aus dem CD Verkauf nicht auf. Schuld daran sollen die Filesharer sein.

Also, liebe Musikindustrie, ich sehe da ganz andere Ursachen.

Würfe ich mir alle Titel einer CD legal als Download kaufen, käme mich das deutlich teurer als die CD. Warum werden denn nicht alle Titel gekauft?

Weil bereits zu Zeiten der Schallplatte eine LP mit jeder Menge zweit- und drittklassiger Titel gefüllt wurde, nur damit sie voll wird. Gekauft wurde sie wegen der ein/zwei hörenswerten Stücke, mit der man die Schallplatte und später die CD verkaufte.

Dieses Geschäftmodell funktioniert im Internet nicht mehr. Gekauft werden nicht die drittklassigen Füller, sondern nurmehr die Hits. Deshalb gleicht das stetig wachsende Internet-Geschäft den Verlust aus dem CD Verkauf nicht aus. Obwohl sich die Rechteverwerter erdreisten, für die schlechtere Qualität des Internet Downloads (komprimierte mp3 statt Audio CD)auch noch mehr zu verlangen. Obwohl die Kosten eines Webservers für Downloads nur einen Bruchteil der Vertriebskosten der CDs betragen.

Angesichts solcher Abzockermethoden der Musikindustrie verwundert es nicht, dass es eine zunehmend geringere Bereitschaft der Konsumenten gibt, überhaupt noch dafür zu zahlen.

Es gibt Paralelen in anderen Branchen, beispielsweise im Usenet, für das ich mich persönlich engagiere. Je schlechter der Ruf eines Usenet Providers, umso höher der Anteil der Fake Anmeldungen. Die Quote reicht von ca. 10% bei als seriös geltenden Providern bis zu über 90% bei den als Abzocker verrufenen Providern. Wem das nicht klar ist, Fakes kosten viel Geld. Nicht nur für eine erschlichene Leistung, sondern auch für die Rücklastschriftgebühren der Hausbank. Mit den 10% kann man leben, damit könnte auch die Musikindustrie gut leben. 90 % werden existenzgefährdend. So ungefaähr dürfte sich auch die Relation Kaufdownloads zu illegalem Filesharing bewegen, abhängig vom Ruf der Rechteverwertungsindustrie an sich wie auch der einzelnen Labels. Doch der Ruf der Rechteverwerter leidet mehr und mehr. Prozesshanseln waren noch nie beliebt.

Vielleicht lernt die Musikindustrie aus diesem Beispiel und sorgt sich um einen besseren Ruf statt sich mehr und mehr zum Buhmann sowohl der Musiker als auch der Konsumenten zu machen.

Milliardenumsätze auf Kosten der Musiker zum einen und des Rechts auf Privatspäre zum anderen mag zwar bei einigen Politikern gut ankommen, beim Publikum, von dem sowohl die Kreativen wie auch die Rechteverwerter leben, kommt es nicht gut an.

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Puh, irgendwie scheint sich diese Diskussion im Kreis zu drehen.
Ich stehe nun nach dem Studium vor einer Arbeitslandschaft für "Tonschaffende", die sich leider wirklich mit jeder deutschen Grossstadt kurz nach dem zweiten Weltkrieg vergleichen liesse: Eine Meer aus Trümmern. Der grosse GAU der Musikindustrie hat viele Opfer auf Seiten der Studios gefordert. Bin ich deshalb böse? Nein. Klar hätte ich schon gern in den 70ern gelebt, wo Musik noch einen völlig anderen Wert (sowohl ideell als auch kommerziell) hatte als heute, aber es ist nun wie es ist.

Wenn ich Herrn Herwig mit seiner ignoranten Äusserung (A) "Wenn mir eine kopiergeschützte CD nicht zusagt, kaufe ich sie nicht" mit ein paar Zeilen weiter vergleiche, wo er Filesharing verteufelt (B), würde ich an seiner Stelle mal überlegen, ob B nicht eine Folge von A ist. Hierzu eine einfach zu verstehende Analogie:

Ich kaufe mir ein Auto (CD). Dieses Auto kann ich fahren. Ein in dieses Auto eingebauter Computer (Kopierschutz) erlaubt mir aber nur die Benutzung ( = das Abspielen) des Autos in der Stadt in der ich wohne.
Wenn ich mit dem Auto eine Reise machen will ( entspricht dem Konsumieren der Musik auf nem iPod), dann muss ich dafür nochmal viel Geld zusätzlich ausgeben. Nun möchte ich mal wissen, wer bei einer solchen Gängelung nicht ausrasten würde.

Die Musikindustrie hat bis heute an ihren alten Modellen festgehalten. Mp3, Kazaa, P2P, Deezer, WebRadio, alles haben sie verschlafen. Aufgewacht sind sie erst, als plötzlich die Verkäufe sanken und iPod Verkaufszahlen die Verkaufszahlen von Alben von Topkünstlern überflügelten ( man verzeihe mir hier das Stilmittel der Übertreibung).

Jetzt kommt der Teil, wo die Musikindustrie den (aus meiner Sicht) entscheidenen Fehler gemacht hat, der Scheideweg. Sie hatte zwei Optionen:

a) Sich den Markt von Experten erklären lassen und mit alternativen - EINFACH ZU BEDIENENDEN - Angeboten die ohnehin schon monströs grosse Flutwelle an Tauschbörsennutzern zu ködern.

b) Sich der groben juristischen Kelle bedienen und die harte "ihr seid alle kriminell" Tour fahren.

Nun, wie es gekommen ist, wissen wir alle. Statt auf die Nutzer DIREKT zuzugehen und ihnen zu sagen, dass das illegale Tauschen nicht "hip" ist, wurde mit Angst-machen reagiert. Wahrscheinlich, weil sich dieses Mittel der Macht schon in vielen Dikaturen sehr gut bewehrt hat... wie auch immer.

Die Firma Apple hat es verstanden, einen einfach zu bedienenden Musikladen im Internet aufzumachen. Wäre dies durch die Musikindustrie viel früher passiert, wäre höchstwahrscheinlich ein Grossteil des "Riesenknalls" abgemildert worden.

Nun sind seit Napster, KaZaa, eDonkey, BitTorrent und wie sie alle heissen viele Jahre ins Land gegangen. Es steht die nächste Generation von Tauschbörsen wohl ins Haus: Dezentral, anonymisiert mit komplettcheffriertem Datenverkehr.

Statt JETZT NUN MAL ENDLICH auf den Kunden zuzugehen und ihn mit einem ansprechenden "Music Store" im Internet, der auch mal Künstlerfeatures und weiteren Mehrwertcontent enthält, macht die MI was?

Genau, weiter über die Kanzlerin die Kriminalisierung eines Grossteils der Internetbenutzer per Gesetz fordern. Denn das "Aufbohren" einer CD, dass ich die Songs, für die ich schon bezahlt hab, auch noch auf meinem iPod hören darf, wurde ja auch schon verboten.

Da wittern wohl einige schon Morgenluft...

Es hat sich in all den Jahren NICHTS verändert, ausser dass mit DSDS Retortenbands immer noch versucht wird, einen schnellen Ertrag zu generieren. Es wird weiter mit der Abmahnkelle eingedrosche, statt sich um eine Alernative zu bemühe, ja geschweige denn den Diolog zu suchen...

Wie könnte ich über den Niedergang einer solchen "Industrie" denn auch nur im geringsten böse sein...?

JG

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Sehr geehrter Herr Herwig,

"Also mein Ansatz wäre einfach, dass Portale darauf hinwirken müssen, dass ihre Nutzer sich legal verhalten. Dies erreicht man daddruch, indem man ihnen die Verantwortung für die Inhalte übergibt, die sie verfügbar machen. Soll heissen: 1 Click Hoster wie Rapidshare sind für die Inhalkte verantwortlich, die ihre Kunden tauschen."

Ja, das wäre Ihnen wohl recht so. Einfach jenen zur Verantwortung ziehen, der am einfachsten greifbar ist.

Wie Eric schon weiter oben erklärt hat, ist das einfach nicht möglich. Ein Websitebetreiber kann nicht herausfinden, ob es sich bei den übermittelten Daten um legale oder illegale Dateien handelt. Selbst bei unverschlüsselten Daten geht das nicht möglich. Wie soll er denn erkennen, ob die Datei einen Grönemeyer-Song oder mein eigenes Produkt enthält?

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kopfschüttelnde Musikliebhaberin schrieb:
>> Und irgendwann werden Sie merken, lieber Dobermann, daß Kuschelhase Schnuffel und
>> Schni-Schna-Schnappi auf Dauer langweilig werden!

Gaanz schlechtes Beispiel. Schnappi war jahrelang kostenlos für jeden im Internet runterzuladen, bis es dann plötzlich zum Hype und auch auf CD verkauft wurde und wochenlang Platz 1 der Single-Charts hielt. Ziemlich komisch, wenn man bedenkt, daß jeder illegale Download eine verkaufte Einheit weniger statt Werbung für ein Produkt ist, oder?

Herr Herwigs Androhung bzgl. selektiver Beantwortung muß man wohl auf selektive Wahrnehmung ausdehnen. Oder was soll sonst die Nebelkerze bzgl. Apple Itunes und AAC? Abgesehen davon, daß es meines Wissens sehr wohl das Apple DRM ist, mit dem die Itunes-Songs verkapselt sind (AAC spielen schließlich genug Geräte), das den Transfer auf Nicht-Apple-Geräte verhindert, was soll das "Argument" bringen? "Ätsch, Apple ist aber auch Scheiße und die können sich das leisten". So what?

Nur weil es genug Apple-Fanboys gibt, die sich für Geld verarschen lassen, macht es die Situation nicht besser geschweige denn legitimiert es die Vorgehensweise von Apple oder MI & Co.

Bzgl. Rapidshare: wie lange noch, bis die Telekom gesetzlich verpflichtet wird, alle Gespräche mitzuhören, weil deren Nutzer ja auch mal was illegales verabreden könnten?

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Ich verstehe die ganzen Zahlen nicht!
Wenn 30 Mio Musikstücke verkauft werden und etwa 10 Musikstücke auf einer CD sind, dann verkauft die Musikinduestrie nur noch 3 Mio CDs im Jahr. Also jeder Deutsche kauft etwa eine 3/80tel CD. Dafür sind die Musikabteilungen in Läden aber noch recht groß

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"(...) die schon seit Jahren keine wissenschaftliche Präzision und Unparteilichkeit erkennen lässt, bei seinen Lesern für Vorurteile und Klischees bedient."

Ach so und der offene Brief zeugt (mit ausgedachten Zahlen) von wissenschaftlicher Präzision und zeugt auch von Unparteilichkeit? Und es werden in dem offenen Brief auch keine Vorurteile und Klischees bedient?

(Abgesehen von dem neuerlichen argumentum ad hominem - lustig; könnt ihr aah nicht einfach stecken lassen? Damit disqualifiziert ihr Euch selber als Diskussionspartner)

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Mal eine Frage an die Vertreter der Musikindustrie,

es ist zwar nicht ganz ihr Produkt, aber habe sie in letzter Zeit schon mal eine käuflich erworbene DVD angesehen? Das erste was man nach dem Start des Player zu sehen bekommt ist ein beleidigender und verlogenen Spot gegen Raubkopierer, finden sie das wirklich in Ordnung?
Diese Sch... kann man noch nicht einmal direkt überspringen.

Eine einfache Texteinblendung die mich darauf hinwiest was ich nicht mit der DVD machen soll würde auch reichen.

Ich lade im Monat auch mehrere Gigabyte Daten aus dem Netz, blöderweise sind da keinerlei Illegalen Downloads dabei, was sie mir aber unterstellen. Kann ich sie für diese Beleidigung abmahnen? Leider nicht.

Ein weiters Problem ist die Tatsache das sie zwar für eine IP Adresse gerne den Besitzer ermitteln können möchten aber mit Sicherheit nicht die Kosetn für meine Rechtsbeistand übernehem wenn ich zu unrecht von ihnen Beschuldigt werde Illegales zu tun.

Ich sehe nicht ein das mein Internetzugang zu einem unkalkuliebaren Risiko wird nur weil ein Industriezweig Angst um seinen Umsatz hat.

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Der folgende Blogeintrag von Herrn Manfred Gillig (Musikjozrnalist/Chefredakteur MusikWoche) wurde vor einigen Minuten vom Beck-System gelöscht, eventuell wegen der darin enthaltenen persönlichen Beleidigungen. M.E. sollte man den Text aber nicht zensieren und deshalb hier veröffentlichen (auch weil andere darauf schon Bezug genommen haben).

Herr Hoeren schreibt: „Man will in der Musikindustrie nicht
differenziert denken. Man will schlagen, hauen, klotzen. Dualismus ist
eben besser verkäuflich als differenzierte Prüfung und Gespräche. Gut =
Musikindustrie - böse = der Rest der Welt, die Hörer von Musik (eine
Industrie straft ihre Kunden), TK-Industrie, Internetnutzer,
Andersdenkende."

Wenn ich all die Kommentare und Diskussionsbeiträge hier überfliege,
kommt mir dieser Satz eher vor wie eine Beschreibung der Gegner der
Musikindustrie. Traurig, was Hoeren mit seiner Denkweise, die schon seit
Jahren keine wissenschaftliche Präzision und Unparteilichkeit erkennen
lässt, bei seinen Lesern für Vorurteile und Klischees bedient.

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Lieber Herr Boecker,

Auch nach dreimaliger Aufforderung reagiert Professor Hoeren nicht mit Argumenten sondern weiterhin mit teils himmelsschreienden Verallgemeinerungen, Vorurteilen und für seinen Stand mit besorgniserregenden Ressentiments.

Auf die durchaus vorhandenen Argumente der Gegenseite ist er nicht eingegangen, sondern hat weiterhin unkonstruktives und für eine Diskussion auf hohem Niveau schlichtweg dummes Zeug erzählt. Da sind die Mails von Leuten wie Herrn Boecker oder Herrn Lindemann reflektierter und konstruktiver gewesen. Ich kann es nicht glauben das jemand, der komplexe Sachverhalte so verkürzt und bewusst darstellt, mit einem Professorentitel ausgezeichnet wurde. Ja ja, ad hominem, ich weiß.

Lieber Andreas Popp,

toller Vergleich mit dem Auto. Wenn wirklich ein Auto seine Käufer mit solchen Restriktionen gängeln würde, dann dürfen die Käufer - durchaus zurecht - gerne entscheiden, dass ihnen die MArke XYX nie wieder in die Garage kommt.

Analog zur derzeitigen Diskussion entscheiden die Käufer jedoch, nicht, die Marke zu Boykottieren, sondern die gesamte Autoindustrie schlechthin, auch wenn viele Hersteller BEWUSST auf solche Gängelungen verzichten. Und dann müssen sich Hersteller, die dieses "Feature" NICHT einbauen auch noch dafür rechtfertigen. Auf diesem Niveau läuft diese Diskussion gerade ab.

Noch einmal: Bitte reflektieren sie, dass es in Deutschland mehr als 1300 Hersteller von Musik gibt, von denen sich die große Mehrzahl immer GEGEN Kopierschutz entschieden hatte. Trotzdem wird hier eine ganze Branche in Sippenhaft für einige wenige Hersteller genommen. Auch scheint es vielen Leuten aus dem Foklus geraten zu sein, dass auch diese Hersteller faktisch seit einem JAhr keinen Kopierschutz mehr benutzen (was ich bereits schrieb, aber geflissentlich ignoriert wurde).

Ich find es schade, dass eine Diskussion über einen so wichtigen Gegenstand wie das geistige Eigentum nun auf dem unkonstruktiven und stark verallgemeinerndem Niveau bleibt, dass der Bloginhaber gesetzt hat.

CDs sind zu teuer? Gehen sie vielelicht mal wieder in einen LAden, dort finden sie massig Sonderangebote teils aktuellster CDs. Kaufen sie teure CDs einfach nicht, und der Markt wird das Problem lösen. Wir selber empfehlen derzeit einen VK von 12,99€ für unsere Produkte, und ich persönlich finde auch CDs von 15 € zu teuer.

Aber durch Verallgemeinerungen wie "Alle CDs sind zu teuer", "alle CDs haben Kopierschutz" entstehen nur Pauschalurteile, die oftmals den Kritiserenden ein reines Gewissen verschaffen, wenn sie sich in Tauschbörsen "die Platte voll" machen. Ich bitte alle Beteiligten mal die Kausalkette eines solchen Verhaltens auf den Prüfstand zu stellen: Verdammen wir, um dann mit reinem Gewissen Urheberrechte zu verletzen, oder verdammen wir vielleicht, WEIL es sich dann besser brennen lässt. Hiermit will ich nicht behaupten, dass allle Kritiserenden der Musikindustrie gleichzeitig filesharer sind, aber ich bin mir sicher, dass einige es sind.
Es gibt einen Interessanten Aufsatz des Wirtschaftspsychologen Sebastian Haupt, der die Verdrängungsmechanismen von Filesharern unterscuth, und zu dem Schluss kommt, das viele Argumente gerne geglaubt und weitergereicht werden, weil man sich weiterhin aus einer Struktur bedienen möchte, von der man weiss, das sie eigentlich illegale Waren beinhaltet. Kann man gerne mal googlen.

Herr Popp,

vielen Dank, dass sie meinen Vorschlag, man möge den Rechtsinhabern Instrumente in die Hand geben, Portale besser zu bekämpfen, unterstützen. Aber das heisst nicht, dass wichtige Errungenschaften wie Privatsphäre oder Datenschutz dazu missbraucht werden dürfen, Urheberrechte zu verletzen. Ich finde es sogar wirklich verachtenswert, diese Grundsätze dafür zu benutzen um weitererhin Filesharing betreiben zu bedürfen, und diese Argumentation kommt von vielen Leuten aus genau dieser Ecke. Datenschutz ist ein hehres gut und darf nicht als Argument für Urheberrechtsbruch im Internet herhalten.

Ich glaube weiterhin das grundsätzlche Problem ist, dass viele Diskutierenden sich über den wertschöpfenden Charakter des Urheberrechts und der verbundenen Nutzungsrechte nicht im Klaren sind.

Ohne Urheberrecht gibt es keine Simpsons, kein Star Wars und Herbert Grönemeyer wäre wahrscheinlich heute Pommesbudenbesitzer in Bochum. Wir würden keine Coldplay, keine Beatles, schlichtweg kaum internationale Musikkultur kennen. Es würde keine ambitionierten Filmprojekte wie "Herr Der Ringe" oder "Micheal Clayton" (toller Film übrigens) geben.

Ich glaube immer noch, dass viele Leute den Wert des Urheberrechts für unsere Gesellschaft schlichtweg nicht verstehen, sonst würden sie in nicht gegen einen Wert wie Privatsphäre aufzuwiegen versuchen.

Herr Stadler:

zuerst mal könnte ein Websitenbetreiber sämtliche Daten mit eindeutigen Namen herausfiltern lassen. Muss ich ihnen wirklich erklären, was sich in einem File wie "Madonna Hard Candy192mbit.zip" befindet?

Damit wären schätzungsweise schon mal 90% aller urheberrechtlich geschützen Files aus dem Wege. Weiterhin besagt mein Vorschlag, dass die Betreiber auch die Verantwortung dafür übernehmen müssen, wenn die Nutzer ihres Portals illegale Files über sie verfügbar machen. Das tun sie nämlich derzeit nicht. Viele Modelle, die lediglich darauf basieren, dass sie Dateitausch von illegalen Dateien ermöglichen, würden schlicht eingestellt, und das wäre gut so.

Und wenn eine Datei keinen eindeutigen Namen mit einem Inhalt trägt, so ist sie nur noch für eine eingeweihte Minderheit interessant.

