Peter, Paul und Mary - Alle oder Keines

von Hans-Otto Burschel, veröffentlicht am 23.03.2012
Rechtsgebiete: elterliche SorgeFamilienrecht23|5439 Aufrufe

Die Eltern von Peter (9), Paul (7) und Mary (3) haben sich getrennt. Die drei sind im Einvernehmen mit dem Vater zunächst bei der Mutter geblieben.

Peter hat in letzter Zeit häufiger den Wunsch geäußert, zum Vater zu ziehen. Die Mutter ist dagegen.

Der Vater hat daraufhin einen Antrag auf Übertragung des Aufenthaltsbestimmungsrechts gestellt. Beim Jugendamt und auch mir äußert Peter eindringlich und mit nachvollziehbaren Gründen (die hier keine Rolle spielen sollen) den Wunsch, zum Vater zu wechseln. Die Mutter ist dagegen.

Ich rege eine Mediation/Beratung an. Die Mutter weigert sich.

Ich ordne die Einholung eines Sachverständigengutachtens an. Die Mutter weigert sich, sich untersuchen zu lassen.

Neuer Termin, in dem ich noch einmal mit den Beteiligten sprechen will. Nun erklärt die Mutter: „Alle oder Keines. Wenn der Peter zum Vater zieht, können die anderen beiden mitgehen.“

Alle anderen Beteiligten - einschließlich des Vaters und mir  - sind verblüfft. 

 

 

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23 Kommentare

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ist das der letzte (verzweifelte) Versuch, den Vater von seinem Vorhaben abzuhalten? Weil er vielleicht keinen Platz oder keine Betreuungsmöglichkeit für alle hat? Oder übersehe ich etwas? Jedenfalls ein seltsames Verhalten...

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Wäre das nicht der Moment, wo man als Richter die Mutter darauf aufmerksam  machen könnte, dass ihre Äußerung auf eine fehlende Eignung zur Erziehung hinweist und so ein bockiges Verhalten sie langfristig vielleicht auch mal das Sorgerecht kosten könnte?

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@Falbala146

Warum?

 

Um auf jeden Fall zu verhindern, dass die Kinder zum Vater kommen?

Und warum sollte das zum Entzug des Sorgerechts Anlass geben?

Ist ein Elternteil grundsätzlich zur Erziehung und Ausübung der elterlichen Sorge ungeeignet, wenn er zulässt, dass die Kinder bei dem anderen Elternteil leben?

 

Wie geht die Geschichte denn weiter, Herr Burschel?

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Bobby

Meinen Sie diese Frage ernst? Können Sie sich nicht vorstellen, was die Mutter den anderen beiden Kindern antut, wenn sie sie quasi als Strafe vor die Tür setzt, weil der ältere Bruder zum Vater gehen will, obwohl die jüngeren Kinder doch bei ihr bleiben wollen? (Mal unterstellt, sie hat diese "Drohung" ernst gemeint...)

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Und?

Meinen Sie das wird besser, wenn man die Mutter erstmal darauf hinweist oder ihr das Sorgerecht entzieht?

 

Ich finde es generell schlimm, wenn Kinder einen Elternteil verlieren.

Nicht nur, wenn es sich um die Mutter handelt.

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Wie geht es nun weiter? Mit Paul, Mary und Daddy sprechen, ob sie sich einen Wechsel überhaupt vorstellen können? Immerhin könnten die Geschwister zusammenbleiben.

1. Gibt es anwaltliche Vertretung? Dann ggfs neuen Erörterungstermin ohne Ladung der Parteien.

2. Den jüngeren Kindern einen Verfahrenspfleger beiordnen.

3. Das Jugendamt auffordern, einen Bericht zur Situation der jüngeren Kinder zu erstellen.

4. Die dazu notwendige Zeit wirken lassen.

 

@ Bobby

 

Ich finde schon, dass jemand der Mutter verdeutlichen sollte, dass sie sich in diesem Moment nicht verantwortungsvoll und nicht im Sinne des Kindeswohls verhält. Sonst glaubt sie womöglich noch, dass solche Erpressungsmethoden akzeptiert und legitim seien. 

 

Abgesehen davon habe ich das leise Gefühl, dass sie mich irgendwie missverstehen. Mir geht es nicht darum dass die Kinder unbedingt bei der Mutter bleiben sollten oder dass sie unbedingt wechseln sollten. Es geht gerade eben darum, dass keines der Kinder einen Elternteil verlieren muss, wenn die Eltern sich verantwortungsvoll verhalten.

