Muss das Skandalspiel in Düsseldorf wiederholt werden? Ja!

von Fabian Reinholz, veröffentlicht am 16.05.2012

Nichts zum Thema gewerblicher Rechtsschutz aber unbedingt eines Kommentars würdig: Das gestrige Relegationsspiel zwischen Fortuna Düseldorf und Hertha BSC.

Es waren unschöne Szenen, die sich in Düsseldorf (übrigens einen Tag zuvor in etwas anderer Weise in Karlsruhe) abspielten. Entscheidungsspiele, die über Auf- und Abstieg in den deutschen Fußballprofiligen entscheiden, entwickeln immensen Stress, nicht nur bei den beteiligten Mannschaften, sondern auch den Zuschauern. Offenbar sind es nun die Zuschauer, die nicht mehr in der Lage sind, damit umzugehen. Angesichts der exorbitanten Kommerzialisierung des Fußballs nimmt die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Zugehörigkeit eines Vereins zur höheren Liga zu. Dass sich in Relegationsspielen dieser Druck auf die Zuschauer überträgt, wundert nicht. DFL und DFB sollten daher darüber nachdenken, ob man die Drucksituationen durch diese Form moderner Gladiatorenkämpfe nicht unnötig auf die Spitze treibt. Ein Verzicht auf die Relegation wäre die Lösung.

Das Spiel zwischen Düsseldorf und Hertha muss neu angesetzt werden. Dies mag aus dem Munde eines Berliner Rechtsanwalts nach „schlechtem Verlierer“ klingen. Sei's drum. Es ist aber die einzig richtige Konsequenz aus dem Verlauf eines Spiels, dass durch den Schiedsrichter eigentlich hätte abgebrochen werden müssen. Ob er dies vor hatte und von der Polizei davon abgebracht wurde, weil man eine Eskalation befürchtete, ist Spekulation. Hätte er abgebrochen, wäre das Spiel übrigens mit großer Wahrscheinlichkeit mit 0:2 gegen Fortuna Düsseldorf gewertet worden, wenn man den Sturmlauf der Fans der Fortuna als Verschulden zugerechnet hätte (§ 14 Nr. 4 der Spielordnung des Ligaverbandes [Spol]).

Spekulation ist auch, ob das Spiel bei normalem Verlauf nicht sowieso 2:2 ausgegangen wäre oder ob die Hertha in der verleibenden Minute der Nachspielzeit tatsächlich noch das 3:2 geschossen hätte, das ihr den Verleib in der 1. Bundesliga gesichert hätte.

Jeder, der Fußball kennt, weiß aber, dass es möglich gewesen wäre. Zum Vergleich: Manchester City ist am Wochenende englischer Fußballmeister geworden, nachdem der Club ein verloren geglaubtes Spiel mit zwei Toren in der Nachspielzeit gedreht hat. Die Unterbrechung des Düsseldorfer Spiels und dessen Fortsetzung für eine letzte Minute betraf zwar beide Mannschaften gleichermaßen, nur mussten die Düsseldorfer kein Tor mehr erzielen. Dass die Gastmannschaft angesichts der Vorkommnisse im Stadion für ein Tor in allerletzter Minute nicht mehr die erforderliche Konzentration aufbringt, ist verständlich. Die Hertha-Spieler haben sich mehr Gedanken darüber gemacht, wie es Ihnen ergeht, wenn Sie tatsächlich noch das Siegtor schießen oder ob und wie sie nach Abpfiff des Spiels möglichst schnell und heil wieder das Spielfeld verlassen können. Es war also nicht damit zu rechnen, dass sich am Ergebnis des Spiels nach Wiederanpfiff für eine weitere letzte Minute etwas ändert. Dies ist eine Benachteiligung der Gastmannschaft, die eine Wiederholung des Spiels rechtfertigt.

Die Statuten des Profifußballs geben dies auch her: § 13 Abs. 2 b) der Spielordnung des Ligaverbandes (Spol) berechtigt eine Mannschaft zum Einspruch gegen die Wertung eines Spiels, im Falle einer

„Schwächung der eigenen Mannschaft durch einen während des Spiels eingetretenen Umstand, der unabwendbar war und nicht mit dem Spiel und einer dabei erlittenen Verletzung im Zusammenhang steht.“

Rechtsfolge kann die Wiederholung des Spiels an derselben Spielstätte sein (§ 13 Nr. 6 Spol).

