Verspäteter Aprilscherz? Telekombeamte verfolgen Geschwindigkeitsverstöße

von Carsten Krumm, veröffentlicht am 18.06.2008

Meine Heimatstadt ist - wie so viele Kommunen - hoch verschuldet. Nun hat man entdeckt, wie man an Geld kommen kann. Laut Lokalpresse soll ein privates Unternehmen aus Bonn für die Stadt Geschwindigkeitsmessungen mittels eines Radarwagens durchführen. Um die Finanzen der Stadt ist es nämlich so schlecht bestellt, dass ein eigener Wagen schon nicht mehr finanzierbar ist. Nun soll erst einmal nach dem Willen der führenden politischen Kräfte vor Ort von besagtem Unternehmen ein Fahrzeug angemietet werden. Wie man aus der Lokalpresse weiter entnehmen kann, arbeitet auch hier einmal wieder die Privatwirtschaft schneller als die öffentliche Verwaltung: Innerhalb von 2-3 Tagen nach der Messung soll bereits "das Knöllchen" (gemeint ist wohl eine Bußgeldfestsetzung im Verwarngeldbereich) den Betroffenen erreichen. Um dem Bußgeldverfahren einen hoheitlich werden zu lassen, hat man sich  laut Presse eine besondere juristische Feinheit ausgedacht: Über eine Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom (!) werden flexibel Bundesbeamte zur Sachbearbeitung durch die Messfirma ausgeliehen. Wenn das nicht geschickt ist, oder?

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2 Kommentare

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Eine lukrative Idee. Ich sage voraus, dass sich der Wagen innerhalb kürzester Zeit amortisieren wird, so dass die Flotte bald durch eigene Zukäufe erweitert werden kann. Gängige Tipps wie das Blitzen kurz vor der Ortsausfahrt sind die Klassiker. Vielleicht wachsen bald sogar 20er-Zonen in Ihrer Gemeinde. Da wünsche ich Ihnen ein zähes Nervenkostüm.

Der niederträchtige Alptraum wird erst beendet sein, wenn es verboten ist, kommunale Einkünfte auf diese Weise zu erzielen.

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Nachtrag: von welcher Tochtergesellschaft der Telekom ist eigentlich die Rede? Vivento? Falls ja, sind Sie in besten Händen. Diese Herr- und Damenschaften stellen derzeit in den ARGEn eindrucksvoll zur Schau, dass sie zu allem in der Lage sind. Selbst Sanktionierungen in das Existienzminimum von Bedürftigen stellen für sie ethisch kein Problem dar.

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