Nur ein bisschen abgeschrieben - ist das denn so schlimm? Plagiatsvorwurf gegen Verteidigungsminister

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 16.02.2011

Eine Suche nach Fehlern, die Politiker einmal auf anderen Feldern begangen haben, sieht entweder aus wie eine Kampagne politischer Gegner, oder sie hat schnell etwas Korinthenkackerisches - vier oder acht  Absätze auf einigen hundert Seiten (SüddeutscheSpiegelOnline und FAZ), das kann doch wohl nicht so erheblich sein (update: die im Internet schon verbreitete Rezension von Andras Fischer-Lescano  in der Kritischen Justiz - Heft1/2011 -  verweist immerhin auf 24 Absätze, ohne vollständige Überprüfung der Arbeit). Schließlich soll es doch beim Politiker vor allem auf seine politischen Meriten ankommen.

Naja.

Ich will hier einfach nur die Maßstäbe anführen, die ich selbst (und wohl die meisten meiner Kollegen) bei Verstößen gegen das wissenschaftliche Arbeiten bei Studienarbeiten im Rahmen der juristischen Universitätsprüfung (Teil der Ersten Juristischen Prüfung)  anwenden, und die ich auch Doktoranden predige:

JEDE Übernahme eines fremden Gedankens MUSS in der Fußnote genau bezeichnet werden. Eine wörtliche Übernahme von Textstellen anderer Autoren ist mit Anführungszeichen vor und hinter dem Zitat anzuzeigen und ebenfalls in der Fußnote zu belegen. Im Literaturverzeichnis sind wirklich alle verwendeten Quellen anzugeben.

Wird (bei der Studienarbeit) eine Missachtung dieser Regeln gefunden, führt dies zur Abwertung um einige Punkte, bei mehrfachen Verstößen in einer Arbeit zur Wertung "ungenügend" - und zwar egal, wie gut der sonstige Text ist. In den vergangenen Jahren sind schon einige Studenten bei Stichproben "erwischt" worden. Bei manchen bin ich sicher, dass es gar kein böser Wille war, nur das Ungeschick/die Unsitte, aus dem Internet Textstellen direkt in den Entwurf zu kopieren und dann das Umformulieren und/oder das Belegen zu vergessen. Aber der subjektive Tatbestand kann hier nicht entscheidend sein: Jede Arbeit muss objektiv diese Formalien erfüllen.

Natürlich bin ich nicht so naiv zu glauben, dass alle Plagiatstellen in Studien- und Doktorarbeiten gefunden werden. Es wäre auch viel zu viel Aufwand, als Gutachter alle Arbeiten komplett darauf zu überprüfen, ein gewisses Vertrauen muss man zu seinen Studenten und Doktoranden schon haben, sonst lenkt die Suche nach "Stellen" ab vom Wesentlichen, dem Inhalt. Ich bin daher ziemlich sicher, dass es "da draußen" viele Arbeiten gibt, die solche Fehler wie die unseres Verteidigungsministers enthalten, ganz unabhängig von der sonstigen Qualität (im Übrigen gibt es ja auch Plagiats-Beispiele von anerkannten hervorragenden Wissenschaftlern).

Doch: Bei -  notwendig publizierten - Doktorarbeiten ist, wenn der Doktor prominent ist oder wird, immer damit zu rechnen, dass ihm später solche Fehler vorgehalten werden. Das ist dann doppelt peinlich. Und das sage ich meinen Doktoranden: Lieber jetzt doppelt und dreifach prüfen, ob alles schön belegt ist, als sich nachher (wenn man prominenter Richter oder Minister geworden ist) solche Dinge vorwerfen lassen zu müssen.

Ein großer Skandal?  (update 21.02.:) Ja, da sich die Plagiatstellen als systematische Vorgehensweise entpuppt haben.

 

Update 21.02. 17.30 Uhr: Mittlerweile sind abgeschriebene und nicht korrekt zitierte Stellen mit wörtlichen oder fast wörtlichen Übernahmen aus Fremdtexten auf 271  Seiten der Dissertation entdeckt worden (Quelle). Einen anschaulichen  interaktiven Überblick mit Nachprüfungsmöglichkeit bietet diese neue Seite.

Update 1. März In der Wissenschaft wird inzwischen zunehmend der Rücktritt des Verteidigungsministers gefordert:

Offener Brief an die Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel von Doktoranden und Promovierten LINK

Erklärung von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern zu den Standards akademischer Prüfungen LINK

 

UPDATE 1. März, 11 Uhr: Laut Spiegel-Online will zu Guttenberg heute noch seinen Rücktritt als Minister bekanntgeben.

 

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358 Kommentare

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Holla die Waldfee!
Jetzt sind bereits die ersten englischsprachigen Originalquellen identifiziert worden.
-> Guttenplag

Und wie mir Google so eben mitteilte, ist Seite 333 samt einer längeren Fußnote auf Seite 335 in Gänze aus der Zeitschrift "Informationen zur politischen Bildung, Bd. 199" - sic! - abgetippt worden.
Wer erinnert sich nicht gerne an diese durchaus gutgemeinten Heftchen die einem in der Schulzeit hinterhergeschmissen wurden...

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Mittlerweile wird sogar vermutet, dass es bei einer früheren Arbeit des Herrn zu Guttenberg (Titel: Die Beziehungen zwischen der Türkei und der EU- eine "Privilegierte Partnerschaft") bereits unbelegte Textpassagen existierten. Dies ist allerdings lediglich eine Vermutung, die in Foren geäußert wird, eine Bestätigung desselben gibt es noch nirgends.

 

Langsam frage ich mich wirklich, wieviel in seiner Arbeit von ihm stammt. Als Studentin kenne ich ja das Problem, wenn man eine Arbeit verfassen muss, zu einem Thema, wovon man im ersten Moment eher etwas abgeschreckt ist. Aber man muss ja etwas schreiben. Wenn dann allerdings bereits umfassende Gedanken zu dem Thema hervorgebracht wurden, ist es schwierig, eigene zu finden.

Dass einem Studenten die eigene Meinung abtrainiert wird, stimmt so nicht. Aber man hat natürlich Angst, einer eigenen Meinung zu folgen, wenn diese (oder eine Argumentation) z.B. in Klausuren falsch bewertet wird. Da ist es einfacher, einem bereits ausgetretenem Pfad zu folgen, dann hat man wenigstens nicht den kompletten Absturz zu befürchten. Den muss man dann allerdings, was Herr zu Guttenberg nicht getan hat, auch ausreichend mit Belegen versehen, auch wenn das bedeutet, dass man über 1200 Fußnoten in seiner Arbeit hat.

Es mag zwar dann nicht mehr hochwissenschaftlich wirken, ist aber wenigstens kein Plagiat.

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In der SZ fragt man sich in "Wenn es wieder schnell gehen muss", einem Beitrag zur ghostwriting-Szene,

zu Recht, wie Guttenberg überhaupt Zeit für eine Dissertation finden konnte.

 

"Viel Zeit kann Karl-Theodor zu Guttenberg nicht gehabt haben für seine Doktorarbeit. Während der heutige Verteidigungsminister die 475-seitige Arbeit verfasste, saß er im Bundestag, wurde zum Obmann im Auswärtigen Ausschuss gewählt, war rüstungspolitischer Sprecher der Fraktion, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Guttenberg und Kreisrat im Kreistag Kulmbach, er leitete den Fachausschuss Außenpolitik der CSU und hatte mehrere Ehrenämter inne. Zudem hatte er zwei Töchter daheim, sie waren noch nicht einmal in der Schule. Wie kann jemand sich bei so viel Stress auf die Dissertation konzentrieren?"

 

Nach meiner Meinung täuscht jemand, der dies bei einer so bedeutenden Arbeit, wie einer Dissertation, tut, zumal in diesem exorbitanten Umfang, auch im Alltag, für mich liegt die Vermutung von Täuschung als Charakterzug dann sehr nahe. Diese Vermutung würde auch die konstanten Untersuchungen in des Kriegsministers Verantwortungsbereich erklären, wo er sich auch gerne der Verantwortung entzog. Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind zwei notwendige Eigenschaften, die man in einer Verantwortungsposition des Staates besitzen sollte, erst Recht als Vorsteher des Militärs - diese Fehlen jedoch hier.

