"Goldene Nase" für Schlecker

von Prof. Dr. Markus Stoffels, veröffentlicht am 01.10.2009

Erstmals hat ein Oberhausener Kuratorium, bestehend aus DGB-Gewerkschaften, Kirchen und Attac, einen "Anti-Preis für besonders dreiste Arbeitgeber oder Dienststellen", die sog. "Goldene Nase", verliehen. Erster "Preisträger" ist Anton Schlecker, Inhaber der gleichnamigen Drogeriemarktkette. Hauptkritikpunkt ist ein neues Konzept des Unternehmens, dass vor allem die Gründung neuer sog. XL-Märkte beinhaltet. Nach Ansicht der Gewerkschaft Ver.di zielt dieses Konzept in erster Linie auf Tarifflucht und Lohndumping. Schlecker schließe alte Filialen. Das alte Personal werde dann teilweise in den neuen Märkten angestellt, allerdings ohne Mitbestimmung und regulären Tarif. Eine Zeitarbeitsfirma stelle die Arbeitnehmer befristet und meist als Geringfügige ein und verleihe sie an die neuen Märkte, mit niedrigeren Löhnen (etwa 6,50 Euro statt der bisherigen 12,93 Euro), einer Arbeitszeit von 42 statt 37,5 Stunden und einem Urlaub von nur vier Wochen. Dafür sorgten christliche Gewerkschaften mit einem "Gefälligkeitstarifvertrag". Schlecker verdiene sich auf diese Art und Weise eine goldene Nase auf Kosten der Arbeitnehmer. Zu einer "Preisverleihung" im eigentlichen Sinne ist offenbar nicht gekommen, da seitens des Unternehmens niemand zur Entgegennahme bereit war.

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7 Kommentare

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Auch Stern TV hat schon darüber berichtet. Allerdings insofern von der Darstellung hier leicht abweichend, als dass die Angestellten aus den alten Märkten nicht in die neuen übernommen würden. Außerdem wurde dort darauf hingewiesen, dass die Zeitarbeitsfirma einem ehemaligen (?) Vorstandsmitglied von Schlecker gehöre und ihre Niederlassung eng mit einer Schlecker-Niederlassung verwoben ist.

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Nur mal so am Rande: Liegt hier nicht ein Betriebsübergang vor? Wundert mich nur, dass das bisher so hingenommen wird von der Belegschaft. Und geht der Betriebsrat nicht mit über, wenn der Betrieb mit übergeht?

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Schön, wenn Gutmenschentum und Gewerkschaften sich gegenseitig auf die Schulter klopfen. Allerdings gilt auch hier: Wer Essig predigt und wenn trinkt, ist unglaubwürdig.

Die Gewerkschaften zahlen ihren eignen Leuten nicht das, was sie von anderen fordern, komisch.

...Mein Highligt ist hier die SPD "Barracke" 1998 in Bonn. Sämtliche Angestellte waren outgesourct, alle über eine Zeitarbeitsfirma angestellt. Bis hin zum Koch. Nur bei einem war es anders, der hatte einen Leibkoch: Oskar Lafontaine. Mein SPD-Bekanntschaft rechtfertigte diesen Luxus für Rotlicht-Oskar damit, dass der Koch auch für "andere" koche.

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Das Wertvolle an solchen news ist auch, dass man nun weiss, wo man künftig nicht mehr einkauft. Die beteiligten "christlichen" Gewerkschaften können es durch ihre Praxis zudem auch nur auf die Abschaffung der Kirche abgesehen haben, wie verwerflich.

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