Neue Horror-Droge in der Szene: Fentanyl
Gespeichert von Dr. Jörn Patzak am
Wieder mal gibt es Berichte über eine neue Droge in der Szene, es handelt sich diesmal nach Krokodil, Oxi und „Calvin Klein“ um Fentanyl. Die Münchener Abendzeitung schreibt in einem Artikel vom 15.06.2012, dass es im Raum München bereits 8 Tote nach dem Konsum von Fentanyl gegeben habe.
Fentanyl ist eine synthetisch hergestellte Droge auf Morphinbasis. Sie unterfällt als verschreibungsfähiges Betäubungsmittel der Anl. III zu § 1 Abs. 1 BtMG. Die pharmakologischen und toxikologischen Wirkungen ähneln denen von Heroin. Wegen ihrer hohen Wirkungspotenz eignen sich Fentanyle besonders als betäubend wirkende Schmerzmittel und als Narkosemittel. Es gibt ca. 1.000 Variationen, die zum Teil 100- oder 1000-fach so stark sind wie Morphin (Körner/Patzak/Volkmer, BtMG, 7. Auflage, Stoffe/Teil 1, Rn. 294, 297). Fentanyl-Pflaster werden häufig in der Schmerzmedizin verwendet. Sie werden einige Tage getragen und dann weggeworfen.
Nach dem Bericht der Münchener Abendzeitung nehmen Drogenabhängige die weggeworfenen Pflaster aus dem Müll der Krankenhäuser oder lassen sich als vermeintliche Fentanyl-Patienten solche Pflaster verschreiben. Die Pflaster würden dann auf die Haut geklebt, in den Mund gelegt oder ganz gegessen. Zum Teil werde das Fentanyl auch aus den Pflastern herausgekocht und zur intravenösen Injektion aufbereitet.
Fentanyl ist höchst gefährlich. Es führt zu einer gefährlichen Verlangsamung der Atmung und des gesamten Stoffwechsels bis hin zum Atemstillstand.
Eine Variante aus der Fentanyl-Gruppe, das Carfentanyl, erlangte im Jahr 2002 traurige Berühmtheit. Es wurde von den Einsatzkräften in einem Musicaltheater in Moskau eingesetzt, um Geiselnehmer aus Tschetschenien zu überwältigen. Das durch Luftschächte eingeleitete Carfentanyl (mit dem Narkosemittel Halothan vermischt) tötete zahlreiche Geiselnehmer und Geiseln (Körner/Patzak/Volkmer, BtMG, 7. Auflage, Stoffe/Teil 1, Rn. 303).