Love Parade-Unglück - zwei Monate nach den tragischen Ereignissen - im Internet weitgehend aufgeklärt

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 23.09.2010

Die im Titel dieses Beitrags aufgestellte Behauptung ist bewusst plakativ gewählt und mag auch anmaßend klingen. Ich denke aber, man kann sie in der Tendenz belegen.

Die von den verschiedenen beteiligten "Akteuren" unmittelbar nach den Ereignissen angekündigten Aufklärungsbemühungen zielten von Anfang an v.a. dahin, die Veranwortung auf jeweils die anderen Verantwortlichen abzuwälzen und die eigene Verantwortung zu leugnen oder in Frage zu stellen. Dieses Gebaren ist es, dass die verletzten Opfer und Angehörigen massiv befremdet und empört hat.

Dabei dürfte, wie ein lesenswerter Beitrag zu den rechtlichen Fehlern bei der Genehmigung der loveparade auf docunews richtig ausführt, bei einer gesetzmäßig durchgeführten Planung und Genehmigung einer solchen Veranstaltung die Verantwortlichkeit niemals unklar sein.

Recherchen im Internet (nur einige Beispiele: loveparade2010doku, lothar evers, Dr. Wittsiepe, bluemoonsun) haben schon zu Ergebnissen geführt, die weit detaillierter sind als in anderen Medien bekannt wurde. Die Gründe dafür sind nicht, dass das Internet im Allgemeinen besser geeignet wäre als andere Medien, aktuelle Ereignisse aufzuklären und zu bewerten. Internetforen und blogs haben vielmehr spezifische Schwächen, die einer objektiven Tatsachenermittlung regelmäßig eher abträglich sind: Fehlen einer Organisation, Anonymität der Beiträge, Sammelbecken von abstrusen Verschwörungstheoretikern, Auseinanderfallen von Engagement und Fähigkeiten bei den einzelnen Personen. Zudem zerfasert eine solche Internetrecherche tendenziell häufig zwischen verschiedenen teilweise ideologisch zerstrittenen Plattformen. All das lässt sich auch diesmal finden, aber bei den Recherchen zur Love Parade sind besondere Bedingungen zusammengekommen, die es ermöglichten, wesentlich weiter zu kommen als sonst. Weitere Links zu den wichtigsten dieser Recherchen finden Sie in meinem früheren Beitrag.

1. Die Betroffenen (womit ich hier alle Besucher und Interessierte meine, die potentiell in die Situation hätten kommen können) entstammen ganz überwiegend der Generation, die mit Internetforen, Twitter, Blogs, Videodatenbanken wesentlich mehr anfangen kann als mit Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen.
2. Es steht mit den auf youtube und anderen Plattformen hochgeladenen Filmen und Fotos sowie Augenzeugenberichten eine riesige Menge an Datenmaterial zur Verfügung, deren Sichtung und Sortierung (u.a. durch eine aufwändige Synchronisation vieler Besuchervideos) unter den Bedingungen des Internet wesentlich besser gelingen kann als innerhalb eines einzelnen Arbeitsauftrags bei Polizei oder Staatsanwaltschaft. Jeder kann diese Filme anschauen, verifizieren, auf Details hinweisen, Thesen aufstellen, belegen und verwerfen.
3. Die Tendenz einer Zerfaserung - ein spezifisches Problem der Internetrecherche - wurde etwas gebremst durch eine gewisse  Konzentration auf wenige Seiten und die Vernetzung dieser Seiten. Das Ziel der "Aufklärung" hat diese Seiten verbunden. Zudem haben einzelne Rechercheure mit ihren Seiten entscheidende Akzente gesetzt - auch der Einzeljournalismus ist keineswegs überflüssig in den Zeiten des Internet..
4. Das große, nachhaltige Interesse wird durch die ständige Verfügbarkeit aller Texte, Filme, Dokumente verstärkt. Nicht nur, wenn gerade ein Artikel in der Zeitung steht oder ein Filmbericht im TV gelaufen ist, sondern dauerhaft kann sich im Internet jeder informieren über die Fortschritte bei der Aufklärung und kann diese durch Einsicht in die Text- und Bildquellen unmittelbar nachvollziehen. Man kann "am Ball" bleiben, auch wenn das allg. öffentliche Interesse nachlässt bzw. von anderen Ereignissen überdeckt wird.
Ich bin sicher, ich habe noch nicht alle Aspekte aufgeführt.

Nun zur "Aufklärung" des Love Parade-Unglücks, soweit ich sie heute zusammenfassend beschreiben kann (updates sollen nicht ausgeschlossen sein):

Schon bei der Planung der LoPa hat man nicht beachtet, dass der ohnehin problematische gemeinsame Ein- und Ausgang zwischen den Tunneleingängen und der oberen Rampe zwar knapp die erwarteten Besucherströme in einer Richtung verkraften konnte, aber nicht die (vorab angenommenen) Besuchermengen in beiden Richtungen. Durch Ein- und Ausgang hätten über mehrere Stunden hinweg laut Planung in der Summe hundertausend und mehr Personen pro Stunde geschleust werden sollen. Trotz des erkennbaren Widerspruchs (60.000 Personen/Stunde  maximaler Durchgangsstrom in einer Richtung unter optimalen Bedingungen, 100.000 Personen/Stunde in gegenläufigen Richtungen für den Nachmittag geplant) wurde dieses unstimmige Konzept von den Veranstaltern geplant und von den zuständigen Behörden genehmigt.
Dass die Tunnel problematisch waren, war zwar jedem bewusst, aber man "plante" dieses Problem weg, indem man meinte, den Zustrom sicher steuern zu können. Für die Steuerung des Abstroms während der Veranstaltung (z.T. mehr als 50.000 Personen/Stunde wurden am Nachmittag erwartet) gab es kein Konzept. Und weder die zu einer Besuchersteuerung notwendige Anzahl von Ordnern, noch die dazu von den Experten vorab geforderten Lautsprecher waren am Veranstaltungstag vorhanden.

Das für die Veranstaltung geforderte Sicherheitskonzept enthielt eine Lücke gerade in dem (von allen) zuvor als sicherheitstechnisch problematisch angesehenen  Eingangsbereich (der auch unklar mal dem Veranstaltungsgelände mal dem Straßengelände zugewiesen wurde und keinerlei Fluchtwege aufwies). Ein Konzept dafür, was man tun könne, wenn es dort zu Stauungen kommt, war nicht vorhanden. Entgegen dieser Lücke, die aus den veröffentlichten Dokumenten (einschließlich der Entfluchtungsanalyse) erkennbar ist, wurde die Veranstaltung genehmigt.
Die Auflagen der Genehmigung, die u.a. beinhalteten, die Zuwege und Fluchtwege von Hindernissen frei zu halten, wurden in eklatanter und gefährlicher Weise missachtet. Die Zu- und Abgangsrampe wies am Veranstaltungstag noch etliche Hindernisse auf: Zur Personenstromsteuerung ungeeignete Bauzäune, Brezlbuden, Polizeifahrzeuge hinter weiteren Bauzäunen. Ein Gulli und ein Schlagloch mit Baumwurzel wurde - Gipfel der Rücksichtslosigkeit - mit einem Bauzaun abgedeckt (am besten hier zu sehen). Mit hoher Wahrscheinlichkeit gab im Gedränge ein Stolpern oder Verhaken in diesem Bauzaun den unmittelbaren Ausschlag für viele der Todesfälle.

Als es dennoch zu Stauungen (wie nach der Entfluchtungsanalyse vorhersehbar und unvermeidlich zunächst  am oberen Rampenende) kam, fehlte das Konzept für diesen Fall. Das "Pushen" durch Ordner und "Wegziehen" durch die Floats konnte bei der Anzahl der Besucher, die die Veranstaltung gerade verlassen wollten, nicht funktionieren: Es waren dort insgesamt zu viele Personen in beiden Richtungen für diesen Engbereich.

Man war nun auf ein adhoc-Konzept angewiesen und auf die Hilfe der Polizei. Die Polizei sperrte daraufhin an einer Engstelle auf der Mitte der Rampe den Zu- und Abgang. Gleichzeitig wurden in den Tunneln Sperren errichtet, um den Zugang zur Rampe zu hindern. Beide Sperrpositionen waren höchst ungeeignet. Sie widersprachen den vorab gegebenen Empfehlungen (Stauungen im Tunnel unbedingt vermeiden) und hatten erkennbar keine Entlastung zur Folge, sondern eine bloße Verlagerung und Verschärfung der Gefährdung. Durch die Platzierung der Sperre auf der Rampenmitte konzentrierte sich das Gedränge nunmehr im unteren Drittel der Rampe und an den Tunnelausgängen. Da die feststeckenden Besucher (die teilweise schon stundenlang auf den Zuwegen verbracht hatten) weiterhin nicht per Lautsprecher  informiert wurden, suchten sie selbst Auswege aus dem Dilemma - Masten, v.a. Treppe, Container, mit der Folge, dass sich das Gedränge in den Richtungen dieser vermeintlichen Auswege noch verschärfte und es hier über Minuten zu Massenturbulenzen kam.
Die Sperren in den Tunneln wurden schon zeitlich vor der Sperre auf der Rampenmitte aufgelöst bzw. überrannt, so dass sich das Gedränge auf dem unteren Rampendrittel nochmal verschärfte. Offenbar war auch die Funk-Kommunikation zwischen den Sicherheitsbehörden und sogar der Polizei untereinander gestört. Niemand wusste zeitweise, was er oder die anderen taten, welche Sperren geöffnet, welche geschlossen waren. Zu spät wurde eine Sperre am oberen Rampenende aktiviert, und die Abströmenden über die zweite Rampe (Korrektur: Abströmende zunächst blockiert, später über die Notausgänge) geschickt. Und auch als der Weg nach oben wieder relativ "frei" war, konnten das die im Gedränge feststeckenden nicht erkennen - niemand informierte sie.

Die genannten Umstände führten - zusammen - zur Katastrophe. Entgegen den vorherigen Ankündigungen (Sicherheit hat Vorrang) hat man diese in entscheidenden Punkten vernachlässigt. Bei allen drei "Akteuren" (Veranstalter, Stadt, Polizei) lassen sich meiner Meinung nach fahrlässige Handlungen und  Unterlassungen feststellen, die Tod und Verletzung zurechenbar mitverursachten und zu einer Anklageerhebung wegen fahrlässiger Tötung (§ 222 StGB) oder Körperverletzung (§ 229 StGB) führen könnten. Die genaue institutionelle "Zuständigkeit" für jede dieser Fahrlässigkeiten ist allerdings noch in der Diskussion, auf den entsprechenden Internetseiten und hier im Blog. Und die im Strafrecht notwendige individuelle Zurechnung ist m.E. Sache der Staatsanwaltschaft.

Hier im Beck-Blog wurden zwar kaum Tatsachen unmittelbar recherchiert, aber zum Teil intensiv mit juristischer Schlagseite diskutiert. Mein Beitrag zu dieser Aufklärung war vergleichsweise gering.  Die Kommentarsektion ist  aber mit anderen Aktivitäten im Netz verknüpft und dadurch profitiert die hiesige Diskussion von den Früchten dortiger Recherche. Das Echo und die weiteren Reaktionen haben mich außerordentlich überrascht: Der Beitrag ist einer der am häufigsten angeklickten und der mit Abstand am häufigsten kommentierte Beitrag hier im Blog. Die Kommentare waren häufig weiterführend und fundiert und infolgedessen habe ich den Ausgangsbeitrag alle paar Tage aktualisiert.  

Die Diskussion und Recherche im Internet ist natürlich nicht beendet. Es gibt noch viele Details, die nicht vollständig aufgeklärt sind, und es gibt sicherlich noch weitere Belege für die schon aufgeklärten Fakten.

Möglicherweise gibt es auch an meinen obigen Erwägungen zutreffende Kritik, die ich gerne aufgreifen werde.

(Letztes update dieses Beitrags - Link eingefügt - am 12.11.2010, 14.10 Uhr)

Update am 8.Juni 2011:

Links zu den weiteren Diskussionen hier im Beck-Blog:

Juli 2010 (465 Kommentare, ca. 23000 Abrufe)

September 2010 (788 Kommentare, ca. 16000 Abrufe)

Dezember 2010 (537 Kommentare, ca. 8000 Abrufe)

Mai 2011 (bisher über 1000 Kommentare; über 7000 Abrufe)

AKTUELL: Juli 2011

 

Diesen Beitrag per E-Mail weiterempfehlenDruckversion

Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
Kommentar schreiben

788 Kommentare

Kommentare als Feed abonnieren

Der Menschenstau am Rampenkopf / Eingang zum Festivalgelände – Teil 1

 

1) Vorab:

 

Um festzustellen, was unternommen wurde, um den Menschenstau aufzulösen, habe ich mir insgesamt einige Stunden Filmaufnahmen der Überwachungskameras angesehen.

Für das im Folgenden Geschilderte ziehe ich Aufnahmen der Kameras 4, 5 und 12 heran.

Den Standort der Kameras kann man auf dieser Grafik sehen:

http://www.lopavent.com/kameras/

 

Klickt man auf die Nummern der Kameras in der Grafik, so kann man sich die Aufnahmen ansehen, um das von mir Geschilderte nachzuvollziehen.

Dabei dienen die Kameraaufnahmen als Belege. Das Geschilderte ist solchermaßen formuliert, dass es sich auch ohne parallele Betrachtung der Bilder nachvollziehen lassen soll.

 

Bezeichnungen:

- Den Bereich, der dort oben von Böschungen und Bauzäunen umgeben war, bezeichne ich im Folgenden als „Rampenkopf“ und

- den Bereich zwischen Rampenkopf und Gebäuden (inkl. dazwischen verlaufender Floatstrecke) als „Eingangsbereich“.

 

Die Zeit- und die Minutenangaben:

- Z.B. mit „Kamera 12 ab 15:40 Uhr ist der entsprechend abrufbare Filmabschnitt gemeint, der laut Angaben von Lopavent ab 15:40 Uhr beginnt. Um die Unterscheidung von der folgenden Angabe zu verdeutlichen, habe ich UHR jeweils in Versalien gesetzt.

- Z.B. mit „Minute 3“ (ohne „Uhr“ dahinter) ist die im unteren Balken ersichtliche Minutenangabe des jeweiligen Films gemeint. Das ist zum Verständnis von Bedeutung, denn Minute 16:45 eines der Filme ist nicht etwa 16:45 UHR.

 

Das im Folgenden Beschriebene zeigt nicht per se nur neue Erkenntnisse. Aber ich denke, dass durch die von mir erfolgte Zusammenfassung bestimmte Schlussfolgerungen als Ergebnisse festgehalten werden können. Auch liest man weiterhin immer wieder von verschiedenen Vermutungen, die hierdurch wiederlegt werden.

 

0

Der Menschenstau am Rampenkopf / Eingang zum Festivalgelände – Teil 2

 

2) Die Enge zwischen Floatstrecke und Rampenkopf

 

WICHTIG. Die oben verlinkte Grafik ist in einem Punkt irreführend. Sie täuscht wesentlich mehr Platz zwischen der Float-Fahrstrecke und dem Rampenkopf vor als tatsächlich vorhanden war.

 

Die Aufnahmen von Kamera 4 und 12 zeigen eindrucksvoll die Enge, in der die Floats im Eingangsbereich am Rampenkopf vorbeifuhren.

Als Beispiele reicht es, sich die Aufnahmen von Kamera 12 ab 15.20 UHR (Blickwinkel von seitlich der Rampe auf den Rampenkopf und Eingangsbereich) und Kamera 4 ab 16:00 UHR (Blickwinkel von der gegenüberliegenden Seite, also von den Gebäuden auf den Eingangsbereich und Rampenkopf) einmal kurz anzusehen.