Noch mal an alle:

Liebe Diskutierenden, bitte versteigen Sie sich weiterhin nicht auf Ressentiments gegen die Musikindustrie. Dies ist ein Aufruf von Musikschaffenden, Fimschaffenden und Buchautoren, die UNISONO auf einen Misstand hinweisen.

Varallgemeinernde Ressentiments gegen eine gesamte, äußerst diversifizierte Kulturbranche helfen dieser Diskussion schlichtweg nicht weiter.

Ich werde im Rahmen dieser Diskussion auf weitere, grob verallgemeinernde Statements schlichtweg nicht mehr eingehen, da ich einfach keine Lust habe, mich zu wiederholen. Setzen sie die Hassskappe ab, und argumentieren sie, anstatt zu polemisieren.

MFG,

SH

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"Der folgende Blogeintrag von Herrn Manfred Gillig (Musikjournalist/Chefredakteur MusikWoche) wurde vor einigen Minuten vom Beck-System gelöscht, eventuell wegen der darin enthaltenen persönlichen Beleidigungen. M.E. sollte man den Text aber nicht zensieren und deshalb hier veröffentlichen (auch weil andere darauf schon Bezug genommen haben)."

Herr Professor Hoeren,

weder waren in dem Beitrag von Herrn Gillig (der übrigens einer kompetensten Fachjournalisten über die Musikindustrie ist) Beleidigungen vorhanden, noch war es sinnnvoll diesen Beitrag zu löschen. Er warf ihnen schlicht und einfach Verallgemeinerungen und Ressentiments vor, eine Kritik die ich - mittlerweile mit Nachdruck - teile.

Das kann jeder in ihrem eigenem Beitrag den sie dankenswerterweise erneut eingestellt haben gerne nachlesen.

Kann es sein, dass sie schlicht und einfach gerne breit austeilen, aber nicht gerne einstecken?

SH

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Sehr geehrter Herr Herwig,

ich kann Ihren persönlichen Ärger über Umsatzrückgänge nur zu gut verstehen. Ich kann auch bestens verstehen, dass sie diese in irgendeiner Form kompensieren wollen. Nur, und hier setzt soweit ich das sehe, auch die Kritik an der MI (Medienindustrie, wobei die Musikindustrie sich als führend in der eigenen Rufschädigung betrachten darf) an.

Zum einen ist die MI nicht bereit, ihre eigene Mitschuld an den - massiven? - Umsatzrückgängen einzugestehen. Ein kleiner Satz wie "Wir haben da zu langsam reagiert" ist bei weitem nicht ausreichend und erfasst auch bei weitem nicht die Inkompetenz der Zuständigen, die den Umstieg von der physischen auf virtuelle Vermarktung und Verbreitung verpennt haben. Diese Inkompetenz hat - wenngleich nicht alleine, vielleicht auch nicht als Hauptursache - jedenfalls dazu geführt, dass mehr und mehr Menschen vom konventionellen Musikkauf abgesehen haben. Ich für meinen Teil fand es ziemlich belustigend, wie anfangs über "die Raubkopierer" gewettert wurde, ohne auch nur annähernd zu erkennen, dass es dort auch einen Markt gibt. Diesen haben sie viel zu spät und auch offenbar bis heute nicht mit den richtigen Angeboten versorgt.
Weiterhin sind aber die Umsatzrückgänge nicht alleine - wie die MI gerne glauben machen möchte - auf "die Raubkopierer" zurückzuführen. Die totale Übersättigung des Marktes - gerade im Radio- und Mainstreambereich - mit One-Hit-Wonders und kaum mehr als künstlerisch zu bezeichnenden Werken hat auch seinen nicht unbeachtlichen Teil dazu beigetragen, dass ihre Verkäufe rückläufig sind. Um das künstlerische Defizit auszugleichen werden einfach die Marketinginvestitionen weiter erhöht, um weitgehend kunstfreie Produkte (Schnipp-Schnapp... blubb, DSDS, usw.) dennoch den Zahlen nach erfolgreich vermarkten zu können. Damit verdrängt die MI aber selbst das, was eigentlich ihr einziger Existenzgrund ist: die eigentliche Kunst.
Es gibt zur genüge Künstler, die gute Leistung bringen aber einfach nicht "marketingtauglich" sind und deshalb kaum einen Vertrag bekommen. Wer vermarktungsfähig ist, wird offenbar weniger an der Qualität der Kunst (egal welche Branche) als an der Präsentationsfähigkeit des "Künstlers" festgemacht.

Die andere Ebene sind die Maßnahmen, mit denen das eigene Versagen kaschiert werden soll. Der Kopierschutz auf CDs (mit dem lobbyistisch durchgesetzten Umgehungsverbot), die kaum akzeptablen DRM-Maßnahmen, das Sony-RootKit usw. haben alle dazu beigetragen, dass sie von ihren (potentiellen) Kunden nicht mehr positiv betrachtet werden. Selbst wenn Sie mit ihrem eigenen Unternehmen keine dieser Maßnahmen durchgeführt haben, fällt dieses Verhalten auf Sie zurück. Ebenso wie die MI "die Raubkopierer" pauschlisiert, tun das die (potentiellen) Kunden mit der MI.
Vielleicht wäre es eine Überlegung wert, statt auf die Kunden zu schiessen, sich mal mit den Verursachern des Übels anzulegen? Und vielleicht sollten die MI-Unternehmen, die tatsächlich ihre Fehler anerkennen, sich auch von denen, die dies nicht tun, klar und deutlich distanzieren.

Sie tun ihr übriges, indem sie mit immer neuen, nicht belegten oder gar nicht belegbaren Zahlen winken, sich jeglicher Diskussion um deren Validität entziehen und stattdessen von "uns" (als ihren Gegnern) Belege über die Invalidität verlangen. Bitte, nennen Sie uns doch die Quellen für Ihre Zahlen!

Ihr Wunsch, gegen die großen Fische - also die gewerblichen Raukopierer - vorzugehen, ist voll und ganz berechtigt. Laut Angaben von z.B. LogiStep (dürfte Ihnen wohl ein Begriff sein), haben sie die "Szene" ja auch bereits unterwandert - wo ist also das Problem? Im Weiteren sind sie auch dabei, diesen Diensten "das Wasser abzugraben". So wurde z.B. ein großer Mobilfunkanbieter verpflichtet, seine Werbung auf diesen Seiten einzustellen, da sie wettbewerbswidrig sei / ist. Bei der hohen juristischen Kompetenz ihrer Partner sollte es doch auch möglich sein, dieses Konzept weiter zu verfolgen. Sie benötigen keine neuen Rechte, sondern neue Planer und Partner. Sie benötigen eine Neuorientierung.

Damit wären schätzungsweise schon mal 90% aller urheberrechtlich geschützen Files aus dem Wege. Weiterhin besagt mein Vorschlag, dass die Betreiber auch die Verantwortung dafür übernehmen müssen, wenn die Nutzer ihres Portals illegale Files über sie verfügbar machen. Das tun sie nämlich derzeit nicht. Viele Modelle, die lediglich darauf basieren, dass sie Dateitausch von illegalen Dateien ermöglichen, würden schlicht eingestellt, und das wäre gut so.

Und die Raubkopiererszene würde binnen einer Woche einfach dazu übergehen, andere Namen zu verwenden. Eine wunderbare Lösung - mehr Arbeit für die Anbieter dieser Hostingdienste, kaum ein Effekt. Die MI verkennt dabei, dass technische Lösungen - zu denen ich in diesem Fall auch die P2P-Abmahnung zähle - sorgen schon aufgrund der Größe der Szene kaum für einen dauerhaften und merkbaren Effekt.
Sie wollen also eine Haftung der Anbieter für Drittinhalte? Wie weit soll das gehen? Soll der Blog-Betreiber oder der Forenbetreiber auch haften, wenn in seinem Forum eine Rechtsverletzung eingetreten ist (vgl. Rspr. LG und OLG Hamburg)? Oder wollen sie völlig systemfremd eine Betreiberhaftung nur für den Urheberrechtsbereich?
Das liefe - so wie sie es fordern - auf eine Angleichung der Regeln des Internets an die Regeln der Presse mit verantwortlichem Redakteuer hinaus. Sicher eine praktikable Lösung. Nur leider werden die Betreiber dann ins Ausland ausweichen und sie bekommen das Problem weiterhin nicht in den Griff. Außerdem würde es - so ganz nebenbei - zu einer unheimlichen Belastung und Einschränkung der Freiheiten des Internets führen.

Meines Erachtens nach ist das aktuelle Urheberrecht nicht mehr praktikabel. Die Funktion des Urheberrechts war der Schutz der Schaffenden und damit auch der Kunst selbst. Die MI fördert dieses Ziel aber kaum noch, sondern ist - als Wirtschaftssubjekt verständlich - auf den eigenen Profit orientiert. Damit verfehlt aber das Urheberrecht seinen Zweck. Es sollte erwogen werden, dass Urheberrecht derart umzuwandeln, dass es wieder seiner eigentlichen Bestimmung dient und die Verwertergesellschaften ausschließt.

Die gesamte Behandlung dieses Bereich durch die Musikindustrie ist lediglich auf die Symptome eines Problems konzentriert, während das zu Grunde liegende Problem - zumindest offiziell - nichtmals angesprochen wird. Und genau das führt dazu, dass Ihre Maßnahmen keinen Erfolg haben...

(Ich spreche Sie als - den hier einzig aktiven - Vertreter der MI an.)

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Hallo herr Sommerhelf,

vielen Dank für ihren hochwertigen, ung gut strukturierten Beitrag.
Leider möchte ich diese Punkte nicht stehen lassen:

"Zum einen ist die MI nicht bereit, ihre eigene Mitschuld an den - massiven? - Umsatzrückgängen einzugestehen. Ein kleiner Satz wie “Wir haben da zu langsam reagiert” ist bei weitem nicht ausreichend und erfasst auch bei weitem nicht die Inkompetenz der Zuständigen, die den Umstieg von der physischen auf virtuelle Vermarktung und Verbreitung verpennt haben. Diese Inkompetenz hat - wenngleich nicht alleine, vielleicht auch nicht als Hauptursache - jedenfalls dazu geführt, dass mehr und mehr Menschen vom konventionellen Musikkauf abgesehen haben."

Also zuerst einmal ist festzuhalten, dass durchaus prinzipiell reagiert wurde, und das es mittlerweile jede Menge angebote, Abomodelle und Portalle mit den verschiedensten geschäftsmodellen gibt. Neben I-tunes und Musicload gibt es auch wirklich interessante angebote wie das - sehr günstige - Abomodell von e-music.com, die ein Abokontingent von 20, 50 oder auch 100 Musikstücken zu einem sehr kleinen preis anbieten. Wer sich über zu hohe Preise bei Musik beschwert: Hier kann er Sie auf bis unter 40 cent pro Track drücken. Das ist jetzt mal nur ein Beipsiel.
Es stimmt also prinzipiell nicht, wenn sie behaupten, dass nicht reagiert wurde.

Aber nichtsdestotrotz haben trotz vielfältigster Modelle sich die meisten Nutzer für die illegale Musikbeschaffung entschiden. Vor ca. einem Jahr gab es die Hochrechnung, wieviele LEGALE Songs auf einen verkauften Ipod-kommen. Es waren 6 Songs pro Ipod, die laut Apple im Durchschnitt mit mehreren Songs befüllt waren.

Was ich sagen will ist: Es gibt diese Angebote, und es gab sie schon vor JAhren. Aber da vielen Nutzern die geldbörse näher zu sein scheint als die Moral, haben sie sich schlichtweg dagegen entschieden.

Sie werfen ebenfalls den verantwortlichen Inkompetenz vor. Ich halte das für schlichtweg falsch, denn jedesmal, wenn ich solche verallgemeinerungen höre, dass die MI seit Jahren etwas Elemtentares übersehen hat, dass wir alle Idioten seien, etc. frage ich nach diesem ominösen, total klaren, auf der Hand liegenden Geschäftsmodellen, um dann mit irhendwelchen Allgemeinpläötzen wie "Mehr live spielen" abgespeist zu werden. Es mag zwar leicht sein, allen Verantwortlichen Inkompetenz vorzuwerfen, aber dann soll man bitte auch Argumente anbringen was denn genau verpennt wurde.

Durch digitalen Vertrieb sind weitere Impulse und Optionen gesetzt worden: Niedrigere Preise, Cherrypicking, Abomodelle, etc.

Aber bereits Anfang 2000 wurde von einem Executive der amerikanischen Musikindustrie der bis heute zutreffende Satz geäussert: "You can not compete with free." Und das hat auch heute noch gültigkeit. Trotzdem treiben wir digitale Modelle voran.

Aber die umfangreichen Lizenzverhandlungen mit Plattenfirmen, Verlägen, Wahrnehmungsgesellschaften können nicht mithalten mit der Geschwindigkeit von geschäftsmodellen aus Russland etwa, die sich um Lizenzrechte einen Dreck scheren. Ein 1-Click Webhostingportal ist in wenigen Wochen programmiert, man braucht nur entsprechende Serverkapazität.

Um ein legales Portal zu programmiren und den Inhalt vollständig zu lizensieren braucht man JAhre.

Nichtsdestotrotz. Diese Angebote sind verfügbar, sie werden aber schlicht und einfach nicht wahrgenommen.

"Weiterhin sind aber die Umsatzrückgänge nicht alleine - wie die MI gerne glauben machen möchte - auf “die Raubkopierer” zurückzuführen. Die totale Übersättigung des Marktes - gerade im Radio- und Mainstreambereich - mit One-Hit-Wonders und kaum mehr als künstlerisch zu bezeichnenden Werken hat auch seinen nicht unbeachtlichen Teil dazu beigetragen, dass ihre Verkäufe rückläufig sind."

Auch ein populäres Argument, aber leider ebenso unwahr. Ich glaube wir haben 2008 einen extrem weit ausdifferenzierten Musikmarkt, nur wird der nicht mehr adäquat von den Massenmedien wie Radio und TV abgebildet.

Darüber hinaus, hat der MArkt seit anfang 2000 eine deutliche Hinwendung auf mehr deutschen Content mit jeder menge TAlentierter Künstler hervorgebracht. Ich erspare mir die Aufzählung, sie sind uns allen bekannt. Noch reichhaltiger ist der extrem große Independentmarkt. Musik ist vielfältiger denn je, aber der Markt wird in seiner Breite nicht nicht mehr abgebildet. Wie gesagt, nur 5% aller Songs kommen überhaupt ins Radio, und - glauben sie mir - das ist nicht in unserem Interesse.

Zum Thema Kopierschutz/DRM habe ich bereits oben meine Meinung geschrieben.

Ich kann ihnen keine Quelle für Zahken nennen, die ich nicht erhoben habe. ich weiss jedochz nach gründlicher BEtrachtung, dass es einen Riesenmarkt illegaler angebote gibt, mit HUNDERTEN Millionen nutzern weltweit.

Es ist opportun nach Belegen für diese Zahlen zu fragen, es ist nicht opportun unbelegte Zahlken ohne Beweise als "offentichtlich gefälscht" zu bezeichnen, wie das hier geschehen ist.

Ich persönlich verstehe nicht, wieso man Zahlen hinsichtlich eines eindeutigen Massenphänomens in Frage stellen sollte.
Zweifeln sie wirklich daran, dass P2p, 1Click Webhosting ein Riesenmarkt mit Benutzergruppen in (in deutschland) 8stelliger Höhe ist? Sie selber geben doch wenige Absätze wqeiter unten zu, dass es sich hier um einen riesigen Massenmarkt handelt.

"Sie wollen also eine Haftung der Anbieter für Drittinhalte? Wie weit soll das gehen? Soll der Blog-Betreiber oder der Forenbetreiber auch haften, wenn in seinem Forum eine Rechtsverletzung eingetreten ist (vgl. Rspr. LG und OLG Hamburg)? Oder wollen sie völlig systemfremd eine Betreiberhaftung nur für den Urheberrechtsbereich?"

(Dies ist meine persönliche MEinung):
Ja, genau. Blog-Betreiber (zum Beipsiel) sollen haften für Angebote ihrer Forenmitglieder. Sie können gerne Schadensersartzansprüche durch Rechtsansprüche von Urhebern an diese Forenmitglieder weiterleiten.

Natürliuch kann man auch kulanterweise strittige Links oder Inhalte bei punktuell auftauchenden Verstößen erst mal so entfernen lassen, aber Portalbetreiber, die sich eine goldene Nase daran verdienen, dass Andere kostenlose Inhalte verfügbar machen, und quasi eine Infastruktur zur Begünstigung von Urheberrechtsverletzungen haben nach meiner MEinung keiune Daseinsberechtigung.
Plötzlich muss man sich also als Nutzer eines One-Click Webhoster mit Namen und Adrresse anmelden, Nutzungsbedingungen unterschreiben, etc. Dann wird man sich schon zweimal überlegen, welche Inhalte man dort tauscht.

"Meines Erachtens nach ist das aktuelle Urheberrecht nicht mehr praktikabel. Die Funktion des Urheberrechts war der Schutz der Schaffenden und damit auch der Kunst selbst. Die MI fördert dieses Ziel aber kaum noch, sondern ist - als Wirtschaftssubjekt verständlich - auf den eigenen Profit orientiert. Damit verfehlt aber das Urheberrecht seinen Zweck. Es sollte erwogen werden, dass Urheberrecht derart umzuwandeln, dass es wieder seiner eigentlichen Bestimmung dient und die Verwertergesellschaften ausschließt."

Tut mir leid, aber auch hier wieder wird komplett verallgemeinert. Niemand ist gewzundgen bei der Musikindustrie einen Vertrag zu unterschreiben, trotzdem treffen hier jeden Tag neue Demos ein.
Die meisten Künstler wissen einfach, dass sie einen starken Partner brauchen.
Ich finde es sehr traurig, dass sie den Benefit des Urheberrechtsmodells und der Unterstützung durch Plattenfirmen, Fimfirmen und Buchverlage nicht sehen.

Ohne sie wären wir kulturell ein ganzes Stück ärmer.

Auch halte ich es für schlichtweg falsch, Musikindustrie nur auf den wirtschaftlichen Aspekt zu reduzieren. ich habe in meinen 15 JAhren die ich hier arbeite extrem viele LEute getroffen, die diesen Job mit Seele und Idealismus füllen, und das nicht nur bei den Independents, dsondern auch bei den Majors. Hinter jedem guten Album steckt meist auch ein guter A&R, ein Produktmanager ein Promoter, die die Band teilweise JAHRELANG unterstützten um Wertschöpfung zu erzielen.

Ich halte DASS für einen Kernpunkt des Problems:
Die falschen Informationen über die Musikindustrie, die hier existieren, das falsche Image, dass man draussen von unserem Job hat führt zu solchen ressentiments. In der tat haben wir wenig getan, um dieses Image zu bekämpfen. Auch wenn ich viele ihrer aufgeführten Punkte für falsch hatlte, so kann ich doch ihnen (im Gegensatz zu einzelnen anderen Diskutierenden) nicht den Vorwurf machen, sie seien voreingenommen, denn sie haben schlichtweg kaum eine Möglichkeit, einen objektiven Eindruck von der Leistung unserer Branche zu bekommen:

Die Musikindustrie meint, seit den 60iger Jahren, es wäre klug ihre Leistung komplett auf den Künstler zu projezieren und komplett hinter dem Produkt zu verschwinden. Spätestens seitdem der Kunde jedoch die Wahl hat, dasselbe Produkt umwsonst zu erlangen, hätte man sich vielleicht Gedanken dazu machen sollen sein Geschäftsmodell besser zu erklären.

Ich finde abschließend, dass sich diese Tehese an der Diskussion hier wirklich eindrucksvoll abbildet, denn wir regen uns schon lange nicht mehr über den Anspruch der Urheber auf, sondern nur noch über das Geschäftsmodell der Musikindustrie, von der wir scheinbar viel zu wenig wissen.