Hertha BSC kann dies zu Recht fordern. Ob die Mannschaft angesichts des Saisonverlaufs den Abstieg verdient hat oder nicht (oder die Fortuna den Aufstieg verdient hat oder nicht) spielt dabei keine Rolle.

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18 Kommentare

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Ganz genau. Man sollte unbedingt die Hertha dafür belohnen, daß deren Anhänger zuvor das Spiel zweimal an den Rand des Abbruchs getrieben hatten, nach den Toren zum 2:1 für Düsseldorf bzw. nach dem Ausgleich zum 2:2. (Achtung, in dem Satz ist Ironie versteckt.)

Es ist gewissermaßen eine unvollständige Sachverhaltswürdigung, die hier vorgenommen wird. Das wird dem DFB-Sportgericht, so es sich mit der Frage einer Neuansetzung befassen muss, hoffentlich nicht passieren.

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Hätten wir da nicht vielleicht ein bißchen ausführlicher das Tatbestandsmerkmal "unabwendbar" subsumieren sollen? :)

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Dummerweise sind zuerst mal die Sportgerichte zuständig und die halte ich zumindest nicht für so ganz neutral. Die werden doch auch im Hinterkopf haben, dass die Fußball-EM demnächst anfängt, Spielerverträge auslaufen, wollen ihren Schiedsrichtern nicht in den Rücken fallen, usw. Mal sehen was da noch passieren wird, aber für mich sind Sportgerichte nicht gerade der ideale Platz wenn ein Verein Gerechtigkeit in einer Sachen haben will (wie auch immer die aussieht)

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Grüsse aus Washington, wo manche das Spiel auch gesehen haben.

Empfehle diesen Artikel zur Beruhigung der Gemüter:

http://www.publikative.org/2012/05/16/hurra-wir-leben-noch/?wpmp_tp=0 

"Hätte man das Bild bei der Übertragung des Bundesliga-Relegationsspiels abgestellt und nur dem Ton gelauscht, man hätte denken können, beim Spiel Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC Berlin (2:2) habe es zehn Tote gegeben ..."

 

 

Das Spiel ist aber nach Rücksprache mit ALLEN Beteiligten wieder angepfiffen und ordnungsgemäß beendet worden, so dass die "hätte, hätte, Fahrradkette"-Argumentation völlig ins Leere läuft.

Für einen wirksamen (!) Protest hätten sich die Hertha-Spieler zumindest weigern müssen, wieder auf das Spielfeld zu gehen. So aber ist die Behauptung, die Spieler hätten um ihr Leben gefürchtet, ebenso überzeugend wie das Bekenntnis Norbert Röttgens zu Nordrhein-Westfalen.

Auch die Fernsehbilder zeigen, dass bei Erstürmung des Platzes absolut keine Gewalttätigkeiten vorkamen und die Hertha-Spieler keineswegs vom Spielfeld flüchteten, sondern durch die "Fans" zur Seitenlinie schlenderten (z.B. hier http://www.youtube.com/watch?v=naa_VBCX9TU ab 1:14, gut erkennbar am hellen Fleck auf dem dunklen Trikot, z.B. geht bei 1:22 bis 1:25 einer ganz gemächlich durch die Menschentrauben zur Seitenlinie, ohne dass ihm irgend jemand nahe kommt).

Verständlich, dass mit solch einem Protest versucht wird, den "epic fail" der Hertha-Führungsriege noch irgendwie zu übertünchen, aber die Verhältnisse waren keineswegs so irregulär, dass eine der beiden Mannschaften stärker als die andere benachteiligt gewesen wäre - beide haben gleichermaßen unter der Besetzung des Spielfelds und der Verzögerung gelitten.

Da kein Hertha-Spieler durch den Spielfeldsturm verletzt oder sonst irgendwie in seiner Fähigkeit beeinträchtigt wurde, das Spiel wieder aufzunehmen (es sind alle vollzählig angetreten und haben am Match bis zum Abpfiff teilgenommen), kann nicht mit der Schwächung der eigenen Mannschaft argumentiert werden (anders als bei einer Verletzung durch Münz- oder Feuerzeugwurf - für diesen Fall ist der Absatz nämlich gedacht), die Situation war für beide Mannschaften gleich schlecht.