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Falbala146 schrieb:

Abgesehen davon habe ich das leise Gefühl, dass sie mich irgendwie missverstehen. Mir geht es nicht darum dass die Kinder unbedingt bei der Mutter bleiben sollten oder dass sie unbedingt wechseln sollten. Es geht gerade eben darum, dass keines der Kinder einen Elternteil verlieren muss, wenn die Eltern sich verantwortungsvoll verhalten.

Das mag sein und ich denke auch, dass hier eine Mediation durchaus einen Sinn ergibt.

 

Und natülich wäre ich auch froh, wenn alle Eltern vernünftig wären, sich am besten vielleicht sogar gar nicht erst trennen würden, nur um diese Frage kann es vor Gericht in der Regel nicht gehen.

Das Schlimme ist aber auch, dass die "regelmäßige Rechtsprechung" eine vernünftige Lösung eher behindert und statt dessen den belohnt, der sich am rücksichtslosesten verhält.

Z.B. durch Unterhalt.

Ich bin mir sicher, dass die Mutter ihre mütterlichen Gefühle ganz schnell wieder entdeckt, soabld ihr jemand klar macht dass der Umzug der Kinder mit einem Verlust von rund 3.000,-€ / pro Monat einher geht.

Ob diese Art von wiederentdeckter Mutterliebe irgendetwas mit dem Kindeswohl zu tun hat, sei mal dahin gestellt.

 

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Zunächst hätte ich Zweifel an der Ernsthaftigkeit der mütterlichen Aussage. Dass sie nicht rational, sondern radikal reagiert hat sie ja schon im Verlauf des Verfahrens gezeigt. Sie kann sich wohl nicht gut in die Kinder hineinversetzen. Ich würde sie nicht mehr gross belehren, sondern ihr raten, darüber zu schlafen, abbrechen und die Eltern paar Tage später wieder sprechen.

 

Wenn sie es dann noch kompromissablehnend bleibt, es ernst meint und der Vater den Willen und die Möglichkeit hat die Kinder zu sich zu nehmen, muss eben abgewogen werden. Ohne Kenntnis der näheren Umstände das Falls gibt es viele Möglichkeiten. Vielleicht sind doch noch einvernehmliche Lösungen möglich - wenn die Eltern nahe beieinander wohnen könnten die Kinder durchaus zum Vater wechseln, aber die Mutter mehr wie die üblichen 14-Tage-Wochenenden in der Kinderbetreuung involviert sein. Die Geschwister würden nicht getrennt, die Mutter würde weiter sehr präsent sein, das grosse Kind hätte seinen geliebten Vater.

 

Wahrscheinlich liegen die Dinge aber nicht so optimal. Dann würde ich die anderen Kinder sprechen, prüfen wie stark ich die Bindung zu den Elternteilen und untereinander zu gewichten hätte. Nachsehen, ob der Vater die Voraussetzungen schaffen kann, alle drei Kinder zu betreuen. Wenn die Mutter wirklich so ein Holzkopf ist, würde ich die Trennung der Geschwister unterlassen. Die Gefahr besteht, dass sie die zwei Kleinen wirklich hinauswirft bzw. der Grosse Schaden nimmt wenn er bleiben muss. Diese traumatischen Erfahrungen sollte man den Kindern unter allen Umständen ersparen. Dann also nur ganz oder gar nicht.

@Manfred Claes

 

Das ist genau der Weg, der so viele Familienrechtliche Verfahren zur Katastrophe werden lässt.

1. Anwälte, die aus Gewinninteresse den Streit forcieren, dabei geht es in dieser Frage ja wohl kaum um Paragraphenkenntnis.

2. Immer mehr Leute in das Verfahren drücken, und damit den Wirrwar vergrößern und die Kosten explodieren lassen.

3. Gerade das JA hat sich nur selten mit Ruhm bekleckert oder sich als hilfreich erwiesen.

4. Zeit schinden und das Verfahren aufblähen, bis sich das Problem durch aussitzen von selbst auflöst.

 

 

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Guten Morgen,

zu einer umfassenden Einschätzung benötigt man natürlich immer auch die Begleitumstände. Aber rein aus dem Zitierten Sachverhalt, deutet es doch mehr in die Richtung, dass die Mutter einfach ihren Willen durchsetzen will und damit alle Beteiligten unter Druck setzt. Vielleciht auch mit dem Hintergedanken (und der Hoffnung), dass dann eben kein Kind zum Vater geht.