MfG,

Stefan Herwig

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Hallo in die Runde,

die Diskussion um "Urheberrecht im Internet" wird häufig sehr emotional geführt. Das ist misslich, aber auch verständlich: Hier geht es für die eine Seite um massive Bedrohungen gegenüber Kindern und Familien, um Angriffe gegen die "Basis" des Internets - natürlich löst das starke Abwehrreaktionen aus. Für die andere Seite geht es allerdings auch um nichts weniger als die eigene Existenz; auch hier muss man m.E. Nachsicht haben, wenn in der Diskussion gelegentlich über das Ziel hinausgeschossen wird. Dass Herr Michalk auch besonnen und differenziert diskutieren kann, lässt sich m.E. an dieser (auch sonst sehr informativen) Podiumsdiskussion erkennen:

http://www.heise.de/events/2008/heise_forum/webcast/

Hier war gelegentlich die Frage nach einer soliden Zahlenbasis für die Behauptungen der Musikindustrie aufgekommen. Ich möchte daher auf die "Digital Music Reports" der IFPI (Lobbyverband der Musikindustrie) verweisen, die deren Position stützen:

http://www.musikindustrie.de/digital_music_reports.html

Über die Validität der Zahlen mag sich jeder selbst ein Urteil bilden - Daniel Eckstein hatte ja oben schon auf Studien verwiesen, die das Gegenteil belegen. Ich persönlich meine (aus eigener Erfahrung), dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt: Sicherlich würde die Musikindustrie mehr Einnahmen machen, wenn sie die Verbreitungswege kontrollieren würde. Aber sicherlich sind die Verluste auch längst nicht so groß, wie die Musikindustrie uns (und dem Gesetzgeber) glauben machen möchte. Der Hauptgrund des aktuellen "Niedergangs" der Major Labels liegt m.E. in Managementfehlern begründet, nicht in dem Aufkommen von Filesharing.

Ich persönlich halte wenig von der Linie, der die Musikindustrie in den letzten Jahren gefolgt ist - da bin ich Herr Hoerens Meinung, durchaus auch in der Stärke der Wortwahl. Ich denke, in vielen Bereichen sehen die Vertreter der Major Labels in der Zwischenzeit selbst ein, dass ihr Weg ein Irrweg war; ich verweise zum Beispiel auf die Abkehr von DRM und das wachsende Bemühen der Musikindustrie, Abomodelle zu etablieren:

http://www.heise.de/newsticker/Warner-Music-will-Downloadsteuer-auf-Inte...

Hierzu sei angemerkt, dass die Musikindustrie genau die Abomodelle, an die sie sich jetzt als letzten Strohhalm zu klammern scheint, noch 2000 kaputtgeklagt hat. Auch das ist verständlich: Man muss sich eben vor Augen führen, dass die "Musikindustrie" im herkömmlichen Sinn ihr Geld nicht mit der Produktion von Inhalten verdient, sondern mit deren Verbreitung. Genau dieses Verbreitungsmonopol wird mit im Internet immer unwichtiger, sowohl für die Kunden (die sich die Musik nicht mehr aus Musikindustrie-kontrollierten Plättenläden besorgen, sondern eben per Filesharing), als auch für die Künstler (http://telemedicus.info/article/688-Nine-Inch-Nails-erfolgreich-mit-neue...). Die Musikindustrie steht mit dem Rücken zu Wand - und wird dort noch eine Weile bleiben.

Mir persönlich macht das wenig Kummer. All das, was hier ausufernd diskutiert wurde, hat Tim Renner (CEO Universal Deutschland bis 2004) seit Jahren vorhergesagt, hast versucht, die Musikindustrie in die richtige Richtung zu zerren - und dafür wurde er rausgeschmissen. Selbst schuld...

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Hallo,

ein kernproblem, welches die Musikindustrie nicht erkennt, ist dass ein gigantischer Anteil der Musik, die angeblich illegal runtergeladen wird, gar nicht oder für den durchschnittlichen nutzer scheinbar gar nicht online angeboten wird.

Dieses Problem kann nur die Musikindustrie nutzen. Sie muss ihren Backkatalog online stellen und vermarkten, denn

Eigentum verpflichtet!!!

Beispiel: Ich habe noch eine Schallplatte einer Raggae-Band. Konnte nur illegale Downloads finden, nicht aber eine CD oder einen legalen Download. Lade ich die Datei kostenlos herunter, bin ich dann kriminell, wo ich doch vor 20 Jahren bereits die Schallplatte käuflich erwarb und noch im Schrank stehen habe, nur der Schallplattenspieler gerade defekt ist?

grusz
klaus-martin meyer

P.S. ein interessanter ansatz, die musikindustrie zu reformieren ist übrigens www.sellaband.com!!!!

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Auch mir spricht Prof. Hoeren aus der Seele!

Zu der Diskussion noch ein paar ergänzenden Anmerkungen:

- Es zeugt allenfalls von fehlendem technischem Sachverstand (oder bewusster Desinformation), den Rückgang der Nutzerzahlen bei p2p als "Erfolg" der Musikindustrie verkaufen zu wollen. Tatsächlich dürfte sich der Tausch von Raubmordkopien inzwischen zu einem großen Teil auf One-Click-Hoster wie Rapidshare und das gute alte Usenet verlagert haben. Abgenommen hat er sicher kaum.

- Ebenso falsch ist die Aussage, es gäbe ja bereits so tolle und einfache legale Portale für den Musikdownload. Wer so was von sich gibt, hat sicher in letzter Zeit nicht versucht, sich mal einen Song legal zu beschaffen. Und ganz sicher gibt es derartige Angebote nicht schon "seit Jahren".

- Zu Zitat: "Aber die umfangreichen Lizenzverhandlungen mit Plattenfirmen, Verlägen, Wahrnehmungsgesellschaften können nicht mithalten mit der Geschwindigkeit von geschäftsmodellen aus Russland etwa, die sich um Lizenzrechte einen Dreck scheren."

Schon mal auf die Idee gekommen, dass gerade in diesem System, welches nicht Gott gegeben ist sondern das von der und für die Musikindustrie geschaffen wurde und von dem sie bislang prima profitieren konnte, eines der Hauptprobleme liegt? Ich sehe da keinerlei Anstrengungen, dieses System zu vereinfachen? Stattdessen: Gesetzesverschärfungen, Abmahnungen, Mitstörerhaftung.

- Nach meinem Kenntnisstand sehen die Kreativen von den erheblichen Einnahmen, die die Kanzlei Rasch und die damit verbundene Abmahnmaschine generiert, nicht einen müden Cent. Hier lasse ich mich aber gerne belehren, falls das wider Erwarten nicht stimmt.

- Sämtliche Bereich der Medien haben in den letzten Jahren Umsatzrückgänge zu verzeichnen. Nur macht es sich niemand so leicht, dieses völlig monokausal und unter vollständiger Ausblendung eventueller eigener Fehler auf die bösen Raubkopierer zurückzuführen.

- Die Filmindustrie wiederholt bedauerlicherweise gerade auf höchst peinliche Art und Weise die Fehler der Musikindustrie. Trotz erheblicher Nachfrage gibt es auch 2008 immer noch keine auch nur halbwegs annehmbaren Angebote für den Download von Filmen oder Serien. Stattdessen wird zur Wahrung des Profits beharrlich am von der Realität längst überholten Auswertungssystem festgehalten, was aber längst nicht mehr dem Willen der Kunden entspricht. So treibt man die Nutzer geradezu in Tauschangebote!

Ich bezahle gerne für Musik oder Filme. Ich hätte sie aber gerne so, wie ich sie haben will – nämlich zu realistischen Preisen als ungeknebeltes MP3 oder DivX. Und da habe ich bisher nicht EIN legales Angebot gefunden, dass meinen sicher nicht ungewöhnlichen Erwartungen als Kunde entspräche. WIE die MI dahin gelangt, ist mir als Kunde eigentlich egal!

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Sehr geehrter Herr Herwig,

Sie fuehren an, auf jeden iPod kaemen sechs "legale" Songs. Haben Sie genauere Informationen, was in diesem Fall die Definition eines "legalen" Songs war? Wurde hier beruecksichtigt, dass sich iPod-Nutzer beispielsweise Lieder ihrer legal erworbenen Tontraeger digitalisieren und auf den iPod ueberspielen koennen? Oder wurden nur die Kaeufe der Nutzeraccounts aufgerechnet, die ihren iPod bei iTunes registriert haben? In letzterem Fall bitte ich zu bedenken, dass die Nutzer unter Umstaenden nicht mit ihrem Registrierungs-Account legal Musikstuecke erwerben, oder dass mit Drittsoftware (ausser iTunes) auch bei anderen Musikplattformen -- wie den von Ihnen angefuehrten -- erworbene Stuecke auf den iPod uebertragen wurden.

Ich wuerde mich freuen, wenn Sie hier weitere Informationen zu der angefuehrten Schaetzung anfuehren koennten, um Licht ins Dunkel zu bringen.

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Sehr geehrter Herr Herwig,

zunächst einmal rede ich Sie doch wohl auch mit Ihrem Namen an und nicht mit einer verhunzten Variante. Auch wenn Sie verärgert oder anderer Meinung sind, sollten Sie das zumindest auch noch drauf haben, oder wollten Sie sich durch Ihre Umgangsformen selbst disqualifizieren?

Zweifeln sie wirklich daran, dass P2p, 1Click Webhosting ein Riesenmarkt mit Benutzergruppen in (in deutschland) 8stelliger Höhe ist? Sie selber geben doch wenige Absätze wqeiter unten zu, dass es sich hier um einen riesigen Massenmarkt handelt.

Nein, die Größe des (illegalen) Downloadmarktes bestreite ich nicht. Ich bestreite auch nicht, dass dies einen negativen Einfluss auf die Umsätze der MI hat. Ich bestreite allerdings sehr wohl die angeblichen Schadenssummen, zumal diese von Meldung zu Meldung stark variieren. So lange hier keine schlüssigen Zahlen von Seiten der MI vorgelegt werden, sollte sie sich auch damit zurückhalten den Schaden in astronomischen Höhen zu beziffern.

Sie haben auch Recht damit, dass die MI mittlerweile beachtliche Schritte nach vorne macht, was die Nutzung des Internet angeht. Sie hat dies allerdings in den Anfangstagen, also als sich Napster & Co. eingebürgert haben, schlicht und ergreifend verpennt. Und das liegt nicht nur an der Problematik, ein funktionsfähiges, rechtlich abgesichertes System aufzustellen, sondern auch an dem Widerwillen der MI, das neue Medium als Chance zu realisieren. Diesen hat sie zumindest zum Teil mittlerweile abgelegt. Dennoch sind die Folgen auch heute noch präsent.

Sie sagen, der Markt sei in den letzten Jahren bedeutend vielfältiger geworden. Da mir die Zahlen dazu fehlen, nehme ich das mal so hin. Allerdings ist das, was bei dem Konsumenten ankommt, vielfach nur der Radio- und TV-Einheitsbrei der One-Hit-Wonder. Das ist tatsächlich nicht nur auf die MI zu schieben, sondern auch - eventuell auch zu einem größeren Teil - auf die Radio- und TV-Macher. Dennoch ist es ein Problem der MI, wenn sie ihre wirklichen Talente nur noch in Spezialprogrammen oder tief in der Nacht im Radio unterbringen können. Ich gehe auch davon aus, dass die MI hier versucht was zu ändern - nur ist die aktuelle Lage für diese Diskussion ausschlaggebend.

Niemand ist gewzundgen bei der Musikindustrie einen Vertrag zu unterschreiben, trotzdem treffen hier jeden Tag neue Demos ein.

Es wird auch niemand gezwungen bei den Discountern einzukaufen, dennoch tun das viele, weil es woanders für sie nicht möglich ist. Ebenso ein Totschlagargument.
Sie haben ein - in den meisten Fällen - funktionierendes Vertriebssystem, welches ein Künstler alleine kaum ersetzen könnte. Sie haben außerdem eine Ausstattung die trotz sinkender Preise für die meisten Künstler nicht erschwinglich ist. Ferner haben sie ein unglaubliches Marketingpotential. Dafür erhalten sie / Sie auch völlig zu Recht eine entsprechende Entlohnung / Anteil am Gewinn. Wenn aber mit imensem Aufwand One-Hit-Wonder [DSDS u.ä.] vermarktet werden und dagegen andere Bands, die eigene Stücke entwickeln [also nicht vom Ghostwritern], nur mit Mühe und Not überhaupt einen - ziemlich miesen - Plattenvertrag bekommen, dann stimmt irgendwas bei ihren Prioritäten nicht.
Aus der Verhaltensforschung ist bekannt, dass bei einer erhöhten Auswahl gleichartiger Produkte die Kauffreudigkeit sinkt. Bei differenzierterer Aufstellung, also weniger gleichartige Produkte, steigt sie hingegen. Wenn nun aber der Markt von immer gleicher - es tut mir leid für die Bezeichnung - "Bohlen"Musik überflutet wird, sinkt damit die Kauffreudigkeit ihrer Kunden.

Ich stelle überhaupt nicht in Frage, dass in vielen Labels hochmotivierte Menschen tatsächlich auch auf die Förderung der Kunst hin arbeiten. Leider kommt das in der breiten Masse kaum an. Es kommt auch in keiner Form an, dass die MI irgendeinen anderen Grund für ihre Umsatzrückgänge auch nur in Erwägung ziehen würde.

aber Portalbetreiber, die sich eine goldene Nase daran verdienen, dass Andere kostenlose Inhalte verfügbar machen, und quasi eine Infastruktur zur Begünstigung von Urheberrechtsverletzungen haben nach meiner MEinung keiune Daseinsberechtigung.

Sehe ich ebenso. Das Problem ist aus meiner sicht folgendes:
Will man eine generelle Haftung für die Inhalte Dritter postulieren, schaffe ich es binnen kürzester Zeit, Seiten wie diesen Blog von der Bildfläche verschwinden zu lassen, indem ich - natürlich über ein fremdes WLAN - Beleidigungen, Links zu Pornos oder illegalen Downloads poste. Die Prüfung würde das Budget für ein solchen Blog wohl arg überstrapazieren. Deshalb gibt es die Haftung ab Kenntnis.
Wollte man eine solche Haftung nur auf das Urheberrecht beschränken, so wäre dies eine völlige Ungleichgewichtung bedeutend höherrangiger Rechtsgüter. Diese liegt mE schon mit dem neuen privatrechtlichen Auskunftsanspruch vor, aber anderes Thema.
Vielmehr sind hier - wie sie gesagt haben - direkte Wege zur Einstellung solcher Anbieter erforderlich. Diese müssen allerdings hinreichend der Meinungsfreiheit, Pressefreiheit usw. Sorge tragen. Allerdings kann man in diesem Bereich durchaus über neue Möglichkeiten diskutieren.

Das Problem - allerdings auf beiden Seiten - in einer Diskussion ist jedoch, dass diese aufgrund der immer noch aktiven Marktumwälzung durch die "neuen" Medien zwangsläufig völlig ergebnisoffen sein muss. Hier stellen sich beide Seiten quer. Stelle ich mich hin und verlange eine völlige Abschaffung des "geistigen Eigentums", bekomme ich von der MI den Vogel gezeigt. Verlange ich einen extrem restriktiven Schutz des "geistigen Eigentums", kommt der Vogel aus der anderen Richtung. Hierbei handelt es sich jedoch um die zwei Extrema, die bei einer ergebnisoffenen Diskussion möglich sein müssen. Leider habe ich eine solche Diskussion bisher weder in den Medien noch im "Web" mitbekommen - sie wäre sicherlich interessant gewesen.

Malte Sommerfeld

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Hallo Herr Sommerfeld,

bitte entschuldigen sie die inkorrekte Schreibweise ihres Namens, es war schlicht ein Tippfehler - und diesem Forum fehlt leider jegliche "Editierungsfunktion".

Trotz des mir peinlichen tippfehlers freue ich mich, dass wir im Begriff sind, uns in wesentlichen Punkten anzunähern.

"Nein, die Größe des (illegalen) Downloadmarktes bestreite ich nicht. Ich bestreite auch nicht, dass dies einen negativen Einfluss auf die Umsätze der MI hat. Ich bestreite allerdings sehr wohl die angeblichen Schadenssummen, zumal diese von Meldung zu Meldung stark variieren. So lange hier keine schlüssigen Zahlen von Seiten der MI vorgelegt werden, sollte sie sich auch damit zurückhalten den Schaden in astronomischen Höhen zu beziffern."

Wo wird in dem offenen Brief mit effektiven Schadenssummen hantiert? Welche Zahl genau zweifeln sie an?

"Sie hat dies allerdings in den Anfangstagen, also als sich Napster & Co. eingebürgert haben, schlicht und ergreifend verpennt. Und das liegt nicht nur an der Problematik, ein funktionsfähiges, rechtlich abgesichertes System aufzustellen, sondern auch an dem Widerwillen der MI, das neue Medium als Chance zu realisieren. Diesen hat sie zumindest zum Teil mittlerweile abgelegt. Dennoch sind die Folgen auch heute noch präsent."

Das ist prinzipiell korrekt, aner sie lassen dort einen Faktor aus´ser Acht. Zu der Zeit zu dem man wirklich hätte die Weichen in Richtung einer frühen Vermarktung von Musik im Internet stelklen könnnen (grob: 2001-2002) , grassierte die sogenannte Dotcom-Pleitewelle. Auch wenn es uns heute nahezu ironisch erscheint wurde mit diesem Phänomen die wirklich ernsthafte Umsetzung von Geschäftsstrategien im Internet infrage gestellt, den diverse Geschäftsmodelle fielen dort trotz adäquater finanzieller Entwicklung gleich reihenweise um.

Auch ist die "6 Songs pro Ipod Schätzung" ein guter Indikator dazu, wie wenig derzeit legale Angebote im Netz zu gunsten von illegalen Angeboten wahrgennommen werden. (dazu unten gleich noch mehr)

"Sie haben ein - in den meisten Fällen - funktionierendes Vertriebssystem, welches ein Künstler alleine kaum ersetzen könnte. Sie haben außerdem eine Ausstattung die trotz sinkender Preise für die meisten Künstler nicht erschwinglich ist. Ferner haben sie ein unglaubliches Marketingpotential. Dafür erhalten sie / Sie auch völlig zu Recht eine entsprechende Entlohnung / Anteil am Gewinn. Wenn aber mit imensem Aufwand One-Hit-Wonder [DSDS u.ä.] vermarktet werden und dagegen andere Bands, die eigene Stücke entwickeln [also nicht vom Ghostwritern], nur mit Mühe und Not überhaupt einen - ziemlich miesen - Plattenvertrag bekommen, dann stimmt irgendwas bei ihren Prioritäten nicht."

ALso mit dem DSDS vergleich bekommen sie von mir keinen Widerspruch. Hier sind Mindertalentierte "Performer" mit viel zuviel Sendezeit ausgestattet. Aber auch hier: "DSDS" oder auch "Popstars" transportieren kaum wirklichen Musikalischen Inhalte, sondern sind in erster Linie Entertainmentformate an denen eine Zweitverwertung in Form von Albumverkäufen angekoppelt ist. Sie sprechen mir aus der Seele, wenn sie solche formate kritisieren, denn sie verzerren das bild eines hochwertigen Musikmarktes zu Ungunsten der Musikindustrie. Mag' sein, dass Bertelsmann damit eine MEnge Kohele scheffelt, aber was es uns imagemässig kostet, wissen wir nicht.

Wenn sie behaupten von den BEmühungen und dem hochwertigen MArkt "Käme nichts bei Ihnen an", dann haben Sie das Problem meiner Meinung nach schon fast erkannt: Es ist nämlich in letzter Konsequenz ein Wahrnehmungsproblem, dem wir unterliegen, nicht ein real existierendes Problem.