So zeigt sich eben ein schlechter Verlierer (worauf schon die die Tatsachen völlig ignorierende Behauptung "um ein Blutbad zu verhindern" hinweist - diese die Intelligenz beleidigende Formulierung des Anwalts wird noch schwer nach hinten losgehen), im Gegensatz zu vergleichbaren Vorfällen in der Vergangenheit: http://www.nordbayern.de/sport/kommentar-mega-skandal-wo-eigentlich-1.20...

Alles andere als ein Abschmettern des offensichtlich unbegründeten Protestes in Verbindung mit saftigen Strafen für Fortuna und Hertha (deren "Fans" als erstes mit dem Feuerwerk für massive Spielstörungen und -unterbrechungen gesorgt haben!) wäre absolut unverständlich und stünde in krassem Widerspruch zu bisherigen Entscheidungen des DFB-Sportgerichts.

Aber mal ehrlich. Auch wenn - anders als in Köln oder beim KSC - keine Gewalt erkennbar war, bei der Stürmung des Platzes, sondern Dummheit, ist doch der Spielfluss erheblich gestört worden. Zumal Hertha durch den späten Ausgleich gerade "im Fluss" war. Das diese Anspannung nicht für 1 - 2 Min sofort wieder da ist, war doch klar. Ich denke, die Entscheidung wird von der Aussage des Schiri abhängen, warum angepfiffen wurde. Wenn es wirklich nur aus Sicherheitsgründen erfolgte, halte ich eine Wiederholung für nachvollziehbar. Dann aber bitte ohne Zuschauer :-D

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PH schrieb:
ist doch der Spielfluss erheblich gestört worden. Zumal Hertha durch den späten Ausgleich gerade "im Fluss" war. Das diese Anspannung nicht für 1 - 2 Min sofort wieder da ist, war doch klar.
Die Störung des Spielflusses gilt für beide Mannschaften - man könnte genauso gut argumentieren, dass Fortuna um die Chance zum 3:2 gebracht wurde (schließlich hatten sie direkt vor der Unterbrechung eine Riesenchance zum Führungstreffer). Außerdem: Hertha hat die Anspannung auch über weite Strecken der vorhergehenden 95 Minuten vermissen lassen - das Argument des Spannungsabfalls zählt nicht unter die sachlichen Gründe für einen gerechtfertigten Protest.

PH schrieb:
Ich denke, die Entscheidung wird von der Aussage des Schiri abhängen, warum angepfiffen wurde. Wenn es wirklich nur aus Sicherheitsgründen erfolgte, halte ich eine Wiederholung für nachvollziehbar. Dann aber bitte ohne Zuschauer :-D
Es gab keine Randale, keine Ausschreitungen und keine Verletzten - die Sicherheit der Spieler und der Zuschauer war zu keinem Zeitpunkt der Unterbrechung und Fortsetzung gefährdet. (bis auf zuvor durch die tatsächlich randalierenden, weil Bengalos aufs Spielfeld werfenden Hertha-"Fans"). Es wurde weitergespielt, weil die offiziell angezeigte und verlangte Nachspielzeit noch nicht abolviert war. Nach Wiederanpfiff und endgültigem Abpfiff war das Spiel regulär zu Ende, eine - für einen erfolgreichen Protest erforderliche - Schwächung einer Mannschaft gegenüber der anderen war nicht gegeben.

Wenn das Spiel abgebrochen worden wäre, dann aber konsequent: Nach den ersten Pyrowürfen aufs Spielfeld, die einzig aus der Hertha-Ecke kamen, konnte man den Stadionsprecher deutlich sagen hören, daß ein Spielabbruch zwangsläufig sei, wenn so etwas nochmal passieren würde.

Es kamen weitere Würfe, aber keine Konsequenzen.

Spielabbruch gerne und zu Recht, aber frühzeitig und dann aber mit Wertung gegen die Hertha. Wenn man immer nur droht und die Konsequenzen nicht ergreift, dann kommt man am Ende in eine viel üblere Bredoille - wie man am aktuellen Beispiel sieht.

 

Noch eine Anmerkung: "Gewalt" im sprachgebräuchlichen Sinn wurde von den platzstürmenden freudetrunkenen Fans nicht ausgeübt - es wurde niemand bedroht oder verletzt. "Gewalt" ging einzig von den Hertha-Fans aus, die die Pyros unkontrollierbar aufs Feld warfen und sogar einen der eigenen Spieler beinahe getroffen haben - DAS war nun wirklich Gewalt. 

