Loveparade 2010 - zehn Monate danach: Neue Erkenntnisse?

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 16.05.2011

In der  heute erschienenen Ausgabe des "Spiegel", die sogar mit dem Titelbild zur Loveparade 2010 aufmacht, wird insbesondere die Veranwortung der Polizei für die Katastrophe untersucht, aber auch Verantwortlichkeiten der Stadt Duisburg  - im geringeren Maße auch solche des Veranstalters - werden benannt . Offenbar liegen dem Spiegel "vertrauliche" Informationen aus dem staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren vor. Das dürfte in der Öffentlichkeit Anlass dazu sein, einige der schon bekannten Umstände noch einmal zu betrachten, andere, bisher noch nicht näher betrachtete, erstmals zu analysieren. Ein erster lesenwerter Kommentar von Lothar Evers liegt bereits vor (hier) . Vielleicht gelingt es auch wieder, hier im Beck-Blog in sachlicher Weise die rechtlichen Implikationen zu diskutieren. Nach wie vor maße ich mir nicht an, allgemein taktische polizeiliche Fehler als solche zu bewerten, sondern werde hier weiter den Fokus auf die strafrechtliche Verwertbarkeit legen. Das schließt aber nicht aus, dass in den Kommentaren auch das polizeiliche Einsatzverhalten näher diskutiert werden darf - so wie es den früheren Diskussionen ja auch schon geschehen ist.

Von den Spiegel-Autoren werden folgende "Fehler" der Polizei genannt:

1. Das Einvernehmen
Die Polizei "hat es laufen lassen in der Zeit der Planung". Auch wenn sie, was näher ausgeführt wird, von vielen Absprachen zwischen Stadt und Lopavent nichts mitbekommen habe, so sei sie doch rechtzeitig vor dem Termin in der Arbeitsgruppe 4 über die Sicherheitsvorbereitungen und evtl. -mängel informiert gewesen. Der Tunneleingang sei auch Gegenstand polizeilicher Inspektionen und Diskussionen gewesen. Die Polizei sei aber trotz Bedenken "nicht hart und entschieden genug [gewesen], um einzugreifen, durchzugreifen, notfalls die Parade abzusagen". Der Düsseldorfer Polizeidirektor Schalk habe sogar im Juni noch die später entscheidenden Fragen gestellt - zum Stau im Eingangsbereich bei gegenläufigen Menschenströmen. Die Polizei habe sich dann aber mit ein paar kleinen Änderungen zufrieden gegeben und danach auch keine Kritik mehr angebracht.
Nach Wiedergabe des Spiegel hält aber selbst die StA dieses Verhalten der Polizei im Vorfeld für strafrechtlich irrelevant, da ein ausdrückliches "Einvernehmen" der Polizei nicht gegeben sei. Die Staatsanwaltschafft habe also geprüft, ob es ein "Einvernehmen" der Polizei gegeben habe, konnte dies aber nicht finden. Und daraus werde gefolgert, dass sich die Stadt Duisburg über das Erfordernis eines Einvernehmens hinweggesetzt oder die bloße Mitwirkung der Polizei als schon ausreichendes Einvernehmen verstanden hat.

Trifft diese rechtliche Bewertung zu? Strafrechtlich wäre der Polizei (wenn man einmal unterstellt, dass ein ausdrückliches  Einvernehmen fehlt) in der Planungsphase demnach nur ein Unterlassen vorzuwerfen, es nämlich unterlassen zu haben, die Veranstaltung mit dieser als gefährlich erkannten Ein-/Ausgangskonzeption zu verhindern. Eine Verhinderung der Veranstaltung durch die Polizei wäre möglich gewesen durch ein ausdrückliches Verweigern ihres für die Genehmigung erforderlichen Einvernehmens - das Beispiel Bochum, wo die LoPa 2009 nach polizeilicher Intervention abgesagt wurde, belegt dies hinreichend. Aber war die Polizei auch zur Intervention verpflichtet? Oder durfte sie es "einfach laufen lassen"? Jedenfalls nach dem Spiegel-Bericht will sich die StA nicht auf dieses unsichere Gelände bewegen, sondern meint, die Verantwortlichkeit läge bei den Mitarbeitern der Stadt, die ohne ausdrücliches Einvernehmen der Polizei eine rechtswidrige Genehmigung erteilt hätten.
Tatsächlich bewegt man sich an diesem Punkt auf unsicherem Gelände: Wenn ein Einvernehmen der Sicherheitsbehörden Vorausetzung für eine solche Veranstaltung ist, unter welchen Voraussetzungen sind dann diese Behörden verpflichtet, ihr Einvernehmen ausdrücklich zu versagen und damit die Veranstaltung zu verhindern? Und lagen diese Voraussetzungen hier vor? Ich denke, dass die Polizei an den Planungen so nah dran war, dass ihre Verantwortlichen erkennen mussten und auch erkannt haben, dass ihr "Schweigen" seitens der Stadt als Zustimmung/Einvernehmen aufgefasst wurde. Ich will nicht behaupten, es handele sich um eine bewusste Taktik, aber wenn es so ist, wie im Spiegel dargestellt, hat sich die Polizei im Vorfeld erfolgreich aus der Verantwortung "geschlichen": Sie hat Kritik angebracht, dann aber die Veranstaltung so wie geplant stattfinden lassen.

2. Der Schichtwechsel
Dass  in der kritischen Phase der LoPa - wenn auch noch weit vor den tödlichen Ereignissen - ein Schichtwechsel der Polizei stattfand, ist lange bekannt (hier nochmal das Foto von 15.30 Uhr). Nicht bekannt war bisher, das man den Schichtwechsel erst auf Intervention des Personalrats und Ministeriums vorsah und dass es zuvor Kritik am Zeitpunkt desselben gab.
Laut Spiegel hat der Schichtwechsel zur Unzeit bewirkt, dass dort neue Kräfte ohne  Vorbereitung in eine schon bedrohliche Lage quasi "hineingeworfen" wurden. Dies hätte beigetragen zur Gefährdung, möglicherweise auch zu Fehlentscheidungen.
Strafrechtlich wird es aber schwer fallen, den Schichtwechsel selbst mit den Todesfällen unmittelbar in einen Kausalzusammenhang zu bringen. Solche möglichen Kausalzusammenhänge lassen sich nicht ausschließen, aber auch nicht hinreichend als "Ursache" beweisen. Wäre etwa ohne Schichtwechsel dasselbe passiert, hätte man möglicherweise die Müdigkeit/Überforderung der Beamten als Negativfaktor angesehen. Einen wichtigen Hinweis gibt allerdings Lothar Evers: Möglicherweise sind infolge des Schichtwechsels einfach nicht genügend Kräfte gleichzeitig dort gewesen, weil man dieselbe Anzahl von Hundertschaften  dann eben nicht gleichzeitig sondern nacheinander eingesetzt hat. Die entscheidende Frage also: Waren genug Kräfte da? Oder wurde die zuvor für nötig befundende Anzahl der Beamten aufgrund des nötigen Schichtwechsels halbiert? Dies ist deshalb so wichtig, weil das Entstehen des Gedränges auf der Rampe damit zusammenhängt, dass das Sperrkonzept der Polizei nicht funktionierte. Mit mehr Kräften an den richtigen Stellen hätten die Sperren aber funktionieren können.

3.  Die fehlende Lautsprecheranlage
Hier im beck-Blog aber auch an anderer Stelle wird als ein ganz wesentlicher Umstand, der die Katatstrophe mitverursachte, angesehen, dass es auf der Rampe praktisch keine Kommunikation zwischen Polizei/Sicherheitspersonal und Besuchern gab. Die Besucher kamen aus den Tunnels und wussten nicht, wo und wie es weitergehen sollte. Auch als sie sich schon drängelten, bemerkten sie nicht, dass in ihrem Rücken nicht weit entfernt genug Platz war. Sie wurden einfach nicht von den Kräften, die Überblick hatten, informiert. Die z.T. vorhandenen Megaphone waren viel zu schwach. Und die in der Genehmigung verlangte ELA fehlte (siehe hier). Dies - so der Spiegel - war der Polizei ab 14 Uhr bekannt. Man hat also 2,5 Stunden vor dem Unglück gewusst, dass ein wichtiger Teil des Sicherheitskonzepts fehlte. Durfte die Polizei dann einfach weitermachen ohne sich um Ersatz zu bemühen (Lautsprecherwagen oder mobile Anlagen müssten doch herbeizuschaffen sein...) Oder hätte sie die LoPa abbrechen oder auf einen Abbruch durch die zuständigen Behörden hinwirken müssen? Das letzte ist eine schwierige Frage, denn die Risiken eines Abbruchs zu einem Zeitpunkt, zu dem schon Hunderttausende in der Stadt waren, mussten ja mit abgewogen werden. In diese Richtung wird sicherlich weiter ermittelt. Aber nicht zu vergessen: Dass die ELA nicht vorhanden war, ist primär ein Versäumnis von Lopavent, dass dies nicht kontrolliert wurde, ein Versäumnis der Stadt Duisburg.

4. Die mangelnde Kommunikation (Funkgeräte/Mobiltelefone)
Eine ähnliche Frage - meines Erachtens aber etwas weniger unmittelbar mit der Katastrophe zusammenhängend -  wirft die mangelhafte Kommunikation der Sicherheitskräfte/Polizei untereinander auf. Die Funkgeräte funktionierten offenbar nicht richtig, das Handynetz war überlastet, weil man es möglicherweise versäumt hatte, sich entsprechenden Vorrang im Netz zu reservieren. Es wird auch hier schwer fallen, eine unmittelbare Ursache für die Katastrophe festzustellen, die strafrechtlich relevant wäre.

5. Die Sperren
Schon seit den ersten Kommentaren zur LoPa 2010 werden die polizeilichen Sperren als  unmittelbare Mitursachen der Katastrophe bewertet. Die Polizei hat sie wohl eingerichtet, um den "Pfropf" am Rampenkopf zu entlasten/aufzulösen. Aber dazu, so jedenfalls meine Auffassung, waren die Sperren, die dann eingerichtet wurden, erkennbar ungeeignet bzw. sie versagten ihre Funktion. Schließlich hat die Sperre auf der Rampe das Gedränge an einer wesentlich problematischeren Stelle (am unteren Ende der Rampe, eingekesselt zwischen den Tunnelausgängen und Betonwänden) erst verursacht. Das ist keine neue Erkenntnis. Aber ein Zusammenhang zwischen Schichtwechsel und unzureichenden Sperren könnte möglich sein, s.o.

Dem Spiegel ist zu danken, dass er das Thema Loveparade 2010, um das es etwas still geworden war in den letzten Wochen, noch einmal aktualisiert hat, wenn sich auch der Anteil wirklich neuer (strafrechtlich relevanter) Fakten in Grenzen hält.  Auch scheinen nach meinem Eindruck die Veranstalter im Spiegel-Artikel relativ gut weg zu kommen.

Die hiesige Diskussion (über 1000 Kommentare) ist geschlossen.

Zur aktuellen Diskussion hier im Blog (Juli 2011)

Link zur großen Dokumentationsseite im Netz:

Loveparade 2010 Doku

Link zur Seite von Lothar Evers:

DocuNews Loveparade Duisburg 2010

Links zu den früheren Diskussionen hier im Beck-Blog:

Dezember 2010 (537 Kommentare, ca. 8000 Abrufe)

September 2010 (788 Kommentare, ca. 16000 Abrufe)

Juli 2010 (465 Kommentare, ca. 23000 Abrufe)

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Ja, danke für den Hinweis. Hier eine der entscheidenden Passagen im Vergleich, zuerst Walter:

Als der Polizeiführer in meinem Container war, habe ich ihm Maßnahmen vorgeschlagen - unter anderem sollte die kleine westliche Rampe freigegeben werden, die eigentlich als Ausgang gedacht war. So sollte ein zusätzlicher Eingang geschaffen werden. Gleichzeitig sollten die Beamten helfen, die Einlassschleusen vor den Tunneleingängen Ost und West zu sichern.

SPIEGEL: Warum?

Walter: Wenn der Zustrom von beiden Seiten so weit reduziert worden wäre, dass die Masse, die schon auf der Rampe stand, handhabbar gewesen wäre, hätten wir oben - und nicht wie dann geschehen unten - auf der Rampe eine Polizeikette errichtet. Dann hätten wir oben mit den Pushern, also den Ordnern, die die Menge aufs Gelände schieben sollten, und der Polizei die sich oben auf der Rampe stauenden Menschen übers Gelände nach rechts und links drängen können.(Quelle)

Nun der  vorläufige Abschlussbericht PP Essen (vAB) von Ende Oktober (Quelle):

 

"Nach Eintreffen des Einsatzabschnittsführers (EA/F) Schutz der Veranstaltung um
15:30 Uhr bei dem „Crowd-Manager“ vereinbarten beide in einem bis um 15:40 Uhr
andauernden Gespräch, dass der „Crowd-Manager“ zusätzliche Ordner zur Besuchersteuerung
oberhalb der östlichen Rampe einsetzt, um dadurch die Besucher auf
dem Gelände zu verteilen. Außerdem vereinbarten beide, für einen Zeitraum von
voraussichtlich 10 Minuten beide Vereinzelungsanlagen (Zugang Ost und Zugang
West) durch den Veranstalter zu schließen und eine Sperrkette aus Ordnern des
Veranstalters unterstützt durch Polizeikräfte in der Mitte der östlichen Rampe
(Hauptzugangsrampe) einzurichten, um durch diese begleitenden Maßnahmen den
Druck durch nachströmende Menschen abzufangen und die Auflösung des Staus zu
unterstützen. Zu dem Einrichten dieser Sperrkette mit diesem Auftrag kam es zunächst nicht."(S. 20)

Hier gibt es entscheidende Unterschiede:

1. Lt. CM Walter sollte die Polizei an den Schleusen helfen. Davon ist im Bericht nicht die Rede. Eine Verstärkung der Schleusen fand auch nicht statt.

2. Lt. CM Walter war ein Ergebnis des Gesprächs, die Westrampe als Eingang zu öffnen. Dies wurde lt. vAB nicht in diesem Gespräch, sondern später erst um 16:02 auf Anregung der Polizei veranlasst:

"16.02 Uhr: Öffnen der westlichen Rampe durch den Veranstalter auf Anregung der Polizei...um den Zugang auf das Gelände über die westliche Rampe zu ermöglichen."(S. 32)

3. Lt. CM Walter sollte eine Polizeikette  oben auf der Rampe eingerichtet werden, um dann mit den Pushern den Pfropf aufzulösen. 
Lt. vAB war vereinbart, dass eine aus Ordnern und Polizisten bestehende Sperre in der Mitte der Rampe aufgestellt werden sollte.

4. Nochmal aus dem Interview:

SPIEGEL: Die Polizeikette an der richtigen Stelle, oben auf der Rampe, hätte die Situation Ihrer Meinung nach entzerrt?

Walter: Das hätte mehr Platz geschaffen. Aber noch mal: Ich kann der Polizei keine Anweisungen geben, ich kann keine Polizeikette anfordern, wo auch immer.

Aus dem vAB ergibt sich, dass die Polizei zwei Sperren ohne Absprache mit dem CM in den beiden Tunnels einrichtete, und etwas später auf der Mitte der Rampe - - allerdings dann mit dem Ziel, die Menschen davon abzuhalten von oben nach unten in den Tunnel zu gehen; vgl. Tabelle S.21 vAB:

Polizeikette 3, 16:01 - 16:24 h, Auftrag: Zunächst Sperrung des Abgangs vom Veranstaltungsgelände in den Tunnel; im weiteren Verlauf vollständige Sperrung einschließlich des Zugangs zum Veranstaltungsgelände

und S.22 vAB:

mit dem Auftrag zu verhindern, dass die rückströmenden Besucher den beiden anderen Polizeiketten im östlichen und westlichen Tunnelabschnitt in den Rücken laufen.

und S.32 vAB:

Auftrag für diese Sperre: "Verhindern des Ablaufs von Personen in Richtung Karl-Lehr-Str./Tunnel"

Achtung: Meine Schlussfolgerung, dass der Zweck dieser Sperre nicht mehr mit der Vereinbarung übereinstimmt und auch diese Mittelrampensperre von der Polizei ohne Absprache eingerichtet wurde, wird hier allerdings noch kontrovers diskutiert: "Ein Polizist" sagt, die Mittelrampensperre  sei trotzdem "100%" in Übereinstimmung mit der Vereinbarung errichtet worden, die obige Formulierung im vAB sei einsatztaktisch anders zu verstehen, als ich es hier verstanden habe.

