Amazon in der Kritik

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 02.12.2011

 

Der Online-Versandhändler Amazon steht in der Kritik, eine Lücke des deutschen Sozialgesetzbuchs massenhaft auszunutzen. Das Unternehmen beschäftigt laut Spiegel nicht nur während des Weihnachtsgeschäfts in seinen fünf deutschen Logistikzentren Tausende Arbeitslose befristet als Saisonarbeiter, sondern lässt viele von ihnen zuvor eine sogenannte "Maßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung" absolvieren. Dies dient vor allem zur Einarbeitung. Die Betroffenen arbeiten dann meist sechs Wochen, bekommen aber nur vier bezahlt. Die restlichen zwei Wochen erhalten sie weiterhin die Leistungen der Agenturen für Arbeit oder der Jobcenter. Diese Praxis ist zwar legal. Allerdings wiederholt Amazon bei vielen der Aushilfen das Prozedere jedes Jahr, obwohl sie im Jahr zuvor bereits eingestellt waren und eine Einarbeitungszeit damit unnötig ist. Für Amazon ist das offenbar ein lukratives Geschäft. Arbeitnehmervertreter schätzen, dass von den mehr als 9.000 befristeten Aushilfen bei Amazon etwa die Hälfte zum festen Stamm gehören und jedes Jahr wieder befristet eingestellt werden. Dies allerdings erst, nachdem die von der Agentur für Arbeit bezahlte Praktikumsphase abgeschlossen ist. In einem Interview mit Spiegel Online verteidigt Armin Cossmann, Leiter der deutschen Logistikzentren, die Vorgehensweise des Online-Versandhändlers. Sie biete Menschen ohne Arbeit eine Perspektive. Selbstkritisch heißt es dann immerhin: „Wo sich herausstellt, dass eine Trainingsmaßnahme tatsächlich mehrfach durchgeführt wurde, werden wir das selbstverständlich korrigieren und den Arbeitsvertrag rückwirkend ändern. Das wäre dann ein Fehler, der passiert ist.“

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3 Kommentare

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solche Arbeitgeberkrokodilstränen sind immer wahnsinnig überzeugend - dem Mann muss man einfach glauben, dass das gaaanz aus Versehen passiert ist ...

und was macht mann wenn mann eine Weiterbildung bekommt und dann nicht da für eingesetzt wurde das amt hat ja nur über 1000,euro bezahlt .....

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Eine Neu-Einarbeitung nach einem Jahr ist für die meisten Arbeitsabläufe auf jeden Fall erforderlich.

 

Wenn ich (langjähriger Mitarbeiter bei amazon) aus dem Urlaub zurückkomme, informiere ich mich als erstes über Änderungen in meinem Arbeitsablauf, die es während meiner Abwesenheit gegeben haben kann.

 

Die Arbeitsabläufe bei amazon sind nicht stets gleichbleibend, wie in anderen Berufsbranchen, sondern ändern sich evolutionär ständig, werden geänderten Bedingungen laufend angepaßt.

 

Bei einer Anzahl von Weihnachts-Aushilfen muss ich feststellen, dass man sie eigentlich wöchentlich neu einarbeiten müsste; soviele Fehler werden von ihnen gemacht.

Einige werden nie in eine andere Arbeitsstelle auf Dauer finden, weil ihre Auffassungsgabe stark eingeschränkt ist.

(erst kürzlich klagte jemand über Beschwerden mit seinen Füßen -- bis man ihn darauf hinwies, dass er die Schuhe verkehrt angezogen hatte), nein, kein Witz.

 

Bei amazon können auch diejenigen vorübergehend eine Arbeit finden (Weihnachtsaushilfe), die ansonsten nirgendwo Beschäftigung finden, und Dank amazon vorübergehend nicht von der Allgemeinheit finanziert werden.

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