Alles gelogen, was die amerikanische Regierung über den Tod von Usama Bin Laden veröffentlicht hat?
Gespeichert von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg am
Seit Jahren steht der ins Zwielicht geratene amerikanische Geheimdienst in der Kritik. Wenn sich jetzt auch noch das bewahrheiten würde, was der bekannte amerikanische Enthüllungsjournalist Seymour M. Hersh behauptet, dann dürfte von der Glaubwürdigkeit nichts mehr übrig bleiben.
Hersh gilt als Reporterlegende, seit er Ende der sechziger Jahre das Massaker von My Lai aufdeckte und als erster über die Folter im Abu-Graib-Gefängnis schrieb.
In dem vor kurzem unter dem Titel „The Killing of Usama Bin Laden“ erschienenen Beitrag in der „London Review of Books“ behauptet Hersh, was die amerikanische Regierung über die Kommandoaktion im pakistanischen Abbottabad am 2. Mai 2011, bei der Bin Laden getötet wurde, bislang veröffentlicht hat, sei alles gelogen:
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Mit finanzieller Unterstützung Saudi-Arabiens sei Bin Laden vom pakistanischen Geheimdienst fünf Jahre lang unter Hausarrest gestanden.
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Über die Kommandoaktion sei der pakistanische Armee- wie auch der pakistanische Geheimdienstchef informiert gewesen. Deshalb hätten die Navy Seals ungehindert in den pakistanischen Luftraum gelangen können.
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Im Haus Bin Ladens habe es kein Feuergefecht gegeben, bei dem auch jener Kurier des Al-Qaida-Chefs getötet worden sein soll, der die CIA unwissentlich zur Unterkunft geführt haben soll.
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Im Haus sei kein geheimdienstlich relevantes Material gefunden worden.
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Bin Laden sei nicht im Meer bestattet, sondern seine Leiche sei aus einem Hubschrauber geworfen worden.
Das klingt sensationell und wäre ein Skandal, zumal die Operation gegen Bin Laden zu den großen Erfolgen in Obamas erster Amtszeit zählt. Die amerikanischen Medien stehen dem Artikel überwiegend ablehnend gegenüber, zumal sich Hersh hauptsächlich nur auf amerikanischen Geheimdienstmitarbeiter beruft, dessen Namen er nicht nennt (hier zusammenfassende Berichte von SPIEGEL online und in faz.net).
Der jetzt 78-jährige Hersh setzt seinen herausragenden Ruf aufs Spiel, wenn seine Behauptungen widerlegt werden. Das ist aber bislang noch nicht der Fall. Er hat es verdient, dass man seine Recherchen ernst nimmt und nunmehr überprüft. Es wäre nicht das erste Mal, dass es etwas länger dauert, bis die Wahrheit ans Licht kommt.