In deutlichen Worten hat der Hamburger Musiker Jan Delay über seine Facebook-Seite die derzeitige Abmahnpraxis der Musikindustrie kritisiert:
im letzten jahr hat es 800.000 (!) abmahnungsverfahren wg. illegalen downloads gegeben. heißt: windige anwälte beschäftigen billiglöhner, die den ganzen tag nix anderes tun als ip-adressen von illegalen saugern aufzuschreiben um diese mit einem bußgeldbescheid von durchschnittlich 1500 euro abzumahnen und mit Gerichtsverfahren zu drohen falls nicht gezahlt wird. heraus kommt das stolze sümmchen von 1,2 Milliarden (!!), welches unter den anwälten und den plattenfirmen gesplittet wird. die künstler sehen davon nix! das sind alles miese schweine!! saugt bitte alle ruhig weiter, und lasst euch nicht erwischen! kein peer 2 peer!! und wenn es Künstler gibt, die ihr schätzt und die sich den arsch aufreißen um gute platten zu machen: bitte supported sie!!"
Keine 48 Stunden später rudert Delay zurück - auf Intervention seiner Produktionsgesellschaft: "
universal mich darauf hingewiesen, daß bei meiner letzten abrechnung auch ein nicht gerad geringer betrag aus solcherlei erlösen stammte.. peinlich"
Aber er bleibt hart:
dieses ekelige kriegsgewinnler geld will ich aber gar nicht haben! ich werde das komplett spenden, auch in zukunft! und es ändert nichts daran, daß ich diese art von geschäftemacherei um die einbrechenden umsätze zu kompensieren ein unding finde! anwälte, die ihr komplettes geschäft darauf basieren lassen kids, studenten oder sonst wen mit abstrusen summen abzuzocken, sind miese schweine!
Quelle: http://www.facebook.com/jandelay/posts/10150420694576602
Ähnlich scharf kritisiert jetzt Neelie Kroes, EU-Kommissionsvizechefin und zuständig für die Digitale Agenda, die derzeitigen Hypertrophien im Urheberecht. In ihrer Avignon-Rede vom 19. November 2011 erklärte sie, dass die Bürger zunehmend das Wort "Urheberrecht und alles, was dahintersteckt" hassen würden. Die Masse der Einnahmen der Medien- und Kulturindustrie komme nicht bei den Kreativen an. Junge Künstler müssten oft von 1.000 Euro im Monat leben. 97,5 Prozent der Mitglieder einer großen Verwertungsgesellschaft in Europa erhielten unter 1.000 Euro im Monat für ihre urheberrechtlich geschützten Werke. Und nur wenige Künstler verdienten wirklich viel Geld.
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=SPEECH/11/777&fo...