"Die Wahrheit ist komplexer als Sie hören wollen."
Gespeichert von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg am
Mit diesem treffenden Satz zu einer komplizierten Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit im Zusammenhang mit dem Völkermord in Ruanda endet der Trailer zu „Black Earth Rising“. In der ebenso beeindruckenden wie viel gelobten Netflix-Serie (Kritik in der ZEIT hier) geht es um die schwierige Aufarbeitung des Völkermords in Ruanda, bei dem 1994 in nur 100 Tagen über 800.000 ruandische Männer; Frauen und Kinder brutal abgeschlachtet wurden. Erzählt wird die Geschichte von Kate, die als junges Mädchen dem Genozid entkommen konnte und von einer Frau in Großbritannien adoptiert wird, die als Anklägerin am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag arbeitet. Als ihre Mutter Anklage gegen einen ruandischen General erhebt, der damals den Genozid gestoppt hatte, wird Kate ebenso mit ihrer Vergangenheit als mit den Abgründen der Gegenwart konfrontiert.
Eines Tages wird der Anklägerin von einem jungen Mann vorgehalten, der internationale Gerichtshof sei „neokolonialer Bullshit“ und „westlicher Paternalismus“. Dieser Vorwurf ist nicht von der Hand zu weisen. Bislang beschäftigte sich der IStGH ausschließlich mit Afrika. Die Frage, mit welchem Recht lediglich für Afrika die Umsetzung von Gerechtigkeit nach Den Haag ausgelagert wird, stellt die Serie mit Recht in vielschichtiger Weise.
Die Euphorie der Neunzigerjahre, die zur Errichtung des IStGH führte und in Deutschland ein Völkerstrafgesetzbuch entstehen ließ, ist verflogen. Nach den Geschehnissen in Ruanda kam mit großen Hoffnungen verbunden die Diskussion um ein humanitäres Interventionsrecht in Gang. Davon ist so gut wie nichts mehr geblieben.
Je mehr die westliche Wertegemeinschaft zerfällt, umso mehr ist auch zu befürchten, dass wir die so wichtige Errungenschaft, dass massive Verletzungen des Völkerrechts (Völkermord, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit) durch ein internationales Strafgericht verfolgt werden können, verlieren.
Upadate vom 18.2.2019 hier