Herr Gurlitt, wir müssen uns entschuldigen
Gespeichert von Prof. Dr. Thomas Hoeren am
Ein bedrohter, verfolgter, alter Mann fährt im Zug von Zürich nach München im September 2010. Er sieht sich von allen gebrandmarkt. Er habe Kunstwerke gesammelt und dabei hauptsächlich Raubkunst zusammengerafft. Mehr als 1500 Werke der bildenden Kunst werden beschlagnahmt und dem alten Herrn entzogen. Seine Kunstsammlung ist damit weg und der Ruf ruiniert. Frustriert und verarmt stirbt er bald.
Nach Jahren erst stellt sich heraus, dass unter den 1500 Werken wohl nur bislang sechs Objekte der Raubkunst zu finden sind. Selbst die Kulturstaatsministerin Monika Grütters muss zugeben, dass Gurlitt jetzt weit weniger Raubkunst gesammelt hatte als ursprünglich vermutet. Ein solches Ergebnis der eilends zusammengerufenen „Taskforce“ dürfte eine beispiellose Blamage sein. Die bayerischen Behörden haben 2012 bei der Aufklärung des Falls vollständig überreagiert. Ohne irgend einen Rechtsgrund wurde dem alten Herrn schlichtweg seine gesamte Kunstsammlung weggenommen. Im Gegenzug hielt er eine Entschädigung von banalen 9000 €.
Und heute noch ist der Name Gurlitt gleichbedeutend mit Raubkunst. Der Ruf von Gurlitt muss meines Erachtens rehabilitiert werden. Die damalige Krekeler wie Frau Grütters und andere müssten sich posthum öffentlich entschuldigen. Oder?
https://www.stern.de/kultur/kunst/nazi-raubkunst--warum-der-fall-gurlitt...