Love Parade - wie wurde die Katastrophe verursacht? Ein Zwischenfazit (mit updates)

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 28.07.2010

Viele der derzeit bekannt gewordenen Fakten zum Love Parade-Unglück sind für die Todesfälle nicht bedeutsam, da sie zwar möglicherweise pflichtwidrige Handlungen belegen, nicht aber einen unmittelbaren Zusammenhang mit den Todesfällen - so hat die Festellung, das Gelände sei zum Zeitpunkt der Katastrophe nicht überfüllt gewesen, gar keine Bedeutung, denn es ging um ein lokales Gedränge (eine so gen. Massenturbulenz) auf der Zugangsrampe, nicht um ein Gedränge auf dem Gelände. Auch ist es unerheblich, ob, wann und  in welcher Breite Fluchtwege vom Gelände genehmigt wurden bzw. ein ausreichendes Brandschutzkonzept für das Gelände vorlag, denn diese haben bei der Katastrophe überhaupt keine Rolle gespielt. Auch der Zeitpunkt der Genehmigung ist unerheblich.

Klarstellender Hinweis (am 14.09.2010 eingefügt): es geht hier um eine strafrechtliche Sichtweise, d.h. es geht nicht darum, welche Institution haftet bzw. zum Schadenersatz verpflichtet ist. Die strafrechtliche Sichtweise ist nicht die einzige, sie muss zur Bewertung der Love Parade  nicht einmal die entscheidende sein. Andere rechtliche Aspekte (Verwaltungsrecht, Polizeirecht, Zivilrecht) werden hier nur am Rande verhandelt, wenn sie einen strafrechtlichen Bezug haben. Leider bin ich nicht in allem Experte. Meine hier geäußerten Statements sind vorläufiger Natur. Ich habe mit keinem der Akteure irgendetwas zu tun, stehe auch nicht mit einem von ihnen in Kontakt.

Wir wissen nun, dass es weder zu einer "Massenpanik im Tunnel" oder eienr "stampede"gekommen ist noch tödliche Verletzungen direkt bei Stürzen von Treppe, Mast oder Mauer  entstanden (update: allerdings gab es Menschen, die rücksichtslos über andere am Boden liegende kletterten, um schneller zur Treppe zu kommen (vgl. hier) und es gab Stürze in die Menge, wie auf Videos belegt ist, siehe ODEM blog). Möglicherweise wurde an dieser Stelle auch ein zuvor umgekippter Bauzaun zur Stolperfalle und einige stürzten darüber, andere wieder über die zuvor gestürzten. Die meisten Opfer wurden in dem Gedränge zerdrückt und erstickten. Unmittelbare Ursache waren wohl v.a. die auf einigen Videos beobachtbaren vorherigen Schockwellen. In einer Massenturbulenz (Crowd Turbulence) treten solche Wellen auf, die es schwer machen, sich auf den Beinen zu halten. Wenn dann Menschen stürzen, wälzt sich unvermeidbar die Menge über sie. Keiner in dem Gedränge kann mehr seine Bewegungen steuern, er wird geschoben und hin- und hergeworfen (Quelle).
Daher sind vor allem diejenigen Umstände strafrechtlich (für § 222 und § 229 StGB) bedeutsam, die - vorhersehbar - dieses Gedränge verursachten. Im Folgenden geht es nicht um eine Zuweisung persönlicher Verantwortlichkeiten, auch nicht um eine Vorverurteilung Einzelner. Die persönlichen Verantwortlichkeiten und subjektiven Sorgfaltspflichtverletzungen sind von der Staatsanwaltschaft zu klären. Es sollen hier aber diejenigen Umstände herausgehoben werden, die als Kausalfaktoren für das Unglück in Betracht zu ziehen sind. Meine vorläufige Einschätzung beruht dabei auf den im Internet veröffentlichten Augenzeugenberichten, Fotos und Videos, aber auch auf den Stellungnahmen der Polizei, der Veranstalter und der Stadt Duisburg.
Versucht man eine nüchterne Analyse, dann zeigt sich, welche Sorgfaltspflichtverletzungen überhaupt nur in Betracht kommen, die das Unglück mit verursacht haben können.

1. Einige Fakten

Die Todesfälle ereigneten sich alle am unteren Ende der Rampe zwischen ca. 16.45 und 17.05 Uhr (nach den recherchen auf loveparade2010doku präziser zwischen 16.55 und 17.01 Uhr), nachdem sich an dieser Stelle aus beiden Tunnels Ströme von Menschen trafen, die dann von dort auf die Rampe zum Geländeeingang abbiegen sollten. Zudem trafen sie auf viele Besucher, die die Love Parde wieder verlassen wollten und ebenfalls diesen Weg nehmen mussten. Es kam hier  schon ab ca. 16.15 Uhr zu Stockungen, die lokal zu so dichtem Gedränge führten, dass die Menschen nach Auswegen suchten bzw. suchen mussten. Sie sahen drei Möglichkeiten, nämlich einen Mast, einen Container und die Treppe. Als sie sehen konnten, dass es offenbar dort einigen Personen (ab ca. 16.25 über Mast und Treppe, über den Container erst später) gelang, dort auf das Gelände zu kommen, versuchten viele, zu einem dieser drei Punkte zu gelangen und so verstärkte sich das Gedränge noch, insbesondere in Richtung der Treppe, vor der sich später das tödliche Menschenknäuel ereignete. Dass aber der eigentliche Weg auf das Gelände, nämlich über die Rampe selbst offenbar von viel weniger Menschen wahrgenommen und benutzt wurde bzw. werden konnte, hatte m.E. folgende Gründe:,

a) dort installierte durch Gitter geschaffene, oder schon zuvor existierende, siehe hier - Engstellen (update: inzwischen ist klar, dass ab 16.00 Uhr eine  Sperre existierte, die nach Angaben der Polizei um 16.40, nach Augenzeugen gegen 16.30 Uhr aufgehoben wurde, vgl. hier - mit Polizeifotos). So gab es für mind. 30 Minuten keinen Weg nach oben, bzw. dieser hatte zu geringen Durchfluss, so dass nicht viele (schon gar nicht mehrere tausend Personen pro Stunde)  passieren konnten. Diese Engstelle wurde  zu spät entfernt, um den schon entstandenen Stau sofort aufzulösen, vielmehr trafen nun zunächst die von unten und die von oben kommenden direkt aufeinander. Es ergab sich also kein Strom nach oben, dem sich die Menschen am unteren Ende der Rampe hätten anschließen können. Es gab auch keinerlei Hinweisschilder oder Durchsagen, die den aus dem Tunnel kommenden weitergeholfen hätten. So dachten sie wohl, es bestünde (weiterhin) gar keine Möglichkeit dort auf das Gelände zu kommen bzw. dem Gedränge zu entkommen und wendeten sich weiter nur den für sie sichtbaren Auswegen (Treppe, Container, Mast) zu. 

b) Menschen, die das Gelände verlassen wollten, gingen in Gegenrichtung über die Rampe nach unten, weitere verstopften bis gegen 17 Uhr am oberen Ende der Rampe etwa die Hälfte der Rampenbreite auf der von unten gesehen linken Seite (siehe hier, Foto von 16.43, nur rechts gehen einige nach oben, die Personen links/Mitte  gehen nach unten bzw. warten dort darauf, nach unten gehen zu können.

c) Einige Breitenmeter der Rampe wurden durch (hinter Absperrgittern) geparkte Polizeifahrzeuge blockiert (von unten gesehen auf der rechten Seite - hier zu erkennen). Zudem war mitten auf der Rampe eine Brezlbude (rotes Dach, dahinter querstehender Bauzaun) aufgebaut!

d) Das Gedränge wurde von hinten dadurch verstärkt, dass offenbar an den Eingängen der Tunnels wesentlich  mehr Menschen hineingelassen wurden (ab ca. 16.15 wurden die dortigen Sperren aufgehoben), als auf der Rampe in Richtung des Geländes durchkommen konnten.

e) Schon theoretisch war der Zugang durch die zwei Tunnels und die eine Rampe auf eine Durchgangsmenge ausgelegt, die es einer großen Zahl der nach Duisburg kommenden Besucher unmöglich machte, das Gelände zu erreichen. Schon theoretisch (und bei optimalen Einlassbedingungen) hätte es viele Stunden gedauert, bis das Gelände gefüllt worden wäre. Zudem rechnete man mit weit mehr Menschen als auf dem Gelände Platz hatten. Stauungen auf den Zugangswegen auch über Stunden hinweg wurden also in Kauf genommen.

2. Mögliche Pflichtverletzungen und Verantwortlichkeiten:

Die folgende Darstellung geht davon aus, dass für die Sicherheit auf dem Gelände samt der Zugangsrampe und den Tunnels der Veranstalter zuständig war, die Polizei für die Sperren auf den Zugangsstraßen, die Stadt Duisburg für die Genehmigung der Gesamtveranstaltung auf dem Gelände mit dem vorgesehenen Ein- und Ausgang.

zu a) Für die Verteilung der Besucher auf dem Gelände war der Veranstalter verantwortlich und es war vorhersehbar, dass sich ein Rückstau bis in die Tunnels bilden würde, wenn man hier keine ausreichende Durchlasskapazität erreichen konnte. Ebenso fahrlässig und kausal für die Todesfälle war aber die dann von der Polizei durchgeführte Sperrung auf der Rampe zwischen ca. 16.00 und 16.30/16.40 Uhr; gut eine halbe Stunde ließ man die Leute im Gedränge stehen - ohne Informationen. Hätte man ab 16.40 Uhr die Treppe gesperrt und die Besucher per Durchsagen informiert, dass sie jetzt über die Rampe auf das Gelände gehen können, wäre die Katstrophe vielleicht noch vermieden worden (update: es wären dazu möglicherweise noch wenige Minuten Zeit gewesen, die exakten Zeitangaben für das Entstehen des tödlichen "Knäuels" bzw. dafür, ab wann es zu den Todesfällen kam, sind aber noch ungesichert). Da hier Ordner des Veranstalters und der Polizei zusammen agierten, wird man beiden Seiten auch einen Teil der Verantwortung geben können. Hier kommt es nicht, wie das Innenministerium meint, darauf an, dass der Veranstalter auf der Rampe eigentlich "zuständig" war. Wenn Polizeibeamte selbst Aktionen durchführen sind sie dafür auch strafrechtlich verantwortlich, selbst wenn sie zuvor um Hilfe ersucht wurden.

zu b) Dafür, dass es keinen getrennten Ausgang gab, sind Veranstalter und Genehmigungsbehörde verantwortlich, die eine so unzureichende Zu- und Abgangssituation nicht hätten organisieren bzw.  genehmigen dürfen. Es war war im Konzept des Veranstalters vorgesehen, dass ein Teil derjenigen, die bereits am späten Vormittag  auf dem Gelände waren, nachmittags wieder das Gelände verlassen sollten. Der Veranstalter rechnete man mit knapp 500.000 Menschen, die eben über den Tag verteilt auf dem für knapp 250.000 Menschen bestimmten Gelände sein würden (nicht gleichzeitig). Das hätte aber zwingend erfordert, dass gleichzeitig ein größerer Strom von Menschen das Gelände verlassen und betreten konnte, was durch den einzigen Zu- und Ausgang gar nicht möglich war. Diese Unmöglichkeit trat zwischen 16 und 17 Uhr ein, denn viele Menschen wollten das Gelände zu dieser Zeit verlassen, trafen aber auf die Ankommenden, die nach mehrstündigem Warten an diversen Sperren zwischen Hbf und Tunnel endlich auf das Gelände wollten. Die beiden Ströme blockierten sich. Für diese Gegenströmung war offenbar keinerlei ausreichende Vorsorge getroffen worden - das immer wieder erwähnte "Sicherheitskonzept" war diesbezüglich völlig unzureichend oder schwieg dazu. Es gab zwar Versuche, durch Sperren der Situation irgendwie Herr zu werden, aber diese Versuche führten nur zur Verschärfung der Blockade, s.o..

zu c) Dass in dem einzigen Zu- und Abgang auch noch wesentliche Breitenmeter von Polizeifahrzeugen hinter Absperrgittern blockiert wurden, dafür kann wohl nur der Polizei die Verantwortung gegeben werden. Jeder verkehrsbehindernde Falschparker würde abgeschleppt werden von eben den Polizeikräften, die hier ihre Fahrzeuge mitten in den Zugangsstrom abstellten, der aus den beiden Tunnels kommen sollte. Die Genehmigung, die der Lopavent für die Love Paade erteilt wurde, enthielt die Auflage, dass  "die Fluchtwege an keiner Stelle durch Einbauten oder sonstige Hindernisse beschränkt werden".Zwar ist  der Veranstalter zuständig für die Einhaltung der Auflage, aber es ist wohl kaum zumutbar, dass der Veranstalter die Polizei auffordert, die Fahrzeuge dort wegzufahren. Derjenige, der den Beamten erlaubte bzw. gebot, die Fahrzeuge gerade dort abzustellen, hat sorgfaltspflichtwidrig gehandelt und hat möglicherweise mit zum tödlichen Verlauf beigetragen. Zur Zeit der Todesfälle (ca. 16.50 bis 17.00 Uhr) fuhr außerdem ein einzelner Polizeitransporter aus dem Tunnel kommend mitten durch das Gedränge am Fuß der Rampe. Dieser Transporter hat das Gedränge verschärft, allerdings bei seiner späteren Fahrt nach oben dann einen "Sog" geschaffen, in dem sich ein Strom nach oben bewegen konnte.
Für die Brezelbude und die ungesicherten Bauzäune mitten auf der Rampe, für die nur noch das Wort "hirnrissig" angemessen ist, wird man den Veranstalter verantwortlich machen können.