 

 

 

 

Henning Ernst Müller schrieb:

3. Lt. CM Walter sollte eine Polizeikette  oben auf der Rampe eingerichtet werden, um dann mit den Pushern den Pfropf aufzulösen. 

Lt. vAB war vereinbart, dass eine aus Ordnern und Polizisten bestehende Sperre in der Mitte der Rampe aufgestellt werden sollte.

4. Nochmal aus dem Interview:

SPIEGEL: Die Polizeikette an der richtigen Stelle, oben auf der Rampe, hätte die Situation Ihrer Meinung nach entzerrt?

Walter: Das hätte mehr Platz geschaffen. Aber noch mal: Ich kann der Polizei keine Anweisungen geben, ich kann keine Polizeikette anfordern, wo auch immer.


Das können Sie aus diesem nach wie vor grottenschlechten SPIEGEL Interview nun wirklich nicht herausholen.
Die von Walter vorgeschlagenen Massnahmen sind hier gelistet:

"Ich habe die Ordner draußen an den Tunneleingängen gebeten, so viele Schleusen wie möglich zu schließen. Als der Polizeiführer in meinem Container war, habe ich ihm Maßnahmen vorgeschlagen – unter anderem sollte die kleine westliche Rampe freigegeben werden, die eigentlich als Ausgang gedacht war. So sollte ein zusätzlicher Eingang geschaffen werden. Gleichzeitig sollten die Beamten helfen, die Einlassschleusen vor den Tunneleingängen Ost und West zu sichern."

Dann wechselt Walter in den Konjunktiv:

"Wenn der Zustrom von beiden Seiten so weit reduziert worden wäre, dass die Masse, die schon auf der Rampe stand, handhabbar gewesen wäre, hätten wir oben – und nicht wie dann geschehen unten – auf der Rampe eine Polizeikette errichtet. Dann hätten wir oben mit den Pushern, also den Ordnern, die die Menge aufs Gelände schieben sollten, und der Polizei die sich oben auf der Rampe stauenden Menschen übers Gelände nach rechts und links drängen können."
So weit ist es nie gekommen. Wir wissen: weil Walter dazu keine Ordner beisteuern konnte.
Genau in diesem Konjunktivischen des "hätte, würde, könnte"  fragt dann der SPIEGEL: SPIEGEL: "Die Polizeikette an der richtigen Stelle, oben auf der Rampe, hätte die Situation Ihrer Meinung nach entzerrt?" Walter: "Das hätte mehr Platz geschaffen. 
Aber noch mal: Ich kann der Polizei keine  Anweisungen geben, ich kann keine   

Polizeikette anfordern, wo auch immer.

Dusslige Frage / Dusslige Antwort:
eine Polizeikette entzerrt weder Situationen, noch schafft sie mehr Platz. Das machen die Pusher. und gute Lautsprecherdurchsagen. Aber darüber sprachen wir schon.   Also: hier wird nicht behauptet, es habe eine Vereinbarung zu dieser Polizeikette gegeben. Hier wird nicht mal behauptet Walter hätte das angeregt. Das war für später vorgesehen, und ohne Pusher und Durchsagen sinnlos, wie alles andere auch...   Weil es so schön in dieser Passage steht noch kurz zu Wallers Zwischenlügen:

"Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass ein größerer Rücklauf erst gegen 17 oder 18 Uhr einsetzen würde. Das war die Ansage, die ich vom Veranstalter hatte."
Wenn er nicht nur eine Ansage des Veranstalters sondern desse Besucherprognose hatte, so wüsste er, dass vor 17:00 Uhr über 100.000 Besucher das Gelände verlassen sollten.
 

0

Versuchen wir es also mal zusammen zu lesen.
Die beiden Vereinzelungsanlagen sind für je 30.000 Personen pro Stunde ausgelegt. Das scheint konsens zu sein. Bereits nach einer Stunde Öffnung (gegen 13:00) hat Walter einen Stau auf der Rampe und will nur noch sechs von 16 Schleusen auf jeder Seite offen haben, also den durchfluss auf fast ein Drittel reduzieren.
Warum?
Hat er zu wenig Personal?
Sei es dass 150 Ordner für die komplexe Aufgabe über diese lange Zeit zu wenig sind. Sei es dass er auch vom Phänomen "40% der eingeplanten Ordner" hleisten 0 Stunden" betroffen ist.
Kann man sich vorstellen wass siese Reduzierung um fast zwei Drittel nur eine Stunde nach der um eine Stunde verspätete Öffnung für die beiden Einlassstellen bedeutete? Eine äusserst gefährliche Strategie.
Doie Polizei lässt sich nicht drauf ein und verlangt Vollast. Dabei könnten die Pusher an die Eingänge geschickt worden sein, die die Polizei um 14:00 vermisst.
Schon zu diesem Zeitpunkt 13:00 bestätigt Walter, dass etwas "gewaltig schief" läuft. Aber der Spiegel bleibt nicht dran, und es folgt die sattsam bekannte Polizeifunkgeräte Story.

Die frage ist doch eine ganz andere. Hatte man Walter über den Szenarienworkshop und die Telefonkonferenzen informiert? Einges spricht dafür, diese Frage zu verneienen. Wie leicht hätte er zu diesem mulmigen Zeitpunkt seinen Chef Walter anrufen nkönnen und in wenigen Minuten hätten alle verantwortliche konferiert.
Stattdessen beeiert er sich mit fehlenden Funkgeräten "geschätzte 45 Minuten".

Wie kann das Sinn machen?
Er hat strikte Anweisung die Show oben nicht zu stören oder gar zu gefährden. Sondern unten im Eingang klar zu kommen. Deshalb ist der Eingangsbündelfunk vom restlichen Bündelfunk abgekoppelt und Walter muss sich ständig zwei Kopfhörer an- und abziehen, je nachdem ob er mit der Security und Wagner auf dem Gelände oder seinen Ordneren und Vorabeitern im Eingangsbereich reden will. In dem Lärm ein unglaubliche Fehlplanung.

Jedenfalls gegen 15:30 verkauft Walter Dirk H. (als EA Leiter Schutz der Veranstaltung folgendes von vorneherein zum Scheitern verurteilte Konzept:

"dass der „Crowd-Manager“ zusätzliche Ordner zur Besuchersteuerung oberhalb der östlichen Rampe einsetzt, um dadurch die Besucher auf dem Gelände zu verteilen. Außerdem vereinbarten beide, für einen Zeitraum von voraussichtlich 10 Minuten beide Vereinzelungsanlagen (Zugang Ost und Zugang West) durch den Veranstalter zu schließen und eine Sperrkette aus Ordnern des Veranstalters unterstützt durch Polizeikräfte in der Mitte der östlichen Rampe (Hauptzugangsrampe) einzurichten, um durch diese begleitenden Maßnahmen den Druck durch nachströmende Menschen abzufangen und die Auflösung des Staus zu unterstützen"

Wieso untauglich? 
Walter hat im Rampenbereich weder Pusher noch MitarbeiterInnen zur Bildung der Kette im mittleren Rampenbereich. Welchen Sinn macht diese totale Desinformation in dieser bereits kritischen Lage.

Dann gibt es eine Differenz im Essener Bericht und dem SPIEGEL Interview mit Walter:
Sowohl die Polizei als auch Walter reklamieren die Idee "öffnung der kleinen Rampe als zusätzlicher Einsatz für sich.

  Dass insbesondere von Professor Müller hier oft zitierte "statt dessen" interpretiere ich anders und lese es im Zusammenhang mit "Zu dem Einrichten dieser Sperrkette mit diesem Auftrag kam es zunächst nicht." also dass Walter die beiden Elemente "Pusher" und Sperrkette schuldig bleibt. Ein gemeinsames Handeln dort also mangels Lopavent Personal gar nicht mehr möglich ist.

Weitere Differenz:
Walter: 
"Gleichzeitig sollten die Beamten helfen, die Einlassschleusen vor den Tunneleingängen Ost und West zu sichern." 
Da hatte er allerdings gar keine Probleme gemeldet.
Polizei:
"vereinbarten beide, für einen Zeitraum von voraussichtlich 10 Minuten beide Vereinzelungsanlagen (Zugang Ost und Zugang West) durch den Veranstalter zu schließen."

So weit erstmal.
Das von Walter ins Auge gefasste Konzept kann nicht gehen, er will Lopavent Zentrale und weitere Ordner nicht stören. 
Danach muss die Polizei ohne Walter handeln, da dort offensichtlich desinformiert wird.
So weit fürs erste zum weiteren Ablauf nach einem Spaziergang mehr...
 

0

Du hast jetzt allerdings Informationen aus beiden Papieren gemischt und jeweils eine Variante herausgesucht, die gegen Walter sprechen würde. 

Lothar Evers schrieb:

Bereits nach einer Stunde Öffnung (gegen 13:00) hat Walter einen Stau auf der Rampe und will nur noch sechs von 16 Schleusen auf jeder Seite offen haben, also den durchfluss auf fast ein Drittel reduzieren.
Warum?
Hat er zu wenig Personal?
Sei es dass 150 Ordner für die komplexe Aufgabe über diese lange Zeit zu wenig sind. Sei es dass er auch vom Phänomen "40% der eingeplanten Ordner" hleisten 0 Stunden" betroffen ist.
Kann man sich vorstellen wass siese Reduzierung um fast zwei Drittel nur eine Stunde nach der um eine Stunde verspätete Öffnung für die beiden Einlassstellen bedeutete? Eine äusserst gefährliche Strategie.
Doie Polizei lässt sich nicht drauf ein und verlangt Vollast.

  

 

Laut Polizeibericht verläuft die Sache genau anders herum. Da steht, Zitat:

"Ab 12.58 Uhr wurde zunächst die Vereinzelungsanlage Ost unter Vollast, d.h. mit dem vom Veranstalter beschriebenen maximalen Durchlauf von 30.000 Personen pro Stunde, betrieben."

Daraus lese ich, dass sie erst ab 12.58 Uhr unter Vollast betrieben wurde und vorher nicht.

Noch später erst soll der Einlass West laut Polizeibericht unter Vollast betrieben worden sein, Zitat:

"Die insgesamt stärker belastete Vereinzelungsanlage West wurde nach dem Öffnen der Zugänge nur teilweise durch das vorgesehene Ordnerpersonal des Veranstalters besetzt. Der Veranstalter besetzte sie erst ab 14.00 Uhr mit ausreichend Ordnerpersonal, so dass sie unter Vollast betrieben werden konnte. Die Polizei hatte dies wegen einer zunehmenden Verdichtung der Besuchermenge vor dem Einlass seit 12.58 Uhr vehement gefordert."

 

Laut Walter waren die Schleusen bis 13.00 Uhr geöffnet, dann wollte er reduzieren. Hier der Auszug aus dem Spiegel-Artikel dazu, damit man direkt vergleichen kann:

Walter:  [...] Nach der Freigabe durch die Zentrale habe ich um 12.02 Uhr Order gegeben, alle Schleusen zu öffnen, an beiden Zugängen. Um den ersten Druck zu reduzieren, haben wir eine Stunde lang die Menschen aufs Gelände kommen lassen. Das war zu diesem Zeitpunkt problemlos möglich.

SPIEGEL: Standen vor den Schleusen auch Polizisten?

Walter: Natürlich, jeweils eine Hundertschaft auf der einen und auf der anderen Seite.

SPIEGEL: Was geschah nach zwölf Uhr?

Walter: Es kamen viel mehr Besucher als erwartet. Um 13 Uhr habe ich die Sicherheitsleute angewiesen, die Schleusen wieder zu schließen.

SPIEGEL: Komplett?

Walter: Nein, nur vereinzelt, um den Durchfluss zu regulieren. Auf jeder Seite hatten wir zu diesem Zeitpunkt 6 Schleusen geöffnet, 6 von insgesamt 16.

SPIEGEL: Das hat funktioniert?

Walter: Ja, aber dann kam zu meiner Überraschung die Anweisung eines Polizeiführers, alle Schleusen auf der Westseite durch die Ordner öffnen zu lassen.  

 

Wer von beiden Seiten die Wahrheit sagt, müsste sich doch anhand von Video-Aufnahmen herausfinden lassen.

Waren vor 13 Uhr mehr als 6 Schleusen geöffent oder nicht? Und wie sah es nach 13 bzw. 14 Uhr aus? (Dabei wurden - soweit ich weiß - auch bei Vollauslastung nicht alle Schleusen geöffnet, sondern nur so viele, dass 30.000 Personen pro Stunde durchgelangen sollten.)

 

Im Folgenden zitierst Du dann die Darstellung der Polizei und nicht die von Walter.

In diesem Falle können wir wohl kaum herausfinden, wer die Wahrheit sagt, da das, was zwischen beiden vereinbart wurde, ja nun einmal nicht durchgeführt wurde. In diesem einen Punkt sind sich jedenfalls die beiden Seiten einig.

 

Lothar Evers schrieb:
 

Die frage ist doch eine ganz andere. Hatte man Walter über den Szenarienworkshop und die Telefonkonferenzen informiert? Einges spricht dafür, diese Frage zu verneienen. Wie leicht hätte er zu diesem mulmigen Zeitpunkt seinen Chef Walter anrufen nkönnen und in wenigen Minuten hätten alle verantwortliche konferiert.
Stattdessen beeiert er sich mit fehlenden Funkgeräten "geschätzte 45 Minuten".

Genau diese Frage finde ich auch äußerst spannend.

Außerdem frage ich mich, ob die vor Ort handelnden Polizisten über die Telefonkonferenzen informiert waren.

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@Lothar Evers,

ich interpretiere das "statt dessen" in genau derselben Weise wie Sie, nämlich dass statt der (warum auch immer nicht eingerichteten) Mittelrampensperre "mit diesem Auftrag" die  zwei anderen Sperren eingerichtet wurden. Ich habe diese Passage nun ca. 20mal gelesen und es ist entweder so, dass dieses "statt dessen" auf etwas Bezug nimmt, das in einer früheren Version dort stand, aber redigiert wurde, oder aber dass es sich eben um den Ersatz der vereinbarten Maßnahme durch eine andere handelte, nämlich die Mittelsperre durch die beiden Tunnelsperren.

Anders wird dies von "Ein Polizist" (s. o.) interpretiert: Er sagt, die beiden Tunnelsperren seien nicht statt dessen, sondern "ergänzend" eingerichtet worden, also "außerdem", die vereinbarte Mittelrampensperre habe man also nur etwas später eingerichtet - nach meiner Auffassung wurde diese Sperre aber aus einem anderen Grund und auf eigene Veranlasung der Polizei eingerichtet; ich sehe diese Auffassung im vAB bestätigt.

Jedoch: Warum man fünf Minuten nachdem etwas vereinbart wurde, überhaupt etwas anderes "statt dessen" entscheidet, das ist mir nicht ganz klar. Sie und der Polizist meinen, das habe an den fehlenden Ordnern gelegen, kann sein. Aber warum steht das nicht im vAB drin?

Für die abschließende Bewertung ist es natürlich ganz entscheidend, ob die Eingänge sich schließen lassen oder nicht. Wenn nicht, dann sind alle Sperren im Tunnel- und Rampenbereich fatal. Interessant daher auch der Ablauf, wie er auf S.32 vAB geschildert wird:

Einrichtung der Tunnelsperre West 15.50 Uhr, Schließung der Vereinzelungsanlage West 15.55 Uhr - also 5 Minuten lang lässt man Leute in den Tunnel, die dann vor die Sperre laufen. Eigentlich mussten doch die sperrenden Polizisten bemerken, dass der Eingang nicht dicht war, oder?

