Verherrlichung von Magersucht im Internet - Bundesprüfstelle indiziert Blog
Gespeichert von Prof. Dr. Marc Liesching am
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat erstmals mit Entscheidung vom 04.12.2008 (Nr. 5601) einen Blog im Internet indiziert, der Anorexie und Magersucht (Anorexia nervosa) in Gedichten, so genannten „Glaubensbekenntnissen", Handlungsanweisungen und „Motivationsverträgen" extrem positiv darstellt und glorifiziert.
Medieninhalte, die suggestiv fordernd auf Kinder und Jugendliche einwirken, um sie zu Lebensweisen zu drängen, welche dem Erziehungsauftrag, der auch die Sorge um das körperliche Wohl umfasst, widersprechen, erfüllen nach Auffassung der BPjM den Tatbestand der Jugendgefährdung. Solche Medieninhalte unterliefen Elternrecht- und -pflicht und nötigten Kinder und Jugendliche, sich dem Erziehungsbemühen zu entziehen. Nach Ansicht der Bundesprüfstelle gefährden und behindern entsprechende Inhalte nachhaltig ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.
In einem Grundsatzbeschluss hatte das 12er-Gremium bereits im vergangenen Jahr festgestellt, dass Medien als jugendgefährdend einzustufen sind, die dazu auffordern, sich oder anderen Menschen (schwere) körperliche Schäden zuzufügen (z.B. Aufforderung zum Selbstmord, Aufforderung zur Nahrungsverweigerung, die zu extremen Mangelerscheinungen bis zum Tode führen können [Proanorexie]). Weiterhin seien solche Medien jugendgefährdend, die ein Verhalten verherrlichen oder verharmlosen, das zu körperlichen Schäden führen kann; so z.B. die Verherrlichung von Drogenkonsum und exzessiven Alkoholkonsums bei Negierung der damit einhergehenden Suchtgefahr und den möglicherweise eintretenden schweren körperlichen Schäden.
Die Entscheidung der Indizierung des Anorexie verherrlichenden Blogs im Volltext.
Die Entscheidung wird auch abgedruckt in der kommenden Ausgabe BPjM-aktuell 1/2009, die im Februar erscheint.