Als eine unmittelbare Ursache, die in dieses Bild einer ungeheuren und skandalösen Schlamperei passt, kann seit September (durch Internetrecherchen ermittelt) der nur mit einem darauf liegenden Bauzaun völlig ungeeignet "gesicherte" offene Gulli und ein großes Schlagloch angesehen werden. Genau dort sind Menschen im Gedränge gestolpert und konnten sich wegen der Enge nicht mehr selbst befreien und würden dann von der Masse erdrückt. Möglicherweise hätten sie überlebt, wenn diese Stolperfallen nicht existiert hätten. Verantwortlich ist hierfür ganz maßgeblich  der Veranstalter, der sicherzustellen hatte, dass die Zugangswege frei von Hindernissen sind.

zu d) Der Zugang zu den Tunnels wurde durch Sperren auf den Zugangsstraßen reguliert, für die nach Angaben der Veranstalter die Polizei verantwortlich war (update 21.00 Uhr: nach Angaben der Polizei war dafür ebenfalls der Veranstalter verantwortlich, der dies aber mangels ausreichender Anzahl der Ordner nicht bewältigt habe; hier steht derzeit Aussage gegen Aussage weiteres update - Information aus dem Spiegel vom 2.8. - Für die Regulierung des Zu- und Abstroms war ein crowd-Manager zuständig, der die Lage mit Videokameras überwachte, er saß in eben dem Container an der Stirnseite der Rampe, der von den Besuchern später ebenfalls als Zugang benutzt wurde - offenbar war er aber überfordert damit, die "crowd" zu managen; der an seiner Seite sitzende Polizist soll kein Funkgerät gehabt haben, was die Polizei bestreitet, ab 16.00 Uhr, so der Spiegel, habe dieser crowd Manager seine Aufgabe an die Polizei abgegeben). Außerdem wurden in den Tunnels Sperren eingerichtet, die den Nachschub auf die Rampe verhindern sollten, eigentlich eine gute Idee. Diese Sperren wurden aber ca 16.15 Uhr wieder aufgehoben bzw. waren nicht mehr effektiv. Möglicherweise haben hier Polizeibeamte oder Ordner einen Fehler gemacht, aber dies ist keineswegs zwingend anzunehmen. Denn möglicherweise ist schon an dieser Sperre (bzw. mehreren Sperren) ein unerträglicher Druck und Gedränge entstanden, so dass man sie aufheben musste, um an dieser Stelle Druck herauszunehmen und Verletzungen der Besucher zu vermeiden. Möglicherweise - so einzelne Berichte - wurden Sperren auf dem Weg zum Tunnel sogar buchstäblich "überrannt". War es aber keine bewusste und gewollte Entscheidung, die Sperren aufzuheben, dann ergibt sich wiederum eine Verantwortung derjenigen, die Tunnel und Rampe als einzigen Zu- und Abgang genehmigten und denen zudem bewusst war, dass gar nicht alle, die nach Duisburg kommen würden, überhaupt Platz auf dem Gelände hätten finden können. Wenn man in Kauf nahm, dass einige 100.000 Menschen nicht zum Gelände durchkommen können, diesen aber auch keine Ausweichalternative geboten wurde, dann hätte man vorhersehen können, dass diese sich an den Sperren stauen und dass schon dort Situationen entstehen, die es gebieten würde, sie durchzulassen zum Tunnel bzw. eine solche Menge einfach nicht aufzuhalten ist. Hierfür wäre die Stadt Duisburg selbst maßgeblich verantwortlich - spätestens als man nur 250.000 Menschen für das Gelände genehmigte, aber damit rechnete, dass wesentlich mehr Menschen nach Duisburg kommen würden, war der Konflikt absehbar. Eine so große Anzahl von Menschen lässt sich nicht über Stunden hinter Gittern oder in einem tunnelartigen Zugang einsperren.  Gerade für den Bereich, in dem es zum Unglück kam, hat das Sicherheistkonzept eien Lücke (vgl. hier): Niemand ist zuständig, niemand weiß, was er zu tun hat, wenn es im Tunnel oder auf der Rampe zum Gedränge kommt.

zu e) Für die Berechnung des Tunneldurchflusses bei Zu- und Abgang war der Veranstalter verantwortlich. Er hat zwar offenbar eine Entfluchtung berechnet, die (möglicherweise) sogar ausreichend gewesen wäre, aber man  hat offenbar nicht bedacht, dass der Zugang ein größeres Problem darstellt, obwohl auch dies vorhersehbar ist. Will man 250.000 Personen auf das Gelände bringen bei einem maximalen Zugangsfluss von 30.000 Personen pro Stunde, dann dauert dies gut 8 Stunden, was für eine eintägige Veranstaltung unrealistisch ist. Ein optimaler Zugangsfluss mag aber nur am Anfang erreicht worden sein In dem Moment, in dem eine größere Zahl von Zuschauern das Gelände wieder verlassen wollte, wurde der Zufluss erheblich vermindert. Da nun gleichzeitig gerade besonders viele Zuschauer in den westlichen Tunnel einströmten, war die Katastrophe vorprogrammiert.

Die Rolle von Herrn Prof. Schreckenberg ist bislang nicht endgültig geklärt. In verschiedenen Berichten heißt es, er habe das Konzept (Ein- und Ausgang durch Tunnel) mitgetragen bzw. befürwortet. Er selber sagt jetzt, er habe sogar vor dem Tunnel gewarnt, aber wohl nicht genügend. Jedenfalls seine Angabe, 20.000 Personen pro Stunde würden durch den Tunnel (meint er 40.000 durch beide?)  passen, lässt, wenn man bedenkt, dass 250-300.000 Leute auf das Gelände sollten, aufhorchen: Denn dann hätte es unzumutbar lange gedauert, bis diese Menschen auf dem Gelände wären, s.o. und das ohne Berücksichtigung gleichzeitig hinaus gehender Besucher, die den Zufluss vermindern. Auch unter optimalen Bedingungen erscheint daher dieser einzige Ein- UND Ausgang völlig ungeeignet.

3. Kurze Zusammenfassung:

Bei allen drei "Akteuren" (Stadt/Polizei/Veranstalter) lassen sich fahrlässige Handlungen feststellen, die die Katastrophe mitverusracht haben - die Planung und Genehmigung eines einzigen viel zu schmalen und ungetrennten  Ein- und  Ausgangs (Veranstalter/Stadt), die Hindernisse auf der Rampe (Veranstalter/Polizei), das Versäumnis einer Information der Besucher bei die Lage verschärfender Sperrung auf der Rampe bei gleichzeitiger öffnung der Sperren auf den Zugangswegen, zudem mangelnde Kommunikationsmittel untereinander (Polizei/Veranstalter). Wie gesagt, dies sind nur meine vorläufigen Einschätzungen nach den derzeit verfügbaren Informationen.

Eine aktualisierte Zusammenfassung (vom 02.09.) ist hier aufgeführt.
Die Frage der persönlichen Schuld einzelner Beteiligter ist eine, die ich mir nicht anmaßen will zu beantworten.

 

4. Quellen und Links:

Sehr gut  dieser Augenzeugenbericht  in der FAZ (mit exzellenter grafischer Darstellung)

 

Gute Videosammlung und Diskussionsblog (loveparade2010doku), es wurde eine genaue  zeitliche Abfolge der Ereignisse durch Videodokumenattion erstellt

Die Kommentare zur gerade genannten Seite sind hilfreich zur genauen Analyse, was passiert ist (z.B. ab hier)

 

Für eigene Recherchen: Ein user namens Pilsbierchen hat eine Synchronisation der auf you tube eingestellten Videos mit dem einer Überwachungskamera vorgenommen, eine enorm leobenswerte Leistung, ebenso wie der zeitsynchrone Zusammenschnitt von Videos von lopachron (hier zum download).

Der ODEM-Blog hat eine detailliertere Aufzeichnung des Zeitablaufs und bringt viele gute Quellen auch hier

Für Menschen mit guten Nerven, dieser (ausführliche)  Beitrag  aus dem Gedränge

Diese  Presseinformation des NRW-Innenministers  enthält einige wichtige Daten zum Ablauf polizeilichen Handelns, insbes. zur Sperrung der Rampe und der Tunnels in der entscheidenden Phase. Allerdings wird die Verantwortung der Polizei eher abgewiegelt, die des Verantalters herausgestellt - kein neutrales Dokument. Weitere Informationen und Statemnest auf der Seite des NRW-Innenministeriums.

Umfangreiche Dokumentationsseite der lopavent GmbH, einschließlich eines Films mit der Sicht des Veranstalters und Filmen der Überwachungskameras bis 16.40 Uhr. Es soll die Verantwortung der Polizei belegt werden, keine neutrale Dokumentation.

Nach diesem Bericht der Rheinischen Post hat die Polizei vorab wesentlich mehr Verantwortung übernommen als Innenminister Jäger und Polizeiinspektor Wehe nachträglich angeben.

Interview mit dem crowd-Manager auf Spiegel-Online

Laut  diesem Artikel (wdr)  hat die Feuerwehr die Polizei davor gewarnt, die Rampe zu sperren.

Zu den Besucherzahlen (angeblichen und erwarteten) dieser aufklärende Bericht.

Laut BILD-Zeitung (also Vorsicht!) gab es   diese Planung  des Veranstalters für  Zu- und Abgänge vom Gelände, danach sollten zwischen 16 und 17 Uhr 100.000 Menschen von beiden Richtungen über Rampe und Tunnel gehen.

Gut geschriebener  Augenzeugenbericht von einem, der am oberen Ende der Rampe wartete um heimzugehen.

Gutachten (Zwischenbericht) der RAe Dr. Jasper und Berstermann (Kanzlei Heuking u.a.) / Auftraggeber Stadt Duisburg / es wird v.a. die Stadt entlastet, kein neutrales Dokument, die Lücken darin deckt Cannabbaia hier in seinem blog schonungslos auf. Hier der Endbericht der Stadt Duisburg mit zahlreichen Anlagen.

Chronologie der Love-Parade-Genehmigung bei wdr.de.

Lesenswerte Analyse der Planungs- und Genehmigungspraxis der LoPa von Dr. Richard Wittsiepe: Fazit: Gravierende Planungslücke im Bereich Tunnel/Rampe

Youtube-Erläuterungsvideo von olli81koblenz mit vielen Grafiken, v.a. die Zu- und Abstromsituation wird gut erfasst.

Geleaktes  Dokument der lopavent GmbH vom 16.07.2010 Veranstaltungsbeschreibung mit Sicherheitskonzept, gibt Auskunft darüber, wie sich der Veranstalter die Zu- und Abgangssituation vorgestellt hat.

Docunews.org mit wertvollen Recherchen und Analysen von Lothar Evers - einem auch hier im Blog aktiven Kommentator

Dokumentation von bluemoonsun, die belegen soll, dass Bauzaun, Baumwurzel udn halboffener Gulli die Hauptursachen des tödlichen Menschenknäuels waren.

Gulli und Bauzaun als Stolperfalle (wdr-Audio)

Klarstellender Hinweis (am 14.09.2010 eingefügt): es geht hier um eine strafrechtliche Sichtweise, d.h. es geht nicht darum, welche Institution zivilrechtlich haftet bzw. zum Schadenersatz verpflichtet ist. Die strafrechtliche Sichtweise ist nicht die einzige, sie muss zur Bewertung der Love Parade  nicht einmal die  entscheidende sein - es ist eben mein Blickwinkel. Andere rechtliche Aspekte (Verwaltungsrecht, Polizeirecht, Zivilrecht) werden hier nur am Rande verhandelt, wenn sie einen strafrechtlichen Bezug haben. Leider bin ich nicht auf allen Rechtsgebieten Experte. Meine hier geäußerten Statements sind vorläufiger Natur. Ich habe mit keinem der Akteure irgendetwas zu tun, stehe auch mit keinem von ihnen in Kontakt.

 

Beachten Sie bitte auch meine neue Zusammenfassung vom 02.09. 

 

Update am 13. Juli 2011:

Die Diskussion geht weiter, hier die Links

 zu den weiteren Diskussionen hier im Beck-Blog:

September 2010 (788 Kommentare, ca. 16000 Abrufe)

Dezember 2010 (537 Kommentare, ca. 8000 Abrufe)

Mai 2011 (über 1000 Kommentare, über 7000 Abrufe)

AKTUELL: Juli 2011

 

 

 

 

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451 Kommentare

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@Glasperlenspieler/innen

 

 

Hier ein zutreffend-allgemeines Zitat aus Michael Bubacks Buch "Der zweite Tod meines Vaters" (München 2008, S. 361):

 

 

 "Wissen, das nicht von Macht  begleitet ist, trägt in der Regel nicht weit."