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Die Tatsache, dass bei

- identischen Übernahmen der Fremdtexte für eigene Wertungen in Einleitung und Schlussbetrachtungen,

- Übersetzungen aus dem Englischen,

- gezielten Anpassungen von Zeiträumen bei Überrnahmen älterer Texte sowie weiterer Herstellung der "Schlüssigkeit",

- Vermeidung vergleichsweise einfacher eigener Wortwahl/Umformulierung,

- angesichts derzeit 52 mutmaßlicher Fälle mit steigender Tendenz,

- teilweise nicht nur absätzeweiser sondern seitenweiser Übernahmen,

- spielerischem Umgang mit Anführungszeichen, Fußnoten oder Literarturverzeichnis,

- altersgemäßer Sensibilität für die Möglichkeiten elektronischer Aufdeckung der Übernahmen,

 

in jedem Einzelfall der schlüssig gemachten Übernahmen das Unrechtsbewusstsein, dessen Ausmaß sich insbesondere aus der Vertrautheit mit der Bedeutung der beeinträchtigten Regeln

- aufgrund langjähriger wissenschaftlicher Arbeitsweise,

- juristischer Ausbildung,

- Bewusstsein für sog. adlige Tugenden,

- bereits ins Auge gefasster politischer Karriere,

- und nicht zuletzt unterstellter überdurchschnittlicher Intelligenz

ergibt, hätte überwunden werden müssen,

 

lässt wohl den naheliegenden Verdacht zu, dass es sich um die Arbeit eines nicht persönlich betroffenen Dritten handelt, der nicht eine derart hohe Hürde des Unrechtsbewusstseins hat überspringen müssen.

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Guttenberg verzichtet vorerst auf Doktortitel - Spiegel Online

Die ersten Strafanzeigen gibt es auch schon, wegen Urheberrechtsverletzung und Abgabe einer falschen EV: http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/1299080/details_8.htm

Die Hinweise auf Vorsatz sind kaum noch zu entkräften: http://www.rp-online.de/politik/deutschland/Guttenberg-hat-fremde-Initialen-entfernt_aid_966444.html

Sehr geehrte Kommentatoren,

hier im Beck-Blog führen wir eine Debatte in etwas zurückhaltenderem Stil (als er auf anderen Plattformen zum Teil üblich ist), den wir als Moderatoren auch versuchen zu schützen. Es sind deshalb zwei Kommentare gelöscht worden. Bitte unterlassen Sie Schmähkritik. 

Danke

Henning Ernst Müller

Da mein letzter Kommentar wohl gelöscht wurde, habe ich ihn noch einmal überarbeitet.

 

Der Kriegsminister tritt nicht zurück, was soll denn noch Vertrauenerschütterndes ans Licht kommen, damit er endlich ein wenig Verantwortung übernimmt? Merkel hat wohl mal wieder flink das volle Vertrauen ausgesprochen. Wenn Jede/r so leichtfertig auch bei ganz vertrauensunwürdigen offensichtlichen Täuschungsandlungen von der FDJ-Angela das Vertrauen ausgesprochen bekommt, wäre mir um das Wohl von Land und Menschen wohl zu Recht unwohl.

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Hallo!

Eine ganz andere Abteilung kümmert sich sehr professionell um die Vermeidung des sogenannten "DC" = double content:

Die Suchmaschinenoptimierer (SEO) haben zahlreiche Wege gefunden, Plagiatsvorwürfe über digitale Suche zu vermeiden. Der Milliardenmarkt Google Adwords benötigt scheinbar das Verschleiern des DC und gleichzeitig der Produktion sehr vieler SEO relevanter Texte (= "content", eine der Hauptvariablen beim berühmten Google Suchalgorithmus!).

Hier ein Beispiel eies Tools:

http://www.myseosolution.de/seo-tools/article-wizard/

 

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Im Übrigen, Guttenberg verzichtet vorübergehend auf seinen ''Doktortitel''. Das kann er garnicht, denn der Doktor ist gar kein Titel sondern ein akademischer Grad, den er mit der Promotion erlangt hat. Folglich kann er auf den Titel auch nicht vorübergehend verzichten.

 

Davon abgesehen ist er etwa auf der Seite des BMVG auch noch Dr., aber das sind angesichts der vielen Kritikpunkte dann nur noch unrelevantere Details.

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Sehr geehrter Herr Professor Müller,

als Akademiker ist mir die Problematik korrekten Zitierens wohlbekannt, und der Fall Guttenberg scheint aufgrund des exzessiven "Abkupferns" ganzer Textabschnitte sehr problematisch zu sein. Erlauben Sie mir trotzdem, einige Beispiele anzuführen, die zeigen, dass das Problem doch differenziert betrachtet werden sollte, weil es Grenzfälle gibt:

Nehmen wir an, jemand beschreibt im Theorieteil seiner Dissertation allgemeine Grundlagen, die er nicht selbst erarbeitet hat, und stützt sich dazu in weiten Bereichen auf den Inhalt eines Lehrbuchs. Natürlich wird er das Lehrbuch gewissenhaft zitieren. Er wird möglicherweise verschiedene Lehrbücher zu Rate ziehen, kann aber nicht Zitat an Zitat reihen, sondern muss mit eigenen Worten die Grundlagen referieren. "Dummerweise" hat er aber den Inhalt der verschiedenen Lehrbücher zum Teil noch wortwörtlich im Kopf und tendiert (gewollt oder ungewollt) dazu, bestimmte Inhalte ähnlich zu formulieren.
 

Wo beginnt nun der Plagiarismus? Wenn er einen Satz, der im Lehrbuch steht, mit ähnlichen Worten wiedergibt? Mehr er mehr als 2 Wörter in derselben Reihenfolge gebraucht wie im Lehrbuch?
 

Ich selbst bekenne mich dazu, dass ich in Arbeiten immer wieder auch mal Textstellen aus dem Internet übernehme, diese dann aber umformuliere, wenn ich sie (z.B., weil die Quelle nicht zitierwürdig ist) nicht zitieren mag. Ist das nun ein Fall von Plagiarismus? Wie stark muss ein Satz umformuliert werden, um dem Vorwurf zu entgehen?

 

In der Regel wird natürlich die Quelle in Klammern hinter den übernommenen und veränderten Satz oder Abschnitt angehängt, z.B.: (Müller 2007, 23). Nehmen wir an, Guttenberg hätte hinter die abgekupferten Sätze und Abschnitte die Quelle angeführt und lediglich die Anführungszeichen weggelassen. Wie wäre der Fall dann zu bewerten?

 

Viele Grüße

 

M. Neukamm 

 

 

 

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Hallo Herr Moser,

hallo Herr Neukamm,

mit den von Ihnen, sehr geehrter Herr Moser, angesprochenen Tools kommt man - möglicherweise rechtlich belastbar - aus dem Urheberrecht heraus, weil diese nur die Form des persönlichen Ausdrucks und nicht den Inhalt/die Idee schützt und anders, als der amtl. Leitsatz der BGH-Entscheidung "Perlentaucher" vermuten lässt, ein Ausstieg aus § 23 UrhG auch ohne Erreichnung des Werkeigenschaft voraussetzenden § 24 UrhG, also durch Software, möglich ist.

Gleichwohl bleibt es, sehr geehrter Herr Neukamm, bei der Verletzung der Promotionsordnung, die auch mittelbar den fremden Inhalt/Idee schützt.

 

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Die Plagiate sind nur der jüngste Gipfel in der Skandal-Vielfalt, trotz der erst kurzen Amtszeit des Militärministers.

 

Im "Hintergrund: Guttenberg und seine Affären" der SZ gibt es einen Überblick.

 

Nicht zu vergessen ist auch die triviale Kriegs-PR mit Kerner in Afghanistan.

 

Medial bislang kaum beachtet wurde auch die kürzlich veranstaltete Techno-Party im Kriegseinsatz der Bundeswehr mit dem bei Jugendlichen sehr populären DJ Paul Kalkbrenner. Hier ist auch das Video des Techno-Konzerts für das Militär aus dem Krieg, PR-tauglich umgehend von der Bundeswehr online gestellt.

