GhostNet: Spionagenetzwerk infiltriert angeblich Regierungsrechner
Gespeichert von Jan Spoenle am
Wie Tagesschau.de, NTV und die Website des Stern heute allesamt mit der wortgleichen Reuters-Meldung berichten, wollen kanadische Forscher ein "riesiges Spionagenetzwerk" namens GhostNet entdeckt haben, das über tausend Rechner in mehr als hundert Ländern infiltriert haben soll - darunter sogar der Rechner des Dalai Lama. Einen Link zu weiterführenden Informationen sucht man aber ebenso vergeblich wie eine entsprechende Meldung auf der Website des verantwortlichen Munk Centre des Trinity College Toronto.
Insofern würde mich schon interessieren, was dieses vergleichbar kleine Botnetz von anderen seiner Art derart unterscheiden soll, dass es eine Twitter-Meldung des Tagesschau-Accounts wert ist – und wie man ausgerechnet den Rechner des Dalai Lama untersuchen konnte. In diesem Zusammenhang wäre natürlich auch interessant, welches Betriebssystem der weise Mann bevorzugt ... Dass sich der gleichnamige deutsche Internet-Provider GhostNet über die zusätzliche Publicity freut, darf man hingegen getrost bezweifeln.
In jedem Fall wäre es keine große Überraschung, sollte sich die Meldung nicht als verfrühte April-Ente herausstellen. Da der Auslandsgeheimdienst der Bundesrepublik Deutschland zur Wahrung unserer Sicherheitsinteressen im Ausland Computer aus der Ferne durchleuchtet, kann man keineswegs davon ausgehen, dass konkurrierende Dienste diese Möglichkeiten nicht ebenfalls nutzen. Die anscheinend in solchen Fragen versierten Forscher aus Kanada meinen, die Spuren deuteten nach China – aber es "könnte auch der CIA oder die Russen sein." Na dann.