Amokläufer soll in der Psychiatrischen Klinik Weissenhof "Hass auf alle" geäußert haben
von , veröffentlicht am 21.03.2009Nach FOCUS-Informationen klagte der Amokläufer von Winnenden im vergangenen Jahr in einem ersten Gespräch in der psychiatrischen Klinik Weissenhof über massive psychische Probleme und einen „Hass auf alle".
Eine grundlose, sich steigernde Wut könne Zeichen einer sich entwickelnden Psychose sein. „Hier geht es um abnorme innere Verarbeitung", so der Leiter der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden Rudolf Egg.
Der Anwalt der Familie dementiert laut FOCUS solche Thesen. Es sei um schulische Probleme und die Frage gegangen, auf welche weiterführende Schule Tim nach der mittleren Reife gehen soll.
Leider habe ich mir den Bericht über die Angaben Pkw-Fahrers, den der Amokläufer als Geisel genommen hatte, in der vergangenen Woche aus der FAZ nicht ausgeschnitten. Da stand meiner Erinnerung nach zu lesen, dass Tim nach Einschätzung des Pkw-Fahrers psychisch sehr auffällig gewesen sei und auf die Frage, warum er das tue, geantwortet haben soll, weil es ihm Spaß mache.
Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
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3 Kommentare
Kommentare als Feed abonnierenTilman Hausherr kommentiert am Permanenter Link
Mag ja alles interessant sein, aber Arztgeheimnis hatte ich irgendwie anders in Erinnerung. Aber vielleicht ticken die Uhren in der "Psychiatrischen Klinik Weissenhof" anders...
Prof. Dr. Henning Ernst Müller kommentiert am Permanenter Link
Zur Äußerung des Fahrers: Psychische Auffälligkeit, nachdem der Täter unmittelbar vorher 13 Personen erschossen hatte, ist sicher keine Überraschung; schließlich handelte es sich bei der Flucht vom Tatort weg auch um eine Extremsituation, die so nicht geplant sein konnte.
Zur angeblichen Psychose: Dass der Täter "Hass auf alle" geäußert haben soll, wird von dem anerkannten Kriminalpsychologen Rudolf Egg laut Focus zu einer Fern- und Dritthanddiagnose genutzt, die aufgrund des Todes des Patienten nicht mehr überprüfbar ist. Laut Focus soll Egg eine (bloß) affektive Störung bezweifelt und eher auf eine endogene Psychose getippt haben:
„Wenn sich jemand bei einem ärztlichen Gespräch derart einlässt und diese Stimmung nicht begründen kann, spricht das gegen eine affektive Störung." Eine grundlose, sich steigernde Wut könne Zeichen einer sich entwickelnden Psychose sein. „Hier geht es um abnorme innere Verarbeitung", so Egg. Dabei handele es sich um eine schwere psychische Erkrankung. „Häufig sind es endogene Psychosen, das heißt, dass die Ursache unklar ist."
Als erstes sollte man daran denken, dass sich hier jemand in dieser Klinik wichtig machen wollte und offenbar selbst wenig Respekt vor seiner beruflichen Aufgabe zeigte. Dies spricht schon entscheidend gegen die Glaubwürdigkeit einer solchen Mitteilung. Im Verkehrsgericht spricht man vom "Knallzeugen", so ähnlich scheint es mir hier zu sein.
Und wenn nach Bekanntwerden einer Amoktat des Patienten, dessen angebliche Äußerung an die Presse vermittelt und dann von einem Journalisten an den Fachmann weitergeleitet wird, ist jede Diagnose höchst spekulativ und entspricht kaum fachlichen Standards. Egg hätte hier meiner Meinung nach lieber geschwiegen.
Nosig kommentiert am Permanenter Link
Herr Prof. Dr. Müller, Sie sprechen mir aus der Seele.
Vielen Dank, dass endlich mal jemand qualifiziert zu der angeblich 'psychiatrischen Störung' bzw. 'psychischen Auffälligkeit' (wie die Medien das auch bezeichnen mögen, es gibt da verschiedene Bezeichnungen), Stellung nimmt.
MfG