Das Oktoberfest-Attentat – Eine Bombe mit Sprengkraft bis zum heutigen Tag

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 04.02.2015

Die Bombenexplosion am 26. September 1980 am Haupteingang zum Münchner Oktoberfest war mit 13 Toten (darunter der Bombenleger Gundolf Köhler) und 211 Verletzten der blutigste Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik. Zwischenzeitlich gilt als nahezu gesichert (und damit die offizielle Einzeltäter-Version nachhaltig erschüttert), dass für den Anschlag nicht allein der Bombenleger verantwortlich war. Es ist vor allem das große Verdienst des unermüdlich ermittelnden Journalisten Ulrich Chaussy und des Opferanwalts Werner Dietrichdass der Generalbundesanwalt vor wenigen Wochen die Ermittlungen wieder aufgenommen hat.

Heute Abend lief in der ARD der aufwühlende Doku-Spielfilm "Der blinde Fleck – Das Oktoberfest Attentat" mit Benno Führmann als Ulrich Chaussy und im Anschluss die sehenswerte Dokumentation "Attentäter – Einzeltäter? – Neues zum Oktoberfest Attentat" (beides eingestellt in der ARD Mediathek). Die Webdokumentation "Das Oktoberfest-Attentat. Spurensuche“ beschäftigt sich u.a. mit historischen Audio- und Videoaufnahmen und Ausschnitten mit dem Fall; man kann auch in den Unterlagen des Journalisten blättern und sich selbst ein Bild von den Ermittlungen machen.

Dass nach fast 35 Jahren im Zusammenhang mit der abgetrennten Hand, die im Zuge der Ermittlungen verloren gegangen ist (und mit der sich die Ermittlungsbehörden zunächst einmal nicht beschäftigen wollten), die Spur zu einem möglichen Mittäter führen könnte, belegt, was ein Film bewirken kann.

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2 Kommentare

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Lieber Herr von Heintschel-Heinegg,

leider ist es wieder die Politik, die eine Aufklärung dieses Anschlags selbst nach so langer Zeit verhindert. In der SZ heißt es:

In einer kleinen Anfrage hatte die Linksfraktion nach den Akten von BND, Verfassungsschutz und MAD gefragt und eine interessante Antwort bekommen: nämlich keine. Die Informationen seien "so sensibel, dass selbst ein geringfügiges Risiko des Bekanntwerdens unter keinen Umständen hingenommen werden kann", schreibt die Bundesregierung.

Und vorher heißt es im Artikel:

Die Bundesregierung ist nicht bereit, die Akten herauszugeben. Zumindest nicht an den Bundestag, der nach diesen Schriftstücken gefragt hatte. Und wie vor bald 35 Jahren muss wieder das gleiche Argument herhalten: Der Quellenschutz für jene V-Leute, die damals für die Geheimdienste die rechte Szene ausleuchten sollten. Noch immer sieht die Bundesregierung Gefahr für Leib und Leben dieser Männer - obwohl die mittlerweile alte Herren sind und manche, wie Hans Ulrich Behle, ihre Tätigkeit als V-Mann längst selbst preisgegeben haben.

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/oktoberfest-attentat-bundesregierung...

Wie schon im Fall der Ermordung Siegfried Bubacks durch RAF-Terroristen verweigert die Politik zugunsten der Geheimdienste die Aufklärung auch nach Jahrzehnten. Ich halte das für ein Armutszeugnis des Rechtsstaats, schlicht unwürdig für die Demokratie.

Besten Gruß

Henning Ernst Müller

 

Im Zusammenhang mit den laufenden Ermittlungen des Generalbundesanwalts zum Oktoberfestattentat haben die Bundestagsfraktionen von Grünen und Linken Organklage zum Bundesverfassungesgericht eingereicht, um die Regierung zur Herausgabe u.a. über mögliche V-Leute der rechtsradikalen "Wehrsportgruppe Hoffmann" zu zwingen.

 

http://www.tagesspiegel.de/politik/gruene-und-linke-klagen-in-karlruhe-w...

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