 

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Sehr geehrter Mein Name,

Sie schreiben:

Das Spiel ist aber nach Rücksprache mit ALLEN Beteiligten wieder angepfiffen und ordnungsgemäß beendet worden, so dass die "hätte, hätte, Fahrradkette"-Argumentation völlig ins Leere läuft. Für einen wirksamen (!) Protest hätten sich die Hertha-Spieler zumindest weigern müssen, wieder auf das Spielfeld zu gehen. So aber ist die Behauptung, die Spieler hätten um ihr Leben gefürchtet, ebenso überzeugend wie das Bekenntnis Norbert Röttgens zu Nordrhein-Westfalen.

Ihre Argumentation überzeugt mich nicht. Die Norm lautet so:

Schwächung der eigenen Mannschaft durch einen während des Spiels eingetretenen
Umstand, der unabwendbar war und nicht mit dem Spiel und einer
dabei erlittenen Verletzung im Zusammenhang steht. (§ 13 Nr.2b SpOL)

Es kann nicht davon die Rede sein, dass der Einspruch nur erhoben werden darf, wenn die Mannschaft durch eigenes Verhalten einen Spielabbruch provoziert hätte. Denn wenn die Spieler von Hertha nicht wieder auf den Platz gegangen wären, hätte man ihnen durchaus vorwerfen können, den Spielabbruch absichtlich herbeigeführt zu haben. Es war in dieser Situation genau richtig, erst einmal weiter zu spielen, um dann Protest gegen die Wertung einzulegen, so wie es in der SpOL vorgesehen ist.

Dass Spieler  "um ihr Leben gefürchtet" haben, ist nicht Voraussetzung der Norm. Es kommt allein darauf an, ob die Hertha-Mannschaft durch den Sturm der Fans auf den Platz im Sinne der Norm"geschwächt" wurde. Ob es dazu ausreicht, im Spielfluss gestört worden zu sein (immerhin 15 bis 20 Minuten lang Unterbrechung ohne zu wissen, ob und wann es weitergeht), ist dann die entscheidende Frage.

Schon dadurch, dass die Fans zu Hunderten an Seiten- und Torauslinie standen, herrschten in den Minuten vor der Unterbrechung keine regulären Bedingungen mehr. Spätestens durch den Sturm auf den Platz ist offenkundig geworden, dass der Verein nicht in der Lage war, diese Art von Störung effektiv zu verhindern - und auch nicht hätte verhindern können, dass Fans im Falle eines Berliner Tors Hertha- Spieler angegriffen hätten und dann hätten diese wohl leider doch um ihren Leib fürchten müssen.

Die Störung des Spielflusses gilt für beide Mannschaften - man könnte genauso gut argumentieren, dass Fortuna um die Chance zum 3:2 gebracht wurde (schließlich hatten sie direkt vor der Unterbrechung eine Riesenchance zum Führungstreffer).

Fortuna hat aber keinen Protest eingelegt und ist mit dem Ergebnis ja auch zufrieden.

Außerdem: Hertha hat die Anspannung auch über weite Strecken der vorhergehenden 95 Minuten vermissen lassen

Dass dieses Argument nicht "zieht", ist offensichtlich - zwei Minuten genügen für ein Tor...

- das Argument des Spannungsabfalls zählt nicht unter die sachlichen Gründe für einen gerechtfertigten Protest.

In der Tat ist fraglich, ob ein bloßer "Spannungsabfall" zählt. Hier aber ging es um die letzten entscheidenden Minuten in einem Spiel, in dem um "alles" ging, und in dem ein Tor über das Schicksal beider Mannschaften entscheiden konnte. Es zählt zur bekannten "Taktik" einer verteidigenden Mannschaft unter solchen Umständen, die Gegner aus dem Spielfluss zu bringen. Und genau dies "gelang" hier (unabsichtlich) durch die Fortuna-Fans.

Mir erscheint für die Beantwortung auch kaum entscheidend, dass die Hertha-Fans vorher Pyros auf den Platz geworfen haben, nämlich weil:

1. Diese Würfe gleichermaßen Hertha und Fortuna (als Organisator für die Ordnung verantwortlich) zugeschrieben werden können und

2. Fortuna ja gerade keinen Protest eingelegt hat.

Hätte Fortuna verloren, hätte möglicherweise ein Protest der Fortuna gegen die Wertung wegen der Pyro-Würfe auch Erfolg haben können, mit dem Argument, das Spiel hätte abgebrochen werden müssen, weil Hertha-Fans möglicherweise Spieler treffen.