Im Osten war es andersherum (erst Eingang zu, danach Sperre eingerichtet), also potentiell sinnvoller, allerdings auch nicht so richtig schlau: warum im Tunnel eine Sperre errichten, wenn man es effektiver direkt hinter den Eingängen hätte tun können?

Herr Evers, weshalb meinen Sie, dass Walter keine Probleme an den Eingangsschleusen gemeldet hatte? Er zumindest sagt im Spiegel-Interview, die Polizei sei auch gebeten worden, an den Einlassschleusen zu helfen (s.o.). Der vAB sagt dazu nichts. Das wäre also eine weitere Unstimmigkeit.

 

Im Übrigen ist mir klar, dass es nicht genug Ordner gab und dass lopavent oben lustig feiern wollte und die weniger lustigen Dinge  sollten dann der CM und die Polizei erledigen, schlau eingefädelt von diesem Schaller.

Und ganz deutlich und schon mehrfach in meinen Beiträgen zur LoPa  betont: Hier wird keiner aus der Verantwortung entlassen dadurch, dass ein anderer "verdächtigt" wird.

Henning Ernst Müller schrieb:

@Lothar Evers,

ich interpretiere das "statt dessen" in genau derselben Weise wie Sie, nämlich dass statt der (warum auch immer nicht eingerichteten) Mittelrampensperre "mit diesem Auftrag" die  zwei anderen Sperren eingerichtet wurden. Ich habe diese Passage nun ca. 20mal gelesen und es ist entweder so, dass dieses "statt dessen" auf etwas Bezug nimmt, das in einer früheren Version dort stand, aber redigiert wurde, oder aber dass es sich eben um den Ersatz der vereinbarten Maßnahme durch eine andere handelte, nämlich die Mittelsperre durch die beiden Tunnelsperren.

Anders wird dies von "Ein Polizist" (s. o.) interpretiert: Er sagt, die beiden Tunnelsperren seien nicht statt dessen, sondern "ergänzend" eingerichtet worden, also "außerdem", die vereinbarte Mittelrampensperre habe man also nur etwas später eingerichtet - nach meiner Auffassung wurde diese Sperre aber aus einem anderen Grund und auf eigene Veranlasung der Polizei eingerichtet; ich sehe diese Auffassung im vAB bestätigt.


Ich lese es noch anders als Sie und der Polizist.
Nämlich statt der sich offensichtlich wegen keine Ordner im Rampenbereich erledigenden Gesamtvereinbarung mit Walter. Es ist doch binnen Minuten klar, dass W da Schrott als Handlungsstrategie verkauft hat, wenn weder für eine Kette noch für Pusher irgendwo auf der Rampe Ordner vorhanden sind.

Ich finde das "wie der Ketten falsch. Kann nur das Gerede über "ohne Absprache mit Walter" nicht verstehen und projiziere ausnahmsweise mal:wenn mir ein erfahrener Crowdmanager in einer 10 minütigen Besprechung so einen Mist verkauft hätte, wäre für mich das Kooperieren auch erledigt. Da war nichts mehr zu kooperieren, da der Mann offensichtlich über die ihm zur Verfügung stehenden Ordner log.

 

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Lothar Evers schrieb:

Ich lese es noch anders als Sie und der Polizist.
Nämlich statt der sich offensichtlich wegen keine Ordner im Rampenbereich erledigenden Gesamtvereinbarung mit Walter. Es ist doch binnen Minuten klar, dass W da Schrott als Handlungsstrategie verkauft hat, wenn weder für eine Kette noch für Pusher irgendwo auf der Rampe Ordner vorhanden sind.

[...] wenn mir ein erfahrener Crowdmanager in einer 10 minütigen Besprechung so einen Mist verkauft hätte, wäre für mich das Kooperieren auch erledigt. Da war nichts mehr zu kooperieren, da der Mann offensichtlich über die ihm zur Verfügung stehenden Ordner log.

Warum sollte er das denn tun?

Warum sollte sich Walter darum bemühen, mit einem Polizisten zu sprechen, der Entscheidungsbefugnis hat (seiner eigenen Angabe nach 45 Minuten lang darum bemühen), um diesem dann die "Hucke voll" zu lügen, dass "die Balken brechen", indem er wilde Märchen über die ihm zur Verfügung stehenden Ordner erzählt 

- und das auch noch, obwohl jedem klar sein musste, dass er - wie Du sagst - "Mist verkauft" bzw. sich dies spätestens unmittelbar darauf herausstellen musste.

Das macht doch keinen Sinn.

Deine Vermutung geht doch dahin, dass dér Polizist sofort erkannt hat, dass Walter da nichts anderes als Lügen erzählt hat, und sich deshalb nicht um dessen Gerede scherte, sondern sofort und auf der Stelle mit einem Kollegen Kontakt aufnahm und mit diesem etwas anderes beschloss (worüber man den "Mist-Verkäufer" aus dem Container dann natürlich nicht einmal informierte).

 

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Die Leserin schrieb:

Warum sollte er das denn tun?

Warum sollte sich Walter darum bemühen, mit einem Polizisten zu sprechen, der Entscheidungsbefugnis hat (seiner eigenen Angabe nach 45 Minuten lang darum bemühen), um diesem dann die "Hucke voll" zu lügen, dass "die Balken brechen", indem er wilde Märchen über die ihm zur Verfügung stehenden Ordner erzählt 

- und das auch noch, obwohl jedem klar sein musste, dass er - wie Du sagst - "Mist verkauft" bzw. sich dies spätestens unmittelbar darauf herausstellen musste.

Das macht doch keinen Sinn.

Deine Vermutung geht doch dahin, dass dér Polizist sofort erkannt hat, dass Walter da nichts anderes als Lügen erzählt hat, und sich deshalb nicht um dessen Gerede scherte, sondern sofort und auf der Stelle mit einem Kollegen Kontakt aufnahm und mit diesem etwas anderes beschloss (worüber man den "Mist-Verkäufer" aus dem Container dann natürlich nicht einmal informierte).

dirk H muss recht schnell gemerkt haben dass da wo das eigentliche Problem besteht am Rampenkopf Walter keine Ordner hat. Das sit ja nicht schwer herauszufinden, wenn keine Ordner zur Polizeikette antreten und niemand pusht.

Da liegt der Unterschied zwischen unseren Ansetzen:
Ich schaue auf die Realität und frage dann: "wie macht das Sinn?"

Was meinst Du was spielt sich in den 45 Minuten ab, in denen Waltere auf die Polizei wartet?
Spricht er mit Wagner als Lopavent Security Chef?
Sagt Wagner ihm, dass er jetzt mal versucht die Polizei per Telefonkonferenz herbei zu beamen?
Erörtern die Ideen wie der Pfropf an der Fahrstrecke aufzulösen ist?
Zieht Wagner an weniger wichtigen Stellen Ordner ab, damit da oben genug Pusher einsetzbar sind?
stellen die zwei Floats so hin, dass man mit deren Lautsprechern ddie Zuschauer zum Pfropf zum Weitergehen aufffordern?

Wenn nein: wie macht das Sinn?

Hypothese:
(aber mit allseits die Aussage verweigernden Lopavent Mitarbeitern und vielleicht nicht aufgezeichnetem Lopavent Funk schwer zu beweisen)

Walter will (geplant?) (in Absprache mit Lopavent?) die Polizei involvieren. 
Die soll den Eingangsbereich schliessen (aber nicht via Ordnungsbehörde die Veranstaltung abbrechen).
Dann kann oben die Dauerwerbesendung weiter laufen. Walter und sein eingangsbereich haben für heute ihre Arbeit erledigt. Die Polizei hat Ihr Image als "Spielverderber" erneut bekräftigt iund darf sich vor den geschlossenen Vereinzelungsanlagen des wegen Überfüllung geschlossenen Veranstaltungsgeländes mit den frustrierten Ravern rumschlagen.

Wie gesagt:
Hypothese...
Bin für jede andere Hypothese dankbar, die aus dem 45 minütigen Nichthandeln von Lopavent/Walter etwas Sinn stiftendes strategisches destiliert.

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Lothar Evers schrieb:

Hypothese:
(aber mit allseits die Aussage verweigernden Lopavent Mitarbeitern und vielleicht nicht aufgezeichnetem Lopavent Funk schwer zu beweisen)...

Da saß doch die ganze Zeit ein Polizist neben Walter. Der müsste Gespräche per Funk ja mit angehört haben.

 

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Die Leserin schrieb:

Lothar Evers schrieb:

Hypothese:
(aber mit allseits die Aussage verweigernden Lopavent Mitarbeitern und vielleicht nicht aufgezeichnetem Lopavent Funk schwer zu beweisen)...

Da saß doch die ganze Zeit ein Polizist neben Walter. Der müsste Gespräche per Funk ja mit angehört haben.

Könnte als Zeuge interessant sein. Hört aber die Gegenseite nicht, da Verbindung über Bündelfunk / Kopfhörer.

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Henning Ernst Müller schrieb:
 Herr Evers, weshalb meinen Sie, dass Walter keine Probleme an den Eingangsschleusen gemeldet hatte? Er zumindest sagt im Spiegel-Interview, die Polizei sei auch gebeten worden, an den Einlassschleusen zu helfen (s.o.). 

Ich glaube ihm da nicht.
Schliesse dies vor allen Dingen aus den ausführlichen Gesprächen mit dem direkt unter Walter arbeitenden Securitychef West. Der berichtet keine Probleme, allerdings die Anweisung eines leitenden Polizeibeamten im Westen diese kurzfristig komplett wieder zu öffnen.
Diese Vereinzelungsanlagen bekommen sie mit 2 Leuten pro Schleuse dicht. Das sieht man ja auch daran, wie Walter zum Schrecken der Polizei von 16 auf 6 Schleusen reduzieren kann. Das Problem sind dei Bauzäune um die Schleusen herum. Als symbolische Sperre sind die ganz nett. Sobald die bedrängt werden reichen die 50 Ordner je Eingang zur Verteidigung nicht aus.

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Die Leserin schrieb:

Wer von beiden Seiten die Wahrheit sagt, müsste sich doch anhand von Video-Aufnahmen herausfinden lassen.

Waren vor 13 Uhr mehr als 6 Schleusen geöffent oder nicht? Und wie sah es nach 13 bzw. 14 Uhr aus? (Dabei wurden - soweit ich weiß - auch bei Vollauslastung nicht alle Schleusen geöffnet, sondern nur so viele, dass 30.000 Personen pro Stunde durchgelangen sollten.)

Ich habe versucht, dieser Frage nachzugehen, und bin dabei auf etwas für mich sehr Verblüffendes gestoßen.

Es sind genau genommen drei Ergebnisse, von denen mich das dritte wirklich verblüfft.

Sehr geholfen hat mir dabei wieder einmal eine Zusammenstellung des Blogs loveparade2010doku. Die dort Engagierten haben wirklich enorme Arbeit geleistet, die immer wieder hilfreich ist, wenn man Fotos, Videos und Infos zu den Ereignissen am Veranstaltungstag sucht.

 

Erstens:

Die Frage, um wie viel Uhr wie viele Schleusen geöffnet waren, lässt sich jedenfalls anhand von Besucher-Fotos und –Videos kaum klären. Eigentlich logisch, denn die Leute haben damit ja nicht versucht, die Anzahl geöffneter Schleusen zu dokumentieren, sondern wollten die Stimmung festhalten oder einfach zeigen, dass es furchtbar voll war.

Lediglich um 14.00 Uhr findet sich ein Foto vom Einlassbereich West mit der Beschriftung, es seien 16 „controll stations“ gewesen, die der Besucher eindeutig zu wenig fand.

Da das ausgerechnet auf der Zeitgrenze 14.00 Uhr liegt, sagt es nichts darüber aus, ob nun vorher oder nachher mehr oder weniger Schleusen geöffnet waren.

 

Zweitens:

Ein gründliches Durchforsten der Chronologie „Orte und Sperrungen: Foto- & Videodokumentation“ des Blogs loveparade2010doku

http://loveparade2010doku.wordpress.com/2010/08/04/fullung-und-leerung-der-rampe-zeitablauf-aller-wichtigen-sperrungen-auf-der-loveparade/

bzw. der beiden Unterkapitel

  • Part I - die Wege- & Vereinzelungsperren vorm westlichen Tunnel
  • Part IV - die Wege- & Vereinzelungssperren vorm östlichen Tunnel

Erbrachte das Ergebnis, dass die Situation vor beiden Einlassanlagen in der Zeit nach der Öffnung kontinuierlich immer schlimmer wurde.

Was die Situation vor den Schleusen anbetraf, so kann man es sich sparen, darüber zu streiten, wann nun ganz genau wie viele Schleusen geöffnet waren: es waren IMMER zu wenige.

Interessant kann die Frage

  • nach der Anzahl geöffneter Schleusen bzw. danach,
  • ob sie ihre Funktion noch erfüllten oder nicht
  • und wer dies im Einzelfalle angeordnet hat,

also nur für die Situation im Bereich Tunnel/Rampe sein.

 

Und nun kommt das dritte Ergebnis:

Es sollten also pro Stunde 30.000 Personen pro Schleuse auf das Gelände gelangen, richtig?

Und es gab auf jeder Seite maximal 16 Schleusen, richtig?

Um zu dem Ergebnis von 30.000 durchgelassenen Personen zu gelangen, müssten also durch jede der 16 Schleusen 1 875 Personen pro Stunde gelassen werden.

Das wären dann 31,25 Personen pro Minute,

also alle 1,92 Sekunden eine Person.

Mag ja möglich sein, wenn die Leute da schnell durchlaufen. Es wurde jedoch kontrolliert.

Dieses Foto vom Eingang West zeigt, dass Besucher offenbar abgetastet wurden:

http://live.loveparade.com/fkxt76kdrf887t/foto/themen/02/security%20schleuse%20west.JPG

Dieses Foto (ebenfalls Eingang West) zeigt die Taschenkontrolle an den Schleusen:

http://imageshack.us/photo/my-images/256/love2010du130.jpg/

Und auch dieses Foto vom Eingang Ost macht nicht den Eindruck, als käme da alle 1,92 Sekunden ein Mensch durch:

http://picasaweb.google.com/100055290435100638841/Loveparade2010#5498232188314070226

Es war demnach – auch ganz unabhängig von der Situation im Bereich Tunnel/Rampe und auf dem Festivalgelände – gar nicht möglich, 30.000 Personen pro Stunde auf jeder Seite durch die Tunnel zu schicken, es sei denn, man gab die Kontrollen auf und ließ die Leute einfach durchströmen.

Im Folgenden stelle ich noch eine kleine Auswahl an Fotos, Filmen und Augenzeugenberichten zur Entwicklung vor den beiden Eingängen zusammen.

 

 

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Einlass West:

Wie viele Schleusen nun auch immer geöffnet waren, es waren offenbar nicht genug.

Hier ein Foto, aufgenommen von Alf um 12.30 Uhr auf der Kreuzung Karl-Lehr-Str./Düsseldorfer Str.:

http://www.flickr.com/photos/fhk/4915595649/in/photostream/

Ein Augenzeugenbericht von kurz vor 13.00 Uhr:

„Ich war selbst auf der Loveparde und bin um kurz von 13 Uhr an der Einlasskontrolle an der Düsseldorfer Str. angekommen. Die dortige Zugangsregelung zum Tunnel war schon mordsgefährlich! Sie war auf den zum Tunnel abbiegenden Str. kurz vor der Kreuzungsbereich Düsseldorfer Str. angelegt. Die Massen stauten sich bereits um diese Zeit weit in die Düsseldorfer Str. hinein. Durch die Zugangskontrolle kamen vielleicht 50 Menschen pro Minute, der Stau wurde daher immer größer. Der Weg zur Zugangskontrolle wurde in Trichterform geführt. Ich hatte hier bereits Angst und habe nur gedacht wenn ich eine halbe Std. später ankomme, wird hier alles ausser Kontrolle geraten, da die Stimmung schon sehr angespannt war, was ja kein Wunder war, da für die ca. 40m bis zur Kontrollstelle sage und schreibe 40 Minuten benötigt wurden.“

Sollten tatsächlich nur 50 Personen pro Minute durch die Schleusen gekommen sein, so wären das 3.000 pro Stunde und nicht 30.000.

