Nach dem Datenschutzproblem noch ein Web 2.0-Problem: Bahn mahnt Blogger von netzpolitik.org wegen Verrats von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen ab
von , veröffentlicht am 03.02.2009Der aufziehende Sturm in der Blogosphäre ist schon spürbar: Wie heise online und Spiegel Online melden, hat die Deutsche Bahn AG den Betreiber des Blog netzpolitik.org wegen Verstosses gegen § 17 UWG, §§ 823, 826 BGB abgemahnt. Markus Beckedahl hatte ein internes Memo über eine Besprechung zwischen Aufsichtsbehörde und Unternehmen ins Netz gestellt - ein Dokument, aus dem in der Tat sensible Interna zum Thema Mitarbeiterüberwachung herauszulesen sind. Ob die Abmahnung berechtigt ist oder nicht, kann dahingestellt bleiben, da jedenfalls das mit ihr verfolgte Ziel (das Memo aus dem Verkehr und aus der Diskussion zu ziehen) nicht mehr ereicht werden kann: Im Web erhalten entsprechende Aktionen in Sekundenschnelle (Stichwort: Twitter) eine enorme Publizität und die Interna sind für immer öffentlich.
Hinweise zur bestehenden Moderationspraxis
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6 Kommentare
Kommentare als Feed abonnierenkehl kommentiert am Permanenter Link
Der Focus bezeichnet das Vorgehen der Bahn zutreffend vor allem als "PR-Desaster". Ein weiteres, oder schon wieder - möchte man sagen.
Dr. Karger kommentiert am Permanenter Link
Im Hinblick auf PR war die Abmahnung sicherlich keine sehr gute Idee. Wer zeitnah und "first hand" wissen will, wie die Sache weitergeht, sollte hin und wieder mal bei Twitter reinsehen:
http://twitter.com/netzpolitik
Stadler kommentiert am Permanenter Link
Die Bahn hat mit dieser Abmahnung auf das eigene Tor geschossen. Aber auch rechtlich steht der geltend gemachte Unterlassungsanspruch auf sehr wackeligen Beinen:
http://www.internet-law.de/2009/02/bahn-mahnt-internetportal.html
Pflichtfeld kommentiert am Permanenter Link
Wie läuft das in größeren Organisationen mit eigener Rechtsabteilung eigentlich genau ab? Wird da bei Abmahnungen im Vorfeld nicht der Auswirkung auf die Öffentlichkeitsarbeit berücksichtigt? Berät sich die Rechtsabteilung bei solchen Aktionen nicht standardmäßig mit der PR-Abteilung oder mit dem Vorstand?
Dr. Michael Karger kommentiert am Permanenter Link
@ plichtfeld: In der Regel wird das schon interen abgestimmt. Auf Twitter schreibt netzpolitik gerade, dass man sich wehren werde und der Server uU ins Ausland gespiegelt werden soll.
Sebastian Dosch kommentiert am Permanenter Link
netzwelt.org meldet: Die deutsche Bahn gibt auf (http://netzpolitik.org/2009/deutsche-bahn-ag-gibt-auf/) - meines Erachtens hätte diese Abmahnung erst gar nicht ausgesprochen werden sollen. Ob dieser Schritt nun die Wogen glättet...?