Nur eine Vermutung, aber könnte es sein, dass noch andere Probleme zwischen den Elternteilen bestehen bzw. die KM die Kinder in verschiedener Hinsicht als Druckmittel verwendet? Was mit wenig überzeugt, ist die Tatsache, dass die Mutter sich gegen alle vernünftigen - heute gängigen - Vermittlungsansätzen wiedersetzt, und zwar massiv.

Daraus resultiert meine Meinung, das man sich vielleicht der berechnenden Verhaltensweise entgegenstellen sollte und dem Vater anheimstellen, alle drei Kinder zu betreuen. Ich selber betreue drei Kinder in dieser Altergruppierung und auch wenn man Anlaufschwierigkeiten hat und nicht immer alle Perfekt läuft, bekommt man das auch mit einem normalen Job hin. Vielleicht kann der Vater sich noch beruflich verändern (was natürlich etwas Zeit benötigt) und wäre dann sogar noch mehr Präsent.

Grundsätzlich sehe ich bei beiden Elternteilen die mindestens gleichwertige Erziehungseignung, die im Einzelfall natürlich abweichen kann. Auch der Automatismus, dass wer mehr Zeit mit den Kindern verbringt, die Hauptbetreuungsperson ist, halte ich für unglücklich.

 

Vielleicht besinnt sich die Mutter nach einiger Zeit des Nachdenkens und man könnte auch über einen weitreichenden Umgang die Kinder beiden Elternteilen erhalten, welches IMMER der beste Weg sein muss. Aber ebenfalls sollte man sich nicht so unter Druck setzen lassen, damit eine Partei ihren eigenen Willen unkritisch durchsetzt. Wenn es dem Vater möglich ist, sollten alle drei Kinder zum Vater gehen.

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Vielleicht ist es nur die größte Sorge der Mutter, dass die jüngeren Geschwister durch die Trennung vom großen Bruder mehr Schaden nehmen, als der dieser durch den Verbleib bei der Mutter. Das auf die beschriebene Weise kommunizieren zu wollen, ist natürlich denkbar ungeschickt und pädagogisch katastophal. Aber die Fähigkeit, sich unter emotionaler Belastung (und auch sonst) klar und differrenziert auszudrücken, ist im wirklichen Leben nicht sehr verbreitet. Daher bitte keine vorschnelle Vorverurteilung der Mutter als bockig oder Holzkopf.

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@rasmus

 

Die im Sachverhalt geschilderte Tatsache, dass die Mutter sowohl eine Mediation als auch ein Sachverständigengutachten verweigert, spricht auf Anhieb erstmal dagegen, dass es sich lediglich um eine ungeschickte Ausdrucksweise ihrerseits handelte.

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@Falbala146

Mag sein, vielleicht ist sie aber auch nur ein sehr verschlossener Mensch, der schlicht und einfach panische Angst hat, sich Fremden (Sachverständigen oder Mediatoren) zu öffnen. Wir wissen es eben nicht. Ich will auch gar nicht für die Frau Partei ergreifen, aber ich hatte die Assoziation einer Variation des Kaukasischen Kreidekreises: Lieber alle Kinder loslassen, als sie auseinander zu reißen. Kann aber selbstverständlich auch völlig falsch sein. Und selbst wenn ich Recht hätte, bedeutet das keinesfalls, dass der Vater der Böse wäre.

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Die Mutter erklärte dies ohne Begründung?

Sie hat gewiss eine große und durchaus begründete Angst, vor einem für sie unbefriedigenden Ergebnis, aber diese haben überzählig die zu begutachtenden Väter auch, wird am Ende doch weit überwiegend ein Elternteil als Verlierer aus der Auseinandersetzung gehen. Ich halte es für angebracht einen Schritt zurück zu gehen. Der Vorschlag, an einem Gruppentreffen einer geeigneten ‚Vätergruppe‘  teilzunehmen, wäre überlegenswert und niederschwellig, sofern das Gericht mir einer solchen kooperiert, denn die bisherigen Protagonisten der Mutter waren offensichtlich ungeeignet, sie auf den Weg zu einer einvernehmlichen und sich vornehmlich  am Kindeswohl orientierenden Lösung zu begleiten. Die Chancen stehen gut, dass sie durch den Besuch einer Selbsthilfegruppe, mit anschließenden Einzelgesprächen, einige neue Schattierungen zwischen ihrem derzeitigen Schwarz-Weiß-Handeln für sich entdeckt. Aber auch dem Vater ist ein solcher Gang anzuraten, denn mit seiner Antragstellung, auf Übertragung des ABR, hat er eine sehr hohe Eskalationsstufe erklommen. Da hilft auch der Vorschlag des Familienrichters zur professionellen Mediation, wie man sieht, nicht immer.