 

 

Gruß in die Expertenrunde

 

 

zeitgenossin, 10.09.10.

 

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ZG schrieb:

@Glasperlenspieler/innen

 

 

Hier ein zutreffend-allgemeines Zitat aus Michael Bubacks Buch "Der zweite Tod meines Vaters" (München 2008, S. 361):

 

 

 "Wissen, das nicht von Macht  begleitet ist, trägt in der Regel nicht weit."

 

 

Gruß in die Expertenrunde

 

 

zeitgenossin, 10.09.10.

 

 

Das finde ich gerade aus der Quelle ein sehr zum Nachdenken anregendes Zitat, dem ich allerdings fast wiedersprechen, jedenfalls ein von mir sehr geschätztes von Adorno zur Seite stellen würde: (hier in einem etwas längeren Ausschnitt aus der Rede Alexander Kluges zur Verleihung des Adorno Preises:

"Der legendäre Satz „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ heißt nirgends bei Adorno: wir wollen abwarten bis richtiges Leben kommt. Er bedeutet viel mehr: es gibt überhaupt kein Leben, wenn wir das Verhängnis, das, was Auschwitz (und alles, was heute und in Zukunft anders aussieht, aber Auschwitz wiederholt) ausmacht, nicht brechen. Das falsche Leben ist machtvoll und hermetisch und zugleich -gemessen an der historischen Ausstattung von uns Menschen - unwirklich und  löcherig wie ein Schwamm. Adorno formuliert es so:

„Man darf sich weder
Von der Macht der Anderen
Noch von der eigenen Ohnmacht
Dumm machen lassen.“

http://www.kluge-alexander.de/zur-person/reden/2009-adorno-preis.html

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@ZG,

ja, das ist oft die bittere Wahrheit. Aber auch Öffentlichkeit kann Macht erzeugen. Deshalb sollte man nicht den Versuch unterlassen, etwas herauszufinden und es öffentlich zu machen. Das ist letztlich ja auch das Credo von Michael Buback.

Besten Gruß vom Perlenspieler

 

Mitglied des Krisenstabes Herr Schreckenberg, gibt ein erschreckendes Interwiev am Abend des 24.07.2010

http://www.einslive.de/medien/html/1live/2010/07/24/wdr-extra-loveparade-interview-sicherheitskonzept.xml

(z.B.  die Treppe habe kein Geländer ) was für ein Mensch, der so viele unterschiedliche Aussagen macht und doch von allem und nichts überzeugend reden will.

Ich habe wieder viel gelesen und gesehen.Dabei ist auch unteranderem auffällig, dass die eigentliche Bühne nicht sofort einsichtig ist,sondern uns die Hinterseite zeigt.Natürlich drängt jeder in den hinteren Bereich.Die Floads werden nur am Rande beachtet. Die Besucher,die von der Rampe kommend naturgemäß rechtsherum gehen,werden an Mauern und Böschungen entlang über Schotter auf das Gelände geführt.Eine sehr enge Stelle am Ende der Rampe,durch Schotteraufschüttung,erschwert das weiterkommen,wenn auch noch die Floads vorbeifahren.

bei Min. 4:02

http://www.youtube.com/user/Siggi1338#p/c/C829BF708216B3B4/2/nu5NaHIcf30

Wie voll es auf den Zuwegen zur gleichen Zeit war bei Min. 5:17 http://www.youtube.com/user/Siggi1338#p/c/C829BF708216B3B4/2/nu5NaHIcf30 

Die Frage D.8 auf Seite 25 http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV15-50.pdf 

läßt sich ganz einfach beantworten. Ab 16:47 ist er hier zu sehen : http://www.youtube.com/watch?v=DloSDzByYG4&feature=related

ausserdem redet Herr Schaller sich hier um Kopf und Kragen.Ein Loveparade traugliches Gelände,das die Firma Aurelis errichtet haben will, sieht meiner Meinung nach anders aus. http://www.wdr.de/themen/panorama/loveparade_2010/hintergruende/360grad/index.php

Ich vermisse auch die Sorgfalt der sogenannten Entfluchtung. Das Gelände war rundherum abgesperrt.Der Zu und Abweg durch die beiden Tunnel, von Böschungen umgeben.Ebenso die Wege zur Autobahn.Überall am Rande der Absperrungen,

Schotter und unwegsames Gelände.Dies und im besonderen die Lage der Bühne, mit nur einem Aus und Eingang durch die Tunnelanlage auf das Gelände. Wo kann man da von einer Entfluchtung reden?

Eine vorgeschriebene ELA war wie vorgeschrieben nicht vorhanden.Wenn die Bauaufsicht noch am Vorabend der Veranstaltung bis nach 23:00 Uhr bei der Ortsbegehung Beanstandungen hatte, mußte sie sich auch vergewissern,dass

spätestens zum Zeitpunkt der Öffnung,die bereits angemahnt wurde und verspätet stattfand,alles seine Richtigkeit hatte.

Sollte dies nicht der Fall sein,hätte eine Genehmigung versagt werden können/müssen.

Auch hatte die Stadt Duisburg wie hier: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV15-50.pdf beschrieben, ab Genehmigung auch weiterhin die Sorge für einen reibungslosen Ablauf zu tragen.

Ich bin gespannt, wie weiter untersucht und gehandelt wird.

 

Die Loveparade 2010 HD Part 1 bis 6 Videos zeigen deutlich wie der Verlauf des Events war. http://www.youtube.com/user/Siggi1338#p/c/C829BF708216B3B4/0/7763iM2hF_o

  

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Mutter schrieb:

Mitglied des Krisenstabes Herr Schreckenberg, gibt ein erschreckendes Interwiev am Abend des 24.07.2010

http://www.einslive.de/medien/html/1live/2010/07/24/wdr-extra-loveparade-interview-sicherheitskonzept.xml

(z.B.  die Treppe habe kein Geländer ) was für ein Mensch, der so viele unterschiedliche Aussagen macht und doch von allem und nichts überzeugend reden will.

Ich sehe, dass Schreckenberg da als Mitglied des Krisenstabes vorgestellt wird. Und er das auch nicht dmentiert.
Das war mir biher nicht bekannt!
Finde es auch nicht unproblematisch, in wie vielen Rollen er hier auftaucht.
Doktorvater der Traffgo Besitzer. Gutachter zur Beurteilung von deren Entfluchtungsanalyse, Mitglied des Krisenstabes, wenn es trotzdem schief geht...

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"Inwiefern handelt zum Beispiel jemand, der wiederholt (!) auf ein Plakat klettert von dem andere und er bereits heruntergefallen sind, vorsätzlich bzw. fahrlässig in Bezug auf die Gefährdung derjenigen, auf die er ja wiederholt fällt?"

 

Ach Martina, sind sie tatsächlich immer noch der Meinung, man müsste die Opfer dieses Disasters zur Verantwortung ziehen.

 

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man im internet keinerlei fundierte wissenschaftlich Beiträge zum nachlesen finden kann, die beschreiben, wie Menschen reagieren und handeln in einer lebensbedrohlichen Paniksituation.

 

Mein gesunder Menschenverstand sagt mir aber, daß allein der Versuch mehrfach hintereinander über eine Plakatwand die ca. 8m hohe Mauer zu erlkimmen, beweist, daß bei diesem Menschen mental nur noch Flucht auf dem Programm stand und das Ratio dabei völlig ausgeschaltet war.

 

Aus diesem Grunde kann man auch die Personen, die über die Köpfe anderer Besucher hinweg aus dieser auswegslosen Situation flüchten wollten, oder solche, die wild um sich geschlagen und getrampelt haben nicht verklagen, auch wenn das mancher gerne hätte.

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Ich habe auch noch einmal Fragen zu den Polizeisperren:

Welchen Sinn sollte es denn bloß machen, die Tunnel in ihrer Mitte zu sperren? Das hat doch zur Folge, dass die in den Tunnel Hineinlaufenden die Sperre nicht gleich sehen können. Sehen sie sie, so müssen sie entweder gegen den Strom der nach ihnen Hineinlaufenden versuchen, wieder herauszukommen, oder aber sie werden gegen die Polizeisperre gedrückt. Es ist doch absehbar, dass eine solche Polizeikette nicht lange gehalten werden kann.

Durch die Sperrung auf der Rampe staute man zudem diejenigen, die auf das Festivalgelände wollten, und diejenigen, die es verlassen wollten, von beiden Seiten auf.

Insgesamt staute man also von allen Seiten Personenströme auf (wobei dies in den Tunneln auch noch auf eine Weise geschah, die von den heranströmenden Besuchern von außen nicht gesehen werden konnte - sie demnach auch nicht vom Zuströmen abhalten konnte).

Wie hatte man sich denn bloß eine Auflösung dieser Situation vorgestellt?

Dachte man, die Leute würden jeweils irgendwie wieder nach hinten verschwinden?

Oder dachte man einfach nicht weiter, als dass man die Leute halt erst einmal irgendwie aufhalten wollte? Handelt es sich schlicht um eine Fehlentscheidung eines mit der Situation überforderten Entscheidungsbefugten der Polizei, der über eine Auflösung der aufgestauten Personenströme vor seiner Entscheidung nicht nachdachte oder sich die Konsequenzen im Augenblick seiner Entscheidung nicht vorstellen konnte?

Und wenn der Grund für das Aufstauen der Personenströme auf drei Seiten darin bestand, dass es am Kopf der Rampe (Eingang zum Festivalgelände) "Pushern" des Veranstalters nicht gelang, das Publikum zu einem Weitergehen auf das Gelände zu veranlassen: Warum kam dann die Polizei nicht irgendwann auf die Idee, dort zu helfen und Platz zu schaffen?

Und wenn man verhindern wollte, dass weitere Personen durch die Tunnel auf den Platz vor der Rampe kamen, aber offenbar die Eingangsschleusen nicht geschlossen waren: Warum wurden die Kräfte, die man merkwürdiger Weise in der Mitte der Tunnel positionierte, nicht dafür genutzt, an den Einlassschleusen zu helfen?

Warum nur staute die Polizei die Leute so lange von allen Seiten auf, bis die Sperren erwartungsgemäß nicht mehr haltbar waren und die Personenströme aufeinander prallten?

 

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Die Leserin schrieb:
Ich habe auch noch einmal Fragen zu den Polizeisperren:

Welchen Sinn sollte es denn bloß machen, die Tunnel in ihrer Mitte zu sperren? Das hat doch zur Folge, dass die in den Tunnel Hineinlaufenden die Sperre nicht gleich sehen können. Sehen sie sie, so müssen sie entweder gegen den Strom der nach ihnen Hineinlaufenden versuchen, wieder herauszukommen, oder aber sie werden gegen die Polizeisperre gedrückt. Es ist doch absehbar, dass eine solche Polizeikette nicht lange gehalten werden kann.

Durch die Sperrung auf der Rampe staute man zudem diejenigen, die auf das Festivalgelände wollten, und diejenigen, die es verlassen wollten, von beiden Seiten auf.

Insgesamt staute man also von allen Seiten Personenströme auf (wobei dies in den Tunneln auch noch auf eine Weise geschah, die von den heranströmenden Besuchern von außen nicht gesehen werden konnte - sie demnach auch nicht vom Zuströmen abhalten konnte).

Wie hatte man sich denn bloß eine Auflösung dieser Situation vorgestellt?

Dachte man, die Leute würden jeweils irgendwie wieder nach hinten verschwinden?

Oder dachte man einfach nicht weiter, als dass man die Leute halt erst einmal irgendwie aufhalten wollte? Handelt es sich schlicht um eine Fehlentscheidung eines mit der Situation überforderten Entscheidungsbefugten der Polizei, der über eine Auflösung der aufgestauten Personenströme vor seiner Entscheidung nicht nachdachte oder sich die Konsequenzen im Augenblick seiner Entscheidung nicht vorstellen konnte?

Und wenn der Grund für das Aufstauen der Personenströme auf drei Seiten darin bestand, dass es am Kopf der Rampe (Eingang zum Festivalgelände) "Pushern" des Veranstalters nicht gelang, das Publikum zu einem Weitergehen auf das Gelände zu veranlassen: Warum kam dann die Polizei nicht irgendwann auf die Idee, dort zu helfen und Platz zu schaffen?

Und wenn man verhindern wollte, dass weitere Personen durch die Tunnel auf den Platz vor der Rampe kamen, aber offenbar die Eingangsschleusen nicht geschlossen waren: Warum wurden die Kräfte, die man merkwürdiger Weise in der Mitte der Tunnel positionierte, nicht dafür genutzt, an den Einlassschleusen zu helfen?

Warum nur staute die Polizei die Leute so lange von allen Seiten auf, bis die Sperren erwartungsgemäß nicht mehr haltbar waren und die Personenströme aufeinander prallten?

Die Polizei hat in Gestalt von Herrn Wehe wirklich breit Rede und Antwort gestanden, hat offen gelegt warum sie da stand , wo sie stand, wieviel Polizisten ad hoc da waren und später zugeführt wurden.
Das material gibt es in den verschiedenen PKs des Innenminsiters, die vollständig auch auf youtube dokumentierte sind. Statements sogar auf der Titelseite des Innenministers:
http://www.im.nrw.de/

Wehe hat auch b-im Gegensatz zu Duisburg und Lopavent auf der Sondersitzung des Innenausschusses am 4. August Rede und Antwort gestanden. Das Wort Protokoll ist hier:
http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMA15-7.pdf

Das hat er auf der Sitzung des Innenausschusses am 4.9 erneut getan. Da war ich anwesend, das Protokoll wird folgen.