 

 

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Noch eine kleine Ergänzung: Es gibt eine ganze Reihe von Beispielen, die zeigen, wie hemmungslos ein Autor vom anderen abkupfert, ohne dass jemand Anstoß daran nimmt. Dazu gehören z.B. alle gängigen Metaphern und Umschreibungen in der Wissenschaft und Philosophie, die heute zum allgemeinen Sprachgebrauch gehören. Man sehe sich nur einmal an, wieviele Autoren Kometen als "schmutzige Schneebälle" bezeichnen oder wie oft der Naturalismus als Prinzip umschreiben wird, wonach es überall in der Welt "mit rechen Dingen" zugeht. Im letztgenannten Fall ("Naturalismus" und "mit rechten Dingen") liefert Google sage und schreibe 108.000 Ergebnisse! Welche überbordender Fall von Plagiarismus ;-) 

 

@ Peter Kramer: Unter welchen Voraussetzungen genau bleibt es denn nun bei der Verletzung? Wie ich auszuführen versucht habe, gibt es Grenzfälle.

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Sehr geehrte/r Frau/Herr Neukamm,

es gibt Grenzfälle, natürlich. Ein konkreter juristischer Sachverhalt kann möglciherweise nicht auf 30 verschiedene Arten stilistisch angemessen formuliert werden (wenn es schon 25 Lehrbücher gibt, wie etwa zum AT des StGB), so dass man automatisch in gleichartige Formulierungen kommt. Ich glaube nicht, dass irgendjemand ernsthaft in einem solchen Fall Plagiats-"Alarm" schreit.

Daher: Ginge es um solche Fälle (oder Fälle von einzelnen vergessenen Fußnoten oder einzelnen vergessenen Anführungsstrichen), brauchten wir uns nicht über die Diss. von Herrn zu Guttenberg zu unterhalten. Aber leider geht es um mehr, nämlich darum, dass über die ganze Arbeit hinweg absatz- und passagenweise längere Textfragmente aus anderen Arbeiten kopiert wurden, und dies eben nicht bei juristischen Allgemeinplätzen und nicht aus Lehrbüchern. Für mich gab die Entdeckung, dass große Teile der Einleitung aus der FAZ abgeschrieben sind, den Ausschlag für die Annahme, dass hier gravierend gegen wissenschaftliche Standards verstoßen wurde. Es gibt etliche Stellen (von den insgesamt Dutzenden), in denen weder Anführungsstriche noch Fußnotenbeleg noch Eintrag im Literaturverzeichnis vorhanden sind: Sie sehen sicherlich, dass  dies kaum noch mit "Flüchtigkeit" erklärt werden kann. Hätte Herr zu Guttenberg an jede dieser Stellen einen Fußnotenbeleg gesetzt, dann würde man ihm nicht mehr so vehement "Plagiat" vorwerfen, sondern lediglich einen (gravierenden) Verstoß gegen Zitierregeln, weil er die Anführungsstriche weggelassen hat. Aber es hätte den Gutachter sicherlich die Stirn runzeln lassen, wenn gleich in der Einleitung hinter jedem Satz ein Fußnotenbeleg gestanden hätte.  Gerade hieran zeigt sich: das Weglassen der Belege hat System!

Besten Gruß

Henning Ernst Müller

PS: Ich weiß nicht, was die Übernahme von literarischen Metaphern in den Alltagssprachgebrauch mit der Verletzung wissenschaftlicher Standards zu tun hat. DAMIT wird man Herrn zu Guttenberg nicht entlasten können, die gefundenen kopierten Stellen gehen teilweise über mehrere Absätze!

 

 

Sehr geehrter Herr Professor Müller,

vielen Dank für Ihre Ausführungen! Was der "Fall Guttenberg" anbelangt, haben Sie natürlich völlig recht mit Ihrer Einschätzung. Mich interessierte lediglich, wie es zu bewerten ist, wenn eine ähnliche Formulierung gebraucht wird, ohne dass das Original zitiert wird.

Viele Grüße

M. Neukamm

 

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Danke, Herr Kramer,

für Ihren Beitrag, aber diese Article Spinners verändern den originalen Text nur, um die Auffindbarkeit für Maschinen zu verschleiern, das Urheberrecht wird m.E. bewußt verletzt, um genau den Inhalt auf sehr effiziente Weise anzueignen und kommerziell verwertbar zu machen. Viele der SEO Leute leben sehr gut davon mit ihren durch 'content' hoch gepuschten Projekten, die Werbung schalten. Der semantische Gehalt dieser gedoppelten Seiten ist das Ziel. Der Perlentaucher Fall beinhaltet das Wort 'abstracts' und das verniedlicht die Problematik und läßt die höchstrichterliche BGH-Entscheidungen auch so erwarten.

Ich wollte mit meinem Hinweis nur dazu beitragen, um ein Problembewußtsein zu schärfen, was im Prinzip bereits möglich ist und sicherlich auch angewendet wird und für die Zukunft viel rechtliches Neuland erwarten läßt. Durch solche Entwicklungen wird die Versteppung der Internetwüste sicherlich weiter zunehmen, wenn sie nicht gebremst werden!  (Erklärung: Ich bin Volkswirt und kein Jurist! ;-)

 

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Hallo Herr Neukamm,

wie der I. Zivilsenat kürzlich nochmals festgestellt hat, kann der Inhalt eines fremden Schriftwerkes urheberrechtlich - unberücksichtligt einer unlauteren Behinderung im geschäftlichen Verkehr - zustimmungsfrei vollständig übernommen werden, sofern die schöpferische Eigenart des fremden Werkes vor dem Hintegrund von § 23 UrhG "verblasst". Grob gesagt reicht eine Formulierung in eigenen Worten sowie eine Umstrukturierung großer Passagen aus, zumal sog. deskriptive Formulierungen selbst bei Verwendung von Fachsprache allein nicht zum Urheberrechtsschutz führen.

Vom Urheberrecht zu unterscheiden ist die Promotionsordnung, die nicht zulässt, sich mit Ideen Dritter zu schmücken, wenn man sie nicht unabhängig selbst entwickelt hat.

 

 

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Hallo Herr Kramer,

Pete Kramer schrieb:

wie der I. Zivilsenat kürzlich nochmals festgestellt hat, kann der Inhalt eines fremden Schriftwerkes urheberrechtlich - unberücksichtligt einer unlauteren Behinderung im geschäftlichen Verkehr - zustimmungsfrei vollständig übernommen werden, sofern die schöpferische Eigenart des fremden Werkes vor dem Hintegrund von § 23 UrhG "verblasst". Grob gesagt reicht eine Formulierung in eigenen Worten sowie eine Umstrukturierung großer Passagen aus, zumal sog. deskriptive Formulierungen selbst bei Verwendung von Fachsprache allein nicht zum Urheberrechtsschutz führen.

Vom Urheberrecht zu unterscheiden ist die Promotionsordnung, die nicht zulässt, sich mit Ideen Dritter zu schmücken, wenn man sie nicht unabhängig selbst entwickelt hat.

 

Ja, man muss zumindest angeben, von welchem Autor man eine Idee übernommen hat. Besten Dank für die Ausführungen!

Viele Grüße

M. Neukamm

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Ich frage mich was er sich dabei gedacht hat, sich bei seiner Presseerklärung so extrem weit aus dem Fenster zu lehnen. Seine Aussagen sind offensichtlich nicht haltbar und gleichzeitig so eindeutig formuliert, dass er nicht mehr von ihnen loskommen wird ohne sich auf Knien zu entschuldigen.

 

Andererseits, wer so hoch pokert seine Einleitung zu plagiieren, dem ist es auch zuzutrauen sich in einer solchen Situation allein auf seine Beliebtheit und die Bild Zeitung zu verlassen.

 

Ich finde hier ist es auch an der Wissenschaftsgemeinschaft offensiver zu kommunizieren, dass es sich nicht um ein Kavaliersdelikt handelt. Ich denke da eine von zahlreichen renomierten Professoren unterschriebene Stellungnahme oder ähnliches.

