DIHK will 35-Stunden-Woche für Väter und Mütter

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 06.04.2014

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat sich in die Diskussion über eine reduzierte Arbeitszeit für Eltern eingeschaltet. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) schlug DIHK-Präsident Eric Schweitzer eine 35-Stunden-Woche für Väter und Mütter vor. „Wir müssen von Modellen wegkommen, bei denen der eine Partner Vollzeit arbeitet und der andere Teilzeit mit wenigen Stunden“, sagte Schweitzer. „Wenn man es sinnvoll organisiert, dann könnte der eine auf 35 Stunden reduzieren und der andere auf 35 Stunden aufstocken. In der Summe ist das immer noch mehr, als wenn der Mann 40 Stunden arbeitet und die Frau nur halbtags.“ Schweitzer begründete seinen Vorstoß mit dem drohenden Mangel an Arbeitskräften und der Notwendigkeit, den Erwerbsanteil von Frauen zu erhöhen. „Durch die Demografie werden uns künftig Millionen Arbeitskräfte fehlen“, sagte äußerte er gegebenüber der FAS. „Wenn wir diese Arbeitsleistung nicht ersetzen, können wir unser jetziges Sozialprodukt nicht mehr erwirtschaften und unser Sozialsystem nicht mehr finanzieren.“ Derzeit arbeiteten in Deutschland zu viele Frauen in Teilzeit. Wie genau man sich die Realisierung des Vorschlags vorstellen hat - gesetzliche Regelungen oder tarifvertragliche Lösungen, Selbstverpflichtung der Unternehmen – lässt sich den Äußerungen des DIHK-Präsidenten nicht entnehmen. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD), die im Januar ein ähnliches Modell vorgeschlagen hatte, begrüßte den Vorstoß des DIHK. „Wir müssen Vollzeit für Familien neu definieren“, sagte sie der Zeitung. „Mit einer Familienarbeitszeit, bei der beide Elternteile ihre Arbeitszeit maßvoll reduzieren, können wir der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung tragen.“ Das in der Koalition vereinbarte Elterngeld Plus sehe sie lediglich „als ersten Schritt“, fügte die Ministerin hinzu. Schwesigs Vorstoß für eine 32-Stunden-Woche war seinerzeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als „persönlicher Debattenbeitrag“ zurückgewiesen worden. Ein Teil des Lohnausfalls wollte die Ministerin aus Steuermitteln ausgleichen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hatte dafür im Herbst Kosten von rund 140 Millionen Euro errechnet. Zuletzt hatte die Gewerkschaft IG Metall angekündigt, dass sie bei kommenden Tarifverhandlungen eine 30-Stunden-Woche für Väter und Mütter fordern will. 

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Warum kümmert man sich einfach mehr die Kinder, anstatt Kinder zu bekommen und dann so schnell wie möglich in die Kitas zu schicken?

 

Warum nennt man sich noch "Eltern", obwohl man lieber arbeiten geht?

Kindererziehung wird heutzutage vor allem in Politik nicht geschätzt, sondern verurteilt. Und durch diesen Vorschlag erzieht man nicht die Kinder, sondern man lässt sie einfach von der Gesellschaft erziehen.

Eine Familienministerin sollte sich Gedanken machen, wie die Familie an Beliebtheit dazugewinnt, und nicht wie man sie anders strukuriert.

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