Man muss das nicht glauben, aber es ist quantitativ klar gestellt:
Wir sprechen von einer Einsatzhundertschaft.

In ihrer Besprechung gehen Carsten Walter und der Abschnittsleiter davon aus. Man will oben am Rampenende mit Pushern Stau auflösen. Man will beide Eingänge sperren. Dafür will man keine Hilfe. Die Ketten sollen in beiden Tunneln druck wegnehmen. Was ihnen ja auch gelingt und länger gelungen wäre, wenn die Eingänge zu gewesen wären.

Es geht schief:
weil oben sich kein Pfropf löst, und wahrscheinlich keiner mehr eine Methode dazu spielt:
Rattenfängermethode
Pusher
Ela-Anlage.

Die Verinzelungsanlagen offensichtlich breit offen sind. (Wozu wir so gut wie nichts wissen.)
Da kann in der Tat durch Polizeikameras oder die Bilder der Kamera 17 und der (unzensierten) Kamera 14 noch viel neues ins Bild rücken. Da Lopavent dies im Rahmen seiner Veröffentlichung nicht getan hat werden wir wahrscheinlich warten müssen bis die Staatsanwaltschaft Polizeivideos frei gibt oder wir auch diesen Teil aus youtube Prespektive rekonstruieren können.

Ich glaube, die Polizei ging bis zum Brechen ihrer Ketten davon aus, dass Walters Aussage, die Vereinzelungsanlagen bekäme man alleine geschlossen funktionierte. Hatte ja trotz Massenansturm auch bis dahin geklappt.

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Lothar Evers schrieb:

Die Polizei hat in Gestalt von Herrn Wehe wirklich breit Rede und Antwort gestanden, hat offen gelegt warum sie da stand , wo sie stand, wieviel Polizisten ad hoc da waren und später zugeführt wurden.
[...]

In ihrer Besprechung gehen Carsten Walter und der Abschnittsleiter davon aus. Man will oben am Rampenende mit Pushern Stau auflösen. Man will beide Eingänge sperren. Dafür will man keine Hilfe. Die Ketten sollen in beiden Tunneln druck wegnehmen. Was ihnen ja auch gelingt und länger gelungen wäre, wenn die Eingänge zu gewesen wären.

Es geht schief:
weil oben sich kein Pfropf löst, und wahrscheinlich keiner mehr eine Methode dazu spielt:
Rattenfängermethode
Pusher
Ela-Anlage.

Die Verinzelungsanlagen offensichtlich breit offen sind. [...]

Ich glaube, die Polizei ging bis zum Brechen ihrer Ketten davon aus, dass Walters Aussage, die Vereinzelungsanlagen bekäme man alleine geschlossen funktionierte. Hatte ja trotz Massenansturm auch bis dahin geklappt.

Ich weiß, dass dazu Erklärungen abgegeben wurden. Diese erklären mir die Vorgehensweise jedoch nicht.

Es ist in meinen Augen immer eine schlechte Idee, Tunnel in ihrer Mitte zu sperren. Warum nicht am Eingang - egal, was der Veranstalter sagt?

Mit der Sperrung auf der Rampe musste man sich darüber im Klaren sein, dass man Personenströme von zwei Seiten (Auf- und Abgänger) aufstaute.

Was mir die Vorgehensweise vor allem unerklärlich macht, ist der lange Zeitraum, in dem man daran festhielt, obwohl schnell deutlich wurde, dass der Plan - warum auch immer - nicht aufging. Wie ein Arzt, der seinen Patienten todtherapiert, obwohl schnell deutlich wird, dass er ihm die falschen Medikamente verschrieben hat.

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Lieber Her Ewers,

für meinen Kenntnisstand, der sich aus offiziellen Veröffentlichungen der Hauptakteure und inoffiziellen Dokumentationen in der Netzwelt, kaum jedoch aus traditionellen Massenmedien herleitet, und mein Empfinden sind Sie zu sehr darauf ausgerichtet, die Polizei zu exkulpieren.

Anstatt zu spekulieren, was uns fehlende Kameraperspektiven zeigen könnten, halte ich mich einstweilen an das, was auf hinreichend vielen Videos zu sehen ist, nämlich dass die Polizeisperre zwischen etwa 16.15 und 16.45 im unteren Rampenbereich recht ursächlich zu einer extremen Verdichtung der Menschenmenge in diesem Bereich beigetragen hat. Wozu wurde sie aufrechterhalten, nachdem die äußeren Absperrungen (in und vor den Tunneln) aus welchem Grund auch immer hinfällig geworden waren? Was war überhaupt das taktische Ziel dieser Sperre, die zunächst einmal tausende von Heimkehrwilligen daran gehindert hat, das Gelände zu verlassen? Wenn ein Hauptproblem darin bestand, dass sich die Neuankommenden nicht mehr oben auf dem Hauptgelände verteilten - und sei es weil die Parade stillstand damit Schaller seinen Float für's Fernsehen in Szene stellen konnte - dann wäre es doch sinniger gewesen, dort oben Präsenz zu entwickeln und den Job der Pusher zu übernehmen (oder zu unterstützen) anstatt weiter unten diesen dicken Propfen anschwellen zu lassen, der den schleppenden Zugang nach oben endgültig lahmlegte und die Leute zu den gefährlichen Nadelöhren hat streben lassen...

War das alles am Ende nur ein Spiel auf Zeit mit dem unguten Gefühl, dass insgesamt zwischen 16 und 17 Uhr mehr Menschen auf das Partygelände zuströmten, als dort noch unterzubringen waren. Hatte man die Hoffnung, in der Zwischenzeit noch ein paar 10.000 Heimkehrer loszuwerden? Dumm nur, das für die kein adäquater Weg bereitstand...

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Burkhard Gutleben schrieb:

Lieber Her Ewers,

für meinen Kenntnisstand, der sich aus offiziellen Veröffentlichungen der Hauptakteure und inoffiziellen Dokumentationen in der Netzwelt, kaum jedoch aus traditionellen Massenmedien herleitet, und mein Empfinden sind Sie zu sehr darauf ausgerichtet, die Polizei zu exkulpieren.

Anstatt zu spekulieren, was uns fehlende Kameraperspektiven zeigen könnten, halte ich mich einstweilen an das, was auf hinreichend vielen Videos zu sehen ist, nämlich dass die Polizeisperre zwischen etwa 16.15 und 16.45 im unteren Rampenbereich recht ursächlich zu einer extremen Verdichtung der Menschenmenge in diesem Bereich beigetragen hat. Wozu wurde sie aufrechterhalten, nachdem die äußeren Absperrungen (in und vor den Tunneln) aus welchem Grund auch immer hinfällig geworden waren? Was war überhaupt das taktische Ziel dieser Sperre, die zunächst einmal tausende von Heimkehrwilligen daran gehindert hat, das Gelände zu verlassen? Wenn ein Hauptproblem darin bestand, dass sich die Neuankommenden nicht mehr oben auf dem Hauptgelände verteilten - und sei es weil die Parade stillstand damit Schaller seinen Float für's Fernsehen in Szene stellen konnte - dann wäre es doch sinniger gewesen, dort oben Präsenz zu entwickeln und den Job der Pusher zu übernehmen (oder zu unterstützen) anstatt weiter unten diesen dicken Propfen anschwellen zu lassen, der den schleppenden Zugang nach oben endgültig lahmlegte und die Leute zu den gefährlichen Nadelöhren hat streben lassen...

War das alles am Ende nur ein Spiel auf Zeit mit dem unguten Gefühl, dass insgesamt zwischen 16 und 17 Uhr mehr Menschen auf das Partygelände zuströmten, als dort noch unterzubringen waren. Hatte man die Hoffnung, in der Zwischenzeit noch ein paar 10.000 Heimkehrer loszuwerden? Dumm nur, das für die kein adäquater Weg bereitstand...

Ich exculpiere niemand. Weil ich nicht mit Schuld befasst bin, sondern mit dem erzählen von Geschichten. Da interessieren mich in der Tat die Geschichten mehr, die im verborgenen bleiben sollen. Ich möchte das handeln der Akteure gar nicht beurteilen, sondern erst mal darstellen. Das scheint mir für die Polizei geleistet. Wir wissen wo wann welche Kaette stand und in den diversen Foren, wird dasrauf und runter als falsch oder sonstwie beurteilt. Ich kann nur sagen: da war eine Hundertschaft, die wurde so aufgestellt. Ob das richtigm, falsch, strafrechtklich relevant ist, zu beurteilen überlasse ich anderen. als jemand der jeden Tag schriftlich wie mündlich fragen stellt mache ich mit Lopavent die schlchtesten Erfahrungen. Dann kommt die Stadt Duisburg. Wobei ich hoffe und eine Zusage habe, dass man jetzt Nachfragen zum Schlussbericht stellen kann und die auch beantwortet bekommt. Da bin ich in drei Wochen schlauer. Bei Polizei und Innenministerium habe ich den Eindruck, dass die umfassend informieren, an ein Paar Stellen vom Staatsanwalt gebeten werden, das nicht öffentlich zu tun. Die Polizei ist auch nicht mit Propagendastreifen wie Herr Schaller und mit teuren Exculpationsgutachten auf dem Markt. Im gegensatz zu vielen von Ihnen muss ich ja den direkten Kontakt mit Menschen und Informanten suchen, und fühle mich in der Tat von diesen Beteiligten am besten be- und verantwortet.

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Lothar Evers schrieb:

 Im gegensatz zu vielen von Ihnen muss ich ja den direkten Kontakt mit Menschen und Informanten suchen, und fühle mich in der Tat von diesen Beteiligten am besten be- und verantwortet.

Wenn Sie von Polizei und Innenministerium am ehesten Antworten bekommen, dann fragen Sie doch bitte mal nach der Sinnhaftigkeit,a so den zugrunde liegenden Überlegungen, der Polizeikette am unteren Ende der Rampe, auf die Jürgen G. in seinem Bericht um 16.10 Uhr trifft und auf diese Antwort bin ich wirklich gespannt:

http://www.faz.net/s/RubCCB49507459C498F8E6FA9E990486D14/Doc~E22C5B69612CB48868FF4F9A0C0568144~ATpl~Ecommon~Scontent.html

 

„Um 16.10 Uhr wieder ein Stopp. Der Weg zum Veranstaltungsgelände endete am unteren Ende der Rampe nach etwa 20 Metern: die erste Polizeisperre. Etwa zehn Polizisten wollten verhindern, dass die abgehenden Besucher auf die Masse der ankommenden Menschen traf. Links und rechts von den Beamten waren Absperrgitter zu einem Dreieck aufgebaut, die wiederum mit einem einfachen Gitter die Lücke zu den seitlichen Wänden schlossen. Sowohl für die Menschen, die aus den Tunneln um die Ecke bogen, als auch für die Heimgänger war hier Endstation. Der Raum zwischen den Tunnelenden füllte sich.“ 

 

 

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[quote=Westblick]

Wenn Sie von Polizei und Innenministerium am ehesten Antworten bekommen, dann fragen Sie doch bitte mal nach der Sinnhaftigkeit,a so den zugrunde liegenden Überlegungen, der Polizeikette am unteren Ende der Rampe, auf die Jürgen G. in seinem Bericht um 16.10 Uhr trifft [...]

[quote]

Die Polizeisperren hat auch das Innenministerium dokumentiert,

http://www.mik.nrw.de/hom/doks/100728_sperrlinien%20polizei.pdf

wobei sich die Uhrzeiten auf der Grafik nicht mit den Augenzeugenberichten und Kamera-Aufnahmen decken. Ich denke, das liegt daran, dass die Sperren bereits zu einem früheren Zeitpunkt als auf der Grafik angegeben, durchlässig wurden und dann irgendwann ganz zerbrachen. Es gab also u.U. nicht DEN Augenblick der Auflösung, sondern einen Prozess der Auflösung.

Wenn Herr Evers bezüglich der Sinnhaftigkeit von Sperren mitten in Tunneln und unten auf der Rampe mal nachbohren mag, dann würde mich das Ergebnis auch sehr interessieren.

http://www.faz.net/s/RubCCB49507459C498F8E6FA9E990486D14/Doc~E22C5B69612CB48868FF4F9A0C0568144~ATpl~Ecommon~Scontent.html

 

„Um 16.10 Uhr wieder ein Stopp. Der Weg zum Veranstaltungsgelände endete am unteren Ende der Rampe nach etwa 20 Metern: die erste Polizeisperre. Etwa zehn Polizisten wollten verhindern, dass die abgehenden Besucher auf die Masse der ankommenden Menschen traf. Links und rechts von den Beamten waren Absperrgitter zu einem Dreieck aufgebaut, die wiederum mit einem einfachen Gitter die Lücke zu den seitlichen Wänden schlossen. Sowohl für die Menschen, die aus den Tunneln um die Ecke bogen, als auch für die Heimgänger war hier Endstation. Der Raum zwischen den Tunnelenden füllte sich.“ 

 

 

[/quo ><-->

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Sorry, jetzt habe ich auch Kuddelmuddel produziert. Der Beitrag endet bei dem Wörtchen "interessieren".

