Drogensituation in Deutschland - Reitox-Bericht veröffentlicht

von Dr. Jörn Patzak, veröffentlicht am 15.11.2011

Heute hat die deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) den Jahresbericht 2011, den sog. Reitox-Bericht, u.a. mit folgenden interessanten Ergebnissen veröffentlicht (Quelle: www.dbdd.de):

Rund ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland hat Erfahrungen mit illegalen Drogen. 5% der Erwachsenen hat in den letzten 12 Monaten Drogen konsumiert, weniger als 3% in den letzten 30 Tagen.

Cannabis ist nach wie vor die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Bei den Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren haben 7,4% mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert, 5% in den letzten 12 Monaten und 1,7% in den letzten 30 Tagen. In der Altersgruppe der jungen Erwachsenen von 18 bis 25 Jahren haben 35% einmal im Leben Cannabis zu sich genommen, 12,7% in den letzten 12 Monaten und 5,3% in den letzten 30 Tagen. Insgesamt gesehen, so der Reitox-Bericht, ist die Lebenszeitprävalenz (Konsum einmal im Leben) nach einem deutlichen Anstieg in den 1990er Jahren in allen Alters- und Geschlechtergruppen wieder rückgängig.

Interessant ist die Feststellung, dass etwa ein Drittel der Klienten, die sich wegen Problemen im Zusammenhang mit illegalen Drogen in ambulante Suchtberatungsstellen begeben haben, ein primäres Problem mit Cannabis haben, während bei etwa der Hälfte ein Probleme wegen des Konsums von Opiaten vorliegt.

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3 Kommentare

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Leider läßt der Autor sein Publikum darüber im Unklaren, warum es so interessant ist, dass "etwa ein Drittel der Klienten, die sich wegen Problemen im Zusammenhang mit illegalen Drogen in ambulante Suchtberatungsstellen begeben haben, ein primäres Problem mit Cannabis haben während bei etwa der Hälfte ein Probleme wegen des Konsums von Opiaten vorliegt", sodass der Leser spekulieren muß. Das (nicht mehr zeitgemäße) BtMG listet im wesentlichen (aber nicht abschließend) Heroin, Kokain, LSD, Amphetamine, Metamphetamine, und Cannabis als illegale Drogen auf. Dabei übersteigt die Zahl der Nutzer von Cannabis die Summe der Nutzer aller anderen illegalen Drogen. Bei den Suchtberatungsstellen machen Cannabis-Nutzer aber nur ein Drittel aus. Wäre Cannabis tatsächlich genauso gefährlich wie Kokain oder Heroin, müßte bei den Suchtberatungsstellen in punkto Cannabis sehr viel mehr Aktivität zu verzeichnen sein. Offensichtlich ist Cannabis sehr viel weniger gefährlich als angenommen und dargestellt. Interessant, nicht wahr?

@H.S.: Ich denke, das hat weniger mit der "Gefährlichkeit" zu tun, als mit anderen Faktoren (dass C. weniger gefährlich ist und als weiche Droge zählt, wirkt sich - trotz Kriminalisierung des Cannabis ja auch bei der Strafzumessung aus: 1kg Gras gibt weniger als 1 kg Heroin)

 

Cannabis-Konsumenten

- verspüren weniger Leidensdruck (weil es ja"nur" psychisch abhängig macht, wenn man nicht zu dem Bruchteil gehört, der wegen einer THC-induzierten Psychose gleich eine Zeitlang  in die Klapse marschiert)

- können im Gegensatz zu einem Crack-Junkie sozial unauffällig leben

- haben auch weniger zusätzliche gesundheitliche Probleme wegen Infektionen  durch Spritzen und auch deshalb weniger drogeninduzierten zusätzlichen Leidensdruck (Hepatitis, HIV....you name it)

- müssen nicht die enormen finanziellen Mittel aufbringen, wie die Konsumenten von H und K,  die mit weiterem sozialem Abstieg (Kriminalität, Prostitution) verbunden sind

- werden vielleicht( weiß nicht, was die PKS oder sonstige Statistiken dazu aussagen) prozentual weniger häufig erwischt, weil sie auch weniger leicht als Konsumenten erkennbar sind als ein zugenadelter Bahnhofsplatzbewohner. Aufsuchen von Beratungsstellen macht man dann auch gerne mal, wenn eine Gerichtsverhandlung ansteht, um einen schönen Beratungsschein vorlegen zu können.

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@ klabauter: Sie haben auf ganzer Linie Recht. Cannabis-Konsumenten können i.d.R. normal (sozial unauffällig) leben und genau das machen sie auch. Sie setzen sich vergleichsweise geringen Gesundheitsrisiken aus und gefährden kaum die Gesellschaft. Auch ist es wissenschaftlich anerkannt, daß Cannabis keine „Einstiegsdroge“ für härtere Substanzen ist, eine Mär, die sich hartnäckig als urbane Legende hält.

Ein Alkohol- oder Tabak-Konsument setzt sich höheren Gesundheitsrisiken aus und schädigt der Gesellschaft mehr als ein Cannabis-Konsument. Cannabis taucht nicht (anders als Alkohol und Tabak) in den Top-10 der gefährlichsten Drogen auf. (Universität Bristol, Davit Nutt, Präsident der British Neuroscience Association). Und das Feld der Ursachen für Psychosen ist so breit, dass der Verzicht auf Cannabis keinen nennenswerten Schutz darstellt. Insgesamt sieht es so aus, dass Cannabis verboten ist, weil es verboten ist. Und das ist ein zweifelhaftes Argument.

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