Zwei Todesfälle durch Cannabiseinfluss

von Dr. Jörn Patzak, veröffentlicht am 26.02.2014

Rechtsmediziner der Universitäten Düsseldorf und Frankfurt haben erstmals Cannabiskonsum als Todesursache festgestellt. Sie haben den Tod von zwei Männern im Alter von 23 und 28 Jahren untersucht und kommen zu dem Ergebnis, dass diese an Herzversagen nach dem Konsum von Cannabis verstorben sind. Eine andere Erklärung für das Ableben der beiden konnten die Mediziner nicht finden.

Die 23 Jahre alte Person brach in einem öffentlichen Verkehrsmittel zusammen und verstarb 40 Minuten später. In seinen Taschen befand sich eine kleine Menge Marihuana. Bei der toxikologischen Untersuchung wurden 5,2 ng/ml THC im Blut und 13,4 ng/g THC im Gehirn festgestellt.

Die 28 Jahre alte Person wurde tot in seiner Wohnung gefunden. Neben ihr lagen Konsumutensilien und Reste von Marihuana. In diesem Fall ergab die toxikologische Untersuchung 1,9 ng/ml THC im Blut, 6,3 ng/g im Gehirn.

Bei beiden Personen gab es keine Anhaltspunkte auf signifikante Vorerkrankungen.

Die von Hartung, Kauferstein, Ritz-Timme und Daldrup unter dem Titel „Sudden unexpected death under acute influence of cannabis“  in englischer Sprache veröffentlichte Fallbeschreibung findet sich hier:

http://www.medicinalgenomics.com/wp-content/uploads/2011/12/Sudden-unexp...

Das Ergebnis der Rechtsmediziner ist in Fachkreisen allerdings nicht unumstritten: http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-02/cannabis-kiffen-tod-marihuana-rechtsmedizin/komplettansicht

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13 Kommentare

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Okay....

 

 

a) Cannabis: 2 Tote

 

b) Alkohol: ??????? Tote

 

 

Ferner:

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Plötzlicher_Herztod und dazu die Folgerung aus dem Paper:

[...]The assumption of fatal heart failure in both cases is corroborated by the acute effects of
marijuana, including a marked increase in heart rate that may result in cardiac ischemia in
susceptible individuals, lesser increases in cardiac output, supine blood pressure and
postural hypotension9,15. We assume the deaths of these two young men occurred due to

arrhythmias evoked by smoking cannabis; however this assumption does not rule out the
presence of predisposing cardiovascular factors.

[...]

 

und die Schlussfolgerung:

 

[...]The absolute risk of cannabis-related cardiovascular effects can be considered to be low, as
the baseline risk for most cannabis smokers is low and cannabis-induced changes are
transient8,18. The risk of myocardial infarction is elevated almost 5-fold in the hour after
smoking cannabis and declines rapidly afterwards14. Consequently, the relative risk for
cardiovascular effects is most probably increased within this period. Persons who are at high
risk for cardiovascular diseases are even recommended to avoid the use of cannabis15. The
intravenous LD50 for THC in rats is considered to be 28.6 mg (27.4 – 29.85 mg) per
kilogram31, corresponding to an estimated intravenous lethal dose in humans of around 2000
mg in total or 30 mg per kilogram3. Nevertheless, it is impossible to predict how certain
individuals respond to cannabis smoke, as underlying illnesses and complicating factors
may be unknown.

[...]

 

Mit anderen Worten nichts neues und auch nichts Gravierendes und auch kein Grund Cannabis weiter zu verbieten.....

 

bombjack

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Lieber Herr Patzak,

gern lese ich ihre Beiträge, auch wenn wir inhaltlich nicht immer konform gehen. Doch habe ich in Ihnen bisher einen spitzfindigen Kritiker - auch wissenschaftlich fundierter - Beiträge gesehen, vor allem wenn diese gegen ihre persönliche Lesart der Umstände gehen.

