Eurostat: Die Deutschen nutzen die Cloud weniger als andere

von Dr. Axel Spies, veröffentlicht am 17.12.2014

Einige interessante Infos der EU-Statistikbehörde: EU-weit nutzen nahezu zwei Drittel (65 %) aller Personen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren täglich das Internet, gegenüber weniger als einem Drittel (31 %) im Jahr 2006. Im selben Zeitraum fiel der Anteil der Personen in der EU28, die noch nie das Internet genutzt hatten, von 43 % im Jahr 2006 auf 18 % im Jahr 2014. Der Anteil der täglichen Nutzer an der Bevölkerung reichte im Jahr 2014 von 32 % in Rumänien bis 85% oder mehr in Dänemark (85 %) und Luxemburg (87 %) (Deutschland 72 %).

Gleichzeitig stieg die Nutzung von Cloud Diensten. In der der EU28 nutzten 21 % der Bevölkerung im Alter zwischen 16 und 74 Jahren Speicherplatz im Internet.  Die Nutzung von Cloud Diensten zur Datenspeicherung war in Dänemark (42 % der Personen), dem Vereinigten Königreich (38 %), in Luxemburg und Schweden (je 35 %) sowie in den Niederlanden (34 %) besonders beliebt, während der Anteil in Litauen, Polen und Rumänien (je 8 %) unter 10 % lag. Insgesamt nutzte nur eine Minderheit kostenpflichtige Cloud Diensten (11%).

Bei den deutschen Unternehmen liegt laut einer anderen neuen Eurostat-Statistik die Cloud-Nutzung für 2014 nur bei 11%. Die höchsten Anteile von Unternehmen, die im Jahr 2014 Cloud Dienste nutzten, fanden sich in Finnland (51%), Italien (40%), Schweden (39%) und Dänemark (38%).

Was meinen Sie: Ist die Cloud-Abstinenz der Deutschen verglichen mit den anderen ein Wettbewerbsnachteil oder eher vorteilhaft (z.B. aus Datenschutzgründen)?

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10 Kommentare

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Das NIST listet fünf essenzielle Charakteristika für Cloud Computing:

  • Selbstzuweisung von Leistungen aus der Cloud durch den oder die Nutzer, die bei Bedarf bereitstehen soll (Self-service provisioning und As-needed availability).
  • Skalierbarkeit bietet die Entkopplung von Nutzungsschwankungen und Infrastrukturbeschränkungen (scalability).
  • Zuverlässigkeit (reliability) und Ausfalltoleranz (fault-tolerance) garantieren permanent definierte Qualitätsstandards der IT-Infrastruktur für den Nutzer.
  • Optimierung und Konsolidierung bietet Effizienz und Ökonomie in Anpassung an fortlaufende Umweltschutzstandards, die sukzessive vom Cloud-Diensteanbieter optimiert werden können (Optimization/Consolidation).
  • Qualitätssicherung und -kontrolle kann fortlaufend durch den Diensteanbieter überwacht und sichergestellt werden, ohne dass die Nutzer belastet werden müssten (QoS – Quality of Service).

 

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Das klingt doch alles sehr positiv... Aber wägt das die datenschutzrechtlichen Nachteile auf? Mittlerweile gibt es ja einige juristische "Kochbücher", wie man das CC juristisch in den Griff bekommen kann. Wie denken Sie darüber?

Es ist ein Wettbewerbsnachteil, und zwar deswegen, weil die Cloud-Nutzung sehr direkt mit der Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen (also richtigem Breitband mit zweistelligen Mbps) zusammenhängt; die Rangfolge o.g. Länder ist hier nahezu identisch (mit wenigen Ausnahmen wie Italien und Rumänien).

Und da ist D bestenfalls Mittelmaß, die "Cloud-Abstinenz" sozusagen erzwungen. Mehr lässt sich daraus nicht ablesen.

 

Danke. Die Furcht vor einem heimlich Abgreifen der Daten in der Cloud und vor Hacking spielen für das Ergebis also nur eine untergeordnete Rolle? Wie sehen Sie das?

Zuverlässige Aussagen darüber lassen sich wohl nur durch das Ins-Verhältnis-Setzen der Cloudnutzung mit den technischen Möglichkeiten (Breitbandverfügbarkeit, wobei die Uploadgeschwindigkeit entscheidend ist, s. Beispiel hier) und den Preisen treffen oder durch eine Befragung. Nach einer davon wiegen auch im Jahr 1 nach Snowden finanzielle Vorteile und Effizienz schwerer als Sicherheitsbedenken - obwohl sie dem eigentlich kritisch gegenüberstehen. Der Einfluss des CFO scheint größer zu sein als der des CIO, denn das Bewusstsein ist da

80 Prozent der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer lehnen Cloud Computing wegen vermeintlicher Sicherheitsmängel ab. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als der Durchschnittswert der befragten mittelständischen Fertigungsunternehmen. 

Datensicherheit kostet Geld und nicht zuletzt die Hacking- und Phishing-Angriffe in der Unterhaltungsbranche (Kunden- und Kreditkartendaten von Sony Playstation Network, Celebrity Phones Pictures "Hack" - eigentlich ein Phishing für die Apple iCloud, jüngst geleakte/gehackte E-Mails von Sony Pictures Entertainment usw.), aber auch der Rüstungsindustrie (Boeing, z.B. Daten der Kampfflugzeuge F-22 und F-35) zeigen, dass das angesichts des möglichen Schadens eine lohnende Investition sein kann. Gerade wenn man Technologieführer ist, und das sind nicht wenige Unternehmen in D.