Vielleicht trügte den entnervten Besucher sein Eindruck. Aber wäre es vielleicht denkbar, dass durch intensive Personen- und Taschenkontrollen erheblich weniger als geplant durch die Schleusen kamen?

13:00 Uhr - bereits jetzt gibt es laut DJV92 eine Vorsperre an der Düsseldorfer Str. nördlich der Kreuzung Mercatorstr. Zwei weitere Sperren sollen noch folgen:

„Bis wir an der Loveparade ankamen mussten wir noch zwei mal warten (die Polizei hatte Blockaden errichtet) bis uns die Polizei durch den Tunnel gelassen hatte.“

13:33 Uhr - Alf blickt auf die Schlange vor der Vereinzelungsanlage, Foto:

http://www.flickr.com/photos/fhk/4915595967/in/photostream/

Um 13.44 Uhr auf der Kreuzung:

http://imageshack.us/photo/my-images/713/love2010du087.jpg/

14.00 Uhr - Auch durch die wartende Menge mussten die Polizeifahrzeuge fahren:

http://www.youtube.com/watch?v=gEAF32jZUYE

http://www.youtube.com/watch?v=T7wNw15KnOA

14:00 Uhr – Alf schreibt unter das Foto

http://www.flickr.com/photos/fhk/4915596227/in/photostream/

an der Vereinzelungsanlage:

“the security still controll everybody. There where 16 controll stations, So it was impossible to get 350.000 people on the area with controlling them!!!”

Alf schreibt also von 16 “control stations” und hält diese Anzahl für viel zu gering.

14.00 Uhr - Hier informiert die Polizei über Besucherstau vor dem Gelände:

http://www.youtube.com/watch?v=cszas6htoFk#t=5m12s

14.13 Uhr - Ob nun um 14 Uhr etwas geändert wurde oder nicht, die Situation verschlimmerte sich:

http://www.youtube.com/watch?v=-oRby6AGQYE

14.58 Uhr - Vorsperre Mercatorstr./Düsseldorfer:

http://www.youtube.com/watch?v=ppqJh6hGqhY

 

Einlass Ost:

Von der Einlassstelle Ost gibt es für die Zeit zwischen 12.00 und 13.00 Uhr leider keine Aufnahmen bei loveparade2010doku. Fest steht jedoch: auch hier klappte es im Anschluss nicht.

13:10 Uhr – Menschenmenge vor der Vereinzelungsanlage:

http://www.charlylownoise.com/de/wp-content/gallery/love_parade_2010/img_1012.jpg

Um 14.00 Uhr vor der Kontrolle Grabenstr./Karl-Lehr-Str.:

http://www.youtube.com/watch?v=QzUS9Em75DU

Der Augenzeuge Willi G., der von 13:00 – 16:00 Uhr zwischen Altenheim und Tunnel hinterm Zaun stand, erklärte in seinem Bericht an die Stadt Duisburg u.a.:

„Um 14:00 Uhr war die Anzahl der Menschen, gegenüber Hausnummer 159 (Altenheim) bis zum Tunneleingang so hoch, dass man nicht vor oder zurück kam. […]  Ca. 14:45 Uhr wurde von den vielen Menschen durch den Druck gegenüber von Hausnummer 159 dreimal der Drahtzaun übergekippt. Der Drahtzaun wurde durch Ordnungskräfte und Polizei wieder aufgestellt.“

 

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Fazit:

Aufgrund der Tunnelbreite wurde errechnet, dass pro Tunnelseite 30.000 Personen pro Stunde (ohne Gegenverkehr) da durchlaufen können. Also plante man Einlassschleusen für jeweils 30.000 Personen. Da es aber bei entsprechenden Personen- und Taschenkontrollen nicht möglich ist, pro Ordner alle 1,92 Sekunden eine Person abzufertigen, konnte diese Personenanzahl durch 16 Schleusen pro Seite nie erreicht werden.

Zusätzlich hatte man bei der Rechnung vernachlässigt, dass es selbst bei einem Durchlauf von 60.000 Personen pro Stunde mehr als 4 Stunden gedauert hätte, diese auf das Gelände zu bringen, und zwar OHNE Gegenverkehr.

Überdies bot die Rampe in ihrer Breite keineswegs Platz für 60.000 Personen pro Stunde - erst recht nicht, wenn es auch noch Gegenverkehr gab.

So mag es - was die Situation auf der Rampe anbelangt - spontan weniger gravierend wirken, dass nicht wirklich 30.000 pro Stunde die Schleusen passieren konnten. So aber staute sich das Publikum in der Stadt, und zwar auch dann, wenn alle Schleusen geöffnet wurden.

Und an den nahe der Rampenböschungen vorbeifahrenden Floats am Rampenkopf konnte sich auch eine erheblich kleinere Menschenmenge nicht schnell genug vorbeidrücken, so dass es ergo auch bei deutlich geringeren Personenströmen zu einem Stau auf der Rampe kommen musste, der sich schließlich bis in die Tunnel hineinzog.

 

 

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Und wenn man sich jetzt noch einmal anschaut, was sich die beiden Seiten gegenseitig vorwerfen, dann haben womöglich beide Recht - jedenfalls was die Beobachtung der Probleme angeht.

 

Im Polizeibericht steht (Zeitleiste, Seite 31):

Erst ab 12.58 Uhr konnte die Vereinzelungsanlage Ost, die Vereinzelungsanlage West ab ca. 14.00 Uhr, unter "Vollast" betrieben werden. Die Polizei forderte mehrfach eine volle personelle Besetzung, um den Durchfluss zu erhöhen und den Druck auf die Vereinzelungsanlagen und die polizeilichen Vorsperren zu mindern.

 

Ob jedoch die Schleusen personell voll besetzt waren oder nicht, änderte nichts daran, dass die Menschenstaus vor den Einlässen immer schlimmer wurden. Vielleicht waren sie ja sogar voll besetzt. Vielleicht auch nicht.

 

Während die Polizei vor allem die Probleme auf den Zuwegungen in der Stadt sah, war der Crowd-Manager Walter ganz auf den Bereich Tunnel/Rampe konzentiert.

Und dort sah er schon ab 13 Uhr ein Problem, obwohl ja gar nicht die geplante Anzahl von Personen durch die Schleusen kommen konnte. Aber der Eingang zum oberhalb der Rampe gelegenen Gelände war nun einmal auch für eine geringere Anzahl von Personen ungeeignet.

Also wollte er einen Teil der Schleusen schließen, was von der Polizei verhindert wurde.

 

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Um 13 Uhr kann ich allerdings auf den Kameras noch kein Problem entdecken.

Das Problem auf dem Rampenkopf beginnt genau in dem Augenblick, in dem die Floats losfahren,

zu beobachten bei

Kamera 12, 14.00 bis 14.20 UHR, ab Minute 7

und

Kamera 4, 14.00 bis 14.20 UHR, ab Minute 11

Solange die Musik-LKWs standen (und direkt am Rampenkopf stand keiner), räumten die Leute zügig diesen Bereich und verteilten sich auf dem Gelände.

Sobald die Floats fahren, kann man auf den Kamera-Aufnahmen sehen, dass die Leute kaum eine Möglichkeit haben, vom Rampenkopf auf das Gelände zu gehen. Da geht direkt die Fahrspur vorbei.

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Die Leserin schrieb:

Um 13 Uhr kann ich allerdings auf den Kameras noch kein Problem entdecken.


Dann fragt sich allerdings, warum Walter nach eigenen Angaben just zu diesem Zeitpunkt bestimmt:

"Es kamen viel mehr Besucher als erwartet. Um 13 Uhr habe ich die Sicherheitsleute angewiesen, die Schleusen wieder zu schließen. (...) Auf jeder Seite hatten wir zu diesem Zeitpunkt 6 Schleusen geöffnet, 6 von insgesamt 16."

Wenn da kein Problem existiert, warum will der gute Mann dann fast zwei Drittel der Schleusen zumachen? Und damit an den Bauzäunen neben diesen Vereinzelungsanlagen für lebensgefährliche Situationen sorgen.

Walter besteht darauf so früh Probleme gesehen zu haben:

SPIEGEL: "Wann hatten Sie zum ersten Mal das Gefühl, hier läuft etwas gewaltig schief? Walter: "Das fing zu diesem Zeitpunkt (13:00 Uhr L.E.) an, und bald verstärkte sich der Eindruck."   Es ist doch sehr einfach:
die 60.000 Personen die durch Vereinzelungsanlagen und Tunnel gehen, passen nicht durch die Engstelle oben am Rampenkopf, weil die deutlich schmaler wird. Schon gar nicht, wenn da Floats durchfahren, schon gar nicht wenn an dieser Engstelle Besucher das Gelände verlassen wollen.    Leider hat man in alle Konzeptpapiere Mist rein geschrieben: "Rattenfänger Methode" und ausserdem die Ela weggelassen. Ab diesem Zeitpunkt ist meiner Meinung vorprogramiert, dass es irgendwo brandgefährlich wird, es sei denn die Züge halten erst gar nicht in Duisburg.   Mit anderen Worten:
der Veranstalter hat kein funktionierendes Einlasskonzept für seine Besucherprognose. Das kann einem seit 10 Jahren im Geschäft arbeitenden CrowdManager doch nicht verborgen bleiben.

Walter hat angeblich hat er 150 Ordner zur Verfügung.
64 davon braucht er für die Vereinzelungsanlagen. Ohne Ablösung. Ohne Pausen.
Wieviele braucht er für die Sicherung der riesigen Zaunstrecken insbesondere im Westen?
Wieviele hat er als Streifen im Tunnel?
Wieviele Pusher?
Wieviele als Reserve, um evtl. mal eine Kette ziehen zu können?

Dabei nie vergessen:
Dienstbeginn der Ordner war 8 Uhr, geplant war 03:00 Uhr als Ende. Das sind 19 Stunden.
Pausen / Schichten?

  Keine Ahnung wie man dieses Szenario mit einer Hundertschaft Polizei retten soll, wenn man zudem noch desinformiert und belogen wird.
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Lothar Evers schrieb:

Walter besteht darauf so früh Probleme gesehen zu haben:
 

SPIEGEL: "Wann hatten Sie zum ersten Mal das Gefühl, hier läuft etwas gewaltig schief? Walter: "Das fing zu diesem Zeitpunkt (13:00 Uhr L.E.) an, und bald verstärkte sich der Eindruck."   Es ist doch sehr einfach:
die 60.000 Personen die durch Vereinzelungsanlagen und Tunnel gehen, passen nicht durch die Engstelle oben am Rampenkopf, weil die deutlich schmaler wird. Schon gar nicht, wenn da Floats durchfahren, schon gar nicht wenn an dieser Engstelle Besucher das Gelände verlassen wollen.    Leider hat man in alle Konzeptpapiere Mist rein geschrieben: "Rattenfänger Methode" und ausserdem die Ela weggelassen. Ab diesem Zeitpunkt ist meiner Meinung vorprogramiert, dass es irgendwo brandgefährlich wird, es sei denn die Züge halten erst gar nicht in Duisburg.   Mit anderen Worten:
der Veranstalter hat kein funktionierendes Einlasskonzept für seine Besucherprognose. Das kann einem seit 10 Jahren im Geschäft arbeitenden CrowdManager doch nicht verborgen bleiben.
  Das finde ich sehr nachvollziehbar. Und das erklärt auch, warum Walter ab 13.00 Uhr Probleme sah. Zu diesem Zeitpunkt nämlich konnte er bereits beobachten, wie sich die eintreffenden Personenströme ohne fahrende Floats auf das Festivalgelände oberhalb der Rampe bewegten und wie sie sich dann dort verhielten.   So frühe Aufnahmen stehen uns von den Überwachungskameras nicht zur Verfügung. Aber bei Öffnung des Geländes strömten sofort so viele Menschen auf das Gelände, wie irgendwie durch die Schleusen kommen konnten. Es ist also davon auszugehen, dass sich das Phänomen schon direkt beobachten ließ, nachdem die ersten eintreffenden Ströme auf dem Platz zwischen Rampenkopf und Gebäude eingetroffen waren und die Nachströmenden auf dem Rampenkopf eintrafen.   Wer wissen möchte, was ich meine, kann sich Kamera 12, 13.40 bis 14.00 UHR, ansehen.
  • Wenn man sich auf diesen Bildern vorstellt, dass die Eintreffenden eben NICHT - wie es zu diesem Zeitpunkt der Fall ist - vom Rampenkopf aus auf das Gelände strömen können, weil genau an der Kante Rampenkopf die Floats langfahren und
  • wenn man sich darüber hinaus vorstellt, dass auch die gut sichtbare Bewegung der Menschen, die aus dem Bereich zwischen Rampenkopf und Gebäude weglaufen, weil dort nämlich nichts los ist, entfällt, da dort dann Party mit Floats herrscht,
dann wird ergo bereits vor 14 Uhr klar, dass es ein Problem geben wird.   Geht man beispieltsweise mal zu Minute 8, dann wird sogar deutlich, dass bereits ohne Floats Staugefahr besteht. Kein Wunder also, dass Walter die Schleusen reduzieren wollte.   (Der Start der Float-Parade war für 14 Uhr geplant und wurde dann auch vollzogen.)    
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Die Leserin schrieb:
Wer wissen möchte, was ich meine, kann sich Kamera 12, 13.40 bis 14.00 UHR, ansehen.

  • Wenn man sich auf diesen Bildern vorstellt, dass die Eintreffenden eben NICHT - wie es zu diesem Zeitpunkt der Fall ist - vom Rampenkopf aus auf das Gelände strömen können, weil genau an der Kante Rampenkopf die Floats langfahren und
  • wenn man sich darüber hinaus vorstellt, dass auch die gut sichtbare Bewegung der Menschen, die aus dem Bereich zwischen Rampenkopf und Gebäude weglaufen, weil dort nämlich nichts los ist, entfällt, da dort dann Party mit Floats herrscht,
dann wird ergo bereits vor 14 Uhr klar, dass es ein Problem geben wird.   Geht man beispieltsweise mal zu Minute 8, dann wird sogar deutlich, dass bereits ohne Floats Staugefahr besteht. Kein Wunder also, dass Walter die Schleusen reduzieren wollte.   (Der Start der Float-Parade war für 14 Uhr geplant und wurde dann auch vollzogen.)
Also, wenn Walter bereits so früh weiss, dass "Rattenfänger nichts wird, kann er doch nicht einfach die Eingänge zumachen. Da ist doch ein gewisser Fluss zugesagt.
Da muss er doch Pusher von Lopavent anfordern und Ideen entwickeln, wie die Lopavent Security trotz fehlender ELA Besucher (z.B. via Float) ansprechen kann. Der man hat Ahnung. Seit über 10 Jahren. Das ist doch keineswegs Rocket Sience. Warum erscheint Dir alles was Walter macht oder verzapft wie "Natur"?
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Die Leserin schrieb:

Solange die Musik-LKWs standen (und direkt am Rampenkopf stand keiner), räumten die Leute zügig diesen Bereich und verteilten sich auf dem Gelände.

Sobald die Floats fahren, kann man auf den Kamera-Aufnahmen sehen, dass die Leute kaum eine Möglichkeit haben, vom Rampenkopf auf das Gelände zu gehen. Da geht direkt die Fahrspur vorbei.