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Die Leserin schrieb:
wobei sich die Uhrzeiten auf der Grafik nicht mit den Augenzeugenberichten und Kamera-Aufnahmen decken.

 

Die Uhrzeiten des FAZ-Bericht und der vom NRW-Innenministerin decken sich jedenfalls: Jürgen G. traf um 16.10 Uhr auf die Polizeisperre, die als "Sperrlinie 3" in der NRW-Grafik bezeichnet wird. In der NRW-Grafik fehlt allerdings die Sperre an der oberen Rampe.

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Westblick schrieb:

 

„Um 16.10 Uhr wieder ein Stopp. Der Weg zum Veranstaltungsgelände endete am unteren Ende der Rampe nach etwa 20 Metern: die erste Polizeisperre. Etwa zehn Polizisten wollten verhindern, dass die abgehenden Besucher auf die Masse der ankommenden Menschen traf. Links und rechts von den Beamten waren Absperrgitter zu einem Dreieck aufgebaut, die wiederum mit einem einfachen Gitter die Lücke zu den seitlichen Wänden schlossen. Sowohl für die Menschen, die aus den Tunneln um die Ecke bogen, als auch für die Heimgänger war hier Endstation. Der Raum zwischen den Tunnelenden füllte sich. 

 

 

Die Polizisten wollen nicht die abgehenden Besucher aufhalten sondern die Ankommenden davon abhalten noch weiter nach oben in den Propf zu laufen denn dort sind durch den Seitlichen Druck bauzaune Umgefallen .

weil sie nicht ebensogut abgestützt waren wie die Zäune zu den Hallen in V3.

wenn die die Polizisten eigene Gitter mit Signalen wie Stopp oder Gefahr oder go dabeigehabt häättttte dann und nur dann wäre möglicherweise einiges anderst gelaufen .usw.

 

mffffggggg

 

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Monatelang war Kamera 17 verschwunden. Sie sollte der Loveparade – Security Bilder vom Osteingang zum Loveparade Veranstaltungsgelände liefern und hing oben am Eisenbahntunnel über der Karl Lehr Strasse mit Blick auf die Vereinzelungsanlage Ecke Grabenstrasse.

Seit die ersten Bilder von Überwachungskameras auftauchten, war aber statt von 17 Kameras immer nur von 16 Kameras die Rede. Egal ob SPIEGEL oder BILD Material zugespielt wurde: Rainer Schaller und seine Lopavent GmbH verschwiegen die Existenz von Kamera 17. Hätte sich nicht DocuNews auf die Spur der fehlenden Kamera 17 begeben. Und sie auch wieder gefunden, im Veranstaltungskonzept der Lopavent und zahlreichen Plänen dazu:
http://docunews.org/loveparade/analyse/lopavent-dokumentation-lugt-die-w...

Lopavent hatte immerhin behauptet, man habe das vollständige Material der Überwachungskameras im Internet dokumentiert. Auf Nachfragen an Lopavent und deren beauftragten Rechtsanwälte wurde geschwiegen.

Jetzt zählt auch Lopavent vollständig und hat Kamera 17 wieder entdeckt. Allerdings erst, nachdem der WDR die Recherche zur fehlenden Kamera 17 aufgegriffen hatte:
http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/lokalzeit_duisburg.xml

Um Ausreden für die Unterschlagung von Kamera 17 ist man bei Lopavent nicht verlegen:

Kamera 17 war am Veranstaltungstag planmäßig in Betrieb und hat als Überwachungskamera auch ohne Störung funktioniert. Aus technischen Gründen war es leider nicht möglich, sämtliche Kameras aufzuzeichnen. Von Kamera 17 liegen uns keine Aufzeichnungen vor.

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Reformdruide schrieb:

Betreff: Karl Janssen

a) Janssen ist (Neben U. Gerste) Geschäftsführer der DMG

http://www.duisburg-marketing.de/de/home/index.html

b) Zweifel an der Rolle Janssens am 24.7. im Krisenstab sind angebracht, vgl.

http://www.rp-online.de/niederrheinnord/duisburg/nachrichten/Krisenstab-...

mfg

Reformdruide

Der Gerste Gerste Stellvertreter und der Kulturdezernent sind glaube ich zwi verschiedene.
Herr Licht spricht glaube ich vom Kulturdezernent...

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Nach Vergleich der Fotos gehe ich davon aus, dass der DMG-Geschäftsführer Janssen

und der Duisburger Kulturdezernent Janssen ein und dieselbe Perosn sind.

 

http://www.duisburg-marketing.de/de/visitenkarten/janssen.php

http://www.duisburg.de/rathaus/rathaus/verwaltungsvorstand/1020101000000...

 

Beim DMG-Janssen ist eine email-Adresse in der Domain der Stadt Duisburg angegeben (duisburg.de), U. Gerste hat eine in der der Domain duisburg-marketing.de.

 

mfg

Reformdruide

 

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ja, stimmt. In diesem zusammenhang möchte ich auf den Duisburg marketing-einsatzkoordinator aufmerksam machen, der bei der a40-sperrung ein interview mit janssen fuehrte. dieser mann betreute auch die trauergaben reinschmeißerei in den schwarz lackierten schiffscontainer mit hineingesetzter glasscheibe. einieg machen viel.

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Reformdruide schrieb:

Nach Vergleich der Fotos gehe ich davon aus, dass der DMG-Geschäftsführer Janssen

und der Duisburger Kulturdezernent Janssen ein und dieselbe Perosn sind.

 

http://www.duisburg-marketing.de/de/visitenkarten/janssen.php

http://www.duisburg.de/rathaus/rathaus/verwaltungsvorstand/1020101000000...

 

Beim DMG-Janssen ist eine email-Adresse in der Domain der Stadt Duisburg angegeben (duisburg.de), U. Gerste hat eine in der der Domain duisburg-marketing.de.

 

mfg

Reformdruide

 

Dann war er von Anfang an in die Planung der Loveparade in Duisburg involviert, angefangen bei den ersten Sitzungen in 2008, dann in der Arbeitsgruppe 3 "Öffentlichkeitsarbeit / Betreuung Anwohner", s. Anlage 9 (allerdings anzunehmender Weise nicht in die Erstellung dessen, was als "Sicherheitskonzept" bezeichnet wird).

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Er behauptet aber das Gegenteil.

 

[/quote]

Dann war er von Anfang an in die Planung der Loveparade in Duisburg involviert, angefangen bei den ersten Sitzungen in 2008, dann in der Arbeitsgruppe 3 "Öffentlichkeitsarbeit / Betreuung Anwohner", s. Anlage 9 (allerdings anzunehmender Weise nicht in die Erstellung dessen, was als "Sicherheitskonzept" bezeichnet wird).

[/quote]

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Reformdruide schrieb:

Nach Vergleich der Fotos gehe ich davon aus, dass der DMG-Geschäftsführer Janssen

und der Duisburger Kulturdezernent Janssen ein und dieselbe Perosn sind.

 

http://www.duisburg-marketing.de/de/visitenkarten/janssen.php

http://www.duisburg.de/rathaus/rathaus/verwaltungsvorstand/1020101000000...

 

Beim DMG-Janssen ist eine email-Adresse in der Domain der Stadt Duisburg angegeben (duisburg.de), U. Gerste hat eine in der der Domain duisburg-marketing.de.

 

mfg

Reformdruide

 

Völlig richtig verehrter Druide,

Diese Stadt Duisburg mit ihren verscheidenen Formen des "Bäumchen Wesel Dich" Spiels
wird immer verwirrender.

Das neueste Gerücht: Baudezernent Dressler ist nicht nur im Verwaltungsvorstand der Stadt
sondern auch in der Bürgergruppe, die einen Neuanfang vorbereiten will..

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Lothar Evers schrieb:

Völlig richtig verehrter Druide,

Diese Stadt Duisburg mit ihren verscheidenen Formen des "Bäumchen Wesel Dich" Spiels
wird immer verwirrender.

Das neueste Gerücht: Baudezernent Dressler ist nicht nur im Verwaltungsvorstand der Stadt
sondern auch in der Bürgergruppe, die einen Neuanfang vorbereiten will..

Das ist kein Gerücht, J. Dressler ist Mitglied des "Initiativ-Kreises", vgl.

http://buergerstiftung-duisburg.de/projekte/initiativkreis-zukunft/mitgl...

und

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/Buendnis-will-Duisburg-wieder-v...

 

Meiner Meinung nach ist das allerdings (bezogen auf den Beitrag von Herrn Prof. Müller) eine Nebenschauplatz, das Verhalten der an der Vorbereitung der Loveparade beteiligten Personen nach dem Schadensereignis ist für die Klärung der strafrechtlicher Verantwortung dafür irrelevant.

Ich würde die Diskussion hier ungern zerfasern sehen, so notwendig die kritische Bewertung des Verhaltens der Duisburger Verwaltungsspitze (und nicht nur dieser) nach dem 24.07. auch ist.

 

mfg

Reformdruide

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Korrekt. Angeblich (lt. Janssen) war es bereits am 24.7. nach den Todesfällen beschlossene Sache, dass Janssen im Krisenstab ist. Er ist Dezernent fuer familie, bildung und kultur.

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meine theorie zum fehlenden Sicherheitskonzept zwischen Schleusen und Rampe:

dies war der muendliche teil

kann jemand was zu den angeblich gelöschten email-einsatzbefehlen sagen?

angeblich seitens bundespolizei - gibt es neuigkeiten?

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Lieber Burkhard Gutleben,

genau das ist das Schizophrene und gerade weil es so ungeheuerlich ist denke ich, dass die Abgehenden den Ankommenden den Weg versperren sollten, da sich auf dem GESAMTEN Veranstaltungsgelände 250.000 (oder annähernd im kritischen Bereich ./. 50.000) aufgehalten hatten. Die kritischste Uhrzeit war ja nun mal von vorne herein 16-17.00 Uhr wegen der Abschlussveranstaltung um 17 Uhr.

Wenn es also NICHT zu einer Stausituation gekommen wären, hätten ALLE, die sich im Tunnel und auf der Rampe aufgehalten hatten und nach oben wollten, massiv die legale Teilnehmerzahl ueberstiegen.

Ohne jene also, die gehen wollten hätte man diesen Stau gar nicht entstehen lassen können. Deshalb und nur deshalb wurde die Rampe zu dieser Zeit als einziger Ausgang angeboten. Dies kann nicht spontan entschieden worden sein, sondern muss meiner Ansicht nach von Klöpfel-Schreckenberg (die selbstverständlich enger zusammen arbeiteten als uns derzeit bekannt ist) vorher entwickelt worden sein. Schließlich haben die Beiden nichts anderes gemacht, als ihre Forschungsergebnisee umzusetzen, die sich aus diesen Bereichen zusammensetzen: Fußgängergegenverkehr (Sch), Personenströme (beide), Schifffahrtspersonenverkehr (K), Stau (Sch).

Ausgehend von meiner Schock-Theorie wuerde sich auch das Szenarion an den Schleusen erklären. Hier ist es m.M. nach klar, dass es zu wenige und zu viele unfähige Ordner gab und dass die dortigen Polizisten das Kommando uebernommen haben.

 

Weiß jemand, ob beide Forscher mit zum Sicherheits-/Krisenstab zählten?

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Sehr geehrter Herr Evers (#24),

bei der (vermeintlichen) Offenheit der Polizei wäre ich vorsichtig: Es kann auch Entlastungsstratgie sein, sich besonders transparent zu geben (Stichwort "brutalstmögliche Aufklärung" des Parteispendenskandals durch den damaligen hessischen Ministerpräsidenten, der sich skandalöserweise auch noch sehr lange im Amt hielt). Ich würde auch sowohl bei der ersten Presekonferenz, als die Polizeisperre auf der Rampe noch geleugnet wurde, als auch bei der Aussage von Wehe hinsichtlich der Ausstattung des Verbindungsbeamten mit einem Funkgerät, durchaus Zeweifel anmelden hinsichtlich des tatsächlichen Interesses an Wahrheitsfindung. Auch der Polizei, so mein Eindruck,  geht es vor allem um Verschiebung der Verantwortung, ebenso wie den beiden anderen Akteuren. Die immer noch verbreitete Ansicht, man sei "nicht zuständig" gewesen und nur zu Hilfe gerufen worden, ist schlicht hanebüchen. Diese Auffassung ist vielleicht geeignet, einige Journalisten und die Öffentlichkeit zu überzeugen, nicht aber Juristen. Das Gleiche gilt natürlich für die anderen: Sowohl lopavent als auch Duisburgs Lieblingskanzlei sind parteiisch, was Sie ja in Ihrem Blog und hier auch gut darlegen und mit Tatsachen unterfüttert haben.