"Will man eine generelle Haftung für die Inhalte Dritter postulieren, schaffe ich es binnen kürzester Zeit, Seiten wie diesen Blog von der Bildfläche verschwinden zu lassen, indem ich - natürlich über ein fremdes WLAN - Beleidigungen, Links zu Pornos oder illegalen Downloads poste."

Ich bin kein Jurist, aber genau das existiert doch: Wenn sie in diesem Posting wüste beleidiungen ausstossen, muss der Admin diese in "vertretbarer Zeit" löschen, ansonsten kann er haftbar gemacht werden. Ich bin kein Jurist, aber die Annahme ist doch korrekt, richtig?

Als Reaktion darauf müsste sich hier wahrscheinlich jedermann mit NAmen und Addresse einloggen. Warum auch nicht?

Ausserdem kann man natürlich Fristen zur Entfernung illegaler Links setzen, die sich aus der Natur der Plattform ergteben. Bei einem Diskussionsforum wie diesem hier erscheinen mir 24 bis 48 Stunden, aber eine Filesharingplattform sollte vielleicht rund um die Uhr dafür verantwortlich sein. Schafft Arbeitsplätze. ;-)

"Stelle ich mich hin und verlange eine völlige Abschaffung des “geistigen Eigentums”, bekomme ich von der MI den Vogel gezeigt. Verlange ich einen extrem restriktiven Schutz des “geistigen Eigentums”, kommt der Vogel aus der anderen Richtung. Hierbei handelt es sich jedoch um die zwei Extrema, die bei einer ergebnisoffenen Diskussion möglich sein müssen. Leider habe ich eine solche Diskussion bisher weder in den Medien noch im “Web” mitbekommen - sie wäre sicherlich interessant gewesen."

Gutes Fazit. Ich würde gerne an so einer Diskussion teilnehmen.

Herr Kaufmann,

ich verfluche gerade selbst mein schlechtes GEdächtnis, aber ich meine sogar, dass diese Erhebung von Apple selbst stammt, die natürlich die besten Möglichkeiten haben, solche Statistiken zu führen. Sie bezog sich auf die Anzahl legal aus dem I-Tunes - Store heruntergeladener files im verhältnis zu gekauften Ipods.

NAtürlich kann man seinen Ipod auch mit CD-Inhalten bespielen, und natürlich gibt es auch Ipod-nutzer, die nicht Itunes sondern andere Shops beutzen, aber genausogut gibt es auch I-Tunes Kunden, die keinen IPod besitzen, und trotzdem Tracks von dieser legalen Plattform herunterladen. Ich glaube die letzten beiden Sachverhaöte gleichen sich in etwa wieder aus, da der Itunes Store eine ähnliche MArktdominanz besitzt, wie der Ipod.

Was diese Zahl aber unweigerlich aussagt, ist legale Inhalte im Gegensatz zu illegalen Inhalten nicht wirklich ijn dem Masse wahrgenommen werden wollen, wie einige Kritiker der MI uns das hier glaubhaft machen wollen. Den Itunes Store gibt es in Deutschland meines Wissens nach bereits seit 4-5 Jahren, in den USA noch deutlich länger.

MfG,

SH

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Lieber Herr "Anwalt",

danke für das konstruktive Posting, aber auch viele ihrer Punkte greifen zu kurz:

"- Es zeugt allenfalls von fehlendem technischem Sachverstand (oder bewusster Desinformation), den Rückgang der Nutzerzahlen bei p2p als “Erfolg” der Musikindustrie verkaufen zu wollen. Tatsächlich dürfte sich der Tausch von Raubmordkopien inzwischen zu einem großen Teil auf One-Click-Hoster wie Rapidshare und das gute alte Usenet verlagert haben. Abgenommen hat er sicher kaum."

Ich gebe Ihnen Recht, dass sich diese Rechnung nicht so einfach aufmachen lässt, und das ein guter Teil möglicher P2p nbutzer vielleicht in irgendwelche Darknets abwandert.
Andererseits wäre aber auch ein Stagnieren bei steigenden Breitbandnutzerzahlen schon ein möglicher Erfolg, denn die BAsis möglicher P2P nutzer verbreitert sich durch den rapiden Ausbau von Breitbandleitungen gerade enorm.

"- Ebenso falsch ist die Aussage, es gäbe ja bereits so tolle und einfache legale Portale für den Musikdownload. Wer so was von sich gibt, hat sicher in letzter Zeit nicht versucht, sich mal einen Song legal zu beschaffen. Und ganz sicher gibt es derartige Angebote nicht schon “seit Jahren”."

Also ich nutze I-Tunes (Naja), Beatport (toll, aber teuer) und E-music (interessant und günstig) . Alle Portale gibt es bereits seit mehr als drei Jahren. Und sie?

"Schon mal auf die Idee gekommen, dass gerade in diesem System, welches nicht Gott gegeben ist sondern das von der und für die Musikindustrie geschaffen wurde und von dem sie bislang prima profitieren konnte, eines der Hauptprobleme liegt? Ich sehe da keinerlei Anstrengungen, dieses System zu vereinfachen? Stattdessen: Gesetzesverschärfungen, Abmahnungen, Mitstörerhaftung."

Also ich glaube, dass mitlesende Juristen durchaus bezweifeln dürften, dass das Urheberrecht und das Leistungsschutzrecht für die Musikindustrie geschaffen worden ist.
Verienfachung dieser Rechte: Sehr gerne, machen sie einen konstruktiven Vorschlag,, wie das von statten gehen sollte.

"- Nach meinem Kenntnisstand sehen die Kreativen von den erheblichen Einnahmen, die die Kanzlei Rasch und die damit verbundene Abmahnmaschine generiert, nicht einen müden Cent. Hier lasse ich mich aber gerne belehren, falls das wider Erwarten nicht stimmt."

Nun ja, zufälligerweise weiss ich, dass große Teile der Erlöse gerade aus der Verfolgung durch Rasch und Pro-Media in Aufklärungsprojekte wie dem "Schoolproject" oder din die CD gegen Rechts gesteckt werden.

"- Sämtliche Bereich der Medien haben in den letzten Jahren Umsatzrückgänge zu verzeichnen. Nur macht es sich niemand so leicht, dieses völlig monokausal und unter vollständiger Ausblendung eventueller eigener Fehler auf die bösen Raubkopierer zurückzuführen."

Das ist nicht ganz korrekt:
Der Computerspielbereich schiebt gerade einen Umsatzrekord nach dem Anderen - aber der PC-bereich stagniert. Ich glaube das hat auch etwas damit zu tun, dass die Industrie dort Fortschritte in der EIndämung der Raubkopien bei Konsolen gemacht hat.
Und sie haben recht: Sicherlich hat der Umsatzrückgang der MI nicht nur monokausale Gründe, aber viele Gründe gehen mit dem fielsharingkonsum Hand in HAnd. Nehmen wir mal die Konkurrenz zu anderen Branchen: DVD oder compzterspiele, HAndy-Inhalte, etc. Welches Medium lässt sich am einfachsten illegal "substituieren"? So lange das der Fall ist, kann man noch nicht einamal abschätzen, wie uns diese anderen Märkte einschränken.

Noch ein Beispiel: Nehmen wir mal die geänderte Wertschätzung vonMusik dadurch, dass es dieses Medium seit Jahren leicht und äusserst unattraktiv substituieren lässt. Ich glaube, dass auch das die Wertschätzung für das Medium stark verringert, und auch hier geht dieser Faktor mit dem P2P Phänomen Hand in Hand.

"- Die Filmindustrie wiederholt bedauerlicherweise gerade auf höchst peinliche Art und Weise die Fehler der Musikindustrie. Trotz erheblicher Nachfrage gibt es auch 2008 immer noch keine auch nur halbwegs annehmbaren Angebote für den Download von Filmen oder Serien. Stattdessen wird zur Wahrung des Profits beharrlich am von der Realität längst überholten Auswertungssystem festgehalten, was aber längst nicht mehr dem Willen der Kunden entspricht. So treibt man die Nutzer geradezu in Tauschangebote!"

Also auch im Filmbereich - für den ich beileibe kein Experte bin - ist die Lizensierung äusserst diffizil. Trotzdem gibt es angebote: MAxdome oder Online Videothelken mal als BEsipiel genannt. Ich finde es bemerkenswert, dass Sie das Fehlen solcher Angebote anmahnen, sie aber realiter scheinbar nicht ausprobieren.

"Ich bezahle gerne für Musik oder Filme. Ich hätte sie aber gerne so, wie ich sie haben will – nämlich zu realistischen Preisen als ungeknebeltes MP3 oder DivX. Und da habe ich bisher nicht EIN legales Angebot gefunden, dass meinen sicher nicht ungewöhnlichen Erwartungen als Kunde entspräche. WIE die MI dahin gelangt, ist mir als Kunde eigentlich egal!"

Sowohl beatport als auch E-Music veröffentlichen "ungeknebelte" Mp3s (einmal 320 kbit - der sogar .wav) einmal VBR. Auch hier: erst umschauen, dann meckern.

Schönes Wochenende noch.

SH

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herr professor hoeren,

ich danke ihnen für diesen emotionalen artikel. es war mutig und, wie an der hier entstandenen diskussion zu sehen ist, sehr gut, ihn so zu schreiben, wie sie es getan haben.

ich bin erschrocken über die mehrzahl der äußerungen von herrn herwig und herrn michalk. mich erinnert das an eltern, die am gartenzaun stehen und mit den nachbarn schimpfen, während hinter ihnen die kinder das brennende haus löschen. verantwortung für die kreativen sieht für mich anders aus: lösungen für eine sich wandelnde welt müssen her. und die hätten vor fünf bis zehn jahren diskutiert und dann auch irgendwann entwickelt werden müssen.

bei solcher schlafmützigkeit ist ein anflug von panik schon verständlich. was will man von einer industrie, die begriffe wie "brenner-schock" und "napster-schock" geprägt haben, erwarten?

die rechnung wird auch in zukunft der kunde zahlen sollen. wird er verhöhnt, belogen und mit knast bedroht, tut er das weniger gern.

ich kann dazu außer meines undifferenzierten stimmungsbildes nicht viel sagen, es ist ja auch schon so viel erwähnt worden in dieser umfangreichen, aufschlussreichen diskussion. die übrigens in einem hervorragenden blog geschieht - aber was würde man vom c.h. beck verlag auch anderes erwarten ;-)

.~.

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Einige Punkte, die hier bisher in der Diskussion aufgetaucht sind, möchte ich gerne aufgreifen.

* Anbietervielfalt in der Musikindustrie
Herr Herwig hat mehrfach darauf hingewiesen, dass es allein in Deutschland eine grosse Zahl an Unternehmen in der "Musikindustrie" gibt. (Hier teile ich seine Auffassung, dass die Massenmedien TV und Radio mit ihrer Verengung des für Kunden wahrgenommenen Angebots ein bedeutender Teil des Problems sind. Andererseits gehört es m.E. aber auch zu den Aufgaben der Musikproduzenten, zur Überwindung dieser Hürde beizutragen. Davon sieht man allerdings leider wenig. Darauf zu bauen, dass der Kunde sich langwierig in alternativen Läden, bei alternativen Labels schlau macht, wird das Problem nicht lösen.) Insbesondere hat Herr Herwig aber auch als Alternative zur vorherrschenden Kritik an der gesamten Branche auf den Boykott einzelner Anbieter verwiesen (nach dem Motto: "Wenn der sich so verhält, dann kaufe ich halt keine Musik von ihm."). Meines Erachtens lassen diese Ausführungen ausser acht, dass Musik kein austauschbares Produkt ist. Während ich z.B. bei einem Rasenmäher sagen könnte "Hersteller X hat keine gute Geschäftspolitik, ich kaufe lieber das vergleichbare Produkt von Y", ist es bei Musik oft so, dass mir ein bestimmtes Stück (z.B. "The Rising" von Bruce Springsteen) gefällt und ich dieses -- und nicht irgendein anderes z.B. aus einer ähnlichen Stilrichtung -- erwerben will. Für diesen Erwerb habe ich aber nur einen Anbieter, nämlich jene Produktionsfirma, bei welcher der fragliche Künstler unter Vertrag steht. Der Kunde wird durch fragwürdige Geschäftspraktiken also genau betrachtet vor die Wahl gestellt, diese Praktiken entweder durch Musikkauf zu unterstützen oder die gewünschte Musik überhaupt nicht konsumieren zu können. Ein Teil des Ausweichens auf P2P dürfte sich auch aus diesem Aspekt des Musikmarkts erklären.

* Attraktivität bestehender Online-Angebote
Hier muss ich vorausschicken, dass ich meine Kenntnisse über die aktuellen Angebote in diesem Bereich hauptsächlich aus Nachrichtenmeldungen bezogen habe. Auf dieser Basis erschien mir persönlich noch keiner der dargestellten Dienste wirklich attraktiv. Mein Anforderungsprofil halte ich dabei nicht für überzogen: Grosser Katalog (= 1-Stop-Shop für die allermeisten Musikbedürfnisse), hohe Tonqualität (mind. 192 Kbit), kein DRM (um die Überspielbarkeit auf MP3-Player zu gewährleisten, Backups auch ohne verbindliche Zusatzsoftware wie iTunes etc. nutzen zu können und meinen PC von unnötigem Ballast einer shop-spezifischen Software freizuhalten). Dazu gehört aus meiner Sicht ein Preis, der klar unter jenem für das fragliche Album auf CD liegt, da ja physischer Datenträger und Booklet fehlen und auch der nicht-physische Vertrieb für die Verkäufer günstiger sein sollte. Mindestens eines dieser Kriterien scheint mir bislang bei allen Angeboten, die auf den Markt gekommen sind, gefehlt zu haben. Und daher werde ich bis auf absehbare Zeit auch weiterhin CDs im Laden kaufen oder z.B. bei Amazon bestellen und selbst die Tracks auf der Disc in hoch-bit-ratige MP3-Files umwandeln.

* Haftung für fremde Inhalte
Ich teile die bereits aufgeworfene Einschätzung, dass es nicht sinnvoll ist, eine Haftungsverschärfung nur für das Urheberrecht einzuführen: Die Probleme einer bestimmten einzelnen Branche können m.E. nicht ausreichen, eine Haftungsverschärfung nur für ein Teilgebiet des gewerblichen Rechtsschutzes zu rechtfertigen. Gegen die Alternative einer allgemeinen Haftungsverschärfung (also auch, soweit es um Beleidigungen, Wettbewerbsverstösse, Markenverletzungen, ... geht) spricht m.E. die einschüchternde Wirkung solcher Massnahmen gerade auf die freie Meinungsäusserung: Nicht zuletzt kleinere Anbieter (private Foren, Blogs) würden sich ziemlich schnell aus dem Netz zurückziehen, wenn sie stets durch horrende Rechtsverfolgungsrisiken bedroht werden. Zudem würden viele Meinungsäusserungen oder die Aufdeckung von Missständen durch Offenlegung von Interna etc. nicht mehr stattfinden, wenn ihre anonyme Vornahme nicht mehr möglich wäre. Schliesslich genügt auch die aktuelle BGH-Rechtsprechung in solchen Fällen (Anbieter muss klar rechtswidrige Inhalte Dritter auf Hinweis des Rechteinhabers entfernen und Wiederholungen soweit zumutbar unterbinden) trotz ungeklärter Fragen ("Was ist technisch, wirtschaftlich zumutbar?") vollauf den Ansprüchen an eine interessengerechte Haftungsregelung.

* Überschiessende Rechtsverfolgung und Abschreckungstaktik
Schliesslich möchte ich noch auf die Methoden eingehen, mit welchen die Medienindustrie Rechtsverletzungen verfolgt. Dabei soll die Vorgehensweise, an die Kontaktdaten Betroffener mittels Strafanzeige zu gelangen, hier aussen vor gelassen werden (nicht zuletzt, da der neu entstandenen zivilrechtliche Auskunftsanspruch evtl. zu Veränderungen führen wird). Mir scheint, dass die Industrie in ihrer Rechtsverfolgung in zweierlei Hinsicht über das Ziel hinausschiesst und sich so insgesamt (v.a. auch bei rechtstreuen Konsumenten!) unbeliebt macht: Einerseits wird durch die breitangelegten PR-Kampagnen, zu denen auch die nicht überspringbaren Intros bei DVDs gehören, suggeriert, dass heutzutage der Kunde unter Generalverdacht steht, auch wenn er ein legal erworbenes oder geliehenes (Videothek) Werk konsumiert. Ich bin sicherlich nicht der einzige Kunde, dem ein solches pauschales Misstrauensvotum sauer aufstösst, mag der Anbieter auch gegen andere Personen legitimen Ärger verspüren. Hier werden aus verständlichen Motiven die falschen Leute geohrfeigt. Der zweite Punkt, in dem über das Ziel einer völlig legitimen Rechtsverfolgung hinausgeschossen wird, scheint mir in der Höhe der geltendgemachten Ersatzansprüche zu liegen. Auch hier muss ich offenlegen, dass ich meine Informationen nur aus Pressemeldungen bezogen habe. Legt man zugrunde, was man aus den Medien mitbekommt -- und das ist jedenfalls für die Aussenwirkung der Contentindustrie massgeblich! -- so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass öfters mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Wenn von Jugendlichen für den Musiktausch in P2P-Netzen Beträge im Bereich von Tausenden Euro gefordert werden, so wirkt das im Vergleich zum Fehlverhalten unverhältnismässig und weckt auch bei Nichtbetroffenen Abwehrinstinkte. Unabhängig von Handlungen Minderjähriger erscheinen viele Forderungen eher zu Straf- und Abschreckungszwecken denn zur legitimen Kompensation erhoben zu werden. Mir ist durchaus bewusst, dass man z.B. bei etlichen hundert getauschten Dateien auf vertretbare Weise eine sehr hohe Forderung errechnen kann. (Die berechtigte Diskussion, wie ein Schaden in P2P-Fällen korrekt berechnet werden kann/muss, lasse ich hier bewusst aus, sonst wird mein Post endgültig uferlos...) Für sinnvoll und angemessen halte ich dies nicht. Als "Erziehungsmassnahme" müsste es m.E. genügen, wenn mit deutlich niedrigeren Forderungen operiert würde; bei Wiederholungstätern könnte dann immer noch mit höheren Beträgen nachgefasst werden. Ohne für einen sinnvollen Mittelweg selbst eine Pauschallösung parat zu haben, bin ich dennoch davon überzeugt, dass der aktuelle Weg einer "Angst- und Schocktherapie" mehr Imageschaden beschert als Rechtsbewusstsein geschaffen oder Schäden ausgeglichen werden.

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Die von Professor Hoeren geäußerte Kritik spricht mir aus dem Herzen. Eine Industrie, die der Ansicht ist, mir vorschreiben zu können, was ich mit meinen rechtmäßig erworbenen CDs mache, wie oft ich mir Songs auf meinen MP3-Player kopieren darf und die allen Ernstes der Meinung ist, daß legale Musikdownloads mit Digital Rights Management und in 128 kb/s-MP3-Qualität einen Anreiz darstellen, Geld auszugeben - eine solche Industrie muß sich nicht wundern, wenn man sie auslacht und ihr den Rücken zuwendet.

Natürlich sollte man Verallgemeinerungen vermeiden. Es gibt auch Firmen, die eine andere, kundenfreundlichere Politik fahren. Und es gibt auch Bands, die die Wünsche ihre Kunden respektieren und Ihnen entgegenkommen. Beispielhaft seien nur die Dave Matthews Band und die Black Crowes genannt, die ihren Fans nicht nur das Mitschneiden bei Konzerten und den Tausch von Mitschnitten erlauben, sondern ihre Konzerte auch selbst zum (verlustfrei komprimierten) Download (ohne DRM-Beschränkungen) bereitstellen. Für einen solchen FLAC-Download eines Konzertes zahle ich gerne 15 Euro.