 

Diese Enge muss bereits bei der Planung ersichtlich gewesen sein, vorausgesetzt man verfügte über halbwegs realistische Pläne, wovon bei der Vorbereitung einer Großveranstaltung ausgegangen werden muss. Und sollte an einer Stelle mit einem nicht realistischen Plan gearbeitet worden sein, so sollte dies im Verlauf der weiteren Planung im Vorfeld auffallen - und zwar jeder der an der Planung beteiligten Seiten.

Wir können also konstatieren, dass die Enge im Eingangsbereich vorab allen an der Planung beteiligten Seiten bekannt war. Dazu gehörten - neben dem Veranstalter - Sicherheitsbehörden bzw. Polizei und Feuerwehr, Ordnungs- und Baubehörde.

 

3) Der Zeitpunkt des Stopps der Floats

 

Es ist den Filmaufnahmen nach nicht richtig, dass die Floats um 15:55 Uhr alle gestoppt wurden.

Kamera 4 zeigt ab 16:00 UHR einen im Eingangsbereich vorbeifahrenden Musik-LKW, Kamera 5 noch kurz vor 16:20 UHR.

Nach Ansicht der Aufnahmen der drei Kameras gehe ich davon aus, dass tatsächlich der Eingangsbereich von Floats freigemacht werden sollte. Da die Floats durch die Menge nur langsam vorwärts kamen, dauerte es allerdings wohl noch eine ganze Weile, bis jeder zu einem Punkt gefahren war, an dem er dann stehen bleiben sollte.

 

4) Der Mythos von den Floats, welche die Raver mit sich ziehen

 

Auf den Aufnahmen von Kamera 4 ab 16:00 UHR und auf den Aufnahmen von Kamera 5 bis kurz VOR 16:20 UHR lässt sich folgendes sehr schön sehen:

Nur eine vergleichsweise geringe Anzahl an Personen bewegt sich mit den Floats. Es gibt eine Art Spur von hinter den Floats herlaufender/hertanzender Leute. Diese Spur hat ungefähr die Breite der LKWs.

Die allermeisten Leute stehen herum oder tanzen auf der Stelle.

Die dazwischen Umherlaufenden bewegen sich in diverse Richtungen (Toilette, Würstchenbude, Ausgang, eine andere Ecke des Geländes etc.).

Besonders gut ist dies anhand der Aufnahmen von Kamera 4, 15:20 bis 15:40 UHR sichtbar.

Der Grund dafür, dass sich die meisten nicht mit den Floats bewegen, besteht nicht etwa in der speziellen Enge des Eingangsbereichs. Ansonsten wäre im Schwenkwinkel von Kamera 5 eine andere Verhaltensweise zu beobachten.

Außerdem schwenkt Kamera 4 wenige Minuten nach  16:00 UHR zum Boden runter. Da sieht man auf der Stelle stehende und auf der Stelle tanzende Personen, die durchaus komfortabel Platz haben, und einige dazwischen in verschiedene Richtungen Laufende, die sich offensichtlich nicht am momentanen Ort von Floats orientieren. Und die stehenden Leute stehen dort auch nicht, weil sie sich erst einmal orientieren wollen. Sie haben an diesem Platz zwischen Gebäude und Floatstrecke einfach einen guten Platz zum Stehen.

 

Dass die Floats die Leute mitziehen, war ein wesentlicher Punkt der Planung, der überhaupt nicht aufgegangen ist.

Ein Grund dafür könnte sein, dass sich der Charakter der Loveparade im Vergleich zu den ersten Veranstaltungen in Berlin geändert hat. Das wäre allerdings nichts Neues und hätte Lopavent spätestens bei den Veranstaltungen in Essen und Dortmund auffallen müssen.

Es wäre interessant, einmal nachzuprüfen, ob sich das Publikum in Essen und Dortmund grundsätzlich anders verhielt als in Duisburg. Wenn nicht, so wäre auch dies ein schwerer Planungsfehler.

0

Der Menschenstau am Rampenkopf / Eingang zum Festivalgelände – Teil 3

 

5) Die Enge am Rampenkopf / das Nadelöhr

 

Ab ca. Minute 12 von Kamera 4 (16:20 bis 16:40 UHR) sieht man sehr deutlich, wie extrem die Rampe auf dem Rampenkopf durch Bauzäune verengt ist. Und in der Mitte des Weges steht eine Bude, dahinter ein querstehender Bauzaun, wohl um die Bude zu schützen. Eine weitere Bude steht ein paar Meter weiter vorne direkt neben dem Bauzaun, der die Rampe seitlich einengt.

 

Diese Stelle ist ein Knackpunkt. Das ist ein extremes Nadelöhr.

 

Wir haben also zwei Tunnel, die zusammen breiter sind als die Rampe (schon ohne Bauzäune etc.). Diese Rampe verengte man zusätzlich durch Zäune. Die Personenströme aus den Tunneln treffen an ihren Ausgängen aufeinander und müssen in scharfer Biegung zur Seite auf die schmalere Rampe zulaufen. Und am Kopf derselben schafft man  ein zusätzliches Nadelöhr. Damit waren Staus und chaotische Zustände auf der Rampe garantiert.

 

Es hat sich offenbar niemand im Vorfeld ernstlich Gedanken über diese Personenströme gemacht, in denen sich jeweils tausende Menschen gleichzeitig bewegen, die ergo nicht einfach mal eben von ein paar Ordnern oder Polizisten gesteuert werden können. Das geht mit Massen ab einer bestimmten Größenordnung auf diese Weise nicht mehr, wenn die Planung der Wege nicht zur Steuerung passt.

Besonders erstaunlich ist, dass der Veranstalter, dessen erste Loveparade dies ja nicht war, hier offenbar keine Bedenken hatte. Aber auch alle übrigen, vorab in die Planung Involvierten können sich diesbezüglich nicht wie die drei berühmten Äffchen (eines mit geschlossenen Augen, eines mit geschlossenen Ohren, eines mit geschlossenem Mund) aus der Verantwortung ziehen.

 

Man setzte vollständig darauf, die Leute auf den Zuwegungen solchermaßen aufzuhalten, dass nie zu viele in die Tunnel kommen sollten.

In die Tunnel hätten jedoch nur so wenige laufen dürfen, wie oben am Rampenkopf durch das Nadelöhr passen.

Das wäre keine gut besuchte Veranstaltung geworden – abgesehen davon, dass jeder, der schon einmal eine Massenveranstaltung besucht hat, aus eigener Erfahrung weiß: Hunderttausende oder auch „nur“ Zehntausende - ja, und auch Tausende - lassen sich nun einmal nicht endlos aufstauen, ohne dass es zu schwerwiegenden Problemen kommt.

 

Dass es sich bei dem gegebenen Problem nicht um einen kleinen Pfropf von Leuten handelte, die einfach nur zum Weitergehen bewegt werden mussten, zeigt sehr schön z.B. auch Kamera 12 ab 15:20 UHR:

Alles ist mehr oder weniger gleichermaßen voll: Rampe, Rampenkopf, Eingangsbereich und auch die Seiten, auf welche die ankommenden Leute unmittelbar hinter dem Nadelöhr angeblich „gepusht“ werden sollten.

Bei Betrachtung der Menschenmasse auf der Rampe, die an dieser Stelle ebenfalls durch Kamera 12 gezeigt wird, drängt sich sofort die Frage auf, wie und in welchem Zeitraum man diese Masse denn jetzt genau wohin bekommen will. Unter Anbetracht des Nadelöhrs auf dem Rampenkopf ist zudem sofort klar: das geht jetzt gleich irgendwie ins Auge. Auf der Rampe herrscht zu diesem Zeitpunkt kaum irgendeine Bewegung.

0

Der Menschenstau am Rampenkopf / Eingang zum Festivalgelände – Teil 4

 

6) Die Ereignisse am Rampenkopf

 

Kamera 4, 15:40 bis 16:00 UHR:

Anfänglich sieht man einen stehenden Musik-LKW. Die Menge darum ist weitgehend statisch, weshalb der LKW vermutlich Probleme hatte, von der Stelle zu kommen. Einige Personen laufen in diverse Richtungen. Die Stehenden oder auf der Stelle Tanzenden haben aber durchaus komfortabel Platz. Sie bewegen sich eben einfach nur nicht von ihrem Standpunkt weg.

Ungefähr bei Minute 2 setzt sich der LKW wieder in Bewegung, ein zweiter folgt. Kurz darauf hat sich wieder dieselbe Situation eingestellt wie oben beschrieben: Hinter den Floats bildet sich eine nachlaufende Spur von Leuten, der Rest bleibt zum allergrößten Teil stehen.

Dann (ca. Minute 3) schwenkt die Kamera zum Rampenkopf um, genauer: zu einer der Böschungen.

Fortan ist Kamera 4 (gemeinsam mit Kamera 12) die beste Dokumentation dafür, was am Rampenkopf geschah.

 

Der Grund für den Menschenstau ist keineswegs, wie häufig irgendwo veröffentlicht, dass dort Menschen stehenblieben, um sich zunächst zu orientieren. Auch Würstchenessen an den Buden, um sich vor der Party noch mal zu stärken, ist nicht der Grund für die Verstopfung.

Es gibt sogar Aufnahmen, die zeigen, dass die Verkäufer an den Buden zeitweise nichts zu tun hatten, weil die Raver an diesem Punkt (nachdem sie womöglich schon Stunden aufgehalten wurden, bis sie endlich auf das Gelände kamen) wohl anderes im Sinn hatten, als ein Würstchen zu essen.

 

Als die Raver endlich auf der Rampe waren, kamen sie aufgrund des geschaffenen Nadelöhrs nicht auf das Festivalgelände.

Auch bot der Eingangsbereich mit seiner Enge durch die Floatstrecke zwischen Rampenkopf und Gebäuden überhaupt gar keine Chance dafür, dass sich die ankommenden Massen dort irgendwie schnell genug zu den Seiten hin hätten verteilen können.

Ergo sieht man ab ca. Minute 3, wie die Menschen seitlich eine Böschung erklimmen, weil es nach vorne offenbar einfach nicht weitergeht oder nur quälend langsam. Dabei wurden, wie man später auf anderen Aufnahmen sieht, die dortigen Bauzäune umgeworfen.

 

Bei ca. Minute 5 schwenkt Kamera 4 auf die Rampe. Man sieht die ganze Rampe bis unten zu den Tunnelausgängen.

Nun offenbart sich der komplette, oben beschriebene Nadelöhr-Effekt: Man sieht die Massen durch die Tunnelausgänge auf die Rampe strömen. Dort stauen sich die Menschen vom Nadelöhr auf dem Rampenkopf bis unten hin.

 

Im Vordergrund ist obendrein zu sehen, dass Bauzäune am oberen Rand der Böschung geöffnet wurden, damit die auf die Böschung Gekletterten von dort auf das Festivalgelände kommen konnten (wer auch immer sie geöffnet hat; es könnten durchaus auch die Raver selbst gewesen sein).

Ab ca. Minute 6:30 kann man beobachten, wie eine der Öffnungen durch die durchströmenden Menschenmengen weiter aufgeschoben wird und wie der Bauzaun schließlich ganz umfällt (zur genauen Beobachtung empfiehlt sich die Großbildeinstellung).

 

Nun eine Schilderung des Ganzen aus der entgegengesetzten Sichtweise von Kamera 12, diesmal aber schon in der Aufnahme ab 15:20 UHR:

Ab ca. Minute 11 fangen Leute an, von der Rampe über die Böschungen auf das Festivalgelände zu laufen, und zwar auf beiden Seiten der Rampe.

Ab ca. Minute 12 kommt – offenbar dadurch – wieder Bewegung auf die Rampe, wo zuvor aufgrund des Nadelöhrs beinahe völliger Stillstand herrschte.

Nachdem die Bauzäune vor den Böschungen umgeworfen wurden, füllen sich die Böschungen zunehmend mit hochlaufenden Menschen. Umso mehr Personen diesen Weg wählen, desto mehr Bewegung kommt wieder in die Menschenmasse auf der Rampe.

Viele bleiben auf der Böschung stehen, zum Teil, weil oben einfach gerade kein Platz mehr ist, zum Teil auch schauen die Leute hinunter auf die Rampe und bestaunen offensichtlich die haarsträubende Situation.

Bei ca. Minute 15:45 schwenkt die Kamera nach rechts in Richtung Eingangsbereich. Man sieht, dass sich die Menschen, die gerade den Rampenkopf / das Nadelöhr passiert haben, durchaus zu den Seiten hin bewegen. Man sieht aber auch, dass diese Bewegung bei der Fülle von Menschen und den örtlichen Begebenheiten nicht reicht, um das Problem irgendwie nennenswert zu vermindern.

 

Für eine Verhinderung dieser Situation hätte man die Rampe angesichts des extremen Nadelöhrs den ganzen Tag lang sperren und die Leute nur in Schüben von 100 Personen durchlassen dürfen, damit sie problemlos und schnell genug durch das Nadelöhr gekommen wären und sich hätten irgendwie in die Massen auf dem Festivalgelände verteilen können, ohne hinter sich einen Stau zu produzieren.

Dann aber wäre dasselbe Problem vor der Rampe entstanden - wo es auch prompt entstand, als man diese sperrte.

Und auch eine Vollsperrung vor den Tunneln erwies sich ja letztendlich als unmöglich – aus genau denselben Gründen: Man kann nicht derartige Massen zu einer Veranstaltung einladen und sich dann vornehmen, stets nur wenige davon auf das Partygelände zu lassen.

 

Kein Wunder, dass der Crowd-Manager bereits mittags, also nicht lang nach Öffnung des Geländes schon den Eindruck hatte, es liefe etwas gewaltig schief (das gibt er im Spiegel-Interview ungefähr mit 13 Uhr an, also ca. 1 Stunde nach Öffnung). Und kein Wunder ist es auch, dass er bereits um 14 Uhr meinte, man müsse dringend etwas unternehmen.

 

In der Tat bestand eine Notsituation. Allerdings eine, die sich an dieser Stelle nicht mehr ändern, sondern nur noch örtlich verschieben ließ. Verhindern hätte man sie nur in der Planung können.

0

Der Menschenstau am Rampenkopf / Eingang zum Festivalgelände – Teil 5

 

7) Der Mythos von den Pushern, welche die Raver vom Rampenkopf wegbewegen könnten

 

Man stoppe den Film von Kamera 4, 15:40 bis 16:00 UHR, bitte unbedingt einmal bei ca. Minute 8 in der Großbildeinstellung. Die Kamera zeigt nun einen Überblick über die gesamte Menschenmasse –sowohl im Eingangsbereich, wie auch auf dem Festivalgelände links und rechts der Rampe, wo die Leute über die Böschungen hinströmen.

 

Und nun sage mir bei Betrachtung dieser Großaufnahme doch bitte einmal jemand, was Pusher dort hätten ausrichten sollen.

Wie viele Menschen sehen wir da? 80.000? Über die genaue Summe müssen wir nicht diskutieren. Meinetwegen können es auch 60.000 oder „nur“ 40.000 sein.

Wohin sollten Pusher diese Massen denn nun drücken?

 

Im Folgenden zeigt Kamera 4, wie schwer es für die Floats wird, sich durch diese Menschenmassen zu bewegen. Immer wieder müssen sie kurz stehenbleiben.

Dann sieht man wieder, dass zwischen den Gebäuden und der Floatstrecke durchaus komfortabel Platz war. Und wieder kann man eindrucksvoll sehen, dass die allermeisten Leute nicht den Floats folgen. Schaut man kurz zu, sieht man sogar, dass sich im Vordergrund auch viele der laufenden Personen in die Gegenrichtung zu den Floats bewegen, dass die meisten stehen und die beschriebene, schmale Menschenspur, die hinter den Wagen her tanzt.

 

Es gab also durchaus Lücken in dieser gigantischen Masse – will heißen: etwas weniger als 2 Personen pro Quadratmeter in bestimmten Arealen - in die man Menschen rein theoretisch noch hätte hineindrücken können.

Und wie genau sollte das nun von statten gehen?