Konkret: Nach meinem Eindruck hat man den Pfropf am Rampenkopf mit erkennbar völlig ungeeigneten Mitteln zu beseitigen versucht. Zudem hat man  durch die Sperre ein schwerwiegenderes Problem geschaffen, eigentlich zwei: den Stau derjenigen, die das Gelände verlassen wollten, und den (tödlichen) Stau im unteren Rampendrittel. Man hat diese Sperre zu lange aufrechterhalten, man hat nicht garantiert, dass nicht neue Leute durch die Tunnels auf die Rampe kamen. Von dieser Fehlentscheidung wird sich der Polizeibeamte, der dies angeordnet hat, meiner Meinung nach nur schwer entlasten können. Aber natürlich bedeutet dies keineswegs, dass diejenigen aus der Verantwortung entlassen sind, die diese Gesamtsituation überhaupt geplant und genehmigt haben.

Insgesamt ist die bisherige Aufklärung von offizieller Seite wirklich ein Trauerspiel. Ich habe aber die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die Justiz im letzten Akt noch etwas Vernünftiges bewirkt.

Besten Gruß

Henning Ernst Müller

Henning Ernst Müller schrieb:

Sehr geehrter Herr Evers (#24),

bei der (vermeintlichen) Offenheit der Polizei wäre ich vorsichtig: Es kann auch Entlastungsstratgie sein, sich besonders transparent zu geben (Stichwort "brutalstmögliche Aufklärung" des Parteispendenskandals durch den damaligen hessischen Ministerpräsidenten, der sich skandalöserweise auch noch sehr lange im Amt hielt). Ich würde auch sowohl bei der ersten Presekonferenz, als die Polizeisperre auf der Rampe noch geleugnet wurde, als auch bei der Aussage von Wehe hinsichtlich der Ausstattung des Verbindungsbeamten mit einem Funkgerät, durchaus Zeweifel anmelden hinsichtlich des tatsächlichen Interesses an Wahrheitsfindung. Auch der Polizei, so mein Eindruck,  geht es vor allem um Verschiebung der Verantwortung, ebenso wie den beiden anderen Akteuren. Die immer noch verbreitete Ansicht, man sei "nicht zuständig" gewesen und nur zu Hilfe gerufen worden, ist schlicht hanebüchen. Diese Auffassung ist vielleicht geeignet, einige Journalisten und die Öffentlichkeit zu überzeugen, nicht aber Juristen. Das Gleiche gilt natürlich für die anderen: Sowohl lopavent als auch Duisburgs Lieblingskanzlei sind parteiisch, was Sie ja in Ihrem Blog und hier auch gut darlegen und mit Tatsachen unterfüttert haben.

Konkret: Nach meinem Eindruck hat man den Pfropf am Rampenkopf mit erkennbar völlig ungeeigneten Mitteln zu beseitigen versucht. Zudem hat man  durch die Sperre ein schwerwiegenderes Problem geschaffen, eigentlich zwei: den Stau derjenigen, die das Gelände verlassen wollten, und den (tödlichen) Stau im unteren Rampendrittel. Man hat diese Sperre zu lange aufrechterhalten, man hat nicht garantiert, dass nicht neue Leute durch die Tunnels auf die Rampe kamen. Von dieser Fehlentscheidung wird sich der Polizeibeamte, der dies angeordnet hat, meiner Meinung nach nur schwer entlasten können. Aber natürlich bedeutet dies keineswegs, dass diejenigen aus der Verantwortung entlassen sind, die diese Gesamtsituation überhaupt geplant und genehmigt haben.

Insgesamt ist die bisherige Aufklärung von offizieller Seite wirklich ein Trauerspiel. Ich habe aber die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die Justiz im letzten Akt noch etwas Vernünftiges bewirkt.

Besten Gruß

Henning Ernst Müller


Wie gesagt, ich habe von Polizeitaktik keine Ahnung, und weiss auch nicht wo man Rampen adäquat sperrt. Grundsätzlich schaue ich in der Tat auf eine Hundertschaft, die dien Veranstalter unterstützt, und habe keine Ahnung, wie ich das gemacht hätte. All diese dinge die wir von der Polizei auf den Schaller Videos sehen, machen Sinn wenn man noch daran glaubt, die Eingänge gehen zu und der Pfropf löst sich auf. Sonst sind sie einfach zu schwach und inadäquat. Meine nächste Recherche wird davon Handeln, dass mehr als ein Drittel der Ordner in den offiziellen Stundenzettel null stunden haben, also höchst wahrscheinlich nicht da waren. Dann wundert es niemand mehr, warum man auf kaum einem Video Ordner, schon gar keine Puscher gibt. Da scheinen mir die Fakten zu heben.

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aber Herr Evers, wie können Sie behaupten Staatsanwaltschaft und IM bringen die meiste Transparenz. Das ist doch Unsinn. Sie mögen keine Ahnung von Polizeitaktik haben, aber was Polizeiwillkuer ist, wissen Sie doch bestimmt. Und Sie wissen auch, dass der Staat und die Staatsanwaltschaft die Polizei schuetzt und deckt.

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Lothar Evers schrieb:


Wie gesagt, ich habe von Polizeitaktik keine Ahnung, und weiss auch nicht wo man Rampen adäquat sperrt. Grundsätzlich schaue ich in der Tat auf eine Hundertschaft, die dien Veranstalter unterstützt, und habe keine Ahnung, wie ich das gemacht hätte. All diese dinge die wir von der Polizei auf den Schaller Videos sehen, machen Sinn wenn man noch daran glaubt, die Eingänge gehen zu und der Pfropf löst sich auf.

[/quote]

Da wäre es eben auch Aufgabe der Polizei gewesen, zu beurteilen, ob der Pfropf so, also mittels der Sperre aufgelöst werden kann. Wenn man weiß, dass es keinen alternativen Ausgang gibt und man keine Megafone hat, um diejengen zu steuern, die gehen wollen, dann ist doch eigentlich ziemlich klar, dass man die Massen so nicht steuern kann. Dafür ist IMO die Polizei schon selbst verantwortlich. Da finde ich ihre doch recht einseitige Sicht auf die Dinge recht befremdlich.

 

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Henning Ernst Müller schrieb:

 

Konkret: Nach meinem Eindruck hat man den Pfropf am Rampenkopf mit erkennbar völlig ungeeigneten Mitteln zu beseitigen versucht. Zudem hat man  durch die Sperre ein schwerwiegenderes Problem geschaffen, eigentlich zwei: den Stau derjenigen, die das Gelände verlassen wollten, und den (tödlichen) Stau im unteren Rampendrittel. Man hat diese Sperre zu lange aufrechterhalten, man hat nicht garantiert, dass nicht neue Leute durch die Tunnels auf die Rampe kamen. Von dieser Fehlentscheidung wird sich der Polizeibeamte, der dies angeordnet hat, meiner Meinung nach nur schwer entlasten können. Aber natürlich bedeutet dies keineswegs, dass diejenigen aus der Verantwortung entlassen sind, die diese Gesamtsituation überhaupt geplant und genehmigt haben.

 

 

Ich finde, den ursprünglichen (und auch nachvollziehbaren) Sinn dieser Polizeikette erklärt der Crowdmanager hier ganz gut:

 

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-73107830.html

 

„Walter: Wenn der Zustrom von beiden Seiten so weit reduziert worden wäre, dass die Masse, die schon auf der Rampe stand, handhabbar gewesen wäre, hätten wir oben - und nicht wie dann geschehen unten - auf der Rampe eine Polizeikette errichtet. Dann hätten wir oben mit den Pushern, also den Ordnern, die die Menge aufs Gelände schieben sollten, und der Polizei die sich oben auf der Rampe stauenden Menschen übers Gelände nach rechts und links drängen können.“

 

D.h., man wollte -bildlich gesprochen-wie bei einer verschlossenen Flasche, den Korken anheben, damit links und rechts die Flüssigkeit ausströmen kann. Problematisch ist, dass der „Korken“ aus Menschen bestand, die eigentlich das Gelände verlassen wollten und sich, aus ihnen natürlich nicht erkennbaren Gründen, wieder auf´s Gelände zurück bewegen sollten. Zumal diesen Menschen ja auch kein alternativer Ausweg zur Verfügung stand, um das Gelände zu verlassen, es gab ja nur diesen einen Ausgang. Wie sollte man denn diesem „Korken“ den Sinn der Aktion begreiflich machen ohne Megafone oder Schilder? Ich vermute, aus diesem Grunde hatte auch die Feuerwehr die geplante Kette als problematisch beurteilt. Und natürlich wäre es auch Aufgabe der Polizei gewesen, die Sinnhaftigkeit ihrer eigenen Aktionen selbst zu beurteilen. Da kann man sich nicht dadurch exculpieren, dass jetzt behauptet wird, man habe auf Wunsch oder gar Anweisung des Crowdmanagers, der ja gegenüber der Polizei nicht weisungsbefugt war, gehandelt. Wofür gibt es denn Einsatzleiter bei der Polizei? Die müssen natürlich ihre Massnahmen selbst beurteilen und verantworten. 

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Westblick schrieb:

Ich finde, den ursprünglichen (und auch nachvollziehbaren) Sinn dieser Polizeikette erklärt der Crowdmanager hier ganz gut:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-73107830.html

 

„Walter: Wenn der Zustrom von beiden Seiten so weit reduziert worden wäre, dass die Masse, die schon auf der Rampe stand, handhabbar gewesen wäre, hätten wir oben - und nicht wie dann geschehen unten - auf der Rampe eine Polizeikette errichtet. Dann hätten wir oben mit den Pushern, also den Ordnern, die die Menge aufs Gelände schieben sollten, und der Polizei die sich oben auf der Rampe stauenden Menschen übers Gelände nach rechts und links drängen können.“

 Und natürlich wäre es auch Aufgabe der Polizei gewesen, die Sinnhaftigkeit ihrer eigenen Aktionen selbst zu beurteilen. Da kann man sich nicht dadurch exculpieren, dass jetzt behauptet wird, man habe auf Wunsch oder gar Anweisung des Crowdmanagers, der ja gegenüber der Polizei nicht weisungsbefugt war, gehandelt. Wofür gibt es denn Einsatzleiter bei der Polizei? Die müssen natürlich ihre Massnahmen selbst beurteilen und verantworten. 


Das hebt möglicherweise den Unterschied zu dem wie ich auf die Dinge schaue hervor:
Ich teile diese hohe Erwartung an die Polizei nicht. Wenn da ein Einsatzleiter mit 100 Polizisten steht, dem glaubhaft versichert wird: "Lopavent bekommt die Eingänge zu", und: "Puscher lösen den Stau auf", dann ist das eben ein völlig anderer Einsatz als wenn beide Voraussetzungen nicht zutreffen. Wir sehen, glaube ich, diese 100 Polizisten ziemlich komplett im Bild während dem was dann geschieht. Zur gleichen Zeit hat Herr Walter für die gleiche Aufgabe (angeblich) 160 Ordner. Ich sehe sie nicht. Mir erzählt auch keiner, wer von denen wo steht, wem was gelingt und was nicht. Ob Walter versucht weitere Ordner zu bekommen. Ob er um Lautsprecherdurchsagen bittet. Jetzt kann man nur noch in Hindsight behaupten, wie man es hätte besser machen können. Ich hätte es mit Sicherheit in keiner der zu verteilenden Rollen besser gemacht. Deshalb versuche ich Lücken in den Fragen des Wie und Was zu klären und gebe weniger auf die Warums. So wwissen wir jetzt immerhin von Lopavent, dass es 17 statt 16 Kameras. Das finde ich einen hübschen Erfolg nach sechs Wochen konzentrierten Verschweigens. Ich kann über Gründe dieses Verschweigens spekulieren. Ich kann die neue Einlassung von Lopavent glauben, oder nicht. Bei "nicht" gibt es dann viele Varianten. Aber bei den im Moment völlig unzureichenden Fakten für diese Joint Venture von Lopavent Security und Polizei lassen sich weder fragen von richtig / falsch noch von Schuld ernsthaft beantworten.

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Henning Ernst Müller schrieb:

Auch der Polizei, so mein Eindruck,  geht es vor allem um Verschiebung der Verantwortung, ebenso wie den beiden anderen Akteuren. Die immer noch verbreitete Ansicht, man sei "nicht zuständig" gewesen und nur zu Hilfe gerufen worden, ist schlicht hanebüchen..

Wie ist denn ihrer Meinung nach die verwaltungsrechtliche Verantwortung/Zuständigkeit? Könnten Sie dazu mal einen ein seriösen Kommentar abgeben oder von einem Kollegen einholen, der sich mit Verwaltungsrecht auskennt? Mir scheint die Zuständigkeit im Gutachten des Innenministeriums nämlich ganz gut und zutreffend dargestellt. Das gilt natürlich bis zu dem Zeitpunkt als bekannt wurde, dass es dort Verletzte oder sogar Tote gibt. Dass ab diesem Zeitpunkt die Polizei ganz klar zum Eingreifen verpflichtet ist, bedarf keiner Diskussion und ab da haben dann ja auch offensichtlich die Massnahmen gegriffen. Es geht um den Zeitraum davor...

"Ist hanebüchen" scheint mir jedenfalls keine seriöse Prüfung zu sein. Die Zuständigkeitsfrage ist doch DIE zentrale Frage für die Anordnungskompetenz von Massnahmen zu einem Zeitpunkt, an dem überhaupt noch adäquate Massnahmen hätten getroffen werden können.

Was konnte und was durfte die Polizei tun, um die Katstrophe zu verhindern? 

