Friede von Jaffa

von Dr. Thomas Lapp, veröffentlicht am 21.02.2010

Der Friede von Jaffa beendete am 18. Februar 1229 den Kreuzzug des römisch-deutschen Kaisers Friedrich II. nach Jerusalem in den Jahren 1228 bis 1229. Der Kreuzzug war so ungewöhnlich wie Friedrich II. als Herrscher überhaupt.Mehrfach hatte Friedrich II. dem Papst versprochen, zur Rückeroberung von Jerusalem aufzubrechen und er sollte eigentlich auch bereits 1217 am fünften Kreuzzug teilnehmen. Als er 1227 den Aufbruch abermals verschob, wurde Friedrich II. vom Papst mit dem Kirchenbann bestraft, also exkommuniziert.

Friedrich II. war in Sizilien in einem Umfeld aufgewachsen, das ihm Kontakt zur arabischen Welt ermöglichte. Man geht davon aus, dass er die arabische Sprache beherrschte. Als König von Sizilien trat er im Heiligen Land mit orientalischem Pomp und seiner muslimischen Leibgarde auf. Im Gegensatz zu den früheren Kreuzfahrern hatte er kein großes Kreuzfahrerheer mitgebracht und nahm unmittelbar nach seiner Ankunft im diplomatischen Kontakt zum Ayyubiden-Sultan von Ägypten al-Kamil auf. Die Verhandlungen führten zu einem Kompromiss, der den Kreuzfahrern Jerusalem einbrachte, wobei Jerusalemer Tempelberg mit der al-Aqsa-Moschee und dem Felsendom muslimisch blieben, aber von den Christen genutzt werden konnten. Der einzige friedliche Kreuzzug war damit erfolgreicher als die unmittelbar davor durchgeführten Kreuzüge.

Man darf nicht verkennen, dass es hier nicht um Mediation ging und dass sowohl Friedrich II. als auch Sulten al-Kamil realpolitische Gründe hatten, einen Kompromiß statt einer kriegerischen Auseinandersetzung zu suchen. Auch kann man heute nicht sicher beurteilen, ob die Haltung Friedrichs II. Zeichen einer toleranten und aufgeklärten Einstellung zum Islam und den Arabern oder aber Realpolitik war. Beides dürfte eine Rolle gespielt haben.

Trotzdem kann man davon ausgehen, dass die Verhandlungen durch seine Kenntnis der Sprache und sein Verständnis von kulturellem und religiösem Hintergrund der anderen Seite Friedrichs II. die Verhandlungen erleichtert haben. Nicht nur dieser Friedensvertrag war die Ursache, dass seine Zeitgenossen Friedrich II. als stupor mundi (Staunen der Welt) bezeichneten. Jerusalem friedlich statt mit Waffengewalt "erobert" zu haben, wurde ihm von vielen Zeitgenossen übel genommen.

Die Bereitschaft zu unorthodoxem Denken, zum Beschreiten auch ungewöhnlicher Wege und zum Eingehen auf die Situation und den persönlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Hintergrund des Gegenübers sind auch heute in Verhandlungen und Mediationen Erfolgsfaktoren. Insoweit kann der Friede von Jaffa auch heute noch als Beispiel erfolgreicher Verhandlungen dienen.

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