So sieht es auch Oberhagemann:
"Ja, die Floats gingen zu nah an der Rampe vorbei. Damit wurde dann quasi, wenn es sehr dicht war, eine Sperre eingerichtet. Die Rampe hatte eine Fläche von circa 3.500 Quadratmetern. Wenn es sich oben staute, dauerte es etwa eine Viertelstu"nde, bis die Rampe gefüllt war."
http://www.wdr.de/themen/panorama/loveparade_2010/aktuell/101122.jhtml

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@Leserin, danke für Ihre Beobachtungen. Sie belegen erneut, dass es praktisch  ein geplantes Chaos war - und zwar die desamte Ein/Ausgangssituation. Wie wir schon öfter festgestellt haben: SO KONNTE ES NICHT GEHEN. Das relativiert natürlich auch Vorwürfe am Tag der Veransatatung, da man jetzt kaum noch richtig reagieren konnte, als schon Hunderttausende unterwegs waren. Ganz interessant ist für mich diese Feststellung:

Solange die Musik-LKWs standen (und direkt am Rampenkopf stand keiner), räumten die Leute zügig diesen Bereich und verteilten sich auf dem Gelände.

Sobald die Floats fahren, kann man auf den Kamera-Aufnahmen sehen, dass die Leute kaum eine Möglichkeit haben, vom Rampenkopf auf das Gelände zu gehen. Da geht direkt die Fahrspur vorbei.

Wenn dies zutrifft, dann ging die Polizei von falschen Voraussetzungen aus: Sie glaubte dem "Konzept" des Veranstalters, eher ein Märchen, nämlich der "Ratennfängermethode" - obwohl diese auf diesem Gelände ÜBERHAUPT NICHT FUNKTIONIEREN KONNTE.

Meine eigene Vermutung geht eher dahin, dass Walter und die Polizisten ihre Zusammenarbeit völlig anders bewerteten und daher auch das Gespräch im Container anders interpretierten.

 

Walter sollte die Verantwortung für den Eingangsbereich tragen und dort für Steuerung der Publikumsströme sorgen. Dem wurde eine hohe Bedeutung für die Sicherheit der Veranstaltung beigemessen. Also bestand er darauf, dass auch ein Ansprechpartner der Polizei bei ihm im Container zugegen ist.

Dabei hatte er sich vorgestellt, einen Ansprechpartner zu haben, mit dem er gemeinsam Entschlüsse bezüglich seiner Aufgabe fassen und umsetzen kann. Entsprechend wenig begeistert war er, als sich herausstellte, dass der Polizist neben ihm keinerlei Entscheidungsbefugnisse und womöglich nicht einmal ein Funkgerät hatte.

Ob nun einer der beiden Polizisten, die dort den Dienst taten, ein Funkgerät hatte oder nicht - fest steht, dass die Kommunikation zwischen Walter und der Polizei nicht so unmittelbar verlaufen konnte, wie Walter das wollte. Er musste erst darum bitten, mit jemandem sprechen zu können, der etwas entscheiden kann, und sich dann in Geduld üben (egal, wie lange es nun ganz genau gedauert haben mag), bis die Möglichkeit eines Gesprächs mit einem entscheidungsbefugten Beamten eingeräumt wurde.

 

Die Polizei selbst sah in dem jeweiligen Polizisten neben Walter einen Verbindungsbeamten. Der sollte vermutlich an seinen Vorgesetzten melden, wenn es etwas zu melden gab.

Die Polizei hat m.E. nie in Erwägung gezogen, gemeinsam mit Walter irgendwelche Beschlüsse zu fassen.

Und so sah der Einsatzabschnitssführer der Polizei das mit Walter Besprochene m.E. keine Sekunde lang als Vereinbarung an, sondern eben nur als ein Gespräch, aus dem er die Information eines Handlungsbedarfs entnahm.

 

Zitat aus dem Polizeibericht:

Um 15.16 Uhr übermittelte der Verbindungsbeamte bei dem für die Zugangssteuerung des Publikums seitens des Veranstalters zuständigen "Crowd-Manager" dessen Bitte um Hilfe dem Einsatzabschnittsführer (EA/F) Schutz der Veranstaltung, da sich im Veranstaltungsbereich oberhalb der östlichen Rampe ein Zuschauerstau gebildet hatte.

 

So, wie im Bericht beschrieben, wurde die Kontaktaufnahme von Walter angesehen und nicht als Kontaktaufnahme zum Zwecke des Fassens und Umsetzens gemeinsamer Beschlüsse.

Tatsächlich vereinbarten dann beide etwas, das jetzt im Nachhinein von jeder der Seiten anders dargestellt wird. Und wir wundern uns, warum die Polizei wenige Minuten später etwas anderes beschloss.

Meines Erachtens liegt das ganz einfach an den Entscheidungswegen innerhalb der Polizei und daran, dass der EA/F die mit Walter besprochenen Lösungsvorschläge keinen Augenblick lang als bindende Vereinbarung ansah. Es bestand für ihn auch keine Veranlassung, ggf. anders lautende Beschlüsse mit Walter zu diskutieren oder diese ihm auch nur zu erläutern. Er hatte in dem Gespräch Informationen erhalten, die er nun polizei-intern weiter besprach.

 

Zitat aus dem Polizeibericht:

Um 15.45 Uhr entschied der Einsatzabschnittsführer Schutz der Veranstaltung im Rahmen einer Zusammenkunft mit dem Füher der 15. BPH statt dessen, den weiteren Zulauf auf den Zuschauerstau durch Sperrmaßnahmen in Form von je einer Polizeikette in den östlichen und westlichen Tunnelröhren zu unterbinden. Hierdurch sollte verhindert werden, dass der räumlich begrenzte Rampenbereich sowie die angrenzenden Tunnelabschnitte mit Personen zulaufen. [...]

Darüber hinaus verlegte der Hundertschaftsführer der 15. BPH Kräfte (1 Zug ohne 1 Gruppe) aus ihrem bisherigen Raumschutzbereich in den Bereich östliche Rampe/Tunnel mit dem Auftrag, sich als Eingreifkräfte bereit zu halten.

 

Obendrein wurde das mit der Feuerwehr besprochen und dann umgesetzt.

 

Im Weiteren spielt der Crowd-Manager im Polizeibericht keine Rolle. Er lieferte an einem bestimmten Punkt Informationen, die seither als "Hilferuf" des Veranstalters dargestellt werden, woraus ein Handlungsbedarf der Polizei abgeleitet wird und selbstverständlich keine bindenden Vereinbarungen mit dem Crowd-Manager.

Genau deshalb war für solche Fälle ja eigentlich auch eine Telefonkonferenz vorgesehen, in der dann Führungskräfte mit Entscheidungsbefugnis miteinander Beschlüsse fassen sollten.

Niemand ging jemals davon aus, dass der Crowd-Manager mit einem Ansprechpartner der Polizei derart weitreichende Beschlüsse fassen könnte/sollte.

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Ich bin da ganz Deiner Meinung, was das Ziel anbelangt, die Veranstaltung eben nicht abzubrechen (welches ich übrigens auch bei der Polizeiführung verorte).

Nur sehe ich nicht, was sich Walter davon versprochen haben sollte, irgendwelche Stories über angebliche Ordner zu erzählen, von denen sofort klar sein musste (oder direkt im Anschluss klar werden musste), dass sie völliger Mist sind. Das bleibt für mich sinnfrei.

Aber wir werden das auch nicht klären können.

Auch ich halte mich an die Realität und schaue, was letztlich tatsächlich geschehen ist bzw. welche Aussagen sich irgendwie belegen lassen.

Tatsächlich ist die Frage (die Du ja gerade auch anschneidest) viel interessanter, wer von den jeweils Vorgesetzten der beiden Seiten von den Problemen, den Beschlüssen und den dann realisierten Sperren erfuhr.

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Zur Führungsstruktur der Polizei habe ich folgende Frage:

Laut Organigramm (Polizeibericht, Seite 36) steht an oberster Stelle der besonderen Aufbauorganisation der sogenannte Polizeiführer, der einen Führungsstab an seiner Seite hat.

Im Bericht ist mal von Polizeiführer bzw. mal von Führungsstab und mal von Vorbereitungs-/Führungsstab die Rede.

Ist die Führung von Seiten der Polizei in der Vorbereitung und in der Durchführung der Loveparade identisch oder sind das vollkommen andere Leute, für die lediglich dieselben Begrifflichkeiten verwendet werden?

 

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Deshalb hatte ich weiter oben diese Frage hier eingestellt:

 

Die Leserin schrieb:

Zur Führungsstruktur der Polizei habe ich folgende Frage:

Laut Organigramm (Polizeibericht, Seite 36) steht an oberster Stelle der besonderen Aufbauorganisation der sogenannte Polizeiführer, der einen Führungsstab an seiner Seite hat.

Im Bericht ist mal von Polizeiführer bzw. mal von Führungsstab und mal von Vorbereitungs-/Führungsstab die Rede.

Ist die Führung von Seiten der Polizei in der Vorbereitung und in der Durchführung der Loveparade identisch oder sind das vollkommen andere Leute, für die lediglich dieselben Begrifflichkeiten verwendet werden?

 

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@Die Leserin, @Lothar Evers

Keiner von uns (davon gehe ich mal aus) hat doch ein Eigeninteresse daran, speziell die Polizei (zB Dirk H.) oder Lopavent (zB Walter) zu be- oder zu entlasten. Zudem können ja ohnehin beide  genannten Seiten (neben der Stadt Duisburg) - je auf Ihre Weise und zu unterschiedlichen Anteilen  für die Katastrophe mitverantwortlich sein. Möglicherweise sind  einzelne Polizeibeamte oder Mitarbeiter von Lopavent oder  Stadt  auch in eine Lage gebracht worden oder haben sich in eine Lage gebracht, in der sie überfordert waren. Was wir nur tun können, ist die äußeren Fakten ergründen und mögliche Handlungsmotive anführen bzw. ausschließen. Dazu gehört auch, "Mythen" oder Verteidigungstaktiken, die etwa zur Entlastung der eigenen und Belastung der anderen Seiten nachträglich  in die Welt gesetzt wurden, kritisch zu hinterfragen und als solche aufzudecken bzw. zu erkennen.

Ein paar Dinge scheinen mir recht plausibel und auch mit dem vorl. Abschlussbericht (vAB) und  dem oben zitierten Interview mit Walter noch einigermaßen vereinbar. Dass es insbesondere bei hektischen mündlichen Besprechungen in angespannter atmosphäre zu Missverständnissen kommt und dass sich nachher jeder anders erinnert, ist ein allgemeines Phänomen. Dafür muss man nicht mal ein Motiv haben, bewusst zu lügen. Und wer Beschuldigter ist, der hat ja außerdem ein Motiv dazu.

Hier meine Gedankengänge:

1. Wir wissen, dass die Ein/Ausgangssituation grob fehlerhaft geplant war, und es daher fast zwangsläufig zu Staus kommen musste. Weder die "Rattenfängermethode" noch "Pusher" waren geeignet, das Problem wirklich zu lösen. Sie dienten hautsächlich als ein Alibi für das Sicherheitskonzept.

2. Die Grundsituation war, dass Lopavent eine tolle Party feiern wollte und auf jeden Fall eine "Störung" vermeiden wollte. D.h. Störungen sollten, wenn überhaupt, dann draußen vor dem Gelände stattfinden. Denn dann konnte man sagen, dass Lopavent nichts damit zu tun hat. Um dies zu erreichen, wurde der CM praktisch als "Puffer" dazwischen gesetzt, ihm wurden auch nur eingeschränkt Kompetenzen und Möglichkeiten (nicht entscheidungskompetenter Verbindungsbeamter, zu wenige Ordner) zur Verfügung gestellt, auch keine ELA stand ihm zur Verfügung, er hatte nur die Kameras. Soll sich doch der CM mit der Polizei auseinandersetzen und dafür sorgen, dass der Tunnel nicht vollläuft, dachte sich wohl die Lopavent-Crew. Der CM weiß natürlich auch nicht, was er tun soll, als es brenzlig wird - selbst mit 10 Jahren erfahrung kann er nicht plötzlich Platz schaffen, wo keiner ist. Eigentlich müsste er jetzt seinem Auftraggeber gegenüber illoyal werden, nämlich Alarm schlagen und die Veranstaltung "stören" (wie oben Lothar Evers vorschlägt: z.B. improvisierte ELA/Warndurchsagen statt Techno). Das tut er aber nicht, hofft wohl, die Polizei würde helfen, glaubt vielleicht selbst ein bisschen ans Pusher-Märchen. Was man sich in solchen Situationen eben sagt, um sein mulmiges Gefühl zu beruhigen ("wird schon klappen...")

3. Die Polizei mag das irgendwann bzw. ziemlich schnell  erkannt haben und hat dann - den "Hilferuf" des CM zum Anlass nehmend - selbst versucht, Lösungen aus dem Dilemma zu finden. Leider waren diese Lösungsansätze ungeeignet bis fatal  - jedenfalls waren sowohl die Tunnelsperren als auch die Mittelrampensperre nicht tauglich, haben die Lage eher verschärft. Hinterher versucht man jetzt - verständlicherweise - die in diesem Moment übernommene Verantwortung wieder los zu werden. Dazu können folgende Taktiken der Polizei beobachtet werden
a) Auf dem Gelände waren wir gar nicht zuständig zur Gefahrenabwehr, sondern primär der Veranstalter und die Ordnungsbehörde. Auch wenn unsere Leute die Sperren eingerichtet haben - zuständig dafür waren andere.
b) Der Veranstalter wollte diese von uns dann eingerichteten Sperren, sie entsprachen dem Hilferuf bzw. der Vereinbarung mit dem CM, wir haben hier den Veranstalter nur unterstützt - er trägt daher die volle Verantwortung auch für die polizeilichen Maßnahmen. 

Daran ist soviel richtig, als der Veranstalter natürlich das ganze Ein/Ausgangskonzept entwickelt hat und es deshalb generell zu verantworten hat. Aber wie sieht es mit der konkreten Verantwortung für die Sperren aus?

Bei Betrachtung des vAB PP Essen sieht es für mich jedenfalls so aus, als würde die Verteidigungstaktik der Polizei nicht ganz aufgehen können: Die Polizei hat nicht im Einklang mit CM Walter, sondern aus eigener Situationsbewertung gehandelt, insofern stimmen wir (Leserin, Evers, Müller) doch überein - lediglich im wann genau, wie genau, wer hat was gesagt unterscheiden wir uns noch. Der Grund für das eigene Tätigwerden der Polizei könnte sein - so erklärt es plausibel Lothar Evers - , dass die Polizei sah, dass CM Walter nicht ganz die Wahrheit sagt, dass seine Idee mit dem 10minütigen Pusher-Einsatz sowieso nicht funktionieren würde etc. Deshalb hat die Polizei  die Sache dann selbst in die Hand genommen - verständlich und auch erst einmal richtig. Aber dennoch: In dem Moment, wo sie selbst tätig werden, tragen sie auch Verantwortung. Für uns heißt das nichts anderes, dass dann auch die polizeilichen Aktivitäten für sich betrachtet und bewertet werden müssen. Natürlich wird man bei der Bewertung der polizeilichen Aktivitäten den damaligen  Stand der Ereignisse berücksichtigen müssen. Eine tödliche Massenturbulenz hat sicher keiner der Beamten kommen sehen. Ob es objektiv und subjektiv vorhersehbar war, das wird die entscheidende Frage vor Gericht werden.

Beste Sonntagsgrüße

Henning Ernst Müller

 

@Die Leserin, @Lothar Evers @Henning Ernst Mueller

 

Ich finde die Diskussion zwischen Ihnen dreien  um Walter + Polizei sehr interessant und möglicherweise unerwartet zielführend. Sie scheint mir nicht so sehr wichtig, um eine eventuelle Mitschuld der Polizei nachweisen zu können, sondern um Beweise dafür finden zu können, welchen wahren Grund es von welcher Seite oder aus welchem stillen Hintergrund gab, sich für diese allseits wahrnehmbar fahrlässige Eingangssituation zu entscheiden. Waren etwa Polizei und Walter vielleicht auch eher eine Farce, da ohnehin die Sicherheitsvorkehrungen aus unbekannten Gründen bewusst(?) geschlampt wurden, sodass die beiden so oder so nichts hätten richtig machen können? Und jetzt geraten ausgerechnet sie auch noch ins strafrechtliche Visier? Oder eben, wussten sie darum und eiern sie deshalb jetzt.