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Hallo Herr Hillbinger (# 54),

ich denke auch, dass der Verdacht einer Ghostwriterschaft bestehen könnte.

Dieser Verdacht hätte ein ganz anderes Gewicht, als die in der Presseerklärung eingeräumten Fehler eines sozialadäquaten "studentischen" Vergessens von Anführungszeichen.

Er würde zur Erpressbarkeit des Ministers durch den Ghostwriter und ggf. andere Mitwisser führen. Die strafrechtliche Umschuldsvermutung lässt sich hinsichtlich der politischen Verantwortlichkeit für den Vertrauensverlust nicht nutzbar machen.

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Was mich an diesem Fall verwundert ist die Tatsache, dass ein Rezensent das Plagiat entdeckt (Original Rezension als pdf), nicht aber ganz offensichtlich die Gutachter der Arbeit. Als jemand, der selbst seit vielen Jahren als Hochschullehrer, Gutachter und Mitherausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift tätig ist (im Bereich der Wirtschaftswissenschaften), ist das für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Bei der Aufklärung des Falles muss auch das Gutachterverfahren offengelegt werden. Wie kommt ein bekannter Wissenschaftler dazu eine Arbeit mit Summa cum Laude zu bewerten trotz so offensichtlichen plagiierens? Zuviel Stress? Keine Zeit? Mangelnde Sorgfalt? Grosszügigkeit? Oberflächlichkeit? ...? Ein Blick in das bzw. die Gutachten würde offenlegen, wie intensiv sich die Gutachter tatsächlich mit der Arbeit beschäftigt haben ... 

PS. Einige weitere Gedanken dazu hier.

Die Stellungnahme Herrn zu Guttenbergs  im Wortlaut (Video-Quelle):

Für diese Stellungnahme bedurfte es keiner Aufforderung und sie gab es auch nicht. Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat und den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir. Sie ist über etwa sieben Jahre neben meiner Berufs- und Abgeordnetentätigkeit, als junger Familienvater in mühevollster Kleinarbeit entstanden, und sie enthält fraglos Fehler. Und über jeden einzelnen dieser Fehler bin ich selbst am unglücklichsten. Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht. Und sollte sich jemand hierdurch oder durch inkorrektes Setzen und Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten, bei insgesamt 1300 Fußnoten und 475 Seiten, verletzt fühlen, so tut mir das aufrichtig Leid. Die eingehende Prüfung und Gewichtung dieser Fehler obliegt jetzt der Universität Bayreuth und ich werde selbstverständlich aktiv mithelfen, festzustellen inwiefern darin ein wissenschaftliches - und ich betone: ein wissenschaftliches Fehlverhalten liegen könnte Und ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung, vorübergehend - ich betone: vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten. Allerdings nur bis dahin. Anschließend würde ich ihn wieder führen. Ich werde mir keine anderen Maßstäbe anlegen, als ich sie bei anderen angesetzt hätte. Jede weitere Kommunikation über das Thema werde ich von nun an ausschließlich mit der Universität Bayreuth führen. Die Menschen in diesem Land erwarten, dass ich mich um das fordernde Amt des Verteidigungsministers mit voller Kraft kümmere, und das kann ich auch. Wir stehen vor einer historischen Bundeswehrreform. Und ich trage die Verantwortung für die Soldaten im Einsatz, wie ein Ereignis an dem heutigen Tage einmal mehr auf bittere Weise zeigt.

Henning Ernst Müller schrieb:

Die Stellungnahme Herrn zu Guttenbergs  im Wortlaut (Video-Quelle):

Für diese Stellungnahme bedurfte es keiner Aufforderung und sie gab es auch nicht. Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat und den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir. Sie ist über etwa sieben Jahre neben meiner Berufs- und Abgeordnetentätigkeit, als junger Familienvater in mühevollster Kleinarbeit entstanden, und sie enthält fraglos Fehler. Und über jeden einzelnen dieser Fehler bin ich selbst am unglücklichsten. Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht. Und sollte sich jemand hierdurch oder durch inkorrektes Setzen und Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten, bei insgesamt 1300 Fußnoten und 475 Seiten, verletzt fühlen, so tut mir das aufrichtig Leid. Die eingehende Prüfung und Gewichtung dieser Fehler obliegt jetzt der Universität Bayreuth und ich werde selbstverständlich aktiv mithelfen, festzustellen inwiefern darin ein wissenschaftliches - und ich betone: ein wissenschaftliches Fehlverhalten liegen könnte Und ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung, vorübergehend - ich betone: vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten. Allerdings nur bis dahin. Anschließend würde ich ihn wieder führen. Ich werde mir keine anderen Maßstäbe anlegen, als ich sie bei anderen angesetzt hätte. Jede weitere Kommunikation über das Thema werde ich von nun an ausschließlich mit der Universität Bayreuth führen. Die Menschen in diesem Land erwarten, dass ich mich um das fordernde Amt des Verteidigungsministers mit voller Kraft kümmere, und das kann ich auch. Wir stehen vor einer historischen Bundeswehrreform. Und ich trage die Verantwortung für die Soldaten im Einsatz, wie ein Ereignis an dem heutigen Tage einmal mehr auf bittere Weise zeigt.

 

Dazu die Analye von Dr. jur. Wolfgang Lieb von www.NachDenkSeiten.de:

 

"Einen solchen ziemlich alten kommunikativen Trick, wendet man an, wenn man in die Defensive gerät und sich wieder herauswinden möchte: Man weist mit allem Nachdruck einen Vorwurf zurück, den gar niemand erhoben hat. Der Vorhalt lautet nicht, dass die von zu Guttenberg verfasste Dissertation ein „Plagiat“ sei, sondern dass er nicht unwesentliche Passagen (z.B. in der Einleitung) plagiiert, also ohne Quellenangabe in längeren Passagen einfach abgeschrieben hat oder, dass diese Passagen – von wem auch immer – abgeschrieben worden sind.
Auch die Frage, ob die Dissertation Fehler enthält, ist nach meiner Kenntnis von niemand gestellt worden. Insofern liegt die Beteuerung, dass er über Fehler „am unglücklichsten“ sei gleichfalls neben der Sache und betrifft nicht den eigentlichen Vorhalt. Ein Fehler ist ja eine Frage des Inhalts und die Plagiate müssen ja nicht inhaltlich falsch sein.
Wenn zu Guttenberg erklärt „es“ wurde „zu keinem Zeitpunkt“ (?) „bewusst“ getäuscht, dann wirft diese Passivkonstruktion die Frage auf, wer oder was sich hinter diesem „es“ verbirgt. Hat zu Guttenberg also nur schlampig gearbeitet oder hat er nur schlampig arbeiten lassen und deshalb gar nichts von den Plagiaten gewusst.
Bei der Vielzahl und teilweise vor allem der Länge der wörtlich von anderen übernommenen und nicht mit Quelle kenntlich gemachten Passagen ist es – gelinde gesagt – ungewöhnlich, dass man sich daran nicht erinnern kann und einem das überhaupt nicht „bewusst“ ist. Der Verdacht rückt damit immer näher, dass zu Guttenberg jemand damit beauftragt hat, zumindest einige Teile seiner Dissertation mit „Stoff“ aufzufüllen und dass der oder die Betreffende sich mit den Standards wissenschaftlicher Arbeiten eben nicht so gut auskannte.
Ich gehe einmal davon aus, dass ein Doktorand auch in Bayreuth die übliche Erklärung abgeben muss, dass die vorliegende Arbeit sein eigenes Werk ist und dafür keine fremde Hilfe in Anspruch genommen wurde. Zumindest diese Erklärung wäre dann falsch.
Und noch etwas ist merkwürdig in der Aussage von zu Guttenberg zu diesem Vorgang:
„Sollte sich jemand hierdurch oder durch unkorrektes Setzen und Zitieren oder versäumtes Setzen von Fussnoten bei insgesamt 1300 Fussnoten und 475 Seiten verletzt fühlen, so tut mir das aufrichtig leid.“
Dieser Satz, der sicherlich gut bedacht wurde, ist ziemlich mehrdeutig. Er lässt in mehrfacher Hinsicht eine Ablenkungsabsicht erkennen: Bisher jedenfalls hat sich niemand gemeldet, der sich durch die Plagiate „verletzt“ fühlt. Eine Entschuldigung gegenüber den geistigen Urhebern wäre also – in erster Linie – gar nicht gefordert, es geht doch darum, dass zu Guttenberg gegen die Standards wissenschaftlichen Arbeitens verstoßen hat. Nur darum geht es auch bei der Bewertung einer Dissertation.
Hinzukommt, dass zu Guttenberg erkennbar die Angelegenheit sozusagen zu einer „Fußnote“ herunterspielen möchte. Er hebt vor allem auf die unkorrekten Fußnoten ab und eben nicht auf die Plagiate in seinem Text. Er tut darüber hinaus so, als könnten halt bei 1300 Fußnoten schon mal ein paar Fehler passieren. Dazu ist zu sagen, dass diese Anzahl von Verweisen auf verwendete Quellen bei einer Dissertation nun wirklich nichts Besonderes ist. Sicher kann da immer wieder mal ein Fehler passieren. Die Überprüfung von Fußnoten ist lästig und zeitraubend. Aber dass so viele Fehler gemacht wurden, ist schon ungewöhnlich."

