Update zu Desomorphin („Krokodil“)

von Dr. Jörn Patzak, veröffentlicht am 20.10.2013

Desomorphin ist ein Opiat auf Morphinbasis, dem durch chemische Reaktion Sauerstoff entzogen wird. Es wurde 1932 in den USA synthetisiert und anschließend unter dem Markennamen Permonid vertrieben. Wegen des hohen Abhängigkeitspotentials wurde die Produktion von Desomorphin vor einigen Jahrzehnten eingestellt.

2011 wurde erstmals berichtet, dass Desomorphin in Russland aus dem mit Morphin verwandten Opiat Codein unter Zugabe von rotem Phosphor, Salzsäure, Iod und verschiedenen Lösungsmitteln (z.B. Farbverdünner) hergestellt wird. Da die Haut durch diese Chemikalien an der Injektionsstelle schuppig wird und sich grau-grünlich verfärbt, wird es in der Szene auch Krokodil (kurz: Krok) genannt. Krokodil wirkt ähnlich wie Heroin, macht sofort abhängig und hat extreme Nebenwirkungen. Es hat sich in Russland in der Drogenszene rasant verbreitet. Es wird vermutet, dass hauptsächlich die Freiverkäuflichkeit von Codein-haltigen Arzneimitteln in russischen Apotheken dies begünstigt.

In Deutschland gab es im  Herbst 2012 einige Medienberichte, wonach Krokodil auch hier aufgetaucht sei, genauer gesagt in Bochum. Der Verdacht konnte allerdings nicht bestätigt werden. Seitdem ist es – erfreulicherweise – ruhig geblieben.

In dieser Woche erschienen in den Online-Ausgaben von Stern und Die Welt Berichte, dass Krokodil mittlerweile die USA erreicht hat. Danach seien bislang acht Missbrauchsfälle bekannt geworden, in drei Fällen habe der Konsum von Krokodil zum Tode geführt. Zu Einzelheiten siehe die Beiträge auf http://www.stern.de/panorama/krokodil-die-killerdroge-erreicht-die-usa-2064965.html und http://www.welt.de/vermischtes/article120940047/Krokodil-ist-die-furchtbarste-Droge-der-Welt.html.

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