Indem man z.B. 10.000 oder 20.000 Personen versucht, durch Überredungskunst dazu zu bewegen, woanders hinzugehen? Oder doch besser, indem man sie unmissverständlich auffordert, sich sofort vom Fleck zu bewegen? Da hätte man sich aber verflixt beeilen müssen, denn während dessen strömten bereits die nächsten 10.000 herbei. Vielleicht wäre das ja mit mehreren tausend Ordnern gelungen, die dann jedoch leider ihrerseits den Eingang verstopft hätten.

Oder hätte man vielleicht eine Ordnerkette bilden und versuchen sollen, die Leute mit Gewalt wegzudrücken? Wie viele tausend Menschen lassen sich denn wohl auf diese Weise von der Stelle schieben? Bräuchte man, um solche Menschenmengen wegzuschieben, nicht eher Bagger oder Panzer?

Und wohin hätte man sie schieben sollen? Auf die Floatstrecke? Zu den Seiten, die gleichermaßen voll waren, weil dort die Raver in Massen über die Böschungen kletterten?

Man hätte allenfalls mit Wasserwerfern etwas Platz schaffen können, aber vermutlich auch eine Panik ausgelöst und vor allem Menschen verletzt.

 

Auch die Vorstellung, man hätte die Leute durch Lautsprecheraussagen dazu bewegen sollen, den Eingangsbereich zu räumen, geht ins Leere. Dann hätte man dort ganztags entsprechende Lautsprecher dröhnen lassen müssen.

Damit aber wäre ein Gutteil des Geländes nicht für die Party nutzbar und das Gelände als Ganzes wiederum für noch einmal deutlich weniger Partygäste geeignet gewesen (es war ja ohnehin schon zu klein für die Gesamtheit der erwarteten Raver).

 

Zusätzlich zum Bewegen der Massen durch die Floats war also ein weiterer Punkt der Planung unzutreffend:

Die Vorstellung, solche Massen (auch unabhängig von den örtlichen Begebenheiten) durch Ordner schnell genug von der Stelle zu bewegen, ist vollkommen unrealistisch.

 

Siehe hierzu auch Personenfluss-Forschungen, die belegen, dass die Geschwindigkeit von Personenflüssen sehr stark von der PersonenDICHTE abhängig ist. Durch die Enge der örtlichen Verhältnisse am Rampenkopf (Nadelöhr) und kurz dahinter schuf man automatisch auch eine erhebliche Verlangsamung des Menschenstroms bis hin zum Stillstand

– und zwar vollkommen unabhängig davon, ob sich die Leute erst einmal orientieren müssen oder ein Würstchen essen wollen oder nicht.

- und vollkommen unabhängig davon, ob da noch Ordner in der Engstelle rumstehen, die versuchen, auf die Leute einzuwirken (und zusätzlich Platz wegnehmen) oder nicht.

0

Der Menschenstau am Rampenkopf / Eingang zum Festivalgelände – Teil 6

 

8) Der Punkt der Entscheidung

 

Bitte Kamera 12 (ab 15:20 UHR) ab Minute 16:30 anschauen. Hier kann man aus der entgegengesetzten Perspektive zu Kamera 4 den hundertprozentig sicheren Schluss ziehen, dass Pusher nichts hätten bewirken können. Gleichzeitig wird auch die Situation zum Zeitpunkt der fatalen Entscheidung der polizeilichen Vollsperrungen deutlich.

 

Bei ca. Minute 16:30 sieht man (Großbildeinstellung empfohlen) zerknüllte Bauzäune aus der Menschenmasse ragen. Und ab ca. Minute 16:46 zeigt die Kamera, wie nun auch Personen Masten im oberen Drittel der Rampe hochklettern, um auf das Festivalgelände zu gelangen. Die Böschungen sind zu diesem Zeitpunkt bereits voll.

 

Der nächste Film, Kamera 12 ab 15:40 UHR:

Immer mehr Leute klettern den Mast hoch. Daneben hangeln sich Leute die Wand zum Festivalgelände hoch bzw. lassen sich von unten Stehenden hochheben und von oben auf dem Gelände Stehenden hochziehen.

Die Rampe ist voller Menschen, die wiederum kaum noch von der Stelle kommen.

Jetzt muss die Situation irgendwann vollends eskalieren, während gerade einzelne Minuten zuvor die erste Schicht der Polizei ihre Mannschaftswagen unten auf der überfüllten Rampe gewendet hat und davongefahren ist.

 

9) Die Polizeisperren

 

Damit sich solche Massen verteilen können, braucht es bei den geschaffenen, örtlichen Bedingungen einfach Zeit. Auch Pusher können daran – wie schon geschildert - nicht wirklich etwas ändern.

Diese Zeit aber war nicht gegeben, so lange permanent Massen nachströmten.

Gleichzeitig zeigten die Bilder der Überwachungskameras schon längst haarsträubende Verhältnisse.

 

Der Crowd-Manager hatte bereits ab Mittag den Eindruck gehabt, dass etwas gewaltig schiefläuft. Er versuchte zunächst, den Zulauf in die Tunnel durch Sperrungen von Schleusen auf den Zuwegungen vom Bahnhof zu regeln. Das aber erwies sich nicht als praktikabel. Seine Begründung ist, die Polizei habe veranlasst, dass Schleusen wieder geöffnet werden. Denkbar ist als Grund eine eskalierende Situation vor diesen Schleusen. Wie auch immer: so ließen sich die Massen nicht hinreichend aufhalten.

Der Polizeibeamte, der neben dem Crowd-Manager in dem Container zwischen den Tunnelausgängen saß, hatte keine Weisungsbefugnisse. Als der Crowd-Manager beschloss, dass nun unbedingt mit einem weisungsbefugten Polizeiführer über die Situation zu reden sei, dauerte es unverhältnismäßig lange, bis dies möglich war. Dabei spielt es für die Angabe „unverhältnismäßig lange“ keine Rolle, ob dies nun eher 30 oder eher 45 Minuten waren. Möglich waren dieses Gespräch und auch die Ergreifung von Maßnahmen jedenfalls erst nach dem großen Schichtwechsel.

Auch der Crowd-Manager sprach sich nun für Sperrungen vor Ort aus, wenn auch seiner Aussage im Spiegel-Interview nach an anderen Stellen (oben auf der Rampe und vor den Tunneln).

 

Wie auch immer: die Polizei entschied sich für die bekannten Sperrketten, vielleicht aus den von mir in Beitrag 32 geschilderten Gründen.

Dabei ließ man anfänglich noch die Abgänger durch. Vielleicht hatte man die Vorstellung, nur die Aufgänger aufzuhalten, was natürlich nicht praktikabel war, da nun auch die Abgänger im Bereich vor den Tunnelausgängen zwischen drei Polizeisperren in einer Einkesselung festhingen.

 

Grundsätzlich konnten diese Sperrungen vor Ort keine Lösung bringen. Selbst wenn es möglich gewesen wäre, dann sehr schnell den Rampenkopf und Eingangsbereich des Festivalgeländes zu entleeren, so wäre zwei Minuten später aus den beschriebenen Gründen dieselbe Situation entstanden wie zuvor.

0

Der Menschenstau am Rampenkopf / Eingang zum Festivalgelände – Teil 7

 

10) Die Leerung des Eingangsbereichs

 

Um 15:45 Uhr wurde laut Angaben des Innenministeriums einer der Tunnel gesperrt, um 15:55 Uhr der zweite.

Kamera 12 (Film von 15:40 bis 16:00 UHR) zeigt als unmittelbare Folge zeitlich direkt danach zunächst nur am unteren Bildrand, dann auch in direkter Einblendung der Rampe, dass es dort, also auf der Rampe, leerer geworden ist. Die Leute kommen deutlich besser voran, vor allem auch deshalb, weil weiterhin eifrig über die Masten geklettert und in großen Mengen über die Böschungen auf die Seiten des Festivalgeländes gelaufen wird.

Als erstes hört dann das Klettern über den Mast auf, nachdem sich die Enge auf der Rampe entspannt hat. Dann leert sich die Rampe binnen weniger Minuten weitgehend.

Bei Minute 16 wird jedoch deutlich, dass die Raver weiterhin darauf angewiesen sind, über die Böschungen auf das Festivalgelände zu gelangen.

 

Kamera 12, Film ab 16:00 UHR:

Nun wird auch die Rampe selbst im unteren Drittel gesperrt. Als Folge sieht man auf den Filmaufnahmen schon schnell mehr Abgänger als Aufgänger auf der Rampe.

 

Am Rande des Festivalgeländes sieht man etliche Ordner, fragt sich jedoch auch, was die dort ausrichten sollen, denn hinter ihnen, auf dem Gelände selbst, sind natürlich weiterhin genau jene Menschenmassen sichtbar, die wir uns schon auf den oben genannten Kamera-Einstellungen angesehen haben.

 

Spätestens um kurz nach 16:00 Uhr sollte man eigentlich gar keine Aufgänger mehr auf dem Film sehen können. Es gibt jedoch stets – auch im weiteren Verlauf – einen kleinen Fluss von Aufgängern.

Vermutlich handelt es sich dabei um Leute, die eigentlich das Gelände verlassen wollten, dann jedoch feststellen mussten, dass die Rampe unten gesperrt war, es also dort keinen Ausgang gab, und die deshalb wieder zurück auf das Festivalgelände liefen.

Hier wird ein weiterer Schwachpunkt dieser Polizeisperre deutlich: Nicht nur, dass sich Abgänger im Rücken der Polizeikette stauten. Nicht eben wenige liefen nach und nach auch auf das Festivalgelände zurück, mussten sich dort neu orientieren und füllten auf’s Neue Nadelöhr und Eingangsbereich.

 

Kamera 12, 16:20 bis 16:40 UHR:

Kurz nach Start des Films schwenkt Kamera 12 auf Rampenkopf und Eingangsbereich. Es ist dort weiterhin voll. Kein Wunder, denn das Nadelöhr ist bereits mit wenigen Personen gefüllt und die Masse dahinter ist – wie weiter oben geschildert – weitgehend statisch, wartet auf die nächsten, vorbeifahrenden Floats, um auf der Stelle tanzen zu können oder tanzt sowieso einfach weiter, denn von irgendwo hört man immer Musik.

 

Im weiteren Verlauf wird immer wieder gefilmt, wie Raver nun zum VERLASSEN des Geländes über die Böschungen auf die Rampe klettern und man sieht auch die von den Aufgängern zuvor umgeworfenen Bauzäune am Boden liegen.

 

Um kurz nach 16:30 UHR, also vermutlich nach Auflösung der Sperrung im unteren Drittel der Rampe, kommen Polizisten die Rampe hochgelaufen. Sie bilden jetzt die Sperre am Rampenkopf und lassen nunmehr nur noch AUFGÄNGER durch.

Der Strom der Aufgänger ist jedoch nicht stärker als zuvor. Es ist anzunehmen, dass sich zu diesem Zeitpunkt am Fuß der Rampe die beiden durch die Polizeisperre aufgestauten Personenströme der Auf- und Abgänger gegenseitig blockieren. Bei dem dünnen Strom der nach oben Strebenden handelt es sich wahrscheinlich zunächst weiterhin um Personen, die eigentlich die Party verlassen wollten, aber weil kein Durchkommen war, wieder umkehrten.

 

Erst gegen Ende des Films, also gegen 16:40 UHR sieht man, dass im Eingangsbereich des Festivalgeländes definitiv mehr Platz war. Seit mehr als einer halben Stunde war nun dort kein Musik-LKW mehr entlang gekommen. Dadurch hatte sich die Masse nach und nach etwas zerstreut.

 

Auch Kamera 4, welche um kurz nach 16:00 UHR in Richtung Boden vor den Gebäuden geschwenkt wurde und mit ihrem Blickwinkel immer noch dort verharrt, zeigt nach 16:30 UHR, dass sich der Bereich dort unmittelbar vor den Gebäuden deutlich geleert hat.

 

Kurz darauf schwenkt diese Kamera dann doch wieder hoch. Man sieht – und diese Ansicht ist nicht neu -, dass die Rampe voll ist – nunmehr allerdings gefüllt mit Leuten, die das Gelände verlassen wollen und sich seit längerer Zeit aufgrund der Rampensperrung zurückgestaut haben.

 

Und um kurz vor 16:40 UHR zeigt Kamera 4 wiederum Leute, die an Masten hochklettern, um AUF das Festivalgelände zu gelangen und Aufgänger, die das Gelände über die Böschungen erklimmen.

Mit anderen Worten: Sobald eine nennenswerte Anzahl von Aufgängern durch den Strom aufgestauter Abgänger auf der Rampe gelangen konnte, hatte sich – wie zu erwarten – just dieselbe Situation eingestellt wie vor der Sperrung.

0

Die Leserin (eine hervorragende Analyse!)

Es wäre interessant, einmal nachzuprüfen, ob sich das Publikum in Essen und Dortmund grundsätzlich anders verhielt als in Duisburg. Wenn nicht, so wäre auch dies ein schwerer Planungsfehler.

 Von Essen kann ich berichten, dass die Meisten m.E. nach am Rande standen (natuerlich auch Schaulustige, die es aber in DU auch zu Hauf gab) und nur die echten Fans mitzogen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es sich m Ballungsgebiet Dortmund ähnlich verhielt.

 

Es hat sich offenbar niemand im Vorfeld ernstlich Gedanken über diese Personenströme gemacht, in denen sich jeweils tausende Menschen gleichzeitig bewegen, die ergo nicht einfach mal eben von ein paar Ordnern oder Polizisten gesteuert werden können...

und wenn die Verengung gewollt war? Verzögerung durch Verdichtung, oder wie Sie es so treffend ausdruecken: "dass die Geschwindigkeit von Personenflüssen sehr stark von der PersonenDICHTE abhängig ist."

Besonders erstaunlich ist, dass der Veranstalter, dessen erste Loveparade dies ja nicht war, hier offenbar keine Bedenken hatte."

Zumindest wusste der Veranstalter, dass es sich um einen "sensiblen Bereich" handelt, von dem er keine Fremdaufnahmen zu Forschungszwecken von Herrn Oberhagemann wuenschte. Ihm waren Aufnahmen nur vom Gelände gestattet, vom Hoist-Hochhaus aus. Das Interview mit ihm findet man bei WDR Lokalzeit Duisburg. Da klingt fuer mich nach ernsten Bedenken, um das Wissen um ein Risiko. Weiterhin könnte es sich um ein Indiz dafuer sein, dass der Veranstalter von der Verengung durch Zäune, Buden und Autos Bescheid wusste. Der Veranstalter hatte ja auch allerhöchstes Interesse daran, dass sich nicht mehr im und auf dem V.gelände aufhalten. Beweis: "Als die Raver endlich auf der Rampe waren, kamen sie aufgrund des geschaffenen Nadelöhrs nicht auf das Festivalgelände. Auch bot der Eingangsbereich mit seiner Enge durch die Floatstrecke zwischen Rampenkopf und Gebäuden überhaupt gar keine Chance dafür, dass sich die ankommenden Massen dort irgendwie schnell genug zu den Seiten hin hätten verteilen können."

"Ergo sieht man ab ca. Minute 3, wie die Menschen seitlich eine Böschung erklimmen, weil es nach vorne offenbar einfach nicht weitergeht oder nur quälend langsam. Dabei wurden, wie man später auf anderen Aufnahmen sieht, die dortigen Bauzäune umgeworfen."

Was Polizisten akribisch und ausdauernd versuchten zu verhindern durch immer wieder Aufstellen derselben, was die Dringlichkeit beweist, mit der anderweitige Zugänge auf das P.gelände beweist. Meine Theorie: Es sollte vermieden werden Platz fuer Nachrueckende von außerhalb der Tunnel zu schaffen, denn vermutlich war die magische 250.000 (annähernd) erreicht.

"Das aber erwies sich nicht als praktikabel. Seine Begründung ist, die Polizei habe veranlasst, dass Schleusen wieder geöffnet werden. Denkbar ist als Grund eine eskalierende Situation vor diesen Schleusen."