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Ich habe ein paar Seiten seiner Doktorarbeit überflogen. Nach dem Vorwort beginnt er seine Einleitung mit einem Zitat, danach erfolgt der "E pluribus unum"-Absatz. Er hat in diesem Absatz eine Erläuterung zu dem Wort "Amerika" (oder Amerikanisch, so genau weiß ich es leider nicht mehr) angeführt, und ist in einer Fußnote darauf eingegangen. Ich hatte dabei nicht das Gefühl, dass hier versehentlich etwas vergessen wurde. Zwischen diesen beiden ersten Fußnoten wurde nie erwähnt, dass der Absatz nicht von ihm stammt.

Würde das ein Student verfassen, wäre die Bewertung wohl eindeutig. Ob er seinen Titel führt oder nicht, macht keinen Unterschied, solange er ihn innehat.

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Namenlos schrieb:

Würde das ein Student verfassen, wäre die Bewertung wohl eindeutig. 

In der Tat - aber das setzt ja voaus, ein Gutachter/Dozent bemerkt und entdeckt, dass etwas nicht stimmt.

 

Ich frage mich nach wie vor, warum diese Diss. überhaupt von zwei anerkannten Juristen so positiv bewertet werden konnte. Guttenberg hat wissenschaftliche Standards verletzt, ja, aber die Gutachter haben ebenso wissenschaftliche Standards verletzt. Und auch sie tun dem wissenschaftlichen System keinen Gefallen! Ich habe das Gefühl, das man hier den Autoren der Diss. zum alleinigen Sündenbock macht und auch die Uni Bayreuth von einem möglichen Fehlverhalten ihrer Professorren ablenken will. 

Ich persönliche schaue mir eine Arbeit, bei der 'Verdacht' auf Bestnote besteht, nicht nur gründlich, sondern besonders gründlich an. Wenn ein grosser Teil einer Arbeit plagiiert ist, kann ich mir schlichtweg nicht vorstellen, dass man dies nicht entdeckt. (... aber in diesem Fall interessanterweise von einem Rezensenten entdeckt wurde)

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Wenn die Angaben in wikia sich als richtig herausstellen, dann sind (neben der Einleitung) auch andere Teile der Arbeit betroffen, in denen der Wissenschaftler lt. Abschnittsüberschrift vorheriges zusammenfassend analysiert, Folgerungen  bzw. ein Resumee zieht, nur ein Beispiel:

In dem Abschnitt:
"Zwei Verfassungsgebungsprozesse - ein Resumee" ab S. 358 der Dissertation sind wesentliche Teile (fast) wörtlich übernommen aus einer politikwissenschaftlichen Hausarbeit, die ein Professor der FU in seinen Materialien als Beispiel einer gelungenen Hausarbeit ins Internet gestellt hat, nicht ohne die Anonymität des Studenten zu schützen, aber dennoch unter Hinweis auf den Urheberschutz  (Quelle).

Trifft dies zu, dann kann auch gegenüber der Uni Bayreuth nicht mehr argumentiert werden, die wissenschaftliche Substanz der Arbeit sei nicht betroffen.

 

Die Stellungnahme ist an Arroganz und Realitätsferne kaum zu überbieten.
Ein Täuschungsvorsatz von dem Herrn Minister selbst oder  - was wahrscheinlicher ist - seinen Ghostwritern ist angesichts der gezielten Verschleierung der Fremdurheberschaft ganzer Absätze und Passagen evident. Siehe auch Kommentar von Herrn Hillbinger weiter oben.

Neuestes Beispiel aus der RP:

"Zu Guttenberg hat den Text an einer entscheidenden Stelle geändert. Bei einem in eckigen Klammern gesetzten Hinweis wurden die Initialen des Originalautors entfernt. Aus "(i. e. Art. 100a EGV, St.S.)" ist in der Guttenberg-Version "[i. e. Art. 100a EGV]" geworden. Das weist auf Vorsatz hin."

Dass er sich dann auch noch jegliche weitere kritische Auseinandersetzung mit Hinweis auf einen toten Bundeswehrsoldat verbittet, ist einfach nur unerträglich.

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Kleiner Leckerbissen zum Wochenende:

"Karl Theodor Freiherr zu Guttenbergs (= Großvater des BMfV) Erinnerungen
gehen von 1934 bis 1971. Tagebuchartig, aber bestens ausgedrückt
umkreisen sie private Momente mit seiner Familie und berühren
die großen Konflikte seiner Zeit, zu denen er aus der persönlichen
Bekanntschaft mit vielen Akteuren etwas zu sagen weiß"

und der Titel dieser Erinnerungen lautet ... Trommelwirbel ...

http://www.amazon.de/Fu%C3%9Fnoten-Karl-Theodor-Freiherr-Guttenberg/dp/B001G66W2M/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1298037169&sr=8-3

man könnte es nicht besser erfinden

Mittlerweile wird das Alles auf mich wie die Reaktion eines kleinen verzogenen Kindes, dass keine Unrechtseinsicht zeigt und sich seiner Verantwortung nicht stellen will - und so Jemandem vertrauen wir Kriegsbeteiligung, gesamte/s Waffen und Militär an...

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Hallo Ephraim,

wir werden wieder boulevardesk, aber ich muss einfach zustimmen: hinter der sorgfältig formulierten Krisenbewältigung klingt immer wieder eine kindische Trotzreaktion des unreifen Charakters an.

Gestern wollte ich mal Hellseher spielen und die nächsten Schritte vorhersagen. Mich überraschte also nicht, dass es heute eine zweite Erklärung gab. Dass man eine unhaltbare Position besser gleich opfert und dafür immerhin den Sieg der schnellen Konfliktbeendigung heimträgt, hätte man dem Minister aber vielleicht ausführlicher erklären sollen. Stattdessen macht er durch seinen allzu zackigen Gebärden den aufgebrachten Schwarm nur noch zorniger.

Dann die Komponente mit dem Realitätsverlust: nach erfolgter Prüfung durch die Bayreuther Selbstkontrolle würde er den Doktor sofort wieder führen - hatte er noch keine Zeit, sich seine Handlungen und die logischen Konsequenzen daraus vor Augen zu führen?

Wie auch immer, Guttenberg wird schon noch irgendwann in der Wirklichkeit ankommen. Bei so vielen Millionen im Familienvermögen ist die Wirklichkeit vielleicht auch gar nicht mehr so wichtig; da ist man einfach dreist und elitär, so lange es eben geht. Und danach fängt kurzerhand woanders eine neue Sauerei an.

Was mich derzeit mehr beschäftigt, ist die Frage, welche Art von Störung der geübten Abläufe Herrn Prof. Häberle wohl dazu bewogen hat, das Werk durchzuwinken und selbst jetzt noch, nachdem eigentlich die Fakten auf dem Tisch liegen, an seiner Bewertung festzuhalten. Hier tritt sie abermals in Erscheinung, die Trotzreaktion. Aber was verbirgt sie? Nachlässigkeit oder Gefälligkeit?