Vielleicht kann eine penible Klärung des Vorgangs zwischen diesen beiden anhand einer  genauen Analyse und Gegenüberstellung aller zur Verfügung stehenden Unterlagen/Gespräche zu diesem Einsatzbereich möglicherweise Licht speziell in dieses Dunkel bringen.

 

Was, wenn man im Eingangsbereich nicht nur die Raver ungeniert hat in eine Falle laufen lassen, sondern auch die vor Ort während der Veranstaltung zuständigen Sicherheitskräfte in Tunnel-Rampe hat übel ahnungslos auflaufen lassen, Polizei und Security Walter (Veranstalter)? Etwa indem dafür gesorgt wurde, dass die Werbeveranstaltung auf jeden Fall nicht unterbrochen werden konnte? Denn das sehe ich nach allem Bisherigen auch so, dass dieser Order höchste Priorität hatte.

Allerdings begründet der eben nicht unbedingt den sicherheitstechnisch so arg nachlässigen Umgang mit dem Eingangsbereich. Deshalb meine ich, dass es dafür, ebenso wie für die grundsätzliche Entscheidung, noch einen anderen, scheinbar gerechtfertigten Grund gegeben haben muss, der uns nur noch nicht bekannt ist. Vielleicht wird man den ja bei peniblem analysieren und vergleichen zwischen den Zeilen gewahr.

Gab' s am Ende einen Deal zwischen Lopavent und Unbekannt? Wollte man zwei oder gar drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Wir sichern euch die ungestörte Werbeshow und ihr lasst uns den Eingangsbereich für 'unsere' Zwecke, (welcher Art auch immer die waren) und bekommt dann auch noch Geld dafür. Wie in #83 gesagt, mit den robusten Ravern konnte man ja einiges wagen. Und den Gully hat man in dem rasanten Deal übersehen. ????????       

 

Gruß

Blue

 

 

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Henning Ernst Müller schrieb:

@Die Leserin, @Lothar Evers

Keiner von uns (davon gehe ich mal aus) hat doch ein Eigeninteresse daran, speziell die Polizei (zB Dirk H.) oder Lopavent (zB Walter) zu be- oder zu entlasten. Zudem können ja ohnehin beide  genannten Seiten (neben der Stadt Duisburg) - je auf Ihre Weise und zu unterschiedlichen Anteilen  für die Katastrophe mitverantwortlich sein. Möglicherweise sind  einzelne Polizeibeamte oder Mitarbeiter von Lopavent oder  Stadt  auch in eine Lage gebracht worden oder haben sich in eine Lage gebracht, in der sie überfordert waren. Was wir nur tun können, ist die äußeren Fakten ergründen und mögliche Handlungsmotive anführen bzw. ausschließen. Dazu gehört auch, "Mythen" oder Verteidigungstaktiken, die etwa zur Entlastung der eigenen und Belastung der anderen Seiten nachträglich  in die Welt gesetzt wurden, kritisch zu hinterfragen und als solche aufzudecken bzw. zu erkennen.

Ein paar Dinge scheinen mir recht plausibel und auch mit dem vorl. Abschlussbericht (vAB) und  dem oben zitierten Interview mit Walter noch einigermaßen vereinbar. Dass es insbesondere bei hektischen mündlichen Besprechungen in angespannter atmosphäre zu Missverständnissen kommt und dass sich nachher jeder anders erinnert, ist ein allgemeines Phänomen. Dafür muss man nicht mal ein Motiv haben, bewusst zu lügen. Und wer Beschuldigter ist, der hat ja außerdem ein Motiv dazu.

Hier meine Gedankengänge:

1. Wir wissen, dass die Ein/Ausgangssituation grob fehlerhaft geplant war, und es daher fast zwangsläufig zu Staus kommen musste. Weder die "Rattenfängermethode" noch "Pusher" waren geeignet, das Problem wirklich zu lösen. Sie dienten hautsächlich als ein Alibi für das Sicherheitskonzept.

2. Die Grundsituation war, dass Lopavent eine tolle Party feiern wollte und auf jeden Fall eine "Störung" vermeiden wollte. D.h. Störungen sollten, wenn überhaupt, dann draußen vor dem Gelände stattfinden. Denn dann konnte man sagen, dass Lopavent nichts damit zu tun hat. Um dies zu erreichen, wurde der CM praktisch als "Puffer" dazwischen gesetzt, ihm wurden auch nur eingeschränkt Kompetenzen und Möglichkeiten (nicht entscheidungskompetenter Verbindungsbeamter, zu wenige Ordner) zur Verfügung gestellt, auch keine ELA stand ihm zur Verfügung, er hatte nur die Kameras. Soll sich doch der CM mit der Polizei auseinandersetzen und dafür sorgen, dass der Tunnel nicht vollläuft, dachte sich wohl die Lopavent-Crew. Der CM weiß natürlich auch nicht, was er tun soll, als es brenzlig wird - selbst mit 10 Jahren erfahrung kann er nicht plötzlich Platz schaffen, wo keiner ist. Eigentlich müsste er jetzt seinem Auftraggeber gegenüber illoyal werden, nämlich Alarm schlagen und die Veranstaltung "stören" (wie oben Lothar Evers vorschlägt: z.B. improvisierte ELA/Warndurchsagen statt Techno). Das tut er aber nicht, hofft wohl, die Polizei würde helfen, glaubt vielleicht selbst ein bisschen ans Pusher-Märchen. Was man sich in solchen Situationen eben sagt, um sein mulmiges Gefühl zu beruhigen ("wird schon klappen...")

3. Die Polizei mag das irgendwann bzw. ziemlich schnell  erkannt haben und hat dann - den "Hilferuf" des CM zum Anlass nehmend - selbst versucht, Lösungen aus dem Dilemma zu finden. Leider waren diese Lösungsansätze ungeeignet bis fatal  - jedenfalls waren sowohl die Tunnelsperren als auch die Mittelrampensperre nicht tauglich, haben die Lage eher verschärft. Hinterher versucht man jetzt - verständlicherweise - die in diesem Moment übernommene Verantwortung wieder los zu werden. Dazu können folgende Taktiken der Polizei beobachtet werden
a) Auf dem Gelände waren wir gar nicht zuständig zur Gefahrenabwehr, sondern primär der Veranstalter und die Ordnungsbehörde. Auch wenn unsere Leute die Sperren eingerichtet haben - zuständig dafür waren andere.
b) Der Veranstalter wollte diese von uns dann eingerichteten Sperren, sie entsprachen dem Hilferuf bzw. der Vereinbarung mit dem CM, wir haben hier den Veranstalter nur unterstützt - er trägt daher die volle Verantwortung auch für die polizeilichen Maßnahmen. 

Daran ist soviel richtig, als der Veranstalter natürlich das ganze Ein/Ausgangskonzept entwickelt hat und es deshalb generell zu verantworten hat. Aber wie sieht es mit der konkreten Verantwortung für die Sperren aus?

Bei Betrachtung des vAB PP Essen sieht es für mich jedenfalls so aus, als würde die Verteidigungstaktik der Polizei nicht ganz aufgehen können: Die Polizei hat nicht im Einklang mit CM Walter, sondern aus eigener Situationsbewertung gehandelt, insofern stimmen wir (Leserin, Evers, Müller) doch überein - lediglich im wann genau, wie genau, wer hat was gesagt unterscheiden wir uns noch. Der Grund für das eigene Tätigwerden der Polizei könnte sein - so erklärt es plausibel Lothar Evers - , dass die Polizei sah, dass CM Walter nicht ganz die Wahrheit sagt, dass seine Idee mit dem 10minütigen Pusher-Einsatz sowieso nicht funktionieren würde etc. Deshalb hat die Polizei  die Sache dann selbst in die Hand genommen - verständlich und auch erst einmal richtig. Aber dennoch: In dem Moment, wo sie selbst tätig werden, tragen sie auch Verantwortung. Für uns heißt das nichts anderes, dass dann auch die polizeilichen Aktivitäten für sich betrachtet und bewertet werden müssen. Natürlich wird man bei der Bewertung der polizeilichen Aktivitäten den damaligen  Stand der Ereignisse berücksichtigen müssen. Eine tödliche Massenturbulenz hat sicher keiner der Beamten kommen sehen. Ob es objektiv und subjektiv vorhersehbar war, das wird die entscheidende Frage vor Gericht werden.


Eine hervorragende Zusammenfassung ! Merci!

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@

"Eine tödliche Massenturbulenz hat sicher keiner der Beamten kommen sehen."

wiso konnten dann "Laien" im Vorhinein schreiben

ich sehe schon Tote.?

warum sind  Beamte so blind ?

möglicherweise eine "fehlerhafte" Programmierung ?

zB. sie übersehen konsequent eine Stolperfalle. "Bauzaun über Gully" stundenlang.

bzw. auch noch danach. "die sogenannten Ermittler"

den 10m  Durchlaß-Bauzaunverhau  auf der Rampe obwohl er nicht in ihren Plänen eingezeichnet ist.

usw.usw.

mffffgggg

 

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julius schrieb:
@

"Eine tödliche Massenturbulenz hat sicher keiner der Beamten kommen sehen."

wiso konnten dann "Laien" im Vorhinein schreiben

ich sehe schon Tote.?

warum sind  Beamte so blind ?

Weil sich das in chats und Kommentaren leichter schreibt als in verantwortlicher Position mit der Gefahr, als "Spielverderber" die Absage einer ganzen Loveparade -ohne Tote und Verletzte- am Bein zu haben.

Ich sage da nur:
Oberhagemann
Kein Beamter, ein ausgewiesener Experte auf ähnlichem Bekanntheitsniveau wie Professor Schreckenberg und nach der Loveparade auf allen Kanälen.
Vorher hat der auch niemand gewarnt, obwohl er z.B. das Gelände begehen konnte.

Das war nicht so einfach, mit diesem Image des "Spielverderbers" auch nur zu kokettieren.
Und:
keine "deformation professionelle" von Polizeibeamten...

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@ Traumtherapie-Lopa

Mir fehlt im Moment die Zeit, auf Ihre Überlegungen näher einzugehen, nicht zuletzt, weil sie für mich sehr widersprüchlich sind und das aufzudröseln, einigen Aufwand bedeuten würde. 

In Ihrer Antwort # 91 sprechen Sie z.B. oft in der Ichform , meinen dabei aber mal sich selber und mal irgendein Ich.

Von daher meine Frage: Meinen Sie sich selber mit diesem Satz?:

"Ich will nur nicht darüber diskutieren, ob jemand absichtlich wo hochgeklettert ist, weil ich das halt auch gemacht habe - aus reinem Egoismus und nur wegen der schönen Aussicht. "

Zumal sie in # 54 auch schreiben:

"...... aber könnten wir einstweilen so verbleiben, dass ich selber ein Überlebender bin, selber eine erfolgreiche Traumatherapie absolviert habe und deswegen aus höchstpersönlicher und eigener Erfahrung spreche - wobei es richtig ist, dass die Schuldfrage sich so nicht bei jedem Stellen wird - bei einigen aber eben schon."

Ich weiß zwar, dass Sie damit eine frühere eigene Erfahrung meinen, aber Sie schreiben ja anonym und da kann man mitunter auch viel erzählen, wenn der Tag lang ist. Das Internet bietet z.B. alles was man braucht, um Dinge scheinbar realistisch als eigene Geschichte darzubieten. Ich will Ihnen keine solche Täuschung unterstellen, möchte aber zum Ausdruck bringen, dass mir zu vieles konstruiert erscheint.

Außerdem kommt es ja nicht selten vor, dass ein Hilfesuchender vorgibt für einen Bekannten um Hilfe oder Rat nachzufragen, während er doch selber der Bekannte ist, dies aber wegen der Problematik der Situation und aus Selbstschutz etc. nicht so unverhüllt zugeben will. Gerade das Internet ist dafür gut geeignet.

Nur vielleicht das, Sie schreiben: " Sollte mir jemand als Teilnehmer eine Schuld anhängen, so würde ich mich solange selbst anzeigen, bis das genauestens geklärt ist. (...) ich würde aber auf eine ganz intensive strafrechtliche Klärung der Schuldfrage trotzdem nicht verzichten. Insbesondere würde ich meine Tatbeteiligung immer wieder zum Thema machen, bis auch der Letzte begriffen hat, dass ich mit dem EIGENTLICHEN UNGLÜCK nun einmal gar nichts zu tun hatte. Das wäre mir schon eine kleine Strafe wert - zumal das auch ungemein gegen Schuldgefühle hilft."

Anzunehmen, dass die strafechtliche Klärung Leute davon abhält, hier etwa den Besuchern zu Unrecht Schuld am Unglück zu unterstellen oder dass sie gegen Schuldgefühle  helfen soll, halte ich für ein Gerücht. Solche Vorstellungen entspringen m.E. einer Weltanschauung, die einen autarken Geist im Menschen und in der Gesellschaft, in der er lebt, verneint und somit mindestens die halbe Wirklichkeit tödlich außen vor lässt.

Sie beziehen alles sehr stark und einseitig auf das Individuum, doch der Rechtsstaat und seine Rechtsprechung regelt in erster Linie das gesellschaftliche Miteinander und ahndet eben die individuellen Taten, die diesem Miteinander schaden. Damit hat ein Staat aber nicht die Macht, dieses Individuum von seiner ureigenen Schuld frei zu sprechen.

 

Blue

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Hallo Blue,

sehr vielen Dank für Ihre Antwort.

Mantel des Schweigens

Ich sehe prinzipiell ein Problem darin, dass man einen Mantel des Schweigens über die Loveparade legt und damit ein Gefühl der Unsicherheit und Angst erzeugt. Die Gesellschaft muss hinsehen, was bei der Loveparade passiert ist. Das Veranstaltungsgelände war eine perfide Falle (- weil Sie gefragt haben: Ich persönlich habe in meiner Adoleszenz folgende Straftatbestände verwirklicht: Fahren ohne Führerschein, BTM-Missbrauch, Verstoß gegen das Waffengesetz, fahrlässige Körperverletzung, Diebstahl, Unterschlagung).

Vorteile der Strafjustiz

Warum ich so großen Wert auf die Strafjustiz lege ist deswegen, weil bei sehr starken Emotionen die Schuld nicht mehr richtig quantifiziert wird. Wenn man sich die Schuldvorwürfe gegenüber der Polizei ansieht, so sind diese schon ziemlich gewichtig - ich denke es geht um 3 Monate auf Bewährung. Bei dem Wandklettern würde ich sagen sind das 1000 Euro. Ich habe aber das Gefühl der Wandkletter wurde stärker verteufelt, wie die Polizei - da kriegen Leute die Verhältnismäßigkeit nicht mehr klar. Und dann ist es meiner Meinung nach ein gutes Hilfsmittel die Schuldfrage auf dem Hintergrund des Strafgesetzbuches zu überlegen. Eine "vorsätzliche?" Fahrlässigkeit mit Todesfolge bei gegebener Profitsucht könnte 5 Jahre Gefängnis einbringen. Die Polizeibeamten vor Ort werden aber genauso stark verteufelt, wie diejenigen, die die Loveparade geplant haben. Und das kann es ja auch nicht ganz sein. Deswegen denke ich, die Strafjustiz schafft am schnellsten Klarheit.