MfG

Die Mutter ist auch nach nochmaligem Überlegen und weiterer anwaltlicher Beratung bei ihrer Meinung geblieben.

Sie hat argumentiert:

1. Die Geschwister sollen nicht getrennt werden.

2. Peter sei von seinem Vater massiv gegen sie beeinflusst worden. Es sei sicher davonauszugehen, dass sich dies bei Paul und Mary wiederholen werde. Diese wolle sie den Kindern und sich nicht nochmals antun.

JA und SV haben keine Bedenken, wenn die Kinder zum Vater ziehen. Dieser (neue Partnerin, 1 neues Kind) ist bereit alle drei aufzunehmen.

Es wäre traurig für Mutter und Kinder, würde sie nach „weiterer anwaltlicher Beratung“ die Kids auf unabsehbare Zeit ‚aufgeben‘.

Die Zwei-Punkte-Argumentation erscheint mir taktisch, aber nicht plausibel. Da eine Beeinflussung unterstellt wird, gehe ich davon aus, dass alle drei Kinder mit dem Vater Umgangskontakte pflegten. Nur aufgrund deren jeweiligen Alters erschließt sich mir jedoch nicht, dass die unterstellte Beeinflussung nur bei einem der drei Kinder erfolgreich war. Dagegen spricht auch, dass der Vater eine familienpsychologische Begutachtung nicht abgelehnt hatte, die eine Beeinflussung, durch den Vater, mit einiger Wahrscheinlichkeit aufgedeckt hätte. Auch die Idee, dass die Geschwister nicht getrennt werden sollen, erscheint mir weniger aus Kindessicht entstanden. Außerdem muss ein Wechsel nicht mit Totalverlust des Geschwisters bzw. dem Elternteil durch Entfremdung verbunden sein. Mit einer entsprechenden Umgangsregelung nebst Erinnerung zur aktiven Unterstützung, ist dem durchaus vorzubeugen.

Wieso stemmt sie sich dann so radikal gegen ein Gutachten? In einem Gutachten wäre doch auch geprüft worden, ob der Kindeswille solide oder nur eine Manipulation des Vaters ist?

Bei einem Gutachten würde ich auch nicht mitwirken, ganz egal worum es geht. Meistens liest der Gutachter lediglich aus den Gerichtsakten, welches Ergebnis das Jugendamt haben möchte und schreibt entsprechendes "Gutachten" das wissenschaftlich überhaupt nicht nachvollziehbar ist.

Die Mutter richtet sich aber gar nicht nach Interessen ihrer Kinder. Schrecklich wie sie bereit ist aus pure Bockigkeit ihre Kinder zu "entsorgen".

Soll doch jedes Kind selber entscheiden wo es leben will. Wenn die Mutter es aber ablehnt sie bei sich aufzunehmen, müssen die Kinder eben alle zum Vater.

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Wie wäre es mit der Anregung eines Wechselmodells. Sie empfindet den Umzug als Verlust und versucht, den Vater zu überlasten, um Ihn davon abzuhalten. Warum muss so etwas mit Verlust einhergehen?

Ansonsten, wenn es darauf keine Einigung gibt, vielleicht nimmt der Vater alle drei auf und dann wird die Mutter eben unterhaltspflichtig. Könnte heilsam sein, mal die andere Seite kennenzulernen...

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Die Mutter will damit ihren Sohn und dessen Vater erpressen und rechnet damit, dass die beiden es nicht darauf ankommen lassen. Damit steht sie nicht nur vor Gericht nicht gut dar, sondern gibt ihren Kindern auch zu verstehen, dass sie Spielball der Mutterinteressen sind.

Ich hoffe dass weder das Gericht noch die übrigen Beteiligten dieses Spiel mitmachen. Schliesslich ist es nicht der Vater sondern die Mutter, die die beiden anderen Kinder gegen den Kindeswillen der Mutter entziehen will. Wenn Meditation und Sachverständige abgelehnt werden bleibt nur das Gericht übrig der Mutter zu zeigen, dass sie ihre Macht nicht so missbrauchen kann. 

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