In der Zeit von 16.30-16.45 Uhr hat ein Anwohner an Schleuse Westtunnel beobachtet (hat Fotos), dass dort ausnahmslos Polizisten zu sehen waren (davor und danach waren auch Ordner dort), was belegt, dass diese das Ruder uebernommen hatten. Eine Zeugin berichtet schon um 16.16 Uhr die Westschleuse problemlos passiert zu haben. Da sich in den Osttunnel sehr viele Menschen quasi illegal Zugang ueber 5 Trampelpfade von der Kommandantenstr. abgehend, Zugang verschafft hatten und ein Zeuge berichtet, dass dieser bis circa 16.45/16.50 Uhr so gut wie leer war und sich erst danach fuellte, macht es denkbar, dass die Ordner die Schleusen und die Polizisten die Sperre vor dem Tunnel aufgegeben haben könnten, denn warum gibt es keine Aufnahmen, die es so ja im uebrigen auch nicht vom Westtunnel gibt. Im Uebrigen existierten 18 Kameras! Ein Zeuge äußerte sich dahingehend bei wordpress.loveparade. M.E. nach hätte die Polizei und Loppavent diese Aufnahmen zur Verfuegung gestellt, wenn der Grund an beiden Tunneleingängen ein Durchbrechen die Ursache gewesen wäre, denn dann wären ja Lopavent und die Polizei (und impliziert auch die Stadt) aus dem Schneider, oder? Die Stadt auch, weil es doch gut sein könnte, dass ein evtl. Öffnen in Absprache/auf Anordnung erfolgt sein könnte oder schon vorab Teil der Planung gewesen war.

"Um 15:45 Uhr wurde laut Angaben des Innenministeriums einer der Tunnel gesperrt, um 15:55 Uhr der zweite."

Ich nehme an zuerst den West-, dann des Osttunnel?

"Hier wird ein weiterer Schwachpunkt dieser Polizeisperre deutlich: Nicht nur, dass sich Abgänger im Rücken der Polizeikette stauten. Nicht eben wenige liefen nach und nach auch auf das Festivalgelände zurück, mussten sich dort neu orientieren und füllten auf’s Neue Nadelöhr und Eingangsbereich."

Wäre es hier nicht eindeutig aufgabe der Ordner gewesen die Abgänger zur Nebenrampe zu fuehren? Evtl. durften sie das nicht oder man sagte es ihnen nicht, weil es fuer dieses Szenario keinen Notfallplan gab. Oder aber es war kein Platz sie dort hin zu pushen. Ich nehme stark an, dass sie die Weisung dazu nicht hatten, denn schleust man die Abgänger zur Nebenrampe, kommen dadurch Aufgänger hinein.

"Auch Kamera 4, welche um kurz nach 16:00 UHR in Richtung Boden vor den Gebäuden geschwenkt wurde und mit ihrem Blickwinkel immer noch dort verharrt, zeigt nach 16:30 UHR, dass sich der Bereich dort unmittelbar vor den Gebäuden deutlich geleert hat. Kurz darauf schwenkt diese Kamera dann doch wieder hoch. Man sieht – und diese Ansicht ist nicht neu -, dass die Rampe voll ist – nunmehr allerdings gefüllt mit Leuten, die das Gelände verlassen wollen und sich seit längerer Zeit aufgrund der Rampensperrung zurückgestaut haben."

These: Diese Folge war doch absehbar. Ich denke die Polizei wusste genau, was sie tat und erreichen wollte; diese aufgrund der Bedrohungslage aber nicht spontan, sondern in aller Ruhe vorab gemeinschaftlich geplant. Die Massen sollten sich gegenseitig blockieren. Wir sprechen dabei aber nach wie vor von fahrlässig.

"Mit anderen Worten: Sobald eine nennenswerte Anzahl von Aufgängern durch den Strom aufgestauter Abgänger auf der Rampe gelangen konnte, hatte sich – wie zu erwarten – just dieselbe Situation eingestellt wie vor der Sperrung."

Prinzip, Konzept, der große Ent-Wurf?

 





0

Die Ausführungen der "Leserin" tragen m.E. zum Verständnis der Situation bei. Allerdings geht es hier ja eigentlich um strafrechtliche Relevanz und Verantwortung, diesbzüglich kommen mit dem Beklagen der ausweglosen Gesamtsituation wohl nicht weiter. Klar wird nur, dass man hier als Entscheider z.B. der Polizei eine arme Sau war, denn wie auch immer man entschieden hätte, es hätte immer Menschenleben gefährdet. Das spricht aber natürlich nicht von vornherein frei von Schuld.

Zu den Ausführungen des Herrn Licht nur so viel: Manchen Menschen ist es offenbar nicht spektakulär genug, dass eine derart mies geplante Großveranstaltung genehmigt wurde und so tragisch in einer Katastrophe endete. Das kollektive Elitenversagen in diesem Fall ist für mich persönlich wahrlich schon Skandal genug. Ich brauche dazu keine Neonazis (die braucht man sowieso für nix), Freimaurer oder Außerirdische. Herr Licht, DAS NERVT! Sie sind sicher kein schlechter Mensch, aber: Nach dem zu urteilen, was man von Ihnen liest, müssen Sie einfach mal der Tatsache ins Auge blicken, dass Sie den Begriff "auf dem Holzweg sein" in völlig neue Dimensionen heben! Tut mir leid, so isses.

Ich hoffe, diese Seite bleibt weiterhin eine so hochwertige Informationsquelle wie bisher.

 

Viele Grüße

Klenk

0

Den Zeitaufwand den @Leserin und @ Felix Licht betreiben um Einzelheiten darzustellen ist bewundernswert.

Mir bringt das keine neuen Erkenntnisse.

1.fataler Fehler:

Planung

Zu Anfang war mir klar, dass das Gelände ungeeignet war,so wie es hergerichtet wurde. Will sagen: mit Absperrungen versehen, vom Hauptbahnhof durch die Stadt von 2 Seiten abgeleitet in einen Aufgang mündend.Es  gab keine extra Laufwege für den Rückweg.Bei allen Pläne und Gutachten die dazu gemacht wurden,hätte man dies erkennen müssen.

2.fataler Fehler:

Genehmigung

Am Veranstaltungstag war man nicht fertig mit den Arbeiten auf dem Gelände.

Es fehlten Hinweisschilder,Lautsprecheranlage,nicht genügend Absperrgitter auf den Zuwegen,Leitplanke der Autobahn wurde nicht demontiert und was schwer wiegt,ist das unwegsame Gelände rund um den Hauptveranstaltungsplatz.Man trug Sorge für die Floads und die Gebäude wo die DJ auftraten,legte Wert auf den VIP-Bereich.Doch alles andere rundherum interessierte wenig.

Die Böschungen,Lichtmast,Verkehrsschilder,die Treppe,alles wurde so in Kauf genommen und nicht besonders gesichert oder entfernt.Besonders die Bodenbeschaffenheit,der abgesackte Gulli, überdeckt mit einem Absperrgitter.Die "große"Rampe als einziger Zu-und Abgang,selbst die "kleine Rampe,dies konnte nicht der einzige Weg von und zu dem abgesperrten Gelände sein.

3. fataler Fehler:

Bedenken nicht Ernst genommen zu haben.Mit dubiosen Gutachten die Genehmigung  zu untermauern.Aufsichtspflichtverletzung des Ordnungsamtes.

4.fataler Fehler:

Veranstaltungstag

Unzureichende Kommunikation untereinander.Kein Überblick über den tatsächlichen Stand der Lage und der Situation an den einzelnen Absperrungen.Hervorgerufen durch die verspätete Öffnung der Veranstaltung.Menschenmassen drängten sich im gesamten Stadtgebiet und in den beiden Tunneleingängen.Nichtbeachtung,dass Besucher gleichzeitig kommen und gehen.Die theoretische Planung, Gutachtenerstellung und Szenariennachstellung war ganz einfach zum Scheitern verurteilt.Man glaubte einem Veranstalter,der mit "Erfahrung" agieren wollte.Man plante sich die Veranstaltung schön und ließ es unter dem Druck von Bund,Land,Stadtverwaltung darauf ankommen,dass es schon gut gehen würde.

Ich tendiere nicht dahin,dass einzelne angeklagt und beschuldigt werden.Vorgehen der Polizei oder Ordner.Im eigentlichen Sinne waren sie ausführende Organe,die ihrer Pflicht nachkommen mußten.

Schuldig sind die, die die Veranstaltung wollten und auf beiden Augen blind waren.

Politik,Veranstalter,der Stadtrat von Duisburg.Vorrangig hatten sie die Sorge darum zu tragen,dass ausgeschlossen werden kann, das Gefahr für Leib und Leben bestehen kann.

Medien,Werbepartner,all das sind Institutionen, die uns was sagen oder verkaufen wollen,koste es was es wolle?

Die Politik wird, spätestens muß uns das seit S21 klar sein, von Lobbyisten gemacht.

Mit freundlichem Gruß

und in den Urlaub mich verabschiede

Mutter

 

0

Die Loveparade wurde in Duisburg von Anfang an in Zusammenarbeit mit der Polizei geplant. Zwar gab es auch warnende Stimmen der Polizei, aber das Sicherheitskonzept der Loveparade musste laut Versammlungsstättenverordnung im Einvernehmen u.a. mit der Polizei erstellt werden. Ohne dieses Einvernehmen der Polizei mit dem Sicherheitskonzept hätte die Stadt Duisburg die Loveparade nicht genehmigen dürfen. Genau auf dieses Einvernehmen beruft sie sich jetzt u.a.

 

Es hätten am Veranstaltungstag der Loveparade viel früher viel radikalere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Diese Maßnahmen wurden erst ergriffen, nachdem es bereits Tote gegeben hatte: Stopp des Zugverkehrs und der Zufahrten nach Duisburg, um einen weiteren Zulauf von Ravern in die Stadt zu verhindern, beispielsweise und Durchsagen in der Stadt, dass die bereits Eingetroffenen umkehren sollen.

Diese Maßnahmen konnte die Polizei jedoch nicht alleine einleiten. Allerdings war auch nicht vereinbart, dass die Polizei einfach das Festivalgelände sperrt. Dafür war eigentlich eine Telefonkonferenz mit Polizei, Feuerwehr, Ordnungsamt und Veranstalter vorgesehen, wobei sich die Entscheidung das Ordnungsamt vorbehielt. Das Ordnungsamt wurde jedoch erst, nachdem die Polizeisperren bereits zusammengebrochen waren, kurz bevor es Tote gab, informiert. Dann war es zu spät, um dergleichen noch verhindern zu können.

Zu diesen vorgesehenen Konferenzen habe ich Genaueres in Beitrag #32 geschrieben.

Immerhin hat man durch diese späten Konferenzen verhindert, dass noch mehr passierte. Ohne diese Maßnahmen wären weitere Massen zur Abschlussveranstaltung angereist. Es ging also durchaus. Es gab Maßnahmen, die den Zufluss stoppten.

Für die Abgänger hätte man viel früher Notausgänge öffnen müssen, was man auch erst tat, nachdem es bereits Tote gegeben hatte. Durch eine Durchsage über die Floats hätte man die Raver auf diese Ausgänge aufmerksam machen können. So hätte sich verhindern lassen, dass die Ab- und die Aufgänger in dieser großen Zahl aufeinander stießen.

 

Statt dessen ließ man Stunden verstreichen. Der Crowd-Manager wartete mit seinem schlechten Gefühl (dass seiner Aussage nach ab ca. 13 Uhr einsetzte) bis ca. 14.30 Uhr (seine Aussage) oder 15.00 Uhr (Aussage der Polizei), bis er versuchte, einen Weisungsbefugten der Polizei zu erreichen. Dieser brauchte dann erst einmal mindestens eine halbe Stunde lang, bis ein Gespräch möglich war. Dann - als nun schon haarsträubende Zustände herrschten - beschloss die Polizei im Alleingang Sperrungen, welche die Situation im Endeffekt verschlimmerten. Und all diese Zeit über strömten weitere Raver in Massen herbei.

 

Immerhin wurde aus den Ereignissen der Loveparade bereits gelernt. Als man kürzlich bei einem Berliner Festival auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof den Eindruck hatte, es liefe etwas aus dem Ruder, brach man die Veranstaltung an dem entsprechenden Tag radikal ab. Das ist gefährlich für's Image der Veranstalter - klar -, aber besser für die Besucher, auch wenn diese dann sehr verärgert sind.

0

Früher die Floats stoppen und aus dem Eingangsbereich herausholen wäre auch noch eine hilfreiche Maßnahme gewesen, da sich dieser Bereich dann schon früher geleert hätte.

 

0

Sehr geehrte Leserin,

danke für Ihre weitere detaillierte Recherche und Darstellung, die den bisherigen Eindruck bestätigt und untermauert, dass die Love Parade uin Duisburg  SO (wahrscheinlich sogar überhaupt) NICHT  geplant und genehmigt werden durfte und dass man, als sich dies am Veranstaltungstag in aller Deutlichkeit zeigte, nicht schnell genug und dann falsch reagiert hat, um die Massen zu steuern. Ich weiß nicht, wie es in Dortmund und Essen war, aber als junger (jedenfalls noch jüngerer) Mensch habe ich mir in Berlin am "17.Juni" und am Großen Stern die LoPa einmal angeschaut und wenn meine Erinnerung nicht trügt, sind dort schon nicht die Mehrheit der Leute mit den Floats mitgezogen, sondern standen bzw. tanzten am Rand, um die Floats an sich vorbeiziehen zu lassen. Man hatte dort allerdings auch nach hinten jede Menge Platz und brauchte nicht zu befürchten erdrückt zu werden. Dass das "Mitziehen" ausgerechnet durch ein Nadelöhr hindurch auf einem eingezäunten Gelände funktionieren soll, ist schon eine ziemlich phantasiereiche Geschichte, aber taugt nicht als "Plan" - ebensowenig das "Pushen" durch Ordner. Das wäre bei einigen hundert Menschen vielleicht noch möglich, aber doch nicht bei Zig-tausenden.

Besten Gruß

Henning Ernst Müller

 die Frage

wer hat beschlossen die Nebenrampe erst spät am Abend als Ausgang freizugeben ?

wer hat diesen Beschluß den Ordnern bzw. der Polizei mitgeteilt ?

http://www.plitt.net/master.php?wahl=51&sk_id=41

3.3. Verknüpfung/Zurechnung:
Ist das "taugliche" Tatverhalten zurechenbar ursächlich für den tauglichen Taterfolg?

3.3.1. Äquivalente Kausalität
Wäre der Erfolg auch eingetreten, wenn das taugliche Täterverhalten hinweggedacht würde? (condicio sine qua non - Formel).

wer wissen will warum die Polizei um 16Uhr die Rampe gesperrt hat

siehe Kamera 4 die Szenen um 15:45

am besten im Zeitraffer

 

warum wurden nicht einfach Verkehrspolizisten eingesetzt um den Personenverkehr in geordneten Bahnen zu lenken.

 

PS: ich bleibe bei meiner "Berechnung" von 10m Durchgang auf der Rampe.

der Brezelstand macht ihn wahrscheinlich noch enger.

mfffggg

 

 

 

0

Juristisch würde mich interessieren, wie Handeln in der Durchführung, Handeln in der Planung und Handeln im Management gegeneinander bewertet werden.

Ich sage mal vorsichtig, dass meiner Meinung nach offensichtlich ist, dass auf dem Ereignispfad in die Katastrophe Handlungen der Polizei eine wesentliche Rolle spielen. Streng genommen heißt dies jedoch nicht, dass andere Handlungen die Katastrophe verhindert hätten. Im Prinzip kann der entstandene Schaden sogar der minimale sein, der im Rahmen der schlechten Planung möglich war.

