Führerschein mit 15? Ob das sein muss?

von Carsten Krumm, veröffentlicht am 09.07.2010

Kurz vor der Sommerpause kommt der Gesetzgeber nochmals richtig in Fahrt - wahrscheinlich haben Sie es auch schon gehört: Der Verkehrsausschuss des BT befürwortet eine Erleichterung des Zugangs zu Führerscheinen für jüngere Fahrzeugführer. Im Klartext: Bereits 15-jährige sollen etwa die Klasse AM erwerben dürfen. Darüber lässt sich sicher trefflich streiten. Hier finden sich die Vorschläge detailliert. Und hier die Pressemitteilung:

Jugendliche können in Zukunft schon mit 15 Jahren den Führerschein für Mopeds, Quads und vierrädrige Leichtkraftfahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 Stundenkilometern erwerben. Dies beschloss der Verkehrsausschuss am Mittwochmorgen, in dem er einen Antrag (17/1574) der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Opposition von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Linksfraktion annahm. Anträge der Opposition, das Alter für den Erwerb des Moped-Führerscheins nicht abzusenken, lehnte der Ausschuss mit den gleichen Mehrheitsverhältnissen ab. Darüber hinaus beschlossen die Abgeordneten, den Erwerb von Zweiradführerscheinen besonders der Klasse A2 zu erleichtern.

Die Koalition begründete ihren Antrag damit, dass mit dem neuen Führerschein die Mobilität gerade auch auf dem Land verbessert werden solle. Es solle eine altersgemäße, stufenweise Heraufsetzung der Geschwindigkeit von 45 Stundenkilometer auf 80 Stundenkilometer erreicht werden, sagte ein Sprecher der Union. Die FDP wies vor allem darauf hin, dass auch in anderen europäischen Ländern entsprechende Führerscheine mit 15 Jahren erworben werden könnten. Dies sei auch in der ehemaligen DDR so gewesen. Außerdem könnten sich jetzt schon Jugendliche mit dem Erwerb des Führerscheins besser ausbilden lassen, als dies bisher beim Mofa-Führerschein der Fall sei. Dadurch erwarte man sich mehr Sicherheit.

Dem widersprachen Sprecher der Oppositionsfraktionen entschieden. Sie verwiesen übereinstimmend auf das Beispiel Österreich. Dort seien nach einer Herabsetzung des Führerscheinalters die Unfälle mit Todesfolge um das zehnfache angestiegen. Die Absenkung des Führerscheinalters werde die Verkehrssicherheit ”massiv“ gefährden, da die Jugendlichen in diesem Alter eine hohe Risikobereitschaft haben würden. Außerdem hätten diese wenig Erfahrung im Verkehr.

 

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6 Kommentare

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Na toll.

Ein Sieg für die Bequemlichkeit (war da nicht was mit den gesundheitlichen Aspekten ?).

Und ein netter Beitrag für die schnellere Verarmung der Unterschichten ...

 

Immerhin dürfte das die Wirtschaft vorübergehend ankurbeln.

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In Zeiten von Absatzschwierigkeiten eine Marktbelebungsmassnahme für den Autoabsatz und den Erdölmarkt, man schaue sich nur heute die "Kids" ab 18 am Steuer an und deren überwiegendes Fahrverhalten, mit 15 undenkbar...

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Vollkommen daneben, dieser Vorschlag, denn in Länder mit einem solchen Mindestalter stiegen die Unfälle ganz dramatisch. Das mag vielleicht aus Organspende-Gründen interessant sein, aber dient der Verkehrssicherheit nicht.

 

Im Übrigen finde ich es unvorteilhaft, die selbstständige Bewegung von Jugendlichen nochmal mehr einzuschränken. Im Zeitalter der Verfettung ganzer junger Generationen wird jeder Schritt, den man sich in der Jugend erspart, teuer im Alter vom Gesundheitssystem erkauft.

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"Die Koalition begründete ihren Antrag damit, dass mit dem neuen Führerschein die Mobilität gerade auch auf dem Land verbessert werden soll"

Ein gescheites ÖPNV-Konzept wäre wohl auf dem Land besser als den Individualverkehr dort noch zu erhöhen.

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Die Interessen der Versicherungswirtschaft mal wieder nicht zu vergessen, denn mehr Fahrzeuge müssen auch mehr mini- oder maximal versichert sein... man gewinnt so pauschal das Gefühl, in dieser Regierung denkt niemand mehr venünftig und Gemeinwohlinteressen sind in der Politik so unrelevant wie noch nie.

 

Aus der Tagesschau http://www.tagesschau.de/inland/moped100.html etwa auch die Kritik:

 

"Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) bezeichnete die Regierungspläne als "grob fahrlässig". DVR-Präsident Walter Eichendorf sagte im Deutschlandfunk, die Sicherheit von Jugendlichen werde gefährdet. Er verwies auf Erfahrungen in Österreich, wo nach der Absenkung des Mindestalters für Moped-Fahrer von 17 auf 15 Jahren die unfallbedingten Verletztenzahlen in dieser Altersklasse drastisch gestiegen seien."

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