Polizeiliche Kriminalstatistik 2008 des BKA - erste Informationen sickern durch, und was macht die Presse daraus?

von Prof. Dr. Henning Ernst Müller, veröffentlicht am 12.06.2009

Eigentlich will Bundesinnenminister Schäuble die Statistik erst am kommenden Montag vorstellen, aber die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet schon mit Datum von gestern darüber. Insgesamt scheint die registrierte Zahl der Delikte zurückgegangen zu sein, ebenso die Zahl der Diebstähle und sogar die Zahl der Gewaltdelikte. Was tut der Journalist, der nun unbedingt seine und die Vorurteile des Publikums bestätigen will? Gibt es nicht irgendeine Kategorie, in der die Zahlen irgendwie "dramatisch" gestiegen sind? Wer suchet, der findet, und deshalb lautet die Überschrift in der NOZ nun ähnlich wie auch typischerweise in vielen anderen Presseerzeugnissen (siehe google news). 

Am dämlichsten gelingt es dem Focus, Überschrift und Text in einen Widerspruch zu bringen, man schaue selbst.

Natürlich werde ich, sobald das BKA die Statistik auf seiner Homepage zur Verfügung stellt, hier im Blog noch näher darauf eingehen.

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Update: Eben stieß ich bei der Recherche auf diesen Hinweis des nordrheinwestfälischen LKA in der Kriminalstatistik 2008 für NRW (dort auf S. 43):

"53,4 % der gefährlichen und schweren Körperverletzungen wurden im öffentlichen
Raum auf Straßen, Wegen oder Plätzen begangen. Im Jahr 2008 wurden 19 315
Fälle erfasst. Gegenüber dem Vorjahr (17 646 Fälle) bedeutet dies eine Zunahme
um 1 669 Fälle oder 9,5 %. Da jedoch die Anzahl der gefährlichen und schweren
Körperverletzungen insgesamt leicht rückläufig war, ist diese Steigerungsrate überwiegend
auf die im Jahr 2008 differenziertere Erfassung des sechsstelligen Straftatenschlüssels
zurückzuführen
."

Es kann immer wieder beobachtet werden, dass bei Änderungen der statistischen Erfassung sich im Ergebnis ungewöhnliche Ausschläge ergeben, die aber kaum die Wirklichkeit wiedergeben. Dazu passt auch, dass im selben Zeitraum, in dem in NRW (und in Gesamtdeutschland) die Zahlen für diese Kategorie ungewöhnlich stark gestiegen sind, bei derselben Unterkategorie in Bayern die Zahlen um 10 Prozent zurückgegangen sind. Offenbar herrscht hier noch etwas Chaos bei der Erfassung.

Siehe jetzt zur PKS 2008 auch diesen weiteren Beitrag.

und diesen hier.

 

 

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