Streit um Frauenquote für Unternehmen

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 06.03.2012

 

EU-Kommissarin Viviane Reding droht Europas Unternehmen mit der Einführung einer Frauenquote. „Ich bin kein Fan von Quoten. Aber ich mag die Ergebnisse, die Quoten bringen“, sagte Reding der Zeitung „Welt“. In Frankreich, das seit 2011 ein Gesetz für die Beteiligung von Frauen an Spitzenjobs hat, sei der Anteil von zwölf auf 22 Prozent gestiegen. „Wo es gesetzliche Regeln gibt, gibt es Fortschritte“, sagte Reding. Hingegen sei ihr bisheriges Angebot freiwilliger Selbstverpflichtung an die Firmen unbefriedigend verlaufen. Die EU-Kommissarin eröffnet Anfang dieser Woche eine öffentliche Anhörung , die bis Ende Mai laufen soll. „Ich bin zu allem bereit. Die EU-Kommission hat in dieser wichtigen gesellschaftlichen Frage seriöse Arbeit geleistet, so Reding. Jetzt seien die Regierungen und Unternehmen an der Reihe. Reding will ihnen Zeit bis zum Sommer geben, um Fortschritte zu erzielen. „Denn die Bürger wollen die Quote, das zeigen uns die Umfragen“, sagte die EU-Kommissarin. Widerspruch kommt hingegen aus dem Berliner Familienministerium: Die Einführung einer europaweiten gesetzlichen Frauenquote hält Bundesfamilienministerin Kristina Schröder für problematisch. Das wäre ordnungspolitisch falsch und verfassungsrechtlich bedenklich, sagte die CDU-Politikerin dem Wiesbadener Kurier. Kurz zuvor hatte übrigens der Rechtsausschuss des Bundestags hat eine gesetzliche Regelung für die paritätische Besetzung von Führungspositionen in der Wirtschaft mit Männern und Frauen abgelehnt. Dies hatte die Fraktion der Linken in einem Antrag (BT-Drs. 17/4842) gefordert. «Die fehlende paritätische Besetzung von Vorständen und Aufsichtsräten der Privatwirtschaft durch Frauen und Männer» widerspreche dem Gleichstellungsauftrag des Grundgesetzes und sei undemokratisch. Der Antrag wurde mit den Stimmen der Regierungsfraktionen und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der SPD-Fraktion abgelehnt.

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4 Kommentare

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Merkwürdig, in der aktuellen Debatte vermisse ich, dass mal jemand daran erinnert, das schon vor elf oder 12 Jahren einmal in Deutschland ernstahft über die Einführung einer Frauenquote für Wirtschaftsunternehmen diskutiert wude. Ich kann mich noch gut erinnern, dass damals bereits darauf verzichtet wurde mit dem Argument, die Unternehmen sollten eine Chance bekommen, freiwillig den Frauenanteil zu erhöhen. Über ein Jahrzehnt ist vergangen, und was ist passiert? Nix. Und wieder wird das Argument vorgebracht, eine freiwillige Regelung sei besser und die Unternehmen sollten doch die Chance bekommen, freiwillig... bla bla bla.

Da muss wohl tatsächlich erst die EU Regelungen erzwingen, damit sich in Deutschland mal was bewegt. Und bis dahin verlassen weiter jedes Jahr gut ausgebildete Frauen die Schulen und Hochschulen und bilden sich ein, in Deutschland gäbe es nach Emanzipation und Frauenbewegung doch längst Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern - bis die Realität sie einholt.

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Emanzipation erscheint mir ja noch ansatzweise sinnvoll, obgleich heute inzwischen unnötig. Denn es gibt viele Faktoren, die eben doch Geschlechts- und leistungsspezifisch sind, welche dafür verantwortlich sind, dass in einigen Bereichen weniger Frauen vertreten sind. Etwa sind intelligente Frauen zu Recht nicht bereit, sich wie so viele Männer, bei denen das als anerkanntes Gesellschaftsbild hingegen etabliert ist, sich für Führungspositionen täglich 12h und unter Verzicht auf Privatleben umfangreich ausbeuten zu lassen.

 

Aber Feminismus, also Bevorzugung eines simplen Geschlechts, worauf die heutige Entwicklung ja hinausläuft, ist m.E. genauso geistfern wie Maskulinismus: Einfache Extreme für einfache und extreme Köpfe.

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Also dieses Thema kommt am Frauentag immer wieder hoch. Meine Frau und ich kennen das Dilemma. Es geht ihr nicht ganz anders. Sie macht einen guten Job und verdient trotzdem weniger als die männlichen Kollegen. Ich mein das ist nicht gerecht und ich würde auch so denken, wenn meine Frau gleich verdienen würde, denn es gibt immer noch tausende von Frauen, welche einfach nicht das Gleiche an Gehalt bekommen. Hab hierzu einen Artikel gelesen wo man auch schön die Gehälterunterschiede sehen kann: http://www.blog.gehalt.de/2012/03/eine-frauenquote-soll-zur-realitat-wer...

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Gleichstellung und Gleichberechtigung sind verschiedene Dinge. Viele Frauen, die ich kenne, sind...

Lehrerinnen, Verkäuferinnen, in der Pflege oder in anderen sozialen Berufen. Dann bekommen sie ein Kind und möchten lieber nur halbtags oder nicht mehr arbeiten und sich stattdessen auf die Familie konzentrieren. Gezwungen wird dazu keine, es ist Ihr Wille.

Ich arbeite bei einem großen Automobilzulieferer und die anderen Ingenieure sind Männer. An der Uni lag der Frauenanteil bei gerade mal 5%. Das wird bei vielen anderen Dax Unternehmen ähnlich aussehen, bei denen die Innovationen durch Ingenieure, Techniker und Softwareentwickler getrieben werden. Die wenigen Frauen, die da waren, waren eher Ausländerinnen, die es nicht besser wussten und sich deswegen für das aus westlicher Sicht "Nerdstudium" mit viel Mathe entschieden haben.

Wo sollen denn die 20% Frauen bei 5% Arbeitnehmerinnen für die Führungspositionen da herkommen, wenn sich zudem einige für Kinder, Familie und Nichtarbeiten entscheiden? Sollen Ahnungslose in die Aufsichtsräte und zum Vorstand werden? Oder sollen die wenigen Frauen massiv bevorzugt werden?

Mehr Ahnungslose in den Vorstand?

Ich bin gegen eine Benachteiligung von Frauen, aber eine Bevorzugung ist ebensowenig richtig. Wenn man mehr Frauen in der Wirtschaft will, müsste man zunächst anfangen, diese mehr für technische Berufe zu interessieren. Und vielleicht mal die Scheidungsregelungen ändern, denn einigen Frauen gilt eine Heirat auch heute noch eine interessante Alternative zur Vollerwerbstätigkeit.

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