Aber wie gesagt: Voraussetzung für die Wahlmöglichkeit ist, dass überhaupt die technischen Voraussetzungen vorliegen. Und da hat D immensen Aufholbedarf, wenn das Entsiedeln ganzer Landstriche gebremst werden soll.

Datenschützer sind eine schwache Lobby.

An der Cloud verdienen Viele, und die haben eine bessere Lobby.

Außerdem haben auch Geheimdienste und geheimdienstähnliche Unternehmen und Netzwerke ein Interesse daran, die Cloud zu empfehelen und zu bewerben und zu propagieren und zu etablieren und zu verbreiten (wobei diese, heuchlerisch wie sie sind, obwohl sie es anderen nahelegen und empfehlen, selber wohl kaum eigene Daten in solche Clouds einspeisen werden).

Wer sich selber keine Gedanken macht und sich naiv verhält, der hat auf jeden Fall ein erhöhtes Risiko auspioniert zu werden.

Sowas sollte man seinem Betrieb und seinen Mitarbeitern und seinen Kunden (bzw. Mandanten) nicht zumuten.

Rechtsanwälte oder Patentanwälte, welche ihre Akten elektronisch in Clouds speichern, handeln fahrlässig.

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Es kommt nicht darauf an, wo die Daten gespeichert sind, sondern wie sie gegen unbefugten Zugriff gesichert sind. Ich möchte lieber nicht wissen, wie viele RA oder StB ihre Laptops oder Tablets bzw. deren Daten oder die Datenträger selbst mit leicht knackbaren Passwörtern versehen haben (falls überhaupt) und wie schlecht gesichert gegen Diebstahl oder Raub sie diese transportieren.

Ich denke, dass die Cloud-Abstinenz der Deutschen in der Tat mit der Angst zusammenhängt, dass ihre Daten in einer Cloud nicht sicher seien.

Gerade für Unternehmen des Mittelstandes, die keine eigene Cloud implementieren (können), sondern auf bestehende Systeme zurückgreifen, stellt eine "Lagerung" ihrer essentiellen Daten in der Cloud ein potentielles Einfallstor zur Industriespionage dar. Hier ist ein Handeln der Cloud-Anbieter gefragt, um für den Nutzer, sei es eine Privatperson oder ein Unternehmen, eine gewisse Datensicherheit zu gewährleisten; diese ist sicherlich ein Kostenfaktor, wird aber meines Erachtens durch die Vorteile einer Cloud mehr als aufgewogen. 

Hier von einem Wettbewerbsvorteil durch Cloud-Abstinenz zu sprechen liegt jedoch meiner Ansicht nach fern; eine Cloud ist für ein Unternehmen die optimale Lösung um Daten innerhalb des Konzernes zugänglich zu machen. Eine andauernde Weigernung, Cloud-Dienste zu nutzen, würde dem einzelnen Unternehmen aufgrund fehlender Vernetzung der Mitarbeiter und Standorte eher einen Wettbewerbsnachteil (bsp. längere Kommunikationswege) bedeuten. 

In der Tat müssten jedoch, um optimale Grundvoraussetzungen auch für eine reibungslose Cloud-Nutzung zu gewährleisten, gerade im Industriestandort Deutschland die notwendigen technischen Voraussetzungen durch ein leistungsfähiges Internet geschaffen werden. 

 

 

Eine Cloud würde mir für meine Rechtsanwaltskanzlei überhaupt keine Vorteile bringen.

Ich werde mir auch nichts anderes einreden lassen.

Jede Mode und jeden Trend und jeden Hype mitzumachen ohne deren Sinnhaftigkeit zu hinterfragen ist außerdem nicht meine Sache.

Warum soll ich die den Datenschutzbestimmungen unterliegenden vertraulichen Daten meiner Mandanten, die ich in meinen eigenen Haus in meinen eigenen Räumen in meiner eigenen Kanzlei in meiner eigenen EDV sicher speichern kann,  auf eine von Unbekannten betriebene fremde Cloud im Ausland (etwa auf den Bahamas) speichern, über die ich keine Kontrolle habe, und die mir außerdem auch noch in Rechnung gestellt wird und zusätzlich Kosten verursacht?

Anstatt mich gedankenlos irgendwelchen Moden und Hypes und vermeintlich fortschrittlichen Trends zu unterwerfen, halte ich es lieber mit dem lateinischen Sprichwort "Sapere aude", und bin der Meinung, gerade Rechtsanwälte sollte sich die Forderung Immanuel Kants "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ zu Herzen nehmen.

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@ #9: wie oft betreiben Sie Datensicherung? Auf welchen Medien? Mit welcher Schlüsselstärke sind sie verschlüsselt? Wie sicher gegen unbefugten Zugriff oder Untergang (Autounfall, Feuer etc.) werden diese transportiert und aufbewahrt? 

So lange es RAe und StB gibt, die Daten"sicherung" auf unverschlüsselten USB-Sticks und Festplatten betreiben und diese in der Aktentasche im Kfz transportieren, so lange haben diejenigen, die eine Datensicherung online über VPN auf deutschen Servern betreiben bzw. anbieten (und so etwas gibt es), die besseren Argumente.

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