Das Sie diese (Sensations-)Meldung an derart exponierter Stelle und noch dazu völlig unreflektiert wiederkäuen (und durch unkommentierte Wiedergabe dieser relativ niedrigen[sic!] Blutwerte den Anschein von Wissenschaftlichkeit noch zu unterstreichen versuchen), widerspricht und passt zugleich völlig meinem bisherigen Bild von Ihnen.

Weiter so - oder auch nicht !

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Lieber Dennis,

vielen Dank für die Rückmeldung. Wie Sie feststellen, habe ich die Meldung nicht einfach aus den anderen Pressemitteilungen "wiedergekäut", sondern direkt aus der Veröffentlichung der Wissenschafter zitiert. Da es sich um einen Beitrag von Rechtsmedizinern handelt, also Spezialisten, deren Beruf es ist, Todesursachen von Menschen festzustellen, halte ich es auch für legitim, hierüber zu berichten.

Ich bin als Justist nicht in der Lage, aus den mitgeteilten Daten irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen und diese zu "reflektieren". Deshalb habe ich mich - anders als üblicherweise - auch einer Wertung enthalten und nur die Fakten der Studie präsentiert.  Durch den Hinweis auf die Fundstelle habe ich aber jedermann die Möglichkeit gegeben, sich selbst mit dem Ergebnis der Studie vertraut zu machen.

Falls Sie Arzt oder Pharmakologe sind, wäre ich übrigens für eine fundierte wissenschaftliche Bewertung dankbar. Der Hinweis auf "relative niedrige Blutwerte" dürfte allerdings etwas knapp sein, um das Ergebnis der Rechtsmediziner in Frage zu stellen.

Mit freundlichen Grüßen

Jörn Patzak

 

 

Lieber Herr Patzak,

bereits vorgestern haben sich in der Zeit Michael Tsokos, Leiter der Rechtsmedizin an der Berliner Charité, Frank Mußhoff vom Forensisch Toxikoloischen Centrum München und Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters geäußert, deren Reputation meine dann doch übersteigt - zumal ich meine Titel nicht im Bereich der Medizin, Pharmakologie oder Toxikologie erworben habe.

http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-02/cannabis-kiffen-tod-marihuana-rechtsmedizin/komplettansicht

Zumindest mit Prof. Thomasius dürften Sie ja persönlich bekannt sein. Vielleicht könnten sie ja dann ihren Artikel entsprechend ergänzen. Insbesondere bei der derzeitigen internationalen politischen und wissenschaftlichen Lage dieser Diskussion sollten wir doch alle um Seriosität und Neutralität bemüht sein, um nicht die Angriffs- oder Projektionsfläche zu bieten, um in irgendwelche Ecken abgestellt werden zu können.

Mit freundlichem Gruß

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Lieber Dennis,

danke für den Hinweis. Der Artikel war mir nicht bekannt...

Unabhängig von der Deutung der Ergebnisse, in einem muss ich Bomjack mal Recht geben:

Im Vergleich zu Alkohol ist die Gefahr einer letalen Wirkung durch Cannabis auf jeden Fall sehr gering!

Viele Grüße

Jörn Patzak

Danke Ihnen Herr Patzak, insbesondere auch für die schnelle Reaktion, damit kann ich mich schon viel wohler fühlen.

Mir ist noch diese "Kiffen macht dumm" Debatte des letzten Jahres in schlimmer Erinnerung, die zur Genüge gezeigt hat, dass insbesondere in Politik und Medien komplexe und differenzierte wissenschaftliche Analysen nur allzu schnell auf schlichte Formeln eigener Couleur gebrochen werden, um dann als "Munition" herhalten zu müssen.

Viele Grüße zurück!

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Als ob es im Falle von Cannabis an hinreichenden Fallzahlen fehlen würde, die Cannabis als Todesursache belegen könnten! 

 

Auf zig-Millionen Cannabis-Konsumenten weltweit, und zwar seit Jahrhunderten,  vermeldet man nun zwei Fälle, in denen man meint, ein Herztod könne anders nicht erklärt werden.  Das ist zumindest nicht weniger abenteuerlich als die Mutmaßung, die beiden seien von irgendeinem Geheimdienst per Direktangriff mit gepulsten elektromagnetischen Strahlen ins Jensseiits befördert worden.

