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Gefangeneneinkauf - ein Problem?

Meyer-Falk

2014-05-13 09:37

Wer diese Zeilen hier am Computer liest, kann einfach und jederzeit einkaufen gehen – Gefangene können das nicht. Sie sind darauf angewiesen, dass die Haftanstalt einen Vertragshändler mit der Belieferung von Waren des täglichen Bedarfs beauftragt.

Entweder richtet ein Händler vor Ort einen kleinen „Tante-Emma“-Laden ein, oder aber es werden Bestelllisten ausgegeben, die dann auszufüllen sind und die Waren werden einige Tage später, in Kisten kommissioniert, geliefert. So weit – so einfach.

Problematisch ist schon das Sortiment, denn die Sicherheitsbeauftragten der Haftanstalten sind bestrebt, möglichst jedes auch nur irgendwie denkbare Risiko zu vermeiden: So gibt es fast nirgends mehr Produkte in Glas (scharfkantige Waffe, wenn man das Glas zerschlägt). Pfeffer auch nicht (Waffe, wenn er in die Augen geblasen würde). Rasierwasser wurde gleichfalls verboten (Schwerstalkoholiker trinken auch das; zudem ist durch den enthaltenen Alkohol ein Brandbeschleuniger denkbar). Und das sind nur wenige Beispiele von unzähligen; selbst auf die Idee, Getränke in 1,5 ltr-Plastikflaschen zu verbieten, kam man schon (für Haschisch-Raucher ließe sich so ein Bong bauen).

Und die Preise des jeweiligen Kaufmanns sind ein weiteres Diskussionsthema, denn mangels Konkurrenz können Gefangene nicht auf Marktteilnehmer ausweichen, so dass es verlockend ist für Vertragshändler, die Preise immer weiter nach oben zu schrauben. Am Beispiel eines bayrischen Unternehmens, welches mittlerweile über 70 Haftanstalten beliefert, bis hinauf nach Berlin (Tegel), zeige ich hier (https://linksunten.indymedia.org/de/node/96979) auf, welche Konflikte es in diesem Bereich gibt.

Thomas Meyer-Falk, z. Zt. JVA Freiburg

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