(Noch ein Beispiel:   Es wäre doch einmal eine sehr interessante Überlegung, was herauskommt, wenn man bei 100 Ravern und 100 Politikern die verwirklichten strafrechtlichen Straftatbestände vergleicht. Das relativiert ganz schnell vorgefaßte Meinungen).

sofortige Abklärung des Teilnehmerverhaltens

Ich entnehme Ihrer Antwort im Mittelteil, dass Sie nicht vestehen, warum ich so auf die Abklärung des Teilnehmerverhaltens dränge und ich versuche das anhand von folgendem Beispiel klarzumachen:

Nehmen wir an, Sie fahren mit Ihrem Auto über eine rote Ampel und kurze Zeit später knallt es, weil ein schneller BMW einen Fußgänger erwischt hat. Mit dem Unfall haben Sie natürlich nichts zu tun, deswegen erhalten Sie 100 Euro und der BMW-Fahrer 3 Jahre Gefängnis. Wenn jetzt der BMW-Fahrer nicht ermittelt wird, so bekommen NUR Sie eine Strafe und das sieht dann für alle anderen so aus, als ob Sie den Unfall verursacht haben. Bei den Verantwortlichen der LoPa wird das wohl niemanden gelingen straffrei auszugehen, aber dann sieht das immer noch so aus, als ob die Teilnehmer auch etwas zur Katastrophe beigetragen haben. Das fände ich sehr schade, weil ich der Meinung bin, dass die Teilnehmer keine Schuld an der Katastrophe trifft. Aber ich sehe es bereits jetzt schon kommen, dass es letztendlich heißt, dass  die Teilnehmer doch irgendwie mitschuldig sind. Ich finde man muss Wandklettern und hierdurch verursachte Schäden von der tödlichen Menschenpresse trennen, ich weiß aber natürlich nicht, wie das zu bewerkstelligen ist.  Außerdem meine ich eine prozessuale Taktik zu erkennen und das macht mich sehr nervös.

Menschenpfropfen vor zu kleinem Ausgang

Jetzt gibt es noch ein zweites Problem. Der Unfallhergang entspricht meiner Meinung nach nicht dem bisher geschilderten Hergang. Es gab genau solch ein Unglück vor sehr vielen Jahren schon einmal. Vor einem zu kleinen Eingang quetschten sich mehrere Leute zu Tode. Auch da dachte man zuerst an Rücksichtslosigkeit, konnte dann aber den Unfallhergang auf ein komplexes Zusammenspiel von Physik, Geometrie und Motivation zurückführen. Bei Google-Books gibt es das Buch "Crowd Management". Dort steht sehr kurz etwas dazu drin. Die zerstörerische Kraft kam dabei alleine aus der Menschenmenge selber. Es bedurfte weder eines Gitters noch der Fehllenkung der Polizei. Meine Befürchtung ist, dass genau dieses Szenario bei der Loveparade eingetreten ist. Damit könnten sich dann die Verantwortlichen bezüglich der Toten entziehen. Und zum Schluss heißt es, die Teilnehmer WOLLTEN sich zu Tode quetschen. Jetzt noch eine Strafe für den Wandkletterer und schon sieht das für jeden Unwissenden so aus, als ob es die Teilnehmer selber gewesen wären.  Da sehe ich eine sehr ernste Gefahr. Und deswegen würde ich das gerne trennen. Einmal das Verhalten der Teilnehmer und einmal Polizei, Ordnungsamt, Stadt.

 

Zu Ihrem letzten Satz:

Gut, der Staat hat nicht die Macht das Individuum von seiner ureigenen Schuld freizusprechen, aber wenn mir ein deutscher Staatsanwalt mein Strafmaß nennt, dann bin ich mir absolut sicher, dass ich alle meine Schuld damit sehr vollständig gesühnt habe.

Und vergessen Sie bitte das mit "im Namen des Volkes". Als ich erfahren habe, dass die Teilnehmer im Namen von Eva Herrmann schuldig gesprochen wurden, dachte ich: "dann sprechen wir sie im Namen des Volkes wieder frei".

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Eines finde ich an dem Bericht der Polizei sehr auffällig:

 

Der Führungsstab der Polizei wird am Veranstaltungstag erstmalig unter Zeitangabe von 16.39 Uhr erwähnt. Da heißt es, Zitat:

Um 16.39 Uhr meldete die Feuerwehr an den Führungsstab "panikartige Bewegungen am Aufgang zum Gelände" mt "teilweise überrannten Menschen".

Beim Lesen entsteht der Eindruck, dass der Führungsstab der Polizei an diesem Punkt erstmalig erfuhr, dass da im Bereich Tunnel/Rampe irgendetwas Meldenswertes vor sich ging.

Dabei erfolgte diese Meldung laut Bericht auch noch von der Feuerwehr und nicht von den eigenen Leuten.

 

Weiter heißt es dann - und damit wird erstmalig am Veranstaltungstag der Polizeiführer erwähnt -, Zitat:

Der Polizeiführer entschied daraufhin, den Zugang zum Gelände durch Fahrzeugsperren zu unterbrechen.

In der Telefonschaltkonferenz um 16.40 Uhr wurden die Teilnehmer über diese Entscheidung informiert. [...]

Um 16.40 Uhr erhielt der Einsatzabschnitt Raumschutz West von dem Polizeiführer den Auftrag, eine Sperre im Bereich Düsseldorfer Str./Kalr-Lehr-Str. zu errichten, um den Zugang zum Gelände aus westlicher Richtung zu unterbinden und die polizeilichen Maßnahmen mit Lautsprecherdurchsagen zu begleiten.

 

Donnerwetter. Eine einzige Minute, nachdem die Feuerwehr dem Führungsstab ein Vorkommnis gemeldet hatte, gab der Polizeiführer bereits entsprechende Befehle an seine Leute vor Ort durch!

 

Weiter geht es:

Der Auftrag wurde um 16.48 Uhr mit besonderer Dringlichkeit wiederholt.

 

Damit wird explizit erwähnt, dass sich der Mann wirklich dahinter geklemmt hat.

 

Und weiter:

Der Einsatzabschnitt Raumschutz Ost erhielt um 16.48 Uhr ebenfalls den Auftrag, Fahrzeugsperren einzurichten.

Mit der Umsetzung wurde unmittelbar begonnen. Der Einsatzabschnitt Raumschutz Ost führte die Sperrmaßnahmen ausschließlich im Bereich der Vorsperren mit eigenen Kräften durch. Die Vorsperren im Einsatzabschnitt Raumschutz Ost wurden um 16.48 Uhr komplett geschlossen. Die Vereinzelungsanlage des Veranstalters hatte demzufolge nur noch minimalen Zulauf und wurde gegen 17.12 Uhr komplett geschlossen. Durch den Einsatzabschnittsführer Raumschutz West wurde für die eingerichtete Sperrmaßnahme im Bereich Düsseldorfer/Karl-Lehr-Str. neben eigenen Kräften die zur Unterstützung angeforderte Bereitschaftspolizeihundertschaft eingesetzt. Die polizeiliche Sperrung erfolgte hier ab 16.55 Uhr.

 

All das, was zuvor vergeblich versucht wurde, klappt nun plötzlich, weil der Chef was gesagt hat.

 

------------------------------------------------------------------------

 

Das ist einer der Punkte, der diesen Bericht für mich sehr fragwürdig macht.

Zuvor wird akribisch beschrieben, was die Polizeikräfte vor Ort beschlossen und taten und wie sie damit versagten.

Durch die Nichterwähnung des Führungsstabes und des Polizeiführers zu einem früheren Zeitpunkt erhält man den Eindruck, diese seien überhaupt erst durch die Feuerwehrmeldung um 16.39 Uhr informiert und involviert worden.

Die ganze Sperraktion erscheint als Alleingang des Einsatzabschnittsführers und des Führers der 15. BPH.

Da drängt sich ein großes Fragezeichen auf:

Haben die bei der Polizei keine Meldewege?

Lag es an unmöglicher Kommunikation via Funk und Handys? Aber die Kommunikation war doch nicht über Stunden vollkommen abgebrochen, oder doch?

Und was ist mit den Kameras? Haben denn Führungsstab und Polizeiführer auf den Kamera-Aufnahmen nicht sehen können, was sich da vor Ort tut? (Man sieht wesentliche Ereignisse auf den Kameras sehr gut.)

Es bleibt das mumige Gefühl, dass da Etliches weggelassen wurde.

 

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Der Spiegel schreibt dazu, Zitat:

Dem Polizeiführer S. werfen die Staatsanwälte vor, im Einsatzzentrum der Polizei über die Außenkameras alles im Blick gehabt zu haben: den Menschenpfropf am Kopf der Rampe, schon gegen 15 Uhr, die fehlenden Pusher dort oben. Und er habe wissen müssen, dass im T-Stück doch viel zu wenig Kräfte standen, als er am Nachmittag erfuhr, dass der Crowd-Manager die Polizei längst um Hilfe gerufen hatte.

Spätestens zu diesem Zeitpukt, gegen 15.40 Uhr, so die Staatsanwälte, hätte Kuno S. als oberster Polizist der Loveparade handeln müssen: mit Verstärkungen, die er ins T-Stück schickt und an die Eingänge. Er hätte die Schleusen demnach sperren lassen müssen, notfalls mit aller Gewalt.

 

Dem Spiegel-Bericht nach geht die Staatsanwaltschaft also durchaus davon aus, dass die Polizeiführung über das Gespräch mit dem Crowd-Manager informiert war.

So oder so war die Situation vor Ort sowie auch die Tatsache, dass die Polizei dort unter größerem Personaleinsatz diverse Maßnahmen ergriff, auf den Kameras sichtbar.

Das ist laut Spiegel Veranlassung für die Staatsanwaltschaft, die Polizeiführung verantwortlich zu machen.

 

Der Polizeibericht hingegen lässt Polizeiführer und Führungsstab quasi als Helden der Situation erscheinen, nachdem zuvor alles, was letztlich einen negativen Effekt gehabt haben könnte, durch völlige Nichterwähnung der Vorgesetzten wie ein Alleingang der Polizisten vor Ort dargestellt wurde.

 

In meinen Augen soll der Polizeibericht ein Entlastungsschreiben für den Polizeiführer und den Führungsstab sein.

 

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Hoppala, das hätte ich jetzt fast übersehen!

 

Ich zitiere noch einmal jene denkwürdige Stelle aus dem Polizeibericht:

Der Polizeiführer entschied daraufhin, den Zugang zum Gelände durch Fahrzeugsperren zu unterbrechen.

In der Telefonschaltkonferenz um 16.40 Uhr wurden die Teilnehmer über diese Entscheidung informiert. [...]

Um 16.40 Uhr erhielt der Einsatzabschnitt Raumschutz West von dem Polizeiführer den Auftrag, eine Sperre im Bereich Düsseldorfer Str./Kalr-Lehr-Str. zu errichten, um den Zugang zum Gelände aus westlicher Richtung zu unterbinden und die polizeilichen Maßnahmen mit Lautsprecherdurchsagen zu begleiten. 

 

In derselben Minute - eine einzige Minute, nachdem der Führungsstab der Polizei von der Feuerwehr über Vorkommnisse im Bereich Tunnel/Rampe informiert worden war - lief auch schon eine Telefonkonferenz.

Es ist wirklich ganz außerordentlich, was Führungsstab und Polizeiführer so alles binnen 60 Sekunden zuwege bringen!

 

Ja, und es war die erste Telefonkonferenz zu der ganzen Angelegenheit da im Bereich Tunnel/Rampe, obgleich die Ereignisse dort bereits einen stundenlangen Vorlauf hatten.

 

Die Polizeiführung war es dem Bericht nach also, die binnen 60 Sekunden auch dafür sorgte, dass alle weiteren erforderlichen Maßnahmen getroffen werden konnten, indem sie in der dafür notwendigen Telefonkonferenz beschlossen wurden.

 

Ich zwinge mich jetzt mal dazu, das an dieser Stelle noch nicht weiter zu kommentieren.

 

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Laut Spiegel-Bericht, welcher sich wiederum auf das Papier der Staatsanwaltschaft beruft, wurde der Befehl zur Sperrung der Einlassschleusen von der Polizeiführung um 16.48 Uhr gegeben.

Das wäre dann jene Stelle, zu der es im Polizeibericht heißt: "Der Auftrag wurde um 16.48 Uhr mit besonderer Dringlichkeit wiederholt. "

Dies wiederum geschah dann am Ende der noch laufenden Telefonkonferenz.

 

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Und noch einmal zur Telefonkonferenz:

 

Zu dieser sagt RA Andreas Berstermann (im Auftrag der Stadt Duisburg) während der Landtagsdebatte am 2. September 2010: „Es wird dann erst wieder dramatisch oder interessant bei der Telefonkonferenz um 16:40 Uhr. Das steht ja im zeitlichen Zusammenhang mit dem Ereignis. Diese Telefonkonferenz ist vom Veranstalter einberufen worden […]“

 

Nur um Missverständnisse auszuschließen: Ich möchte damit nicht etwa den Veranstalter loben, sondern darauf hinweisen, dass der Polizeibericht in diesem Punkt durch Auslassungen einen anderen Eindruck erweckt.

Beim Lesen des Polizeiberichts erhält man den Eindruck, Führungsstab und Polizeiführer hätten erstmalig durch die Meldung der Feuerwehr von den Ereignissen erfahren und dann quasi im Sekundentakt eine Maßnahme nach der anderen auf den Weg gebracht.

Bei näherer Betrachtung jedoch ergibt sich der Eindruck, dass diese erst aufgrund einer Telefonkonferenz, welche der Veranstalter einberief, tätig wurden.

 

 

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@Traumatherapie-LoPa

"Warum ich so großen Wert auf die Strafjustiz lege ist deswegen, weil bei sehr starken Emotionen die Schuld nicht mehr richtig quantifiziert wird. Wenn man sich die Schuldvorwürfe gegenüber der Polizei ansieht, so sind diese schon ziemlich gewichtig - ich denke es geht um 3 Monate auf Bewährung."

 

dann sehen wir mal ein aktuelle Richterspruch im Namen des Volkes  zum Vergleich.

 

http://www.mittelbayerische.de/index.cfm?pid=10059&pk=635629&p=1

Falkenstein/Cham. Wegen Sachbeschädigung hat das Amtsgericht Cham einen 21-jährigen ledigen Montierer aus dem Altlandkreis Roding zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten ohne Bewährung verurteilt. Mutwillig hatte der Mann im Vorraum einer Bank in Falkenstein Einrichtungsgegenstände beschädigt.

Die Bank bezifferte den angerichteten Schaden auf rund 1000 Euro.

 

das nennt sich dann wohl eine sehr sehr gewichtige Sachbeschädigung.

und die Verhältnismäßigkeit wurde dabei auch gewahrt ?

 

mffffgggg

 

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@die Leserin:
In der Tat stellen sich einige Fragen zu den Schnittstellen bei der Polizei. Es sieht so aus dass Dirk H als EA Schutz der Veranstaltung weitgehend autonom Entscheidungen treffen kann. Jedenfalls hat niemand etwas gegenteiliges behauptet. Walter wartet ja gerade wegen dieses Merkmals 45 Minuten auf ihn.

Fakt ist auch: er kann im Gegensatz zu Walter Rabe/Janssen  und Simon nicht auf die Bilder 17 Kameras zugreifen, sondern wäre an dem Punkt auf Input des Stabes angewiesen.

Schon im SPIEGEL Titel fand ich die Rolle von H als EA  Schutz der Veranstaltun etwas klein geschrieben, wenn es dort zu Beginn heisst:
"Duisburg, die Love Parade, um 15.45 Uhr. Schnell, schnell, der Mann braucht jetzt eigentlich zwei Hundertschaften, besser drei, besser vier, er braucht sie für den Osttunnel, für den Westtunnel, für die Rampe.

