Facebook: problematischer Datenschutz

von Dr. Axel Spies, veröffentlicht am 31.03.2010

Diese heutige Heise-Nachricht gibt mir Anlass, das Thema Datenschutz in Sozialen Netzwerken wieder aufzugreifen:

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Verbraucherschuetzer-warnen-vor-geplanten-Datenschutzbestimmungen-bei-Facebook-968380.html

Auszug aus der Meldung: "Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat die geplanten Änderungen der Datenschutzbestimmungen im Social Network Facebook begutachtet und einige "negative Überraschungen" entdeckt. Da die meisten Nutzer von solchen Änderungen nichts mitbekämen, fordert der vzbv sie nun zum Protest gegenüber den Facebook-Betreibern auf und dazu, ihre Kontakte über die von den Verbraucherschützern herausgearbeiteten Klauseln in den neuen Bestimmungen zu informieren. Nicht alle der Regelungen seien neu, aber alle seien "höchst problematisch"....

Die Verbraucherschützer kritisieren nun an den geplanten Bestimmungen, dass ungefragt und ohne Zustimmung  Standortdaten erhoben und verarbeitet werden können. Das sei nach Paragraph 98 des Telekommunikationsgesetzes unzulässig. Facebook wolle auch nach eigenem Belieben Daten aus seinem Netzwerk anderen Anbietern zur Verfügung stellen. Diese Regelung sei rechtlich nicht in Ordnung, meinen die Verbraucherschützer. Auch warnen sie zum wiederholten Male davor, das Adressbuch des Handys mit dem in Facebook zu synchronisieren. Facebook könne dadurch an Daten von Dritten gelangen, die dazu nicht um ihre Zustimmung gefragt würden. Auch sei es unzulässig, dass Facebook so gewonnene Daten 180 Tage nicht anonymisiert speichern wolle.

Da Facebook keine Datenschutzeinstellungen für Namen und Profilbild vorsieht, empfehlen die Verbraucherschützer, keinen Realnamen und kein Profilbild zu verwenden. Schlecht sei auch, dass Nutzer Markierungen auf Fotos erst entfernen können, wenn diese schon sichtbar seien. Besser sei eine Lösung wie im VZ-Netz, das Nutzer zunächst darüber benachrichtige, dass sie markiert wurden. Eine Markierung werde erst nach Zustimmung sichtbar."

Wie steht die Beck Community zum Datenschutz bei Facebook? Was ist zu tun?

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2 Kommentare

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Sharing-Philosophie vs. Privatsphären-Philosophie

 

Das Verschwinden der Privatsphäre.

Die Privatsphäre ist nicht mehr zeitgemäß, stellt Mark Zuckerberg, der Erfinder von Facebook fest und trifft damit den wunden Punkt des europäischen Datenschutzrechts. So ist das BDSG mit seinem Anspruch, die Privatsphäre zu schützen, nach § 1 Abs 5 Satz 2 auf einer US-Plattform wie Facebook nicht anwendbar, denn es ist nicht eindeutig ableitbar, dass bei der Nutzung von Facebook personenbezogene Daten im Inland erhoben, verarbeitet oder genutzt werden.

 

Die digital natives.

Facebook-Datenschutzrecht wird weltweit von 400 Millionen Nutzern und in Deutschland von 7,5 Millionen Nutzern akzeptiert. Nach allen Statistiken gehören die Nutzer ganz überwiegend zur Generation der digital natives. Diese Generation hat die Lebensphilosphie der Privatsphäre, deren Schutz das Anliegen des BDSG nach seinem ersten Satz ist, durch die Lebensphilosophie des Sharing abgelöst: mit einem Kreis vielfältiger und vernetzter Freunde über Persönliches zu kommunizieren.

 

Die Generation-Privatsphäre

In dieser Lebensphilosphie wirken die Regeln des Datenschutzrechts als Blockade und als Restriktion. Für europäische Datenschutzrechtler ist dies eine bittere Situation: Sie können nichts ausrichten außer, dass sie die Nutzer auf Gefahren hinweisen, die nach ihren Maßstäbe bestehen. Es bleibt offen, ob die Generation der digital natives auf die Ermahnungen der Generation-Privatsphäre reagiert.

 

Sharing und soziale Medien

Ich denke, dass  der verführerisch schöne iPad und seine Folgeprodukte den Trend zum Sharing in den internationalen sozialen Medien steigern und dass von dem BDSG repräsentierte Recht der Privatsphäre ein gesetzlich verordnetes Dasein in engen staatlichen Grenzen führen wird.

 

Ivo Geis

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Zum Thema Facebook, Soziale Netzwerke und deren Auswirkungen auch ein sehr interessanter Titel, "Connected!: Die Macht sozialer Netzwerke und warum Glück ansteckend ist" von Nicholas A. Christakis, James H. Fowler / Connected! / Fischer: http://www.amazon.de/Connected-Macht-sozialer-Netzwerke-ansteckend/dp/31...

 

"Dieses Buch kann Ihr Leben verändern - wenn es jemand liest, den Sie nicht kennen.
Ihre politische Einstellung, Ihre Partnerschaft, Ihr Leibesumfang - Sie glauben, das alles bestimmen Sie selbst? Weit gefehlt! Es sind Menschen, die Sie oft nicht mal persönlich kennen - die Freunde eines Freundes eines Freundes -, die Ihr Leben bis ins kleinste Detail maßgeblich beeinflussen.
Die international renommierten Wissenschaftler Nicholas A. Christakis und James H. Fowler haben soziale Netzwerke erforscht und zeigen, wie diese unmerklich auf unser Verhalten abfärben. Für ihre Forschungen erschlossen sie die bislang größte Menge an persönlichen Daten, u.a. aus Facebook-Profilen und der Erfassung und Langzeitstudie einer gesamten Kleinstadt. Die Auswertung zeigt: Verhaltensmuster und Gefühle der Menschen sind wie ein Fischschwarm. Nicht ein einzelner Fisch entscheidet, wohin es geht, sondern der Schwarm trifft die Entscheidung.
Auf verblüffende, provokante und unterhaltsame Weise zeigen Christakis und Fowler wie groß die Macht sozialer Ansteckung ist."

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