Bin hier falsch?

von Hans-Otto Burschel, veröffentlicht am 05.01.2013
Rechtsgebiete: Familienrecht10|4352 Aufrufe

 

Rechtsanwalt Klaus Wille berichtet hier davon, dass die Zeitschrift Forum Familienrecht festgestellt hat, dass von den 34 im Bezirk des LG Bonn eingesetzten Familienrichtern 27 weiblichen und nur 7 männlichen Geschlechts sind..

Zu diesem Befund befragt, äußert die Präsidentin des LG, Frau Margarete Gräfin von Schwerin:

 

Vielleicht hängt es ein wenig damit zusammen, dass wir tatsächlich inzwischen im Zuge des demografischen Wandels eine Vielzahl jüngerer Kollegen haben und natürlich ist da der Zuwachs weiblicher Kolleginnen in den letzten Jahren relativ stark angestiegen. Das mag ein Grund dafür sein, dass eben auch mehr Frauen als früher im familienrechtlichen Bereich tätig sind; es mag aber auch damit zusammenhängen, dass Frauen oftmals, ich glaube auch von der Anwaltsseite und von Seite der beteiligten Parteien, als Familienrichter besonders gerne gesehen sind, weil man ihnen eine erhöhte Qualifikation möglicherweise vor dem Hintergrund zutraut, dass sie selbst oft Kinder haben und in familiären Belangen nicht so gänzlich unbewandert sind”

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10 Kommentare

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Ja. Ich bedaure es sehr. Wechseln Sie endlich zu uns Immobilienrechtlern. Aber denken Sie nicht es wird besser.

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Wenn es weniger Fauen wie Männer sind, dann werden die Frauen von Männern benachteiligt, stossen an eine gläserne Decke.

 

Wenn es weniger Männer wie Fauen sind, dann deshalb weil Frauen fähiger, besser, angesehener wie Männer sind.

 

So die gängigen Bemerkungen, die auch bei allen möglichen anderen Gelegenheiten getätigt werden, z.B. um die schlechteren Noten von Jungen zu "erklären".

 

Richtig ist aber auch, dass Jura bei Männern an Attraktivität verloren hat, die Mehrheit der Jurastudenten ist längst weiblich. Laut Statistik streben Frauen zudem besonders gerne in die Verbeamtung des Staatsdienstes. Bei Rechtsanwaltsfachangestellten ist das Verhältnis sogar extrem, Frauenanteil 2010 betrug 95,9 %. Telefon, Tastatur und Sozialraum scheinen attraktiver zu sein wie die Werkhalle: Frauenanteil Anlagenmachaniker 0,8%. Vielleicht eine Alternative, wenn das Richtersein unter all den Frauen keinen Spass mehr macht :-) ?

Eric Untermann schrieb:

Richtig ist aber auch, dass Jura bei Männern an Attraktivität verloren hat, die Mehrheit der Jurastudenten ist längst weiblich.

Letzeres ist richtig. Das liegt aber nicht daran, dass es weniger Jungs im Studium geworden sind, sondern dass die Mädels enorm aufgeholt haben. Vielleicht hat die Präsidentin nur das ausdrücken wollen, was Gerhard Schröder weiland so formuliert haben soll:

Zuständigkeiten für Frauen? Allenfalls Familie und Gedöns

Hopper schrieb:

Das liegt aber nicht daran, dass es weniger Jungs im Studium geworden sind, sondern dass die Mädels enorm aufgeholt haben.

 

Die Zahl der Studentinnen ist in den Rechtswissenschaften jedenfalls stärker gestiegen wie die der Studenten, dass sich diese quantitativen Verhältnisse zusammen mit der höheren Verbeamtungsaffinität auch bei der Richterbesetzung niederschlagen würde ich nicht als "aufholen" bezeichnen, sondern als logische Folge der zugrundeliegenden Zahlenverhältnisse.

 

 

Pascal schrieb:

Die armen, unterdrückten Männer-Richter, die so gern Familienrichter werden wollten, stoßen an die rosa getönte Glasdecke und müssen stattdessen "männlichere" Dezernate übernehmen? Das wirds sein.

 

Sie sind auf meine Ironie zwar satt hereingefallen, haben aber nebenbei immerhin in meinem Sinne deutlich gemacht, wie lächerlich die Glasdeckenargumentation ist. Traurig nur, dass das erst dann auffällt, wenn man das auf Männer anwendet. Wie giftig der Sexismus ist, den Frau von Schwerin da äussert sieht man auch erst wenn man die Geschlechter vertauscht: "Männer als Informatiker sind besonders gerne gesehen, weil ihnen eine erhöhte Qualifikation zugetraut wird vor dem Hintergrund, dass Frauen mit Zahlen und Rechnern nichts am Hut haben". Ungestraft werden sie das nicht einer Fachzeitschrift öffentlich äussern dürfen.

Eric Untermann schrieb:

 Ungestraft werden sie das nicht einer Fachzeitschrift öffentlich äussern dürfen.

oder doch?

Mit ein bisschen bösen Willen kann man die Äußerung auch so verstehen:

Von den komplizierten Dingen (Mordprozesse, Baurechtsstreitigkeiten etc.) sollen die Frauen besser die Finger weglassen. Die sollen beim Amtsgericht bleiben und sich darum kümmern, was sie schon immer am besten konnten: - um die Kinder

Eric Untermann: Die armen, unterdrückten Männer-Richter, die so gern Familienrichter werden wollten, stoßen an die rosa getönte Glasdecke und müssen stattdessen "männlichere" Dezernate übernehmen? Das wirds sein.

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Ach ich weiß nicht. Die Geschäftsverteilung in größeren Gerichten ist doch ein recht undurchschaubares Wesen. Gelegentlich hat man den Eindruck, daß bestimmte Richter in Dezernate abgeschoben werden, in denen sie aus Sicht des Präsidiums nicht viel kaputt machen können oder die sonst keiner will. Inzwischen ist beim hiesigen Amtsgericht dessen große Strafabteilung fast ausschließlich mit jungen weiblichen Richtern besetzt. Auf die Qualität hat sich das bislang nicht förderlich ausgewirkt.

 

Wenn umgekehrt der alte Strafrichter, der 25 Jahre lang nur StPO und StGB gelesen hat, aus nicht nachvollziehbaren Gründen plötzlich dem Familiengericht vorsitzt, ist das auch, äh..., eher gewöhnungsbedürftig in Stil und Ergebnis.

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Also ich stelle fest, dass Thesen von Diskriminierung (gläserne Decke, Männerbünde, eheliche Unterdrückung, äh Benachteiligung durch Männer) in Kombination mit Biologismus (sie kann eigentlich viel besser... Unternehmen leiten, Urteile fällen, Kinder aufziehen ) mittlerweile großen Zulauf finden und häufig in Zeitungen/Zeitschriften geäußert und nicht hinterfragt werden. Das ist eine neue Form des gesellschaftlich akzeptierten Sexismus.

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