St. Augustin - verhinderter Angriff einer Schülerin auf ihre Schule
Gespeichert von Prof. Dr. Henning Ernst Müller am
Der gestern verhinderte Angriff auf eine Schule in St. Augustin (glücklicherweise blieb es bei einer schwer verletzten Schülerin, die wohl Schlimmeres verhütet hat) entspricht in einigen Aspekten nicht dem Bild, das man meinte, aus den vergangenen Schulamokfällen gewonnen zu haben. Eine Schülerin ohne Zugang zu Schusswaffen entspricht auch wohl kaum den Kriterien, die man aus vergangenen Fällen isolieren konnte.
Für mich zeigt sich, dass es sich bei solchen Fällen um (Einzel)fälle handelt, die kaum vorhersagbar sind. Welche Problematik - ob in Schule oder im Elternhaus oder im Bekanntenkreis hier als Ursache in Betracht kommt oder ob eine spezielle psychische Störung den Hintergrund bildet, wird sicher in den nächsten Tagen und Wochen untersucht und erörtert werden.
Solange man nichts zum konkreten Fall weiß, lassen sich aber schon einmal Experten mit Plattitüden zitieren, so von Spiegel Online: "Vom evolutionsbiologischen Ansatz her betrachtet haben Männer und Frauen sozusagen unterschiedliche Funktionen", sagte der Direktor des Instituts für Psychologie der Uni Hildesheim, Werner Greve, und wies auf die Aufgaben des Mannes als "Jäger oder Krieger" hin: "Frauen können durchaus auch aggressiv sein, aber typischerweise nicht mit Messern oder Maschinengewehren", sagte Greve weiter. Bei psychischer Gewalt wie Mobbing stünden sie Männern aber keinesfalls nach."
Der "typische" Mann also zieht als Jäger und Krieger mit Messern und Maschinenpistolen los. Ich möchte da gern gleich ein paar Fragezeichen anbringen.
Und es gibt auch schon die erste Forderung nach Konsequenzen: Die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer (CDU) forderte am Dienstag eine intensivere Beschäftigung mit Mädchen als Gewalttäterinnen. "Wir haben ein Stück weit Mädchen ausgeklammert", sagte sie beim Besuch des Albert-Einstein-Gymnasiums. Das Täterprofil für Amokläufer müsse deutlich erweitert werden.
Das Problem ist jedoch, dass es bisher schon kein nützliches Profil gibt. Das, was an "Kriterien" bisher gesammelt wurde, trifft auf viel zu viele (männliche) Schüler zu, um wirksam Prävention zu betreiben. Wenn man nun das "Profil" um Mädchen erweitert, wird es noch weniger nützlich sein. Insbesondere wenn diese Schüler-innen eben "unauffällig" sind und eben nicht als "Gewalttäter-innen" im Schulalltag erkannt werden können, Auch schon beim Täter von Winnenden hieß es, er sei "unauffällig" gewesen.
Heute konnte man auch beobachten, ob die Medien nach der Kritik im Anschluss an den Fall von Winnenden anders reagieren. Auffällig: Das Gesicht der Beschuldigten ist überall verpixelt oder geschwärzt - allerdings ist auf google news das unveränderte Foto zu sehen - auch bei den Medien, die das Foto auf ihrer website dann verpixeln, die Technik scheint da noch nicht ausgereift zu sein.