Aber alles, was er im Moment bekommen kann, ist diese eine. Die Fünfzehnte aus Köln und ein paar Kräfte aus Bochum, um die Rampe zu halten. Um sich gegen die Menge zu stemmen, die sich von allen Seiten hierher schiebt, zu diesem Betonschlund, dem einzigen Eingang zur Love Parade – und über Stunden ihr einziger Ausgang. Eine Hundertschaft, um die Katastrophe zu verhindern. Eine Hundertschaft gegen einhunderttausend. Genauso gut könnte Polizeirat Dirk H. aber auch versuchen, die Erdrotation aufzuhalten. Mit nur einer Hand. Denn nicht mal alle Polizisten in seinem Abschnitt kann er sofort einsetzen. Etliche laufen Streife im Außengelände. Und die anderen? Muss er jetzt kalt ins Chaos werfen. Sie sind nicht nur zu wenige, sie müssen sich auch erst mal zurechtfinden. Denn sie stehen noch keine halbe Stunde hier, haben gerade die Vierte Hundertschaft aus Bielefeld abgelöst."   Zu diesem Zeitpunkt ist er immerhin fast 2 Stunden in seiner Rolle und hätte seine für diesen Nachmittag vier Hundertschaften plus eventuell einzusatzende da in Bereitschaft bleibende der Frühschicht anders aufstellen können.   Ähnlich wie bei Lopavent und der Stadt wissen wir über die innere Kommunikation so gut wie nichts. Im Gegensatz zu den beiden anderen Verantwortlichen dürfte die jedoch via Lupus gut dokumentiert sein.
Das Kuno S. und nicht Dirk H. im Focus der Staatsanwaltschaft zu sein scheint, kann man eigentlich nur damit erklären, dass man S. vorwirft den EA Führern im Feld nicht mit den aussreichenden Informationen und Koordination zu Seite gestanden zu haben, so dass die hätten effizienter handeln können.   Zur Schliessung ab 16:40 durch Simon. Das dürfte mit der sich ändernden Einschätzung der akuten Gefährdung zusammen hängen. Ist die gegeben darf man selber Schliessen / Abbrechen und nicht die Ordnungsbehörde. Und: diese Entscheidung fällt eine Hierarchiestufe höher.
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Lothar Evers schrieb:

Zu diesem Zeitpunkt ist er immerhin fast 2 Stunden in seiner Rolle und hätte seine für diesen Nachmittag vier Hundertschaften plus eventuell einzusatzende da in Bereitschaft bleibende der Frühschicht anders aufstellen können.

Der Schichtwechsel zog sich ja einige Zeit hin. Erst um 15.17 Uhr erreichte laut Kamera 13 der letzte Wagen der zweiten Schicht den auf der Rampe geschaffenen "Parkplatz" für die Polizeiwagen. Um 15.27 Uhr begann die Ausfahrt der ersten Schicht.

Um 15.16 Uhr erreichte laut Polizeibericht der Verbindungsbeamte aus dem Container des Crowd-Managers den Einsatzabschnittsführer Schutz der Polizei, welcher laut Bericht um 15.30 Uhr im Container eintraf.

Es sieht m.E. durchaus danach aus, als sei der EA/F zuvor mit dem Schichtwechsel beschäftigt gewesen. Jedenfalls hatte er auf der Rampe bis zum Ende des Schichtwechsels ohnehin keine Möglichkeit, Polizeikräfte einzusetzen.

Hätte es denn in seiner Macht gestanden, Leute der ersten Schicht vor Ort zu behalten? Das sieht mir doch sehr nach einer übergeordneten Aufgabe aus.

Es dauerte bis kurz nach 15.30 Uhr, bis die Mannschaftswagen der ersten Schicht im Osttunnel verschwanden. Und dann dauerte es natürlich noch eine Weile, bis sie sich durch den vollen Tunnel, den Bereich draußen vor dem Tunnel und die Absperrungen an den Einlassschleusen gewühlt hatten.

Bis dahin war es ohnehin nicht möglich, den dortigen Einlass dicht zu machen.

Als also laut Polizeibericht um 15.45 Uhr der EA/F im Gespräch mit dem Führer der 15. BPH beschloss, Sperren in den Tunneln einzurichten, da war dies ohnehin der frühestmögliche Zeitpunkt angesichts der rausfahrenden Fahrzeuge.

Auch durch den Westtunnel fuhren Fahrzeuge beim Schichtwechsel, die von der Westrampe herunter gekommen waren.

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Die Leserin schrieb:
Der Schichtwechsel zog sich ja einige Zeit hin. Erst um 15.17 Uhr erreichte laut Kamera 13 der letzte Wagen der zweiten Schicht den auf der Rampe geschaffenen "Parkplatz" für die Polizeiwagen. Um 15.27 Uhr begann die Ausfahrt der ersten Schicht.

Um 15.16 Uhr erreichte laut Polizeibericht der Verbindungsbeamte aus dem Container des Crowd-Managers den Einsatzabschnittsführer Schutz der Polizei, welcher laut Bericht um 15.30 Uhr im Container eintraf.

Es sieht m.E. durchaus danach aus, als sei der EA/F zuvor mit dem Schichtwechsel beschäftigt gewesen. Jedenfalls hatte er auf der Rampe bis zum Ende des Schichtwechsels ohnehin keine Möglichkeit, Polizeikräfte einzusetzen.

Hätte es denn in seiner Macht gestanden, Leute der ersten Schicht vor Ort zu behalten? Das sieht mir doch sehr nach einer übergeordneten Aufgabe aus.

Es dauerte bis kurz nach 15.30 Uhr, bis die Mannschaftswagen der ersten Schicht im Osttunnel verschwanden. Und dann dauerte es natürlich noch eine Weile, bis sie sich durch den vollen Tunnel, den Bereich draußen vor dem Tunnel und die Absperrungen an den Einlassschleusen gewühlt hatten.

Bis dahin war es ohnehin nicht möglich, den dortigen Einlass dicht zu machen.

Als also laut Polizeibericht um 15.45 Uhr der EA/F im Gespräch mit dem Führer der 15. BPH beschloss, Sperren in den Tunneln einzurichten, da war dies ohnehin der frühestmögliche Zeitpunkt angesichts der rausfahrenden Fahrzeuge.

Auch durch den Westtunnel fuhren Fahrzeuge beim Schichtwechsel, die von der Westrampe herunter gekommen waren.


Aus recht gut unterrichteter Quelle weiss ich dass die Bielefelder nicht nach hause fahren, sondern sich in Bereitschaft halten.
Noch mal:
der Schichtwechsel ist auch eine Chance:
da sind doppelt so viele Beamte auf dem Gelände.
Was wir auf den Kameras sehen ist das auswechseln nur eines Zuges. Den Rest sehen wir nicht. zu diesem Zeitpunkt sind 800 Beamte plus Führungsstab plus technische Abteilung da.

Dass da der EA alle Hände voll zu tun hat glaube ich weniger. Die werden wissen, wen sie wo abzulösen haben.

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Lothar Evers schrieb:

Aus recht gut unterrichteter Quelle weiss ich dass die Bielefelder nicht nach hause fahren, sondern sich in Bereitschaft halten.
Noch mal:
der Schichtwechsel ist auch eine Chance:
da sind doppelt so viele Beamte auf dem Gelände.
Was wir auf den Kameras sehen ist das auswechseln nur eines Zuges. Den Rest sehen wir nicht. zu diesem Zeitpunkt sind 800 Beamte plus Führungsstab plus technische Abteilung da.

Dass da der EA alle Hände voll zu tun hat glaube ich weniger. Die werden wissen, wen sie wo abzulösen haben.

Und was schließt Du daraus?

 

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Lothar Evers schrieb:

Was wir auf den Kameras sehen ist das auswechseln nur eines Zuges.

Und was bedeutet ein Zug?

Durch den Osttunnel fahren sieben Fahrzeuge weg.

 

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Die Leserin schrieb:

Lothar Evers schrieb:

Was wir auf den Kameras sehen ist das auswechseln nur eines Zuges.

Und was bedeutet ein Zug?

Durch den Osttunnel fahren sieben Fahrzeuge weg. 


Eine Hundertschaft besteht aus ca. 130 Personen aufgeteilt in drei Züge.
 

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@Lothar Evers

"keine "deformation professionelle" von Polizeibeamten..."

ich meinte nicht nur Polizei-Beamte. aber auch. mit fehlerhafter Programmierung.

zB. wiso gibt es nach dieser Lovparade etwa 400 Strafanzeigen wegen unterlassener  Hilfeleistung gegen Polizeibeamte ?

oder auch den bezeichnenden Sprachgebrauch von "ein Polizist"

zB. "der "Mob" in einer nicht exulpierenden Situation"

oder wie erklären Sie sich den Fall Tenessee Eisenberg.

etwa damit, dass diese Polizisten rational und der Situation angemessen reagiert haben.

etwas mehr "deformation professionelle" als " aktiver Helfer"  in der Ausbildung oder bei "Einsatzbefehlen".

Bitte.--- Danke.

 

mffffgggg 

 

 

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Man sieht übrigens auch wieder und wieder Krankenwagen durch die Tunnel fahren. So z.B. auch wieder zwei Wagen kurz vor Ausfahrt der ersten Schicht. Das fällt mir immer wieder auf, wenn ich mir Aufnahmen ansehe.

Da müssen ja wirklich ständig Zäune an den Einlassstellen für Fahrzeuge geöffnet worden sein.

Während die erste Schicht rausfährt, kommt ihnen eine dichte Menschenmasse entgegen gelaufen. Womöglich aufgrund geöffneter Zäune für die Rettungsfahrzeuge?

 

 

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Das ist wirklich ein ganz wichtiger Punkt!

Wie viele Polizeibeamte werden zum Schichtwechsel von der Rampe weggeschickt? Ist das die geplante Hundertschaft, die da ausgetauscht wird?

Falls nicht: Welche Konsequenzen hat das?

Sind fortan mehr als die Hundertschaft der zweiten Schicht vor Ort?

Wer befehligt die Leute, die ggf. aus der ersten Schicht dort geblieben wären?

Wie werden sie eingesetzt?

 

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Und dann würde ich gerne auch noch wissen, welche Kamera-Aufnahmen

a) die Staatsanwaltschaft / die Ermittler

b) der Sachverständige in England

bekommen haben.

Sind das die, welche wir uns online bei Lopavent ansehen können oder stehen den Genannten vollständige Aufnahmen zur Verfügung?

 

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Die Leserin schrieb:

Und dann würde ich gerne auch noch wissen, welche Kamera-Aufnahmen

a) die Staatsanwaltschaft / die Ermittler

b) der Sachverständige in England

bekommen haben.

Sind das die, welche wir uns online bei Lopavent ansehen können oder stehen den Genannten vollständige Aufnahmen zur Verfügung?


Ob es zusätzliches Bildmaterial von Lopavent gibt, oder die die Vereinzelungsanlage West nicht sehen konnten und im Osten bei Kamera siebzehn es keine Aufzeichnung gibt,
http://docunews.org/loveparade/analyse/lopavent-dokumentation-lugt-die-wichtigsten-kameras-fehlen/
werden wir wohl erst erfahren, wenn wir ausführlicher Akteneinsicht erhalten.
In jedem Fall dürfte der Staatsanwaltschaft aber das Material der polizeieigenen Überwachungskameras zur Verfügung stehen.

http://docunews.org/loveparade/analyse/polizei-hatte-eigene-uberwachungskameras/
Und auch das Filmmaterial der zu den Hundertschaften gehörenden mobilen Filmteams, das ja auch der Essener Bericht erwähnt.

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#34 Ein Polizist

"Die Sperrketten im Tunnel und auf der Rampe haben u.a. deswegen versagt, weil die Eingänge und damit auch die Sperrketten einfach überrannt wurden."

Das stimmt so nicht. Aufgrund der Enge wurde masn gegen die Zäune und Sperren GEPRESST, außerdem fehlten Polizisten zum Sichern.

"Dieses Unglück war nicht mono-kausal und ist nicht nur in der Fehler-Kette von Veranstalter, Ordnungsbehörde und Polizei zu suchen. Das aggressive Verhalten eines Teils der Besucher, die sich auch deutlich den Anweisungen von Ordnern und Polizisten widersetzten, hat m.E. ganz sicher mit dazu beigetragen. Möglicherweise war das der Tropfen zu viel."

Von agressivem Verhalten ist nicht zu sprechen, man war über Stunden EINGESPERRT, sinnlose Verengungen mussten passiert werden, alle waren völlig desorientiert, von keinem Ordner oder Polizisten waren Auskünfte zu bekommen.

 

#64 Die Leserin

"Ich habe mir den Film genau angesehen, sogar Teil 1 und 2. Der Polizeiwagen taucht in dem von Ihnen verlinkten Teil 3 auf, fährt langsam von rechts nach links durch das Bild. Nicht mehr und nicht weniger. Da sind keine Sanitäter zu sehen."

Doch, es befanden sich 2 Sanitäter im Bully, angeblich aber gab es keine "ersten Verletzten", sondern einen Menschen mit Zuckerschock.

 

#71 + #72 Ein Polizist

"Ich kann Ihnen verraten, dass das im Zusammenhang mit der LoPa aufgrund eines sehr ähnlichen, realen Vorkommens intern heftig diskutiert wurde und wird. Der betroffene Kollege konnte nur unter massiver Zwangsanwendung seiner Mitstreiter gegen den trampelnden 'Mob' vor noch Schlimmeren bewahrt werden."

Ihre Ausdrucksweise offenbart viel.

"Ergänzend kann ich Ihnen sagen, dass gegen 16:00 h im Kreuzungsbereich Düsseldorfer-/
Karl-Lehr-Str.
, also zeitlich und örtlich weit entfernt von der Katastrophe an der Treppe der Rampe,  ein Absperrzaun von 50 bis 60 Personen niedergetrampelt und dabei ein Polizist unter einem Zaunelement begraben wurde, das nun von einer Vielzahl von Personen niedergetrampelt  wurde. Das konnte nur durch massiven Zwangsmitteleinsatz unterbunden werden. Dieser Mob befand sich NICHT in einer exculpierenden Notlage, sondern wollte nicht vor den Vereinzelungsanlagen warten und sich einen ungehinderten Zugang verschaffen."

Woher wollen Sie das wissen? Das ist eine brutale Unterstellung, ein Versuch den Besuchern eine Boshaftigkeit zu unterstellen und üble Schuld anzulasten.

 

#78 Die Leserin

"Zur Anzahl der ermittelnden Beamten erklärte Innenminister Jäger in seiner aktuellen Pressemitteilung: „Hierbei unterstützt das Polizeipräsidium Köln mit derzeit 30 Ermittlern die Staatsanwaltschaft Duisburg bei ihrer Arbeit. Waren das nicht mal mehr als 80?"

Ja, zum Zeitpunkt der Ermittlungen bzw. Vernehmungen, die aber abgeschlossen sind.

 

#90 Prof. H.E.M.

"Zu dem Einrichten dieser Sperrkette mit diesem Auftrag kam es zunächst nicht."(Hervorhebung durch mich)
  Aber warum kam es nicht dazu? Hatte jemand erkannt, dass es sowieso zwecklos war, so vorzugehen? Dass 10 Minuten nicht ausreichen würden? Dass man die Vereinzelungsanlagen nicht würde schließen können? Im Bericht steht dazu nichts - leider.   Weiter gehts auf S. 21 oben..."

Nehme ich an, da ja wohl die Ost-Polizisten, die in den Tunnel abkommandiert wurden nicht ersetzt worden waren.

 

"Hierdurch sollte verhindert werden, dass der räumlich begrenzte Rampenbereich sowie die angrenzenden

Tunnelabschnitte mit Personen zulaufen. Die Polizeikette im westlichen
Tunnelabschnitt wurde um 15.50 Uhr (Polizeikette 1), die im östlichen um 15.57 Uhr
(Polizeikette 2)
  eingerichtet.

  Also ging man wohl davon aus, dass die Schließung an den Eingängen nicht funktionieren würde. Oder warum sollten sonst Tunnelabschnitte "zulaufen"? Wenn man aber glaubte, die Schließung würde nicht klappen, warum half man dann nicht dort aus? Warum diese blöden Sperren in den Tunnels? So gehts weiter..."

Viel zu voll, viel zu wenige Ordner und Polizisten.

 

#92 Ein Polizist

"  Exakt. Der Knackpunkt ist, dass CM Walter die Eingänge nicht dicht gemacht hatte. "

Nicht dicht machen konnte! (nicht dicht machen sollte?)

 

#99 Klaus M

"Der Bericht soll schlicht und ergreifend von strategischen Fehlentscheidungen auf höchster Entscheidungsebene ablenken .. sonst nichts. Sehr enttäuschend."

Und die dahinter stehende Illegalität + unlauteren Mittel verschleiern.

 

 

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