Zwölf Schüler eines Internats in Bayern sollen die als "Liquid Ecstasy" oder "Vergewaltigungsdroge" bekannte Designerdroge GBL konsumiert haben - enorme Suchtgefahr und schwieriger Entzug

von Prof. Dr. Bernd von Heintschel-Heinegg, veröffentlicht am 22.07.2009

Die gestrige Meldung in einigen bayrischen Zeitungen, zwölf Schüler eines Internats in Oberbayern sollen GBL konsumiert haben, ist für mich nur der Aufhänger, auf das frei erhältliche, meist günstig zu kaufende, aber regelmäßig unterschätzte GBL aufmerksam zu machen - die richtige Dosierung ist schwierig, die Suchtgefehr enorm und der Entzug schwieriger als bei Heroin! Konsumenten also aufgepasst: GBL macht so abhängig wie Heroin!

An sich dient das flüssige GBL als Lösungsmittel in der Industrie, aber auch als Ausgangsstoff für Pharmazeutika und Chemikalien. Zudem ist GBL der Vorläuferstoff des verbotenen Betäubungsmittels GBH. Auf das frei erhältliche GBL greifen junge Leute deshalb gerne zurück, weil es annähernd die selbe Wirkung wie GHB erzeugt. Lediglich das Weitergeben für den Konsum ist als Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz verboten.

Bei geringer Dosierung löst GBL einen dem Alkoholrausch ähnlichen Zustand aus: Die Droge stimuliert, löst Angstzustände und wirkt leicht euphorisierend. Höhere Dosen wirken stark einschläfernd. Überdosierung kann zu plötzlichem narkoseähnlichen Schlaf führen.

Ein paar Tropfen GBL in das offene Getränk des Opfers reichen aus, um es gefügig und wehrlos zu machen - daher "Vergewaltigungsdroge". Nach dem unfeiwilligen Drogenrausch kann sich das Opfer meist nicht einmal mehr an den sexuellen Übergriff erinnern.  

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4 Kommentare

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Nicht zu vergessen ist auch der schnelle Metabolismus der Substanz im Körper - nach wenigen Stunden ist kaum noch was nachzuweisen. Vergewaltigungsopfer sollten bei Verdachtsmomenten schnell eine Blut- und Urinprobe machen, damit noch was nachweisbar ist. 

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So könnte  Heroin bei Kosumenten von GBL verharmlost werden. Die Wirkunterschiede scheinen doch ernorm zu sein, so dass man mit solchen Vergleichen vorsichtig sein sollte. Es gibt auch die evtl. richtige These, dass Zigarrettensucht schwieriger zu bekämpfen sei, als Heroinsucht.

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Nun die Substanz macht definitiv schnell süchtig. Aber ob es denn tatsächlich mit einer Opiatabhängigkeit vergleichbar wäre, bezweifle ich. Der Entzug läuft bei weitem nicht so heftig ab, wie der von Opiaten.

Gefährlich ist die Substanz lediglich aufgrund ihres günstigen Preises, und des einfachen Erwerbs. Ob ein Verbot sinnvoll wäre bezweifle ich aber auch, schliesslich muss eine Prävention her.

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Ich würde sagen der GBL-Entzug übertrifft den Heroin Entzug in Sachen Gefährlichkeit. Gbl wirkt wie alkohol und Benzodiazepine (z.B. Diazepam) im GABAergen System, die Entzüge von solchen Substanzen können bei stark abhängigen Konsumenten Delirien, Krampfanfälle und Lebensgefährliche Blutdruckschwankungen in extremen Höhen hervorrufen. Folgen -> Herzinfarkt, Schlaganfall, Tod. Opioid-Entzüge hingegen sind in der Regel kaum lebensgefährlich, lediglich lange andauernd und sehr unangenehm.

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