Solche Bands, die Musik für Erwachsene produzieren, stellen aber die Ausnahme dar - im Allgemeinen ist die Musikindustrie auf dem Kreuzzug gegen ihre eigenen Kunden und kriminalisiert sie, wo es nur geht.

Wenn ich mir dann noch anschaue, welcher Müll von der Industrie auf den Markt geworfen und in die Charts gedrückt wird, dann muß sich die MI nun wirklich nicht über Umsatzrückgänge wundern.

Aber natürlich ist es einfacher, die Schuld woanders zu suchen.

Besten Gruß

A. Schwartmann

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Liebe kopfschüttelnde Musikliebhaberin,
die Zukunft wird zeigen das die Musiker,Künstler etc. recht gut Ihre Produkte selber vermarkten können...ohne den geldeintreibenden Molloch Musikindustrie im Nacken.
Für mich und auch für Sie als Endverbraucher bringt das neben einem sinkenden Preis für die Plastikscheibe noch die Gewissheit,das mein Geld auch tatsächlich "dem Künstler" zugute kommt...und nicht einer maroden Musik-Industrie (?) in den weit aufgerissenen gierigen Rachen geschmissen wird.
Wer mit getürkten Zahlen operiert,die Bürger in vollster Absicht desinformiert und über willfährige Politiker eine Gesetzgebung herbeiführt die jeden Nutzer einer Tauschbörse zum Kriminellen per se erklärt, der darf am Ende nicht meckern wenn der Verbraucher sich angeekelt abwendet und verschiedene Produkte anderweitig erwirbt.
Tauschbörsennutzer sind nicht kriminell...

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Herr Herwig,

ich habe nun eine ganze Weile gegoogelt, weil mich die Statistik nun wirklich brennend interessiert -- den Zusammenhang "Sechs Musikstuecke pro iPod" habe ich in dieser Form nicht gefunden (ich suche weiter!), jedoch folgende Veroeffentlichungen, aus denen ich gerne zitieren wuerde:

Laut dem Marktforschungsunternehmen Jupiter Research http://www.jupiterresearch.com kommen durchschnittlich nur 20 Musikstücke auf einem iPod von Apples iTunes Music Store [...]. Der Großteil der Mp3-Files, die sich iPod-Besitzer anhören, komme laut Studie von CDs, die entweder legal erworben wurden oder von anderen legalen oder illegalen File-Sharing Seiten stammen.
[...]
Die Verfasser des Berichts weisen laut BBC [...] jedoch darauf hin, dass man Mp3-Besitzer nicht so einfach in jene, die kaufen, und jene, die Piraterie betreiben, einteilen könne. Das einzig hervorstechende Charakteristikum, das alle verschiedene Typen von Besitzern portabler Abspielgeräte vereine, sei, dass diese meist überdurchschnittlich viel Musik kaufen würden, allerdings hauptsächlich CDs.

"Es ist weder aufschlussreich die Besitzer von portablen Abspielgeräten im Allgemeinen noch iPod-Besitzer im Besonderen als homogene Gruppen zu sehen", schreiben die Forscher. Wenn jemand digitale Musik legal erwirbt, schließt das nicht aus, dass dieselbe Person ihre Musik gleichzeitig auch von illegalen File-Sharing Seiten bezieht.[...]
Quelle: http://www.vienna.cc/d/artikel/0609_mp3_ipod_itunes.htm (veroeffentlicht 2006)

Zitat 2:
Seit Eröffnung des iTunes Store im April 2003 hatte Apple immer wieder betont, die wahre Konkurrenz sei nicht die von Real Networks, Musicload oder Microsoft sondern die illegalen Download-Angebote im Internet.
Nach einer Studie der NPD Group gewinnt Apple jetzt gegenüber den Musikpiraten allmählich die Oberhand. [...]
Quelle: http://www.macwelt.de/news/ipod/352853/index.html

20 Lieder pro iPod lesen sich dann doch ein wenig anders, dazu sind das Daten von 2006, die auch beruecksichtigen, dass nicht jeder seinen iPod bei iTunes befuellt. Ich muss auch aus meiner Sicht ganz klar sagen: Ich bin gerne bereit, einen angemessenen Betrag fuer den Erwerb "legaler" Musik zu entrichten, nur moechte ich in dem Fall keine DRM-vernagelten Dateien. Da passt wieder die Analogie zum Wasserhahn.

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Pointiert möchte man sagen:

Ich habe die Nase voll von der ewig gleichen Leier der Internet-Community und Ihrer "willfährigen Helfer". Bei aller Liebe und Differenzierungsbedürftigkeit.

Den meisten Beifallsbekundungen an dieser Stelle ist leider entgangen, das Plattenfirmen keine gemeinnützigen Einrichtungen sind und wie alle anderen Teilnehmer des Wirtschaftslebens Geld verdienen müssen und sollen.

Ich will mich nicht mit allen Geschäftspraktiken aller Major-Plattenfirmen gemein machen aber Fakt ist: nicht nur die "Großen" bekommen den Umsatzrückgang der letzten Jahre zu spüren, es sind gerade die kleinen Plattenfirmen, die ihr Kerngeschäft (nämlich den Verkauf von lizensierten Aufnahmen!) ohne eine Portion Idealismus nicht mehr betreiben würden.

Von einem "Wirtschaftsrecht der Verwerter" kann wohl auch keine Rede sein.

Hört sich natürlich gut an, übersieht aber, dass der Erfolg einer Plattenfirma vom Erfolg seiner Künstler abhängt. Dass eine Rechteübertragung auf das Label erfolgt, liegt in der Natur des Künstlervertrages. Dass über die Nutzungsrechte an den Aufnahmen hinaus mittlerweile auch andere Rechte übertragen werden ist ebenfalls richtig.

Aber bevor die Plattenfirma mit diesen Rechten auch nur einen Cent verdient, hat sie dem Künstler bereits einen Vorschuss gezahlt, die Produktion finanziert, eine Promotion-Agentur bezahlt, hunderte Freiexemplare verschickt etc. pp.

Mit anderen Worten: als aufmerksamer Beobachter der Diskussion bekommt man schon das Gefühl, dass kaum jemand der Teilnehmer auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben scheint, wie Musikwirtschaft ganz konkret funktioniert.

Gut auch, dass diejenigen, die sich hemmungslos (!!) die Festplatte mit raubkopierten Inhalten vollmüllen immer auch jemanden finden, der ihnen schöngeistige Argumente gegen die "fiesen Rechteverwerter" in die Hände spielt.

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Pointiert möchte man sagen:

Ich habe die Nase voll von der ewig gleichen Leier der Internet-Community und Ihrer "willfährigen Helfer". Bei aller Liebe und Differenzierungsbedürftigkeit.

Den meisten Beifallsbekundungen an dieser Stelle ist leider entgangen, das Plattenfirmen keine gemeinnützigen Einrichtungen sind und wie alle anderen Teilnehmer des Wirtschaftslebens Geld verdienen müssen und sollen.

Ich will mich nicht mit allen Geschäftspraktiken aller Major-Plattenfirmen gemein machen aber Fakt ist: nicht nur die "Großen" bekommen den Umsatzrückgang der letzten Jahre zu spüren, es sind gerade die kleinen Plattenfirmen, die ihr Kerngeschäft (nämlich den Verkauf von lizensierten Aufnahmen!) ohne eine Portion Idealismus nicht mehr betreiben würden.

Von einem "Wirtschaftsrecht der Verwerter" kann wohl auch keine Rede sein.

Hört sich natürlich gut an, übersieht aber, dass der Erfolg einer Plattenfirma vom Erfolg seiner Künstler abhängt. Dass eine Rechteübertragung auf das Label erfolgt, liegt in der Natur des Künstlervertrages. Dass über die Nutzungsrechte an den Aufnahmen hinaus mittlerweile auch andere Rechte übertragen werden ist ebenfalls richtig.

Aber bevor die Plattenfirma mit diesen Rechten auch nur einen Cent verdient, hat sie dem Künstler bereits einen Vorschuss gezahlt, die Produktion finanziert, eine Promotion-Agentur bezahlt, hunderte Freiexemplare verschickt etc. pp.

Mit anderen Worten: als aufmerksamer Beobachter der Diskussion bekommt man schon das Gefühl, dass einige der Diskussionsteilnehmer nicht den Hauch einer Ahnung zu haben scheinen, wie Musikwirtschaft ganz konkret funktioniert.

Gut auch, dass diejenigen, die sich hemmungslos (!!) die Festplatte mit raubkopierten Inhalten vollmüllen immer auch jemanden finden, der ihnen schöngeistige Argumente gegen die "fiesen Rechteverwerter" in die Hände spielt.

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Nach intensiver Lektüre von einem halben Buch und diverser Hintergrundartikel von Herrn Herwig:

Erstmal so paar Details: Musik ist 1:1 verlustfrei kopierbar, verlustfrei komprimierbar und 1:1 über EGAL WELCHES MEDIUM (Festplatte, USB stick, USB Kabel, LAN, WLAN, Internet, DVDR, etc pp) tauschbar und anschließend entweder über einen Medienplayer oder nach brennen in 1:1 Form des Originals wieder abspielbar. Dafür brauche ich weder eine Tauschbörse, noch einen ach so teuren(30-40 EUR im Monat im Schnitt inzwischen für eine Telefon- UND DSL-Flatrate, alles inklusive, nicht nur das Internet) DSL-Anschluss. Den brauchte man früher auch schon nicht um sich wie mancher 5-600 Kassetten zusammenzutauschen.

Weiter im Text.
Die Daten sind 1:1 identisch mit dem Original, nix verlustbehaftete Kompression. Die Qualität beim Abspielen "am PC" ist IDENTISCH mit einer 50.000 EUR Musikanlage durch...Trommelwirbel...ein Kabel ZU der 50.000 EUR Musikanlage oder einem Einlegen der frisch gebrannten, 1:1 identischen Kopie. Tusch.

Also reichlich dumm mit minderwertiger Qualität zu argumentieren. Ist nicht, gibts nicht. Fällt flach als Argument.

Nächster Punkt:
Ohne Urheberrecht gäbs diese ganze tolle Musik und Filmindustrie nicht.
Okay. Und? Sterbt halt. Alle. Und gleich bitte.
Es ist wirklich, wirklich egal.
Menschen die weiterhin Musik machen wollen, auch wenn anscheinend niemand dafür bezahlen will, werden es tun.
So wie ein Autor schreibt weil er schreiben MUSS, so spielt ein Musiker Musik weil er sie spielen MUSS.
Ein Künstler kann und wird nie als ersten Grund seines Schaffens Geld nennen, sonst wäre er nicht Künstler, sondern Produzent eines Guts.
Ein Künstler aber schafft Kunst.
Daß damit zeitgleich der "Beruf" Künstler unmöglich wird ist nicht gesagt.

Aber trotzdem, und nochmal von vorn: gerne können alle Bands, alle Hollywoodfilme und alle Bücher ab sofort versiegen und verschwinden.
Erstens gibts schon genug Diamanten von denen unzählige Leute schlicht und ergreifend nichts wissen(dank Fernsehen was Bücher betrifft, dank Charts und ModeKiddieTrends was Musik betrifft und dank Hollywood-Action und 'Ach-So-Tiefgehende-Komödien' was Filme betrifft) und zweitens würde ich lieber dem Geschrammel einer übereifrigen Teenager-Punk-Band aus dem Nachbarort zuhören als einer Band, die eifrig "wir sind dafür Leute für Informationsaustausch zu Verbrechern zu verwandeln" unterschreibt und unterstützt.

Mal pragmatisch - kulturelle Artefakte und Information sind mit Bildung gleichzusetzen. Wenn wir diese via Kapital beschränken und Schichtenbildung befördern, ist das nicht etwas moralisch zu Befürwortendes, sondern schlicht und ergreifend selektive Informationsverteilung nach sozialer Schicht.

Wer es sich nicht leisten kann jeden Film, jedes Musikstück und jedes Buch zu kennen, der kann halt einfach nicht mitreden, verpasst Wissen, kennt Referenzen nicht und wird eben schlicht und ergreifend aus einem sozial-symbolischen Kontext über seinen Geldbeutel ausgeschlossen.
Aus die Maus. Das ist jetzt nicht dummes Geblubber, sondern recht banale Basics was Deutungssysteme und kulturelle Einbettung betrifft.

So betrachtet : Mit Verlaub, aber das ist nicht gerade eine Errungenschaft, dieses Urheberrecht. Erst recht nicht was zum stolz drauf sein.

Haste keine Knete, darfste halt auch nix wissen(lesen, sehen, hören). So siehts aus. Nicht "oh die ganzen Asso-Reichen Raubkopierer horten ihre Millionengehälter obwohl sie die uns eigentlich schulden".
Der Geldbeutel ist auch im 21. Jahrhundert übrigens der Grund für soziale Schichtenbildung und die Tatsache, daß arm arm bleibt und reich reich - die Korrelation von Elternhaus-Bildungsweg und Kinder-Bildungsweg ist eineindeutig(Uni-Abschluss führt zu Uni-Abschluss und Hauptschüler zu Hauptschüler Junior vereinfacht gesagt).
Das ist nun wirklich in Realität und Empirie gefußt und nicht wie mancher Leute %-Zahlen mal eben zusammen-interpoliert.

Uuuuund nochmal zum Ur-Kreis:
JA ich will lieber, daß es keine Entdeckung von neuen Talenten mehr im aktuellen System gibt.
JA ich will lieber mir 64 kbit Youtube Banalitäten anschaun und hören, als diese politisch sanktionierte Bürgerverfolgung.
JA von mir aus kann die gesamte Filmbranche, Musikbranche und Buchbranche as we know it GERNE aussterben.

Wir finden schon einen Weg.

Dieses beständige "es geht nur so wies ist" Dummgeschreibe aus Leuten im JETZT haben schlicht und ergreifend vergessen, daß Menschheitsgeschichte nicht Bestand sondern Veränderung bedeutet.

Es geht ohne euch(IFPI, RIAA, MPAA, etc pp) und anders.
Schlechter, besser, das ist Wurst, aber es geht auf jeden Fall. Und dieses rhetorische Fragen ob man dieses oder jenes wirklich lieber will ist in dem Moment BEANTWORTET in dem der Mausklick fällt.

Wenn doch der Markt angeblich eh alles selbst regelt und die liebe Industrie als Mitmacher im Kapitalismus das als Spielregel unterschreibt, dann ist doch schon lange, lange die Entscheidung gefallen.

Die Leute sagen auch während den Abmahnwellen noch: Ihr stinkt und lieber Knastrisiko als einen Cent für "das Echte" ausgeben.

Es gibt keine offene Frage was die Leute wirklich wollen wenn ihr Handeln das schon längst klar beantwortet.

Da kann man drumrumdiskutieren und Studien wer was nicht alles böse macht und beinflusst aufgeben soviel man will.

Ich habe meine Original-CDs gekauft als es sowas wie Kopierschütze und Abmahnungen noch lange nicht gab. Ich habe damit auch wieder aufgehört lange bevor P2P Tauschbörsen und Napster erfunden wurden.

Nur weil man gerne Recht hätte mit seinen Theorien, hat man es noch lange nicht. Was real ist, ist real. Das was passiert, das ist real. Drumrumzuwuseln und zu sagen ach das ist doch so und das ist doch so ist alles Käse.

Die Leute werden immer machen was sie wollen. Ein natürliches Bedürfnis des Menschen ist das nach Wissen. Was wunderts, daß sie danach streben wenn es einfach verfügbar ist.

Das Problem ist selbstgeschaffen - wenn ich was gut finde, dann bezahl ichs. Alternativ wenns Geld nicht langt, dann promote ich es trotzdem bei allen Leuten die ich kenne. Und wenn es etwas Immaterielles wie eine Idee ist, dann erwähne ich es, diskutiere es.
Gutes perpetuiert sich immer, egal wie. Und wenns mir nicht gefällt, dann nicht. Und wenn es mir sauer aufstösst, dann werde ichs anmahnen wos nur geht. That's just how it is.

Im Übrigen fällt auch dieses ganze Label-Geargumentiere im Sinne von "gibts nur hier und nur bei uns" flach.
Was brauch ich Flyer und rumverschickte kleinurlaubskostende CDs, wenn ich Social-Networking Gruppen habe, wo ich announcements und Termine posten kann. Viral, Word of mouth, etc. Youtube und co kg. Was man sich so ausdenken mag.
Ein Studio kann ich mir On-Demand mieten, eine Bühne auch. Wenn ich eine professionelle Meinung zur Sound-Weiterentwicklung will und selbst nicht mehr weiter weiß, kann ich bei Bedarf Experten consulten.
Und so weiter.

Soll Artists geben, die sind ohne sowas rein über das böse Internet am Start. Ay caramba, das ist aber doch unmöglich und so. Weil ohne Labels geht ja nix. Wie auch. Sollen etwa die Leute sich selbständig informieren und Sachen empfehlen? Hah, lach und so, wo kämen wir da denn hin. Ja, eventuell in eine Welt eben ohne Labels aber mit recommendations. If you like this, others also liked. But guess what? They don't like lawsuits.

Wir leben in einem On-Demand Zeitalter, da brauchs nich einen Bill Gates dazu um das zu erkennen. Niemand ist unersetzlich, weder die Band, noch der Promoter, das Label, die PR, selbst das Medium.

Letztlich geht es der Menschheit um die Kunst, nicht um ihre sie umgebende Logistik.

Love will find a way und so.

Wer wirklich guten Gewissens juristische Verfolgung von Privatpersonen, die Musik zur rein privaten Nutzung kopieren, gutheisst, ist für mich schwer gestört, sowohl in seinem Moralverständnis wie auch in seiner Marketingstrategie.
Wenn du mich als Käufer willst, musst du attraktiv sein, begehrenswert, sexy und geil. Nicht sagen hey zur Not vergewaltigen wir dich auch, wir kriegen was wir wollen, so ists nunmal.

Ohhhh und noch ein ganz wichtiges, letztes Stückchen - diese ganzen materiellen Vergleiche hinken wie Sau. Musik ist weder ein Auto, noch sonstwas. Ich kann ein Lied hören und mir dann unterwegs im Kopf abspielen und es vor mich hinsummen. Es pfeiffen. Ich HABE das Lied, sobald ich seine KENNTNIS habe. Da hat noch niemand nix nirgends bezahlt(Soll schon passiert sein, daß Person X mal Person Y auch ein Lied beigebracht hat. Ja, anscheinend gibts ganze Völker..erschreckend!). Genau das heisst Information, Verfügbarkeit von Wissen.

Und bei materiellen Gütern FEHLT auch was Materielles wenn es jemand mitnimmt. Wenn man aber ein Lied kopiert, fehlt nirgends etwas. Es wird kein Material dafür benutzt. Es wird nirgends etwas angefasst oder berührt. Es ist weder das Erlebnis bei einem Auftritt dabeizusein, noch ist es ein glossy cover mit super artwork und lyrics, es ist keine glitzernde Scheibe, nix.

Wenn ich ein Lied lade und es 500000000 Mal auf meiner Festplatte kopiere ist kein Unterschied nirgendwo anders auf dieser Welt im Materiellen passiert und jede weiter Kopie davon ändert daran genauso wenig wie die davor. Information wurde weitergegeben, aber materiell hat sich nichts verändert. Es fehlt nirgendwo Material, Stoff. Es ist nicht ein Weiterer davon tangiert worden, weil die Information weitergebenen wurde, als daß er sie nicht mehr erfahren könnte.
Es ist weiterhin das volle Urkomplement vorhanden. Die Information.