Allerdings muss bei der Entscheidung beachtet werden, dass man damit nicht den Fans einer mannschaft zuviel Macht darüber geben darf, über Spielwertungen zu entscheiden, nach dem Motto: Wenn uns das Ergebnis nicht passt, provozieren wir eben eine Wiederholung. Diese Gefahr scheint allerdings hier auch nicht vorzuliegen, weil die Fans von Fortuna ja gerade nicht an einer Wiederholung interessiert sind.

Diskussion auch hier (Fussball-Recht-Blog)

Beste Grüße

Henning Ernst Müller

 

 

Sehr geehrter Herr Prof. Müller,

es läuft doch im Endeffekt auf die Frage hinaus: kann die Spielunterbrechung als "Schwächung der eigenen Mannschaft" angesehen werden? Nur dann wäre ein Protest erfolgreich, meines Wissens war das bisher nur bei Spielerverletzungen durch Münz- oder Feuerzeugwurf der Fall, aber noch nie wegen eines nicht gewalttätigen Spielfeldsturms oder einer anderen Unterbrechung, nach der die Mannschaft vollzählig und ohne Auswechslung weiterspielen konnte.

Da braucht es mMn doch ein wenig mehr Substanz als die sehr durchsichtige (und durch keine objektiv beobachtbaren Tatsachen gestützte) Behauptung, die Spieler hätten "unter Todesangst" weitergespielt. Weder aus Körpersprache noch aus Gesichtsausdrücken war bei den Hertha-Spielern Angst zu erkennen, nicht vor der Unterbrechung und danach auch nicht.

Im Spielfluss gestört worden zu sein, kann alleine nicht als Argument herhalten - dann könnte ja bei jedem Spiel, das wegen Ausfalls der Flutlichtanlage oder wegen Nebels oder anderen Formen höherer Gewalt unterbrochen werden musste, aber nach der Unterbrechung zuende gespielt wurde, die unterlegene Mannschaft ihren Protest durchbringen. Das war aber noch nie der Fall und wird es - so meine Prognose - auch hier nicht so entschieden werden.

Update (http://www.express.de/fortuna-duesseldorf/einspruch-gegen-fortuna-aufsti...):

"Stark widersprach im Zeugenstand auch den Behauptungen der Berliner Verantwortlichen, er habe nur auf Druck der Polizei hin, das Spiel wieder angepfiffen. Er habe von der Polizei grünes Licht für die Fortsetzung bekommen. Daraufhin habe er Michael Preetz, Norbert Meier und den beiden Spielführern mitgeteilt, dass „noch eineinhalb Minuten“ zu spielen seien. „Ich habe das Spiel nicht abgepfiffen, sondern lediglich unterbrochen“, sagte Stark."

"DFL-Projektleiter Bender bestätigt die Darstellung von Wolfgang Stark."

"„Es klingt abgesprochen, geplant, wenig glaubhaft“ – so schildert ein anwesender Sky-Reporter das, was sich hier in der DFB-Zentrale abspielt. Gemeint sind die Aussagen der Hertha-Spieler."

"Frage des Vorsitzenden: Konnten die letzten beiden Minuten ordnungsgemäß gespielt werden? Schiri-Assistent Mike Pickel: "Ja!" Zudem sagt der Assistent, dass er seine Tätigkeit uneingeschränkt ausüben konnte. "

"Im Prinzip haben jetzt alle relevanten Beteiligten bestätigt, dass das Relegationsrückspiel ordnungsgemäß und regelkonform beendet wurde. Niemand außer den Berlinern selbst hat irgendwelche Angstzustände bei Herthas Spielern festgestellt."

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"Anton Nachreiner vom DFB-Kontrollausschuss empfiehlt, den Antrag der Hertha abzulehnen und greift den Hauptstadtklub vehement an: "Wenn ein Verein durch seine Fans selbst fast für einen Spielabbruch sorgt, hat er eigentlich nicht das Recht, Protest einzulegen.""

Das Urteil wird am Montagmittag um 15.00 Uhr verkündet.

Meiner unveränderten Einschätzung nach kann die Fortuna die Aufstiegsparty planen, die für alle im Fernsehen beobachtbaren Verhältnisse auf dem Platz wurden durch den Vortrag der Schiedsrichter, Assistenten und DFB-Verantwortlichen bestätigt und die brachiale Rhetorik des Hertha-Anwalts erwies sich als heiße Luft.