 

Konkret:

Der Polizeiführer bemerkt um 15.00 Uhr: das Zugangskonzept ist offensichtlich gescheitert, Besucher irren orientierungslos auf dem Gelände umher und wissen nicht wo der Ausgang ist, Zäune werden umgerissen, die Besucher verteilen sich nicht wie geplant auf dem Gelände, der Ordnerdienst ist für die anstehenden  Aufgaben viel zu schwach besetzt. Die Polizeikräfte reichen auch nicht aus, um den Ordnerdienst mit zu übernehmen oder auch nur zu unterstützen. Ansonsten dürfen Sie die Situation annehmen, wie sie bislang bekannt ist.

Wäre folgende Verfügung durch die Polizei (nicht durch die Stadt!) an den Veranstalter rechtmässig?
"Beenden Sie die Veranstaltung, Öffnen Sie die Notausgänge als normale Ausgänge und machen Sie entsprechende Durchsagen über die Floats!"

 

 

 

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Weiter vorne wurde erklärt, der Bereich zwischen den Einlassschleusen und der Rampe sei durchaus Bestandteil der Sicherheitsplanungen gewesen. Als Beleg dafür wurde angeführt, der Bereich sei Bestandteil des Sektor V1 gewesen (V = Veranstaltungsgelände).

Nun habe ich zum Sektor V1 mal geschaut, was ich an Infos im "Entlastungsbericht" der Stadt finde. Wenn die Sektoren so wichtig für die Sicherheitsplanung waren, so dachte ich, wäre es doch naheliegend für die Lieblingskanzlei, dies auch schön herauszuarbeiten.

Laut "Abschlussbericht / Sachverhalt" spielten die Sektoren eine Rolle für die Ordnerverteilung. Für Sektor 1 waren 150 Ordner zuständig für Einlass, Karl-Lehr-Straße und Rampe. Und was ist mit dem Bereich dazwischen, der in der Planung ja auch ansonsten ausgeklammert wird??

Auch der "Abschlussbericht / Rechtslage" erwähnt stolz, dass laut Sicherheitskonzept 950 Ordner, verteilt auf verschiedene Sektoren, eingesetzt werden sollten.

Das war's zum Thema Sektoren im Entlastungsbericht. Ich denke, wir können mit absoluter Sicherheit davon ausgehen, dass die beiden Berichtsteile viel ausführlicher zu diesem Thema geworden wären, hätte man hierzu - und sei es auch noch so konstruiert - mehr erwähnen können.

An etlichen anderen Stellen des Berichts wird der Bereich zwischen Einlassschleusen und Rampe nicht zum Veranstaltungsgelände gezählt und im Endeffekt wird er stets solchermaßen ausgeklammert, dass niemals eine Planung das enorme, dort vorhandene Risiko aufzeigen konnte.

Und die Einteilung in Sektoren für die Planung des Ordnereinsatzes (wobei der Bereich der Tunnel auch noch außen vorgelassen wird), ist per se kein Sicherheitskonzept.

Es wurden mehrere Security-Unternehmen beauftragt. Diese waren für bestimmte Bereiche zuständig. Deshalb war es erforderlich, das Gelände irgendwie dafür aufzuteilen.

Ich denke, dies war der Grund für die Sektorenbildung. Darüber hinaus halte ich es nicht für weiterführend, wenn wir versuchen, da mehr hineinzudeuten.

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Zitat: „Walter: Wenn der Zustrom von beiden Seiten so weit reduziert worden wäre, dass die Masse, die schon auf der Rampe stand, handhabbar gewesen wäre, hätten wir oben - und nicht wie dann geschehen unten - auf der Rampe eine Polizeikette errichtet.“

Das erklärt immer noch nicht, warum man sie unten errichtet hat.

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Die Leserin schrieb:

 

Das erklärt immer noch nicht, warum man sie unten errichtet hat.

 

Das stimmt allerdings. Die spätere Kette weiter unten machte IMO definitiv gar keinen Sinn. Und dafür müßte auch die Polizei allein verantwortlich gewesen sein.

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Die Leserin schrieb:

Zitat: „Walter: Wenn der Zustrom von beiden Seiten so weit reduziert worden wäre, dass die Masse, die schon auf der Rampe stand, handhabbar gewesen wäre, hätten wir oben - und nicht wie dann geschehen unten - auf der Rampe eine Polizeikette errichtet.“

Das erklärt immer noch nicht, warum man sie unten errichtet hat.

Ich fürchte: weil es da am engsten war. Wehe hat mehrfach erzählt, dass man eigentlich antrat um die Ordner zu unterstützen und dann kein Ordner da war. Zu dem Zeitpunkt hatte man nicht viel Personal.
Eine andere Frage ist, ob man nicht eher hätte merken können wie gefährlich die Sperre da ist.

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Lothar Evers schrieb:

Ich fürchte: weil es da am engsten war. Wehe hat mehrfach erzählt, dass man eigentlich antrat um die Ordner zu unterstützen und dann kein Ordner da war. Zu dem Zeitpunkt hatte man nicht viel Personal.
Eine andere Frage ist, ob man nicht eher hätte merken können wie gefährlich die Sperre da ist.

 

Das würde dann allerdings bedeuten, dass die Polizei den Sinn dieser Maßnahme garnicht verstanden hatte.Das sollte man dann auch so festhalten. Aber fragen Sie doch bei ihren Kontakten mal nach, was man mit der Kette erreichen wollte.

 

Eventuell ein Widerspruch zum mangelnden Personal: Gemäß diesem FAZ-Bericht gab es diese zweite Kette weiter oben auf der Rampe und wohl genügend Polizisten dafür, wenn wohl auch nur mit Müh und Not, hier wäre interessant von wann bis wann diese Kette bestand, fragen Sie doch bitte auch da mal bei Ihren Kontakten nach: http://www.faz.net/s/RubCCB49507459C498F8E6FA9E990486D14/Doc~E22C5B69612CB48868FF4F9A0C0568144~ATpl~Ecommon~Scontent.html

 "Er sah eine zweite Polizeikette am oberen Ende der Rampe, die ebenfalls gehende Besucher stoppen sollte. Dennoch konnten Dutzende Richtung Tunnel laufen. Erst gegen kurz vor fünf schafften es die Polizisten, die Rampe von oben komplett zu sperren. "

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Westblick schrieb:

Eventuell ein Widerspruch zum mangelnden Personal: Gemäß diesem FAZ-Bericht gab es diese zweite Kette weiter oben auf der Rampe und wohl genügend Polizisten dafür, wenn wohl auch nur mit Müh und Not, hier wäre interessant von wann bis wann diese Kette bestand, fragen Sie doch bitte auch da mal bei Ihren Kontakten nach: http://www.faz.net/s/RubCCB49507459C498F8E6FA9E990486D14/Doc~E22C5B69612CB48868FF4F9A0C0568144~ATpl~Ecommon~Scontent.html

 "Er sah eine zweite Polizeikette am oberen Ende der Rampe, die ebenfalls gehende Besucher stoppen sollte. Dennoch konnten Dutzende Richtung Tunnel laufen. Erst gegen kurz vor fünf schafften es die Polizisten, die Rampe von oben komplett zu sperren. "

Man muss das glaube ich im Verlauf der Zeit sehen, die drei Ursprünglichen Ketten, gehören zu der genuin dafür vorgeshenen Hundertschaft. Im Spiegel wird dann eine zweite Hundertschaft beschrieben, die man über das Geländer heranführt, was natürlich Zeit aufwendig ist:
"Die zweite (...) ist die Pertspektive eines Polizisten, der mit seiner Hundertschaft, Funkrufnahme Jupiter, nachmittags als Verstärkung eintrifft. Er steht auf einer Böschung zwischen zwei Tunnelenden. und erlebt, Besucher genervt einen Weg einen Weg nach draussen suchen, weil Wege versperrt sind, oder es sie gar nicht gibt.
(...)
Um 16:40, nach einer Ewigkeit von 39 Minuten, gab die Polizie dann auch die die Kette auf der Rampe auf. Sie war sinnlos geworden. In diesem Moment bekam der Polizist mei seiner Einsatzhundertschaft Funkrufname Jupiter den Marschbefehl. Bis dahin hatten Sie als Reserve in der Nähe gestanden. Routineeinsatz dachten sie.(...) Es war wie die Verlegung in eine Kampfzone.

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Hier etwas zur Polizeikette:

http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-57630-3.html

Bild 3 und 4 aus dem Bericht: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,711406,00.html

In der Szenariendarstellung " Messung Überfüllung Polizei " 

als Anlage 15 von 43 wird dargestellt wie verfahren werden soll.

einmal Besucherzulauf Strecke,-

dort wird angegeben unter "Verantwortliche" DBAG,Polizei,Veranstalter,Feuerwehr,Ordnungsbehörde,BuPol

dann Besucherzulauf Gelände,-

"Verantwortliche "

Veranstalter

Bleibt noch die Frage wozu gehört der Tunnel und Rampenbereich?

Auf jedenfall wären beide Szenarien zu berücksichtigen.

Für das Gelände wird angenommen: das Gelände wird stark frequentiert und um 18:00 Uhr scheint das Fassungsvermögen erschöpft.Es gibt bereits starkes Gedränge unter den Besuchern.

Für die Strecke wird angenommen: Das Gelände wird stark frequentiert und um 18:00 Uhr wegen Füllung ( zunächst ) für weitere Besucher geschlossen.Es gibt bereits starkes Gedränge unter den Besuchern auf den Zuwegungen und der Druck auf die Einlassstellen erhöht sich und diese drohen nicht mehr gehalten werden zu können.Im weiteren Verlauf droht die Wegführung Ost / die Wegführung West sich zu stark zu füllen.

 

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Sehr geehrter Herr Klaus M. (#49),

die verwaltungsrechtliche Zuständigkeit einzelner Dezernate der Stadt Duisburg kann ich nicht seriös beurteilen. Dies ist aber für das Strafrecht bei aktivem Handeln auch nicht die entscheidende Frage, wie Sie anzunehmen scheinen. Strafrechtliche Verantwortung für aktives Handeln  lässt sich nicht mit mangelnder verwaltungsrechtlicher Zuständigkeit abweisen. Zudem ist die Polizei bei der Gefahrenabwehr immer zuständig. Und die Polizei war nach den Dokumenten auch als "zuständig" in bestimmten Situationen eingeteilt. Insbesondere die Argumentation, die Polizei sei zu Hilfe gerufen worden und sei deshalb nicht verantwortlich, erscheint mir hanebüchen.

Es steht mir nicht an zu sagen, was die Polizei stattdessen hätte tun können, um den Stau aufzulösen. Da schon die geplante und genehmigte Love Parade das Risiko des Staus im Tunnel/Rampenbereich barg und man sich offenbar keine Gedanken darüber gemacht hatte, was man tun könnte, wenn es zu einem Stau kommen sollte, war die Polizei, als man sie rief, in einem echten Dilemma. Das wird man kaum bestreiten können. Leider, auch das wird immer deutlicher, haben die Aktivitäten, die die Polizei dann entwickelt hat, die Situation nicht entschärft sondern verschärft. Da dies über längere Zeit geschah und offenbar keinerlei Maßnahmen ergriffen wurden, um den Fehler zu korrigieren, sieht es deutlich so aus, als habe die Polizei hier eine Mitverantwortung. Ein kleines Beispiel: Es stimmt, der Veranstalter hatte keine Lautsprecheranlage, um die Leute zu informieren oder zu dirigieren. Jedoch: Am Rande der kritischen Situation standen mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei im Weg herum und deren Lautsprecher wurden nicht benutzt, um zumindest die Sperren zu erläutern und die Leute zu beruhigen, ihnen zu erklären was los ist.

Sicher haben viele Beamte richtig gehandelt und ihr Bestes getan, aber hier sind auch eklatante Fehler gemacht worden (neben den Fehlern der anderen Akteure im Organisations- und Genehmigungsbereich)

Besten Gruß

Henning Ernst Müller

 

Henning Ernst Müller schrieb:

Ein kleines Beispiel: Es stimmt, der Veranstalter hatte keine Lautsprecheranlage, um die Leute zu informieren oder zu dirigieren. Jedoch: Am Rande der kritischen Situation standen mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei im Weg herum und deren Lautsprecher wurden nicht benutzt, um zumindest die Sperren zu erläutern und die Leute zu beruhigen, ihnen zu erklären was los ist.

Sie meinen also:
zu einem bestimmten Zeitpunkt hätte die Polizei aus der Rolle des Freund und CrowdManager Helfers heraus kommen müssen, und die Regie übernehmen sollen.
Die Frage ist wann, konnte man merken, dass es mit Unterstützung nicht getan ist. Sondern Regie angesagt ist. Das verweist natürlich auch auf den Krisenstab, und die Lopavent Security Leitung.
Jedenfalls war ja mit der Telefonkonferenzein Instrument zum Krisenmanagement vorgesehen, und auch klare Entscheidungsstrukturen, wenn man keinen Konsens findet:
Da klafft eine nahezu unglaubliche Lücke zwischen den beiden relevanten Televonkonferenzen um 15:15 und 16:40.

