Heiratsmuffel

von Hans-Otto Burschel, veröffentlicht am 05.04.2010
Rechtsgebiete: HeiratswahrscheinlichkeitFamilienrecht13|3429 Aufrufe

Knapp ein Drittel der jungen Frauen und fast 40 Prozent ihrer männlichen Altersgenossen werden wahrscheinlich ihr Leben lang ledig bleiben. Das ergibt sich aus aktuelle Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung. Gegenüber 1980 hat sich die Heiratswahrscheinlichkeit damit halbiert

Besonders extrem ist die Entwicklung bei ostdeutschen Männern: Blieben von ihnen 1980 gerade einmal 12 Prozent lebenslang unverheiratet, sind es mittlerweile 41 Prozent. Von den ostdeutschen Frauen bleiben 31,8 Prozent ledig, gegenüber acht Prozent 1980. Im Westen sank der Anteil der Männer, die wenigstens einmal im Leben heiraten, in diesem Zeitraum von 76 auf 63,8 Prozent.

Quelle:  http://www.sueddeutsche.de/,ra6m1/leben/567/507721/text/ und

http://www.bib-demografie.de/cln_099/nn_1759862/SharedDocs/Publikationen/DE/Download/Grafik__des__Monats/heiratswahrscheinlichkeit,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/heiratswahrscheinlichkeit.pdf

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13 Kommentare

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Warum sollten Menschen heute noch heiraten? Im Fall der Arbeitslosigkeit wird möglicherweise versucht, keine Bedarfsgemeinschaft zu sein, was bei Eheleuten eher weniger gelingt. Steuererleichterungen für zwei arbeitende Partner gibt es nicht und die Zeiten, in denen ein Partner genug Arbeitslohn für beide Partner erhält, sind bis auf Ausnahmen vorbei.

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Ich finde, mit dem Osten kann man das schonmal gar nicht vergleichen, weil da bekanntermaßen geheiratet wurde, um Vergünstigungen wie z.B. einen Ehekredit oder eine Neubauwohnung zu bekommen. Das alles ist ja nun schon lange weggefallen. Insofern wäre ein Vergleich mit beispielsweise 1995 angebrachter.

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Das ist doch nicht verwunderlich. Der deutschen Gesetzeslage und - noch viel schlimmer - der Rspr. liegt ein mittelalterliches Familienmodell zu Grunde. Das entspricht für viele Menschen schon längst nicht mehr der Lebenswirklichkeit.

Ich habe das Zutrauen, mich von meiner eigenen Arbeit ernähren zu können. Ich teile gern in einer Beziehung, möchte aber nach einer Trennung nicht weiterzahlen. Dafür erwarte ich aber auch nicht, dass die Partnerin das Haus und den Herd hütet. Wenn meine (potentielle) Partnerin nicht gerade Beamtin oder Millionärin ist, wäre eine Heirat ein gröblicher Verstoß gegen eigene Interessen. Und daran kann ein Ehevertrag nicht wirklich etwas ändern. Würden die Menschen die Rechtslage besser kennen (vor der Ehe), es würden noch viel weniger heiraten.

 

Dazu kommt sicher auch, dass es praktisch keinen gesellschaftlichen bzw. religiösen Druck mehr gibt, heiraten zu müssen. Zum Glück, kann ich da nur sagen

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 Wenn meine (potentielle) Partnerin nicht gerade Beamtin oder Millionärin ist

das eine schließt das andere aus ;-)

aber im Ernst: ich halte es für einen Irrglauben zu meinen, dass bei der Trennung einer langjährigen nichtehelichen LG die Probleme geringer wären als bei einer Scheidung

Herr Burschel,

Ihren "Irrglauben" in Ehren, aber der von Ihnen Zitierte hat schon recht. Alleine schon die Frage des Unterhalts im Fall einer Ehescheidung ist so ein Problem, das es bei der NELG nicht gibt. Und das ist m.E. schon ein grosses Problem. 

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Alleine schon die Frage des Unterhalts im Fall einer Ehescheidung ist so ein Problem, das es bei der NELG nicht gibt

Kindesunterhalt und Unterhalt für die Mutter nach § 1615 l BGB bereiten genügend Probleme

zu Nr. 8:

Zugegeben, aber sie haben dieses Problem nicht bei kinderlosen Beziehungen und die nehmen ebenfalls zu.

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Bei kinderlosen Ehen stellt sich nach der Reform des Unterhaltsrechts das Problem des Unterhalts kaum noch.

Aber: Ich habe hier nicht die Ehe zu verteidigen, sondern stelle nur fest, dass

a) die Statistik sich mit meinen privaten Beobachtungen im Bekannten- Freundes- und Verwandtenkreis deckt

b) eine Trennung - egal ob Ehe oder NEGl - eine Reihe von (auch rechtlichen) Problemen aufwirft.

Der Tag ist nicht fern, da wird nach einer Verrechtlichung der NEGl gerufen werden

Die nichteheliche Lebensgemeinschaft wird der Ehe gleichgestellt werden, viele Unterschiede gibt es nicht mehr. Die Ehe ist -schon jetzt- ein überkommenes Lebensmodell, welches nur noch von Beamten, Millionärsgattinnen und Einverdiener-Partnerschaften gewählt wird.

Bald wird es auch Zeremonien anlässlich einer "Mittel/Langfristerklärung" einer NELG geben, ähnlich der Eheschließung

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Solche Bestrebungen wird es sicher geben - von den Ewiggestrigen. Aber das wird sich nicht durchsetzen. Angesichts dessen, das gerade das Unterhaltsrecht in Deutschland weltweit führend sein dürfte und auch nur in wenigen Ländern der EU nur annähernd weitgehend ist, wird man das nicht auch noch auf die NEG ausdehnen können. Außerdem dürften solchen Bestrebungen auch massive verfassungsrechtliche Bedenken entgegenstehen.

 

Aber der Gedanke ist schon interessant. Wenn die Leute nicht mehr heiraten wollen (weil sie die rechtlichen Folgen ablehnen), dehnen wir das ganze Konstrukt einfach aus. Ganz großartig.

 

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Versorgungssicherheit wird heutzutage vom Staat auf einem Basisniveau garantiert. Das macht es vor allem sehr einfach alleinerziehenden Frauen möglich ehegattenlos zu bleiben. Mit staatlichen Unterstützung hat die alleinerziehende Mutter schon ein nicht zu verachtendes Einkommen. Da der Arbeitslohn aber seit Jahren stagniert und die Mittelklasse substanziell ausblutet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie keinen Partner mit besserem Einkommen finden wird. Entsprechend richtet man sich mit staatlichen Leistungen ein.

 

Interessant finde ich solche Zahlenvergleiche immer dann, wenn auch die Frage nach der Zufriedenheit gestellt wird. Denn die Zufriedenheit mit der Lebenssituation ist durch diese "ehelosen" Zeiten nicht gerade gestiegen, sondern drastisch gesunken. Eine oft unterschätzte Folge der sog. Gleichberechtigung.

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