Sehr geehrter Herr Dr. Spies,

das hat nichts mit "nicht in den Rücken fallen" zu tun. Es hat etwas damit zu tun, ob eine - behauptete - Schwächung der eigenen Mannschaft (was Voraussetzung für ein Wiederholungsspiel wäre) auch bewiesen oder durch die in der Verhandlung gewonnenen Erkenntnisse als wahrscheinlich oder sicher angenommen werden kann.
In der Verhandlung kamen jedoch keine Hinweise dazu aufs Tapet (außer den augenscheinlich abgesprochenen Aussagen der Herthaner).
Die in manchen Medien pseudoempört gestellte Frage, ob es erst zu verletzten Spielern kommen muss, um ein Wiederholungsspiel zu erreichen, kann man den Statuten gemäß im Prinzip bejahen (denn dann wäre eine Schwächung offensichtlich, und genau für solche Verletzungen durch Münz- oder Feuerzeugwurf ist der Absatz gedacht). Aber auch schon bei einem tätlichen Angriff auf einen Spieler ohne Verletzung wären die Chancen auf einen erfolgreichen Protest mMn sehr hoch gewesen. Einen solchen gab es durch die friedlichen Platzstürmer jedoch nicht - dafür tätliche Angriffe der Hertha-Spieler auf den Schiri, aber das ist ein anderes Thema (auch mit interessantem Ausgang, denn so etwas kommt in der 1. Liga noch seltener vor als ein Platzsturm).
Selbst wenn die nächste Instanz erneut in die Beweisaufnahme geht - woher sollen die Anhaltspunkte für eine Schwächung ausschließlich der Hertha kommen?
Mein Tipp: gleiches Ergebnis mit derselben Begründung. Da die Hertha ihre Seele an die UFA und andere Großkreditgeber verpfändet hat, muss sie alleine schon aus Rechenschaft denen gegenüber jeden noch so brüchigen juristischen Strohhalm ergreifen - hier ist wohl die wahre Motivation für den Protest zu suchen.

Liveticker: http://www.express.de/fortuna-duesseldorf/verhandlung-vorm-dfb-bundesger...

Auszüge:

"Schiedsrichter Stark: "Wir hatten die Katakomben erreicht, da wurden wir bereits massiv von Berliner Spielern und Herrn Preetz angegangen: 'Das Spiel ist noch nicht zuende.' Ich habe den Verantortlichen gesagt, dass wir erst einmal in die Schiedsrichterkabine gehen. ... Nach elf, zwölf Minuten bekamen wir signalisiert, dass das Spielfeld und der Innenraum geräumt sind. Daraufhin bin ich mit meinen beiden Assistenten aufs Spielfeld, damit wir uns selbst einen Eindruck verschaffen können, wie die Situation ist. Es bestanden keine Bedenken, das Spiel fortzusetzen. Die Situation war wie zu Spielbeginn, es waren lediglich mehr Ordnungskräfte im Innenraum. ... "Die Polizei hat gesagt, dass die Sicherheit gewährleistet ist. Und da muss ich auf die Polizei vertrauen."... "Wir erhielten keine Information, dass ein Spieler ausgewechselt werden soll und muss."

Ralf Ziewer, der beim Spiel die Sicherheitsaufsicht hatte: "Die Spieler beider Mannschaften waren ratlos.". Richter Eilers: "Verängstigte Spieler?" Ziewer: "Ich weiß worauf Sie hinauswollen, aber ich habe keine gesehen." ... "Die ich beim Platzsturm gesehen habe, waren alle friedlich und feiernd" Waren Vermummte dabei? "Nein." Zur Nachspielzeit: "Der Inennraum war leer, aber es gab keine Balljungen mehr."

Götz Bender, Vertreter des Ligaverbandes - Frage von Richter Eilers: "Wollten Sie sich selbst beim Platzsturm schützen, oder hatten Sie Angst? "Nein, keinesfalls! Ich hatte nicht den Eindruck, dass beim Platzsturm Gewaltbereite waren." - "Wie war ihr Eindruck vom Zustand der Spieler?" Bender: "Aufgeregt, dem Abstieg nahe!" Eilers: "Aufgeregt, ängstlich?" Bender:"Nein, unsicher! Es war Unsicherheit, keine Angst. Von Angst ist erst nach dem Spiel gesprochen worden."

