Ehemaliger Terrorist Hans-Joachim Klein begnadigt

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 07.03.2009

Hans-Joachim Klein war als Mitglied der "Revolutionären Zellen" 1975 an dem von dem Top-Terroristen "Carlos" angeführten Überfall auf die Opec-Konferenz in Wien beteiligt, bei dem drei Menschen getötet wurden. Später distanzierte er sich öffentlich vom Terrorismus und sagte nach seiner Festnahme 1998 als Kronzeuge vor Gericht aus. Wegen Mordes wurde Klein 2001 zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren verurteilt. Nach fünf Jahren Haft wurde die Reststrafe Ende 2003 zur Bewährung ausgesetzt.

Jetzt verfügte das hessische Justizministerium  den "Straferlass im Gnadenwege", wie SPIEGEL ONLINE meldet. Hierauf soll Klein  mit den Worten reagiert haben, für die schriftliche Bestätigung seines Straferlasses schon einen Platz reserviert zu haben: "Ich hänge das Papierchen in der Toilette auf." 

Die von Klein gezeigte öffentliche Reue hatte eine breite Öffentlichkeit bei dem kürzlich freigelassenen RAF-Terroristen Christian Klar vermisst.

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1 Kommentar

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Lieber Herr v. Heintschel-Heinegg,
was den Fall Klein heraushebt, ist, dass sein Ausstieg schon sehr frühzeitig erfolgte. Er musste sich dann mehr als zwei Jahrzehnte nicht nur vor der Polizei, sondern auch vor den ehemaligen Mittätern verstecken. Soweit mir bekannt ist, ist Klein der letzte, der die Ende 1999 ausgelaufene Kronzeugenregelung (sie ermöglichte bei Mord statt lebenslanger Freiheitsstrafe eine Absenkung auf mind. 3 Jahre Freiheitssttrafe) in Anspruch nehmen konnte. Einen guten Eindruck über das Verfahren, in dem Daniel Cohn-Bendit und Joschka Fischer für Klein aussagten, gibt eine Reportage von Gisela Friedrichsen im Spiegel vom 19.02.2001, S. 27 ff. - im Netz bei SPON im Archiv auffindbar.
Offenbar hatte man Angaben von Klein auch bei Ermittlungen im Fall des Anschlags auf Heinz Herbert Karry im Mai 1981 verwenden können, so jedenfalls Friedrichsen in ihrer Gerichtspeportage.
Beste Grüße
Henning Ernst Müller

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