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Henning Ernst Müller schrieb:

die verwaltungsrechtliche Zuständigkeit einzelner Dezernate der Stadt Duisburg kann ich nicht seriös beurteilen. Dies ist aber für das Strafrecht bei aktivem Handeln auch nicht die entscheidende Frage, wie Sie anzunehmen scheinen. Strafrechtliche Verantwortung für aktives Handeln  lässt sich nicht mit mangelnder verwaltungsrechtlicher Zuständigkeit abweisen. Zudem ist die Polizei bei der Gefahrenabwehr immer zuständig. Und die Polizei war nach den Dokumenten auch als "zuständig" in bestimmten Situationen eingeteilt. Insbesondere die Argumentation, die Polizei sei zu Hilfe gerufen worden und sei deshalb nicht verantwortlich, erscheint mir hanebüchen.

Dass die Polizei bei der Gefahrenabwehr immer zuständig ist, ist schlicht falsch, um nicht zu sagen hanebüchen. Warum schreiben Sie das? Dass es Absprachen über die Verantwortlichkeiten bei verschiedenen Szenarien gab, ist dagegen richtig. Bei dem hier in Frage kommenden Szenario "Besucherzulauf Gelände" ist auch eindeutig der Veranstalter als Verantwortlicher ausgewiesen und bei dem abgesprochenen Massnahmen in diesem Fall heisst es "Prüfung der Schließung des Geländes in Absprache mit den BOS..." durch die Ordnungsbehörde. Da ist meines Erachtens nach nur deklaratorisch die Gesetzeslage noch einmal niedergeschrieben worden.

Die Polizei sei nur zur Hilfe gerufen worden und deshalb nicht verantwortlich, hat so auch niemand gesagt. Jäger/Wehe haben lediglich darauf hingewiesen, dass es aus ihrer Sicht klare Absprachen hinsichtlich der eingesetzten Ordner (im Vorfeld der Veranstaltung) und der durchgeführten Massnahmen am Veranstaltaltungstag (Schließung der Eingangsschleusen/Auflösen des Staus oben an der Rampe) gab und dass diese Absprachen seitens des Veranstalters nicht eingehalten wurden. Die Übernahme der Verantwortung für selbstständig getroffene oder erbetene Massnahmen, hat niemand in Abrede gestellt. Ich finde es durchaus legitim, dass man da die Situation aus Sicht der Polizei darstellt und auch das Verschulden da ablädt, wo es hingehört.

Dass Sie hier a) die Zuständigkeiten falsch darstellen, b) der Polizei eine Argumentation unterstellen, die sie so nicht führt und c) das auch noch als hanebüchen bezeichnen und mit Roland-Koch-Zitaten garnieren, hat mit einer ausgewogenen Betrachtung nicht mehr allzu viel zu tun .. im Gegenteil.

 

Henning Ernst Müller schrieb:

Es steht mir nicht an zu sagen, was die Polizei stattdessen hätte tun können, um den Stau aufzulösen. Da schon die geplante und genehmigte Love Parade das Risiko des Staus im Tunnel/Rampenbereich barg und man sich offenbar keine Gedanken darüber gemacht hatte, was man tun könnte, wenn es zu einem Stau kommen sollte, war die Polizei, als man sie rief, in einem echten Dilemma. Das wird man kaum bestreiten können.

Leider, auch das wird immer deutlicher, haben die Aktivitäten, die die Polizei dann entwickelt hat, die Situation nicht entschärft sondern verschärft. Da dies über längere Zeit geschah und offenbar keinerlei Maßnahmen ergriffen wurden, um den Fehler zu korrigieren, sieht es deutlich so aus, als habe die Polizei hier eine Mitverantwortung. Ein kleines Beispiel: Es stimmt, der Veranstalter hatte keine Lautsprecheranlage, um die Leute zu informieren oder zu dirigieren. Jedoch: Am Rande der kritischen Situation standen mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei im Weg herum und deren Lautsprecher wurden nicht benutzt, um zumindest die Sperren zu erläutern und die Leute zu beruhigen, ihnen zu erklären was los ist.

Sicher haben viele Beamte richtig gehandelt und ihr Bestes getan, aber hier sind auch eklatante Fehler gemacht worden (neben den Fehlern der anderen Akteure im Organisations- und Genehmigungsbereich)

Um das ganz klar zu sagen: Auch ich halte die zu lange bestehende Polizeikette auf der Rampe für unmittelbar ursächlich für das Geschehen. Die Mitverantwortung kann die Polizei nicht leugnen. Sie gehen aber mit den unzuständigen Akteuren schärfer ins Gericht als mit den zuständigen Akteuren, die dieses Dilemma verursacht haben, und das auch noch, nachdem Sie ihnen falsche Verantwortlichkeiten untergeschoben haben.

Die Lautsprecher der Einsatzfahrzeuge kann man in der Situation auf der Rampe im übrigen komplett vergessen. Von den damit getätigten Durchsagen versteht man bei der Geräuschkulisse auf der Rampe in fünf Metern Entfernung nichts mehr. Es wäre evtl. einen Versuch wert gewesen, ok. Aber im Grunde ist es wieder das gleiche: Der Veranstalter hatte oben an der Rampe Sattelzüge mit zigtausend-Watt Soundanlagen. Eine einzige Durchsage über einen Truck am Rampenkopf mit der Aufforderung zum Freimachen der Rampe, wäre evtl. ausreichend gewesen. Das wäre eine Massnahme des für das Veranstaltsaltungsgelände zuständigen Beteiligten. Stattdessen nehmen Sie ein Beispiel, um einem Beteiligten, der mit unzureichenden Kräften (so geplant aufgrund der Verantwortlickeiten) auf dem Gelände ziemlich nackt dasteht, einen möglichen Fehler zu unterstellen.

 

PS: Das Roland-Koch-Beispiel war total daneben. Das tut einem Wahl-Hessen, der für Koch wirklich nicht verantwortlich ist, extrem weh :-)

 

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Was ich unter #49 schrieb,war für #45 gedacht,damit zu ersehen wäre,warum die Polizei vermutlich so handelte.

Für mich ergeben sich ganz andere Gesichtspunkte.

Wenn man davon ausgeht unter welchen Vorraussetzungen es zur Annahme des Projektes Loveparade für Duisburg kam, stellt sich alles in der Abwicklung anders dar,als es nachträglich erfolgte.

Die Vorlage zur Fläche der Firma Aurelis? zum 25.09.2009 ( Gelände Alter Güterbahnhof ) ist mit 258.895m2 ausgewiesen.Die Firma Aurelis würde für die Loveparade die Fläche herrichten und es stünden 258.000m2 zur Verfügung.Für Lovapent stand das musikalische Konzept fest.Nicht klar war, in welcher Form es ablaufen sollte.

Alle Unterlagen, wie der Verlauf der Planungen,Überlegungen,Gespräche besonders aller Änderungen war, liegen dem Ausschuß vor.

Das zu nutzende Gelände wurde zum Schluß aus Kostengründen bis auf 110.000m2 reduziert.Man nahm billigend und vorsätzlich in Kauf, dass es nur einen Eingang gab,der gleichzeitig als Ausgang diente.Die ausgearbeiteten Sicherheitsmaßnahmen Seitens Lovapent,hörten sich schlüssig an und wurden was technisch, grapfischen darzustellen war dokomentiert. So wurde auch einzeln beschrieben, wie viele Ordner und Sicherheitskräfte an welchen Orten eingesetzt werden.z.B. 8 Ordner als Begleiter um die Floads, einer als Beifahrer mit Funk im Fload.Mit 17 Kameras konnte das Gelände durchgehend,einschließlich Tunnel bis zur Einlassschleuse West + Ost, eingesehen werden.

Alles in allem konnte davon ausgegangen werden, dass der Veranstalter wissen mußte,dass er nicht nur für das musikalische Konzept und den Medienrummel darum zuständig ist.

Er hat schriftlich so tuen lassen, als hätte er alles im Griff und Ahnung von dem was er macht.Trotzallem er wußte,dass Duisburg wegen der Lage des Veranstaltungsgelände besondere Anforderungen stellte.Er hat es billigend in Kauf genommen, und keine ELA eingerichtet,das Gelände verspätet geöffnet,eine neonfarbige Markierung auf der die  Floads fahren sollten,gabs die?Abdeckungen,Hinweisschilder fehlten und was noch schlimmer war,keine Kommunikation zwischen den Ordner über das gesamte Gelände.Jeder wurschtelte in seinem Abschnitt für sich.

Die aussagekräftige Veranstaltungsbeschreibung vom 16.07.2010 war als Grundlage anzusehen.

Dass die Polizei dann eingreifen sollte um Gefahren abzuwehren und dass auch nur da, wo sie es selber gerade feststellen konnten,da hier auch die nötige Information fehlte, wie konnte das funktionieren?

Die ständige Änderung der Planung und Anmahnung von genehmigungspflichtigen Unterlagen bis noch kurz vor Beginn der Veranstaltung,hätte alleine schon zu einer Absage der Veranstaltung führen müssen.

 

 

 

 

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Ich frage hier einfach noch mal nach, was an der Einrichtung der unteren Kette (nicht deren Auflösung) eigentlich unklar ist.

DER SPIEGEL:
Schliesslich entschied der (Polizeiführer) auch ohne Rücksprachen, die Sicherheitsleute zu unterstützen. Aber während im Osttunnel schliesslich um 15:45 eine Polizeikette stand, dauerte es im Westtunnel naoch mal zehn Minuten länger. (...) Es hätte auch nicht mehr bedrohlich werden müssen. Im Tunnel standen die Polizeiketten sicher. Vor dem Tunnel sollten die Sicherheitsdienste auf Anweisung des Crowd Managers die Schleusen öffnen. Um 16:01 stellte sich dann noch eine dritte Polizeikette auf. Diesmal draussen auf der grossen Rampe. Weit unten damit nicht noch mehr Menschen nach oben zu den Floats drängeten. Den Pfropf vergrösserten.

Das einzige was ich noch ergänzen würde:
damit nicht nach Hause wollende Besucher den beiden Polizeiketten in den Rücken fielen.
Der grund für den exakten Ort auf der Rampe sehe ich darin, dass da die schmalste Stelle ist.

Wo sind bisher offenen Fragen?

Jetzt muss man meiner Meinung nach wissen, ab wann muss jedem Klar sein: der Pfropf wird nicht aufgelöst? (Schaller präsentiert immerhin noch um 16:47 die "Rattenfängermethode")

Wann mus je Einlassstelle klar sein:
Lopavent setzt die Schliessung nicht um,
hat die jeweilige Einlassstelle vielleicht bereits ganz aufgegeben.

Wie auch immer: auch dann muss glaube ich, muss eine Telefonkonferenz oder jemand mit Aufsicht / Überblick handeln und koordinieren.

Aber, wie gesagt, wenn ich wirklich einen blinden Faktenfleck habe, werde ich versuchen, den aufzuhellen.

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Auf der Webseite des Europäischen Verbandes der Veranstaltungsstätten (EVVC e.V,) gibt es einen Kommentar zur Loveparade von Rechtsanwalt Volker Löhr.
Löhr ist Autor des Kommentars, Löhr/Gröger zum Bau und Betrieb von Versammlungsstätten und Mitverfasser des Stadionhandbuchs der DFL zum sicheren Bau und Betrieb von Fußballstadien.
http://www.evvc.org/de/service/rechtsprechung/love-parade-2010loehr.html

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Hallo Herr Evers,

herzlichen Dank für den Link. RA Volker Löhr spricht damit einen Punkt an, über den ich auch bereits nachgedacht hatte:

Zitat: > Die genannten Pflichten obliegen in erster Linie dem Betreiber und nicht dem Veranstalter der Loveparade. Betreiber einer Versammlungsstätte ist „wer rechtlich befugt und tatsächlich imstande ist bestimmenden Einfluss auf den Betrieb der Versammlungsstätte auszuüben“. War dies die Eigentümerin des Geländes des alten Güterbahnhofgeländes, also die ehemalige Bahntochter Aurelis, die auch aktiv an den Behördenterminen und „Sicherheitsgesprächen“ vor der Veranstaltung in Duisburg teilgenommen hat? <

Diese Fragestellung mag manchem spontan ungewöhnlich erscheinen. Tatsächlich hat der Betreiber im Veranstaltungsrecht sehr weitreichende Pflichten hinsichtlich der Sicherheit der Besucher von Veranstaltungen, denen er sich durch auch durch einen entsprechenden Vertrag mit einem Veranstalter nicht einfach entziehen kann.

Beispiel: Wenn jemand einen Konzertsaal anmietet, dort ein Konzert veranstaltet und sich dann herausstellt, dass der Eingang zum Konzertsaal unzureichend war und/oder es nicht ausreichend Fluchtwege gab etc., dann kann sich der Betreiber (i.d.R. Eigentümer) des Veranstaltungsgebäudes hinterher nicht damit seiner Verantwortung entziehen, indem er erklärt, es habe ja einen Veranstalter gegeben, an den er den Saal vermietet habe, und der sei alleinig für die Sicherheit der Besucher zuständig.

Dieser Kommentar des Rechtsanwalts zeigt wiederum deutlich, wie wichtig es ist, dass Expertise im Veranstaltungsrecht im Falle der Loveparade zur strafrechtlichen Untersuchung gehört.

 

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