So offensichtlich wie die Polizeikette auf der Rampe falsch war, erscheint es doch auch naheliegend anzunehmen, dass die Polizei mit einer Veranstaltung konfrontiert war, die von ca. 15 bis 1 Uhr permanent Situationen für sie bereit hielt (gehalten hätte), in denen eine falsche Entscheidung zu Personenschäden führt. Meiner Ansicht nach ist die Fehlerhaftigkeit der Polizeisperre auf der Rampe zwar offensichtlich. Es ist jedoch gut möglich, dass im weiteren Verlauf der Veranstaltung, insbesondere am Ende der Veranstaltung, auch mit besserem Wissen und Erfahrung um Personendynamik eine Fehlentscheidung schwieriger zu verhindern gewesen wäre. (Die Annahme des "Bewegungsmodells", dass die letzten Besucher um 1 Uhr gehen, nährt in mir nämlich die Befürchtung, dass die Veranstaltung um 0 Uhr hart beendet hätte werden sollen. Eine solche Situation hätte Potential zu noch größeren Schäden gehabt.) Gibt es die Möglichkeit, dass die Polizei, auch wenn der konkrete Fehler ein offensichtlicher war, mit der Begründung, dass die Situation vor die sie gestellt wurde ganz allgemein unzumutbar war?

Ist jeder Mensch selbst dafür verantwortlich, dass er nur Aufgaben antritt, die er auch bewältigen kann? Wenn der Leiter des veranstaltenden Unternehmens nur Personen ohne relevante Erfahrung anstellt, sind dann nur diese an ihrem Versagen schuld oder kann der Unternehmensleiter auch wegen - ich sage mal salopp - "fahrlässigen Managements" belangt werden? Und wer wäre der entsprechende Unternehmensleiter der Polizei?

0

Sehr geehrtes Flusspferd,

Sie stellen sehr wichtige Fragen, die in der Strafrechtswissenschaft und -praxis auch nicht endgültig und für alle Situationen geklärt sind. Gerade die hier wohl bestehende "Nebentäterschaft" bei Fahrlässigkeitstaten ist ein bislang nicht in allen Facetten durchdekliniertes Thema. Einiges Grundsätzliche habe ich ja bereits gesagt: Im Strafrecht können durchaus mehrere nebeneinander für fahrlässige Handlungen oder Unterlassungen haften, die denselben Erfolg bedingen.Allerdings gibt es bei arbeitsteiligen Vorgehensweisen oft die Situation, dass sich einer auf den anderen verlassen muss bzw. verlassen hat. Hier entstehen dann Nachweisprobleme, die auch ein non liquet zur Folge haben können, z.B. A konnte nicht - jedenfalls nicht nachweisbar   - voraussehen, dass B die Aufgabe nicht bewältigen konnte ("in dubio pro reo" führt dann zur Einstellung bzw. zum Freispruch).

Sie stellen des Weiteren die Frage, wie es mit der Verantwortung in Hierarchien ausschaut. Aus dem Zivilrecht kennen wir das "Organisationsverschulden" - also, wer eine zur Bewältigung des Problems ungeeignete Person (oder nicht genügend viele) einsetzt, der haftet für die fahrlässige Organisation. Ähnliches gibt es auch im Strafrecht: Man kann sich nicht von einer strafrechtlichen Haftung entlasten, indem man einfach jemand anderes einsetzt, der die Gefahr aber (absehbar) nicht in den Griff bekommen kann. Für den hiesigen Fall: Wenn es - und davon gehe ich aus - absehbar war, dass die Besucherzahlen mit der geplanten Zu- und Abwegen nicht zu bewältigen waren, dann besteht auch eine Verantwortung der Planer/Veranstalter. Hinsichtlich der Polizei könnte auch eine sogenannte Übernahmefahrlässigkeit gegeben sein: Es begründet einen Fahrlässigkeitsvorwurf, wenn man eine Aufgabe übernimmt bzw. zu übernehmen verspricht, die man absehbar nicht bewältigen kann. Genauso, wie es fahrlässig ist, sich als Führerscheinneuling in einen Rennwagen zu setzen und mit 240 kmh auf der Autobahn zu rasen, ist es dann fahrlässig, mit zu wenigen Beamten zuzusagen, 100.000 Menschen steuern zu können. Ob und in welcher weise dies durch wen geschehen ist, muss man noch aufklären. Jedenfalls war laut den Protokollen die Polizei auch in die Planung einbezogen und hätte auch vorab die Notbremse ziehen können oder sagen, dass weitere (getrennte) Zu- und Abwege nötig wären.

Ihre Vermutung, eine Beendigung "hart" um 0 Uhr hätte das Potential zu noch größeren Schäden, teile ich nicht unbedingt: Es hätte dann nur noch eine Richtung gegeben, die Personen hätten keine Furcht mehr gehabt, etwas zu verpassen. Aber natürlich: 4 Stunden, also von 0 Uhr bis 4 Uhr früh, hätte es wohl gedauert, bis alle wieder vom Veranstaltungsgelände runter wären, oder, falls man die Notausgänge geöffnet hätte, häte sich ein entspr. Stau am Bahnhof ergeben - auch das keine für den einzelnen Besucher tolle Aussicht.

Besten Gruß

Henning Ernst Müller

Sehr geehrter Herr Prof.Dr. Mueller,

Polizeigewerkschaftsdirektor Rainer Wendt behauptete bei Maybritt Illner, dass die Polizei kein Vetorecht gehabt hätte. Stimmt das? Danke fuer Ihre Auskunft.

Besten Gruß

Felix Licht

0

Folgende Frage ist u.U. auch sehr wichtig: Wer ordnete an, dass ein Polizeibully mit Sanitätern drin auf die Rampe fuhr und wieder wendete, die sich dort um keine Schwerverletzten kuemmerten. Und weshalb wurde das angeordnet? Nach dessen Einfahrt und Sirenen-Einsetzen eskalierte alles weitere. Vielleicht ist dies eine Kausalität.

0

Felix Licht schrieb:

Folgende Frage ist u.U. auch sehr wichtig: Wer ordnete an, dass ein Polizeibully mit Sanitätern drin auf die Rampe fuhr und wieder wendete, die sich dort um keine Schwerverletzten kuemmerten. Und weshalb wurde das angeordnet? Nach dessen Einfahrt und Sirenen-Einsetzen eskalierte alles weitere. Vielleicht ist dies eine Kausalität.

 

Da bin ich ganz bei Ihnen Herr Licht. "Vielleicht ist dies eine Kausalität?" Diese Frage stellt sich mir allerdings nicht, da unzählige Videos eindeutig belegen, daß durch diese Einsatzfahrt in die bereits wogende panische Menschenmasse Personen vor und seitlich des Einsatzwagens noch dichter zusammengeschoben wurden und gleichzeitig im "Fahrwasser" des Hecks zusätzliche Menschenströme hineindrängten. Auch das Einschalten des Signalhornes wird wohl die vorhandene Panik noch verschärft haben und sie wird sicher  nicht zweckbestimmt im Sinne von: "Macht mal Platz, hier kommt ein Polizeiwagen" eingeschaltet worden sein, was bei den örtlichen Gegebenheiten ja auch völlig unsinnig wäre.

 

Für mich ist dieses Szenario übrigens das Schlimmste des ganzen Loveparadedisasters!

 

MFG

 

Thomas

0

Thomas schrieb:

Felix Licht schrieb:

Folgende Frage ist u.U. auch sehr wichtig: Wer ordnete an, dass ein Polizeibully mit Sanitätern drin auf die Rampe fuhr und wieder wendete, die sich dort um keine Schwerverletzten kuemmerten. Und weshalb wurde das angeordnet? Nach dessen Einfahrt und Sirenen-Einsetzen eskalierte alles weitere. Vielleicht ist dies eine Kausalität.

 

Da bin ich ganz bei Ihnen Herr Licht. "Vielleicht ist dies eine Kausalität?" Diese Frage stellt sich mir allerdings nicht, da unzählige Videos eindeutig belegen, daß durch diese Einsatzfahrt in die bereits wogende panische Menschenmasse Personen vor und seitlich des Einsatzwagens noch dichter zusammengeschoben wurden und gleichzeitig im "Fahrwasser" des Hecks zusätzliche Menschenströme hineindrängten. Auch das Einschalten des Signalhornes wird wohl die vorhandene Panik noch verschärft haben und sie wird sicher  nicht zweckbestimmt im Sinne von: "Macht mal Platz, hier kommt ein Polizeiwagen" eingeschaltet worden sein, was bei den örtlichen Gegebenheiten ja auch völlig unsinnig wäre.

 

Für mich ist dieses Szenario übrigens das Schlimmste des ganzen Loveparadedisasters!

 

MFG

 

Thomas

 

Die Polizisten haben die Sirene eingeschalten damit die Menge die Todessreiheie nicht mehr gehört haben um weitere Panikreaktionen zu vermeiden.

m.M.

 

mffffgggg

0

Hallo Herr Licht,

Zitat: > Aber gerade dadurch kam es doch zu dem Rueckstau, da die Abgehenden umso mehr Raum zu Verfuegung hatten. <

Richtig. Ich hatte  - wie gesagt - an dieser einen Stelle hier im Thread nur versucht, die Gründe für diese Vorgehensweise nachzuvollziehen, wobei ich jedoch gleichzeitig davon ausging, dass man sich über die Folgen nicht hinreichend Gedanken gemacht hat bzw. gar kein Nachdenken über die Folgen der Sperren festgestellt werden kann. Dass die Sperren die Situation verschärft haben, darin sind wir uns wohl alle einig.

 

Pusher:

Es befanden sich Ordner am Rampenkopf. Nach Ansicht einiger Stunden Aufnahmen der Überwachungskameras ist mir hundertprozentig klar geworden, dass diese absolut gar nichts bewirken konnten (außer im Kleinen, was ich gleich noch erklären werde).

Ich halte es für gut möglich, dass die meisten Besucher des Festivalgeländes am Veranstaltungstag insgesamt nicht durch das Nadelöhr, sondern über die Böschungen auf das Gelände gelangten. Die Verhältnisse vor Ort waren zu eng, zu chaotisch, zigtausende strömten herbei, strömten links und rechts über die Böschungen, kletterten über Masten auf das Gelände etc. Schauen Sie sich die dazu von mir empfohlenen Filmstellen an, um dies nachzuvollziehen.

Auch die Abgänger kletterten überall über die Böschungen. Die Situation am Rampenkopf habe ich ja bis 16:40 Uhr genau beschrieben. Damit man vor Ort etwas regeln kann, müssen die Verhältnisse auch entsprechend sein, also entsprechend vernünftig geplante und funktionierende Wege etc.

Die Ordner konnten nur Dinge im Kleinen regeln bzw. im Kleinen helfen und Unfälle verhindern, z.B. dass jemand herunterfiel, der auf einer Absperrung herumturnte, dass Leute dauerhaft auf der Böschung stehenblieben etc.

 

Die kleine Rampe war als Aufgangsrampe vorgesehen, nachdem der Westtunnel gesperrt worden war, wurde dann jedoch erst merkwürdig spät geöffnet. Als Rampe für den Abgang hätte sie in diesem Moment gar nichts genutzt, da ja der Tunnel mit ankommenden Ravern, die auf das Festivalgelände wollten, vollgestopft war.

 

Die ganze Personenflussführung war an dieser Stelle über die Tunnel als einzige Wege für Auf- und Abgang so oder so vollständig gescheitert. Die einzige Lösung wäre m.E. gewesen, die Leute über die Notausgänge vom Gelände zu lassen und so schnell wie möglich den weiteren Zustrom zu stoppen, und zwar durch Stopp der Züge und Zufahrten nach Duisburg.

0

Hallo Leserin,

wie ich inzwischen erfahren habe waren zwischen 16.30 und 16.45 keine Ordner an den Westschleusen und ab circa 16.40 keine Polizisten an den Ostschleusen. Einige Westschleusen waren z.B. um 16.16 durchgängig, was aber nicht alle Besucher mitbekamen. Ich frage mich, ob die Polizisten dort einen triftigen Grund brauchten (eine kuenstliche Situation erschaffen sollten), um schließlich alle zu öffnen (Bully), nicht wissend um die Gefahrenlage wegen Kommunikationsausfall. Aber aufgrund des vorherigen Plans, der dem Prinzip Eindämmung folgen sollte. Der Bully fuhr mit Sanitätern herein, die nirgends hingingen, lediglich 2 Personen wurden angeblich eingesammelt, angeblich nicht ernsthaft verletzt. Eine Alibifunktion? Auch nicht verschweigen will ich, dass mit Einsetzen der Bully-Sirene die Eskalation mit den Kletterern begann. Eine Kausalität oder auch nicht.

Als die Polizisten die Ordner an den Ostschleusen alleine ließen war aufgrund der Ueberfuellung bereits absehbar, dass man nur noch öffnen kann und sonst nichts. Da wurde nichts ueberrant, da wurde geöffnet. (Aber okay, unqualifizierte Kräfte, die keine persönliche Schuld trifft.) Haben sich die Polizisten hier, vermutlich auf Anweisung aus der Verantwortung gestohlen, weil auch sie nicht mehr Herren und Damen der Lage waren? War vielleicht auch dieses Vorgehen Konzeptbestandteil? Ebenfalls natuerlich uninformiert ueber die Tunnelausgänge- und Rampeneskalation. (Denn es wäre wohl zu ungeheuerlich hier Vorsatz zu unterstellen, obwohl ich finde ja, man sollte jeden Gedanken zulassen und nicht unterdruecken.) In der Annahme aber durch ihr kollektives Davonstehlen nicht verantwortlich gemacht zu werden? (Ähnlich dem Sauerland, der die Hände offen nach oben reißt und meint: Ich hab doch gar nix unterschrieben! Nach dem Motto verpisst man sich halt, wahlweise in den Urlaub oder in die Pause.)

Außer der Frage nach dem Bully, noch die folgende sehr wichtige: Wer hat das mit dem liegenden Bauzaun zu verantworten? Ich tippe auf Ordnungsamt. Die nicht behobenen Schäden ja wohl eindeutig alle, also Polizei, Feuerwehr, Bau- und Ordnungsamt, Lopavent.

Folgende Infos noch, die bald öffentlich werden wird: Es gab mehrere Ueberwachungskameras vor den Ostschleusen, die in alle Richtungen aufnahmen, montiert an Bäumen, was Fotos belegen. Ein Zeuge sah eine an einer Laterne vor den Westschleusen eine, fuer die es bislang keine Fotodokumente gibt, weil die (Bundes-)Polizei diese ja evtl. konfisziert hat, genauso wie vielleicht die Aufnahmen von Kamera 17. Wohin mögen diese Aufnahmen gegangen sein? Eines steht allerdings meiner Meinung nach fest: Lopavent kann sie nicht bekommen haben, da sie ein großes Interesse an der Veröffentlichung haben muessten, belegen doch die Westbilder, dass die Polizei die Regie uebernehmen (s)wollten (hatten sie die Ordner kollektiv 15 min in Pause geschickt?) und die Ostbilder, dass sich die Polizei davon gestohlen hat (dies u.U. auch sollte) und die Ordner in Ihrer Not alleine ließen. Die Schw....

Was das Fehlen der Bilder von K. 17 angeht, so könnten sowohl Polizei als auch Lopavent ein Interesse daran haben, dass deren Aufnahmen fehlen. Aber ich vermute auch hier die Ursachen der Polizei, obwohl, falls sie zeigen, dass etliche (Tausende?) von der Seite ueber die "illegalen" Trampelpfade kamen, wäre das Verschwindenlassen auch fuer Lopavent von Interesse. Denn geht man davon aus, dass eine Eindämmung gleichfalls fuer Lopavent von Interesse war, um die magische 250.000 nicht zu ueberschreiten, dann könnte man u.U. von einem Komplott sprechen. Ich nenne es nach wie vor ein organisiertes Verbrechen!