1. Der Minister und seine Berater sind sich bewusst, dass die Dissertation angesichts der strukturellen und vorsätzlichen Zueigenmachung fremden Ideenengutes von keiner Uni aufrechterhalten werden kann, wenn sie nicht einen unerträglichen Präzedenzfall schaffen will. Der sich abzeichnende Verlust des Titels ist auch nicht weiter tragisch, angesichts der zwischenzeitlichen Erlangung der "Ministerwürde".

2. Dass der Titel trotz der absehbaren Aberkennung gleichwohl nur vorübergehend bis zur Klärung durch die Uni "ruhengestellt" wird, macht aus Sicht des durchaus Ministers Sinn. Denn erstens wird dadurch wertvolle Zeit gewonnen, um die Sache durch die wichtige Ministertätigkeit herunterspielen bzw. aufrechnen zu können. Wichtiger ist aber zweitens, dass mit einem endgültigen Verzicht auf die Doktorwürde bereits jetzt das Eingeständnis nicht nur fehlerhaften sondern auch schuldhaften Verhaltens verbunden wäre. Durch den damit verbundenen Glaubwürdigkeitsverlust wäre das Ministeramt wohl nicht zu halten.

3. Da der Minister vom Ausmaß der "Fehlerhaftigkeiten" offenbar selbst überrascht ist und sich das strukturelle und äußerst plumpe Vorgehen mit der Intelligenz des Ministers nicht in Übereinstimmung bringen lässt, gilt es vom Verdacht der Ghostwritertätigkeit abzulenken, der bei jeder weiteren Erhärtung jede politische Tätigkeit bis in alle Zukunft ausschließen dürfte.

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Die Aufregung um Minister zu Guttenberg ist infam!

 

Da schwingt sich dieser proletarische Pöbel in Internet und an den Hochschulen wirklich auf, und fordert die Beachtung "wissenschaftlicher Maßstäbe"!

 

Das zeigt einmal mehr, dass das Internet vernünftig zensiert gehört.

 

Und die staatliche Hochschule, eine proletarische Abmaßung, muss abgeschafft werden. An ihre Stelle treten ausschließlich private Hochschulen, die effizient arbeiten, anstatt sich mit Phantomdebatten zur wissenschaftlichen Redlichkeit aufzuhalten.

 

Wir brauchen auch endlich einen Medienkodex, der alle Betreiber verpflichtet, einseitig verdummend zu wirken. Brot und Spiele, statt aufklärerischen Firlefanz.

 

Am Ende kommt noch eine Revolution und wir bekommen die Demokratie!

 

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Entweder der Minister hat die Vielzahl von Übernahmen und deren Anpassung selbst vorgenommen, dann ergibt sich aus der Instinktlosigkeit die mangelnde Eignung für das Amt des Verteidigungsministers.

Oder der Minister ist von dem Umfang der Übernahmen genauso überrascht wie der Doktorvater und die Öffentlichkeit, dann ist er wegen der Beauftragung eines Dritten mit der Fertigstellung ebenfalls ungeeignet für jedes öffentliche Amt.

Auf Ethik oder Redlichkeit muss für diese Feststellung nichteinmal zurückgegriffen werden!

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@Dirk: Der Minister hat hier während des Studiums wohl zu viel Schopenhauer ("Die Kunst, Recht zu behalten") gelesen und nicht die Leitfäden seiner Professoren.

Aber gerade in den Sozialwissenschaften (er hat doch auch Politikwissenschaft studiert) schreibt man eigentlich ständig Hausarbeiten und lern dabei automatisch richtig zu zitieren. Und in den Rechtswissenschaften kommt man wohl ohne richtiges zitieren auch eher schwerlich zum Prädikatsexamen...

 

Bemerkenswert ist aber, wie er selbst aus den Plagiatsvorwürfen  versucht, mögliches politisches Kapital zu schlagen:

1) Sicherlich sind in der Arbeit Fehler enthalten, und das tue ihm leid - Übersetzung: Ich bin halt auch nur ein Mensch, und damit ja automatisch volksnah.

2) Doktortitel bis zum Ergebnis der Kommission nicht mehr führen - Nunja, vordergründig macht diese Aktion ja nicht viel Sinn, wenn die Vorwürfe begründet sind. Aber natürlich steht er somit als kompromissbereit da.

 

 

 

Nachtrag: Ich möchte noch nebenbei auf diesen, nicht sachdienlichen, aber dafür umso kurioseren Beitrag zum Thema hinweisen: http://www.youtube.com/watch?v=xDzzokhlDbk&  ;-)

Ich möchte noch einmal, auch in Anknüpfung an die Aufsührungen von Stefan Christoph (# 84) und Ephraim (# 79) zwei Anmerkungen machen:

 

1. These: Trotziges Kind

 

Interessante These! Ich glaube allerdings nicht, dass man das in dieser Weise psychologisch deuten kann. Die Presseerklärung heute war abgewichst und Wort für Wort ausgetüftelt. Da waren gute Berater mit am Werk und natürlich der Minister höchstpersönlich, der ein Meister im Sich-Herauswinden ist.

 

Ziel war es, dem Minister jede erdenkliche Hintertür offen zu lassen. Das eigentlich gebotene "Total-Schuldbekenntnis" hätte sofort die Tür verschlossen, über eine milde Bewertung der Universität Bayreuth doch noch Titel und Würde zu retten; die Chance, dass Bayreuth den Titel belässt, ist zwar eher gering. Aber Guttenberg kalkuliert knallhart: Wenn das Leben auf Messer's Schneide steht, müssen auch geringe Rettungschancen MIT ALLER ENTSCHIEDENHEIT gewahrt werden. Die Formulierung "Fehler gemacht" ist insofern ein nicht ungeschickter Trick. Wer jetzt meint, er hätte die Chance vertran, klaren Tisch zu machen, irrt gewaltig: RICHTIG reumütig zeigen kann er sich immer noch, wenn mit Bayreuth nichts mehr geht; der Eskalation im Reueverhalten sind keine Grenzen gezogen worden.

 

2. These: Aus Niederlage Kapital schlagen

 

Stefan Christoph, dem könnte ich eigentlich nicht zustimmen, denn für mich ist das, was man im "GuttenPlag"-wiki nachlesen kann, dermaßen erdrückend, dass selbst der härteste in dieser Niederlage keine Chance sehen kann.

 

Wäre da nicht unsere ach-so prinzipientreue konservative Presse; und jetzt wird aus deiner These doch eine ganz "heiße" Nummer.

 

Man lese und staune über das von Bild versuchte "framing" durch eine "Einschätzung" des als gänzlich neutral bekannten Gerd Langguth:

 

"Der Bonner Politik-Professor Gerd Langguth ist davon überzeugt, dass der CSU-Star durch die Affäre sogar an Format und Profil gewinnen kann: „Ein Spitzenpolitiker muss Schrammen haben, muss durch Stahlgewitter gegangen sein. Das erdet ihn, das macht ihn menschlicher. Erst dann trauen ihm die Leute das für eine Kanzlerschaft absolut nötige Durchhaltevermögen zu. Deshalb kommt es jetzt darauf an, dass Guttenberg nicht den Kopf einzieht, sondern die Sache durchsteht – unabhängig davon, wie am Ende die juristische und wissenschaftliche Bewertung seiner Doktorarbeit aussieht.“

Quelle: http://www.bild.de/BILD/politik/2011/02/19/guttenbergs-kanzler-traeume/k...

 

Wenn es nichts mehr zu retten gibt, muss man eben ganz dreist werden: Das Plagiat als Voraussetzung der Kanzlerschaft!

 

So lange wir Wissenschaftler wie Prof. Langguth und Leitmedien wie die Bild haben, halte ich es für nicht ausgeschlossen, dass Guttenberg tatsächlich das Unmögliche möglich macht und als Spitzenpolitiker im Rennen bleibt. Die Spielregeln der Demokratie werden eben von einer Vielzahl von Akteuren und Medien im Diskurs zur Hervorbringung öffentlicher Meinung für jeden Einzelfall neu ausgestellt, man könnte auch sagen: erfunden!

 

Es gilt also dank Langguth und Co.: Alles bleibt möglich für zu Guttenberg!