Rehhagel: "Ich merkte, dass es immer unruhiger wurde. Ich wollte noch Kontakt zu meiner Mannschaft aufnehmen, das wurde immer schwieriger. Plötzlich liefen Polizisten und kleine Kinder rum. In diesem Moment war mir klar: Das war irregulär. Das war das Schlimmste für mich. Ich hatte keinen Einfluss mehr auf meine Mannschaft. Ich lebe davon, dass ich eine gute Kommunikation mit meiner Mannschaft habe."

Rehhagel moniert jetzt, dass in der Nachspielzeit aufgrund der langen Unterbrechung die Konzentration weg gewesen sein. Eilers rechnet ihm vor, dass Fortuna nach zwölf Minuten bereit gewesen sei, das Spiel fortsetzen. Die letzten neun Minuten gingen auf das Konto der Berliner. ... Der Fortuna-Anwalt stellt eine kluge Frage: "Hatten Sie noch vor, eine Auswechslung vorzunehmen?" Rehhagel murmelt irgendwas (er hat nach wie vor das Mikro aus). Eilers guckt auf den Spielbericht und stellt fest, dass es eine Auswechslung in der 94. Minute gab: "Also war ein Coaching noch möglich."

Der vierte Offizielle des Spiels, Markus Wingenbach: "Aus Sicht der Polizei war die Sicherheit wiederhergestellt. Wir haben uns danach selbst davon überzeugt." Daraufhin fragt Eilers nochmals nach, ob die Sicherheit wiederhergestellt war? Wingenbach: "Absolut! ... Für mich war das ein ordnungsgemäßer Spielverlauf."

Schiedsrichterassistent Mike Pickel: "Aus meiner Erinnerung heraus habe ich die ersten Zuschauer hinter den Werbebanden in der 93., 94. Spielminute gesehen. Nach der Düsseldorfer Großchance habe ich gesehen, wie Fans auf den Rasen laufen. Das habe ich Stark via Headset mitgeteilt, und er hat gerufen: Runter!" Eilers: "Hatten Sie Angst?" Pickel: "Während des Spiels nicht. Hinterher vor einigen Berliner Spielern."

Herthas Co-Trainer Ante Covic: "Wenn man so einen Sturm erlebt, da habe ich mich schon ein bisschen bedroht gefühlt." Eilers: "Haben sich die Leute in der Coaching-Zone aggressiv verhalten? Covic: "Nein." Eilers:"Hatten Sie Angst?" Covic:"Ein Stück weit schon. Man wusste ja nicht, was passiert." - Covic widerlegt Rehhagels Aussage, dass keine Kommunikation mit den Spielern mehr möglich war, indem er die Auswechslung in der 94. Minute detailliert beschreibt.

Kraft sagt aus, dass es natürlich Diskussionen in der Kabine gab, ob man noch mal rausgeht. Covic hat eben das Gegenteil behauptet.

Raffael widerspricht Rehhagels Aussagen. - Der Platzsturm wird noch einmal in Zeitlupe gezeigt, und zwar aus der Totalen. Schickhardt wollte durch das Video eine Schwächung der Hertha beweisen und lässt die Anwesenden erst mal ratlos zurück. Es ist lediglich zu erkennen, wie Fans aus allen Ecken den Platz stürmen und vereinzelt Bengalos gezündet werden.

Kontrollausschuss-Vize Weise empfiehlt, den Hertha-Einspruch zurückzuweisen.

Hier ein weiterer Ticker: http://www.rp-online.de/sport/fussball/zweiteliga/anwaelte-halten-plaedo...

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Übrigens: die Aussage des Berliner Torhüters Kraft, das Spiel sei wegen des nach Wiederanpfiff fehlenden Elfmeterpunkts nicht regulär gewesen, wird durch Videoaufnahmen widerlegt, auf denen zu sehen ist, wie er einen gut sichtbaren Elfmeterpunkt festtritt ... inwieweit sind solche Falschaussagen strafbar?

"Das Bundesgericht hält eine Schwächung der Hertha nicht für erwiesen." (Ticker auf www.express.de)

Herr Reinholz, von Ihnen kam schon länger keine Wortmeldung mehr, was ist los? Schmollender schlechter Verlierer oder Eingeständnis, sich mit der selbst zitierten Spielordnung doch nicht so gut auszukennen wie zu Anfang suggeriert?

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