Daß wir mit der Verwertungsidee die ganze Konsum und Gewinnkette an die Sache drangeklatscht haben ändert nichts daran, daß der reine Akt einer digitalen oder analogen Kopie keinerlei sachlichen Schaden anrichtet. Der theoretisch nicht-getätigte Kauf, eine Hypothese, die ist vielleicht finanziell nicht passiert, sprich ein Umsatz nicht eingetreten, ein Materialschaden jedoch, oder ein Verlust, ist das nicht.
Der Wert eines Gegenstandes richtet sich nach seiner Nachfrage und damit Wertschätzung - und wenn kollektiv entschlossen wird, daß kein Wert ein guter Wert ist, dann c'est la vie.

Es entsteht kein Schaden. Wenn der Investor in die Idee "CD Verkauf" scheitert mit seiner Idee, dann geht er eben pleite. DAS ist Kapitalismus. Wenn der Künstler dachte mit Label und CD ist das der richtige Weg und die Leute kopieren es lieber und es geht alles dahinter pleite und drauf, dann ist DAS eben wie es ist. Dann scheitert eben DIESE Variante und DIESE Idee.

Und wenn der Zyklus bricht und die Leute nichts mehr haben das sie scheitern lassen können, wird der Wertschöpfungs- und Zuweisungszyklus eben erneut beginnen.

Wenn Leute bereit sind für ihren illegalen Musikgenuss Geld zu investieren, für Musikseiten die sie lieben zu spenden, dann werden sie auch verdammt nochmal für Musik die sie lieben Geld ausgeben wenn man sie lässt.
Und für Mist den sie nicht mögen und Modelle die sie nicht mögen, nicht.

Kapierts endlich.

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Ich kann mich noch recht gut an die späten 60iger Jahre und was danach kam, erinnern.

Damals gab’s noch analoge Musik und Tonbandgeräte, um sie aus dem Radio aufzunehmen. Eine Schallplatte kostet DM 20,-, ein Ingenieur verdiente zu der Zeit etwas über DM 1000.- brutto. Mein Vater, ein Lehrer, musste mit deutlich weniger auskommen. Schon damals jammerte die Musikindustrie, sie würde viel mehr Umsatz machen, wenn es keine Tonbandgeräte gäbe.

Was für ein Schmarrn. Wir alle kauften uns damals Schallplatten, wenn wir die ungetrübte Qualität des Originals genießen wollten, setzte natürlich eine entsprechend gute Anlage voraus. Aber welcher Schüler konnte sich schon mehr als eine LP monatlich leisten. Schon damals waren die Argumente der Musikindustrie mit Verlaub bescheuert. Daran hat sich ja mit den angeblichen Verlusthochrechnungen bis dato nichts geändert. Was glaubt denn die Musikindustrie, wie viel freies Geld ein durchschnittlicher Jugendlicher hat? Haben die Herren in den Vorstandsetagen mit ihren Phantasiegehältern jeglichen Realitätssinn verloren?

Ich weiß nicht mehr genau wann, aber so Ende der 80iger kamen die ersten CDs. Damals diskutierte man in der Musikindustrie heiß, weil es nun möglich wurde, 1:1 Kopien ohne Qualitätsverlust zu machen und sah die Gefahr zunehmender Raubkopien durchaus. Aber man sah auch die enormen Kosteneinsparungen gegenüber der Schallplatte. Man entschied sich fürs Kostensparen und nahm die Raubkopien billigend in Kauf.

Außerdem trug es zur weiteren Gewinnmaximierung bei, denn obwohl Fertigung, Lagerhaltung und Transport der CDs erhebliche Kosteneinsparungen gegenüber der Schallplatte brachten, wurden die CDs noch teurer verkauft als das schwarze Vinyl.

Das ist ein historischer Fakt.

Es zeigt, wie kurzsichtig in den Konzernzentralen gedacht wird. Denn es dauerte nicht lange, bis Rohlinge und Brenner erschwinglich wurden. Plötzlich wurden Raubkopien ein Thema. Das Original um der besseren Qualität willen zu kaufen, dieses Argument fiel ja nun weg. Mal abgesehen von Klassikhörern, wie ich inzwischen einer war. Ich blieb der Platte treu und kaufte nie eine CD.

Dann kam die zunehmende Verbreitung des Internets, dann DSL und dann der drohende Kollaps der Musikindustrie, wenn man das Gejammere der Industrie ernst nimmt.

Seitdem die Musikindustrie das digitale Zeitalter einläutete, hat sie jede weiter daraus resultierende Entwicklung verpennt. Da will sie einmal die Internet Provider und die Telekom in die Pflicht nehmen, weil Filesharing erst durch DSL Flatrates möglich wurde, dann will sie das Usenet gerichtlich verbieten lassen, will Rapidshare und Webhoster in die Pflicht nehmen und mindestens die Hälfte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen kriminalisieren.

Nur, um sich die eigenen Versäumnisse nicht eingestehen zu müssen.

Wenn man heute Original und Kopie nicht mehr unterscheiden kann, muss man eben andere Kaufanreize schaffen. Wenn man die Ersparnisse durch den Internet Vertrieb weder an die Kunden noch an die Musiker weitergibt, sondern selbst einsackt, um damit Politiker zu schmieren und zweifelhafte Kampagnen zum „geistigen Eigentum“ zu finanzieren, dann schafft man nicht Kaufanreize, sondern Verweigerungshaltung.

Wenn die übliche Konsummusik inzwischen so schlecht ist, dass es gar keine Rolle mehr spielt, ob von CD oder als zusammenkomprimierte mp3, warum dann bitte noch die CD kaufen.

Inzwischen, so verteidigen Sie sich, Herr Herwig, habe auch die Musikindustrie das Potential des Internets erkannt und engagiere sich zunehmend auch in Portalen. Alleine mit den Beispielen, die Sie nennen, stellen sie sich das Armutszeugnis des ewig Gestrigen aus, Herr Herwig. 9 Jahre hat es gedauert, bis man in der Musikindustrie auf das Internet reagierte und nun vor 4 Jahren zögernd begann, das Potential des Internets für sich als Marketinginstrument zu nutzen. Die Musikindustrie muss ein dickes Gewinnpolster haben, um es sich leisten zu können, so lange Entwicklungen zu verschlafen.

Was, glauben Sie, wäre mit den traditionellen großen Kameraherstellern passiert, wenn sie die Entwicklung der Digitalfotografie auch nur halb so lange verpennt hätten? Glauben Sie, dass es dann auch nur noch eine dieser Firmen gäbe?

Und an Herrn Sauter das Folgende:
>>Hört sich natürlich gut an, übersieht aber, dass der Erfolg einer Plattenfirma vom Erfolg seiner Künstler abhängt.<>Aber bevor die Plattenfirma mit diesen Rechten auch nur einen Cent verdient, hat sie dem Künstler bereits einen Vorschuss gezahlt, die Produktion finanziert, eine Promotion-Agentur bezahlt, hunderte Freiexemplare verschickt etc. pp.<>Mit anderen Worten: als aufmerksamer Beobachter der Diskussion bekommt man schon das Gefühl, dass einige der Diskussionsteilnehmer nicht den Hauch einer Ahnung zu haben scheinen, wie Musikwirtschaft ganz konkret funktioniert.<>Gut auch, dass diejenigen, die sich hemmungslos (!!) die Festplatte mit raubkopierten Inhalten vollmüllen<<

Besser hätte es kein Gegner der veralteten Modelle der Rechteverwertungsindustrie formulieren können. Stimmt, überwiegend Müll, was da noch vermarktet wird.

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Anscheined mag es diese Blogsoftware nicht, wenn man Zitate in spitze Klammern setzt. Daher die Kommentare ann Herrn Sauter nochman extra:

„Hört sich natürlich gut an, übersieht aber, dass der Erfolg einer Plattenfirma vom Erfolg seiner Künstler abhängt.“

Herr Sauter, wo leben sie? Haben Sie noch nie etwas von Marketing gehört? Erfolg lässt sich planen. Studiomusiker spielen genau das, was man als Massengeschmack durch Marktuntersuchungen herausfand. Deshalb wird es ja auch immer seichter. Sollte das Ihre Lieblingsmusik sein, zeugt es von Ihrem Niveau.

„Aber bevor die Plattenfirma mit diesen Rechten auch nur einen Cent verdient, hat sie dem Künstler bereits einen Vorschuss gezahlt, die Produktion finanziert, eine Promotion-Agentur bezahlt, hunderte Freiexemplare verschickt etc. pp.“

Das sind die Argumente aus dem vordigitalen Zeitalter, die durch ewiges Wiederkäuen trotzdem nicht mehr stimmig werden. Hallo, wir leben inzwischen im digitalen Zeitalter.

Vielleicht ist es Ihnen entgangen, dass neben den Unterzeichnern der Anzeige es noch andere Musiker gibt, die sich entweder von ihren Labels getrennt haben oder sogar von vorneherein das Internet als Marketinginstrument nutzen und auf die Labels dankend verzichten. Und damit gewiss mehr verdienen, als sie jemals durch ein Label erzielen könnten. Trotz Filesharing und Usenet.

Mag ja sein, Herr Sauter, dass Sie als Jurist besser sind als die Argumente, die Sie hier vorbringen. Das A-Moral Potential vieler finanziell erfolgreicher Juristen scheinen Sie ja schon zu haben. Oder ist Ihnen nicht geläufig, wie wenig gerade noch unbekannte Musiker, die überhaupt mal einen Vertrag ergattern konnten, aus diesem Vertrag erhalten. Mit 5% der Einspielergebnisse sind die ja noch richtig gut bedient.

Juristisch ist so ein Vertrag vielleicht in Ordnung, moralisch hingegen…

„Mit anderen Worten: als aufmerksamer Beobachter der Diskussion bekommt man schon das Gefühl, dass einige der Diskussionsteilnehmer nicht den Hauch einer Ahnung zu haben scheinen, wie Musikwirtschaft ganz konkret funktioniert.“

Ich weiß ja nicht, wo sie als Jurist tätig sind, ihrer Argumentation zufolge bei einem Label. Mag sein, dass Sie wissen, wie Musikindustrie funktioniert. Aber es scheint Ihnen entgangen zu sein, dass sie so immer weniger funktioniert. Da helfen auch ihre amoralischen Aufrechnungen der ach so großen Vorleistungen nichts. 95% der Einnahmen für ein Paar Vorleistungen würde man in vielen Bereichen des Vertragsrechts schlicht als sittenwidrig ansehen.

„Gut auch, dass diejenigen, die sich hemmungslos (!!) die Festplatte mit raubkopierten Inhalten vollmüllen“

Besser hätte es kein Gegner der veralteten Modelle der Rechteverwertungsindustrie formulieren können. Stimmt, überwiegend Müll, was da noch vermarktet wird.

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Ist es nicht einfach so, dass der große Teil der Musikindustrie überflüssig geworden ist? Maschinen, Roboter, Computer ersetzen menschliche Arbeitsplätze überall, diesmal hat es halt Manager erwischt die darauf versuchen Einfluss auf die Politik zu nehmen. Gesetze ändern um eure Arbeitsplätze zu erhalten?!

Theoretisch brauche ich heute keine CDs mehr, ich brauch auch keine Server zum Download, P2P übernimmt das.

Man könnte doch die Musikindustrie auf eine minimale Infrastruktur begrenzen? Musiker mit Tontechniker, mietbares Tonstudio, ein Server um die Musik in den Umlauf zu bekommen. Falls die Musik beliebt wird, übernimmt P2P den Vertrieb, wenn nicht bleiben die Serverkosten minimal. Geld mit Auftritten verdienen.
Ist das so unrealistisch?

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Lieber Matthias,

deine Meinung ist leider repräsentativ für eine Menge löeuite wie. Wie herr Sauter schon geschrieben hat, liegen viele Ressentiments gegen die Musikindustrie in schlichtem Nichtwissen begründet:

Wenn jemand ernsthaft fordert die Musikindustrie sei wegrationaisierbar, so hat er leider ein paar wichtige Faktoren schlicht und einfach nicht begriffen, nämlich wieviel Arbeit es heute ist, einen Künstler "zum Kunden" zu bekommen. Damit spiele ich nicht nur darauf, an dass man eine Vertriebsstruktur für CDs auifbauen muss, sondern vor allem darauf erste einemel einen Künstler bekannt zu machen. Die im Volksmund herrsxchende Meinung, dass "gute Musik sich schon oirgendwie durchsetzt" ist leider falsch.

In meiner Jungend gab es den Spruch "Atomkraft - nein Danke! Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose."

Analog dazu forder sie gerade: "Musinkindustrie - nein Danke! Bei mir kommt die Musik aus Filesharingportalen."

Das sich niemand Gedanken macht, wie überhaupt Wertschöpfung in der Musikbranche entsteht, und dass diese Wertschöpfung essentiell dafür ist, dass Musik zu einem Kunden kommt ist vielleicht eines der Kernprobleme in dieser Diskussion, weil es einer Menge von Scheinargumenten hier schlicht überflüssig machen würde.

ZU vielen anderen Kommentaren in diesem Blog habe ich leider bereits Sachen ausgeführt, nur lesen viele "Neueinsteiger" diese Information aufgrund der Länge des Threads nicht mehr.

MFG,
SH

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Bis jetzt war von Musik immer in hörfertiger Zubereitung die Rede, es gibt sie aber auch noch als niedergeschriebene Aufführungsanleitung - Notenblätter. Notenbücher.
Diese kann man heute ebenfalls im Internet bestellen. Während man früher beim Notenhändler seines Vertrauens ausgefallene Titel nur ohne Rückgaberecht bestellen konnte, gibt es heute das Fernabsatzgesetz ... und auch den einen oder anderen Käufer, der mit der Ware gleich noch die Quittung vom Kopierladen mitschickt.
Unter diesem Problem leidet auch jeder andere Spezialitäten-Buchhändler - insgesamt auch eine nicht ganz kleine Branche.
Man fragt sich nun, warum hier nicht gleiches Recht für alle gilt, also entweder
a) die Rückgabemöglichkeit nach FAG gilt nicht für jede Art kopierbare Ware, inkl. Printmedien oder
b) der Käufer von Musikkonserven, egal ob als Download oder mit Datenträger, kann seine Waren auch innerhalb von 2 Wochen zurückgeben

Apropos Extrawurst: es ist noch keine 100 Jahre her, da verstand es auch eine Branche, der Politik etwas über die Schlechtigkeit der Welt und die sinkenden Umsätze vorzujammern. Es handelte sich um die Hersteller von Gasbeleuchtung, denen aus dem elektrischen Licht eine starke Konkurrenz erwuchs. Die Lobbyarbeit, wie wir heute sagen würden, wirkte: die Glühbirnensteuer wurde eingeführt und bis 1993 abkassiert

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Ui, richtig was los hier. Ich habe nicht alle Kommentare lesen können, mich interessiert aber, ob die Künstler tatsächlich alle diesen Brief unterschrieben haben. Ich würde zu gerne wissen, was sich nach einer Befragung der Künstler für ein Bild ergibt. ...

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Schöne Diskussion. Bin begeistert das sich hier Menschen alle (Fach-)Richtungen beteiligen. Zwei kurze Sachen möchte ich anmerken über die ich gestolpert bin.

- Zum einen spricht Herr Stefan Herwig von einem Urheberrecht der physischen Welt. Ein wesentliches Merkmal der Internet-Ökonomie/DIgitalisierung ist doch die Trennung zwischen Inhalt und Träger. Diese Technologie ist auch nicht mehr zu stoppen. Also muss der Gesetzgeber und die Unternehmen neue Wege finden mit dieser Technologie umzugehen. Auf Ewig zu versuchen dieses traditionelle Konstrukt mit in die digitale Welt zu nehmen ist ein aussichtloses Unterfangen. Die Kontrollkosten wären zu hoch. Sie sind es jetzt schon. (Gibt es Zale darüber wieviel die MI für Klagen und Abmahnungen ausgibt?)

- Qualitätsdebatte/Qualitätsmessung
Dieses immer wiederkeherende Argument, die Musikindustrie würde nur Mist produzieren ärgert mich in diesem Fall. Geschmack ist verschieden, und die Art vieler Leute in dieser Diskussion (und anderswo) über Gut und Schlecht zu urteilen ist schlichtweg anmaßend und führt zu nichts. Die MI kann sich nur an dem ausrichten was die ökonomische Theorie ihnen gibt, am Markt. Das die entsprechenden Unternehmen ihre Künstler auf diesem so optimal präsentieren möchte wie möglich ist nicht verwerflich. Genauso gut könnte man auch die Frage stellen warum das alle kaufen, wenn es doch so ein Mist ist. Diese Debatte führt aber nicht weiter da sie immer wieder auf die persönlichen Präferenzen referenziert und die Möglichkeit für ein Unternehmen diese zu lesen ist der Markt.

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Liebe Musikindustrievertreter,

vielleicht erklärt mir mal jemand, warum ich heute einen Tonträger kaufen sollte?

Früher gab es die Schallplatte und die Kassette. Bereits bespielte Musikkassetten hatte bei den meisten Firmen eine lausige Tonqualität, weil man sie mit zu 56fachem Tempo bespielte. Der Musikfreund kaufte also nur Schallplatten, die man dann teilweise auf Kassette kopierte, um die Musik auch im Auto hören zu können.

Dann kam die CD, der überlegene Tonträger, der "ewig" hält und nicht verschleisst. Letzteres hat sich inzwischen relativiert, viele CDs aus den frühen 80er lassen sich nicht mehr abspielen, weil man beim Bedrucken Farben verwendet hat, die sich im Laufe der Zeit zu reflektierenden Schicht durchfressen. Immerhin die Tonqualität war beeindruckend und der Komfort im Vergleich zur Schallplatte ebenfalls. Also haben sich "Deppen" wie ich viele Alben noch mal als CD gekauft, obwohl schon als Schallplatte vorhanden.

Eine CD konnte man früher auch bequem im Auto anhören - bis plötzlich silberne Scheiben in den Läden auftauchten, die anfangs sogar das Philips Logo "Compact DISC Digital Audio" trugen, obwohl sie nicht dem zugrunde liegenden Red Book entsprachen. Diese abspielgeschützten Scheiben lassen sich fast immer kopieren, ohne dass eine spezielle Software nötig ist. Ein altes Plextor PC-Laufwerk aus dem Jahre des Herrn 1996 (also vorsinntflutlich alt) liest mit den ebenso alten Audio-Grabbing-Tools des Herstellers nahezu jede abspielgeschützte CD aus. Abspielen will das gleiche Laufwerk diese CDs allerdings nicht. Dummerweise gilt das auch für die CD-Autoradios vieler namhafter Hersteller.

Das Dilemma: Natürlich könnte man solche CDs kaufen und einfach kopieren, um sie dann im Autoradio hören zu können. Aber genau wurde dank der Lobbyarbeit der Musikindustrie verboten. Als gesetzestreuer Bürger hält man sich natürlich daran und läßt den Sch*** lieber gleich im Laden.

Die schon abnormale Angst der Inhalteindustrie sorgt inzwischen zuverlässig für das Scheitern moderner neuer Ton- und Bildträger. Beispiele gefällig?

Die Super Audio CD. Bester Ton mit 96KHz Samplingrate und optional 5.1 Raumklang. Die wenigen Scheiben bleiben im Laden liegen wie Blei. Im Prinzip könnte jeder DVD-Spieler diese Scheiben abspielen. Aber da die Industrie Angst hat, man könnte was kopieren, darf der DVD-Spieler das überlegene Audio-Signal nicht einfach digital an den Verstärker abliefern, sondern nur analog. Die analogen Ausgänge der handelsüblichen Geräte sind eher schlecht, weil die Hersteller diese als Notbehelf betrachten und bei vielen Geräten gleich ganz weglassen.
Findige Musiker wie Jean Michel Jarre zeigen mit ihren DVDs, wie man mit normalem DTS Ton ein mehr als überzeugendes Tonergebnis bringt, das digital zum Verstärker wandert.