 

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Fehler/ Korrektur:

Im 1. Absatz unter "2. These" muss es heißen: "Stefan Christoph, dem könnte ich eigentlich nicht zustimmen, denn für mich ist das, was man im "GuttenPlag"-wiki nachlesen kann, dermaßen erdrückend, dass selbst der härteste Optimist in dieser Niederlage keine Chance sehen kann."

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Nun darf man aber nicht vergessen, dass in BILD nicht geschrieben wird, was der Verfasser meint, sondern das, was geeignet ist, die Vorurteile des konservativ-reaktionären Bürgertums zu vertiefen und entsprechende Stimmungen zu erzeugen. Hier erfahren wir, dass es doch nicht so schlimm ist, mal zu schummeln - haben wir doch alle mal getan. Oder wir kennen gar überhaupt keine Universität von innen. Da wird dem Leser, dem es ähnlich geht, natürlich warm.

Wir sind jetzt am eigentlichen Punkt der Sache: Deutschland hat - im Gegensatz zu Frankreich - konservative Mehrheiten bis tief in die Unterschichten hinein. Man kann getrost davon ausgehen, dass auch die BILD-Redaktion nicht gerade ein Club von Optimisten ist; die Hofberichterstattung wird ihnen vielmehr vom Stammhaus dikitiert.

Leider hat eine französische Revolution bei uns bis heute nicht stattgefunden, obwohl es hierzu nicht mal mehr rollender Köpfe bedarf. Ich erläutere, warum ich das schreibe: Hätte nämlich "Hans Franz" einen Doktorarbeits-Schreibdienst in Anspruch genommen und wäre auf diese Weise vom Emporkömmling zum Politstar geworden, meine Empörung hielte sich zugegebenermaßen in Grenzen (hier unterscheidet sich die akademische Fachwelt zurecht von der Laiensphäre, der ich mich zuzähle).

Der Grund für diese spezielle Form meiner "Doppelmoral" ist die Unerträglichkeit, die für mich im Adel liegt, und der noch immer nicht vollständig säkularisiert, enteignet und abgeschafft wurde. Er lebt - als bloßer Namenszusatz getarnt - ungehindert fort und genießt die Früchte leistungslosen Erbvermögens. Hinzu kommen die vorteilhaften Verbindungen zu Kreisen, die es aufgrund ihres angehäuften Kapitals zu einer Art "Geldadel" geschafft haben, und die seit jeher (gemeint ist ein nachgewiesener Zeitraum von mindestens 5000 Jahren) die Nähe von Herrscherfamilien suchen. Noch hinzuzuzählen sind Industrielle (speziell Automobilbranche - ich könnte Namen nennen), deren Betriebe unzureichend entnazifiziert wurden und deren Anteile bis heute von Familien mit adelsgleichem Status gehalten werden. Die Milliarden, die durch Arisierung auf dem Rücken jüdischer Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge erwirtschaftet wurden, stellen noch heute den finanziellen Grundstock dieser Eliten dar; die etablierten Nachkommen möchten davon allerdings so wenig wie möglich wissen. Gespendet wird großzügig für Dachorganisationen, und zwar bevorzugt an eine christlich-demokratische, örtlich auch christlich-soziale Partei.

Ich denke, darum finden wir uns alle hier ein und reden über eine Causa, die es ansonsten vielleicht nicht mal in die lokale Berichterstattung geschafft hätte: Nicht etwa, weil wir vermeintlich "adelige Werte" wie Anstand, Ehre, Aufrichtigkeit und Redlichkeit verletzt sehen, so wie es uns die gelbe Presse gleich schon wieder einkneten will. Wir möchten gar nicht über Selbstverständlichkeiten reden, sondern über den drängenden Verdacht, dass für privilegierte Personen letztlich alles käuflich ist - bis hin zur angeblichen Leistungskarriere mit höchstem Lob und flankierendem Zuspruch der eingebundenen Medien, sobald Mitglieder dieser Elite - wenn auch über den Umweg einer bürgerlichen Totalfiktion - an den Schaltstellen der Macht angekommen sind, für die sie ja quasi per Geburtsrecht ohnehin vorgesehen waren.

Die Trotz-These wird noch immer heftig von mir bejaht.

Natürlich war die Presseerklärung erkennbar bis auf das letzte Phonem taktisch konzipiert.

Das ändert aber nichts an der Marschrichtung, die der Freiherr eingeschlagen hat und von der er nicht abweichen will. Er hat die Grenzen gesetzt, innerhalb derer er uns gnädig seine hart erworbene Doktorwürde als Kauknochen leiht. Wir arbeiten uns daran ab, kleinlich und ohne Verständnis für die großen Aufgaben, für die er bestimmt ist. Danach trägt er sie wieder mit Stolz, obwohl wir alle sehr damit getobt haben. Ein Akt des Großmutes, der Rechtschaffenheit und der Selbstbestimmung, so die Vorstellung des Bundesverteidungsministers (CSU). Denn schließlich sind Soldaten gestorben, und es werden weiterhin Soldaten sterben. Da sollten wir uns schämen anzuzweifeln, was edler nicht sein könnte, weil man es schließlich über Jahre hinweg in mühevollster Kleinarbeit zusammengetackert hat.

Nicolas Heym schrieb:

Nun darf man aber nicht vergessen, dass in BILD nicht geschrieben wird, was der Verfasser meint, sondern das, was geeignet ist, die Vorurteile des konservativ-reaktionären Bürgertums zu vertiefen und entsprechende Stimmungen zu erzeugen. Hier erfahren wir, dass es doch nicht so schlimm ist, mal zu schummeln - haben wir doch alle mal getan. Oder wir kennen gar überhaupt keine Universität von innen. Da wird dem Leser, dem es ähnlich geht, natürlich warm.

Wir sind jetzt am eigentlichen Punkt der Sache: Deutschland hat - im Gegensatz zu Frankreich - konservative Mehrheiten bis tief in die Unterschichten hinein. Man kann getrost davon ausgehen, dass auch die BILD-Redaktion nicht gerade ein Club von Optimisten ist; die Hofberichterstattung wird ihnen vielmehr vom Stammhaus dikitiert.

 

@ Nicolas

 

Nur damit kein Missverständnis entsteht: Deine Deutung, dass es sich bei dem Artikel in der Bild samt der "Stellungnahme" von Prof. Langguth um Meinungsmache in Reinkultur handelt, teile ich in jeder Hinsicht. Das sollte mein folgender Satz ausdrücken: "Man lese und staune über das von Bild versuchte "framing" durch eine "Einschätzung" des als gänzlich neutral bekannten Gerd Langguth"

 

Meine Einschätzung zu Prof. Langguth ist natürlich von bitterer Ironie geprägt. Mich erschrickt es einfach immer wieder, wie sehr dieser Mann seinen wissenschaftlichen Hintergrund instrumentalisiert. Dass ein Hochschullehrer allen Ernstes das Plagiat bei einer Doktorarbeit als Petittesse adelt, die einen Menschen "erdet" und ihm die Eignung als volksnaher Kanzler verschafft, ist ein Skandal, welcher der Guttenberg'schen Leihgedankensünde in nichts nachsteht!

 

Was sollen die Studenten an die Uni Bonn denken, wenn einer der bekanntesten Wissenschaftler eine solche Einstellung kundtut?!

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Wenn man in der Dissertation des Ministers Guttenberg überhaupt irgendeine Leistung erkennen kann, dann liegt diese wohl unbestritten darin, aus einem Potpourie von Textfragmenten von Verfassern unterschiedlicher wissenschaftlicher und unwissenschaftlicher Prägung, einen Text zu produzieren, der sowohl in der Argumentationskette so logisch als auch stilitisch so kongruent zu seien scheint, dass selbst den drei (dem Alter nach) erfahrenen Hochschulprofessoren in Ihrer Funktion als Gutachter nicht die Alarmglocken leuteten, sondern selbige "doktor subito" proklamierend, dem Verfasser das höchste Prädikat summa cum laude erteilten. Frei nach dem Motto: (dem) "Adel verpflichtet".

Armer Wissenschaftsbetrieb...

