Stellungnahmen der Gewerkschaften zur 4-Tage-Woche

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 13.09.2023
Rechtsgebiete: Bürgerliches RechtArbeitsrecht|1471 Aufrufe

Die Forderung der IG-Metall nach einer Arbeitszeitverkürzung im Sinne einer 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich polarisiert. Vor- und Nachteile einer 4-Tage-Woche werden kontrovers diskutiert. Während die einen auf Studien und Erfahrungen in anderen Ländern verweisen, nach denen eine 4-Tage-Woche die Mitarbeiter glücklicher und gesünder mache und die Produktivität erhöhe, verweisen die Gegner auf die höhere Beanspruchung (Arbeitsverdichtung) an den verbleibenden Arbeitstagen. Ökonomen streiten zudem um den volkswirtschaftlichen Nutzen eines solchen Modells. Interessant ist, dass auch unter den DGB-Gewerkschaften durchaus divergierende Stellungnahmen zu verzeichnen sind. Anders als etwa die IG-Metall äußert sich der Vorsitzende der zweitgrößten Gewerkschaft verdi, Frank Werneke, in einem Interview gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland zurückhaltender:

Frage: „Vielen Arbeitnehmern geht es nicht nur um Löhne, sondern auch um die Arbeitszeit. Rückt jetzt die Viertagewoche näher, weil die IG Metall dafür kämpft?“

Antwort: „In der Stahlindustrie haben wir es mit einem 24-Stunden-Schichtmodell zu tun, das auf andere Branchen nicht ohne Weiteres übertragbar ist. Für die Dienstleistungsbranchen sehe ich die Viertagewoche nicht als generelles Arbeitsmodell. Historisch betrachtet hat jeder Schritt der Arbeitszeitverkürzung auch immer etwas in der Lohnentwicklung gekostet. In den aktuellen Tarifrunden stellen wir wegen der Inflationsentwicklung die Einkommensfrage in den Vordergrund. Ich bin mir aber sicher, dass mittelfristig die Arbeitszeitfrage auch in den Dienstleistungsbranchen weiter an Bedeutung gewinnen wird.“

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