Blue Ray und HD DVD: Die Kopierschutzmechanismen sorgen für eine irren Rechenaufwand. Experten sprechen von 100% mehr Rechenaufwand. Anders gerechnet: So ein Player könnte ca 1/3 weniger Strom verbrauchen, wenn dieser unsinnige Kopierschutz nicht wäre. Das Ende vom Lied wird sein, dass sich keines der beiden Formate richtig durchsetzt. Mit modernen Codecs kann man einen Film im HD Format auch schon auf eine normale DVD packen. Oder gleich als Download anbieten - die Rotlicht-Branche geht diesen Weg und diese Branche hat schon beim Videorecorder das richtige Näschen gehabt.

Die meisten aktuellen CDs sind sowohl inhaltlich als auch technisch auf einem geradezu unterirdischem Niveau. Natürlich kann man sich über die Qualität des Inhaltes streiten, aber die technische Qualität kann man leicht messen und die nimmt im Durchschnitt der Produktionen ab. Die Ausnahmen bestätigen nur die Regel.

Ein weiterer Aspekt: In meiner Jugend konnte ich 8 Radiosender (UKW) empfangen und das lag an der günstigen Lage des Wohnortes zu zwei weiteren Bundesländern. Wer ungünstiger wohnte, mußte mit dem öffentlich rechtlichen Angebot einer Anstalt auskommen. Dadurch entstand ein großes Interesse an einer Eigenversorgung mit der Musik, die man gerne hörte.
Und heute? Es gibt zahlreiche private Sender im UKW. Via Satellit kommen einige hundert Sender in einer Qualität, die deutlich über UKW liegt. Via Internet kommen auch mal ca 10.000 Sender dazu, größtenteils auch in ordentlicher Qualität und oft auf eine bestimmte Klangfarbe spezialisiert. Mir persönlich reicht ein Dutzend Sender - von den knapp 1000CDs, die ich in den letzten 25 Jahre gekauft habe, höre ich kaum was. Der Griff zur Zappe des UKW/Internetradios ist viel bequemer. Vom Internetradio könnte man sogar legal digitale Mitschnitte machen, so wie man früher die Hitparade aufgenommen hat.

Also, liebe Musikindustrie, wo sind die guten Gründe, warum ich noch Musik kaufen soll?

Ein weiterer Grund, warum die Umsätze der Branche sinken, wird gerne ignoriert:
Ein Großteil des Umsatzes der Branche wird mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen generiert. Dort ist das Budget begrenzt. Und um dieses begrenzte Budget buhlen heute ein paar mehr "Player" als früher. Handy und Internet spielten Anfang der 90er keine Rolle und gerade mit dem zunehmenden Erfolg von Handy von SMS bei den Kids begann auch der Umsatzrückgang der Musikindustrie. Die Euros vom Taschengeld, die für SMS draufgehen, können nicht mehr in die Kassen der Musikindustrie wandern. Eine ganz simple Rechnung.

Die Musikindustrie verkauft Produkte, die niemand zum Leben braucht. Es sind Luxusartikel und wenn das Geld in Zeiten stagnierender Löhne, aber steigender Kosten knapper wird, dann spart man als erstes bei den Luxusartikeln, die man nicht dringend benötigt. Und wer dazu noch Kundenwünsche wie die freie Verwendbarkeit der Tonträger ignoriert, den bestraft das Leben eben noch härter.

Und man macht Ton- und Filmträger auch nicht attraktiver, in dem man auf die teuer gekauften Produkte aufdruckt, wie "böse" das Raubkopieren doch ist - der Empfänger dieser Botschaft hat nicht tief in die Tasche gegriffen, um dann solche Belehrungen zu bekommen. Wie die c´t in einem Editorial bereits einmal anmerkte: Jede Kampagne hat eine Aussage und die Aussage der Raubkopie-Kampagne auf einer gekauften DVD könnte man so auch so interpretieren "Hallo, Du Depp hat für diesen Film viel Geld bezahlt und musst nun diesen Mist am Anfang ertragen - die Raubkopie ist kostenlos und diesen nervigen Trailer hätte schon eine Release Group entfernt. Denk beim nächsten Film dran, Deine Filmwirtschaft!"

Und was macht man dagegen? Tja, wie wär´s mal mit innovativen Ideen? Das Geld, was die liebe Musikindustrie in Lobbyarbeit und Rückzugsgefechte steckt, wäre in der Entwicklung neuer Produkte besser angelegt. Oder spart man schon auf die eigene Beerdigung?

Natürlich sind Raubkopien dem Geschäft nicht förderlich, aber sie sind nicht die Hauptursache des "Problems". Solange die Musikindustrie nicht die Vielschichtigkeit der Ursachen des Umsatzrückganges erkennt und man die Kundenwünsche auch noch "erfolgreich" ignoriert, solange wird der Umsatz weiter zurückgehen und diese Industrie auch.

Die Musikindustrie braucht kein Mensch - denn sie produziert Luxusartikel. Aber die Musikindustrie braucht die Kunden und die gewinnt man garantiert nicht durch Kriminalisierung. Man sollte meinen, dass es nicht so schwer ist, dass zu kapieren. Oder doch, Herr Herwig?

Gruß 80er Fan

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Ich finde das alles nur noch höchst seltsam. Aber wenn ich mich jemand fragt ob ich noch CDs kaufe:

Sage ich nein, seit ich irgendwann vor ein paar Jahren 5 CDs für die Urlaubsfahrt erstanden hatte und kein Kopierschutz mein Autoradio mochte. Mal stand es drauf, mal nicht, dann wieder kryptisch verklausuliert...Kurz, mir war die Zeit zu schade mich differenzierter zu informieren. Bis heute habe ich keine weitere CD gekauft.

Wenn ich mich jemand fragt ob ich CDs runterlade:
Nein, mich interessiert nicht welches Audioformat Anbieter XY verwendet, auf welchen Playern ich die überhaupt abspielen kann, was bei einer Neuinstallation passiert, ob der Anbieter überhaupt legal ist und was da sonst noch für ein Rattenschwanz drann hängt. Konsequenz: Ich habe mein Lebtag keinen Song irgendwo heruntergeladen und werde das in den nächsten Jahren auch sicherlich nicht tun.

Mir ist völlig wurscht ob irgendein Contentanbieter diese Gängeleien zum Überleben braucht. Ich brauche die Produkte dazu jedenfalls nicht. Aber ganz ehrlich, selbst wenn dort ein Umdenken stattfinden würde...mich als Kunden wird man wohl kaum zurückgewinnen. Meine Interesse am Produkt "Content" ist dadurch einfach schleichend verloren gegangen. Ob ich was verpasst hab? Keine Ahnung...ich denke nicht.

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Herwig: "Wenn jemand ernsthaft fordert die Musikindustrie sei wegrationaisierbar, so hat er leider ein paar wichtige Faktoren schlicht und einfach nicht begriffen, nämlich wieviel Arbeit es heute ist, einen Künstler “zum Kunden” zu bekommen. Damit spiele ich nicht nur darauf, an dass man eine Vertriebsstruktur für CDs auifbauen muss, sondern vor allem darauf erste einemel einen Künstler bekannt zu machen."

Nö, sie hams nich begriffen.
Klar gehts auch ohne. Ohne MI, ohne CD.

Da hat jemand
a) nicht mitbekommen, daß heutzutage Leute mit iPods(das sind MP3-Player) rumlaufen statt mit CD-Playern (lies: wer BRAUCHT überhaupt CDs? Ach halt...Der Kollege, der einem mal eben eine brennt, damit man zuhause dann wieder den MP3-Player bespielt...woraufhin man die CD wieder löscht oder wegwirft. Das wars.) und
b) kennt da jemand das Internet wohl nicht wirklich gut.

"Arctic Monkeys achieved their success through fan-made demo tapes and online file sharing.[4] They were heralded as one of the first acts to come to the public attention via the Internet, with commentators suggesting they represented the possibility of a change in the way in which new bands are promoted and marketed." von
http://en.wikipedia.org/wiki/Arctic_Monkeys

Wie ich bereits schrieb - Realität ist was ist, nicht was man sich versucht zusammenzubrabbeln.

Daß die Spinner inzwischen P2P und ihre Fans, die an ihrer Statt überhaupt die Internet-Promo betrieben hatten ebenfalls als Feinde wahrnehmen, ist natürlich für die MI köstliche Ironie und zeigt wieder einmal mehr, daß Besitzstandwahrung einem wohl jeglichen Realitäts-Sinn nimmt.

Sieht man hier ja an zahlreichen Beispielen.

Der Punkt der Label-unabhängigen Ur-Publicity und Vermarktung bleibt trotzdem.

Es ist echt traurig zu sehen, wie manche sich an die immer gleichen überholten Argumentationsmuster halten.

Bekannt wird eine Band immer noch durch Auftritte und Präsenz, und nicht durch Sprüche eines Label-Betreibers. Punkt.
Es geht schließlich um Musik, nicht um tolle Sprüche aus der Ecke Existenzrechtfertigungsversuche von Mittelmännern.

Streng notwendig um Musik zu hören sind 2 Seiten - der Musik-Macher und der Musik-Hörer.
Das wars. Alles andere wird einem eingeredet.

Ansonsten -
I say: Konsumflatrate für whatever im Internet und fertig. Sollen die Rechteinhaber ihren Prozeßwahn lieber in die Ermittlung einer sinnigen Verteilung aus dem Flatrate-Pool stecken und die Normalsterblichen in Ruhe lassen. Bringt eh nichts.

Das Pferd ist schon so ungefähr seit 10+ Jahren aus dem Gatter.

Vertrieb ist: Internetleitung an, MusikWasserMedienFilmeBilderInformationsHurraToll kommt raus, fertig.

Und: Eben war sowas noch eine Wahn-Forderung von Vordenkern wie Piratenpartei und co, jetzt auf einmal wills die Industrie via ihrem frisch von außen beigekauften "Wunderkind" Griffin für sich reklamieren.
Sooooo typisch. Verleugnen, verzögern, dann anstatt Dummheit einzugestehen rumlügend alles als eigene Super-Revolutions-Idee mit viel Schafs-Presse-Releases als plötzliche eigene Superidee für sich reklamieren. Japp, das Schema kennt man doch.

Anyways, willkommen im 21. Jahrhundert.

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Die Künstler, die diesen Brief unterzeichnet haben, wollen geistiges Eigentum schützen indem man auf Methoden setzt, die wider dem Empfinden eines staatsbürgerlich gebildeten Menschen sind.
Natürlich möchte auch ich, unter anderem da ich selber Buchautor bin, geistiges Eigentum schützen. Ich will aber auch den demokratischen freiheitlichen Rechtsstaat schützen. Deswegen bin ich aber trotzdem gegen eine umfassende Kameraüberwachung. Das eine (die Methode) hat nichts mit dem anderen (dem Ziel) zu tun: Wer geistiges Eigentum schützen will, muss gerade nicht Zugriff privatwirtschaftlicher Interessenvertreter auf grundrechtlich relevante Daten fordern.
Dass sich ausgerechnet Künstler (die Freiheit als Begriff kennen und schätzen müssen) vor die Karre einer solchen Aktion spannen lassen ist erschreckend, so erschreckend wie die aufgescheuchte Kanzlerin, die hier direkt springt. Die Tatsache, dass hier zusätzlich noch falsche Daten ins Feld geführt werden als vermeintliche Argumente spricht dafür, dass hier nicht nur Dummheit, sondern gezielte Desinformation betrieben wird.

Geistiges Eigentum: Ja. Überwachungsmethoden und Abmahnindustrie: Nein.
Künstler die das hier Unterstützt haben, haben ebenfalls ein klares Nein verdient.

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Auch wenn die Länge der Kommentare hier fast alles normalsterbliche sprengt, gibt es meines erachtens von beiden Seiten gute Argumente.

Da ich wegen der Menge der heir geposteten Kommentaren nur einen großteil richtig lesen konnte möge man es mir bitte verzeihen, wenn ich hier auf einen Punkt eingehe, der scheinbar nicht wirklich beachtet oder direkt behandelt wurde: Angebot und Nachfrage.

Die Diskussion scheint sich immer auf das Urheberrecht, die böse MI und ähnliche Dinge zu konzentrieren, jedoch aus der Sicht eines normalen Kunden dürften solche Diskussionen völlig uninteressant sein. Zumindest ist das meine Hypothese.

Es stimmt natürlich, wie ein Poster weiter oben bemerkt hat, dass nur sehr wenige Menschen wirklich wissen, wie die Prozesse in der Musikindustrie ablaufen. Doch auch wenn es etwas platt klingt, so ist mir das aus Kundensicht auch völlig egal. Für mich zählt nur das Produkt bzw, das Angebot am Ende der Kette. Und wenn das nich attraktiv ist, so werde ich es nicht kaufen, nur weil die Prozesse bei deren entstehen nun einmal so geschaffen sind.

Die MI hat aus meiner Sicht (neben vielen oben genannten Punkten, z.B. künstlerische Qualität etc.) vor allem ein Problem mit dem Vertrieb, der in zwei Schienen geteilt ist: der eine ist der eigene legale Vertrieb, der andere der illegale.

Als Kunde stehe ich quasi vor der (ich glaube nahezu einmaligen) Wahl, welches Produkt aus welchem Vertrieb ich denn am Ende auswähle. Nehme ich die legale, aber teure und verkorkste Version? Oder nehme ich die inhaltlich identische, aber einfacher zu handhabende und noch "kostenfreie" Version? (die Anführungszeichen darum, weil durchaus allgemeine Kosten anfallen). Die MI muss hier meines Erachtens konstruktiv gegensteuern und mir als potenziellen Kunden also ein Angebot machen, dass zwar nicht mit kostenfrei konkurrieren kann, jedoch mich trotzdem davon überzeugt, ein Musikstück käuflich zu erwerben, statt es über P2P zu besorgen.

Für mich wäre folgendes Angebot denkbar: die MI eröffnet eine eigene P2P-Plattform, in der ich alle Songs von allen Labels ohne DRM (sprich Mp3) herunterladen kann. Die Software ist ähnlich zu bedienen wie ein normales P2P-Tool. Die einzelnen Lieder werden nicht bezahlt, sondern es liegt ein Abo zugrunde, dessen Betrag durch einfaches Tracking (Downloadzahl) auf die einzelnen Künstler umgerechent wird. Die Nutzer können nicht nur, sondern MÜSSEN auch selber die Dateien wieder zum download anbieten, wenn sie Sonderaktionen in Anspruch nehmen wollen, die nur mit Credits bezahlt werden können, die nicht einfach gekauft werden können. Durch diese Maßnahme können die Server und damit die Kosten für den Betrieb reduziert werden. Besonders viele Credits kann ein Kunde bekommen, wenn er selbst etwas in das Portal stellt (seltene oder für verschollene Aufnahmen z.B.).

In diesem Szenario fungiert die MI im Extremfall quasi nicht mehr als direkter Vertreiber, sondern nur noch als Rechtegarant. Das bedeutet, dass die Kunden in diesem Portal die Sicherheit haben, dass alles, was sie tun, rechtens und erlaubt ist, wobei sie ihr altes Verhalten nicht groß verändern müssen ("saugen", uploaden etc).

Selbstverständlich müsste hier noch an vielen Details gearbeitet werden, doch glaube ich, dass die Bereitschaft der potenziellen Kunden, etwas derartiges anzunehmen, recht hoch sein dürfte. Denn nicht viele möchten meiner Meinung nach gern etwas illegales machen (es gibt natürlich Ausnahmen).

Also wenn die MI sich etwas bescheidener verhält (Kampagne: "Wir haben verstanden!") und ein Angebot dieser Art macht, bin ich sofort dabei (zur Info: ich sauge nicht, kaufe aber auch nicht).

PS: Soweit ich weiss, gab es mal derartige Versuche, die jedoch letztendlich gescheitert sind. Über die Gründe kann sicherlich diskutiert werden, jedoch meine ich, dass einerseits die Angebote lokal beschränkt waren und keinen großen Katalog hatten. Daraus kann man noch folgende Anforderung definieren: das Portal läuft international, also nicht nur in den USA zum Beispiel. Natürlich ist das auf Anbieterseite ein großes Problem (wer, wie und wo kriegt das Geld), jedoch ist das in meinen Augen eine Herausforderung, kein unlösbares Problem.

Mfg!

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Am 2. Mai um 1=.29 Uhr schrieb mir Herr Prof. Hoeren folgende Mail:

müssen solche persönlichen Beleidungen sein? "Denkweise, die schon seit Jahren
keine wissenschaftliche Präzision und Unparteilichkeit erkennen lässt" - ich habe Sie
ja auch nicht im Blog beleidigt!

Darauf möchte ich heute antworten:

Sehr geehrter Herr Prof. Hoeren,

es lag mir fern, Sie persönlich zu beleidigen. Wenn Sie das so empfinden, bedaure ich es.
Und ich gestehe, dass ich mich bei meiner Bemerkung über Ihre Denkweise von der Tonlage der meisten Kommentare zu Ihrem Blog habe beeinflussen lassen. Denn die fallen - und ich hoffe, dass Sie das genauso sehen - ziemlich gehässig und aggressiv aus.
Ich bin auch erstaunt, dass Sie sich anscheinend beleidigt fühlen. Denn ich hätte gedacht, wer so austeilt wie Sie in Ihrem Blogeintrag, der kann auch mal was einstecken. Aber wie gesagt: Tut mir leid, wenn ich in diesem Punkt von falschen Voraussetzungen ausgegangen bin.

Doch was habe ich eigentlich behauptet? Ich habe eine Aussage über Ihre Denkweise getroffen. Diese Aussage empfinde ich im Nachhinein als unglücklich und undifferenziert formuliert, weil sie den Schluss zulässt, dass ich mich auf Ihre wissenschaftliche Arbeit und/oder Lehrtätigkeit beziehe. Das war nicht meine Absicht. Vielmehr hat die Lektüre Ihrer Stellungnahmen und Panelbeiträge zu den Entwicklungen in der Musikindustrie in Zeiten der freien Diffusion von Musik im Internet dazu geführt, dass ich mir in den vergangenen Jahren eine Meinung gebildet habe, die letztlich zu meinem harschen Urteil über Ihre Denkweise geführt hat.

Um es also zu präzisieren: In Ihren Kopf kann ich nicht blicken. Und Sie sind sicher ein kompetenter Fachmann und ein sympathischer Mensch mit besten Absichten. Um so trauriger finde ich, dass Ihre öffentlichen Einlassungen zu diesem Themenkomplex in meinen Augen nicht nur wissenschaftliche Präzision und Unparteilichkeit vermissen lassen, sondern auch jegliches Verständnis des Funktionierens einer Musikindustrie, die Sie anscheinend als monolithischen Popanz empfinden. Sie bedienen mit Ihren Äußerungen Ressentiments und schüren kräftig Vorurteile, die durch Wiederholung nicht besser werden. Die meisten Kommentare zu Ihrem Blogeintrag belegen das auf erschreckende Weise. Und Sie können vor lauter Fixierung auf Ihr Feindbild anscheinend nicht mehr differenzieren. Das ist meine Meinung, die ich nun halt auch einmal äußere, so wie Sie Ihre. Und ich erlaube mir unseren kleinen Meinungsaustausch als Kommentar ins Blog zu stellen.

Ich beziehe mich mit meiner Einschätzung auf folgende Formulierungen:

„Ich habe langsam die Nase von den Frechheiten der Musikindustrie voll.“ Frechheiten? Sind Sie der Erzieher, der zur Züchtigung greifen muss?