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Sehr geehrter Herr Patzak,

in der Medizin gibt es Studien, die man entweder prospektiv mit einer gewissen Mindestanzahl an Probanden und einer nicht bzw. mit einem Placebo oder Vergleichsmedikament bzw. -verfahren behandelten Kontrollgruppe durchführt (clinical trial) oder retrospektiv mit repräsentativen Kohorten (einer großen Zahl von Untersuchten bzw. Beobachteten) auswertet. Davon unterscheidet man Fallbeschreibungen (case report, s. PDF), die einzelne Krankheits- oder Todesfälle zum Thema haben. Bei der Beschreibung zweier Todesfälle handelt es sich um Letzteres. Ich wäre Ihnen daher dankbar, wenn Sie im Sinne der korrekten Wortwahl, auf die es in der Juristerei ja nicht unerheblich ankommt, auch den zutreffenden Begriff verwenden und nicht von "Studie", sondern von Fallbeschreibung in Ihrem Beitrag reden würden. Sonst entsteht der Eindruck einer Allgemeingültigkeit, der nicht gerechtfertigt ist.

Sehr geehrter Herr Patzak,

gern geschehen und vielen Dank für die Änderung

Viele Grüße

Guten Morgen,

 

ich möchte mich hier auch gerne in die Diskussion mit einschalten, ich habe persönlich keine Erfahrungen mit der Droge, sehe aber in der täglichen Arbeit in einem Justizvollzugskrankenhaus die Folgen des Konsums. Nicht nur die Entzugsproblematiken, sondern auch die physischen und psychischen Veränderungen die dieser Konsum mit sich bringen kann. Und da fallen schon Risikofaktoren wie Bluthochdruck, EKG Veränderungen und auch das nicht runterkommen auf, ein ständiger Adrenalinflash, der bei einigen nicht gut vertragen wird.

Bevor die Diskussion in die Richtung geht, bei einigen läßt sich dann nicht auf alle schliessen....nicht jeder Raucher bekommt Krebs, nicht jeder Alkoholiker bekommt eine Leberzirrhose... aber das THC Konsum besonders bei jungen Leuten eine große Gefahr bedeutet, ist jawohl unumstritten.Vor allem weil ein junger Organismus gar nicht mit diesen Stoffen fertig werden kann! Ich möchte verhindern, dass meine Kinder hier in unserer Kleinstadt an jeder Ecke an das Zeug kommen und werde niemals den Gebrauch verharmlosen oder billigen, bei Alkohol und Tabak bin ich ebenso rigoros...und ich möchte auch keine Diskussionen über THC Gebrauch in der Schmerztherapie aufkommen lassen. Es gibt sicher pro und contra, aber falls es dazu kommen sollte, dann wird das ähnlich wie beim kontrollierten Methadonprogramm, in versierte Hände gelangen und nicht in die von Dealern, die zur Gewinnoptimierung alles mögliche zumischen.

 

@ Mein Name.... in der Klinik wird sicher kein gepanschtes THC verwendet, so dass die Studien mit dem THC Konsum auf der Strasse nicht vergleichbar sind.

Mit freundlichen Grüßen

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An wiebke: ihre kinder bekommen bereits jetzt in ihrer kleinstadt an jeder ecke cannabis. Und zwar unkontrolliert. Seien sie nicht so naiv und denken, dass ein verbot jemanden daran hindert cannabis zu beziehen. Dann doch lieber überwacht und qualitätsgeprüft. Für Kinder selbstverständlich untersagt. Und noch eine Anmerkung zum Justizvollzugskrankenhaus: Viele der Patienten dort sind wohl neben Cannabis noch eher von anderen Sachen abhängig, ich kenne keinen in der JVA, der ausschließlich von Cannabis abhängig ist und diese Folgen aufweist, die sie hier beschreiben. Viel mehr spielt da Alkohol, Speed, Koks oder Crystal eine Rolle.

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