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wer noch eine Bestätigung braucht, dass es dem Freiherrn bei seiner Erklärung ausschließlich darum ging, einen guten Eindruck zu machen und nicht um den Inhalt des Abgesonderten, bitte sehr:

ZDF heute show vom 18.02.2011

auch sein Pressesprecher ist toll - kam da die verdrängte Wahrheit aus dem Unterbewusstsein?

Dass Langguths These mit der Erdung aufgeht zeigt zum Beispiel diese Provinzposse hier: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/singen/Die-Union-bangt-um...

 

Der Museumsleiter, anscheinend selbst Dr. phil., relativiert das Ganze: „Wenn man in der Doktorarbeit eines Geisteswissenschaftlers unbedingt Schwachstellen finden möchte, wird man sie finden“

und: "Bei 90 Prozent aller Doktorarbeiten werde geschummelt, vermutet eine Singenerin, die ihren Namen lieber nicht nennen will."

 

zudem: „Mir sind die Vorwürfe gegenüber zu Guttenberg egal, solange er seine Arbeit gut macht"

Was die Leistung bei der Doktorarbeit mit seiner Arbeit als Politiker zu tun hat mal ganz dahin gestellt. Aber die Tatsache dass Guttenberg nun offenbar auch den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages 'benutzt' hat, um Teile seiner Dissertation zu erstellen, sollte eigentlich auch den Steuerzahler der nichts mit dem akademischen Leben am Hut hat interessieren.

wieso gibt es an der "Berichterstattung" bzw. Kampagne der "Bild" etwas zu staunen? Schon im Hamburg-Wahlkampf 2004 und 2008 war das Revolverblatt ein kostenloses Werbemedium für Beule von Ost - warum soll das dieses Mal anders sein? Wenn heute schon getitelt wird "gut! Guttenberg bleibt!" Als ob jemand ernsthaft einen Rücktritt erwartet hätte - so viel Ehrgefühl kann man wohl nur von Bürgerlichen und/oder Frauen (wie Margot Käßmann) erwarten. Eine Allianz des Haargels sozusagen ...

"Was die Leistung bei der Doktorarbeit mit seiner Arbeit als Politiker zu tun hat mal ganz dahin gestellt." ...das würde ich nicht dahinstellen, sondern ist ganz offensichtlich. Wer bereits in einem wissenschaftlich so stringenten und "gut" kontrollierten Verfahren, wie einer Promotion, bereits derart massiv betrügt  täuscht, der kann diesen Charakterzug im Alltag wohl nicht ignorieren, er gehört vielmehr sehr präsent zur Persönlichkeit des Betreffenden. Seine Täuschungen an der Uni sind damit in Folge letztlich auch Täuschungen am Wähler. Denn viele Wähler werden ihm gerade deshalb vertraut und ihn gewählt haben, weil er mit einem akademischen Titel nach einer nur vermeintlich ehrbaren intensiven wissenschaftlichen Arbeit eine besonnene und reflektierte Arbeitsweise und die Fähikeit zur intensiven eigenen wissenschaftlichen Durchdringung eines Problems impliziert und somit darauf vertraut wird, dass verantwortungslose politische Entscheidungen nicht vorkommen, er vielmehr in weiten Teilen akademisch wissenschaftlich reflektiert und in der Lage sei, derart zu arbeiten und Vertauen zu erfüllen. Dass er den Titel jedoch wohl wesentlich zum Schein der Seriosität und weniger aus berechtigt wissenschaftlichem Interesse oder Beleg einer solchen Arbeitsweise trägt, wird wohl unzweideutig durch die massiven Täuschungen belegt.

 

Gerade jedoch im Militärressort, dass das kriegerische Verhältnis der Deutschen zu anderen Staaten betrifft, ist max. Seriösität und Verantwortungsbewusstsein jedoch außerordentlich bedeutsam, das kann ich jedoch gerade beim aktuellen Amtsinhaber schon in der Praxis nun aber auch noch deutlich in der Theorie nicht erkennen, was mir große Sorgen macht. Damit haben sich jedoch hier die persönlichen Eigenschaften und Bedingungen, aufgrund derer Menschen Personen bei politischen Wahlen selektieren und wählen, massiv verändert bzw. überhaupt erst offenbart, folglich ist ein schneller Rücktritt eines solch selbst komplett diskreditierten und demontierten Ministers der einzig demokratisch logische Schluss. Das Vertrauen in einen derart handelnden Charakter kann wohl weder im Inland noch im Ausland mehr vorhanden sein.

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Und wenn man sich mit den Aspekten Täuschung und Verantwortungslosigkeit von Guttenberg alias "Dr. strg. c./v." beschäftigt, sieht man natürlich auch die bisherigen Skandale unter einem deutlicheren Licht. Bisher kaum medial diskutiert, obgleich ein kritischer Beitrag von Fakt der ARD, hier auf youtube unter "Guttenbergs Geld-Geschenk an die Industrie", vorliegt, sind auch die dort benannten Milliarden-Rüstungsgeschenke des Ministers.

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PS: Man zahlt danach mehr für weniger Flugzeuge, die weniger können und noch dazu gibt man einen Exportkredit, der ein milliardenschweres Risiko bedeutet. Die Bundesregierung erlässt danach EADS fast 400 Millionen Euro. Damit wird zwar direkt noch nicht auf Milliardenbeträge, jedoch bereits dreistellige Millionenbeträge verzichtet, insgesamt dürfte der Nachteil unter Berücksichtigung aller Aspekte des SV jedoch noch weit größer sein. Solche Beiträge erwartet man von den Öffentlich-Rechtlichen, selbst wenn die Themen danach massenmedial dennoch weitgehend ignoriert werden.

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Sehr geehrte Kommentatoren,

hier sollte eigentlich die Frage der plagiierten Doktorarbeit des Ministers im Vordergrund stehen, nicht mögliche sonstige Fehlverhaltensweisen oder angebliche Skandale, die vielleicht an anderer Stelle angebrachter sind (siehe Beiträge zur Gorch Fock und zur Kunduz-Affäre). Was aber einen gewissen Zusammenhang zwischen wissenschaftlicher (Fehl)Leistung und politischem Amt herstellt, ist nun - nachdem schon etwa die Hälfte der Arbeit im Verdacht steht, aus Freemdtexten abgeschrieben bzw. nicht selbst erstellt zu sein - das zweimalige glatte Lügen des Ministers:

1. die ehrenwörtliche Versicherung, die Arbeit selbständig und nur mit den angegebenen Hilfsmitteln erstellt zu haben, die nach § 8 Nr.6 der Promotionsordnung der Juristischen Fakultät der Universität Bayreuth, abzugeben ist und - soweit ich informiert bin - auch abgegeben wurde.

2. Die "Erklärung" am gestrigen Tage, in der er wiederum erklärte, die Arbeit in "mühevoller Kleinarbeit" selbst erstellt zu haben.

Diese Charakterlosigkeit ist wirklich erschütternd, und sie wäre es für mich im Übrigen auch (das muss man ja leider "betonen") bei einem Amtsträger aus jeder anderen Partei.

Henning Ernst Müller

Henning Ernst Müller schrieb:

Was aber einen gewissen Zusammenhang zwischen wissenschaftlicher (Fehl)Leistung und politischem Amt herstellt, ist nun - nachdem schon etwa die Hälfte der Arbeit im Verdacht steht, aus Freemdtexten abgeschrieben bzw. nicht selbst erstellt zu sein - das zweimalige glatte Lügen des Ministers:

1. die ehrenwörtliche Versicherung, die Arbeit selbständig und nur mit den angegebenen Hilfsmitteln erstellt zu haben, die nach § 8 Nr.6 der Promotionsordnung der Juristischen Fakultät der Universität Bayreuth, abzugeben ist und - soweit ich informiert bin - auch abgegeben wurde.

...

 

In der Tat verlangt die o.a. Promotionsordnung nur ein "Ehrenwort". Ich konnt's nicht glauben! So verlangt z.B. die TU Berlin seit jeher in diesem Zusammenhang eine "eidesstattliche Versicherung". Ich denke, daß dies eher justizabel ist als ein "Ehrenwort".

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