Es bleibt zu hoffen, dass die EG Love Parade, die sich aus Kriminalbeamten aus der Organisierten Kriminalität zusammensetzt unbefangen und mutig ermittelt. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass sowohl das Land als auch der Bund Bammel davor haben. Doch nur durch eine couragierte und ehrliche Ermittlung lassen sich Kontroll- und Gesetztesluecken schließen und wichtige Vetorechte erlassen. Seien Sie menschlich und integer!

Ein Machwerk technokratischer Teufel. Was meinen Sie, die Herren Kluepfel und Schreckenberg? Sind Sie nicht auch der Meinung? Nieder mit unsachverständiger, korrupter Unwissenschaft! Wissenschaft muss im Sinne der Menschheit stehen, humanity now!

Leserin,

Sie schreiben: " Die kleine Rampe war als Aufgangsrampe vorgesehen, nachdem der Westtunnel gesperrt worden war, wurde dann jedoch erst merkwürdig spät geöffnet."

Folgendes "Problem" sehe ich: Man zögerte mit der Öffnung, weil das Konzept (nicht das offizielle, sondern das geheime Kontrollkonzept!) es vorsah keinesfalls die erlaubte Zahl zu ueberschreiten. Es gibt nur 2 Möglichkeiten: Entweder das Lagezentrum (die gaben die Befehle, daher die beiden Bezeichnungen Kommandozentrale und Heereslager!) war ueber die Notsituation nicht informiert oder es war es und stellte Haftungs- ueber Sicherheitsgruende. Ich finde, man muss das klar so benennen. Denn, das Öffnen des kleinen Aufgangs erlaubt ja wieder neuen Personen, die vor den Schleusen stehen auf das V.gelände zu kommen, da ja offen. Sie verstehen, was ich meine?

Das Versagen ist an den Schleusen zu finden. Die Verursacher sind Polizisten, die Polizei, die Stadt, Wolfgang Rabe, die Wissenschaftler, der "Sicherheitsstab", Adolf Sauerland. Hier hätte die Verantwortung fuer die Ueberschreitung der zulässigen Personenzahl im Schadensfall gelegen, wovon man einfach ausgegangen sein musste, da dies normal ist. Da man aber an den Sperren und an den Schleusen versagt hatte und das Konzept es höchstwahrscheinlich vorsah, dass man eindämmen sollte ist m.M. nach klar, wer die Hauptverantwortung trägt. Mitverantwortung ganz klar Lopavent, wobei Einzelne ganz klar definierbar sind, inkl. CM Walter.

Die Hauptverantwortung bis zu den Schleusen oblag nun mal der Stadt, bei der Regierung und ihren "Soldaten" also. Und letztendlich spielt es auch ueberhaupt keine Rolle, ob die Schleusen ueberrannt wurden oder nicht. Denn nun kommen wir zu einem anderen Mitverantwortlichen: DMG und Ruhr.2010, die die Zahl von 1,4 Mio propagierten und einer internationalen Öffentlichkeit suggerierten, dass fuer ihre Sicherheit gesortgt sei. Alle hätten sich vor Ort gruendlichst darueber informieren muessen, vor allem Ruhr.2010 als Schirmherren und folglich Schutzgaranten! Denn, wenn man liest, dass 1,4 Mio erwartet werden, muss man sich als williger Besucher nicht fragen, ob ich die 1,4 Mio und 1 Person bin oder 2 oder 3 Millionste. Wer mir so was anbietet, der muss sich alle Beine fuer meine Sicherheit ausgerissen haben, weil er noch nicht mal will, dass mir auch nur ein Haar gekruemmt wird!

Und, in aller Öffentlichkeit: Schaller, Pleitgen, Scheytt, Gorny, Gerste, Janssen, Sosic und wie Sie alle heißen: Sie alle haben gelogen, egal ob es um die Finanzierung oder um Ihre Mega-Zahlen ging! Und wer hat diese Luegen unterstuetzt? Ruettgers, Grosse-Brockhoff, Wolf und als Duisburger eigentlich auch Jäger, auch wenn er noch nicht lange im Amt war und als Muelheimer im Grunde auch Sie, Kraft. Und wer machte seinen Otto unter den Finanzierungs-Pfusch, Merkel o.a.? Dann auch Sie ALLE! Und wen belog man noch: die Buerger der Stadt samt Ihrem Rat! Die Politik dient dem Kommerz und nicht den Menschen, wie sie es sollte!

Und wer ist mtverantwortlich im Mundtotmachen von seriösen Zweiflern, wie Cebim, Zimmermann oder Geer? Mahlberg, Wolf, Sauerland, Rabe und evtl. Dressler und Greulich? Wie abscheulich!

Mitverantwortlich aber auch der Schaller-Interviewer am Rampenkopf, gut zu sehen von ihrem Standort aus der Krieg im Hintergrund und mit ihm sein Arbeitgeber, der WDR, Bug.

Wie schauts mit denen aus, die stellv. unterschrieben haben, obwohl sie das hätten ablehnen muessen (sie werden gewusst haben, dass was faul ist!): Bölling und evtl. Just?

Nicht zu vergessen R. Jaspers, der als Brandschutzexperte den Stauforscher empfahl. Gabs auch dafuer Knete, oder nur Lorbeeren?

Fuer die Polizei: von Schmeling, Wendt und Wehe, die angeblich kein Vetorecht gehabt haben wollen nebst allen Einsatz-, Bereich-, Truppen-, Abschnittsleitern und -fuehrern, Befehlsempfänger und -weitergeber.

Nicht zu vergessen alle evtl. willentlichen Kletterer, Stuerzer oder Springer. Attentate?

Und, falls Sie nicht ehrlich ermitteln und beschlagnahmen: die Herren und Damen Staatsanwälte, die die Polizei, die Stadt, das Land und den Staat aus der Sch.... ziehen sollen. Und zwar auf Anweisung und u.U. unter Bedrohung. Oder, wie siehts aus?

 

 

0

Sehr geehrter Herr Müller,

 

bis vor einiger Zeit hätte ich auch gedacht, dass Besucher, die eine Veranstaltungverlassen nicht mehr genug "Energie" haben, dass noch etwas passieren kann, bis ich in einer solchen war, die sich von Zäunen und Gleisen nicht hat aufhalten lassen, um einige Minuten eher nach Hause zu kommen.

Es ist natürlich schwer abzuschätzen, ob das für eine Katastrophe reicht, aber unterschätzen sollte man es nicht. "Meine" Veranstaltung war etwas "bürgerlicher" als die Loveparade, daher vielleicht ein höherer Drang nach hause und ins Bett zu kommen. Andererseits ging es wie gesagt nur um Minuten und die Loveparade hat sich gleichfalls im Lauf der Jahre gewandelt. Schließlich kommt es noch darauf an, ob es anheizende Elemente gibt, wie einen letzten Zug, der erreicht werden muss (siehe Bremen).

Ich wollte auch garnicht dafür argumentieren, dass es am Ende auf jeden Fall gefährlich geworden wäre, sondern nur dafür, dass es gut sein kann, dass der Tag noch weitere Situation bereit gehalten hätte, in denen kaum eine richtige Entscheidung zu treffen gewesen wäre, bzw eine falsche fatale Konsequenzen hätte haben können.

Und dabei glaube ichnoch nichteinmal, dass es wirklich zwangsläufig 4h dauert, um 100.000 Menschen durch 2x16 Meter Ausgang zu bringen. Wenn beide Rampen zur Verfügungstehen und im Tunnel nichts passiert (letzteres ist eigentlich ein zu hypothetisches "wenn"), geht das in 40 bis 60 Minuten (je nach Situation immer noch zu lange wie Bremen zeigt). Wenn ich mir zum Beispiel Seiten 53 und 54 der Anlage 49 ansehe (die beiden Abbildungen sind übrigens wohl vertauscht, sonst müssten n der 3. Stunde noch Besucher aus dem Boden springen), vermute ich, dass die Simulation die Zeit stark überschätzt, zum einen weil sie die kleine Rampe nur am Anfang der Entfluchtung berücksichtigt, zum anderen erwarte ich - wenn ich mit dem Blick von hinten nach vorne wandere, dass eine Engstelle dort ist, wo die Dichte abnimmt. Das sollte eigentlich an der engsten Stelle sein, ist hier aber an den beiden Kurven in die Rampe hinein. Das glaube ich so nicht. Da ist noch Platz. Also ich zumindest würde den nutzen, wenn ich raus wollte. Die simulierten Besucher scheinen da anders gepolt zu sein und nutzen die simulierte Rampe daher nicht voll aus. Was zu einer Gesamtdauer führt, die weit über den Werten einer Überschlagsrechnung selbst mit Flusswerten aus dem unteren Bereich der anerkannten (beziehungsweise umstrittenen) Werte führt.

0

Zur Planung und zum zugrunde liegenden Entfluchtungskonzept möchte ich folgendes anmerken:

Rettungswege in vorgeschriebener Breite (und nicht nur 1/3) müssen meist nicht nur einfach, sondern mehrfach vorgehalten werden. Das Publikum muss z.B. nicht nur aus dem Theatersaal, sondern auch aus dem Foyer herauskommen können. Daher schreibt die MVStättVO vor, dass in einer Versammlungsstäte die Maximalkapazität jedes einzelnen Versammlungsraumes zugrunde gelegt werden muss - im Regelfall ist die Summe aller möglicher Personen in allen Versammlungsräumen größer als die Maximalkapazität der Versammlungsstätte. Das ist auch korrekt so. Wenn auf dem direktesten Wege ein Foyer evakuiert wird, sind die Rettungswege des Theatersaals dafür nur teilweise nutzbar - im Gegenteil genauso. Für die Garderobe im Untergeschoß muss ebenfalls eine extra Betrachtung vorgenommen werden - ein Rettungsweg im Obergeschoß hilft niemandem im Untergeschoß und umgekehrt.

Großveranstaltungen sind da noch viel komplexer, die Systematik bleibt dieselbe. Ein Einlass für Hunderttausende benötigt mindestens eine Betrachtung wie ein Theaterfoyer. Der Einlassbereich braucht also eigene Rettungswege - Rettungswege 1 km weiter an der Hauptveranstaltungsfläche helfen den Personen im Einlassbereich nicht weiter. Also: für jede Person müssen jederzeit (und damit an jedem möglichen Aufenthaltsort) mehrere unabhängige Rettungswege zur Verfügung stehen. Bei einer Großveranstaltung wie der Loveparade mit einer Fläche in Quadratkilometern muss also jedenfalls das Mehrfache der bisher berechneten Breite an Rettungswegen zur Verfügung stehen und nicht wie genehmigt ein Drittel. Die Rettungswege dürfen einen theoretischen Maximalabstand von 60 Metern haben (SBauVO NRW§7). Darüber hinaus muss auch betrachtet werden, wohin sich die Menschen denn retten sollen. Die sogenannte freie Verkehrsfläche steht für Hunderttausende nirgendwo automatisch zur Verfügung. Die einzige Möglichkeit besteht in der geplanten Vorhaltung von nicht für die Veranstaltung genutzten Entlastungsflächen.

Das Einknicken des genehmigenden Bauamtes, eine korrekte Kalkulation der Rettungswege durch ergebnisorientierte Auftragsgutachten zu ersetzen, halte ich für eine der Grundlagen der Katastrophe.

 

 

 

0

Hallo Meister der Veranstaltungstechnik,

Ihre letzte Zeile beschreibt zwar möglicherweise ein Problem, das gegebenenfalls hätte gefährlich werden können. Es ist aber doch offensichtlich, dass dies nicht ursächlich für das Unglück war, wie es letztlich geschah.

Und wie gesagt, glaube ich, dass zumindest das Entfluchtungsgutachten ein weitaus pessimistischeres Ergebnis gebracht hat, als es eine klassische Flussberechnung getan hätte: 250.000 Personen über 12+25 Meter -> 2x16 Meter bei 4700 Personen pro Stunde und Meter dauert eben 1:40 und nicht knapp vier Stunden. Das Problem ist doch, dass die vier Stunden akzeptiert wurden und nicht, dass das Entfluchtungsgutachten im AUftrag und Sinne des Auftraggebers eine zu optimistische Zeit für die Entfluchtung erbracht hätte.

Man muss sich das mal vorstellen: es gibt einen Auftrag zu berechnen, wie lange es dauert die Besucher vom Gelände zu bringen, wenn es nicht sein soll Autobahn und Bahngleise zu sperren (das würde man beides sicher nur sehr ungern tun). Ergebnis: 4 Stunden. Und die Reaktion ist nicht, dass man sich ein anderes Gelände sucht, sondern man macht einfach weiter. Für Flugzeuge sind 90 Sekunden nachzuweisen, für Tribünen sind acht Minuten bis zu einem sicheren Bereich vorgeschrieben.

0

Hallo Flusspferd,

wie kommen Sie denn auf diese Zahlen:

Zitat: > 250.000 Personen über 12+25 Meter < ??

Und wie kommen Sie darauf, dass 250.000 Personen das Gelände in 1:40 Stunde hätten verlassen können?

 

Das ist völlig unrealistisch.

Wenn es so wäre, dass man diese Menschenmenge in weniger als 2 Stunden über die Rampe hätte bekommen können, dann hätte es überhaupt kein Problem auf der Loveparade gegeben.

0

Sollten sich diese Zahlen

"12+25 Meter"

auf die beiden Rampen ohne Bauzäune und andere Hindernisse und Verengungen beziehen,

dann haben Sie offenbar vergessen, dass die beiden Rampen in ein und denselben Tunnel führen.

Ohne Hindernisse und Verengungen auf den Rampen wäre der Personenfluss von den beiden Rampen in die westliche Tunnelseite breiter gewesen als der Tunnel selbst. Entsprechend hätte es Rückstau auf den Rampen, zurückgehend bis weit auf das Festivalgelände gegeben.

 

Und bei

"4700 Personen pro Stunde und Meter"

haben Sie offenbar die PersonenDICHTE nicht berücksichtigt. Auch ohne Bauzäune etc. - ja sogar ohne den oben beschriebenen Rückstau aufgrund Überfüllung des westlichen Tunnelteils - hätte sich die Menge vor den Rampen gestaut, wenn alle oder jedenfalls die meisten gleichzeitig gehen wollen. Und dort, wo es voran gegangen wäre, wäre der Personenfluss durch die Personendichte entsprechend stark gehemmt gewesen.

 

Zu berücksichtigen sind hinsichtlich des Personenflusses auch die rechten Winkel am Ende der Rampen - ebenfalls Aspekte, die den Personenfluss stark hemmen.

 

0

Hallo Leserin,

12+25 Meter sind die breiten der unverstellten Rampen (die größere Rampe hätte zum teil zugestellt werden können, da ihr schmalster Teil am Übergang zum Tunnel ist), ja. Ich schrieb aber 12+25 -> 2x16. Die engste Stelle war also 32 Meter und nicht 37. Das habe ich durchaus berücksichtigt.

Bei den 4700 Personen habe ich die Dichte nicht vergessen. Rund 4700 Personen, die sich in einer Stunde durch einen Querschnitt von einem Meter Breite bewegen können sind eine eher konservative Abschätzung für die Kapazität eines Fußgängerkorridors. Es gibt eine Dichte bei der dieser Wert erreicht wird. Wenn die Menge weniger dicht ist, dann fehlen schlicht Personen, um diesen Wert zu erreichen, wenn die Menge dichter ist, dann führt das zu einem überproportionalen Geschwindigkeitsverlust und der Wert für "Personen pro Stunde und Meter" fällt ebenfalls.

Wie auf der Autobahn können sich solch höhere Dichten als die zur Erreichung der Kapazität durchaus auch für Fußgänger einstellen. Das aber - ebenfalls wie auf der Autobahn - wenn es auf eine Engstelle zu geht. In der Engstelle findet man den Wert der Kapazität.

