Urheberrecht: Was macht eigentlich Ver.di?
Gespeichert von Prof. Dr. Thomas Hoeren am
Die Gewerkschaft Ver.di hat nun kürzlich ihr Positionspapier zum Urheberrecht veröffentlicht
http://www.netzpolitik.org/wp-upload/verdi_Urheberrecht_Position.pdf
Das Papier sorgt in vielen Kreisen für Unmut. Es zeigt aber auch, wes Geistes Kind viele Gewerkschaften im Urheberrecht sind. Die Sachkompetenz läßt dort zu wünschen übrig, da man das Urheberrecht zu spät als eigenes Thema begriffen hat. Deshalb schließt man sich schnell der Meinung der mächtigen Verwerter an und fordert zum Beispiel Leistungsschutzrechte für Verleger (als Gewerkschaftsvertreter der Kreativen/Urheber!).
Man möge den Lackmus-Test machen: Der Beck-Blog-Leser schließe gedanklich die Augen und lese den obigen Text als Papier des Bundesverbandes Musik. Das funktioniert!
Wo steht im Papier etwas von der unreichenden Bezahlung der Kreativen, vom Schutz gegen Rechtebuyout, von der Notwendigkeit einer grundlegenden Reform des Urhebervertragsrechts? Wo ist die Kritik an den Machenschaften mancher Verwertungsgesellschaften und der Ruf nach stärkerer Aufsicht (aber im Papier wird ja darauf verwiesen, daß die Gewerkschaften selbst in den Gremien der Verwertungsgesellschaften sitzen)? Eingeprügelt wird statt dessen auf die bösen Nutzer des Internet, auf "Aggregatoren", "Tauschbörsen", "Internet Services", Open-Content-Kreative, Kulturflatratevertreter .... Daß Kreative selbst ihrerseits Nutzer sein, daß etwa Journalisten ihrerseits nicht nur schreiben, sondern auch fremde Informationen nutzen, wird nicht gesehen.
Und so bleibt ein schaler Geschmack, wenn Ver.di und Verwerter gemeinsame Front machen.