„Undifferenziert wird auf Nutzer und TK-Industrie eingeschlagen.“ Wenn man sich eines vorhandenen gesetzlich geregelten Instrumentariums bedient, um sein Eigentum zu schützen, schlägt man undifferenziert auf jemand ein? Sehen Sie das bei Ladenstiebstahl (um im „Bagatellbereich" zu bleiben) genauso?

„Falsche Zahlen (70% der TK-Nutzung seien illegaler P2P-Verkehr) ...“ Dann nennen Sie doch bitte die richtigen, statt mit einer solchen Formulierung die Ressentiments zu schützen.

„Die eigenen Haussklaven werden als Unterzeichner vorgeschickt und instrumentalisiert ...“ Finden Sie Ihre Formulierung nicht beleidigend? Haussklaven? Die Musikindustrie als Sklavenhalter? Hat Sie denn jegliches Gespür für die Angemessenheit von Vergleichen verlassen?

„ ... statt sich mal zu fragen, ob man nicht als Musikindustrie angemessene Salärs an Kreative zahlt.“ Angemessene Salärs? Für die Künstler? Wissen Sie, wieviel ein Angestellter eines Independentlabels verdient? Oder meinetwegen auch ein Inhaber wie Stefan Herwig, dessen Einsatz aus Überzeugung für seine Ideale ich als bewundernswert empfinde, obwohl er im Umfeld Ihres Blogeintrags auf verlorenem Posten steht. Kriegen Sie als Autor ein Salär von Beck? Oder werden Sie für derlei Stuss nicht vielmehr vom Staat bezahlt?

„Jede differenzierte Auseinandersetzung fehlt ...“ In der Tat, aber doch wohl eher bei der Klientel, die Sie mit Ihrem Blog (und Ihren Einlassungen zum Thema in der Vergangenheit) bedienen. Und ja doch: Ich sehe auch, dass es unter den vielen Kommentaren inzwischen auch welche gibt, die sich differenzierter mit der Thematik beschäftigen.

„Man will in der Musikindustrie nicht differenziert denken. Man will schlagen, hauen, klotzen. Dualismus ist eben besser verkäuflich als differenzierte Prüfung und Gespräche. Gut = Musikindustrie - böse = der Rest der Welt, die Hörer von Musik (eine Industrie straft ihre Kunden), TK-Industrie, Internetnutzer, Andersdenkende.“ Eine böswillige Unterstellung nach der nächsten ...

Dabei stellen Sie selbst durchaus wichtige Fragen: „Hat nicht der Gewinneinbruch in der Musikindustrie noch andere Gründe als P2P? Kann die TK-Industrie überhaupt effektiv den Zugang zu Websites sperren? Ist nicht Urheberrecht geprägt durch eine komplexe Suche nach einem Gleichgewicht zwischen schützenswerten Urheber-, Verwerter- und Nutzerinteressen?“ Darüber zu diskutieren, hielte ich für sinnvoll und spannend, und ich hoffe, dass wir in diesem Punkt einer Meinung sind. Aber leider verhindern Sie mit Ihren emotional aufgeladenen Diffamierungen eine solche Diskussion.

Schwarzweißmalerei hilft niemandem. Es gibt keine monolithische Musikindustrie. Es gibt einige wenige Majors (die im übrigen Marktanteile verlieren, aber noch immer gut verdienen). Es gibt Heerscharen von Indies, die Marktanteile gewinnen, aber immer weniger Mittel in der Kasse haben. Es gibt Indies, die das Handtuch werfen. Es gibt Künstler wie Grönemeyer, die viel Geld verdient haben und viel Geld in die Förderung anderer Künstler stecken. Und es gibt Musiker, denen all das schnurz ist und die sich mit Liveauftritten oder T-Shirt-Verkauf über Wasser halten. Es gibt Musikverleger, Produzenten etc. pp., die alle ihre eigenen Partikularinteressen haben. Es gibt Verwertungsgesellschaften, die trotz aller strukturellen Fragwürdigkeiten noch immer die wichtigste Errungenschaft der Kreativen sind. Glauben Sie im Ernst, dass es all diesen Teilen der sogenannten Musikindustrie heutzutage besser ginge, wenn sie sich nicht gegen illegale Verbreitung von Musik gewehrt hätten? Und wenn sie dies auch weiterhin tun?

Eine interessante Diskussion wäre sicher auch, ob das Internet mit all seinen Möglichkeiten die Entwicklung wieder zurückdreht zu ähnlichen wirtschaftlichen Strukturen wie vor der Aufklärung: der Musiker als Mäzenatenzögling, als Hofmusikant, als „freier Geist“, als Almosenempfänger. Da frage ich mich - zugegeben: polemisch -, ob sie als Professor (ebenso wie viele Kommentarschreiber im Blog, denen als Jurastudenten oder Anwälten die Niederungen der sozialen Wahrheit gerade im Kreativsektor anscheinend eher fremd sind) sich überhaupt Gedanken über solche profanen Zusammenhänge machen.

Schön wäre auch, wenn mal jemand handfest belegen könnte, dass Lawrence Lessig und Creative Commons eine bessere Alternative zum jetzigen System sind. Strom aus der Steckdose, Musik aus dem Wasserhahn - haben wir nicht einen wunderbar differenzierten und verbraucherfreundlichen Energiemarkt? Und wäre das nicht ungeheuer effizient: eine zentrale Behörde zur Verteilung der Erlöse aus der Musikflatrate an alle Lizenzberechtigten?

An anderer Stelle greifen Sie den Gedanken vom Wandel des Urheberrechts zu einem reinen Wirtschaftsrecht der Verwerter auf. Darum ginge es Ihnen. Ohne Zweifel ein wichtiges Anliegen und ein ergiebiges Thema angesichts der zunehmenden Dominanz internationaler Entertainmentkonzerne (die meistens allerdings nicht vom deutschen Urheberrechtsverständnis geprägt sein dürften, sondern wohl eher vom englischen Copyright-Gedanken. Nur schlagen Sie in der aktuellen Debatte meines Erachtens den Sack und nicht den Esel. Und P2P hat damit zunächst einmal wenig zu tun. Denn alle Schutzmaßnahmen helfen nichts, wenn man sich umsonst bedienen kann. Den Verwertern bleibt dann nichts mehr zum Verwerten. Man kann das zynisch sehen und all den Indies (und das ist die Mehrheit der Betroffenen, nicht die internationalen Majors) empfehlen, sich lieber eine „vernünftige Arbeit“ zu suchen. Zum Beispiel eine Currywurstbude zu eröffnen. Man kann sich auch in die Tasche lügen und pseudoliberal verkünden, es sei alles eine Frage des Marktes - wer Mist produziert, solle sich nicht wundern, wenn niemand dafür bezahlen will. Ich halte solche Argumente (die Sie in Ihrem Blog ebenfalls provozieren) für verlogen, denn wenn ich Ware kostenlos verteile, setze ich die Gesetze des Marktes außer Kraft. Am Ende wird der Zusammenbruch des Marktes stehen. Kann gut sein, dass wir das bald erleben werden.

In diesem Zusammenhang empfehle ich die Lektüre der Diplomarbeit von Sebastian Haupt über Rechtsfertigungsstrategien von Filesharern, auszugsweise veröffentlicht in Musikwoche 33/2007 - oder hier erhältlich: www.diplom.de/Diplomarbeit-10484/Musikkopisten_und_ihre_Neutralisationst...

Spannend wäre aber auch eine Diskussion über die normative Kraft des Faktischen: Was tun, wenn sich immer mehr Bürger über gesetzliche Vorgaben einfach hinwegsetzen, weil sie über die Mittel dazu verfügen?

Oder eine Diskussion darüber, wie Kapitalströme im Interesse der Ertragsoptimierung der Investoren in Geschäftsmodelle fließen, die sich über bestehende rechtliche Grenzen mit Hilfe der IT-Technik hinwegsetzen. Mit anderen Worten: wie auf Kosten der Urheber, der Schöpfer der Inhalte, an anderer Stelle Gewinn gemacht wird.

Schließlich würde mich noch eins interessieren: Ist Ihnen wirklich nicht aufgefallen, dass es sich bei der Anzeige, über die Sie sich so echauffiert haben, nicht allein um eine Initiative der Musikwirtschaft handelt? Auch der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat sich zum Beispiel an dieser Initiative beteiligt. Der juristische Fachverlag C.H. Beck ist meines Wissens Mitglied des Börsenvereins. Ich habe mir deshalb nun etwas überlegt - hallo, Herr Zosel, aufgepasst!

Ich werde in den nächsten Wochen jeweils ein Kapitel des bei Beck erschienenen und von Herrn Prof. Hoeren herausgegebenen Handbuchs „Wegerechte und Telekommunikation“ scannen und als PDF ins Internet stellen - zur freien Verfügbarkeit aller, die sich weiterbilden und von der wissenschaftlichen Untadeligkeit des Herausgebers ein Bild machen möchten. Was halten Sie davon? Was empfehlen Sie Ihrem Verlag?

Eine Anmerkung noch zum Kommentar von Herrn Rechtsanwalt Boecker, der da schreibt:
„Ach so und der offene Brief zeugt (mit ausgedachten Zahlen) von wissenschaftlicher Präzision und zeugt auch von Unparteilichkeit? Und es werden in dem offenen Brief auch keine Vorurteile und Klischees bedient?“
Also weil die mich zuerst gehauen haben, darf ich auch um mich schlagen? Ich hoffe nur, dass Herr Boecker in seiner anwaltlichen Tätigkeit logischer denkt.

Mit freundlichen Grüßen

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„Falsche Zahlen (70% der TK-Nutzung seien illegaler P2P-Verkehr) …“ Dann nennen Sie doch bitte die richtigen, statt mit einer solchen Formulierung die Ressentiments zu schützen.

Warum sollten die "Gegner" - auch hier wird von der MI (=Medienindustrie) in keiner Form differenziert - der Verwerter denn "richtige" Zahlen liefern müssen. Die MI hat ein Anliegen und muss die Gründe dafür belegen. Sie verwendet lieber in keiner Form validierbare Zahlen und fordert - was ich auch bereits geschrieben habe - dann von ihren "Gegnern", dass diese doch "richtige" Zahlen vorlegen mögen. Wenn es aber schon einem mit enormen Geldsummen gespeisten Lobbyapparat nicht möglich ist, "richtige" Zahlen zu ermitteln, wie soll das dann der weniger betuchten "Gegenseite" möglich sein? Es wird im Übrigen schon seit ziemlich langer Zeit von der MI verlangt, doch einmal ihre angeblichen Zahlen zu belegen - meines Wissens bisher ohne Erfolg.
Fazit: Solange die MI ihre Zahlen nicht belegen kann, stellen sie im besten Fall eine Schutzbehauptung im schlimmsten eine Lüge dar.

Ist Ihnen wirklich nicht aufgefallen, dass es sich bei der Anzeige, über die Sie sich so echauffiert haben, nicht allein um eine Initiative der Musikwirtschaft handelt?

Die Musikindustrie ist auch in jeder Form führend bei Maßnahmen gegen Raubkopierer. Man gewinnt fast das Gefühl, sie sei dabei alleinbestimmend. Zumindest aber schafft sie es am effektivsten ihren Ruf weiterhin nachhaltig zu schädigen, indem sie auf wirklichen jeden eindrischt, der sich auch nur ansatzweise nicht nach ihrem Gusto verhält.

„Ach so und der offene Brief zeugt (mit ausgedachten Zahlen) von wissenschaftlicher Präzision und zeugt auch von Unparteilichkeit? Und es werden in dem offenen Brief auch keine Vorurteile und Klischees bedient?“
Also weil die mich zuerst gehauen haben, darf ich auch um mich schlagen? Ich hoffe nur, dass Herr Boecker in seiner anwaltlichen Tätigkeit logischer denkt.

Wenn der erste lügt, muss man gemeinhin nur seine Lüge aufdecken und kaum noch eine aufwändige Argumentationskette aufbauen - aber das Vertrauen in die eigene Integrität scheint der MI tatsächlich nicht mehr sonderlich viel wert zu sein. Deshalb erwartet sie (und Sie) scheinbar auf eine - nunja, zumindest - völlig unhaltbare "Argumentation", dass die Gegenseite sich mit nichtexistenten Argumenten ernsthaft auseinandersetzen soll?

Stichwort "Differenzierung":
Die Verwerterunternehmen lassen sich vielfach in der Öffentlichkeit von Unternehmen wie der GVU oder proMedia vertreten und wohl auch beraten. Gerade auch deren Verhalten prägt den Eindruck, den die meisten Menschen von Ihnen haben. Und deren Verhalten ist nicht gerade so, dass man einen positiven Eindruck von den dahinterstehenden Unternehmen erlangen könnte.
Wenn sich die MI (und Sie wohl auch) über eine undifferenzierte Sichtweise ihrer Kritiker aufregt, dann sollte sie sich vor Augen führen, dass sie selbst für dieses einheitliche Bild verantwortlich ist. Sollte ein "Mitglied" der MI dies nicht wollen, so steht es ihm - um das schöne Totschlagargument mal umzudrehen - frei, diesen Verbund zu verlassen und PR auf eigene Rechnung in eine andere Richtung zu machen.
So lange die MI aber die Maßnahmen dieser Frontkämpfer und ihre teils haaresträubende Argumentationen unterstützen und dazu stehen, besteht kein Anlass zwischen den Unternehmen zu differenzieren.

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Wird denn heute wirklich mehr Musik kopiert als früher? Die meiste Musik auf meinen Kassetten hatte ich damals als Jugendlicher aus dem Radio aufgenommen oder von Freunden überspielt bekommen. Ist es nicht vielmehr die stärkere Konkurrenz durch kostenlose Musik (Stichwort podsafe) und verändertes Freizeitverhalten, das die Rückgänge erklärt?

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Sehr geehrter Herr Sommerfeld,

Stichwort Zahlen:
Also bisher liegt mir keinerlei sachliche Information vor, die die "70% des Traffics sei illegal" Aussage belegt, aber es liegt auch nicht das Gegenteil dazu vor. Trotzdem wird von der Gegenseite davon ausgegangen, dass diese "offensichtlich falschen" Zahlen bereits widerlegt seien. Das ist nicht korrekt, sie wurden lediglich in Frage gestellt.

Mich persönlich interessiert als Besitzer eines Independentlabels auch nicht, ob 70%, 15%, 39%, oder 98% sämtlichen Internetverkehrs illegal sind. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass der erzeugte Traffic erschreckend hoch - und dass das Tauschen illegaler Inhalte für die kulturelle Wertschöpfung kritische Ausmasse angenommen hat.. Das reicht mir persönlich

Wenn ich jetzt morgen den Bundesverband anschriebe, und vielleicht belastbare Quellen dafür recherchierte, werden die Ressentiments gegen uns nicht aufhören. Die Kritiker des Systems würden weiterhin über "schlechte CDs", "Kopierschutz" "freiheit der Information", "Abmahnwellen" schwadronieren. Ich verweise auf diverse obenstehende Stellungnahmen zu diesem Thema.

Und in zehn weiteren Posts kommt das Thema dann erneut auf, weil niemand mehr die Lust hat, sich den gesamten Thread in der Länge durchzulesen. Insofern: Recherchieren sie die Zahlen gerne, wenn es sie interessiert. Der Pressesprecher Daniel Knöll (knoell@musikindustrie.de) ist ihnen sicherlich gerne behilflich. Lassen Sie uns an ihrem Ergebnis teilhaben!

Stichwort Differenzierung:
Interessant, dass sie sagen es gäbe in der Wahrnehmung nur eine Musikindustrie, denn es gibt in der Branche zwei Verbände der Plattebfirmen, den Bundesverband Musikindustrie (ehemals: IFPI- vertritt die Majors und die größeren Indies) und den VUT (vertritt die kleineren Indies - diese Darstellung ist grob vereinfacht). Der VUT ist vor ca. 1 1/2 JAhren geschlossen aus der Ifpi ausgetreten, weil er sich nicht repräsentiert fühlte (Gegen Kopierschuitz, Abmahnwellen, etc.). Das haben mehrere Hundert Plattenfirmen also genau das gemacht, was sie gefordert haben. Sie haben es schlicht und einfach nur nicht mitbekommen.

Auch hier zeigt sich wieder, dass ein großer Teil der Kritik aus einem Darstellungsproblem erwächst. Es interessiert kaum einen Aussenstehenden, welche Grabenkämpfe hier ausgefochten worden. Für diese Kampagne haben sich VUT und der Bundesverband Musikindustre trotz ihrer Differenzen wieder zusammengeschlossen - DAS ist eigentlich bemerkenswert.

Ich erkenne meine Branche in den Anschuldigungen von vielen Teilnehmern in diesem Thread schlichtweg nicht wieder. Ein klares Indiz dafür, dass die Aussendarstellung scheinbar von anderen Faktoren geprägt wird, als von dem, was diese Branche ausmacht.

Auch halte ich es für wichtig, festzustellen, das die scheinbare Verärgerung über Kopierschutz, das BMG Rootkit oder angeblich mangelnde Qualität von Musik die eigentliche Lebensdauer dieser Schutzmassnahmen deutlich überstiegen hat. Diese sachen sind eigentlich schon längst "Kalter Kafee", zumal in Deutschgland wohl kaum jemand unter dem BMG rootkit gelitten haben könnte - BMG Deutschland hat sich nämlich von dieser Strategie klar distanziert. Aber auch diese Ustand zeigt, dass die Aussenwahrnehmung der Musikindustrie scheinbar von ganz Faktoren gesteuert wird. Werfen sie einen Blick ins Heise-forum, oder dschauen wsie mal auf die Titelseiten von Zeitschrfiten wie "PC Go" oder "PC Welt", die seit JAHREN auf ihren Titelseiten mit Zugang auf illegale inhalte werben (Zitat: "Neue Warez-Server In China - die Polizei ist machtlos"). Machtlos ist auch der deutsche Presserat, der schon seit Monaten diese Praxis rügt. (Natürlich haben wir den auch bestochen, wie die überwiegende Mehrzahl der Landesgerichte, das Bundesjustizministerium und Angie natürlich auch.) Zumindest wollen Sie das Medien glauben lassen, die die Reichweite unserer PR-Aktionen bei weiterm übersteigen.

Im Rahmen eines Forums lässt sich dieses Darstellungsproblem nicht lösen, weswegen ich mich nun aus der Diksussion absentieren werde. Ich hoffe es haben einige Vertreter registriert, dass ich diese Diskussion mit einigem Zeitaufwand und persönlichem Einsatz betrieben habe. Ich hoffe ebenfalls, dass es registiert wurde, dass es zu scheinbar einfachen Anschuldigen auch komplexe Erklärungen und Interpretationen unsererseits gibt. Es ist nicht so, dass wir uns nicht über den gesamten Themenkreis seit JAHREN Gedanken machen, oder behaupten, wir hätten in dieser Krisensituation gar perfekt reagiert.

Aber auch andere Branchen stehen der komplexen Herausforderung seit Jahren mehr oder weniger machtlos gegenüber - zumal Interessengruppen mit deutlich größerer Reichweite dieses Problem gerne vereinfachen und mit Aggressivität aufladen (Heise, etc.).

Das glt es zu berücksichtigen, wenn man sich *WIRKLICH* über dieses Thema Gedanken macht: Keine Einfachen Lösungen für komplexe Problemstellungen suchen.

Herr Gillig,

gut gebrüllt, Löwe. Wenn in dieser Diskussion die Tiefe des Problems aufgezeigt wurde - und gezeigt hat, dass sich viele Leute darüber schon viele Gedanken gemacht haben, dann war es dieser Beitrag.

Ich wünsche allen Beteiligten ein schönes Wochende. Vielleicht mit ein paar guten Songs im CD- Platten- oder Mp3-Spieler.

SH

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