Die Rechnung also nochmals im Detail: Pro Meter Durchgangsbreite und Stunde können 4.700 Personen gehen. Es standen zwei Tunnel mit je 16 Metern Breite zur Verfügung. Insgesamt ergibt sich somit ein Fluss von 2 x 16 x 4700 = 150.400 Personen pro Stunde. Um auf die Dauer zu kommen, müssen wir dividieren: 250.000 / 150.400 = 1.66 Stunden -> Eine Stunde und 40 Minuten.

Allerdings I: ist die Dichte beim Strom an der Kapazität so hoch, dass die Höhe des längeren Tunnels nicht ausgereicht hätte, um für 1:40 Stunde frische Luft zur Verfügung zu stellen. Sofern der Wind nicht zufällig aus der richtigen Richtung gekommen wäre, wären Leute kollabiert.

Allerdings II: Jede Störung im Tunnel (Person braucht ärztliche Hilfe, Rettungswagen muss einfahren), hätte natürlich immensen nachteiligen Einfluss gehabt.

 

0

Zu Ihrem ersten Beitrag, Leserin:

Wie war denn die Kette, die in die Katastrophe führte?

1) Oben auf der Rampe bildete sich ein Stau, weil der Übergang von der Rampe zum Gelände nicht ausreichte (das hat nichts mit der Rampen- oder Tunnelbreite zu tun).

2) Die Polizei bildete Sperren, um den Stau oben auf der Rampe zu reduzieren. Es bildeten sich dadurch weitere Staus. Aber wegen der Polizeketten und nicht wegen nicht ausreichender Wegbreiten.

3) Die Polizeikette auf der Rampe führte zu einem Stau von oben und durch Bruch der anderen Ketten zu einem Stau von unten. Die Dichte war beim Auflösen dieser Kette auf beiden Seiten so hoch, dass die Situation sich nicht mehr lösen konnte. Das hat aber nichts mit grundsätzlich nicht ausreichenden Wegbreiten zu tun. Zumindest im Prinzip. Die Wegbreiten waren tatsächlich grundsätzlich nicht ausreichend, aber nicht, weil der Tunnel mit 2 x 16 Metern nicht genügend Breite gehabt hätte, um einmal 250.000 Menschen auf das Gelände zu bringen, sondern, weil die kleine Rampe ungenutzt geblieben ist, die größere Rampe künstlich immens verengt wurde und sie zudem noch in zwei Richtungen verwendet wurde und schließlich, weil eben nicht 250.000 Menschen auf das Gelände zu bringen waren, sondern laut Erwartung 485.000. Damit ist die Rechnung 485.000 / 4700 / 15 = 6 Stunden und 52 Minuten. Und das geht nur noch scheinbar von 12 bis 0 Uhr. Denn dder Andrang kommt nicht gleichmäßig, sondern ballt sich extrem zwischen 15 und 18 Uhr, wo er zu riesigen Staus führen muss (je nach Organisation an anderen Orten, aber irgendwo musste es sich ganz gewaltig stauen, wegen schlechter Durchführung war es dann am ungünstigsten Ort). Wichtig ist aber festzuhalten, dass es selbst dann NICHT die grundsätzlich nicht ausreichende Wegbreite auf der Rampe war, die den Gang in die Katastrophe auslöste, sondern die mangelhaft organisierte Situation oben auf der Rampe mit den Floats, die zu nahe an der Rampe fuhren und den Besuchern, denen keine Veranlassung oder auch Möglichkeit gegeben wurde weiterzugehen.

Hätte denn die Breite der unverstellten Rampen gereicht (wodurch wieder der Tunnel zur Engstelle geworden wäre? Im Prinzip ja: 485.000 / 4700 / 2 / 16 = 3:14. Man hätte dem Papier nach alles Kommen und Gehen zwischen 15 und 18 Uhr machen können, wenn man die Wege trennt. Es gilt aber immer noch, dass der Sauerstoff im Osttunnel nicht gereicht hätte.

0

Liebes Flusspferd,

hier ein Denkfehler: "und schließlich, weil eben nicht 250.000 Menschen auf das Gelände zu bringen waren, sondern laut Erwartung 485.000"

das stand nie zur Diskussion! 235.000 bzw. mehr sollten draußen bleiben. Draußen ist alles vor den Schleusen. Um es deutlicher zu machen: das zu vermeiden war alleroberste Prio.

0

Um Sie vielleicht überzeugen zu können:

Wie gesagt wird nach einer Richtlinie gefordert, dass eine Tribüne in acht Minuten geräumt sein kann. Nach einer anderen Richtlinie soll je 600 Besucher 120 cm Rettungswegbreite zur Verfügung stehen. Welche Zahl kommt für den Fluss heraus, wenn man diese Zahlen kombiniert, wenn man also davon ausgeht, dass sie nur anders formuliert das gleiche bewirken?

8 Minuten sind 8/60 Stunden. Die Kapazität, die aus der Kombination dieser Zahlen folgt, ist also: 600 /1,2 / (8 / 60) = 600 * 60 / 1,2 / 8 = 3750 Personen pro Meter und Stunde. Das ist etwas kleiner als die Zahl 4700, die ich genannt habe, aber es ergäbe sich oben statt 1:40 2:05, woraus nichts dramatisch anderes folgt: das Entfluchtungsgutachten errechnete immer noch fast die doppelte Dauer und die Dauer hätte in den Rahmen der Veranstaltung gepasst, wäre als Dauer für eine Evakuierung natürlich ebenfalls nicht akzeptabel.

0

Meine Rechnung oben, die auf die 3750 führte ließ übrigens unberücksichtigt, dass die 8 Minuten die gesamte Evakuierungsdauer einschließen. Also auch die Zeit, die der erste Besucher benötigt, um die Engstelle zu erreichen, und die Zeit, die der letzte benötigt, um von der Engstelle nach draußen zu gelangen. Das heißt die 30 Meter Rettungsweglänge müssen gegangen werden. Die Zeit hierfür muss man von den acht Minuten eigentlich abziehen, bevor man den resultierenden Wert in die Rechnung einsetzt. Setzt man 4 km/h als Gehgeschwindigkeit an, werden am Ende aus den 3750 schon wieder fast 4000. Rechnet man noch genauer, stellt man fest, dass nicht nur bis zum Zeitpunkt, zu dem der erste die Engstelle passiert, der Fluss die Kapazität an der Engstelle nicht erreicht, sondern noch eine Zeit lang danach auch, bis endlich genügend Personen in einer gewissen Zeit an der Engstelle ankommen. Und so bewegt sich der Wert immer mehr Richtung 4.700.

0

Herr Dr. Oberhagemann, vfdb, legt folgende Formel für die Errechnung des Personenflusses zugrunde (ohne Gegenstrom), Zitat:

> Man nimmt die Stunde in Sekunden also 3600 Sekunden und multipliziert diesen Wert mit der Breite des Tunnels also ca. 16 Meter. Ergibt 57.600. Dieser Wert wird mit dem sogenannten spezifischen Personenfluss multipliziert. Der spezifische Personenfluss ist die Personendichte pro Quadratmeter mal der mittleren Personengeschwindigkeit. Mit gemessenen Vergleichswerten aus anderen Veranstaltungen (also Realdaten) ergibt sich dann das nachfolgende Diagramm. <

Das Diagramm finden Sie auf Seite 2:

http://www.vfdb.de/download/AnalyseLoveparade2010.pdf

 

Auch ohne die Verengungen auf der Rampe hätte es erhebliche Probleme und unzumutbare Wartezeiten für die Raver gegeben. Das erkennt man sehr gut, wenn man sich die von mir oben beispielhaft genannten Aufnahmen der Überwachungskameras ansieht. Die Menschenmassen, die dort über die Böschungen laufen, hätten nicht binnen entsprechend kurzer Zeit auf einzelnen, zusätzlichen Rampen-Metern Platz gefunden.

 

 

0

Zu den Entfluchtungszeiten in der Entfluchtungsanalyse:

Im Übrigen sind die Entfluchtungszeiten in der Entfluchtungsanalyse, die für die Loveparade erstellt wurde, auch deshalb irreal, weil die Eigenschaften des Geländes nicht berücksichtigt wurden.

Leute, die durch einen Notausgang über die Autobahn das Festivalgelände verlassen haben, berichteten, dass sie über Behelfsleitern über eine Böschung klettern mussten.

In der Entfluchtungsanalyse aber ist keine Rede von Klettern und Behelfsleitern. Es dürfte wohl keine Frage sein, dass dergleichen den Personenfluss absolut maßgeblich aufhält.

 

Auf dieser Seite gibt es dazu verschiedene Augenzeugenberichte:

http://loveparade2010doku.wordpress.com/2010/07/27/erinnerungen-von-augenzeugen-zusammengefasst-und-verlinkt/

Hierzu drei Beispiele:

1)

So beobachteten Augenzeugen, wie die Feuerwehr den Notausgang mit einigem Aufwand überhaupt erst passierbar machten. Demnach - Zitat -

> war die Feuerwehr dabei, mit Klettergurten und Brettern ausgestattet, eine Behelfsbrücke o.Ä. vom Gelände auf die Autobahn zu bauen. <

2)

An anderer Stelle wird beschrieben, Zitat:

> dass man eine halbe Stunde lang warten musste, bis durch die Feuerwehr an der Autobahn ein Notausgang eingerichtet wurde: Es wurde 17.30 Uhr, bevor wir überhaupt erst über die gesperrte A59 das Gelände verlassen konnten. [...] Da die Autobahn nur über eine Böschung zu erreichen war, stellte die Feuerwehr Leitern bereit und half uns auf die Straße zu kommen. <

3)

Und nachdem andere Leute seit 16.20 Uhr verzweifelt nach einem Ausgang gesucht hatten, schildern sie für die Zeit ab 17 Uhr, Zitat:

> Plötzlich Bewegung. Polizisten tragen ein Stück Zaun zur Seite. Hunderte von Menschen strömen durch die kleine Lücke, über einen Feldweg geht es weiter. Zwei Rettungsfahrzeuge kommen uns entgegen. Nach etwa 400 Metern warten unter einer Autobahnbrücke Feuerwehr und Malteser Hilfsdienst vor einer steilen Betonrampe. Sie haben Leitern auf die Rampe gelegt, helfen den Menschen hinauf und über die Leitplanke der Autobahnauffahrt, auf die wir so gelangen. Dann soll es weiter in Richtung Stadt gehen. <

 

Mit anderen Worten, und das ist schon alleine ein Skandal für sich:

Man hat die Entfluchtungsanalyse offenbar völlig unabhängig von den örtlichen Begebenheiten des Geländes in schönster, realitätsferner Theorie nach reinen Breitenmetern auf dem platten Papier erstellt.

Als Notausgänge gebraucht wurden, dauerte es zunächst lange Zeit (während derer Raver verzweifelt nach Ausgängen suchten), in der niemand der Polizisten und Ordner, die an den Notausgängen postiert waren, Bescheid wusste (auch dazu gibt es zig Augenzeugenberichte) und

dann musste die Feuerwehr erst einmal Aufbauarbeiten für Behelfsleitern oder Behelfsbrücken leisten, damit die Leute tatsächlich vom Gelände kamen.

 

Was das mit den Todesfällen zu tun hat?

Nun, die Entfluchtungsanalyse war DAS maßgebliche Papier, auf deren Basis die Loveparade genehmigt wurde. Von dieser Analyse war die Genehmigung vollständig abhängig.

Und diese Analyse enthält in sich Widersprüche und - wie am eben Geschilderten zu erkennen - auch realitätsferne Annahmen, die das Bauamt und andere, an der Planung Beteiligte ebenso hätten feststellen können wie wir.

 

0

Das macht deutlich, wie wichtig es sein wird, dass die ganzen Augenzeugen dies auch vor der Staatsanwaltschaft DU oder der Kripo Köln, die ihre EG auch nach DU schickt ihre Aussagen dort wiederholen, oder wie sieht es rechtlich aus Herr Prof. Mueller, haben die anonym geposteten Berichte ueberhaupt Gueltigkeit, egal hier oder auf der wordpress LoPa-Doku-Seite? Falls nicht, wäre es doch immens wichtig, dass die Zeugen darauf hingewiesen werden wuerden, von Ihnen, von Betreibern der Blogs, von der Kanzlei Baum & Reiter, in der Presse etc. Wie ist die Rechtslage, Herr Prof. Mueller? Danke fuer Ihre Auskunft.

0

Die Personen im Einlassbereich der Loveparade hatten ein Recht auf angemessene Rettungswege. Die Ursache der Katastrophe ist dabei egal - die Menschen hätten nur Rettungswege gebraucht, um sich in Sicherheit bringen zu können. Auch andere Ursachen (z.B. ein Brand) können Gefährdungen verursachen, vor denen man sich besser in Sicherheit bringt. Das Fehlen der vorgeschriebenen Rettungswege ist unabhängig vom Publikumsfluss zu sehen. Der übliche Publikumseinlass wird zwar im Regelfall auch als Rettungsweg ausgeführt, es gibt aber immer mehr Rettungswege als Eingänge. Und die Rettungswege müssen auch überall und dezentral vorhanden sein im Gegensatz zum üblicherweise eher zentral gesteuerten Einlass.

Die Ursache der Katastrophe liegt sicherlich in der völlig falschen Planung der Einlasssituation. Dass es aber eine Katastrophe wurde, lag wesentlich an den nicht vorhandenen Rettungswegen. Da diese laut VStättVO und SBauVO immer unverschlossen sein müssen, hätte das Publikum einfach die Veranstaltung verlassen können - es wäre dann nicht zu dem immensen Staudruck und dem Zerdrücken von Menschen gekommen. Mich bedrücken die Bilder der eingequetschten Menschenmenge, die weitgehend keine Chance hat, der Gefahr des Erdrücktwerdens zu entkommen. Die verzweifelten Versuche, auf jedwede mögliche Art zu entkommen, zeigt ja gerade, dass Rettungswege gefehlt haben.

Die Berechnungen zum Durchfluss der Tunnel und Rampen haben einen grundlegenden Fehler: diese Tunnel und Rampen durften für einen Einlass überhaupt nicht verwendet werden, da eine Entfluchtung aus denselben nicht realisiert werden konnte. Die entsprechenden Distanzen der Rettungswege sind in der VStättVO/ SBauVO klar festgelegt. Das Baurecht sieht Distanzen und Rettungswegbreiten vor und stellt Anforderungen an die Rettungswege. Das hätte erfüllt werden müssen.

Bei dieser Veranstaltung gab es nicht eine einzige Ursache der Katastrophe und mehr als einen Verantwortlichen.

0

Meister f. Veranstaltungstechnik

Hätte die Stadt/das Ordnungsamt IHK-gepruefte sachverständige V.techniker bei der Planung hinzuziehen muessen? Wer ist Ihrer meinung nach außer den beiden, die sich fuer die Entfluchtungsanalalyse verantwortlich zeigen und Ordnungsamt noch verantwortlich?

0

Lieber Felix Licht,

 

Sehen Sie hier: http://www.bild.de/BILD/news/2010/07/28/loveparade-planung-0/veranstalte...

Diese Zahlen finden Sie auch auf S. 66 der ANlage 49 des so genannten Schlussberichtes der Stadt Duisburg, nur steht da die Summe nicht dabei. Da es sich in Anlage 49 nur um das Gelände selbst handelt, ist klar, dass es sich nicht um die Besucher in der Stadt, sondern auf dem Gelände handelt.

235.000 ist die Anzahl der Besucher, die maximal gleichzeitig auf dem Gelände sein sollten. Die Veranstalter planten aber so, dass viele nur wenige Stunden blieben und daher insgesamt 485.000 Personen hinein und 485.000 Personen wieder hinaus gehen.

Ganz vereinfacht: Anton und Berta gehen hinein, dann geht Berta wieder raus und Clemens geht rein, zum Schluss gehen Anton und Clemens: maximal waren zwei Personen auf dem Platz, aber es mussten drei durch das Tor hinein und drei durch das Tor wieder heraus.

Im Falle der Loveparade heißt das sogar (weil Zu- und Abstrom über den gleichen Weg führten), dass mindestens 2 x 485.000 Personen durch die 15 oder 12 oder 10 Rest-Meter auf der Rampe zu führen waren.

0

Dennoch, liebes Flusspferd, das war die maximale Besucherzahl, mit der man, ueber den Tag verteilt, rechnete. Niemals gleichzeitig. Offiziell erlaubt waren auf dem Gelände GLEICHZEITI max. 250.000.

0

Das Gelände ist nicht das eigentliche Partygelände, sondern das Veranstaltungsgelände, das die Partyarea, die Rampe, die Tunnel bis zu den Schleusen umfasst. Heißt, das V.gelände endet außerhalb der Schleusen. Die Berechnung kann nicht stimmen, sie ist bewusst falsch angefertigt worden. Es handelt sich um ein grobes Täuschungsdelikt, genauso wie die Sache mit der Entfluchtung. Täuschung von vorne bis hinten, auf allen Ebenen, die Propaganda nicht zu vergessen!

0

Liebe Leserin,

 

Herr Obehagemann hat sich sehr schnell nach dem Ereignis geäußert. Er hat in der Eile vergessen, dass der Tunnel von zwei Seiten benutzt wurde. Er wusste zu dem Zeitpunkt auch noch nicht, dass Veranstalter und/oder Polizei und/oder Feuerwehr und/oder Stadt so dämlich waren sich die Rampe unnötigerweise von 25 auf 15 Meter zu verengen. Der Wert im von Ihnen verlinkten Dokument weicht übrigens von meinem nicht sehr ab. Da steht 57.600 pro Stunde auf 16 Metern, d.h. 3600 pro Stunde und Meter. Damit würde es dann 250.000/3600/32 = 2 Stunden und 10 Minuten dauern, um 250.000 Besucher über einen Weg mit einer engsten Stelle von 32 Metern ins Freie zu führen. Auch diese Zahl ist also noch deutlich geringer als die der Simulation aus dem Entfluchtungsgutachten.

Die Verengungen auf der Rampe waren im konkreten Fall nicht entscheidend. Das habe ich oben geschrieben. Diese Aussage ist äquivalent mit der Ihren "Auch ohne die Verengungen hätte es unzumutbare Bedingungen gegeben." Denn wenn die Verengungen nicht entscheidend waren, war es etwas anderes. Dann hätte man die Verengungen auch weglassen können. Was entscheident war, war die schlechte Planung und Durchführung des Überganges von der Rampe auf das Gelände und die falschen Schlüsse, die die Polizei daraus zog.

Es gibt einfach zwei Punkte: Der erste ist der tatsächliche konkrete Weg in die Katastrophe (Stau oben auf der Rampe, Polizeiketten, kleine Treppe). Der andere ist, dass die einzelnen Punkte der Planung nicht zueinander passten: Wenn man 485.000 Besucher hinein und wieder hinaus bringen will, reichen schon zweimal 16 Meter Tunnel nicht. Es ist aber vollkommen absurd sich den verfügbaren Weg auch noch selbst einzuschränken und Zu- und Abwegung nicht zu trennen. Das hat deswegen nicht zur Katastrophe geführt, weil entweder weniger Leute kamen, Kommenswillige frühzeitig aufgaben, es draußen große Staus gab oder die Katastrophe zu früh passiert ist, als dass dieser Teil der Planung hätte relevant werden können. Der zweite Punkt ist im Wesentlichen ein weiterer Ausweis der Inkompetenz, aber er hat das tatsächliche Geschehen nicht ausgelöst.

 

Ich bezog mich bei meinem Vergleich mit der Entfluchtungsanalyse ausschließlich auf jene Analyse, in der die Entfluchtung nur über die beiden Rampen erfolgte. Dass die Behelfsleitern nicht berücksichtigt wurden, ist natürlich in der Tat in den anderen Planfällen extrem verfälschend.

0

Lieber Meister der Veranstaltungstechnik,

 

im Prinzip haben Sie recht, wenn Sie die Bedeutung der fehlenden Rettungswege betonen. Allerdings kann man glaube ich nicht sagen, dass die fehlenden Rettungswege die unmittelbare Ursache der Katastrophe waren. Sie hätten "nur" die Katastrophe, die durch eine andere (unmittelbare) Ursache veranlasst wurde abmildern oder gar abwenden können.

Ich sehe die fehlenden Rettungswege daher als "mittelbare Ursache". Weniger unmittelbar als das Problem oben auf der Rampe, die Polizeikette und die kleine Treppe, aber mehr unmittelbar als die politische Stimmung in Stadt und Region, die Sicherheit nicht zuließ, wobei ich auch diese als "mittelbare Ursache" bezeichnen möchte.

0

Da fällt mir übrigens noch auf: Im Dokument von Herrn Oberhagemann steht, dass in einer Stunde 57.600 Menschen das Gelände betreten können. Dann können in einer Stunde auch wieder 57.600 Personen das Gelände verlassen, wenn man die Richtung komplett umkehrt. Wie lange dauert es dann, um 250.000 Menschen über genau denselben Weg vom Gelände zu bringen? 250.000/57.600 = 4 Stunden und 20 Minuten. Das ist eine halbe Stunde mehr als im entsprechenden Planungsfall des Entfluchtungsgutachtens (3 Stunden und 52 Minuten). UNd dabei rechnet Herr Oberhagemann offensichtlich nur mit einer Tunnelseite, denn er nimmt die 16 Meter nicht mal 2. In der Simulation werden aber offensichtlich beide Seiten benutzt. Würde dort nur eine benutzt, käme vermutlich ein noch größerer Wert heraus als der von Herrn Oberhagemann. Wenn also die Entfluchtungssimulation dasentscheidende Papier war, auf dessen Grundlage die Loveparade genehmigt wurde, dann wäre sie auch auf Grund aller anderer denkbaren Berechnungsverfahren genehmigt worden, denn Stadt und Veranstalter waren offensichtlich sehr langmütig, was das erforderliche Ergebnis solcher Berechnungen angeht. Mir scheint es reichte aus sagen zu können "wir haben eine Simulation" und hat sich um deren Aussagen nicht mehr gekümmert.

0

Ich wurde bei meiner Zeugenaussage immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass ich das, was ich von anderen Zeugen gelesen habe nicht uebernehmen duerfe, da ich nicht sagen kann, ob es der Wahrheit entspricht. Gleichfalls wurde betont, dass auch sämtliche Fotos und Videos gefälscht sein könnten. Was muss man daraus schließen? Sind tatsächlich nur Augenzeugenberichte, getätigt und unterschrieben vor der Staatsanwaltschaft oder Kölner Kripo bedeutend? Warum wird man als erstes gefragt: Waren Sie auf der LoPa? Zählen Videoaugenzeugenaussagen nichts?

0

Interessieren sich die Staatsanwälte und Kripobeamten nicht fuer die Ergebnisse hier und in anderen Foren und Blogs, da sie nicht entscheidend fuer ihre Ermittlungen sind?

0

Es war nicht profane "Dämlichkeit", dass man die Rampe verengte. Das war Konzept. Die Stadtvertreter Sauerland und Rabe und evtl. andere + Lopavent haben mit Hilfe zweier Wissenschaftler und eines externen Brandschutzexperten die Feuerwehr und die Polizei bewusst getäuscht. Zudem haben sie + evtl. Stadtdirektor Greulich den Stadtrat und die Buerger der Stadt bewusst getäuscht, hier mit Hilfe der NRW-Landesregierung. Das alles ist absolut erschreckend und ungeheuerlich. Kriminelle Methoden, dass es einem den Atem verschlägt. Wurde u.U. sogar mit dem Risiko Unfall operiert? Stau-, Auffahrunfall, freilich ohne Tote? Weil man es nicht anders sah möglich zu machen? Was sind schon ein paar Verletzte an der Rampe am liegenden Bauzaun, okay eine Fahrlässigkeit, tut uns leid, in Anbetracht von annähernd offiziell 250.000 lustig und ausgelassen Feiernder, die sich alle wohl und heimisch im Pott fuehlen, wobei selbstverständlich verschwiegen worden wäre, dass auf dem eigentlichen Partygelände nur, sagen wir mal, 100.000 waren und der Rest ungeshen und eingepfercht in Versuchslaboren.

Verlassen können uebrigens nur gleich viele das P.gelände wie draufgekommen sind, wenn auf dem Rueckweg kein Gegenverkehr und kein Stau existiert. Gerade damit aber wurde kalkuliert. Die sind nicht blöd daran gegangen, sondern verbrecherisch.

P.S.entschuldigung, dass ich heute so viele einzelne Kommentare poste. Das ist nicht beabsichtigt.

0

@ Felix Licht

Die Verpflichtung zur Beauftragung von Verantwortlichen für Veranstaltungstechnik ducrh den Veranstalter ergibt sich aus SBauVO §38 u. §39. Ein Verstoß ist ordnungswidrig laut SBauVO §46 (14). Die Bauaufsichtsbehörde hat die Einhaltung der Betriebsvorschriften zu überwachen laut PrüfVO §10.

Bauämter verfügen nicht über Meister oder Ingenieure für Veranstaltungstechnik (mir ist kein Fall bekannt). Es wird vorausgesetzt, dass die spezielleren Regelungen der SBauVO kompetent beurteilt werden können.Rettungswege gemäß SBauVO hätten tatsächlich geholfen; die geduldeten Umwegkonstruktionen über Auftragsgutachten haben keine Rechtsgrundlage im Baurecht. Das hätte auch so erkannt werden müssen.

Für gravierender halte ich einen Mangel an Kompetenz bei aktiv handelnden Personen wie Ordnungskräften und Polizei. Bei ausreichender Kompetenz wäre die ungenügende Planung und Ausführung erkannt worden, die Veranstaltung wäre dann rechtskonform gemäß SBauVO §38 (4) abgebrochen worden.

@ Flusspferd

Sie bezeichnen das Fehlen von angemessenen Rettungswegen als mittelbare Ursache. Damit gehe ich konform. Das Vorhandensein von Rettungswegen ist eine derart unabdingbare Grundlage jeder Planung und Veranstaltung von Veranstaltungen, dass ein Verstoss hiergegen grundsätzlich grob fahrlässig bis vorsätzlich ist. Das Ergebnis ist nämlich vorhersehbar - wie z.B. beim Fehlen von Rettungsbooten auf Passagierschiffen.

Die unmittelbare Ursache ist die falsche Planung und Ausführung der Publikumseinlässe zusammen mit  falschen Handlungen der Personen, die die Veranstaltung steuerten.

0

Hallo Herr Licht,

für die Frage, wieviele Personen durch den Einlass hindurch müssen, ist es egal, wie viele gleichzeitig auf dem Gelände sind. Richtig ist wohl, dass das Gelände für 250.000 Personen zugelassen war. Richtig ist auch, dass der Veranstalter nach der bei Bild.de veröffentlichtenTabelle mit maximal 235.000 Besuchern gleichzeitig auf dem Gelände rechnete. Die selbe Tabelle besagt aber auch, dass der Veranstalter damit rechnete, dass der Weg durch einen der Tunnel 485.000 Mal zum Hineingehen und 485.000 Mal zum hinausgehen verwendet würde. Je nachdem, ob man den Platz und die Dichte auf dem Gelände betrachtet oder den Fluss durch den Tunnel und die Rampe(n), muss man die eine (235.000) oder die andere (485.000) Zahl verwenden.

Und jetzt noch eine Überschlagsrechnung: Laut Entfluchtungsgutachten hätte es 3:52 Stunden gedauert, bis 250.000 Personen das Gelände über die beiden Rampen verlassen haben. Dann kann man überschlägig davon ausgehen, dass es ebenso lange dauert, bis diese 250.000 Personen das Gelände über die Rampen betreten, oder nicht? Damitsind wir insgesamt schon bei 7:44 Stunden. Laut Bild.de sind es aber nicht 250.000 Personen, die über Rampe und Tunnel hinein und hinaus gehen, sondern 485.000 Personen. Daher muss man die 7:44 Stunden noch mit 485/250 multiplizieren und erhält ziemlich genau 15 Stunden. Die Veranstaltung sollte aber nur von 10 bis 1 Uhr dauern, also auch 15 Stunden.

Wenn man also sowohl das Entfluchtungsgutachten (Seite 13, "3.1 Szenarien", Fall 4; Ergebnis ab S. 45) wie auch das Bewegungsmodell ernst nimmt, hätte man in höchstem Maße alarmiert sein müssen. Es handelt sich hier nur um eine Überschlagsrechnung, aber in Anbetracht der eindeutig zu erwartenden Ballung des Zustroms, hätte es nur zwei Auswege gegeben: das Entfluchtungsgutachten insgesamt verwerfen oder die Veranstaltung nicht zu genehmigen, bzw abzusagen.

0

Liebes Flusspony,

Sie planen falsch und sprechen von "Gelände". Was ist das fuer Sie? Aber bitte nicht antworten, wir sollten hier nicht so viel definieren (das ist längst geklärt). Niemals sollten auf dem PARTYgelände 250000 Gäste sein, sondern, wenn ueberhaupt, auf dem VERANSTALTUNGSgelände. Man plante 485000 ueber den ganzen Tag ein. Nie sollten alle vor Ort = V.gelände sein. Das PARTYgelände wurde um 12 geöffnet, die "Party" stieg um 2. 15 Stunden machen Sinn, war die Grundlage. Um 10 waren bereits mehr als erwartet vor den Schleusen. Öffnete man es absichtlich erst 2 Stunden später, waren die Planierarbeiten nur ein Vorwand?

0

Hallo Flusspferd,

Ihre Aussage müssen wir an dieser Stelle unbedingt noch etwas konkretisieren, ansonsten wäre sie eine ebenso theoretische Überlegung, wie man sie in realitätsferner Weise im Vorfeld durchführte.

Ich weiß: Ihr Ziel war es, mit der Aussage schon in dieser rein theoretischen Form aufzuzeigen, dass die rechnerisch zu ermittelnden Zahlen im Vorhinein bereits Anlass zum Aufschauen hätten geben müssen. Eben deshalb möchte ich Ihre Aussage durch das Folgende noch einmal unterstützen.

 

Der springende Punkt ist doch, dass sich auf die theoretische Betrachtung der Gesamtbesucherzahlen über den Zeitraum der kompletten Veranstaltung mit all ihren Stunden niemals Sicherheit für die Besucher schaffen lässt.

Zu betrachten sind natürlich die zu erwartenden Personenströme in einzelnen Zeitfenstern.

Nun hat niemand eine Kristallkugel, in der er diese Ströme zu bestimmten Zeiten zuverlässig voraussehen kann. Aber es ist aus gutem Grund üblich, diesbezüglich Prognosen anhand von Erfahrungswerten aufzustellen und darüber hinaus einige andere Szenarien durchzuspielen.

 

Viel weiterführend als die Gesamtzahlen sind also die Zahlen der prognostizierten Auf- und Abgänger in einzelnen Stunden. Die dafür prognostizierten Zahlen waren am Nachmittag in keinem einzigen Falle realisierbar.

Und das Entscheidende ist: Genau dies hätte bereits im Vorfeld der Veranstaltung absolut deutlich sein müssen, denn die Zahlen der Auf- und Abgänger am Nachmittag pro Stunde ließen sich nicht einmal rein theoretisch, rein rechnerisch logisch darstellen - auch einmal völlig abgesehen davon, dass man die tatsächlich gegebenen, örtlichen Bedingungen nicht in die Berechnungen mit einbezog, sei es nun die Begebenheiten des Geländes der Fluchtwege oder sei es die Verengungen auf der Rampe. Auch der rein theoretisch mögliche Personendurchfluss durch die Tunnel und auf der (in der Vorplanung) freien Rampe auf den allerdings von vornherein viel zu eng geplanten Eingangsbereich des Festivalgeländes war zu gering, um die in der Vorplanung prognostizierten Personenströme durchzulassen.

 

0

Seiten

Die Kommentare sind für diesen Beitrag geschlossen.